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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189607212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960721
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960721
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-21
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.07.1896
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den waS Eigene Drahtberichle. (Rach Schluß der Redaktion eingrgan-en.) Athen, 20. Inti. Trotz neuerlichen Befehls des General gouverneurs Georgi Pascha dauern die Feindseligkeiten fort. In Rhetymus und Canea fanden Straßenkämpfe statt zwischen Christen und Türken, die nur mit Mühe vom Militär unter drückt werden konnten. Biele christliche Abgeordneten reistenHo» Canea ab, weil die Pforte noch immer nicht die schriftlich über- saudten Vorschläge der Christen beantwortet hat. Kairo, SO. Juli. Der Cholerabericht vom letzten Freitag weist 393 Neuerkrankungen und 338 Todesfälle auf. 7 Neu erkrankungen und 8 Todesfälle sind in der ägyptischen Armee in Wady-Halfa und südlich davon, 3 Todesfälle unter den englische» Soldaten in Gernai vorgekommen. Netv-York, SO. Juli. Der „New-York. Herald" ver öffentlicht eine Depesche seines Korrespondenten aus Key-West vom 18. d. M., welche besagt, daß die spanische Kolonne unter General Suarez Jnclan am 15. d. M. bei dem befestigten Lager Maceos in der Provinz Pinar del Rio auf Cuba eine schwere Niederlage erlitten hätte. Die Spanier sollen 14 Offiziere und 300 Manr an Todten und Verwundeten verloren haben. Gerüchtweise ver lautet, daß der General gefangen genommen und als Geisel zurückbehalten wurde. Dresden, SO. JE. Die Generalversammlung d«S königl. ächsischen MilitärvereinSbundeS beschloß im Prinzip die Gründung einer StellenvermittelungScentrale für gediente Militärs zu er richten. Eine aus 7 Mitgliedern bestehende Kommission wurde zu diesemZwecke eingesetzt, welche der nächstjährigen Hauptversammlung geeignete Vorschläge in Bezug auf die Gründung dieser Centrale machen soll. — Als Beitrag für die Errichtung des Kyffhäuser denkmals bewilligte die Versammlung den Betrag von 2000 M. Dresden, so. Juli. Der s. VerbandStag des sächsischen Jnnungsverbandes wurde heute Vorm, in Gegenwart der Vertreter der Staatsregierung, der städtischen Behörden und Vertretern der Handelskommission eröffnet. Bon den 282 Innungen Ware» 124 Vertreter für etwa 200 Innungen erschienen. Der Antrag der Schmiedeinnung Zwenkau, das Ministerium zu ersuchen, den freihändigen Einzelverkauf von Schlüsseln den Kaufleuten zu verbieten, wurde einstimmig angenommen. Der Antrag derselben Innung, mehr Lehrwerkstätten bez. HufbeschlagS- schulen im Lande zu errichten, wurde jedoch mit knapper Minorität abgelehnt. Nach einer längeren Debatte über die Gründung von landwirthschaftlichen und gewerblichen eingetragenen Genossen schaften wurde ein Antrag angenommen, dahingehend, daß eine Kommission zu wählen sei, die in Handelskreisen daS Interesse für gewerbliche Genossenschaften fördere und somit für Errichtung derselben Propaganda machen solle. Berlin, SO. JE. Auf der Oberspree gerieth gestern ein Neueste Nachrichten. Rom, 19. Juli. „Corriere d'Jtalie" meldet, Kaiser Wilhelm werde anläßlich seines Besuches bei der Königin von England auch mit dem Präsidenten Faure zusammentreffen. Dies sei der Vorläufer des Besuches Kaiser Wilhelms zur Weltausstellung in Paris. London, 19. Juli. Das „Reutersche Bureau" meldet aus Buluwayo unter dem 17. dss. Mts.: Eine Streitmacht von 1600 Engländern und Eingeborenen unter General Carrington marschirte heute ab, um die in den Matoppohügeln vereinigten Aufständischen anzugreifen. Konstantinopel, 19. Juli. Noch bevor die Pforte die letzten Vorstellungen der Mächte beantwortet hatte, bemühten sich die türkischen Truppen in dem Bezirke von Apokorona, einige strategisch wichtige Punkte zu besetzen, wobei sie zwar zwei Schlappen erlitten, jedoch auch einen theilweisen Erfolg zu ver- mit 250 Personen besetzter Dampfer in Folge DamPfausstrSmuug in Brand. Eine Zeit lang herrschte Panik. Schließlich konnten alle Personen gerettet und der Dampfer nach der Station San» dowa bugsirt werden. Berlin, SO. Joli. Unter dem Namen „Berliner konser vativer Klub" ist in aristokratischen Kreisen ein neuer Klub wS Leben-Betreten, welcher außer geselligen und sportlichen Interessen auch Politik zum Zweck hat, indem er den regierungsfeindlichen Tendenzen gewisser agrarischer Kreise entgegenwirken will. Der Klub soll schon 350 Mitglieder haben. Köln,, SO. Juli. Wie die „Kölnische Volkszeitung" meldet, beschloß der Centralvorstand des Afrikavereins deusscher Katholiken 750 000 Mark an die Kommission in dem deutschen Schutzgebiet zu senden. Rom, SO» Juli. ES bestätigt sich, daß Venosta daS Porte feuille des Aeußern angenommen hat. Derselbe wird heute vom König empfangen und morgen den Diensteid leisten. London, SO. Juli. Die „Times" melden auS Hongkong vom 18. d. M.: Missionare schreiben auS Formosa, daß die Japaner scheußliche Grausamkeiten gegen die Chinesen begeher und letztere bald ausgerottet sein werden. Ueber 60 Städte sind niedergebrannt und Tausende von Menschen auf gräßliche Weise umgebracht worden. Madrid, 20. Juli. General Bernal schlug die Auf ständischen auf Cuba unter ihrem Führer Verona Lazo Perez. Die Aufständischen verloren 41 Todte und 60 Verwundete. Perez wurd? getödtet. Arad, 20. Juli. Man ist hier großen Postdiebstähleft auf die Spur gekommen, die schon seit Jahren systematisch be trieben werden. Zwei höhere Postbeamte sind verhaftet. zeichnen hatten. Die Tragweite deS türkischen Sieges iaHauras wird überschätzt. Die Widerstandskraft der Drusen im Inner«, namentlich m ihren Gebirgspositionen, ist noch eine große. Ja den letzten Tagen haben zahlreiche Zusammenstöße stattgestwdea. Bis zur gänzlichen Pazifikation dürste noch längere Zeit der« 'treichen. Athen, 19. Juli. Mehrere christliche Deputirte verließe» Canea trotz der Bemühungen der Konsuln, sie zum Bleibe» zu Fremdenliste vom 1S. In«. Fräulein von Andrejew, Mo-lau, Hotel SerichtSsch«»« mann, BuchhandlungSgehilf«, Schwert» I Meckl., Hotel R. Hirsch. , Augustin, Inspektor, Elberfeld, Hotel R Hirsch »Lam Littzoarap-, Spandau, Goldn. LSwe. Wernstein, «pmnaffast, Halle , Hof. Bernhardt, Realschüler, Leipzig. H-t-l »«rstht»schank«. iwmkA ' Ingenieur, Umstand, Hotel Serichteschänke. Bernsdorff, > Köln a. Rh., Hotel R. Hirsch Bierbaum, «Atrotechnikr, Woru», ! Hotel R. Hirsch «hristmann, Ingenieur, .Aussig a.d. Ho« R. Hirsch Daniel, Kaufmann, Leipzig, Hotel R. Hirsch, von DSnng, f Inspektor, Letpzig, Hotel Kronprinz. Diebel. Kaufmann, Halle a.T.» Athen, 19. Juli. (Meldung der „Ägeuce HavaS"^ I« Rethymo fanden am Freitag erneute Unruhen statt, da die Tür«» rlanten, daS Christenviertel mit Dynamit zu zerstören. Die AuS- uhrung dieses Planes wurde nur durch daS Eingreifen deS eug- ischen Konsuls verhindert. Zwei christliche Deputirte verließe» Canea und kehrten nach Herakleion zurück, wo infolge der Er mordung dreier Christen starke Bewegung herrscht. sticht, da er nachweisen wollte, daß er zur Zeit der Verübung des Raubmordes auf dem Töpfer oder kurz nachher in Budapest bei einem Steinmetzen 3 Wochen in Arbeit stand und dort auch polizeilich gemeldet war. Jedoch habe er später daselbst einen Diebstahl verübt, und diese Thatsache habe ihn abgehalten, seines Aufenthaltes in Budapest Erwähnung zu thun. Das Reichen berger KreiSgericht hat nun Nachforschungen hierüber angestellt, welche ergaben, daß Kögler Mitte August 1894 in Budapest war, dortselbst auch gearbeitet hat, unter dem Namen Karl Paul Schneider anftrat, im Besitze eines auf diesen Namen lautenden Arbeitsbuches war, und nachdem er gegenüber seinem Meister, einem Steinmetzen, einen größeren Diebstahl verübt hatte, aus Budapest flüchtig geworden ist. Da nun der Raubmord auf dem Töpfer, wegen dessen über Kögler die Todesstrafe verhängt wurde, am 24. Juli 1894 verübt wurde und Kögler erst Mitte August in Budapest auftrat, er daher während dieser Zwischenzeit ganz gut von dort nach Budapest reisen konnte, so dürfte eine Wieder aufnahme des Strafverfahrens gegen Kögler Wohl schwerlich zu erwarten sein. — Im Anschlusse an diese wichtige Mittheilung sss daran erinnert, daß der Raubmörder Kögler bekanntlich auch beschuldigt war, am 13. Juli 1894 einen Schlossergehilfen Schneider aus Zittau, der laut Anklageschrift thatsächlich die Vor name» Karl Paul führte, am Waldrande zwischen Friedland und KunnerSdorf zu einem Mordanschlage gegen den Straßenbau unternehmer Felix Ullrich in Haindorf aufgefordert zu haben. Schneider gelang es bekanntlich damals, sich unter dem Vorwande, er wolle Lebensmittel besorgen, von Kögler zu entfernen, nach dem er ihm zuvor sein Arbeitsbuch als Pfand übergeben hatte. Der erwähnte Mordanschlag wurde bekanntlich auf diese Weise vereitelt. Den ganzen Vorfall leugnete Kögler während der Ver handlung vor dem Reichenberger Schwurgericht mit aller Ent schiedenheit. Eine Vernehmung des Schlossergehilfen Schneider war aber leider nicht möglich, da dieser inzwischen verstorben ist. Daß Kögler nach neueren Fessstellungen in Budapest ein auf den Namen Karl Paul Schneider lautendes Arbeitsbuch als Legitimation benutzt hat, dürfte nun die Mittheilungen, die Schneider s. Zt. von seiner Begegnung mit Kögler auch Behörden gemacht, vollauf bestätigen. Man ersieht daraus, nan von dem Leugnen KöglersIzu halten hat. spielkasse zur Bezahlung rückständiger Steuern wandert, verlockt )ie Bäuerinnen zur Aufnahme der armen Kinder. Wie es dann zugeht, schildert der russische Schriftsteller Uspenskij, der folgende Geschichte erzählt: An einem glühend heißen Julitage fährt auf der Nikolaibahn in einem Wagen dritter Klasse eip altes Bauer weib, das einen Sack neben sich zu stehen hat. Neben ihr sitzt ein Kleinbürger, der sie gelegentlich fragt, wohin sie reisen will. „Zu unserem Arzt, auf die Station X". Sie nannte eine sehr entfernte Station. „Bist Du krank?" fragt sie der Nachbar. „Ach nein, ich bin nicht krank ich wollte schon lieber, ich wäre todt sieh hier, was ich mit mir führe." Und dabei läßt sie den Mann verstohlen einen Einblick in den Sack thun. Er birgt drei Kinderleichen! „Ich kann sie nicht beerdigen ohne den Todtenschein, und der Arzt wohnt so weit! In einen Sarg kann ich sie nicht legen, da müßte man einen besonderen Wagen einstellen lassen und bezahlen — , wie soll ich das machen?" „Sind sie getauft?" fragt der Kleinbürger. „Ja, getauft sind sie, aber sie sterben Eines nach dem Ander», fast immer wegen der Milch, der sauer gewordenen Milch." — „Hast Du sie alle Drei in Pflege gehabt?" — „Nicht doch! Aber es kann doch nicht Jede ihr Kind hinbringen. Das wäre viel zu theuer. So fahre ich allein und bezahle nur eine Fahrkarte und die Nach barinnen haben mir ihre Todten mitgegeben!" . . . Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Erregte schon die im vorigen Jahre von dem» bekannten Berlage von Carl Flemming in Glogau herausgegebene Karte öer Schweiz berechtigtes Aufsehen in der gebildeten Welt, so dürfte die in demselben Vcrlagsinstitute soeben erschienene General karte der Ostalpenländer mit gleicher Genugthuung in allen Kreisen begrüßt werden. Die weiten ausgedehnten, zwischen dem Bodensee und Wien, der Donau und dem Adriatischen Meere liegenden Gebirgslandschaften mit ihren Thälern, Hochflächen und Bergen, denen alljährlich Tausende von Vergnügungsreisenden und Erholungsbedürftigen zueilen, erfahren auf der 73 x 93 em großen, sechsfarbig ausgestattcten Karte eine prächtige, natur getreue und wirksame Darstellung. — Außer der reichen Fülle an Objekten und Namen, welche dem Tableau fast den Charakter eines Spezialblattes verleiht, gewährt die Karte ein imposantes, klares und übersichtliches Gesammtbild des Ostalpeugebietes. Der Preis der Generalkarte der Ostalpenländer beträgt 2 Mark; die BerlagShandluqg liefert beide oben erwähnte Karten in einem gemeinsamen Umschlag vereinigt für S Mark. Verschiedenes. drei Jahren einige Zeit an dem Hofe in Teheran. Der Schah hatte ihr und ihrer Begleitung eine Reihe von Zimmern in einem zum Hofe gehörigen Hause angewiesen und allabendlich mußte Consuelo Tortajada vor dem Sohne deS Himmels eine Probe ihrer Kunst ablegen. Nassr-ed-din war von der Fuß- spitzentechnik der Spanierin so entzückt, daß er ihr den Titel einer persischen Hoftänzerin verlieh und ihr daS Recht ertheilte, auf allen persischen Bahnen frei zu fahren. Der Schah war eines Abends besonders guter Laune nnd ließ sich mit der Sen- norita in ein Gespräch ein, das auch auf Europa kam. Im Laufe der Konversation äußerte der Schah, er habe in Petersburg den besten Schnaps, in London die schnellsten Pferde, in Paris den meisten Lärm und in Wien die schöpften Frauen gefunden. Der Perserfürst erwähnte, wie das „E. W. I." zu berichten weiß, dabei noch einer anderen Eigenschaft Wiens, die ihm als ein Spezifikum anhafte — daß man dort eine dem Persischen ähnliche Sprache spreche. Im Wienerischen Dialekt fand also der Schah persische Anklänge, und daS ist ganz merkwürdig, denn die Tortajada, die nun in der von dem Perserfürsten so sehr ge lobten Stadt weilt, erklärt, daß ihr die Sprache, die sie in Wien - hört, spanisch vorkomme. * Ein neu entdeckter Strom. Man sollte es bei der heutigen Kenntniß der Erdoberfläche kaum für möglich halten, daß noch große Ströme existiren, von deren Dasein wir keine Kenntniß haben. Und doch kann das sein. So hat kürzlich Robert Bell von der Dominion Geological Survey in der Provinz Quebec einen Fluß entdeckt, den er für den sechsten unten den ;roßen Strömen der Welt erklärt. Jedenfalls ist dieser neu ent- )eckte Strom der größte der Provinz Quebec, und es erscheint in der That unverständlich, daß in einem doch immerhin ziemlich durchforsch ten Land ein so großer Wasserlauf von keinem Reisenden, keinem Forscher bemerkt wurde. Der Fluß, für den die Indianer übrigens keinen Namen haben, ist 500 englische Meilen lang und ehr tief, er scheint auf einem großen Theile seines Laufes für Dampfer schiffbar zu sein; seine mittlere Breite beträgt 1*/, Kilo meter, also mehr als eine englische Meile, und er hat Erweiter- * Der Luftreise Andraes nach dem Nordpol sagt der ourch seine wissenschaftlichen Ballonfahrten bekannte Herr Berson keinen besonders günstigen Erfolg voraus. Dieser Fachmann! schreibt in der neuesten Nummer der „Zeitschrift für Luftschiff- , fahrt": „. . . . Wir Laben eS für eine selbstverständliche An- ; standspflicht gehalten, die drei kühnen Männer nicht noch in den i allerletzten Monaten der entscheidenden Vorbereitungen mit der ! Darlegung unserer durchaus pessimistischen Auffassung von der i Aussicht auf ein Gelingen zu behelligen, da dieselben sich natürlich ! in dem Stadium, zu welchem das Unternehmen gediehen war, ! nicht hätten zurückhalteu lassen. Ist auch, nachdem wir unserer ' Meinung in der Berliner Gesellschaft für Erdkunde und ein- ' gehender im Deutschen Verein zur Förderung der Luftschifffahrt , unverhohlen Ausdruck gegeben haben, durch die nun bekannt gewordenen genaueren Gewichts- und sonstigen Verhältnisse des Ballons unsere Ansicht, daß das Unternehmen ein geradezu ver zweifelt waghalsiges, direkt aussichtsloses zu nennen ist, nur in hohem Grade bestärkt worden ist, so wäre es doch durchaus zwecklos gewesen, den auf jeden Fall ent schlossenen tvdesmuthigen Forschern höchstens das Herz schwer zu machen. Wir wünschen in vollster Aufrichtigkeit, daß wir mit unserer düsteren Voraussagend durch die Thatsachen aufs Glänzeste verleugnet werden möchten, und rufen Andrse und seinen Ge nossen bewegten Herzens den Luftschiffergruß: „Glück ab!" in die eisige Ferne nach ..." * In Peterswalde sind 17 Gebäude niedergebrannt. «Zwei Kinder kamen in den Flammen um, ein drittes wurde von einem Berliner Gymnasiallehrer gerettet, es starb jedoch bald darauf. Der Retter hat bei der Rettung des Kindes sehr ge fährliche Brandwunden erlitten. * Ueber die „ärztliche Thätigkeit" des verhafteten Homöo pathen vr Bottbeding in Düsseldorf sind bereits einige Mittheilungen gemacht worden, vr. Vollbeding, der seit zwanzig Jahren praktizirt, hatte die größte Praxis unter allen dortigen Aerzten. Er betrieb sein „Geschäft" in rein kaufmännischer Weise und zwar im Großbetrieb. Für die 1000 „Danksagungen", die er in den weitesten Kreisen veröffentlichte, gab er jährlich das < artige Sümmchen von 160000 Mk. aus. Die Praxis brachte .ihm diese Ausgabe mehr als reichlich ein. Denn er arbeitete mit einem Personal von 22 Leuten und ließ von Burcauschreibern außer gewissen Pulvern und Tropfen ein wunderwirkendes Geheimmittel, das den mystischen Namen „Unispi" führte, fabrik mäßig Herstellen. Wie groß der Zulauf Derer, die leider „nicht »lle werden", jahraus jahrein war, geht daraus hervor, daß er täglich 300 bis 500 Briefe erledigen ließ und in seiner Haus praxis täglich 100 bis 160 Kranke abfertigte oder von seinen „Angestellten" abfertigen ließ. Diese riesenhafte Praxis brachte ihm Jahreseinnahmen von 420000 bis 450000 Mark ein. Man sieht hieraus aber von Neuem — und ein erhebendes Gefühl am Ende des 19. Jahrhunderts ist das gerade nicht —, daß nichts in der Welt gewinnbringender ist, als auf die Dummheit der Menschen zu spekuliren. * Abgestürzt. Vom Monte Balldino bei Pingolo stürzte der 76jährige Gutsbesitzer Antonio Maffei ab und blieb sofort todt. * Persisch und Wienerisch. Eine interessante Remi- niscenz an den ermordeten Schah von Persien Nassr-ed-din er zählt oie spanische Tänzerin Consuelo Tortajada, die gegenwärtig in Wien ein kurzes Gastspiel absolvirt. Die Tänzerin weilte vor ungen von mehreren Meilen Breite. , -Können Fische hören? Es ist seit unvordenklicher Zeit bekannt, daß die Fische stumm sind, aber bis vor Kurzem < jerrschte noch Ungewißheit darüber ob die Fische auch taub seien. > Nun ist durch eine Reihe sorgfältig angestellter Versuche nach- gewiesen, daß die Fische in der That des Gehörs entbehren. In einem Zimmer, in dem sich Glaskästen mit ganz verschiedenen . Arten von Fischen befanden, wurden allerlei verschiedene Geräusche und Töne hervorgebracht, ohne daß auch nur ein einziges der Thiere auf irgend welchen Ton in irgend welcher Weise reagirte. Besonders beweiskräftig ist die Thatsache, daß plötzlich entstandene heftige Geräusche kein Erschrecken der Fische veranlassen. Nur dann wurden die Thiere unruhig, wenn man einen Ton dadurch hervorrief, daß man gegen die Glaswand des Fischkäfigs stieß oder schlug. Da die hierbei entstandenen Geräusche aber viel chwächer waren, als andere, auf die keine Reaktion der Thiere mtstand, muß man annehmen, daß sie die Töne auch in diesem Falle nicht hörten, wohl aber, mit einem ungemein fein ent wickelten Tastsinn ausgestattet, die zarten Erschütterungen wahr nahmen, die die Glaswand erlitt, und die durch das Wasser auf sie übertragen wurden. Wenn also die Angler bei ihrem Sport >o großen Werth auf die Erhaltung größtmöglicher Ruhe und Unbeweglichkeit legen, wozu sie ja durch langjährige Erfahrung veranlaßt sind, so ist dies nicht etwa dadurch begründet, daß sie die Fische durch Lärm verscheuchen könnten, sondern dadurch, daß bei der Bewegung kleine Steinchen oder Sandmengen ins Wasser fallen und die hierdurch veranlaßte Erschütterung des Wassers die Thiere vertreibt. * Einem traurigen Loose gehen in Rußland häufig die Findel kinder entgegen, wenn sie daS FindelhauS, daS sie selbst in musterhafter Pflege hält, zur weiteren Verpflegung in andere Hände giebt. Ein Theil fällt den Engelmacherinnen anheim, die trotz aller Aufsicht der Behörden aus der Sterblichkeit der Findelkinder sich eine Einnahmequelle zu schaffen wissen. Nicht viel besser geht eS dem andern Theil, der von Bauernfrauen im Innern angenommen wird, die den redlichsten Willen für das Wohl der Kinder haben, bei denen diese aber auch wie die Fliegen sterben^ namentlich im Sommer, bei der fürchterlichen Arinuth der Bauern und der gänzlichen Unzulänglichkeit ärztlicher Hilfe. Die Frauen erhalten für die Verpflegung der „Krons- kinder" für das ganze Jahr dreißig Rubel, also etwa sechzig Mark! Dafür können sie die Pflege selbstverständlich nicht ent fernt bestreiten, aber das baare Geld, das zumeist in die Kirch-
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