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Lchönbmger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Sonntags eine Gratisbeilage „Der Erzähler". Preis vierteljährlich 1 Mk. 50 Pf. Alls Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Bestellungen an. Jnsertionsgebühren pro kleingespaltene Zeile für Abonnenten 7 Pf., für Nicht abonnenten 10 Pf. Jnseraten-Annahme für die nächsterscheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. 86. Waldenburg. Sonntag, den 29. December 1878. Die auf den 4. Termin d. I. fälligen Commun-Anlagen und Ablösungsrenten sind bis zum 31. dieses Monats zu bezahlen. Stadtsteuer-Einnahme Waldenburg, am 24. December 1878. Holzauktion. Künftigen Freitag, den 3. Januar 1879, von Bormittags s Uhr an, sollen im hiesigen Stadtwalde auf dem diesjährigen Holzschlage am Langenchursdorser Wege 17V Stück Nadelholzstämme von 12—28 em. Mttenstärke, 80 „ Nadelholzstangen v.9—14 ein. Unterst., in 10 Hansell, 8 Rmtr. weiche Scheite in 3 Stögen, 8 halbe Wellenhundert dergl. Reißig, an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Waldenburg, am 27. December 1878. Der städtische Forst- und Wirthschafts-Ausschust. L i m m e r, Stadtrath. Bekanntmachung. Bei dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamt ist die Stelle eines zweiten Beidieners zu besetzen. Der für dieselbe ausgeworfene Gehalt be trägt 900 Mark —Gesuche unter Beifügung von Führungszeugnissen sind bis zuin 1. Januar 1879 dem unterzeichneten Amtsrichter zu übergeben. Waldenburg, am 24. December 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Martini. Mitte. Der unterzeichnete Kirchenvorstand richtet hierdurch >n die Kirchge meinde das freundliche Ersuchen, die kleineren Kinder in den am Sylvester- Abend stattfindenden Gottesdienst im Hinblick auf die durch dieselben leicht entstehenden Störungen nicht mitbringen zu wollen. Waldenburg, am 28. December 1878. Der Kirchen vor stand daselbst. I. A.: vr. pb. Schumann, Oberpfarrer. Mmlcumlls-LiMmlg. Mit dem 1. Januar 1879 beginnt ein neues Abonnement auf das täql'ch erscheinende „Schön burger Tageblatt". Der Inhalt des „Schön burger Tageblattes" wird außer den sämmtlichen Bekanntmachungen des hiesigen Stadtraths und des Gerichtsamts, sowie der fürstlich Schönbur- gischen Verwaltungen eine übersichtliche politische Rundschau, möglichst vollständige Nachrichten aus dem Sachsenlande und des Oefteren zeitge mäße selbstständige Artikel und vorzugsweise auch geschichtliche Nachrichten aus den Neceßherrschaften rc. umfassen, weshalb wir zu einem recht zahlreichen Abonnement ergebenst einladen. Abonnements nehmen sämmtliche Postanstalten, die Colporteure und die Expedition dieses Blattes zum Betrage von vierteljährlich 1 Mark 5V Ps. entgegen. Zur Bequemlichkeit des Publikums haben wir an folgenden Stellen Listen zur Einzeichnung von Abonnements auslegen lassen: a) in Altstadt Waldenburg bei Herrn Kaufmann Max Liebczeit, „ Restaurateur Friedemann, „ „ Althanns; d) in Altwald enbnrg bei Herrn Restaurateur Lein; e) in Callenberg bei Herrn Restaurateur Fritzsche, „ „ Böhme, „ „ Harnisch; ä) in Kertzsch bei Herrn Restaurateur Müller; e) in Remse bei Herrn Restaurateur Rosenfeld; k) in Langenchursdorf bei Herrn Restaurateur Wagner, „ „ Kühnert; ss) in Oberwiera bei Herrn Restaurateur Martin, „ „ Hcitzsch; ll) in Ziegelheim bei Herrn Restaurateur Eduard Oehmigen, „ „ Valentin Mehner, „ „ Lonis Heinicke in Thiergarten; i) in Uhlemannsdorf bei Herrn Restaurateur Gottfried Vogel. Expedition des Schönburger Tageblattes. Mitischk KmdsihLU. * Waldenburg, 28. December 1878. Die Zollpolitik des Reichskanzlers ist lange schon Gegenstand der öffentlichen Dis- cussiou gewesen. Ein neuer Beitrag hierzu liegt heute abermals vor, und zwar in Gestalt eines Schreibens des Reichskanzlers selbst, das derselbe von Friedrichsruhe aus an den Bundesrath ge richtet hat. Er sagt darin: „In dem größten Theile Deutschlands haben die directen Steuern einschließlich der Communal- Abgaben eine Höhe erreicht, welche drückend ist und wirthschaftlich nicht gerechtfertigt erscheint. Am meisten leiden unter derselben gegenwärtig diejenigen Mittelklassen, deren Einkommen sich etwa in der Grenze bis zu 6000 Mark bewegt und welche durch executorisch beigetriebene oder über ihre Kräfte gezahlte directe Steuern noch häufiger als die Angehörigen der untersten Steuer klassen in ihrem wirthschaftlichen Bestände unter graben werden. Soll die Steuerreform, wie ich es für erforderlich halte, in ihren Erleichterungen bis zu diesen Grenzen reichen, so muß sie bei der Revision des Zolltarifs auf einer möglichst breiten Grundlage beginnen. Je ergiebiger man das Zollsystem in finanzieller Hinsicht gestaltet, um so größer werden die Erleichterungen auf dem Gebiete der directen Steuern sein können und sein müssen. Um eine dieser Rücksicht ent sprechende Grundlage für die Revision zu ge winnen, empfiehlt es sich, nicht bloß einzelne Ar tikel, welche sich dazu besonders eignen, mit höhe ren Zöllen zu belegen, sondern zu dem Prinzip der Zollpflichtigkeit aller über die Grenze ein gehenden Gegenstände zurückzukehren. Von der allgemeinen Zollpflicht würden diejenigen für die Industrie unentbehrlichen Rohstoffe auszunehmen sein, welche in Deutschland gar nicht (wie z. B. Baumwolle) und, nach Befinden auch die, welche nur in einer ungenügenden Quantität oder Qua lität erzeugt werden können. Die Zollsätze wür den auf Gewichtseinheiten, wie dies in dem be stehenden Zolltarif die Regel ist, zurückzuführen sein, soweit nicht nach der Natur des Gegenstan des eine Erhebung des Zolls per Stück (wie bei dem Vieh) oder unmittelbar nach dem Werth (wie bei Eisenbahnfahrzeugen, eisernen Flußschif fen) sich mehr empfiehlt. Die jetzt zollfreie, künf tig und nach den ursprünglichen bis 1865 gültig gewesenen Grundsätzen Preußens und des Zoll vereins zollpflichtige Einfuhr berechnet Bismarck auf etwa 1400 Millionen Mark. Wird ange nommen, daß die hiervon künftig zu erhebenden Eingancsabgaben auch nur durchschnittlich 5 Proc. des Werthes betrügen, so würde sich die Ver mehrung der jährlichen Zolleinnahmen auf 70 Millionen Mark belaufen. Dieser Vermehrung der Zolleinnahmen würde eine wesentliche Erhöh ung der Zollerhebungs- und Verwaltungskosten nicht gegenüberstehen. Fürst Bismarck meint auch, daß die gegen Schutzzölle gerichteten Vorwürfe das neue System nicht treffen können, weil es nicht einzelnen privilegicten Zweigen, sondern der gesammten inländischen Production einen Vorzug vor der ausländischen Production auf dem ein heimischen Markl gewährt. „Die Minderheit der Bevölkerung, welche überhaupt nicht producirt, sondern ausschließlich consumirt, wird durch ein die gesammte nationale Production begünstigendes Zollsystem scheinbar benachtheUigt. Wenn in dessen durch ein solches System die Gesammt- summe der im Inland erzeugten Werthe ver mehrt und dadurch der Volkswohlstand im Gan zen gehoben wird, so wird dies schließlich auch für die nicht producirenden Theile der Bevölke rung und namentlich für die auf festes Geldein kommen angewiesenen Staats- und Gemeinde beamten von Nutzen sein; denn es werden der Gesammtheit dann die Mittel zur Ausgleichung von Härten zu Gebote stehen, falls sich in der That eine Erhöhung der Preise der Lebensbe dürfnisse aus der Ausdehnung der Zvllpflichlig- keit auf die Gesammteinfuhr ergeben sollte." Mit der Revision der Grenzzölle würde eine Revision der Eisenbahntarife Hand in Hand zu gehen haben. Es kann auf die Dauer den ein zelnen Staats- und Privat-Eiienbahn Verwal tungen nicht die Berechtigung verbleiben, der wirthschaftlichen Gesetzgebung des Reiches nach eigenem Ermessen Concurrenz zu machen. Jetzt komme es darauf an, die inländische Pro duction der ausländischen gegenüber in eine mög lichst günstige Lage zu bringen, bannt mir auf diesem Boden mit anderen Smmen verhandeln können. Und das kann nur geicheyen, wenn wir selbständig ein Zollsystem schuffen. In der letzten BundesralbsUtzung wurde zunächst mitgetheilt, daß der sächsische Gesandte v. Nostitz aus leinen Wunsch von dem Amte eines Mitgliedes des kaiserlichen Disciplinarhofs entbunden worden ist; die Wabl eines anderen