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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189003205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18900320
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18900320
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-03
- Tag 1890-03-20
-
Monat
1890-03
-
Jahr
1890
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.03.1890
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SLchstfcher vande-'An-etger (Shemnttze» ««neval-Anzetger). Nr. 65. — SO. März 1890. MV W- Kelche als ParlamentScandidate» aufgesreie» sind, durch die Bischöfe. Die Sitzung wurde dann auf Donnerstag vertagt. — Im Wahlkreise Bochum hat die erste ReichStägSersatzWahl siattgesunden, und zwar für Herrn von Schorlemer-Alst. Das piesultat macht eine Stichwahl zwischen de», nationalliberalen Candi- daten Schneider und dem Centrunisman» Racks »othwendig. — Bei lder Landlagsersatzwahl im Kreise Allenstein-Rössel wurde Stadlrath Oster in Allenstein (Ceutrum) gewühlt. Oesterreich-Ungarn. Die Kunde von Fürst Bismarck's «Rücktritt ruft Sensation hervor, da Niemand ernstlich an eine Kanzler- iKrifiS glaubte. Fürst Bismarck werden die größten Lobsprüche für Iseine auswärtige Politik gespendet und zugleich wird die Hoffnung iausgesproche», daß der Reichskanzler auch ferner mit seinem Rath 'dem Kaiser zur Seite stehen werde. Daß Deutschland auch diese Lage bestehen wird, gilt Allen als zweifellos. Die Course an der Börse fielen. — Die Präsentation des neuen Ministeriums Szapary jm ungarischen Reichstage, die am Montage erfolgte, hat einen günstigen Eindruck gemacht. Graf Szapary will, genau genommen, dasselbe, was sei» Vorgänger Koloinan von Tisza in der allgemeinen P.olilik wollte, aber eben Tisza's Person war den ungarischen Radicaleu so sehr verhaßt, und darum der Spectakcl. Nun, da er fort ist, wird vorläufig Ruhe gehalten, bis das Scandaliren daun Wieder von Neuem beginnt. Italic«. Fürst Bismarck's Rücktritt macht kolossales Aufsehen. ,'Alle Welt sprach von nichts Anderem. Die Blätter drücken Haupt ssächlich di« Zuverficht ans, daß die Beziehungen des Dreibundes auch innter dem neuen Reichskanzler keinerlei Störung erleiden würden.— Auf Sardinien fanden schwere Ueberschwemmungeu statt. Frankreich. Ucbcr Fürst Bismarck's Rücktritt haben die Blätter die innere Lage und das neue Cabiuet gänzlich vergessen. Man hatte das volle Scheiden des Reichskanzlers aus seiner Thätig- keit für unmöglich gehalten. Die meisten Zeitungen freuen sich, daß der Kanzler geht, andere erblicken iu der Zukunft schon einen euro päischen Krieg. Allgemein ist man in der Coustatirung der That- sach', daß Kaiser Wilhelm II. eine ganz außerordentliche Energie zeige, denn eS fei doch nicht leicht, von einem solchen Staatsmann!: sich zu trennen. — Der neue Ministerpräsident Freycinet ist mit seinem Cabinet am Dienstag vor der Kammer erschienen und hat eine gute Aufnahme gefunden. Er redet den Republikanern so viel wie nur möglich zum Munde, verspricht sociale und wirthschastliche Reformen,'Besserung der Finanzlage und Schutz der französischen Industrie, und mehr kann mau doch beim besten Willen nicht ver langen. Parlament und Ministerium dürsten sich also eine Weile recht angenehm vertragen, bis der alte Tanz dann von Neuem be ginnen wird. Premierminister Freycinet ist die Krisen ja aber ge höhnt, ei» halbes Dutzend Mal hat er mindestens schon einen äbiuetskrach dnrchgemacht. Die Person des neuen Ministers des Auswärtigen, Ribvt, bürgt für eine ruhige und sachliche auswärtige Politik; er ist ei» sehr zugänglicher Mann, mit dem sich reden läßt. Bei seiner Wahl zum Minister kam vor Allem der Umstand in Be tracht, daß Ribvt der Führer der Schutzzollpartei in der Kammer ist. Da Frankreich viele Handelsverträge in naher Zeit zu erneuern hat, ist Ribol's Persönlichkeit zu beachten Portugal. Einen kleinen Straßcntumult hat es wieder. in Lissabon ans die Meldung hin gegeben, daß die Engländer' am Schirefluß in dem von Portugal beanspruchten Nyassa-Lande ihre Fahne gehißt haben. Der Spcctakel wurde abec sofort unterdrückt. England. In London waren Parlament und Clubs bis spät in die Nacht hinein in lebhafter Bewegung infolge der deutschen Nachrichten. Alle Zeitungen zollen dem Reichskanzler, wie seiner Person die höchste Anerkennung und Bewunderung und meinen, ganz Deutschland werde »»sicher in die Zukunft sehen. Jedenfalls müsse Bismarck's Nachfolger auch seine Politik verfolgen. — Die englische Negierung läßt die 'Nachricht, am Schirefluß sei ihre Flagge gehißt, für falsch erklären. Es hat nur ein englischer Dampfer unter eng lischer Flagge den Fluß befahren. Das klingt also ganz anders. — Der Streik der Kohleuarbcitcr dauert noch fort. Auf einer Anzahl Grnbeu haben die Bergleute infolge von Lohnerhöhungen die Arbeit wieder ausgenommen, doch ist in noch mehr Gruben die Arbeit wieder eingestellt. Die Kohlenpreise steigen täglich, viele Fabriken müssen feiern. Trotz dieser bedrohlichen Erscheinung ist aber für Ende der Woche der Abschluß des Ansstandes zu erwarte». Orient. Die bulgarische Regierung bereitet sich darauf vor, Rußland die Verlegenheiten, welche ihr von den panslawistischcn Agi tatoren durch die Panitza-Verschwörung bereitet wurden, ganz gründlich heimzuzahlcn. Alle die geheimen Documenle, welche bei den Ver schwörer» gefunden wurden, werden gesammelt und sollen dann zum Beginn des Prvccsses veröffentlicht werde». Die Petersburger Ne gierung wird dadurch nicht wenig bloßgestcllt, aber Rache ist süß, so denkt man auch in Sofia. Gegenwärtig herrscht übrigens im ganzen Lande volle Ruhe. Die Aufreizungen einzelner Zeitungen, Bulgarien für unabhängig zu erklären, lassen Fürst Ferdinand und Ministerpräsident Stambnlow ganz unbeachtet. Afrika. Ans Ostasrik.r kommen neue Nachrichten von Bvrchcrt. Nach diesem ist Peters Anfang Deccmber von Massai nach de» großen Seeen aufgebrochen. Sächsisches. — Zum Osterfeste haben ans den sächsischen Slaalscisenbahnei! die am heiligen Abend und am ersten Feiertage gelösten Rückfahrt karten Giltigkeit bis zum folgenden Mittwoch. — Dresden, 18. März. Der Lohnkampf der hiesigen Schneidergchilfen behufs Anerkennung der von der Lohucommissivn ausgearbcilctc» drcithciligcu Tarife seitens der Meister erreichte in einer gestern Abend im großen Saale d.S Trianon tagenden, von ca. 3000 Gehilfen und Kleinmeistcrn besuchte» Versammlung seinen Höhepunkt. Die den Meistern zur Beantwortung der ihnen zugc sandten Tarife gestellte Frist war abgelanfen und der Lohncommission hinlänglich bekannt, welch' negative Beschlüsse jene gefaßt halten Einige Meister waren laut Resolution der letzten Mcisterversammlnng mit ihren Gesellen in Verhandlungen getreten und hatten durch er hebliche Zubilligungen eine Einigung erzielt, während einige Andere nur 5 oder 10 Procent, Andere gar nichts bewilligen wollten. De» Lvhntarif hatte nur ein Meister durch Unterschrift anerkannt. Ein Redner (Dvberenz) beleuchtete nun vom Standpunkt der Gesellen aus die von den Meistern gefaßten Beschlüsse, indem er ihnen den Vorwurf machte, daß sie jede Verständigung mit der Lohncommission unmöglich gemacht hätten. Wenn die Meister die Thatsache be stritten, daß der Schneider oftmals am Hnngertuche nagen müsse, dann könne er mit eclalantcn Beispielen dienen. ES gebe ver- heirathete Gehilfen mit Kindern, die nach Weihnachten nicht einmal 10 Mark pro Woche verdient hätten und kaum das tägliche Brod für die Familie erschwinge» konnte». Nach lebhaften Auseinander setzungen gelangten zwei Anträge zur Annahme, dahinlantend, daß von Dienstag ab der partielle Schn eiderstreik beginne» soll und jeder weilcrarbcitcnde College wöchentlich einen Betrag in die Etreik-Cassc abzuli'cfcr» habe, und zivar Verheirathete 1 Mark, Un- vcrücsralbctc 2 Mk. Alle diejenigen Gehilfen, welche sich mit ihren Meistern nicht einigten und nicht mindestens einen Lohnaufschlag von 15 Procent erzielten, haben laut BersammlungSbeschluß die Arbeit einzustellen und sich bei der Lohneommission zu melden. Auswärtige Gesellen haben, wenn irgend möglich, abzureisen, während der Zuzug von Fremden nach Kräften verhindert werden soll. Die Lohncommission warnte die Streikenden vor Ausschreitungen und wies auf die dies bezüglichen gesetzlichen Bestimmungen hin. In einer der Tagesord nung folgenden Debatte, welche zuweilen mit größter Erregtheit und Bitterkeit geführt wnrde, vertheidigte ein anwesender Meister, Herr Tenncrt, seinen Standpunkt und suchte irrige Annahmen der Vor redner zu widerlegen. Seine Vorschläge behufs Einigung fanden aber kein Gehör. Mit etwas mehr Glück versuchte ei» anderer Meister, Schröter, der Versammlung seine Ansichten kund zu gebe», indem er sich im Großen und Ganzen mit der Arbeiterbewegung einverstanden erklärte. Doch die Vcrsamiiilnng zollte auch ihm nur gcthcilten Beifall Mitlernacht war herangekommen, und mit einem laut dröhnenden dreimaligen Hoch auf die ersprießlichen Folgen des ansgebrochenen Streiks schloß man die Versammlung. — Beim Haideschlößchen an der Radeberger Straße soll Napoleon 1813 eine französische Kriegs- casse haben im Walde vergraben lassen. Ein Professor kaufte das Land, um die Casse zu suchen, hat vielleicht-auch heimlich gegraben und nichts gefunden. Jetzt ist das Bauland in den Besitz eines Baumeisters übergegangen, welcher aber, laut hypothekarischem Eintrag, die Hälfte des Schatzes seinem Vorbesitzer gebe» muß, falls er ihn überhaupt findet. — In Stangengrün bei Kirchberg brannte da- Gehöft des Gutsbesitzers C. F. Nockstroh nieder i — In Altenburg weilten dieser Tage zwei Herren aus an deren Welttheilen, welche dem Unterrichte an den dortigen Bürger schulen mehrere Tage lang beiwohnten. Es waren dies ein Japanese, Namens No-si rie, und Herr vr. meck. Rice aus New-Aork. Zuvor waren ans gleicher Veranlassung die Professoren vr. Sundholm aus Helsingfors und Gööz aus Budapest, sowie Seminardirector Oeser aus Karlsruhe, Professor Mchlhorn aus Heidelberg, Rector Wohlrabe aus Halle und andere Pädagogen nach Altenbnrg gekommen. — Schmölln. Die Steinnnßknvpsfabrikation in unserer Stadt hat gegenwärtig wieder einmal eine Periode durchzumachen ^ von welcher Fabrikanten und Arbeiter sagen: „Sie gefällt uns nicht". Infolge der geringen Zahl Aufträge sind die meisten Fabriken nicht im Stande, die Arbeiter voll zu beschäftigen, weshalb sich dieselben unfreiwilligcrweise mit dem achtstündigen Arbeitstage begnügen. Die Ursachen für die Gcschäftsstockung sind in der Mode zu suchen, die wieder einmal andere Knopfarten den Stcinnußknöpfcn vorzieht. — Eisenberg. Seit voriger Woche streiken in der Porzellan- sabrik von I. Schweißer die Porzcllanmaler. Wie verlautet, beab sichtigen auch die Maler der übrigen Porzcllanfabriken, sowie auch die Dreher zu streiken. — Kahla. In Kleincutcrsdorf haben sämmtlicheZimmcrgesellen die Arbeit eingestellt. Sie verlangen 4 Pfg. Lohnerhöhung pro Stunde. — Bei Gera ist ein neuer Erd fall entstanden und zwar neben dem erst zngeschütteten alten Erdfalle am Fuße des Hamberges. Bis Montag Vormittag war erst eine Ocffnnng von ca. 1 Meter Durchmesser vorhanden, in welcher sich bis etwa 1 Meter unter dcpi Rande klares Wasser befindet. Vom Rande der Ocffnnng bis zum Wasserspiegel ist die Erdoberfläche ringsum weithin ansgespült. Es wird demnach dis Ocffnnng bald eine größere werden. Der letzte Erdfall bildete sich im November 1886. — 700 Arbeiter der Buckauer Maschinenfabrik Wolf streiken Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die Freunde „nseicd BlallcS werden ersucht. UNS wichNgc Dcgcl-enheN-v gütij>st niltzutheNen. Chemnitz, 19. März 1890. —tr. Zum Tode und dauerndem Ehrenrechtsvcrlnst wurde heute Vormittag »/.12 Uhr gemäß des Wahrsprnchs der Geschworenen der Mörder seincs Schwiegervaters, Handarbeiter Seiler aus Chursdorf, zuletzt in Kaufungen b. Penig wohnhast, verurtheilt. — Der hiesige Gustav-Adolph. Verein, ein nicht unwich tiges Glied jener segensreich wirkenden, große» Verbindung, welche sich unter dem Gcsammtnamc» „Gustav-Ado ph-Stiftung" über ganz Deutschland, ja sogar noch weit über dessen Grenzen hinaus erstreckt, hielt gestern Abend im Saale der „Linde" seine zu einem Familien- abcud erweiterte Hauptversammlung ab. Derselben war eine Ans- schnßsitzung voransgegaugen, in welcher außer sonstigen geschäftlichen Mittheilnngcn ein Dankschreiben der evangelische» Gemeinde zu Gablonz in Böhmen für gewährte Unterstützung unter Darstellung der dortigen höchst erfreulichen kirchlichen Verhältnisse zur Verlesung gelangte. — Der Vorsitzende des Vereins, Herr 1P Or. Hofmann, eröffnet« die Versammlung mit einer schwungvollen Ansprache, in der er seinen Dank für das ungemein zahlreiche Erscheinen Ausdruck gab und einen Blick auf die Thätigkeit und die Ziele des Vereins Ivarf. Der im Anschluß hieran erstattete Cassenbericht konnte nur Erfreuliches melden. Von der Gesammteinnahme von rund 8138 Mk. entfällt auf die Sammlung in der Stadt Chemnitz allein der stattliche Beitrag von 4793 Mk., während sich das Ergebniß in den 39 Landgemeinden, unter denen das nahe Hilbersdorf den relativ höchsten Beitrag lieferte, auf 1516 M. 64 Pf. stellte. Weiter zahlte der hiesige Gustav- Adolph-Franen-Verein die ansehnliche Summe von 790 M. ei»; 237 M. 47 Pf. wurden als Zinsen vereinnahmt. Die Collccte bei dem am 3. April v. I. abgchaltenen Familienabend führte der Vereinscasse de» Betrag von 78 M. zu, an Einzel-Beiträgen gingen 31 M. 35 Pf. ein, 75 M Capital wurden dem Vereine zurttckgezahlt, 41 M. 60 Pf. waren sonstige Einnahmen und 575 M. 35 Pf. Uebcrtrag waren aus dem Jahre 1888 vorhanden. Dieser Einnahme von 8136 M. steht eine Ausgabe von rund 7471 M. gegenüber, so daß sich ein Ucbcrschuß von 667 M. 54 Pf. crgiebt, von welchem 400 M. bei hiesiger Sparkasse angelegt und 267 M. 54 Pf. als Cassenbestand übertragen sind. Unter den Ausgaben stehen in erster Linie die zwei Drittel der Einnahme, welche an den Hauptverein zu Leipzig abznliefern sind. Von dem dem Verein bleibenden Drittel wurden verschiedene Unterstützungen gewährt, u. A. auch 312 M als Gratification an Geistliche und Lehrer an den Diasporagsmeinden, 20 M. für das Evangelisationswerk in Spanien, während 595 M. 27 Pf. für Drucksachen, Jusertionsgebühren, Botenlöhne und sonstig« Ausgaben erforderlich wurden. Hieran schloß sich der Vortrag des Herrn Oberpfarrers vr. Graue über „Luther's Stellung zu den Streitfragen über weltliche» Besitz." Es würde zu weit führen, die klaren, geistvollen Ausführungen des beliebte» Redners an dieser Stelle wiederzugeben. Wir müssen daher auf einen ausführlichen Bericht über diesen Vortrag verzichten um jo mehr, als ein kurzer Auszug desselben doch kein richtiges Bild von dem reichen, gerade für die Gegenwart sehr beherzigenswerthen Inhalte der län geren Darstellungen bieten würde. Den musikalischen Rahmen deS Ganzen bildeten die wahrhaft künstlerischen Darbietungen des Herrn Arthur Berge-r auS Chemnitz, gegenwärtig Zögling de-Conser- vatoriumS in Dresden. Der junge Künstler zeigte, daß er sein In strument, die Violine, voll und ganz zu beherrschen versteht und ern tete am Schluß jeder Nummer reichen, wohlverdienten Beifall. I» Herrn Eder, einem Schüler des Herrn Cantor Mayerhoff hier, fand derselbe einen verständnißvollen Begleiter auf dem Clavier Der ganze Familienabend dürfte bei allen Anwesenden den besten Eindruck hinterlassen haben. — Nächsten Montag, den 24. März, Abends 8 Uhr; findet in der St. Petrikirche eine große Kirchenmusikauf führung statt» welche einen tüchtigen auswärtigen Sänger und ein größereres bedeutsameres Musikwerk für Soli, Chöre, Orchester und Orgel bringen wird. Der betreffende Solist ist Herr Coucertsänger Gustav Trautermann ans Leipzig» ein mit schöner Tcnorstimme begabter tüchtiger Künstler, welcher sich in Knnstkreisen eines sehr guten Rufes erfreut, auch demnächst im Leipziger Gewandhaus, zu dessen Aufführungen bekanntlich nur Bevorzugte geworben werden, austreten wird. Das angedeutete Hanpt- werk, in welchem Herr Trautermann mitwirkt, ist Mendelssohn'- wahrhaft erbaulicher „Lobgesang", welcher durch die Eingänglichc keit seiner Mclodieen und die Lieblichkeit und Klarheit seiner reim instrumentalen Theile in weiteren Kreisen bekannt und hochgeschätzt ist/ —io—. Kirchenvvrstandswahlen in Gablenz. Auf die im Anzeigentheil der vorliegenden Nummer unsres „Anzeigers" enthaltene Bekanntmachung des Kirchenvorstandes in Gablenz, die Neuwahlen für denselben betr., machen wir hiermit die Betheiligten noch besonders aufmerksam. „ —r—. Der vor Kurzem in's Lebe» gerufene „VolkSwirth- schaftliche Verein reichstreuer Männer" hält morgen, Donnerstag, im Saale der „Börse" seine Monatsversammlung ab, zu welcher außer den Mitgliedern auch Freunde des Vereins will kommen sind. Jm Hinblick auf die für dieselbe aufgestellte Tages ordnung, welche auch einen Vortrag über die Ziele des Vereins umfaßt, machen wir auch noch an dieser Stelle auf die bevorstehende Versammlung aufmerksam, indem wir im Uebrigen auf die im An zeigentheil der gestrigen Nummer unsres Blattes enthaltene Bekannt machung verweisen. — Jm Verein für volksverständliche Gesundheits pflege und Naturheilkunde spricht heute, Mittwoch, Abend Herr B. Stahringer von hier über: „Die Organe des mensch lichen Körpers und deren Functionen", sowie über: „Erste Hilfe bei Unglücksfällen". Der Vortrag findet,im Saale der „Linde" statt. Weiteres ist ans der betr. Bekanntmachung ersichtlich. —* In einem Hanse an der Peterstraße wurde vor einigen Tagen eine Stnbendecke, die zusammengerollt im Hausflur gelegen hatte, gestohlen. Als Dieb wurde ein Fabrikfchlosser ermittelt, welcher zur gedachte» Zeit in jenem Hause gebettelt hatte und die gestohlene Decke in einem Laden zum Kaufe ausbot. — Aus dem Flur eines Hauses an der unteren Georgstraße wurde in den ersten Tagen dieses Monats eine Kiste, enthaltend 42 Pfund Chocoladentaseln, gestohlen Der Dieb ist noch nicht ermittelt. . * Als gestern Mittag ein an der Josephinenstraße wohnender Mann betrunken nach Hause kam, verlangt« er von seiner Frau Geld zu Schnaps und als er dies nicht bekommen konnte, machte er Scandal, versuchte auch Wirthschaftsgegenstände mitzunehmen um sie zu verkaufen. Als er davon abgehalten wurde» zertrümmerte er diese Sachen und warf die Stücken zum Fenster hinaus, »bedrohte auch seine Frau. Ein herbeigeholter Schutzmann nahm den Krakehler fest und führte ihn nach dem Arresthause. —* In einer Kntscherstube in der Schloßvorstadt wurde am Montag Abend einem Geschirrführer, während er schlief, «^. Geld beutel mit 7 Mk., ein Taschenmesser und ein Taschentuch gestohlen. Als Dieb wnrde ein Sattlergefrlle ermittelt, welcher um die gedachte, Zeit sich besuchsweise in jener Stube aufgehalten hatte. -* Am vergangenen Freitag hatte ein 12 Jahre alter Knabe im Auftrag seines Vaters an einen hiesigen Schmiedemeister einen Brief zu bchändige». Als der Knabe die Meßstelle jenes Meisters betrat, waren gerade zwei Gesellen damit beschäftigt, ein Stü^ glühendes Eisen ausznschmieden, so daß die Funken nmherflogen. In Folge dessen blieb der Knabe an der Thür stehen, wurde aber von einem abspringendcn Funken oder Eisentheilchen so unglücklich in das rechte Auge getroffen, daß dasselbe vom Augenarzt am vergangenen Montag herausacnommen werden mußte. , Aus Nah und Fern. — Eine Trauung auf dem Todtenbette. Ein wohl habender Ockonom aus Wcstprcußen, welcher seit 8 Monaten mit der Tochter seiner Logiswirthin, einer in Hamburg lebenden Wittwe, verlobt ist, erkrankte bald »ach der Verlobung an einem schweren Lungenlcidc», von dem er leider nicht wieder «Mas. Die Hochzeit mußte, da der Zustand des Kranken sich von Woche zu Woche immer mehr verschlimmerte, verschoben werden. Um nun die Zukunft seiner Braut, deren Mutter nur über ein sehr bescheidenes Vermögen zu verfügen hat, sicher zu stellen, ließ er sich in der vorigen Woche, als ihm, auf sein dringendes Ersuchen, ihm die Wahrheit zu sage»,' de» ihn behandelnde Arzt wenig Aussicht ans Wiedcrgenesuug machte, mit seiner Braut in deren Wohnung trauen. Unmittelbar darauf er richtete er ei» Testament, in welchem er seine junge Frau zur Universalcrbin seines gesammten nicht unbedeutenden Vermögens cin- setzte, welches in seiner Hcimath sicher belegt ist. Tags darauf war die Erbschaft fällig, den» der junge Ehemann starb in den Armen seiner jungen Gattin GerichtshaUe. Schwurgericht Chemnitz. 18./3. Der FuhriverkLbesitzer Carl August Hermann Werner ans Dresden war des Versuchs eines nach K 177 des Strafgesetzbuchs zu beur- thcilendcn Sittlichkeitsverbrecheus angcktagt. Die Verhandlung war geheim. Der Angeklagte wnrde zu 9 Monaten Gefängmß verurtheilt. Vertreter der künigl. Staatsanwaltschaft: Herr Staatsanwalt vr. Schmidt. Vertheidiger? Herr Rechtsanwalt Lr. Li ndner-Chemnitz. Obmann der Geschworenen: Herr Stadtrath Robert Hösel-Chemnitz. 19/3. Auf der Anklagebank erschien, nachdem der Vorsitzende, Herr LandgerichtSdircctvr JaSpiS, freundliche Worte des Dankes im Namen de» Gerichtshofs an die Herren Geschworenen für ihre Thätigkeit in der gegen wärtige» Periode gerichtet hatte, der Handarbeiter Friedrich Otto Seiler aus Chursdorf, welcher des Verbrechens deS Mordes angeklagt ist. Im Aufträge des Herrn Justizministers nimmt an der Sitzung wiederum Herr Geheimrath Hen sei-Dresden Thcil. Der Angeklagte ist 1849 geboren und zwei Mal wegen Diebstahls vorbestraft, verheirathet und Vater einer Kinde» im Alter von 7 Jahren. Er ist beschuldigt, am Morgen des 5. Februar d.J. seine» Schwiegervater, den Hausbesitzer Johann August Liuduer iu Kauf- uugen, vorsätzlich gctödtet und diese Tödtuug mit Ueberlegung ausgeführl zn haben. Es handelt sich heute um ein geradezu grauenhast auSgeführteS Ver brechen. Seiler wohnte mit seiner Frau und seinem Kinde bei seinem Schwieger- vater Lindoer. Er zahlte wöchentlich 1 Mk. MiethzinS. Damit verblieb e» oft im Rückstände, well er nur wenig, 7—3 Mk. wöchentlich, verdiente. DeS-, 'alb sollte er immer ausziehen. Auch hatte Seiler ca. 150 Mk. Schulde», ll» Seiler mm am Abend de» S. Februar nach Hause kam, Var seine Ehe frau, welche stib mit ihrem Batrr gezankt hatte, inü ihrem Kinde davon ge rauft« und Pi ihrer Schwester gegangen, woselbst sie auch übern «htet«. »«, alte Llndner schlief in der Kammer, sein Schwiegersohn Setter dagegen schttes «n der Wobnftube ans dem Eopha- Am b. Februar non stand «euer frUH
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