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1 i- Sag Loc sch" «re «n be» ve sa la» cm 19A-4Z wir reden lernen sollten, begreifen wir oft erst dann wenn uns das Schicksal alle Menschen nahm, die wir lieb hatten und von denen wir geliebt wurden. Wenn gen und Tart M ftn spl stö in ein tUlS tun We die S dcu nu nu 19 im lvo Be ist zu da chi so hell Be all uo Be (yukunftsvläne ver Hansel spricht mit stolzem Mut: was ich mal werde, weiß ich gut: ich werd' ein großer General und jag' die Feind' zum Teufel all! Mit Täteretüh und Iuchheidi, Ihr sollt mal sehen, da laufen sie. Lrnst sagt: „Ich hab' einen besseren plan, werd' Schaffner bet der Eisenbahn; dann kann ich reisen ohne Geld und mir beseh'n die ganze Welt, vu, Hansel, bist doch wirklich dumm, pich schießen sie ja lahm und krumm Oer kleine Karli meint bedächtig: „Ein Straßenfeger sein, ist prächtig, da braucht man nicht so still zu sitzen und immer bei der Fibel schwitzen. Oder ich mach' die Sache schlau und heirat' die dicke Küchenfrau. Hans ruft: „Karl ist so faul wie dick! Kei Mutter birgt sich der kleine Strick und flüstert: „6m liebsten blieb ich bei dir: ist ja auch nirgends so schön wie hier! Doch Hans ruft jetzt der Mutter zu: Ei, Mutti, sag', was wirst denn du? Sie lacht: „bin eure Mutter doch! Ist's nicht genug?! was wollt' ihr noch? ver Hansel sinnt, der kleine wicht. Doch plötzlich geht ihm auf ein Licht. Er schreit: „Ich hab's, ich weiß es ja, — Vu wirst mal eine Großmama! Lisa Friede. Sie schauen aus, als trügen Sie ein Herzeleid in den Händen, Mütterchen. Die wehen Falten an ihren Mundwinkeln gruben sich ncch tiefer in die welke Haut hinein, und sie nickte. Bitte, Was macht Sie so traurig?" Ich gab ihr den Weg frei und ging dicht an ihrer Seite. Ich habe einen schlimmen Gast, alle Tage — Ich wußte es schon mrd ergänzte: „Die Not. und es fielen wieder ein paar Tränen auf das Päckcheu. Durch einige Fragen suchte ich etwas über ihr Woher und Wohin herauszubekommeu. Vor einem Trödlerladen blieb sie stehen. ie wollte hineingehen. Auf meine Frage, was sie dort wolle, schüttelte sie abwehrend den grauen Kopf. Da nahm ich sie leise an den Arm: „Bitte, Mütterchen, kommen Sie mit. sagte sie. ie nickte, «re betrat nicht ohne merkwürdige Scheu mein Wohnzimmer und wagte kaum über den Teppich zu gehen. Ich führte sie in einen Sessel. So, Großmütterchen, und nun erzählen Sie mir einmal, was Sie heute vorhatten. Sie sah auf das Päckchen, das sie wieder an sich nahm, nach dem ich ihr aus dem Mantel geholfen hatte: „Weil Sie so gut sind, will ich Ihnen meine Geschichte kurz erzählen. Und sie erzählte, während der Samowar summte. „Es war einmal — ja, es ist beinahe wie ein Märchen — eine gute alte Zeit. So schön, wie Sie es sich gar nicht denken j können. Ein Gutsschloß sehe ich, von Linden umrauscht, einen Teich mit Schwänen, einen weiten Park, den Schloßherrn, der wie ein König durch seine Gemarkungen ritt. Und die Schloß- j frau die sinnend durch den Park ging. Sie lachte wie ein Waldquell und streichelte ein kleines" blondes Mädchen, und das kleine Mädchen war ich. So lieb war niemand im Leben mit mir wie meine Mutter. Aber alle Herrlichkeit ist in der Welt, um zu vergehen. So langsam und schön wie ein Sommertag versinkt, sind meine Eltern aus der Welt gegangen, in einem gesegneten Alter. Inzwischen war ich Schloßherrin geworden, streichelte sinnend die Parkbäumc und wußte wie ein Waldquell zu singen, lange, lange Jahre, bis ein unglücklicher Sturz vom Pferde mir den Einen nahm, der meine Tage so reich zu schmücken wußte. Und dabei blieb es nicht. Meinen Jungen, der im Wcltgewitter mit seinem eisernen Vogel in das Schrap- ucllfener borstreß, sah ich nicht wieder. Ach, und dann, cs dauerte nicht mehr lange, reisten fremde Kommissionen durch die Grenzprovinzen. Ihr Unverstand zog eine Linie mitten durch deutsches Land, nannte eine Seite Deutschland, die andere Polen. Briefe kamen ins Schloß, die keiner leien konnte. Polnische Reiter ritten drohend heran. Deutsche Arbeiter wurden schikaniert, vergrault. Mein Besitz wurde mit Steuern überlastet, und eines Tages kamen Beamte der neuen Republik Polen ins Gutshans, fingen einen Schacher au, drohten mit Enteignung, zählten Millionen Zlotis hin, und ich konnte gehen, mußte gehen. Wohin? Die Welt stand mir offen, die Welt, die, ach, so leer ist, und nimmer Heimat wird, wenn nicht ein Herz uns Heimat bietet. Ich wohnte in einer Pension. Nicht lange. Ein neues Wort wurde geprägt: Inflation! Mein Vermögen wurde ein Nichts. Wenn die Wände meiner Man sarde sprechen könnten " Der graue Kopf sank ihr vornüber, und sie barg das Gesicht in beide Hände. Mütterchen Sie entschnürte das Päckchen. Sehen Sie, mit dieser Tasse habe ich vorhin einen schmerz lichen Abschied gefeiert." Wie soll ich das verstehen? Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung N.-G., Berlin S 42, Oranienstrahe 140--^ — Verantwortlicher Schriftleiter: Paul Lindenberg, Berlin-Lichterfelde, Ringstraße Druck und Verlag der Otto Elsner i Lcrlagslciter: Fritz v. Lin den an. des 16. die Di De det Fv deu! hrn dur lan wie stel wie! Es ist die letzte, die ich habe, und die den Weg znm Alt trödler gehen sollte Diese goldene.Henkeltasse? Um mir wieder ein Paar Tage weiterhelfen zu könne». Ich muß aunehmen, es hängen liebe Erinnerungen daran. Meine Mutter hat daraus getrunken, vielleicht meine s ' Großmutter schon. Uird Sie konnten sich entschließen Die Not geht um, und wen sie einmal angekrallt hat, den läßt sie schwerlich los.' Sie nimmt den durstigen Lippen den labenden Trunk samt dem Becher, in den die Tränen stürzen, und fragt nicht, ob sie ein heilig gewordenes Erbe stiehlt. Ihre Züge strafften sich, als spräche sie die Worte der gran- samen Despotin ins kalte Gesicht. Ich trat dicht vor sie hin. Wir wollen Schulter an Schulter stehen. Ich bin arm an den Gütern dieses Lebens, aber gesund, und das ist viel. Meine Kraft will mithelfen, diesen seßhaften Gast zu verscheuchen. Und die goldene Heukeltassc soll nimmer den Weg der andern gehen/ Ich reichte ihr die Hand. Die legte die ihre zaghaft darein Dann bekamen ihre Äugen wieder wir vereinsamen, schauen sie uns an, lächeln oder weinen mit uns, die kleinen Dinge, die ein Leben lang schwiegen, weil wir ihre Seele nicht kannten. Wilhelmine Wardorf war mein regelmäßiger Tischgast am Mittwoch. Wie ich sie kennenlernte? Es war ein regentrübcr Nachmittag in dem bitterbösesten Nachkriegsjahr. Ta begegnete mir in einerdüsteren Borstadtstraße eine vornübergebeugtc Frauengestalt. Ihr Gang war unsicher. An ihren Wimpern K hingen ein paar Tränen. In den Händen trug sie sorgsam ver- H hüllt ein rundes Päckchen, ^shr umflorter Blick ruhte darauf. A sich vertrat ihr den Weg. Sie fchante auf und wollte aus- A weichen. Ich lieh es nicht zu und verriegelte ihr anfs neue den Bürgersteig. Da stotterte sie eine durchaus falsch angebrachte Entschuldigung heraus. Ich aber ahnte, daß der launige Gesell, das Schicksal, ihr einen Stnrm geschickt hatte. verwundert an. tränenfeuchten Glanz. Sie ergriff meine Herden Hält? Ich nahm eine Tasse ans der Vitrine, stellte sie neben die ehrwürdige goldene Heukelschwester und schenkte ein. Sie gutes Kind, wenn das — wenn das — mein Mütter chcn wüßte ," und Tränen rollten. Alles Leben ist ein ewiger Kreislauf, und das Gestvrbcnse n auch eine Form des Lebens. Ihr Mütterchen, sagten Sie, sei so gut zu Ihnen gewesen, wie mcmand. Jetzt seien Sie mein Kind. sie wurde cs. eit cm paar Wochen aber gt ,chr «cpcl verwaist; der Samowar singt ein trauriges Lied. Ich habe einen herben Schmerz gehabt, als ich die goldene Henkeltasse erbte.