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Ar-N-rger Anzeiger «nv Tagevlatt. Sette 4. ^S179. 189«, Verschiedenes. * Die Zahl der noch lebenden Kriegstheilnehmer aus den Feldzügen von 1848 bis 1870/71 beziffert sich statistisch auf 700000 Mann und von diesen erhalten jetzt erst 15000 Mann den Ehrensold von 120000 Mark jährlich. In den Kreisen der Veteranen wird deshalb ganz energisch dafür agitirt, daß die seiner Zeit durch den Kaiser Wilhelm I. bestimmten 581 Mil lionen Mark als Jnvalidenfonds auch wirklich zu dem Zwecke verwendet werden, wozu sie bestimmt wurden. 119 Millionen seien erst verausgabt, von den Zinsen von 85 Millionen werden die 15000 am meisten Hilfsbedürftigen unterstützt und von den Kunst, Wissenschaft, Literatur. " Ein angeblich echter Lueas Cranach ist, wie mit- getheilt wird, auf der Leipziger Stadtbibliothek vom Oberbiblio thekar vr. Wustmann entdeckt worden. Das sehr gut erhaltene, von großer Kraft der malerischen Darstellung und wunderbarer philologischer Charakterisirung zeugende Gemälde stellt einen schwärmerisch blickenden, bartlosen jungen Mann von gutmüthigem Gesichtsausdruck in pelzverbrämtem Wams und pelzbesetzter Mütze in Halbfigur auf dunklem Hintergründe dar. Das bekannte Monogramm des älteren Cranach, die geflügelte Schlange mit dem Ringe im Rache, fehlt zwar unter dem Portrait, doch zeigt die Rückseite der Lindenholztafel zwei Inschriften, von denen die eine aus der Reformationszeit stammende besagt, daß das Bild niß von „Meister Lucas in Wittenberg seyn Selbsthand 1518" gemalt ist und die zweite nach der „Post" offenbar etwa hundert Jahre jüngere Handschrift die Mittheilung enthält: „Meines Großvaters Gerhart Voll! Contrafei Kurtz hernach als er sein erst Weib geehelicht ist abgemalt anno 1518 vom alten Lucas Chranach". Die letztere Bemerkung rührt wahrscheinlich von dem urkundlich festgestellten Wittenberger Amtsschreiber Abel Volk her, der eine Urenkelin Lucas Cranachs des Aelteren zur Frau hatte. fünfzigjährigen Militärdienstjubiläums des Prinzen Georg, Herr Wolf Hugo von Lindenau, Rechtsritter des Johanniterordens, ein Kapital von 12 000 Mk. gestiftet, dessen Zinsen zu Unter stützungen für Unteroffiziere und Mannschaften des 5. Infanterie- Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104 Verwendung finden sollen. Ferner hat Herr v. Lindenau zur Erinnerung an die Theilnahme des Kurfürstlich Sächsischen Husaren-Regiments an den Rheinfeldzügen 1793, 1794 und 1795 eine Stiftung von 3000 Mk. gegründet, deren Zinsen zu Unterstützungen für Unter offiziere und Mannschaften des 2. Königin-Husaren-Regiments Nr. 19 bestimmt sind. Bezüglich der Errichtung einer dritten sächsischen Oberpost direktion in Chemnitz wird aus Zwickau, das im Hinblick au die hierbei größeren Chancen seiner Konkurrentin ein wenig eifer süchtig ist, geschrieben: Es sei darauf hingewiesen, daß natürlich auch der Reichstag noch ein Wörtchen mitzusprechen hat. Wenn dieser die Kosten für die Errichtung der Oberpostdirektion Chemnitz nicht bewilligt, so wird natürlich aus ihrer Errichtung nichts. Seit Langem schon lag, wie wir erfahren, die Angelegen heit im Reichsschatzamt, wo erwogen wurde, ob eine dritte säch sische oder eine afrikanische Oberpostdirektion zur Zeit noth wendiger sei, und um ein Haar hätte man sich für die letztere entschieden. Eine dritte sächsische Oberpostdirektion wäre dann bis auf Weiteres ein Ziel frommer Wünsche geblieben. Wenn jetzt das Reichspostamt in Gemeinschaft mit dem Reichsschatzamt ich schlüssig gemacht hat, den Antrag zu stellen, daß in Chemnitz eine Oberpostdirektion errichtet werden solle, so ist nicht wohl anzunehmen, daß der Reichstag die Mittel dazu verweigern oder anders, als der Antrag lautet, beschließen wird.— Für den Fall, daß in Sachsen ein dritter Oberpostdirektionsbezirk errichtet werden sollte, steht aus mancherlei Gründen zn erwarten, daß der Si der Oberleitung nach Chemnitz verlegt wird, wenn auch nick gerade deshalb, weil Chemnitz sich neuerdings selbst mit zu den Kapsdorf, Watzschwitz und Zschorna, statt: Hebungen der kom binirten Kavalleriedivision. Von sächsischen Truppen nehmen daran Theil das Gardereiterregiment, das Carabinierregiment, daS 1. Ulanenregiment Nr. 17 und das 2. Ulanenregiment Nr 18; von preußischen Truppen betheiligt sich die 4. preußische Garde-Kavalleriebrigade, bestehend aus dem Leibgarde-Husaren regiment und dem 2. Garde-Ulanenregiment. Die Uebungen, die, wie aus der obigen Ortsangabe ersichtlich ist, auf einem sehr umfangreichen Terrain stattfinden, werden von Herrn General major Kirchner befehligt. — In der kürzlich in Wurzen abge haltenen Generalversammlung des dortigen Konsumvereins wurde die Liquidation desselben beschlossen. Dieser Beschluß ist durch aus nicht auf eine etwa drohende Umsatzsteuer zurückzuführeu, sondern vielmehr darauf, daß man in den Kreisen der Bevölkerung ehr wenig von dem besonderen Nutzen des Konsumvereinswesens überzeugt war, so daß der Verein nicht die erwartete Entwickelung hatte. Hierzu kamen verschiedene falsche „Spekulationen". An geführt sei nur, daß man vor einigen Jahren in einem Dorfe der Umgegend, daS nur 370 (!) Einwohner hatte, eine Filiale errichtete, die natürlich bald mit Verlust ihre Thätigkeit einstellte. Ein freches Gaunerstückchen ist vor einigen Tagen in Hohn stein nachträglich aufgedeckt worden. Der bekannte Hohnsteiner Dunkelmann, welcher sich gegenwärtig wegen begangener Be trügereien in der Strafanstalt befindet, ist dieser Erzgauner. Der Stiefsohn desselben, welcher sich in Baden-Baden aufhält, hatte noch sein väterliches Erbtheil in Höhe von 3000 Mk. zu bean spruchen, konnte es aber niemals erhalten, warum, dies ist eben das Gaunerstückchen. Dieser vorläufig verflossene Dunkelmann kommt am 2. Oktober 1894 zu einem Gutsbesitzer in Polenz und bittet denselben himmelhoch, er möge ihm doch genannten Betrag, welchen sein Stiefsohn ausgezahlt haben wolle, aus bändigen. Derselbe ist damit einverstanden und beide gehen nach der Bank, wo das Geld gehoben wird. Darauf begeben sie sich nach dem Amtsgericht, wo der Betrag als „väterliches Erbtheil des Stiefsohnes" ausgezahlt, hypothekarisch eingetragen wird. Nun geht der Zug nach der Post, wo der Erzgauner das Geld unter seinem Namen „P. A. Scholz, Baden-Baden", vermuthlich postlagernd, einzahlt. Von dem Gutsbesitzer aufmerksam gemacht, daß sein Stiefsohn doch gar nicht den Geldbetrag erhalten könne, wenn er ihn auf seinen eigenen Namen aufgäbe, erwiderte er, er lasse gleich noch einen darauf bezüglichen Brief mit abgehen. Sofort reistte nun dieser Schwindler nach Baden-Baden, hebt das Geld unter Vorzeigung einer von seiner Frau früher ausgestellten , Generalvollmacht, geht auch zu seinem Stiefsohn, doch aber nicht etwa das Geld ausznzahlen, was ihm gar nicht in den Sinn kommt. , sondern veranlaßt denselben, eine Reise nach dem Rhein, wo er ein Elektrizitätswerk besitze und nach Elsaß-Lothringen, wo er große Grundstücksankäufe zu Fabrikanlagen besichtigen wolle, zu machen, welche auch stattgefunden hat. Ein Arzt aus Oelsnitz i. B., von dem allgemein bekannt ist, daß er mit besonderer Hingebung seinen schweren Beruf erfüllt und den Bemittelten und Unbemittelten mit gleicher Sorgfalt behandelt, wurde Nachts, als er von Taltitz nach Oelsnitz fuhr, plötzlich überfallen. Er erhielt einen Stockhieb über den Hinter kopf. Leider begünstigte die Dunkelheit das Entweichen des Un bekannten. Ein Unglücksfall ereignete sich in der Heberschen Destillation in Waldkirchen bei Zschopau. Ein 23jähriger Arbeiter fand in einem 4 Meter hohen, der Bereitung von Heidelbeerwein dienenden Bottich, in den er zum Zwecke des Reinigens gestiegen war, den Tod durch Ersticken. Wahrscheinlich haben die auf dem Boden befindlichen Gase den sofortigen Tod bewirkt. Bei dem Rettungsversuche wäre beinahe noch eine andere Person ums Leben gekommen. Der Verunglückte war erst seit etwa 3 Wochen verheirathet. Ueber Schmilka bei Schandau ging am Sonnabend gegen halb 9 Uhr ein heftiger Wolkenbruch nieder, verbunden mit schwerem Gewitter. Der Ort wurde arg verwüstet. Ein großer Theil der Einwohner mußte aus den durch die Wassermaffen ge fährdeten Häusern flüchten. Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen, dagegen ist der Schaden an Häusern, Haus- geräthen und Feldsrüchten ein ganz bedeutender. Es wurde sofort um militärische Hilfe gebeten und dieselbe den geängstigten An wohnern auch zugesichert. Durch leichtsinniges Umgehen mit Petroleum kamen zwei Menschen in Altenburg ums Leben. Eine Frau wollte dem Feuer im Ofen etwas nach helfen und schüttete Petroleum in den Ofen. Zufällig kam ihr dreijähriges Töchterchen demselben zu nahe. Das brennende Petroleum spritzte zurück, erreichte die Kleider des Kindes und bald standen, als die Mutter die Flammen erdrücken wollte, Beide in Flammen. Hinzueilende Nachbarn löschten zwar die Flammen, aber die Brandwunden sind so stark gewesen, daß das Kind nach einem halben, die Mutter nach zwe Tagen erlegen ist. menge eingefunden hatte. Der Cirkusbau war Eigenthum des Herrn Baumeister Noack und war bei zwei Gesellschaften ver sichert. Direktor Schumann gab während der letzten Saison darin Vorstellungen und wollte im kommenden Winter denselben wieder benutzen. Ueber die Entstehungsursache ist bisher nichts Sicheres zu ermitteln gewesen. Man vermuthet Brandstiftung, während von anderer Seite Fahrlässigkeit des Wächters, der ver haftet worden ist, und auch Blitzschlag angeführt wird. Die letztere Annahme dürfte wohl hinfällig sein, da um diese Zeit Blitzschläge nicht mehr beobachtet wurden. Fast unerklärlich er scheint es, daß das ganze Gebäude sammt Stallungen in einem Nu in Brand gerathen konnte. Wie aus Chemnitz gemeldet wird, hat aus Anlaß des »roße Vorort Striesen (etwa 15 YOO Einwohner) dem Stadtweich- >ilde einverleibt. Diesem soll Löbtau (etwa 22 000 Einwohner) wahrscheinlich zum gleichen Termin nachfolgen. Nur daS zu einem wahren Schmuckkästchen ausgebildete Dorf Plauen (10 000 Einwohner) bezeigt noch keine Lust zur Nachfolge. — Die Nachricht „Der Cirkus an der Fürstenstraße brennt" brachte in vorvergangener Nacht gegen 1 Uhr Tausende von Bewohnern der Stadt und auch der umliegenden Orte in Bewegung. Der von dem Brande erzeugte Feuerschein war aber auch so mächtig, wie man ihn wohl kaum gleich wieder sehen wird; er alarmirte sogar verschiedene Landfeuerwehren, die nicht wissen konnten, daß der Brandherd auf Stadtgebiet lag. Sie brauchten jedoch nicht einzugreifen, da bereits die städtische Feuerwehr und die frei willige Feuerwehr von Vorstadt Striesen in Thätigkeit waren. Die erstere war auf die Meldung „Großfeuer" mit acht Fahr zeugen zur Stelle und gab mit sechs Schlauchleitungen Wasser, während die Striesener Wehr mit zwei Leitungen arbeitete. Der Brand bot dem Beschauer «in großartiges Bild, besonders als der ganze Bau in Flammen stand und bas längere Zeit Stand haltende Balkenwerk zusammenstürzte und ein Meer von Funken daraus emporstieg. Der Cirkusbau selbst mit den angebauten Stallungen wurde vollständig ein Raub der Flammen; auch die Anlagen der Luftheizung, sowie der Gas- und elektrischen Be leuchtung gingen verloren. Zwei zwischen dem Cirkus und der etwas nach rechts stehenden großen massiven Scheune gelegene Schuppengebäude, deren eines als Maschinenraum diente, wurden zum Theil zerstört, während die erwähnte Scheune, deren Thore bereits brannten, durch die energischen Bemühungen der Feuer wehr erhalten werden konnte. Wohngebäude kamen nicht in Gefahr. Bis früh halb 5 Uhr war die Feuerwehr am Brandort thätig, an welchem sich eine nach Tausenden zählende Menschen- enthielt auch die Regierungsvorlage bei dem bezüglichen Para- «aphen des neuen Gesetzbuches noch die folgende einschränkende Klausel: „Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Schaden durch 1 ein Hausthier verursacht wird und Derjenige, welcher daS Thier hält, bei besten Beaufsichtigung die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachte^ oder wenn der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde." Der Reichstag hat diese einschränkende Klausel wieder beseitigt. Von konservativer Seite War mit Recht auf die Nachtheile hingewiesen worden, welche für de« Bauernstand auS der für das bürgerliche Gesetzbuch ge wählten Fassung des Rechtssatzes entstehen müßten. Man befür wortete dringend die Beibehaltung des Regierungsvorschlags mit seiner Beschränkung der Ersatzpflicht. Es wurde sehr treffend bervorgehoben, daß die ländlichen Gehöfte, insbesondere die isolirt liegenden, deS Schutzes durch Hunde, vornehmlich in der Nacht- zeit, gar nicht entbehren könnten, und daß der Bauer unmöglich für jeden Schaden verantwortlich gemacht werden dürfe, der durch irgend welche Zufälligkeiten oder Unvorsichtigkeiten Anderer ent stehe. In der That ist z.B. der Fall denkbar, daß ein Landmann einen bissigen Hund am Tage an die Kette legt, und daß dieser einen ahnungslos das Gehöft betretenden Menschen von der Hütte aus ^reicht und übel zurichtet. Nach dem neuen Gesetze wird der Bauer bestraft, obwohl er den Hund fürsorglich festgelegt hatte. Run ist zwar demgegenüber geltend gemacht worden, daß die ^gemeinen Bestimmungen über die Schadensersatzpflicht hier Mildernd eingreifen, indem sie besagen: „Wenn bei Entstehung deS Schadens ein Verschulden des Beschädigten mitgewirkt hat, so hängt die Verpflichtung zum Ersatz sowie der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umständen ab, insbesondere davon, ob und inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem andern Theile verursacht ist." Durch diese Bestimmung wird auch der Thierschaden begrenzt. Wird also durch eine deutliche christ das Betreten eines Grundstücks untersagt oder vor gewarnt, so würde der trotzdem unberufen oder unvor- tig das Gehöft oder Haus Betretende und durch Thiere zu >aben Kämmende keinen Schadenersatzanspruch haben. Aber daS oben angeführte Beispiel läßt es doch bedauernswerth er scheinen, daß die Regierungsklausel weggefallen ist, denn in dem dort angeführten Falle müßte der Bauer nach dem neuen Gesetze unzweifelhaft Ersatz leisten, obwohl er einem etwaigen Schaden Vorzubeugen bestrebt war; denn auch dem Geschädigten wäre kein eigenes Verschulden zur Last zu legen. Bei dem Ersatz für Schäden durch Thiere kommen natürlich nicht blos die von Hunden, sondern auch von Stieren, Hengsten, Schweinen, kurz von allen Thieren verursachten Beschädigungen in Betracht. — 3« besetzen: I. Die dritte ständige Lehrerstelle in Lichten tanne. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 Mark Gehalt und freie Wohnung. Gesuche sind unter Beifügung sämmtlicher PrüfungS- und Amtsführungszeugniste bis zum 19. August oei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulrath Lohse in Zwickau einzureichen. H. Eine ständige Lehrerstelle in Planitz. Kpllator: Die Gemeinderäthe daselbst. Einkommen: 1050 Mark Gehalt, 160 Mark Wohnungsgeld für einen unverheiratheten, 220 Mark für einen verheiratheten Lehrer. Der Gehalt erhöht sich mit dem vollendeten 25. Lebensjahre des Stelleninhabers au 1150 Mark und steigt dann nach je 3 Jahren bis zum vollendeten 49. Lebensjahre auf 2460 Mark oder 2520 Mark einschließlich des WohnungsgeldeS. Gesuche sind unter Beifügung sämmtlicher Prüfungs- und Amtsführungszeugniste bis zum 19. August bei dem Gemeindevorstand in Overplanitz einzureichen. Hilbersdorf, 2. August. Gestern Abend ging über Hilbersdorf wiederum ein fast wolkenbruchartiger Regen nieder. Er hat auf Fluren und Straßen, sowie in den Häusern erneuten theilweise großen Schaden verursacht. In kurzer Zeit war unser sonst so friedlicher Dorfbach zu einem reißenden Strome an gewachsen, welcher aus seinen Ufern trat und in die Keller und Gehöfte drang. In den Gärten vernichtete das Master so manche ka^pl fertig gestellte Arbeit wieder, welche erst die Spuren des ^eMn Wolkenbruches beseitigt hatte. Im Grundstück des Schmiede meisters Kauffenstein stand das Wasser so hoch, daß das Vieh yxderweitig untergebracht werden mußte. In der Wohnstube erreichte das Master eine Höhe von etwa 35 Centimeter. Auf den Feldern hat das Unwetter wiederum beträchtlichen Schaden angerichtet. o Niederbobritzsch, 2. August. Nachdem bereits zwei Tage und zwei Nächte hintereinander der Donner gegrollt, zogen sich gestern Abend gegen 8 Uhr wider Erwarten mehrere Gewitter über unserem in diesem Jahre durch Schloßen und verheerende Verschlämmung bereits schwer heimgesuchten Thal zusammen. Bald wurden die geängstigten Bewohner durch eine mächtig auflodernde Feuersäule und durch Feuerlärm erschreckt. Ein Blitz hatte die stroHbeoeckte große Scheune des Herrn Guts besitzers Hachenberger mr hiesigen Oberdorfe entzündet. In kurzer Zeit lag die Scheune in AMe. In Folge des strömenden Regens, der sofortigen Hilfe der Nachbarn des Kalamitosen und besonders in Folge deS thatkräftigen Eingreifens unserer wackeren Feuerwehr gelang es, von der Windstille unterstützt, die beiden dicht angrenzenden auch mit Stroh bedeckten Seiteugebäude und das erst vor Kurzem mit Schieferdach versehene große Wohnhaus zu retten. In oas Wohnhaus hatte schon 1889, in welchem Jahre in Niederbobritzsch 12 Blitzschläge zu verzeichnen waren, ein Blitz, ohne zu zünden, geschlagen. Ein zweiter Strahl war gestern Abend, ohne zu zünden, in die neuerbaute Scheune der früheren „Schubert-Mühle", am Dach und an Sparren Schaden anrichtend, gefahren; ein dritter ging hinter dem Gehöfte des im Vorjahre auch durch Blitzschlag abgebrannten Gutsbesitzers Herrn Julius Schmieder in den Eisenbahndamm und ein vierter in eine nicht weit davon stehende Birke. Die hier wie im benach barten Sohra niedergegangenen gewaltigen Wassermasten haben an Straßen und Aeckern durch neue Verschlämmung wieder viel Schaden angerichtet, sodaß die Gemeinden von Neuem beginnen müssen, die Dorfstraßen zu bessern. Verschiedene Gutsbesitzer fangen mit der Ausbesserung ihrer Feldwege von Neuem an. 8 Colmnitz den 3. August. Das Gewitter am Sonnabend Abend traf in unseren! Orte besonders heftig auf. Ununterbrochen zuckten die Blitze hernieder, der starke Regen war zeitweilig mit Schloßen untermischt. Der Dorsbach trat stellenweise aus den Ufern, wodurch die Straße und die Gärten überschwemmt wurde. Auch Gebäude kamen durch das Master in Gefahr. In Ober- Colmnitz beschädigte ein Blitzstrahl das Wohnhaus des Herrn Weigelt und zündete. Doch ward man des Feuers bald Herr, ein zweiter Blitzstrahl traf das Wohnhaus des Herrn Gutsbesitzers Zimmermann ohne zu zünden. Oberaruna, 29. Juli. Am Dienstag Abend wurde das diesjährige „Sommerfest" abgehalten. Das herrliche Wetter be günstigte den Aufenthalt im Freien. Es wurde Konzert daselbst veranstaltet. Bei eintretender Dunkelheit brannte man ein Feuer werk ab, während die umliegenden Fabrik- und Wohngebäude in farbenprächtiger Illumination erstrahlten. Dresden wird zu seiner Vergrößerung demnächst einen Schritt weiter thun. Am 1. Januar wird voraussichtlich der „Großstädten" rechnet. Lebhaft erregt sind die Gemüther in Reichenbach durch den angeblich in Folge unmenschlicher Behandlung eingetretenen Tod eines Kellnerlehrlings. Diese Erregung wurde noch dadurch ge steigert, daß über die angesetzte Sezirung so wenig in dieOeffent- lichkeit gelangte. Die Verwandten waren zwar über die Zeit der Sektion unterrichtet, wurden aber aus begreiflichen Gründen nicht zugelassen. Die Sektion erstreckte sich zuerst auf Untersuchung der Vorderseite. Befund: kerngesund. Auf der Kehrseite ergab aber ein Einschnitt am Rückgrat zwischen den Schulterblättern sofort Hervorquellen von Eiter und bei weiterer fortgesetzter Herausnahme der einzelnen Rückenwirbel Fortsetzung der Eiterung bis ziemlich weit herunter, und besonders an der schon außen blaufleckigen Stelle war ein Wirbel stark geeitert. Der Staats anwalt theilte den Brüdern des Verstorbenen mit, daß die Unter suchung eine akute Rückenmarkhautentzündung ergeben habe un sich das Weitere nun finden werde. Der Verstorbene war 15^ Jahr und sollte nächste Ostern die Lehrzeit beenden. Vor zwei Wochen hat ein verheiratheter Gewerbtreibender in Zittau, wie seiner Zeit gemeldet, bei Nacht und Nebel den Rücken gekehrt, um in Gemeinschaft der 20 jährigen unverheiratheten Tochter seines Hauswirthes, nachdem man sich mit vorhandenen Spargeldern versehen hatte, eine Reise in ein unbekanntes Land anzutreten. Die bedauernswerthen Eltern des entführten Mädchens, deren Schmerz über das ungewisse Schicksal ihres irregeleitetenKindes an der Seite eines gewissenlosen Mannes man sich leicht vor stellen kann, haben alle Schritte gethan, um den Flüchtigen auf die Spur zu kommen und die Entführte wieder zurückzuführen. Wie bestimmt verlautet, ist nunmehr ermittelt worden, daß sich Vas Paar in Bremen auf einem Dampfer nach Amerika einge schifft hat. Die Eltern sind daraufhin mit der Polizeibehörde in Verbindung getreten, und durch deren Vermittelung wird es möglich werden, daß die Flüchtigen bei der Landung zurückge wiesen werden und der Rücktransport des entführten Mädchens bewirkt wird. Die Eltern haben nun bei allem Schmerz über die Verirrung ihres Kindes noch erhebliche Kosten zu zahlen. Schwer verletzt wurde am Sonnabend in Meißen ein Knabe, der von einem Stuhle herabstürzte und sich hierbei einen ziemlich langen Nagel in die Schädeldecke stieß. Ein Arzt entfernte sofort den Nagel, wobei zu bewundern war, daß der Knabe trotz der großen Schmerzen volles Bewußtsein behielt. Interessante militärische Hebungen finden in der Zeit vom 18. bis 29. August in der Gegend von Wurzen, auf den Fluren Wurzen, Nischwitz, Groß- und Kleinschepa, Lüptitz, Hobburg,