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eine Menge von etwa 4000 Personen angesammett, me sich späterhin in Richtung Zoologischer Garten-Knie entfernte. Unter den 13 Zwangsgestellten, die wegen Widerstandes und Aufforderung zum Ungehorsam nach der Abteilung 1^ des Polizeipräsidiums eingeliefert wurden, befindet sich auch Reichstagsabgeordneter Re gierungsrat t. R. Dr. Fabricius. Zwei Polizeibeamte wurden durch Steinwürfe leicht verletzt. Von den Poli zeibeamten wurden auch einige Schreckschüsse abgegeben, durch die jedoch niemand verletzt wurde. Ruhe in Berlin Berlin, 11. Dezember. Auf dem Nollendorfplatz, auf dem in den letzten Tagen wegen der Vorführung des Films „Im Westen nichts Neues" große Demonstrationen stattgefunden hatten, herrschte gestern abend Ruhe. Die Polizei hatte die gleichen Maßnahmen zur Sicherung der ungestörten Vorführung des Films getroffen wie am Tage zuvor. Die Besucher des Films wurden wie derum von Beamten der Politischen Polizei untersucht. Sin erfundenes Interview. Eine offiziöse Richtigstellung. Kürzlich ist in einer Sitzung des Vorbereitenden Abrüstungsausschusses von gewisser Seite aus der spanischen Wochenschrift Estampa ein angebliches Inter view verlesen worden, das der Flugzeugführer Zimmer mann gelegentlich des Besuchs des Junkersflugzeuges G 38 über angebliche militärische Eigenschaften dieses Flugzeuges in Madrid einem Vertreter der Zeitschrift gewährt haben soll. Wie hierzu von unterrichteter Leite erklärt wird, hat die genannte Zeitschrift weder von Herrn Zimmer mann noch von einem anderen Flugzeugführer des «t 38 jemals ein Interview erhalten. Auch Laval verzichtet Paris. 11. Dezember. Wie die Agentur Havas berichtet, hat Senator Laval in den Abendstunden des Mittwoch ebenfalls auf die Kabinetts bildung verzichtet. Fiinstagt-Woche in Amerika? Washington, 11. Dezember. Der neue Arbeitsminister Doak erklärte sich in seine, ersten offiziellen Aeußerung für die Einführung der kurz wache zur Behebung der Arbeitslosigkeit und ist zur Zeil bemüht, die Eisenbahnerorganisation, der er angehört, mb der Federation of Labour, die bekanntlich gegen ihn als Bichtmitglied agitiert halte, zu einem gemeinsamen Pro gramm für die fünftägige Arbeitswoche zu veranlassen. Ausbau der deutschen Rundsunlsender. Veranlaßt durch den Bau starker Großrundfunk- sender im benachbarten Ausland hat die Deutsche Reichspost sich nunmehr nach Fertigstellung des ersten deutschen Großrundfunksenders in Mühlacker entschlos sen, ihren ursprünglichen Plan der Errichtung von ' neun Großsendern durchzuführen und außer den be ¬ reits fertrggestellten bzw. in Angriff genommenen Großsendern Mühlacker, Heilsbsrg (Ostpr.) und Lan genberg (Rheinland) mit möglichster Beschleunigung noch je einen Großrunkfunksender im Bereich der Schle sischen Funkstunde A.-G., Breslau, Mitteldeutschen Rundfunk A.-G., Leipzig, Funk-Stunde A.-G., Berlin, Nordischen Rundfunk A.-G., Hamburg, und der Deut schen Stunde in Bayern G. m. b. H., München, zu errichten. Ferner soll der Bezirkssender der Südwest deutschen Rundfunk A.-G., Frankfurt a. Main, wesent lich verstärkt werden. Die Großsender werden die bis herigen Bezirkssender ersetzen und deren Welle über nehmen; ihre Aufstellung wird daher in der Nähe der bisherigen Bezirkssender erfolgen. Nach den Erfahrungen mit dem Großrundfunk- sender Mühlacker steht fest, daß auch Sender größerer Leistung einen sicheren Rundfunkempfang nur im Be- reich der Bodenwelle (unmittelbare Ausbreitung längs der Erdoberfläche) gewährleisten, der sich je nach der benutzten Welle aus etwa 85 bis 130 Kilometer er streckt. Aber auch im Bereich der Bodenwelle kann es namentlich an den Grenzen ihrer Reichweite not wendig sein, wegen der von anderen Großsendern kom menden Raumwellen Empfangsapparate mit erhöhten Trennschärfe zu verwenden, um einen störungsfreien Empfang zu erzielen. Auf größere Entfernungen kommt für den Empfang nur die Raumwelle des Sen ders (mittelbare Strahlung durch den Raum) in Be tracht. Diese ist zwar auf sehr große Entfernungen hörbar, ist aber den bekannten Schwunderscheinungen unterworfen, die einen voll befriedigenden Empfang nicht ermöglichen. Daher ist der jetzige Plan von neun Großsendern in Deutschland auf den Empfang der gleichbleibenden Bodenwelle aufgebaut. Der Ge danke, die Bodenwelle allein als betriebssicheres Ueber- tragungsmittel anzusehen, ist auch international aner kannt und wird auch vom Weltrundfunkverein ver treten. D^r neue russische Botschaft, r Chiutschuuk ist in Berlin eingetroffen, um sein Amt anzutrebew ilcktung! ein IVIsöekenvom wimmel gskallsn! Boman von Kari-lleinr Voigt 37. Foetfe-unq. Axel nahm die phantastischen Gewächse, die schon die Köpfchen hängen ließen. Er straffte seine sehnige Gestalt, und der Majoratsherr merkte, wie sein Neffe allen Mut zusammennahm, als er nun die Tür zum Nebenzimmer öffnete. Einen gespannten Blick sandte Sigwart seinem Neffen nach. Sein Herz klopfte bang. Von Axels Antrag und wie er ausgenommen wurde, hing jetzt all sein Glück und seine Ehre ab. Konnte man sich denn nicht abermals getäuscht haben in der Komtesse? Konnte sie nicht vielleicht auch Axel nun noch zuletzt einen Korb geben? Als sich die Tür hinter dem Majoratserben geschlossen hatte, ging Sigwart mit großen Schritten in seinem Zimmer auf und ab. Nur mühsam konnte er seine Er regung unterdrücken. Schließlich hielt er bei seiner Zimmerwanderung inne, blieb stehen und lauschte nach dem Nebenzimmer. Kein Laut drang von dort her an sein Ohr. War das ein gutes Zeichen? Er nahm seinen Spaziergang wieder auf, zog alle fünf Minuten die Uhr. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Behutsam klinkte er die Tür auf. Ein völlig unerwarte tes Bild bot sich seinen Augen dar: Axel und die Komtesse standen eng aneinander geschmiegt da. Sie fühlten sich offenbar völlig unbeobachtet, denn jetzt drückte der Reffe lange seine Lippen auf die der Komtesse. Diskret und leise schloß Sigwari von Henckelsberg wieder die Tür. Er schickte einen dankbaren Blick zum Himmel empor. Dann preßte er seine eigenen Hände, als wollte er sich selber gratulieren. Einen kleinen Stich aber gab es dennoch in seinem Herzen: nun hatte er die Kom- tesse endgültig verloren. Aber er mußte zufrieden sein mit diesem Ausgange. .Gottlob!' seufzte er erleichtert. Draußen Meß er auf Ignaz. Er stellte sich lhm m den Weg. „Hören Sie, Ignaz', raunte er mit seltener Vertrau- lichtest seinem Kammerdiener zu, „am Sonnabend wird ein Fest stattfinden. Entlocken Sie Ihrem schlauen Kopfe schon jetzt alle Ueberraschungen, die wir unseren Gästen bieten könnten.' Als er wenig später die Treppen hinaufgestiegen war, sah er plötzlich, wie die Kammerzofe der Komtesse aus dem Zimmer feines Neffen huschte und, ihn nicht be merkend, in dem Zimmer, das die Komtesse bewohnte, ver schwand. Was ging denn hier vor? Was hatte denn die Zofe um alles in der Welt in Axels Zimmer zu schaffen? Auf den Zehenspitzen schlich sich der Majoratsherr bis zu seines Neffen Tür. Mit jähem Ruck riß er sie auf. Das Zimmer war leer. Jigwart von Henckelsberg trat ein. Das Bild, das sich ihm bot, ließ sein Blut erstarren: das zweite Bett, das hier noch stand und in Axels An wesenheit immer unberührt blieb, war aufgedeckt. So wohl in Axels, als auch in diesem zweiten Bett lagen die Kissen durcheinandergewühlt. Das Unverständlichste aber war, daß neben dem einen Bett die zierlichen Lackschuhe der Komtesse standen. Und dort lag ja auch ein rosa seidener Pyjama. Sigwari glaubte verrückt zu werden. Es drehte sich alles um ihn. Was war denn hier oben geschehen?! Er machte, einem plötzlichen Entschluß folgend, kehrt, stürmte die Treppen hinunter und trat an die Tür, hinter der er noch immer das junge Paar vermutete. Energisch und rücksichtslos klopfte er an. Drohend und feindlich klang das Klopfen. „Herein!' riefen zwei Helle Stimmen. Sigwart trat ein. Seine Miene war starr wie Stein. „Erlaube einmal einen Augenblick, Axel", sagte er zu seinem Neffen und winkte ihn zu sich heran. Axel trat näher. „Ich beobachtete soeben, daß sich die Zofe der Komtesse in deinem Zimmer zu schaffen machte', sagte er leise. „Außerdem machte ich eine merkwürdige Entdeckung in deinem Zimmer. Diskrete Damenwäsche lag da herum, und das zweite Bett...' „War aufgedeckt.' „Ja aber — wieso?' „Weil die Komtesse die ganze Zeit über, so lange ich hier auf Hohentann weile, mit in meinem Zimmer ge schlafen hat.' Ein vergnügtes Lachen breitete sich über Axels Gesicht. »Ja — seid ihr denn alle wahnsinnig?" „Rein — nur verheiratet.' „Wie? Was? Ich verstehe dich nicht!" Jetzt trat die Komtesse heran. „Es klingt gewiß recht unglaubhaft: Wir beide, Axel und ich, wir sind nämlich schon volle zwei Monate ver heiratet!" Das Bestreben beim Ausbau des deutschen Es»' dernetzes muß darauf gerichtet sein, als SendeweU" möglichst ausschließlich die Deutschland zugewiesene» 12 Wellen zu benutzen. Dann sieben außer den W len für die neun Großrundfunksenoer und einer DM für den Rundfunksender Gleiwitz, der bestehen bM und im Rücktausch mit Leipzig seine frühere Wb wieder erhält, noch zwei Wellen für den GleichweM betrieb zur Verfügung. In Aussicht genommen sm je ein Gleichwellennetz in Norddeutschland und Bayern, sowie ein Gleichwellennetz in Südwestdeutsf land, das mit dem Sender in Frankfurt am Mb auf gleicher Welle betrieben werden soll. Der örtliche Rundfunksender in Königsberg (Pr.), der vorerst be stehen bleibt, wird auf einer internationalen Gleich' welle weiter betrieben werden. Mit dieser Regelung wird erreicht, daß verschis dene der z. T. noch vorhandenen Nebensender, sich wegen Mangels an Wellen, die Deutschland auf schließlich gehören, künftig nicht mehr weiter betw' ben lassen, aufgehoben werden können. —Sport. O Beim Budapester Schwimmfcst anläßlich der b weihung des neuen Hallenbades gab es zwei deutsche SiE Der Breslauer Schubert schlug über 200 Meter Kra" die Ungarn Szekeleh und Boros in 2:22,2 und die gleiche Strecke ließ sein Landsmann Deutsch in ff Rückenlage in 2:47,2 Bicskeh hinter sich. Neitz el-G/ pingen wurde wiederum über 400 Meter Kraul von v? lassy in 5:15,8 leicht geschlagen. Neitzel schwamm 5:E O Kka«kreichs Tennisrangliste wird bei den Heb wiederum von Henri Cochet vor Jean Borotra und b doppelten deutschen Meister Boussus angeführt, währe" bei den Damen Frau Mathieu vor Frl. Adamoff, Fr. rotin und den auf den gleichen Rang gesetzten DanU" Barbier, Desloges, Metaxa und Neufeld die Spitze hauptet. Ö Mitteldeutscher Hochschulmeister im Fußball wu^ am Dienstag die Technische Hochschule Dresden, db Mannschaft im Endspiel über den Titelverteidiger versität Leipzig 4:2 (2:0) triumphierte. D Die sensationelle Niederlage des deutschen A» ballmcisters Hertha BSC. hatte Anlaß zu wilden rüchten gegeben, die das sportliche Verhalten der „ub, legenen" Mannschaft gerade in keinem günstigen Licht H scheinen ließen. Wie der Vorstand, der sich eingehe" mit der Ursache des Verlustes beschäftigte, erklärt, ha" diesem Kampf weder unklare noch geheime Abmachung' zu Grunde gelegen, ebenso scheide eine Spielbeeinflussb wegen der Spesenfrage aus. ... In der Vorrunde um die mitteldeutsche Hochschulmeis^ schäft im Handball konnte die erste Garnitur der TechniE Hochschule Dresden in ihrer Heimatstadt über die UniveE Halle mit 5 : 3, Halbzeit 2 : 3, erfolgreich bleiben. Eine zE Mannschaft der Technischen Hochschule Dresden kämpfte', der Zwischenrunde in Breslau gegen die dortige UniverE Nach scharfem Kampf blieben die Breslauer knapp mit Halbzeit 1 :2, siegreich und treffen nun im Endspiel um mitteldeutsche Hochschulmeisterschaft auf die erste Elf der Nischen Hochschule Dresden. ... . - ! Sächsische SMermine Mv-31 2V. Dezember 1930: Internationaler Pokal-Sprungs auf der Curt-A.-Sendel-Schanze am Aschberg; Schauss gen in Geising: Weihespringen in Sohland a. d. Gausprinaen der DT auf der Gukarundschanze bei GE' Schau schlag Skive! Yens Alte verein laufe gen a nuar: Wieser und 0 in Hei Schau neukir ichen l deutsä Skimc 10. ur birge dach i Ung IS. Jo genthc in K l Teipe! fische k spring Kreis; ö. Lrnstt und S thal Neu Wettb 14. un des K druar 2 bonde När Kreise dani farth- ivurd Präsi Yae sicha nung regiei runa: versic kund! ten, l keine! unter Hand Zeug nanu täte rich Dern Neetz Bürc nis S Geld wühl haup Eine Schi. Haus habe Kaus Som Kon! Debe auch eine Ban um ' dieU der! wech gefä! Nean der . Oben unerc der L )aber sehe, hinsü >en g von ! Lang nalso U. a. Mate lende Urteil eine nicht Wede Urtei gen l Der ältere Baron mußte sich auf die Lehne des Stu^ setzen. Ein Schwindel drohte ihn umzuwerfen. In der nächsten Minute hatte er sich schon wieder faßt. Ein befreiendes, geradezu unbändiges Lachen dum schüttelte ihn: „Ihr seid ein paar Spaßvögel! Verheiratet - beide! Ein prachtvoller Witz!" Plötzlich aber wurde er wieder ernst. „Aber wenn das nur ein Spaß war - was hat da d' Veränderung deines Zimmers zu bedeuten, Axel?" „Mein Ehrenwort, Onkel, es ist wahr, was mei" liebe, kleine Frau sagte." Er legte zärtlich Arm/' die Schulter der Komtesse. „Wir sind in der Tat s^ eine stattliche Anzahl von Wochen verheiratet." Ursula von Neußen trat jetzt dicht an Sigwart hel^ nahm seinen Kopf behutsam zwischen ihre schmalen zog ihn herab und hauchte einen Kuß auf seine Stirn. , „Nun darf ich doch .Onkel' sagen und ,du', nicht wahrk Als Sigwart von Henckelsberg vor Staunen tcm Antwort gab, küßte sie ihn keck aus den Mund, und "" erwachte er. Seine Stirn umwölkte sich: „Also war das alles — Spiel?" fragte er, und es klang bitter und anklagend. , Er ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen und blm die beiden mit müden Augen an. , „Nicht böse sein, Onkel", bat Axel und legte die auf des Aelteren Schulter. „Ich will dir in kurzen rissen alles beichten. Ich lernte meine liebe Ursula sch" , und lieben. Da ich aber mit deinem Weiberhasse, liev Onkel, rechnen mußte, war mir sofort klar, daß du, , Majoratsherr, wie es das Henckelsbergsch« Hausg^, vorschreibt, niemals deine Einwilligung zu meiner bindung geben würdest. Da verfielen wir auf die dir, lieber Onkel, diese kleine Komödie vorzuspielen " dich einfach zu überrumpeln. Und es bot sich gleichze". eine Gelegenheit, das Angenehme mit dem Nützliche" verbinden. Wir wollten dich nämlich ein für allemal " deinem Vorurteil den "Frauen gegenüber heilen.' „Und deine Freunde?" fragte der Majoratsherr mr schüttelnd. „Auch sie waren zu diesem Theater gedungen worve erklärte die Komtesse. «hl Des Majoratsherrn Kopf sank auf die Brust. habt mir sehr weh getan", murmelte er leise. „Wir haben dich geheilt von einem törichten Fr" haß, Onkel", erwiderte Axel. Schluß folgt.