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Alter von 240 Jahren repräsentirten. Unter ihnen befand sich eine im 81. Lebensjahre verstorbene männliche Person, die an Kindern, Enkeln und Ur enkeln 104 Köpfe hinterläßt. — Die Rechtsanwälte in Plauen i. V. streiken bekanntlich zum größten Theil; als Grund wird jetzt angegeben, daß der Vorsitzende des Plauener Strafsenats, Herr v. Mangoldt, verlangte, daß die Rechtsanwälte während ihrer Vertheidigungsreden das Barret auf dem Haupte behielten, während es einzelne zeitweilig abgesetzt hatten. Daran schlossen sich einig unliebsame Auftritte wegen Unterorechung der Vertheidiger in ihren Plaiedoyrs und wegen der Verweigerung von längeren Pausen. Warum die sich benachtheiligt fühlenden Rechtsanwälte nicht den Beschwerdenweg betraten, bleibt billig zu ver wundern. — Neben dem Thierschutzvereiu hat sich in Gera ein zweiter Verein gebildet, dessen Mitglieder sich speciell die Aufgabe gestellt haben, dem Treiben der Vogelsteller zu wehren, welche namentlich im Frühjahr und im Sommer den gefiederten Wald bewohnern mit allen nur erdenklichen Mitteln nach- stellen. — In einem thüringischen Städtchen mußte dieser Tage ein vierzehnjähriges Mädchen, welches die Confirmationsstunde besuchte, dieselbe schleunigst ver- lassen, weil sie von einem plötzlichen Unwohlsein ganz bestimmter Natur überrascht wurde. Der nicht wenig verdutzte Prediger kommt vielleicht bald in die Lage, seiner hoffnungsvollen Confirmandin bei einem Taufakt seinen geistlichen Beistand zu leihen. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 8. März. Präsident v. Goßler theilt mit, daßZdas Straf verfahren gegen die Abg. Wiemer und Stötzel ein gestellt sei. Hierauf folgt die erste Berathung des Gesetzent wurfs, betreffend die Einführung zweijähriger Etatperioden in Verbindung mit einem Anträge des Abg. Rickert auf Fertigstellung des Neichsetats, bevor die Etats der Einzelstaaten festgestellt werden. Abg. v. Bennigsen sagt, die Vorlage beeinträchtige die ganze politische Stellung und für sehr werthvoll gehaltene Rechte des Reichstags sehr wesentlich. Das Zusammentagen des Reichstags und der Einzellandtage sei ein Uebelstand, zu dessen Beseitigung es aber keiner Aenderung des Neichs- -ersassung bedürfe. Die Berathung des Reichsetats biete keine Schwierigkeiten. Soll das Budgetrecht einen Werth haben, dann müssen die Ziffern der Einnahmen und Aus gaben möglichst sicher veranschlagt werden, was bei zwei jährigen Etatspsrioden nicht möglich. Die Rechte des Volkes, das der Reichstag vertrete, würden durch die Vorlage wesentlich beschränkt. Neben dem Kaiser und seinem ver antwortlichen Kanzler sei der Reichstag ein wesentliches Organ der Reichseinheit; der Bundesrath sei dagegen die Ver tretung der Cinzelregierungen. Der Reichstag bilde die Vermittelung zwischen den einzelnen Stämmen. v. Marschall: Der Gesetzentwurf fasse eine Vereinfachung der parlamentarischen Arbeit ins Auge; diese Tendenz billige seine (dis conservative) Partei, ohne daß sie deshalb an dem Rechte des Volkes an der Mitwirkung der Gesetzgebung rütteln wolle. Sie gehe aber mit den Liberalen nicht so weit, den Parlamentarismus, wie er in anderen Staaten bestehe, eine sremde Pflanze, bei uns einzuführen. Die Theilnahmlosigkeit des Volkes an den parlamentarischen Arbeiten habe ihren Grund in der Uebersüttigung am Parla mentarismus. Drese Apathie müsse eine Warnung, Maß zu halten, sein. Die Wahlen erzeugten eine fieberhafte Bewegung, die ihren Einfluß auch auf die Verhandlungen des Reichs tags ausübten. Seine Partei stimme dem Vorschläge, die Wahlperioden auf 4 Jahre zu verlängern, zu und lasse da hingestellt, ob nicht eine weitere Verlängerung ins Auge zu fassen sei. Der Antrag Rickert sei undurchführbar, zweijährige Etatsperioden wünschenswerth. Die Frage der zweijährigen Einberufung des Reichstags sei nicht eingehend von seiner Partei erörtert worden, da an eine solche Beschränkung zur Zeit nicht zu denken sei, wo doch noch so viele wichtige Fragen der Lösung harrten. Reichensperger-Olpe: Die Reichsregierung will den Reichstag so lange als möglich los sein. Die Absicht der Vorlage se>, die Controlle so viel als möglich zu beseitigen: die Zeit der diktatorischen Regierungen scheine gekommen. Wenn der Bundesrath die Garantie übernehmen wollte, daß nach den zwei Jahren keine Nachtrags-Etats kommen, würde er mit beiden Händen zugreifen. Remedur für die jetzigen Uebelstände sei nur von Ljähriger Feststellung desOrdinariums und Ijähriger Feststellung des Extraordinariums erwartbar. Er wendet sich oann ausführlich gegen die Herabdrückung des Reichstages. Minister v. Bötticher: Der Reichskanzler sei leider durch seinen Gesundheitszustand am Erscheinen verhindert. Die Vorlage habe die ihr von Bennigsen und Reichensperger bei- gemesscne hohe politische Bedeutung nicht. Die Klagen über Zusammentagen des Reichstages und der Landtage wären auch im letzten Jahre gewesen. Früher sprachen sich hervor ragende Parteiführer des Eentrums und der Reichs Partei für 2jährige Etatsperioden aus. Der Schwerpunkt der Vor lage liege in Einführung zweijähriger Audgetperioden: der Bundesrath würde gern erwägen, ob von der Forderung einer zweijährigen Berufung des Reichstags abzusehen sein. Rickerts Vorschlag beseitige nicht die allgemein anerkannten Mißstände. Die verbündeten Regierungen wissen sich rein von der Absicht der Schmälerung der Rechte des Reichstags. Stumm behält sich vor, tijührige Legislaturperioden zu be antragen. Er schildert die Uebelstände der jetzigen Verhält nisse. Von denDeutsch-Conservativenseienbei den namentlichen Abstimmungen in voriger Session 84,5 Pros., vm den meist in Berlin wohnenden und neuerdings Diäten beziehenden Fortschrittlern nur 61,3 Proc. anwesend gewesen. peLfasker ist gegen die Vorlage in allen Punkten. Das Schwergewicht für die Weiterentwicklung der Verfassung werde dadurch dem Reichstage entzogen. Der Reichskanzler wolle ein persönliches Regiment. Was der deutsche Reichs tag bis 1876 geleistet, gereiche ihm zum Ruhm; kein zweites europäisches Parlament habe Gleiches vollbracht und doch dauerten seine Sessionen nicht so lange, als die der übrigen Parlamente. Das ewige Spiel mit den Parteien und un vorbereitete Gesetze hielten di; Verhandlungen auf. Er hätte nicht geglaubt, daß ein so weitgehender Gebrauch von dem Rechte der Auflösung gemacht werden würde; verlängerte Legislaturperioden würden die Gefahr der Auflösung nur vermehren. Die Regierung spricht dieser Vorlage die politische Bedeutung ab und neulich wurde die Vorlage über die Dienstwohnungen als zu hoher politischer Bedeutung aufgebauscht! Die Sitzung wird aus den 9. März vertagt. Vermischtes. Allerlei. Eine interessante Copulation, fand vor einigen Tagen vor einem Standesbeamten in Berlin statt. Die Herren Wilhelm und Max W., Zwillingsbrüder, Heirathelen die Damen Anna und Martha H., Zwillingsschwestern und nebenbei Cou sinen ihrer Gatten. Die Aehnlichkeit der Paare ist eine so auffallende, daß im Vorzimmer des Standes beamten sür einen Augenblick die unrichtige Braut an den Arm des unrichtigen Bräutigams kam. Er höht wird die außerordentliche Aehnlichkeit noch da durch, daß die beiden Bräute von Kindheit an ganz gleich gekleidet gingen; nur Sen nächsten Bekannten war es möglich, die Personen von einander zu unterscheiden. Max W. geht mit der Gattin nach außerhalb, so daß weitere Verwechslungen vorläufig vermieden werden. — Auf dem Dom. Kutzerow bei Prenzlau hat am 2. März d. I. eine Kuh 3 lebende Kälber und 4 weitere Kühe haben je Zwillingskälber geboren, ebenfalls lebend. Gewiß eine bemerkens- werthe Seltenheit. — In Brasilien erscheinen gegenwärtig acht Zeitungen in deutscher Sprache. Die jüngste derselben ist die seit Anfang dieses Jahres in Blumenau herausgegebene „Blumenauer- Zeitung", deren Redacteur A. Härtel ist. Es legt dieses Zeugniß von dem schnellen Aufblühen der deutschen Colonie in Südbrasilien ab. Im letzten Jahre sind wieder ca. 5000 Personen aus Deutsch land nach Südbrasilien ausgewandert. Die Nach richten von dort über die Entwickelung der deutschen Colonieen lauten fortgesetzt sehr günstig. — Bei Nievenheim im Neußer Kreise sand ein Wegebau- unteruehmer bei Reinigung einer sogen. Steppen pumpe, daß der im Sandkasten angesammelte Sand goldhaltig war. Eine in Bonn angestellte Ana lyse hat das Ergebniß bestätigt; der Bauunterneh mer hat sich zur Gewinnung des Bergwerkseigen thums bereits an das Bergamt in Bonn gewandt. — Die „Servia", ein aus Stahl gebauter Dam pfer und nächst dem „Great Eastern" das größte Dampfschiff der Welt, lief am 1. d. von der Schiffswerft der Firma Thomson in Clydebank in Glasgow vom Stapel. Die Dimensionen des Fahr zeuges sind folgende: Lüge 530 Fuß, Breite 52 Fuß, Tiefe 45 Fuß, Tonnengebalt 8500 und Pserdekraft 10,000. Das Schiff erhält eine 200 Köpfe starke Bemannung. Es ist Eigenthum der Eduard-Dampferlinie. — In Caub am Rhein ist ein neuer Bergrutsch in Sicht. Seit einigen Tagen zeigt sich hinter den Häusern am unteren Theile der Stadt in den Weinbergen eine Bewe gung, welche sich über eine Fläche von 3—400 Fuß Länge und 100 Fuß Breite erstreckt. Viele Wein bergsmauern sind geborsten und im Rutschen be griffen und einzelne Häuser jetzt schon nach dem Rheine vorgerückt. Die polizeiliche Beobachtung ist angeordnet und bereits sind Signalstangen aus gestellt, um die Geschwindigkeit der Bewegung messen zu können. Gewerblich-technischer Theil. (Erscheint jeden Donnerstag.) Lametta. In China wird zur Anfertigung von Gewändern, welche mit Metallfäden durchzogen wer den, vielfach eine Metallcomposition verwendet, welche aus 98,93 pCt. Kupfer und 1,07 pCt. Silber be steht. In den beiden letzten Jahren sind diese sei nen Fäden vielfach zum Schmuck von Tannenbäu men am Christfest verwendet worden und Or. Skal- weit sah sich dadurch veranlaßt, dieselben einer Un tersuchung zu unterweisen, welche angeblich die obige Zusammensetzung ergab. Die Fäden werden jedenfalls in dec Weise dargestellt, daß dicke Kupfer stangen mit dem zehnten Theil ihres Gewichts an Silberplatten umkleidet und daun bis zur gewünsch ten Feinheit ausgezogen werden. Die Fäden sind durchschnittlich 3 Mm. breit und 0,007 Mm. dick. Trotz dieser winzigen Dimensionen hat der Draht eine durchschnittliche Tragfähigkeit von 150 Gr. 1 M. des Drahtes wiegt 44 Mg. — 1 Km. 44 Gr., welche im Detail 1 Mk. kosten. Um die Streckbarkeit des Drahtes zu illustriren, wird be kanntlich oft angeführt, daß man mit einem Dukaten fein Gold einen ganzen Reiter vergolden könne. Noch viel weiter aber geht die Feinheit oes Silbers in dieser Legiruug. Zu 1 Qm. Legirung sind kaum 3 Km. des Drathes erforderlich, welche ein Gewicht von 132 Gr. haben, davon ist circa 1 pCt. Silber; also sind in 1 Qm. 1,22 Gr. Silber ent halten. Der Mensch hat im Durchschnitt 1,5 Qm. Oberfläche, zu seiner Umkleidung genügen demnach 1,98 Gr. Silber, welche einen Silberwerth von etwa 35 Pf. repräsentiren. Anders gestaltet sich freilich die Frage, wenn nicht der Preis des Silbers, sondern der Preis der Lametta in Rechnung gezo gen wird, denn da 1 Km. Draht etwa 1 Mk. kostet (Detailpreis), so stellt sich 1 Qm. auf 3 Mk. und die Umkleidung eines Menschen auf circa 4,50 Mk. Aecht amerikanisch. Die bloße Aussicht auf die Lorbeeren, welche Engländer und Franzosen dereinst vielleicht durch Bohrung eines Tunnels unter dem Meeresgrund zwischen Dover und Calais ernten werden, läßt die Aankees nicht ruhen, und in ame rikanischen Jngenieurkreisen wird bereits der Plan zu einer Europa mit Amerika verbindenden Eisen bahn mehr oder weniger ernsthaft erörtert. Selbst verständlich verwirft der Amerikaner den Gedanken eines Tunnels. Dergleichen ist viel zu verbraucht, und höchstens für europäische Verhältnisse noch gut. Auch würde der Bau viel zu lange dauern. Es wird deshab die Versenkung einer Riesenröhre von über 5600 Klm. Länge auf den Grund des Atlan- dischen Oceans in Aussicht gestellt, deren Durchmes ser von acht Metern für zwei Eisenbahnzttge Raum gewähren würde. Da aber diese Röhre einem Wasserdrücke ausgesetzt wäre, der auf 100 bis 120 Atmosphären zu schätzen ist, so müßten die Wände mindestens 50 Centimeter dick sein. Selbstverständ lich soll die Röhre aus vielen Stücken bestehen, deren Länge auf 50 Meter veranschlagt ist. Den schwierigsten Theil der Operation, die Legung der Röhren, denken sich die Amerikaner folgendermaßen: Auf Pontons, die fest verankert sind, werden zu nächst je fünf zusammengeschweißt, deren Enden wasserdicht verschlossen sind, jedoch so, daß der Ver schluß von innen zu öffnen ist. Dann wird das 250 Meter lange Tunnelstück mittelst Stahlketten versenkt, und zwar so, daß es dicht bei dem bereits versenkten Ende zu liegen kommt, worauf von den in die Tiefe gewanderten Arbeitern die Verlöthung vorgenommen wird, und so fort, bis Europas Ge stade erreicht ist. Zu gleicher Zeit arbeiten im In nern der Röhre Schaaren von Werkleuten an der Legung des Geleises und der Telegraphen, sowie an den elektrischen Beleuchtungs-Apparaten und an den Vorrichtungen zur Ventilation der Riesenröhre. Natürlich ist Edison auch dabei. Er gedenkt, die Züge mit seiner elektischen Lokomotive zu befördern, und zwar nimmt er an, daß dis gewaltige eiserne Röhre die nöthigen elektrischen Ströme selbst re- zeugen werde, so daß die Zugkraft nichts kostet! Die Uebecfayrtszeit wird auf fünfzig Stunden und die Kosten der ganzen Anlage auf etwa 800 Millionen Dollars veranschlagt. Eine Kleinig keit! Der Plan ist zu nett, als daß man nicht von demselben Notiz nehmen sollte. Lotterie. Bet der am 8. März 1881 gezogenen 2. Ziehung 3. Klasse 99. Königl. »Lächs. Landes-Lotterie wur den folgende Gewinne gezogen: 25000 Mark auf Nr. 64533. 3000 Mark auf Nr. 3572 14299 43210 55381 87930. 1000 Mark auf Nr. 13872 15182 22825 27017 41706 42996 47022 54754 80220 83878 83256 88726 91768 94244 94441. 500 Mark auf Nr. 1327 1731 6277 9946 15949 17520 20168 25564 28142 32012 32627 34428 41097 44246 53035 55648 62740 62870 62187 62349 63852 67936 73155 75187 80422 83231 83255 84784 88692 94196 97393. 300 Mark aus Nr. 1732 1160 5562 5435 6290 7575 10112 10451 11346 15745 16183 18540 19537 19434 19309 20651 21630 21620 23582 25587 25521 25661 26517 27964 28252 29745 29066 30754 31849 32649 32462 33406 35963 38728 38672 39690 40468 40149 41261 48256 48491 50662 53547 54255 55639 59241 60834 66545 67705 69940 69679 70967 70074 70521 72546 72518 74081 76242 76472 80544 80407 81452 82638 83465 83962 84681 86539 88226 91026 92554 92011 92544 92528 94683 95929 98442.