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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189607212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960721
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960721
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-21
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.07.1896
- Autor
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Freiberger Anzeiger ««d Tageblatt. Seite 2. 18»« des po Als in (13. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Vent der und über Mil jedo Div der ungen Nissen diesen aber s ihm sei Alles erlaubt, was in einzelnen Fällen nur gewissen durch ihre Stellung oder andere Eigenschaften erhabenen Persönlich keiten gestattet ist. Ein Rotzjunge sind Sie nicht, aber Sie kommen mir weder in der Stellung, die ich einnehme, noch in der Bildungs» stufe oder an Alter gleich. Stecken Sie also Ihre Nase lieber in die Schule und lassen Sie Sachen ruhen, welche Sie Ihres jugendlichen Alters und Ihrer unvollständigen Bildung wegen nicht beurtheilen können. Früher einmal wollten Sie sich auf lügenhafte Weise rühmen, daß Sie mir bei der hl. Messe dienen konnten. Niemals habe ich Ihnen diese Ehre erwiesen, heute würde ich Sie nicht einmal mit dem Auftrage, meine Stiefel zu putzen, beehren, seitdem Sie die Vermessenheit hatten, Ihrem ehr würdigen, greisen Seelsorger in seinem eigenen Hause mit Worten wollen. Wer solle denn hinters Licht geführt werden? Das Leichenbegängniß des Marquis Mores fand gestern Sonntag in Paris unter großer Theilnahme der Bevölkerung statt. Zahlreiche Kränze waren gespendet worden. Präsident Faure und die Minister Billot und Hanotaux hatten sich bei der Feierlichkeit m der Notre Dame-Kirche vertreten lassen. Fol der erhi Gei in! Kr« unt anz des kön um das Ko alten i Groll Englai und d zum Z wieder ' Gunst« Abred, lischen „ Dv abend Direktr mau kö Papiers Vizeköi Ra Faure „Jour' Nei di^De Moderne Menschen. Roman von A. von Klinkowström. hinzu, ständr schwö' treibe gewir Lause Ferdi Serb' bulga such 1 einig, Ans« souve beans Stan Fürs Cetti Besu auf: als großer, sondern als sehr mäßiger zu bezeichnen ist, besonders wenn man die durch Bashford erzeugten hindernden Umstände in Betracht zieht. Der Staatssekretär behauptet, Bashford habe mit . den Telegrammformularen nicht geschlagen. Er hält es für absolut nicht möglich —, und Herr Bashford bestreite es auf das Inter« von D chon ich in jalten Vorgä haltun wollte, den H D so we- Die E und s Ausst denn natior überlc das N aeheiv Perso sollen m nichts zusammen. Selbst Herr Bashford erkennt an, daß eine solche Bestimmung nicht besteht, er spricht nur von einem „lobenSwerthen Brauch". — Der Staatssekretär drückt sich weiterhin so aus, als ob Kaiser an dem fraglichen Tage nur ein Sonntagsvertreter im Schalterdienst gewesen sei und in Folge mangelnder Kenntnisse einschlägiger Verhältnisse und Vorschriften den Vorfall verschuldet habe. Demgegenüber muß nochmals be tont werden, daß Herr Kaiser, bereits seit 5 Tagen vollbeschäftigt und vollverantwortlich, ganz auf sich selbst gestellt den Schalter dienst versah, für welchen er nicht nur während seines Probe- dienstjahreS, sondern auch noch in den vorhergegangenen 4 Wochen als überzähliger Beamter besonders ausgebildet worden, sowie daß sein ganzes dienstliches Handeln bei der Abwickelung der Ge schäfte mit Herrn Bashford und gegenüber den Telegrammen tadellos und streng korrekt war. Der Staatssekretär sagt, die Telegramme seien am Schalter so stark verzögert worden, daß die dafür verauslagten 236 Mk. sehr leicht hätten vergebens ausge geben werden können. Die Abfertigung des Herrn Bashford und dieMnnahme und Weitergabe seiner 1500 Worte umfassenden Telegramme zum Apparat hat aber gedauert von 7 Uhr 55 Min. biS 8 Uhr 18 Min., also 23 Minuten, ein Zeitraum, der nicht absolut nicht möglich —, und Herr Bashford bestreite es auf das Entschiedenste —, daß es zu irgend welchen Thätlichkeiten ge kommen sei. Der Staatssekretär schenkt Herrn Bashford also mehr Glauben als der amtlichen, durch zwei Beamte vollinhaltlich bestätigten Anzeige des Obertelegraphenassistenten Kaiser, inhalts deren Bashford den Kaiser mit einem Bündel Formulare wieder- „Bitte, befehlen Sie über mich. Ich werde, wenn Sie gestatten, alle Schwierigkeiten, die sich etwa erheben sollten, beseitigen." „Sie sind sehr liebenswürdig, und es bleibt mir wohl nichts übrig, als Ihr freundliches Anerbieten dankbar anzunehmen." „Gnädige Frau sind erst seit Kurzem verheirathet?" frägt er, mit Interesse ihr junges Gesicht betrachtend, und rückt um einen kleinen Schritt näher. „Seit sechs Stunden", erklärt sie unbefangen. „Wir sind auf der Hochzeitsreise." Ueber sein Gesicht fliegt ein eigenthümliches Lächeln. „Das ist kein ermuthigender Anfang. Ich kann mir nun übrigens lebhaft denken, wie Ihnen zu Sinn sein muß. Teufel noch einmal! Sechs Stunden verheirathet zu sein und dann ge trennt zu werden, das ist hart und von Ihrem Herrn Gemahl unverzeihlich. Er ist vermuthlich auch noch sehr jung." „O nein, er ist noch einmal so alt wie ich. Haben Sie ihn nicht gesehen? Er hob mich ja in diesen Wagen." „Nein, ich hatte nicht den Vorzug. „Ich gestehe, daß ich etwas eingenickt war und beim Erwachen nur den undeutlichen erschreckenden Eindruck hatte, daß eine Dame eingestiegen sei und . mir voraussichtlich das Rauchen verbieten werde." „Meinetwegen brauchen Sie sich keinen Zwang anzuthun. Mein Papa raucht den ganzen Tag. Ich bin durchaus daran gewöhnt." „Ihr Herr Vater scheint sehr einsichtsvoll in der Erziehung seiner Töchter gewesen zu sein. Verbindlichsten Dank, meine Gnädigste, für die Erlaubniß. Ich bitte Sie en revanabs sich auch keinen Zwang aufzulegen und die Ströme von Thränen zu vergießen, mit denen Sie doch wohl gern ihr kummervolles Herz erleichtern möchten. Ich sehe derweil diskret zum Fenster hinaus." Aber Dea scheint nicht gerade Lust zu haben, Ströme von Thränen zu vergießen, denn sie lacht ganz heiter. „Nun, meine gnädige Frau," meint er gleichfalls lachend. „Sie scheinen von meinem Vorschlag keinen Gebrauch mache» zu wollen, dann darf ich wohl auch aus Ihrer Erlaubniß keinen Nutzen ziehen. Ist es eine Indiskretion von meiner Seite, wenn ich mir die Frage erlaube, ob Sie Ihre Flitterwochen in Berlin zu verleben gedenken?" „Nein, wir wollten nur wenige Tage dort bleiben und dann nach X . . . . gehen. Ich habe nämlich einen Bruder da, der ist Maler, und obgleich es ia für einen unbeschäftigten Herrn eine, langweilige Stadt sein soll, war mein Mann doch gut genug, mir zu Gefallen in einen längeren Aufenthalt dort zu willigen. EL ist sogar möglich, daß wir uns fürs Erste ansiedeln. Die Stadt: liegt so im Mittelpunkt der Welt, man hat jede Reise von da aus viel bequemer, als von jedem andern Ort." Dea giebt ihre neue Weisheit mit einer gewissen kindlichen Wichtigkeit zum Besten. (Fortsetzung folgt.) gegenüberzutreten, die kein gebildeter und wohlerzogener Mensch aussprechen würde, mit welchen sich nur ein ungeschliffener Mensch zu äußern im Stande ist. Hlupia, 5, 6. 96. Mit gebührender Achtung X. Andersz." — Man braucht diesem Zeugniß für die angenehmen Lebensformen des „gebildeten und wohlerzogenen" geistlichen Herrn mchts hinzuzufüge«. Oesterreich-Ungar«. Die Ausgleichs-Konferenzen in Wien sind am Sonnabend beendet worden. Die Abmachungen erstrecken sich auf alle zwischen Oesterreich und Ungarn schwebenden Fragen mit Ausnahme des Mahlverkehrs. Der Abschluß wurde dadurch ermöglicht, daß beide Regierungen wesentliche Konzessionen machten. Der ganze Komplex von Ausgleichsvorlagen wird im Herbst beiden Parlamenten zugehen. Der „Tribuna" zufolge verlautet, daß daS zwischen Jtalittt und Tunis bestehende Handelsabkommen endgültig um 6 Monate verlängert sei und somit erst am 28. März 1897 ablaufe. Die „Opinione" erklärt, die Zeitungsnachricht, Visconti Benosta habe die Uebernahme des Portefeuilles des Aeußern abgelehnt, für unbegründet. Das Blatt fügt hinzu: „Wir haben Grund daran festzuhalten, daß die nach der Rückkehr des Königs zu meldende Entscheidung günstig ausfallen und Visconti Venosta sich mit den andere« Ministern am Dienstag im Parlament vor- „Mein Mann und ich sind Ihnen sehr dankbar!" sagt Dea rasch, mit leichter Betonung der beiden ersten Worte und wird ein wenig roth dabei. „Ist es möglich! Der Herr da ist Ihr Gatte?" rufen beide Schwestern wie auS einem Munde, die gewaltigen Hände zu sammenschlagend und die Unternehmendere fügt hinzu: „Wie sonderbar, daß ein so junges Mädchen sich einen so alten Mann genommen hat. Nun, das beeinflußt uns aber in keiner Weise. Gestatten Sie, daß wir uns mit Ihnen in gewisser Weise bekannt machen. Onkel Jose, — meine Schwester Mimi — Ninette!" — Mit der Hand auf sich selber deutend. „Edmund — Dorothee!" sagt Dea lachend mit einer kleinen vorstelligen Bewegung und auf den humoristischen Ton der An dern eingehend. „Das ist Alles, was wir gegenseitig zu wissen brauchen," meint Ninette, gleichfalls in sonores Lachen ausbrechend. „Sagen Sie, wie machen Sie es nur, so beneidenswerth schlank zu sein? Ich habe schon alles Mögliche versucht, aber das Aeußerste, worauf ich mein Gewicht herunter zu drücken vermochte, waren hundertachtzig Pfund. Mimi wiegt übrigens etwas weniger!" Dea ist voll Theclnahme und guter Rathschläge, die zum Theil dankbar entgegen genommen, zum Theil als vergeblich erprobt, verworfen werden und das Gespräch, an dem sich jetzt auch Wellkamp trotz der kränkenden Bemerkung über sein Alter mit guter Laune betheiligt, fließt heiter dahin, bis ein Kreuzungs punkt der Bahn das jung verheirathete Paar zwingt, den Wagen zu verlassen und den Zug zu wechseln. Deas Gesicht hat inzwischen Zeit gehabt, sein ursprüngliches Gepräge wieder anzunchmen, und wie die schlanke mädchenhafte Frau im grauen eleganten Reisekleide und gleichfarbigem Pariser Hütchen über die Plattform geht, biegen sich unwillkürlich zahl reiche Köpfe aus den Fenstern der wartenden, dicht besetzten Züge, um ihr nachzuschauen. Ninette und Mimi winken hinter ihr her und rufen mit lauten tiefen Stimmen: „Wir werden Sie schon Wiedersehen. Die Welt ist so klein." Auch Onkel Jose macht beim Abschied zum ersten Mal während der Fahrt den Mund auf, um die denkwürdigen Worte zu sprechen: „Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben!" Worauf seine Nichten ihn anflehen, sich nicht zu erregen. Der Baron sührt seine Frau nach einer Abtheilung erster Klaffe, in der Meinung, daß diese leer sei. Dies ist indeß nicht der Fall, denn in der äußersten Ecke lehnt ein Herr in leichtem bequemen Reiseanzug, ein seidenes Käppchen auf dem Haar, die Staubdecke über den Knieen, unter welcher die Spitzen Heller Juchtenschuhe hervorgucken. Offenbar schläft er, wacht aber auf, als Wellkamp seiner Frau Hineinhilst, und wendet daS Gesicht müde und gelangweilt der Eintretenden zu. Es ist ein schmales seines Gesicht mit schmalen, intelligenten Hellen Augen und röth- lichem Spitzbart. Wellkamp, der noch draußen steht, macht plötzlich eine unwill kürliche Bewegung der Ueberraschung und flüstert dann: „Nimm Dein Necessaire!" indem er den erwähnten Gegenstand rasch auf den Sitz neben Dea stellt. „Ich möchte noch schnell, ehe der Zug abgeht, ein Glas Bier in der Restauration trinken, bin fabel haft durstig. Soll ich Dir auch eine Erfrischung schicken." „Nein, danke. Aber beeile Dich nur, der Zug geht ja in vier Minuten ab." Wellkamp nickt und verschwindet im Bahnhofsgebäude, nach dem er zuvor dem Schaffner eilig die Billets vorgewiesen hat. Dea sieht znm Fenster hinaus und belustigt sich an dem Anblick der hin und her hastenden Reisenden, bis die Plattform allmäh lich leer wird und das Zuschlägen der Thüren ihr die Ueber- zeugung giebt, daß die Zeit der Abfahrt gekommen ist, zugleich ertönt die Glocke zum dritten Mal. Erschrocken beugt sie sich zum Fenster hinaus und ruft hilflos und ängstlich: „Edmund! Edmund!" Aber der Zug setzt sich langsam in Bewegung und ihr Mann ist noch immer nicht zu sehen. Rathlos auf ihren Platz zurücksinkend faltet sie die Hände und sagt unwillkürlich vor sich hin: „Mein Gott, was fange ich nun an?" Es ist nicht so sehr der Kummer, seine Gesellschaft zu verlieren, der sie erfiillt, als das Gefühl der Beängstigung bei ihrem ersten Schritt in die Welt allein gelassen zu sein. „Kann ich Ihnen irgendwie dienstlich sein, gnädige Frau?" läßt sich eine angenehme Stimme aus der anderen Wagenecke ver nehmen. Sie wendet sich schnell dem nun völlig erwachten Mitreisen den zu und meint sichtlich erleichtert darüber, sich doch nicht völlig allein zu finden: „Ich danke Ihnen, aber ich fürchte, Sie können mir auch nicht helfen. Mein Mann hat den Zug versäumt, und ich weiß jetzt nicht, was ich thun soll. Wie weit ist es wohl bis dahin?" „Dies ist, wie Sie wissen werden, der Blitzzug, und wir dürsten die nächste Haltestelle wohl kaum vor anderthalb Stunden erreichen. Ich würde Ihnen auch nicht rathen, dort auszusteigen, denn es ist ein elendes Nest. Die Hotels sind miserabel." „Und ich habe außerdem kein Geld bei mir, denn auf einen solchen Zwischenfall hatten wir natürlich nicht gerechnet." „Wohin fahren Sie denn, wenn ich fragen darf?" „Nach Berlin zunächst. Wir haben im Kaiserhof Zimmer bestellt." „Dann würde ich Ihnen rathen, Ihrem Herrn Gemahl zu telegraphiren, daß Sie nach Berlin durchfahren und er Ihnen folgen möge." „Aber ich kenne Berlin gar nicht und weiß bei der Ankunft dort nicht aus noch ein." holt auf die Fiuger geschlagen und dabei zum schnelleren Arbeiten antreibende Zurufe gemacht hat. — Der Staatssekretär bestreitet die Versetzung Kaisers vom Schalter zum Apparatsaal, und er sagt, daß Kaiser nach Beendigung seines nur als Vertretungsdienst aufzufassenden Schalterdienstes lediglich in seine alte Stelle zu rückgekehrt sei. Demgegenüber steht fest, daß Kaiser als Voll beamter in den Schalterdienst nicht bloß für den in Rede stehen den Sonntag, sondern bis auf Weiteres, d. h. voraussichtlich noch auf längere Zeit, bis zum ausdrücklichen Widerruf, einrangirt war, und daß seine Rückversetzung zum Apparatsaal erst eine Aenderung des ausgehängten amtlichen Stundenplans nothwendig «rächte, also eine vorzeitige Aenderung von Dispositionen, die für einen längeren Zeitraum getroffen waren. — Der Staats sekretär erklärt weiter, Kaiser habe ausdrücklich protokollarisch auSgesagt, daß er von Niemandem, keinem Vorgesetzten u. s. w., dazu veranlaßt worden sei, die Zurücknahme des gerichtlichen Verfahrens zu beantragen. Herr Kaiser hat Derartiges niemals protokollarisch ausgesagt. Wohl aber hat er am 5. Juni eine direkt entgegengesetzte Erklärung dem Herrn Oberpostrath Hennicke und dem Herrn Telegraphcndirektor Ehlers gegenüber abgegeben. Hätte Kaiser den Strafantrag freiwillig zurückziehen wollen, so hätte es der wiederholten amtlichen Verhandlungen mit ihm nicht bedurft. Die hier widerlegten Behauptungen des Staats sekretärs bilden in dem Wald von Jrrthümern nur die dicksten Stämme. Die Probefahrt S. M. S. „Aegir" verlief, wie aus Kiel berichtet wird, sehr befriedigend. Das Schiff hat die bedungene Geschwindigkeit von 16 Knoten in der Stunde mit Leichtigkeit erreicht. „Aegir" fuhr über Langeland hinaus bis nach Fackebjerg, wo zur Erprobung der Ankerlichtmaschinen auf 40 Meter Tiefe geankert wurde. Behufs Stellungnahme gegen die von der Postverwaltung beabsichtigte Erhöhung desPo st-Zeitungstarifs tagte am Sonnabend in Berlin eine Versammlung von Verlegern. Etwa 300 Blätter mit einem Leserkreis von 2^ Millionen waren vertreten. Nachdem Herr Baltz (Berliner Neuest. Nachricht.) zum Vorsitzenden gewählt worden, präzisirte der Vertrauensmann der Verleger Herr Hermann Hilger-Berlin deren Stellung zu dem geplanten neuen PostzeitungStarif und empfahl ein möglichst ein- müthigeS Vorgehen aller Interessenten. Die lebhafte Debatte, )ie sich an diese einleitende Rede anknüpfte, gipfelte in der ein- timmigen Annahme folgender Resolution: „Die heute in Berlin >ersammelten Zeitungsbesitzer aus allen Theilen Deutschlands be schließen die Einsetzung einer Kommission, welche mit aller Macht gegen die Erhöhung des Tarifs vorgehen soll und einer später ,u berufenden Versammlung Bericht zu erstatten hat. Sie soll den deutschen Zeitungen Material für die Agitation gegen die beabsichtigte Erhöhung dcS Postzeitungstarifs liefern und insonder heit auch in Eingaben an alle maßgebenden Faktoren und Be hörden die Unmöglichkeit der beabsichtigten Erhöhung in poli tischer, wirthschaftlicher und sozialer Beziehung klarlegen. Die Versammlung erklärt ausdrücklich, daß sie bereit, mit allen deutschen Zeitungen in Berathung über diese Angelegenheit zu treten, da sie der Ansicht ist, daß bei einmüthigem Vorgehen darauf gerechnet werden kann, den Wünschen aller Zeitungen gerecht zu werden." Der „Vorwärts" unterhält seine Leser wieder einmal mit dem nächstens voraussichtlich eintretenden Zusammensturz alles Bestehenden. Schlagende Beweise dafür entnimmt er dem Kon kurse des von Hause aus todtgeborenen, von England importirten und ohne alle Rücksicht auf deutsche Verhältnisse und deutsche Gewohnheiten gehandhabten „Mail-Coache"-Unternehmens für die Berliner Gewerbeausstellung. Er hat den Einfall, daß es wegen „der nervigen Faust, die mit dem Hammer aus märkischem Sand hervorragt, und vor der unsern Kapitalisten unheimlich wird," zusammengebrochen ist. Da wird es verständlich, daß er auch das Anwachsen der Sozialdemokratie bei den belgischen Wahlen um 117 000 Mann als sicheres Vorzeichen für den Ein marsch einer deutschen Armee nach Belgien zum Schutze der Monarchie, für den oaraus entstehenden Weltkrieg und für den — „allgemeinen Kladderadatsch" betrachtet. Die irdischen Dinge spiegeln sich eben auch im sozialdemokratischen Auge, und so wird es wieder einmal zur Wahrheit: Was kein Verstand der Ver- ständigeu sieht, das übet in Einfalt ein — sozialdemokratisches Gemüth." Ein Fall von nationalem Fanatismus eines pol nischen Priesters wird jetzt nachträglich bekannt. Wie das „Pos. Tagebl." meldet, richtete an den Propst Bartsch in Wojnice im Kreise Schmiegel der Invalide Michael Gronostei unter dem 28. Mai d. I. in deutscher Sprache und in höflichster Fassung die Bitte, ihm ein Taufzengniß seiner Tochter auszuhändigen. Darauf erfolgte unter dem 29. Mai von Herrn Bartsch folgende Antwort in polnischer Sprache: „Wenn Du Dich als Pole nicht schämst, an den Pfarrer um Uebersendung eines Taufscheines deutsch zu schreiben, so stelle ich Dir anheim, den verlangten Tauf schein zu suchen, wo Du willst." Den Namen des also bedeuteten Bittstellers ändert Herr Bartsch in der Adresse eigenmächtig in Gronostoj um. Es ist das eine neue Auflage eines ähnlichen Falls, in dem der Propst Andersz in Slupia gegen einen Lehrer auftrat, der ihm einen deutschen Brief geschrieben hatte. Dieser letztgenannte Herr hat neuerdings, wie die „Ostmark" mittheilt, an einen andern Lehrer folgende Postkarte losgelassen: „Bon verschiedenen Seiten habe ich erfahren, daß Sie sich erdreisten, Ihre Nase unbefugter und unnöthigerweise in meine Thätigkeit als Seelsorger Herrn .... gegenüber hineinzustea.cn. Auf ähnliche Art äußert sich manchmal irgend ein Rotziunge, der sich einbildet, stellen werde". Belgien. Die „JndSp. belge" hört, daß demnächst die Angelegenheit Lothaire-Stokes vor dem kongostaatlichen obere» Gerichtshof zu Brüssel zur Verhandlung kommen wird. Dieser Gericytshof, der eine Abtheilung des oberen Rathes des Kongo staates bildet, entscheidet endgiltig die ihm unterbreiteten Pro zesse. Kommandant Lothaire hat m einem an den Vorsitzende« dieses Gerichtshofes gerichteten Schreiben um die schleunigste Ent scheidung gebeten. Der Entschluß des englischen Kabinetts ist noch nicht amtlich kundgethan. Zn dem Attentat auf den fr««)öfische» Präsidenten Faure wird der „Tgl. Rundschau" aus Paris geschrieben: Die blinde» Schüsse des Kutschers Eugöne Marie Francois machen noch von sich reden. Es ist richtig, daß der deutsche Kaiser, sowie der Zar und einige andere auswärtige Herrscher den Präsidenten der Republik zur Rettung aus Lebensgefahr telegraphisch beglück wünscht haben; doch das läßt sich dadurch erklären, daß die ersten Nachrichten die Sache wirklich als gefährlich darstellten. Weniger will es den Parisern in den Sinn, daß jetzt im Elysee ein Register aufliegt, in das sich die Gratulanten einschreiben sollen, obgleich der Sachverhalt aufgeklärt und die absolute Harmlosigkeit des» Vorfalles erwiesen ist. Viele Zeitungen, darunter selbst der sonst dem Präsidenten dienstfertige „Figaro", finden es lächerlich, daß man sich beglückwünschen läßt zur Rettung vor Kugeln, tue vor dem Schüsse aus den Patronen gebrochen waren. Andere Blätter behaupten allerdings, daß Herr Faure durch daS „Attentat" die Liebe des Volkes wiedergewonnen habe. Wir lassen daS dahingestellt sein. — Da der deutsche Kaiser dem französischen Staatschef wieder eine Höflichkeit erwiesen bat, konnte die in solchen Fällen übliche Mißdeutung der Presse nicht ausbleiben. Das meistverbreitete Volksblatt, „Petit Journal" (Auflage über eine Million) unternimmt einen gehässigen Ausfall gegen Deutsch ¬ land. Es citirt einen Artikel der Berliner „Nationalzeitung", in dem die Unverträglichkeit der Franzosen den Deutschen gegenüber geschichtlich nachgewiesen wird, und erklärt ihn als Beweis, daß die Deutschen immer die Erbfeindschaft schüren, während die Franzosen kaum noch von Revanche reden, vielmehr durch ihre Kolonialkriege zeigen, daß sie in Europa Frieden hasten wollen. »er Stellung, die ich einnehme, noch in der Bildungsr Zum Schluffe kommt die unvermeidliche Ungezogenheit zur Ant- Alter bleich. Stecken Sie also Ihre Nase lieber wort auf die kaiserliche Ritterlichkeit. Das „Petit Journal" fragt, weshalb Wilhelm H. sich so bemühe, da die deutschen Staats männer und Publizisten doch keine Versöhnung mit Frankreich
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