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MibetgerAnzeja^ und Taaeblatt o Tageblatt Amtsblatt für die königlichen und städttschen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortliche Leitung: Georg Burkhardt. LV4LV erscheint jeden Wochentag Abmds-/.7 Uhr für den . . ° Inserate werden bis Bormittag 11 Uhr ^0^4» H 212. Freitag, den 11. September. °--^Z ! 1896. Zwangsversteigerung. DaS im Grundbuche auf den Namen des Feilenfabrikanten Carl Max Hugo Berger in Hermsdorf bei Dresden eingetragene Hausgrundstück unter No. 711 des Brandversicherungskatasters, Abth. und Folium 532 des Grundbuchs für Freiberg, vormaligen Stadtgerichtsantheils, bestehend aus der Parzelle No. 457 des Flurbuchs und geschätzt auf 2850 Mk. — Pfg. soll im hiesigen König!. Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist Ver IS. Oktober 1896, Vormittags 1t Ith* als Anmelvetermin, ferner Ver 3. November 1396, Vormittags 19 tthr, als Bersteigeruugstermi«, sowie Ver 13. November 1898, Vormittags 11 tthr, als Termin zu Verkünvung ves Vertheilungsplans anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts ein gesehen werden. Freiberg, am 8. September 1896. Königliches Amtsgericht, AV1H. » Lu 13./96 Nr. 12. IZr. ILnuiir. Nicolai, Einladung. Zu Ehren des zum Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz erwählten und Mitte dieses Monats aus seinem dermaligen Amte scheidenden Herrn Bürgermeister vr »«vk soll nächsten Dienstag, den 15. September 1896, Abends ^8 Ith* im Saale des Gewerbehauses ei» Festmahl veranstaltet werden. Die Mitglieder der hiesigen Behörden, sowie die Bewohner hiesiger Stadt werden zur Theil- nahme an diesem Festmahl hierdurch ergebenst eingeladen. Tafelkarten ü 3 Mk. wolle man bis spätestens den 13. September Abends bei Herrn Restau rateur Helbig im Gewerbehause entnehmen. Freiberg, den 10. September 1896. De* Stadtrat h. »Ä88l«r. Der Bedarf von ca. 12600 kx Roggenrichtstroh — Flegeldrusch — für die hiesigen Garnison-Anstalten soll am 12. September d. I. Vormittags 10 Uhr, der Verkauf des allen Lagerstrohes aus ca. 660 Strohsäcken an demselben Tage Vormittags 11 Uhr im Geschäftszimmer der Garnison-Verwaltung, Jägerkaserne, Stube 37, in öffentlicher Verdingung vergeben werden. Die bezüg lichen Bedingungen sind vor Abgabe der Preisangebote von jedem Bewerber zu unterschreiben und liegen von heute ab in vorgenannten Geschäftszimmern zur Einsichtnahme aus. Freiberg, am 7. September 1896. Königliche Garnison-Verwaltung. Auktion. Montag, den 14. September 1896 Nachmittags 3 Uhr werden im amtsgerich^ lichen Auctionslocale 1 Ladentafel, 2 Waarenschränke, 3 Waarenregale, 15 gr. u. kl. Hänge- und 25 Tischlampen, 1 Papageikäfig mit Stellage, 2 Kohlenkästen, 20 Gießkannen, 3 P. Wasserkanne», 1 Petroleumofen, 5 Ampeln, 6 kupf. Wärmflaschen, 5 Gewürzetageren, 5 zinn. bez. emaill. Aesche, 7 Kaffeemühlen, 111 Tafeln Weißblech, 1 zinn. Kinderbadewanne, 1 Closett, 3 eis. Kalkkästen und 1 Aquarium versteigert. Freiberg, den 9. September 1896. ^-ir. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Wirthschastsbesitzers und Bergarbeiters ikdrount UMImam» in Erbisdors wird heute am 9. September 1896, Vormittags 9 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Agent Richard Noack in Erbisdorf wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 10. Oktober 1896 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in § 120 der KonkurS- ordnung bezeichneten Gegenstände auf Mittwoch, deu 30. September 1896, Vormittags 10 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf Dienstag, deu 27. Oktober 1896, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forder ungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkurs verwalter bis zum 10. Oktober 1896 Anzeige zu machen. Köuialickws Amtsgericht ru Braud» " Bekannt gemacht durch den GerichtSschreiber: Aktuar Sonderzug nach dem Erzgebirge. Sonntag, den 20. Septembev 1896. 5 Uhr 35 Min. Vorm. U aus Dresden- Ältst, in 4 12 Uhr 39 Min. Vorm. 6 „ 58 „ „ I „ Freiberg „ 11 „ 23 „ Nachm. 9 „ 13 „ „ in Annaberg aus 9 „ — „ „ 10 „ 29 „ „ „ Weipert „ K 7 „ 40 „ Ermäßigte Fahrkartenpreise. Siebentägige Fahrkartengiltigkeit. Schluß des Fahrkarten verkaufs am 19. September abends 9 Uhr. Näheres ergiebt die bei den beteiligten Stationen unentgeltlich zu erhaltende „Uebersicht." Dresden, am 7. September 1896. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. 7822 6 I.s Die Philippinen. Von Otto Leonhardt. (Nachdruck verboten.) Nach dem Prinzen von Asturien, dem späteren König Philipp III., taufte i. I. 1542 der Admiral Villalobos den Archipel, den Magellan 1521 zuerst betreten und der dem großen Seefahrer das Leben gekostet hatte. Fast 30 Jahre später faßten die Spanier auf der Hauptinsel Luzon festen Fuß und breiteten jetzt ihre Herrschaft mit wachsender Schnelligkeit über die Insel gruppe aus. Es ist ein wahrhaft paradiesisches Stück Erde, das sie damit ihrem Reiche einverleibten. Der vulkanische, schon von Natur sehr üppige Boden wird durch die gewaltigen, Wolkenbrüchen gleichen Regengüsse, die im Oktober und November niedergehen, zu höchster Fruchtbarkeit gesteigert. An den besten Stellen finden viermal im Jahre Ernten statt: zweimal erntet man den Reis, je einmal die Melonen und den Mais. Der Reis soll zuweilen 400fachen Ertrag geben. Der Kakao, der hier gedeiht, gilt für den besten der Welt; die Bewohner ziehen ihn dem Kaffee vor, der hier daher nicht so viel angebaut wird. Alle Südfrüchte, die Dattel, der Ananas, die meisten Gemüse sind hier zu Hause; in den Wäldern bedeckt oft der Feigenbaum die Erde ringsherum dicht mit seinen reifen Früchten; neben der stolzen Arekapalme stehen kleinere Fächer- und Sagopalmen; dichte Bambuswälder, durch üppigen Lianenwuchs zu einer einzigen grünen Mauer ver bunden, klimmen die Berge hinan. Zahlreiche Nutz- und Farb hölzer liefern die Wälder, Kleidung die Baumwolle, aus den Fasern des Stammes einer Pisangart gewinnt man einen vor trefflichen Hanf, und der Tabak bildet eine Quelle schier uner schöpflichen Reichthums. Und mit dem Reichthume verbindet sich die Schönheit. Ist die Regenperiode vorüber, dann beginnt eine Jahreszeit, in der die tropische Hitze vom Seewinde gekühlt wird und die Natur unbeschreibliche Reize entfaltet. Wie ein Traumland erscheinen dann die Philippinen dem europäischen Besucher; sie athmen eine sanfte, liebliche, lächelnde Schönheit. Begeistert schildert Montano besonders die frühen Morgenstunden in Albay auf Luzon; still liegen die leichten Hütten unter dichten Blätterdächern, deren Dunkel unzählige Leuchtkäfer funkelnd erhellen, mit ruhigem Glanze strahlt die Venus, aus einem Stcrnenvorhange schimmert der Mond, schlank beben sich die Arekapalmen und die Kokos bäume vom zitternden Teppich der Reisfelder ab und die noch unsichtbare Sonne vergoldet die Landschaft mit ihren ersten Strahlen. Bevor die Spanier die Inseln in Besitz nahmen, hatten sie bereits zwei Invasionen erlebt. Die Ureinwohner waren indo nesischen Stämmen erlegen, die Indonesier von den Malayen in's Innere zurückgedrängt worden. Als die Ureinwohner gelten die Negritos, die „Negerlein", deren Rassenzugehörigkeit durch ihren Namen bezeichnet wird. Es sind im Allgemeinen armselige, ge drückte, demüthige Wesen von sehr geringen Bedürfnissen. Meist gehen sie nackt; ab und zu wirft die Kultur einen alten Frack in ihre Wälder, der dann für den Negrito-Häuptling ein sorgsam gehütetes Symbol seiner Würde wird. Sie brauchen Tabak, etwas Kleiderstoff, eine Eisenspitze für ihre Pfeile, und handeln sie für Reis, Harze und Waldhonig ein, wobei sie in Folge ihrer Unkenntniß des spanischen Geldes regelmäßig betrogen werden. Sie leben still und friedlich, ein sehr inniges Verhältniß der Liebe und des Respekts herrscht zwischen Eltern und Kindern, und die Sklaverei ist ihnen merkwürdigerweise ganz unbekannt und unerträglich. Noch nie ist es, selbst unter Aufwendung der größten Freundlichkeit, gelungen, einen Negrito in einem Dienst verhältnisse festzuha lten; und man erzählt sogar, daß ein unge wöhnlich begabter Negrito, der in Spanien Theologie studirt hatte und Priester geworden war, kaum daß er den heimathlichen Boden betreten hatte, wieder zu seinen Brüdern entlief und Wilder unter den Wilden wurde. Die Indonesier, die diese wenig entwickelte Rasse unterwarfen, bevölkern heut besonders die große Süd-Insel Mindanao und haben sich hier im Innern größtentheils in Selbstständigkeit und Barbarei erhalten. Die Mandayas wohnen hier und den Angel punkt ihrer Kultur, wenn man diesen Ausdruck gebrauchen darf, bildet der Mord. Die Mandayas morden um der Beute willen, aber auch ohne Aussicht auf Gewinn, aus Ehre. Wer 60 Köpfe abgeschnitten hat, erhält den Ehrentitel eines baxani und darf sich, wenn er seine Thaten nachgewiesen hat, mit einem Scharlach- Turban schmücken. Nachts führen die Mitglieder dieser Mörder sekte ihre Anfälle aus, setzen die Dächer der leichten Häuser mit flammenden Pfeilen in Brand und werden ihrer Opfer fast immer leicht Herr. Die Hauptmasse der Bevölkerung besonders von Luzon bildet der malaysche Stamm der Tagalen oder Tagalocs. Es ist ein fröhliches, sanftmüthiaes und friedliches Volk, das aber, wenn man es reizt, rachsüchtig, leidenschaftlich und treulos wird. In diesem Lande, darin Milch und Honig fließen, ist es natürlich, daß sie sorglos und träge wurden. Unter energischer Anleitung können sie ganz gute Arbeiter und Bauern, tapfere und geduldige Soldaten und Seeleute werden; aber sich selbst überlassen, geben sie sich einer Art Lazzaroni-Leben hin. Sie sind leidenschaftliche Spieler, und haben eine fanatische Vorliebe für das grausame Schauspiel der Hahnenkämpfe. Jeder Malaye hat, wenn er es sich irgend leisten kann, einen Hahn; nach ihm zu sehen, ist sein Erstes, wenn er früh vom Schlafe erwacht, und eine Liebkosung des geliebten Thieres ist seine letzte Handlung vor dem Schlafen gehen. Eine andere Leidenschaft des Tagalen ist die Musik; und es paßt diese Vorliebe zu dem sanften musikalischen Charakter des Landes. Verliert in dieser üppigen Natur, unter dieser leuchten den Sonne doch selbst der Tod seine Schrecken; mit Musik und Festen wird das Begräbniß begangen, und die weinende Mutter bleibt unbemerkt unter der lärmenden Menge. Um wie viel rauschender noch und glänzender sind die durch freudigere Ver anlassungen entstandenen Feste! Dann klingt und jauchzt es von den mannigfachsten Instrumenten und die ganze Nacht hin durch drehen sich die unermüdlichen Paare im Tanze. Die Unterwerfung der Malayen vollbrachten die Spanier weniger durch Waffengewalt, als durch die Geistlichkeit. Die Patres warfen sich mit Eifer auf die Mission und machten bald mächtige Fortschritte. Heute sind die Tagalen fanatische Katho liken; aber es ist nicht zu verkennen, daß ihre Religiosität doch mehr äußerlicher Natur ist und starke Reste heidnischen Glaubens und Aberglaubens sich ihr beimischen. Die brennende Verehrung, die sie dem reichgeschmückten Muttergottesbilde darbringen, ent behrt der sittlichen Empfindung und erinnert an den Kultus eines Götzenbildes, von dem man Schädigung befürchtet oder Segen erhofft. Thatsache ist aber jedenfalls, daß die Geistlichkeit die Eingeborenen völlig in der Hand hat. Sie ist der wahre Herr der Inseln, und auch die Regierung darf nicht den Versuch »vagen, sich von ihr zu emanzipiren, da sie jederzeit mit einem Aufstande der Eingeborenen antworten kann. Auch in Manila, der Hauptstadt der Philippinen, ist die Be deutung der Geistlichkeit ans den ersten Blick zu erkennen. Zahl reiche Kirchen im spanischen Dominikanerstile und mächtige Klöster legen Zeugniß davon ab. Die Ciudad, die Altstadt Manilas, die am linken Ufer des Flusses Pasig liegt, trägt ganz Altspaniens Charakter: sie ist ernst, stolz, düster — ein Stück aus alter Zeit. Hier herrscht Schweigen; über dem Miste aber liegt die Escolta, der große Boulevard, in dem Handel und Leben ihren Mittelpunkt finden. In drei, vier Reihen liegen hier die Schiffe auf dem breiten Strome, Segler und Goelctten, die Packctboote nach Singapore und nach China, und ein ge waltiges Leben und Treiben strömt von ihnen ans flnthet nach ihnen hi» Wenn die Nacht naht und das Angelus ertönt, dann erreicht das Leben auf der Escolta seinen Höhepunkt. Dan, sitzen die Leute plaudernd und rauchend vor den Bodegas, offen