Suche löschen...
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 11.04.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188904110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18890411
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18890411
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-04
- Tag 1889-04-11
-
Monat
1889-04
-
Jahr
1889
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 44. Sr»fie«hai«er UuterhaltrmgS- »«d Anzeigettatt. Gette S. welche der StaatSsecretär des Reichspostamtes, vr. v. Stephan, in seiner Eigenschaft als Herrenhausmitglied bei der EtatS- berathung des Herrenhauses auf die Resiortverwaltung seines College» v. Maybach gemacht hatte, und wenn letzterer unter dem Eindrücke dieser Angriffe wirklich seine Demission genommen hätte, so wäre dies wohl kein so überraschender Schritt gewesen. Aber Herr v. Maybach verbleibt also an der Spitze der preußischen Eisenbahnverwaltung und was sich sonst etwa aus dem peinlichen Zwischenfall entwickeln wird, muß eben abgewartet werden. Dagegen ist das EntlaffungSgesuch des Kriegsministers Bronsart v. Schellendorff genehmigt und der General Verdy du VernoiS zum Staats- und Kriegsminister ernannt worden. DaS preußische Abgeordnetenhaus genehmigte am Montag definitiv und unverändert die Vorlage, betreffend die Ueber- tragung der polizeilichen Befugnisse in den Kreisen Teltow und Niederbarnim, sowie im Stadtkreise Charlottenburg an den Polizeipräsidenten von Berlin, nahm alsdann noch einige kleinere Vorlagen endgiltig an und erledigte zuletzt mehrere Petitionen. Generalstabsarzt vr. von Lauer, der langjährige Leibarzt Kaiser Wilhelm I., ist nach längerer Krankheit in der Nacht zum Dienstag in Berlin gestorben. Der frühere commandirende General des 11. Armeecorps, Freiherr von Schlotheim, ist in Kassel infolge eines Schlag anfalles verschieden. Der Hofprediger Stöcker in Berlin soll, wie die „Post" meldet, von seiner zuständigen Behörde die Weisung erhalten haben, sich zwischen dem Amte als Hosprediger und seiner politischen Thätigkeit außerhalb seines Abgeordnetenmandates endgiltig zu entscheiden. Die von der „Köln. Ztg." aus Zanzibar gebrachte Nach richt von einer durch den Hauptmann Wißmann gehißten Flagge ist der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge dahin zu inter- pretiren, daß letzterer seinen Instructionen gemäß die Flagge der ostafrikanischen Gesellschaft, deren Hisiung seiner Zeit amtlich gemißbilligt war, heruntergeholt und auf seiner Be hausung die Handelsflagge aufgezogen haben wird, welche auf den Consulaten im Auslande zu wehen pflegt. Nach einer Meldung aus Bochum fand am 9. April auf der Zeche Erin bei Castrop eine heftige Explosion statt, bei welcher gegen 25 Personen verunglückt sind. Luxemburg. Herzog Adolf von Nassau ist am Montag in feierlicher Sitzstng von der luxemburgischen Kammer zum Regenten von Luxemburg erklärt worden. Staatsminister vr. Eyschen verlas zunächst die Botschaft des Herzogs Adolf, in welcher derselbe die Uebernahme der Regentschaft gemäß dem nassauischen Hausgesetze ausspricht, worauf sich die Kammer zur Prüfung der vom Staatsminister unter bewegten Worten vorgelegten Aktenstücke zurückzog. Nach wieder auf genommener Sitzung verlas der Kammerpräsident eine Er klärung, besagend, die Kammer habe aus den vorgelegten Documenten die Regierungsunfähigkeit des Königs Wilhelm und, entsprechend der Verfassung, die Nothwendtgkeit einer Regentschaft constatiren müssen, sie constatire ferner, daß die Regentschaft gemäß dem Familienvertrage dem Herzog von Nassau zufalle und daß die Kammer bereit sei, den Regenten eid des Herzogs entgegenzunehmen. Debattelos und einstimmig wurde diese bedeutungsvolle Erklärung in namentlicher Ab stimmung gutgeheißen, woran sich die Verlesung einer zweiten Erklärung schloß, welche die tiefe Bewegung der Kammer ausdrückt, zu einer solchen Maßregel gegenüber einem Herrscher genöthigt zu sein, der in 40jähriger Regierung dem Lande Glück, Gedeihen und Freiheit verschafft habe. Schließlich benachrichtigte der Staatsminister Eyschen die Versammlung, daß der Herzog von Nassau an diesem Donnerstag der Kammer den Eid ablegen werde. Herzog Adolf ist zu diesem Zwecke am Mittwoch von seiner Residenz Königstein am Taunus nach Luxemburg abgereist. — Herzog Adolf ist also durch die Erklärung der luxemburgischen Kammer bereits Regent von Luxemburg und er besteigt den Thron dieses Landes als Großherzog im Augenblicke, da König Wilhelm von Holland aus dem Leben scheidet; jedenfalls wird die Thronbesteigung des neuen luxemburgischen Herrschers dann ebenso ruhig und ohne Zwischenfälle vor sich gehen, wie jetzt seine Jnstallirung als Regent. Der Bürgermeister von Luxemburg forderte die Bewohner auf, anläßlich der am 10. April erfolgenden Ankunft des Her zogs von Nassau die Häuser in den luxemburgischen, oranischen und nassauischen Farben zu beflaggen. Oesterreich - Ungarn. Das österreichische Herrenhaus »ahm am 8. April das den Beschlüssen des ungarischen Reichstages entsprechend abgeänderte Wehrgesetz in zweiter und dritter Lesung en Kloo an. Der Justizminister ordnete eine umfassende strenge Unter suchung wegen der verlotterten galizischen Justizzustände an. Italien. In einem unter Vorsitz des Königs stattgefun denen Ministerrathe soll die Besetzung von Asmara beschlossen worden sein. Von dem am Sonntag zu Florenz abgehaltenen großen sogen. Friedensmeeting wurde trotz wüthender Proteste der Socialisten eine gegen die Tripelallianz gerichtete, Frankreich verherrlichende Tagesordnung angenommen. Frankreich. Das Ministerium Tirard hat, entmuthigt durch den Mißerfolg, welchen das in der Hauptsache frei sprechende gerichtliche Erkenntniß in Sachen der angeklagten Patriotenbündler für die Regierung bedeutet, die Conftituirung deS Senates als obersten Gerichtshofes zur Aburtheilung von besonderen staatsgefährlichen Handlungen durchzusetzen gewußt. Die Rechte des Senats erklärte in der MontagSfitzung aller dings, sie würde sich an den Verhandlungen des Senats als Gerichtshofes nicht betheiligen, falls die Kammer nicht zuvor über die Regelung des einzuhaltenden gerichtlichen Verfahrens beschließe, aber dieses Bedenken dürfte inzwischen bereits gegen standslos geworden sein, da die Deputirtenkammer wahr scheinlich bereit« in ihrer Dienetagsitzung das Decret, betreffend das Verfahren vor dem Senat als Gerichtshof, bestätigt hat. — Boulanger hatte in Brüssel eine längere Zusammenkunft mit dem öonapartistischen Thronprätendeuten Prinzen Victor Napoleon; obwohl die boulangisttschen Blätter sich bemühen, diese Nachricht als unwahr hinzustellen, wird sie doch durch Brüsseler Meldungen bestätigt. Der Pariser Gemetnreraty bewilligte einen Credit von einer Million Francs für die Betheiligung der Hauptstadt an den Ausstellungsfesten und dann noch 600000 Francs für die Feste und Ergötzlichkeiten, welche die Stadt auf eigene Faust veranstalten wird. Belgien. Die Regierung ließ, wie verlautet, Boulanger eröffnen, daß, wenn er auf die Sympathien, welche Belgien stets politischen Flüchtlingen habe zu Theil werden lassen, rechnen wolle, er diese Sympathien dadurch möglich machen müsse, daß er sich aller Handlungen enthalte, die das belgische Cabinet unvermeidlich dazu bringen würden, aus freien Stücken die Maßregel der Ausweisung zu ergreifen, ohne eine Mit- theilung der französischen Regierung abzuwarten. Schweden »Norwegen. Der Antrag, den norwegischen Beitrag zur Hofhaltung des Königs von 336000 Kronen auf 256000 Kronen herabzusetzen, wurde vom Stcrthing mit 75 gegen 39 Stimmen verworfen. Rustland. In gut unterrichteten Kreisen verlautet be stimmt, daß die Bildung einer kaukasisch-uralischen Kosaken- Cavalleriedivifion bevorsteht, welche ins westliche Grenzgebiet verlegt werden soll. Von den aus Odessa nach Kiew abgeführten 50 Theil nehmern an der Atschinow'schen Expedition wurden jetzt etwa 30 Personen weiter nach dem Innern Rußlands befördert. Atschinow erhielt die Erlaubniß, in Rußland zu leben, wo er will, aber er darf sich ohne kaiserliche Erlaubniß in keine Unternehmung mehr einlassen. Rumänien. Dem Vernehmen nach hat Catargiu die Cabinetsbildunz infolge Differenzen mit dem Köniz über Personalfragen bei Besetzung der Portefeuilles abgelegt. Der König habe darauf den General FloreSco berufen. locale, siWschr rc. Nachrichten. Großenhain, 10. April 1889. —* Am 30. März fand in dem Versammlungs - Zimmer der Realschule die Entlassung derjenigen Schüler statt, welche auf Grund der schriftlichen und mündlichen Prüfung das Reifezeugniß und das Zeugniß für den einjährig - freiwilligen Militärdienst er halten hatten. In tiefempfundener, herzlicher und inhaltsschwerer Rede ermahnte der Director der Anstalt, Herr vr. Kober, die Ab gehenden, jederzeit Dankbarkeitgegen Gott, gegen die Eltern und die Realschule zu bethätigen. Wer bei der Feier zugegen war und wer die früheren schönen Abschiedsreden gehört hat, wird gewiß den Wunsch hegen, einst alle zwölf Reden oder doch wenigstens den größeren Theil derselben durch den Druck veröffentlicht zu sehen. Im Namen der abgehenden Schüler, von denen die beiden Ersten durch Ehrengaben ausgezeichnet wurden, sprach A. Schu mann aus Frauenhain warme Worte des Dankes. Der erste Schüler der Zurückbleibenden, Drobisch aus Großenhain, be antwortete diese Ansprache. —* Für die viel erörterte Frage nach den Ursachen der Links händigkeit sind zwei von einem Arzte beobachtete Fälle bemerkens- werth, die in der „Deutschen Medicinal-Zeitung" mitgetheilt werden. Der Genannte hatte zwei Kinder in Behandlung, welche linkshändig waren. Die beiden Eltern sind rechtshändig, das älteste Kind, welches von der Amme aufgezogen wurde, gleichfalls. Das zweite Kind, jetzt 15 Jahre alt, ist seit seiner frühesten Jugend links händig, das dritte Kind, welches das erste Lebensjahr überschritten hat, ebenfalls. Beide jüngeren Kinder sind von der Mutter selbst aufgezogen worden. Der Arzt entdeckte als Ursache der Links händigkeit das Tragen der Kinder auf dem linken Arm, wodurch der rechte Arm des Kindes auf die linke Schulter des Tragenden zu liegen kommt, der linke dagegen zum Greifen von Gegenständen frei bleibt. Er ließ nunmehr das jüngste Kind nur auf dem rechten Arm tragen, worauf sich die Linkshändigkeit gab. — Oi- Dem transportirenden Publikum wird es von Werthe sein zu erfahren, daß für den Versandt von Frachtstückgütern zur überseeischen Ausfuhr über deutsche Häfen nach außerdeutschen Ländern in verschiedenen Verkehrsrelationen vom 1. April d. I. ab Ausnahmetarife zur Einführung gekommen sind, die gegenüber der regelrechten Stückgutklasse insofern eine nicht unwesentliche Frachtermäßigung gewähren, als sie auf den gegenwärtig giltigen Sätzen der allgemeinen Wagenladungsklasse beruhen. Hierbei wird jedoch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß diese Ausnahme frachtsätze nur dann angewendet werden dürfen, wenn der Fracht brief den Vermerk „zur Ausfuhr über See nach außerdeutschen Ländern" trägt und dafern der Versender die zur Ausfuhr bestimmten Colli neben der Bezeichnung des Verschiffungshafens mit der Sianirung „Ausfuhrgut" in dauerhafter und deutlicher Weise ver sieht. Falls zu dieser Bezeichnung Beklebezettel verwendet werden, müssen dieselben von hellgrüner leuchtender Farbe sein, auch ist den Frachtbriefen stets em statistischer Anmeldeschein beizufügen. Sendungen, welche diesen Bestimmungen nicht entsprechen, haben auf die Äusfuhrfrachtsätze keinen Anspruch, auch müssen die Sen dungen von Haus aus direct nach dem betreffenden deutschen Aus fuhrhafen gestellt werden. Außer den rheinisch - westfälischen zoll inländischen Hälen kommen übrigens folgende Hafenstationen hierbei in Betracht: Bremen, Bremerhafen, Geestemünde, Harburg, Vege sack (Grohn-), Brake, Elsfleth. Leer, Nordenhamm, Wilhelmshaven, Cuxhaven, Altona-Ottensen, Flensburg, Hamburg, Kiel, Glückstadt, Husum, Itzehoe, Lübeck, Rostock, Wismar, Warnemünde, Stettin, Swinemünde, Ueckermünde, Greifswald, Wolgast, Stralsund, Ribnitz und Barth. Einer weiteren Controls unterliegen die zu den Aus nahmetarifen abgefertigten Stückgüter, die auf Grund einer Vor schrift im Frachtbrief oder auf Grund eines Antrages des Empfängers unmittelbar nach dem Freihafen überführt werden, in der Regel nicht, doch bleibt der Eisenbahnverwaltung Vorbehalten, die thatsächlich erfolgte Ausfuhr über See im Einzelfalle sich nach weisen zu lassen. Für diejenigen Stückgüter dagegen, die nach zollinländischen Häfen zu den Ausfuhrtarifen abgefertigt und da selbst an die Empfänger ausgeliesert werden, ist der Nachweis der thatsächlich erfolgten Ausfuhr über See nach außerdeutschen Ländern ohne daß dieselben einer Bearbeitung unterzogen sind, welche die innere Beschaffenheit derselben zu verändern geeignet war, nach träglich und zwar innerhalb einer Frist von 6 Monaten nach Ab lauf desjenigen Monats zu erbringen, in welchem die Aushändigung der Frachtbriefe an den Empfänger erfolgte. Wird festgestellt, daß Stückgüter, welche zu den ermäßigten Ausfuhrtarifen unmittelbar nach dem Freihafen abgefertigt waren, aus dem Freihafengebiet oder den Niederlagen in das Zollinland zurückbesördert find, oder daß dieselben nicht nach außerdeutschen Ländern über See aus geführt werden, ohne daß die Empsanasexpedition von diesen der Frachtbriesdeclaration widersprechendenVorkommnissen behufs Nach erhebung der Unterschiedsfrachten von dem Empfänger in Kenntniß gesetzr ist, so wird von dem Empfänger neben der Unterschiedsfracht eine Conventionalstrafe in Höhe des Doppelten der vorenthaltenen Fracht eingezogen. In gleicher Weise wird verfahren, wenn fest gestellt wird, daß Stückgüter, welche zu diesen Ausfuhrtarifen nach Hälen abgefertigt und daselbst abgenommen wurden, entgegen der von dem Empfänger ausgestellten Bescheinigung, überhaupt nicht, oder nicht rechtzeitig bezw. nicht nach außerdeutichen Ländern über See ausgeführt sind. In allen Fällen bleibt je nach der Lage der Sache strafrechtliche Verfolgung des Empfängers Vorbehalten. Gröditz, den 9. April. In unserer Kirchenbauangclegenheit ist erfreulicherweise ein wesentlicher Fortschritt zu verzeichnen. Bei einem von der Kgl. Kircheninspection abgehaltenen Termin wurde im Einvernehmen sammtlicher Betheiligter ein Ausschuß gewählt, dem der Bau des Gotteshauses und die Anlegung des Gottesackers übertragen wurde. Da nun aus der Mitte der Gemeinde der lebhafte Wunsch laut wurde, es möchte ein der Mitte des Dorfe näher gelegener Platz als der so gütig zur Verfügung gestellte für Kirche und Friedhof gewählt werden, ist der Ausschuß auch mit den Besitzern einiger höchst günstig gelegener Grundstücke in Ver bindung getreten, um durch einen Tausch den Wünschen der Ge meinde Rechnung zu tragen. Nur von dem Entgegenkommen der betreffenden Grundeigenthümer hängt es nunmehr ab, daß die An gelegenheit zu dem von der Gemeinde ersehnten Ziele gebracht wird. Wünschen wir von Herzen, daß nicht in Folge fehlender Bereitwilligkeit Seitens der Besitzer der schöne Plan, die Kirche möglichst nahe der Mitte des Dorfes zu bauen, zu Nichte ge- macht wird.W ; Dresden, 9. April.' Se."Majestät der König war gestern Vormittag von der Villa in Strehlen nach dem Residenzschlosse gekommen, um die Vorträge der Staatsminister und Hofdepartements chefs entgegenzunehmen, worauf dann Se. Majestät einer Sitzung des Gesammtministeriums präsidirte. Das Diner nahmen später die Majestäten mit den Fürstlich Hohenzollern'schen Herrschaften, welche Vormittags verschiedene Besichtigungen vorgenommen hatten, in der Villa zu Strehlen ein. Zum Thee waren Abends wieder Einladungen ergangen. — Die am Sonntag Abend stattgesundene und bereits kurz erwähnte Theeaesellschaft in der Königsvilla nahm einen größeren Charakter an. Es erschienen dazu auch der Prinz von Thurn und Taxis mit Gemahlin, sowie der preußische Ge sandte Graf Dönhoff nebst zahlreichen Personen der intimeren Hof gesellschaft. — Am gestrigen Montag sah das Königspaar u. A. den Commandeur des deutschen Kriegsschiffes „Carola" bei sich, was selbstverständlich zu einer lebhaften Conversation über Marine- Angelegenheiten führte. Heute weilten die Majestäten bereits zeitig im Parke der Villa zu Strehlen. — Für den 13. d. M. hat Se. Majestät der König seine Theilnahme an der im „Tivoli" statt findenden Feier zur Erinnerung an die Erstürmung der Düppler Schanzen zugesagt. Unter den Kämpfenden befand sich damals als Unterosficier der jetzige Generallieutenant Schurig, dem gewiß besondere Auszeichnungen zugedacht sind. — Die zur Zeit hier weilende Prinzessin Louise von Schleswig-Holstein erhielt am Sonntag wieder den Besuch des Prinzen Leopold von Preußen, ihres erlauchten Bräutigams, der hierbei im Hotel Bellevue ab gestiegen war. Die Rückfahrt des Prinzen nach Berlin, bez. Potsdam erfolgte gestern Abend. Wie man hört, wird Dresden zu der gegenwärtig in Vorbereitung befindlichen Ausstattung der Prinzessin manch' Stück beitragen können, da schon verschiedene betreffende Anschaffungen erfolgten. — Die mit der Jubiläums- Versammlung im Gewerbehause verbunden gewesene Ausstellung von Costümen und Requisiten war auch heute noch geöffnet. Man sieht dabei, wie bedeutend die Industrie nebst den verschiedensten gewerblichen Branchen bereits für die Begehung des Wettiner Jubiläums intereffirt ist und wie daher durch eine solche Bereit stellung selbst den weitgehendsten Ansprüchen Genüge geleistet werden kann. Die schöne Auswahl, welche geboten werben konnte, giebt zugleich auch Veranlassung, daß noch so manche Gruppe zur Ent faltung kommen wird, an die bis jetzt noch nicht zu denken war. Der größte Eifer zeigt sich recht wieder in Bezug auf die Er richtung von Prunkwagen, von denen schon eine stattliche Anzahl fest angemeldet ist. Die betreffenden Skizzen, von denen ich heute Kenntniß erhielt, stellen wahrhaft Glänzendes in Aussicht. Hb. Dresden, 9. April. Der vom rastlosen Schaffensdrang für die edle durchgeistigte Poesie beseelte und unermüdlich auf dem Gebiete humanitärer Bestrebungen thätige Oberst von Meerheimb hatte kürzlich die Freude, seiner Stiftung animo" — zur Ge- müthsbildung der Jugend, zur Pflege von Thier und Pflanze — einen stattlichen Beitrag zugeführt zu sehen. Herr v. M. sprach zum Besten dieser Stiftung im Saale des Dresdner Thierschutz- Vereins vor einem gewählten Auditorium über „Eine moderne Dichterin, komisch wider Willen." Weit entfernt davon, einzelne poetische Vorzüge von der in Frage kommenden Dame, Friedericke Kempner, zu verkennen, sand der geistvolle Redner doch unter Citirung der zum Theil geradezu burlesken Geistesproducte mehr als hin reichend Stoff, über eine Stunde lang die Lachmusketn der Zu hörer zu reizen. Mit seinem sarkastischen Humor, ohne verletzenden Beigeschmack entrollte er die Irrfahrten der K. im Zauberreiche der Poesie. Unbewußt aber zutreffend ist die Selbstcharakteristik der Dichterin: „Unnütz lyrisches Gesinge, unnütz lyrisches Geklinge, gehst Du mir nicht aus dem Sinn, schreib ich aufs Papier Dich hin." Für die Annahme, daß sie der Landwirthschaft nahe steht, spricht die Strophe: „Alles Gute, Freie, Biedere! — Aber alles andre Niedre — Häßlich, scheußlich ekel ist — Duftig nimmer ist der Mist!" Die Poesie feiert Friedericke also: „Die Poesie, die Poesie, — Die Poesie hat immer Recht, — Sie ist von höherer Natur, — Von übermenschlichem Geschlecht — Und kränkt ihr sie und drückt ihr sie — Sie schimpfet nie, sie grollet nie, — Sie legt sich in das grüne Moos — Beklagend ihr poetisch Loos!" In einem Sonett läßt die Dichterin am Schluffe ein Vöglein fingen: «Weine nicht, Du Herzensmaid — schrecklich ist es freilich!" Schrecklich ist auch der Vergleich Friederickens zwischen dem Ideellen und Materiellen: „Wie die Rose unter Dornen — Steht das Ideelle jetzt, — Nur das Scheußlich-Materielle — Kommt zuerst und kommt zuletzt!" Noch unter dem Gedicht „Nero": „In den Augen meines Hundes — Liegt mein ganzes Glück, — All mein Jnnres, krankes, wundes — Heilt in seinem Blick" steht ein Liebeserguß Friederickens: „Dorten aus der grünen Hecke — an des Gartenzaunes Ecke — Schaut mein Schatz heraus, — Haare braun, nicht kraus; — Klein Gesichtchen rund, — Kirschen rother Mund; — Augen braun, nicht blau — Wird bald meine Frau!" Wie sie aussieht, läßt uns die Dichterin in den Strotzhen wissen: „Zwecklos scheint mein Leben, — Ohne Zweck mein Sein, — Doch ein einzigStreben — Hüllt's in Dunkel ein. — Isis der einst gelungen, — Wird vielleicht gesungen: — Viel hat sie gethan, — Wen'ge sahn's ihr an!" Gottvoll originell ist ihre Frühlings phantasie: „Die Nachtigall schlägt, der'Frühling ist da, — Das Herz ist bewegt, — Die Freude ist nah!" In der zweiten Strophe klimpert sie dasselbe in anderer Reihenfolge auf den poetischen Saiten: „Die Freude ist nah, — Das Herz ist bewegt, — Der Frühling ist da, — Die Nachtigall schlägt!" An Hans Sachs erinnert Friedericke in folgendem Poem: „Besessen ist die Welt — Von Eigennutz und Geld — Und Alles zum — Verzweifeln dumm!" Eine ergötzliche Reimwuth ist in dem Gedicht „Drei Schlagworte" entwickelt. Dort findet man zwei Strophen mit dem genialen Erguß: „Es ist, es beißt, die, die, die, die, — Die theuere Bourgeoisie!" resp- „Es ist, es heißt, der, der, der, der, — Es heißet Prole tarier!" Einmal singt die schlesische Dichterin auch in einem „Ge dicht ohne r": „Und ach, wie so langweilig ist man, — Wenn man von sich niemals schweigen kann!" Man kann ihr hierin gewiß beipflichten, obschon die unfreiwillige Komik in den Geistes-Pro dukten Friederickens genügend für heitere Unterhaltung sorgt und es ermöglichte, daß die Dichterin, man staune — selt 10 Jahren schon fünf Auflagen ihrer „Gedichte" erleben konnte. — Von In teresse, namentlich für zartbesaitete Seelen, wird die nachstehende treffliche Lösung einer von der Zeitschrift „Echo" aufgeworfenen Preisfrage „Weshalb macht man gewöhnlich, wenn man sich zärtlich küßt, die Augen zu?" durch Herrn Oberst v. M. sein: „Schließ den Vorhang, süßes Leben, laß ihn still zusammenraujchen! Nur die Liebe, wonnebebend, darf im Dunkeln uns belauschen. — Schließ die Wimper, Taubenauge, leises Flüstern, wonnig Plauschen! Duftig, rückgebeugten Hauptes, laß die Locken niederrauschen. — Schließ den Vorhang, schließ die Angen! Herz am Herzen, sel'ges Lauschen! — Nur im Dunkeln glüht die Liebe — Wonne vollstes Seelentauschen!" — Schließlich sei noch der weit greifenden erfolgreichen Werkthätigkeit des warmherzigen Schöpfers einer neuen Poesicform „Psychodramen", des von der Dresdner Kampfgenossenschast in Rücksicht auf seine großen Verdienste zum Ehrenpräsidenten gewählten Helden auf dem Schlachtfelde in wenig Worten gedacht. Herr v. Meerheimb, bekanntlich ein Großen hainer Kmd, hat im Laufe von 26 Jahren die Invaliden- und Moskwa-Stiftung, Carolahans-Süstung, Invaliden - Unterstützung un Ertrag der Fürstenwelt, das Sachsendauk-Asyl auf dem Nuvolau, die Grundlage zu einem Unterkunftsbau auf dem Piz Languard, die Nouart-Stistung, das „Rettungsboot" des Vereins „Dresdner
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)