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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880728
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-28
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.07.1888
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WWWWW ' doch dem Drange »ach Luft und Licht weichen müssen. — Ein auf- — Gera, 36. Juli. Ein ebenso höchst bedauerlicher als regender Zwischenfall ereignete sich am Dienstag auf dem Rittergutes sch wer er Unfall ereignete sich gestern Abend gegen 7 Uhr auf Oberschöna. In der Nähe des Teiches fuhr ein Knecht Schutt dem Neubau des Ursin'schen Hotels am Adelheidsplatze. Fünf und hatte bei dem zweispännigen Geschirr aus de», dort abschüssigen Wege das Schleifzeug angelegt, als die Pferde unruhig wurde», den Wagen plötzlich rückwärts drängten und mit diesem die steile Böschung hinab in den Teich fielen. Entschlossen sprang der Knecht nach, um die Pferde zu retten, wurde aber von den um sich schlagenden Thieren in die Tiefe gezogen und wäre verloren gewesen, wenn nicht Herr Inspektor Hermann herbeigeeilt wäre und ihn gerettet hätte. Der sehr gefährliche Versuch des Herrn Hermann, auch die Pferde zu retten, gelang nur zum Theil; nur ein Pferd wurde mit Hilfe der herbeigekommenen Leute lebend herausgezogen, während das andere Thier ertrank. — Freiberg. Die im hiesigen Dom aufgcstcllleEiscnrüstnng des Kurfürsten Moritz, welcher am 9. Juli 1553 in der Schlacht bei Sievershausen tvdilich verwundet wurde und im Freibcrgcr Don, seine letzte Ruhestätte fand, ist von ihrem bisherigen Standpunkte, hoch oben auf einem Kragsteine, herabgenomwcn und, nachdem sie i» Dresden erneuert, in einer Scitenkapcllc der früheren Sakristei des Domes, angesichts des großartigen Moritzdenkinals, aufgestellt worden. Dabei befinden sich des Kmfürste» Rennspicß, Schwert und Dolch, die er in jener Schlacht getragen hat. Der Dolch, welchen einst ein Verehrer des Kurfürsten von einem Beauftragten heimlich entwende» ließ, der aber wiedercrlangt wurde, kostete dem Diebe das Leben durch Hcnkershand. Die Stelle an der Hüfte, wo die tödtliche Kugel durch die Rüstung drang, bezeichnet eine eingelassene Papierrolle. An den Wänden der Kapelle hat man die Ucberrcste der in genannter Schlacht eroberten Fahnen und Gruppen alter Waffen angebracht. — Ein hie siger Lehrer wird am 2. August nach Chillan in Chile abreisen, um die von der chilenischen Regierung ihm übertragene Stelle als Professor der Musik am dortigen ncubegründeten Seminar vom 1. März 1689 ab zunächst auf 6 Jahre zu übernehmen. — Lichtenstein. Die Thäter des am 29. Februar d. I. auf der Bahnstrecke Lichtenstcin St.Egidien verübten Bahnsrcvels wurden durch die Gendarmerie in de» Personen der Gebrüder S. in Rüs- dorf ermittelt und in die Frohuveste des hiesigen Amtsgerichts ein- gcliefert. Beide waren geständig, die That verübt zu haben. — Limbach. In dem zum hiesigen Rittergute gehörigen Walde, dem sogenannten Hohen Hain, ist cs im Lause der letzten 14 Tage mehrfach vorgekommen, daß Heidelbeeren suchende kleinere Mädchen plötzlich von einem aus einem Versteck hervortretcnden anständig ge kleideten jungen Menschen überrascht wurde». Derselbe versuchte immer unter irgend einem Vorwände und Versprechungen eins der selben ein Stück mit fvrtzulvckcn, was ihm auch in zwei verschiedenen Fällen gelang. Dem Auge des etwa Vorübergehenden durch dichtes Gebüsch verborgen, verübte er au den Verführten den gröblichsten und gemeinsten Unfug. Lewer konnte es bis jetzt den eifrigen Bemüh ungen der Polizei und Gendarmerie noch nicht gelingen, den schänd lichen Buben zu ermitteln. — Frankenberg, 26. Juli. Heute Vormittag ertönten plötz lich die Sturmglocken. Die rasch zusammengecilte Feuerwehr fand in dem an der Scheffelstraße, dem Schützcnhaus zunächst gelegenen großen Dreißig'schen Eckhause im Dachgeschoß ein schon heftig wüthendes Schadenfeuer vor, welches auch trotz aller Anstrengungen den Dach stuhl des genannten umfangreichen Wohnhauses vernichtete. Nicht weniger als 13 theils unbemittelte Familien sind durch das Schaden feuer obdachlos geworden. Von den in den Dachräume» untergebracht gewesenen Mobilien dürfte das Meiste bei dem schnellen Umsichgreifen der Flammen vernichtet worden sein, während die im Parterre und ersten Stockwerk des Hauses befindlichen Mobilien wohl fast aus nahmslos gerettet worden sind. Ueber die Entstehung des Brandes verlautet etwas Bestimmtes nicht. — Altenburg. Saatenstandsbericht. Unternimmt man jetzt einen Spaziergang durch unsere Getreidefelder, so muß man unwillkürlich Freude über die draußen stehenden Früchte empfinden. In diesem Jahre scheint sich allerdings die alte Bauernregel: „Wie die Heuernte, so die Kornernte," nicht zu bewahrheiten. Der nur mittelmäßigen Heuernte müßte nun auch eine mittelmäßige Kornernte folgen. Doch das ist, Gott sei Dank, nicht der Fall. So unsere Fluren nicht durch Unwetter zu leiden haben oder durch Hagel zer- stört werden, können wir dankerfüllten Herzens einer körnerreichen Ernte entgegensetzen. Es wird von erfahrenen Landwirthen bestätigt, daß die heurige Ernte der vorjährigen nicht nachsteht. Das Getreide ist nicht derart in den Halm gewachsen, wie im Vorjahre, wird aber den zum Gebrauch nothwendigen Strohertrag liefern können. Ebenso ist dieses Jahr unser Obstanhang ein guter. Kirschen haben wir in genügenden Mengen. Pflaumen hängen stellenweise dicht und versprechen einen reichlichen Ertrag. Die Gurken, welche durch die anhaltende naßkalte Witterung etwas zurückgckommen waren, haben sich jetzt in den warmen Tagen gut entwickelt. Am letzten Markttage wurden schon vereinzelt Feldgurken zum Verkauf ausge- botcn. Sv weit jetzt ersichtlich, versprechen auch die Kartoffeln eine erträgliche Ernte. Ihnen sagen wollte. Da wird morgen in meiner Familie ein Geburtstag gefeiert. Wir sehen nur einen kleinen Kreis bewährter Freunde um uns; aber daß Sie zu diesen zählen, versteht sich wohl von selbst. Wir dürfen also für morgen Nachmittag ans J^.e Gegenwart rechnen?" Werner antwortete zustimmend, mit einer leichten, doch ehrer bietigen Verbeugung. Wie hätte er auch anders thun können? War eS ihm doch unmöglich, seinem wohlwollenden Beschützer eine ab schlägige Antwort zu geben, obwohl er, im Grunde genommen, den Sonntag Nachmittag lieber durch einen einsamen Spaziergang am Strande des Meeres ansgefüllt hätte, da die eigenthümliche Richtung, welche sein Gemüthsleben einschlug, ihn mehr und mehr zur Ein samkeit drängte. Nichtsdestoweniger begab er sich am folgenden Tage, nachdem er eine sorgfältige Toilette gemacht, nach dem Hause seines Brod- herrn. Es herrschte trübes, regnerisches Wetter, weshalb die Keine Familienfeier in der Stadt vor sich gehen sollte. Er war kaum in den Hausflur getreten, als ihm die kleine Adele mit einem bedeut samen Lächeln entgegenkam. Es war, als wollte sie etwas außer ordentlich Ueberraschendes ihm mittheilen, das sie jedoch wieder zu unterdrücken für gut fand. In demselben Augenblicke schlug ein Helles Lachen an sein Ohr, in welchem er Ottiliens Stimme erkannte. Die Thür öffnete sich, und die Tochter des Bankiers stand mit gerötheten Wangen und von Fröhlichkeit glänzenden Augen auf der Schwelle. „Aha! da ist er schon!" rief sie beim Anblick des Buchhalters in das Zimmer zurück, und mit den Worten: „Kommen Sie schnell, Sie fahrender Ritter, ich Hobe etwas für Sie!" stürzte Sie zwang los auf Werner los und zog den Verblüfften in das Zimmer. „Hier!" rief sie dann mit einer tiefen Reverenz: „Fräulein Emmy Wendling — Herr Edmund Werner, Concertmeister außer Dienst!" Dem jungen Mann war es, als müsse er vor Erstaunen und Ueberraschung in die Erde sinken. Noch bevor er gänzlich in daS Zimmer eingetreten, war ihm eine zierliche jugendliche Frauengestalt ausgefallen, die vor dem geöffneten Piano saß und scheinbar gleich- giltig in das vor ihr aufgeschlagene Musikhest sah. Bei den ersten Worten, welche die Bankierstochter ausstieß, hatte er ein Geräusch vernommen, wie es das heftige Rücken eines Stuhles verursacht, und ehe er recht wußte, wie Alles zugegangen, stand er vor Derjenigen, deren Bild gegenwärtig mehr, als je, seine Seele beherrschte. Fortsetzung folgt. Arbeiter des Architekten B. waren damit beschäftigt, zwei eiserne Träger auf das Mauerwerk des Spcisesaales zu legen, als plötzlich das etwa zwei Meter hohe Gerüst, auf dem die Leute standen, unter ihren Füßen zusammenbrach. Um nicht in die Tiefe zu stürzen, klammerten sich dieselben an einen der eben gelegten Träger, der jedoch, dadurch aus seiner Lage gebracht, von der Mauer rnlschte und die an ihm hängenden fünf Mann mit sich riß. Sämmtliche Arbeiter erlitten schwere Verletzungen an dem Kopfe. Vier der Verletzten sind verheirathet und Familienväter; bei ihnen scheint indessen wenigstens eine Gefahr für das Leben ausgeschlossen, wo gegen für den nnvsrheiralheten Arbeiter Burkhardt das schlimmste zu befürchten ist, indem bei diesem außer dem Kopfe auch die Brust schwer mitgctroffcn wurde. Sämmtliche Verunglückte wurden mittels Droschke in ihre Wohnung gebracht, nachdem ihnen von Herrn Physikus I)r. Hänber die erste ärztliche Hilfe zu theil geworden war. Daß das Gerüst, welches bestimmt war, eine viel schwerere Last als die von fünf Mann zu tragen, znsammenbrach, lag daran, daß ein starkes, äußerlich gesundes, inwendig aber faules Rundholz desselben unmittelbar unter dem Stützpunkte zusammenbrach. — Greiz. Es schweben noch eine Anzahl von Klagen gegen Redakteure solcher Zeitungen, welche die unrichtige Nachricht weiter verbreitet hatten, daß der Fürst Reuß ält. L. einen Platz zur Er richtung des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Greiz verweigert habe. Während nun die Kölner Strafkammer dem Antrag des Verthesdigers auf Erhebung eines Beweises nicht stattgab, welcher Beweis That- sachen feststellen sollte, um darzuthun, daß Angeklagter im gute» Glauben gehandelt habe und daß nach Lage der Sache die unter Anklage gestellte Behauptung nicht beleidigend sei, ist nach einer Mit- thcilung des „Grcizcr Tageblattes" in der gleichen Anklage gegen die „Neue Westfälische Volkszeitung" das Gericht in Bielefeld ans die Anträge des Angeklagten auf Beweiserhebung eingegangen und es finden auf Ncauisition des Bielefelder Gerichts in Greiz eine größere Anzahl von Zeugenvernehmungen statt; so hört man unter den zu Vernehmenden nennen die Herren Seminardirektor Gerhold, Kantor Urban, Superintendent Freiherrn v. d. Trenck, Landrath Dietel, Landgerichts- und interimistischer Regierungspräsident vr. Mortag, Oberamtsrichter Or. Scheibe u. A. m. Chemnitzer Stadt Anzeiger'. Die stremide mise»es Blattes werden ersucht, uns wichtige Begebenheiten Migll mitzutheNen. Chemnitz, den 27. Juli. — Die nächste öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses der A»itsl>aupr»ia»»1chast Chemnitz wird in dcm Berhandlungssaalc der Amts- hauplinaunschast Mittwoch den 1. August von 9 Uhr Vormittags an abge- hallen werden. — Belr. der Turnfahrt des Turngaues „Chemnitzer Um gebung" erläßt die hiesige Anttshauptmannschast sol-ende Bekanntmachung: „Der Turngau der Chemnitzer Umgebung beabsichtigt Sonntag, de» 29. d. M., Vormtttags eine Tmnsahrt nach Neukirchen zu veranstalten und hat, unter Einreichung der für dieses Fest ansgestellten Ordnung, durch seinen Vorstand bei der Unterzeichneten Behörde um entsprechende Genehmigung und ins besondere auch um Erlaubniß sür die einzelnen thcilnchnieudcn Vereine zum Marschiren im geschlossenen Zuge auf den Straßen des hiesigen amtshaupt- niannschaftlicheu Bezirks nachgcsucht. Die Königliche Anitshanpttnannschasl hat beschlossen, diese Genehmigung sür die Zeit nach beendetem Gottesdienste unter der Bedingung z» erlheilen, daß bei dem An- und Abmarsch »nd bei dem bea> sichtigte» Umzüge seitens der Turner der Wagen- und Fnßverkehr auf de» betreffenden Straßen in keiner Weise gehemmt oder gestört wird, zu welchem Behnse bestimmt wird, daß die marschcrende» Abthcilungc» sich stets nur aus einer Seite der von ihnen benutzten Straßen zu halten, die andere Straßenseite aber sür den allgemeinen Verkehr srei zu lassen haben. Den Weisungen der ausgestellten Gendarmcrieposten, beziehentlich der betreffenden ortspolizcilichen Organe ist unbedingt Folge zu leisten." Der Turngau um faßt nicht weniger als bO Vereine. — Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz (vorm. Rich. Hartman»). Wie die „N.-Z." vernimmt, ist die Gesellschaft außerordentlich stark beschäftigt. Leider lassen indessen die Verkaufspreise zu wünschen übrig, denn während die Preise des Rohmaterials gestiegen sind, haben sich die Preise der Fabrikate ziemlich auf demselben Niveau erhalte». Es darf übrigens wohl mit Sicher heit erwartet werden, daß in Folge der starke» Nachfrage auch die Verkaufs preise sich demnächst bessern und damit auch der Betrieb rentabler wird. Ueber die Höhe der sür das am 30. Juni abgclauscne Geschäftsjahr zur Verthciluug gelangende» Dividende lassen sich genaue Angabe» noch nicht machen. — Daß tue Fabrik stark beschäftigt ist, kann man an jedem Abend daraus ersehen, daß in cinjcluen Theilsn derselben, wie in der Kesselschmiede, lange über die gewöhnliche Arbeitszeit hinaus geräuschvolle Thätigkeit herrscht. — Daß der Betrieb der Straßenbahn auf der hiesigen Theater- straße für die Dauer der daselbst stattfittdenden Pflasterungsarbeiten mit Ge nehmigung des Rathes eingestellt wird, daran wollen wir unsere Leser noch mals erinnern, um ärgerlichen Irrungen vorzubengcn. glr. Die Mühle »st ratze »gegend begann bekanntlich voriges Jahr, ganz plötzlich und mit Macht zu einem neuen Stadtviertel sich zu ent wickeln, indem daselbst, vornehmlich um die b- Bezirksschule herum, eine an sehnliche Menge Neubauten neben- und nacheinander entstanden. Dieser Auf schwung schien indeß nur aus eine Saison beschränkt gewesen zn sein, als man, die ersten Erscheinungen der diesjährigen Bauzeit verfolgend, bemerkte, daß genanntes Gebiet anfangs keine Wiederholung der voriährigcn regen Baulhätigkeit zeigen wollte, und damals sprachen wir dies auch aus. Allein diese Ansicht ist zu nichte gemacht worden durch das, was sich dem Auge später darzubicten begann und was sich ihm jetzt darbietet. Denn abermals hat die Baulust sich die Mühlenstraße und deren Umgebung zu ihrem Tummelplätze ausersehe», und auch Heuer wachsen dort wieder eine Anzahl neuer Privatgebäudc aus dem Boden hervor, und zwar zum mindesten ebensoviel wie letztes Jahr, wenn nicht »och mehr. Bor Jahresfrist gab es noch jenen geräumige» Platz zwischen Chemnitzfluß, Müller- und Mühlen straße, über den man »ach allen Seiten hin srei hinwegschauen konnte; »er sucht man dies jetzt von der Mühlenstraße ans, bevor man an der Hermann- straße vorbcikommt, so ist dies nicht mehr möglich: eine hohe stattliche Häuserfront hemmt den Blick. Zwei große Eckgebäude schneide» hier den Platz mit je einer ihrer Stirnseiten in gerader Linie mit der Hermannstraße ab, aus diese Weise einerseits eine Fortsetzung der letzteren, andererseits die Ecke mit der Hauboldstrnße bildend. Eins dieser prächtigen Gebäude wurde schon voriges Jahr fertig und bezogen, das andere hat man Heuer gebaut, und gegenwärtig ist es in seinem Aeußere» bis auf Dach und Abputz vollendet. Das neue Gebäude ist, gleich wie das ältere, in Rohziegelbau »nd auch in demselben Styl wie jenes errichtet, sodaß beide ein einheitliches Bild gewähren. Dieser günstige Umstand ist geeignet, der ganzen dortigen Gegend zum Vortheck zu gereichen, denn keine Front an allen dortigen Straßen und Plätzen fällt so sehr aus, als gerade diese. — Wandern wir die Mühlenstraße weiler, so finden wir au der Seite dcrselhe» das Platzterrai» schon fast völlig verbaut. Nur einzelne wenige Lücken sind noch offen. All das obenerwähnte, 1887 gebaute Eckhaus reihten sich bekanntlich schon vergangnes Jahr noch mehrere neue Häuser in der Straßenlinie, und an diese hinan hat man Heuer wieder ein dreistöckiges Ge bäude errichtet, das in seinen Hauptsachen nunmehr fertig dasteht. Es ist in Gelbziegelrohbaii, dieser »ist Lagen dunklerer Steine durchschossen, ausgesührt und hebt sich, wie seine Nachbarn, namentlich durch die gefälligen Fenster- krönnngen vortheilhast heraus. — An der Fortsetzung der Eliscnstratze über die Mühlenstraße und den Platz hinweg arbeitet man an zwei Eckgebäuden von gleichfalls stattlicher Anlage. Das eine derselben wird di« Ecke der Elisen- mit Hauboldstraße und das andere also die Ecke der Eliseir- mit Mühlenstraße bilden. Nach der Wüllerstraße hin resp. dem Zöllnerplatz heraus wird der Platz abermals durch einen mächtigen Bau abgegrenzt init so breit abgestumpfter Ecke, daß die Eckfront dieses Hauser allein vier Fenster hält. Auch hier Ausführung in rothem Rohziegel mit gelber Versäumung der Maucrkante». — Der Rohziegelbau ist, das wird man an den Bauten der Mühlenstraße gewahr, der allgemeine Zug in der Bankunst der Gegen wart, soweit sie sich auf Privatbauten erstreckt. Man hat die kalte, nüchterne Richtung, der man während einer längeren Zeit gehuldigt hat, verlassen und stattet jetzt selbst Geschäftshäuser etwas künstlerischer aus. Unter den ver schiedenen Arten dies zu thun hat man denn mit Recht den rothen, gelben oder auch braunen Rohziegelbau als die beliebteste Manier festgehalten und dazu noch eine wärmere, lebendiger« Ausführung der Theile gefügt, an denen sich leicht eine Verzierung anbringen läßt, also der Gesimse, der Fensterkrön ungen, der Dachaussätze rc. Welches hübsche Aussehen ein derartiger Bau styl einem Stadtthcil zu verleihen vermag, steht man am Wilhclinsplatz, der durchgängig von Rohziegetfronten eingefaßt ist, soweit er überhaupt be baut ist. — Beträchtliche Erbmassen werden gegenwärtig auf dem Haupt- bahnhofe in Folge des Tunnelbaues überflüssig: dieselben werden durch be sondere Züge zu bestimmten Ablagerungsplätzen abgesührt- Ein solcher liegt u. A- aus dem Terrain zwischen Äcrnsdorfer Straße nnd Rcichenhainer Weg, bayrischer und Aue-Adorfer Bahn an der letztgenannten Linie- Nach dem Altchemnitzer Bahnhof sind letzthin auch die noch verwendbaren Bestandtheile des alten Lersandtschuppens vom Hauptbahnhof geschafft und mit dem Aufbau des Güterschuppen- für die Aue-Adorfer Bahn begonnen worden. —Ir. Aus eine üble Angewohnheit mancher Leute wird mau namentlich zu JahrmarktSzeiten besonders aufmerksam, weil sie bei dem an solchen Tagen vorhandenen großen Verkehr besonders lästig wird. Mr meinen das von Verschiedenen zeitweilig gepflogene wagerechte Tragen der Spazierstöcke. Mancher wird auch am letztvergaugencu Jahrmarkt« unter dem Gebühren solch' unvorsichtiger Stockträger zu leiden gehabt haben und unwillig über dasselbe gewesen sei». Nicht mit Unrecht: denn unter Um ständen kann Derjenige, welcher sich an «inen solchen horizontal gehaltenen Stock stößt, eine empfindliche Verwundung davontragen. Bei der Mehrzahl Derjenigen, die auf ihre Mitpassanten iu der geschilderten Weise keine Obacht habe», kann man wohl annehmen, daß weniger absichtliche Rücksichtslosigkeit als vielmehr Unachtsamkeit, augenblickliche Gedankenlosigkeit den Grund sür ihr Gebühren bildet. Darum wird es wohl anch iu der Regel nur einer höf lichen Ermahnung a» die Stockträger bedürfen, um sie von ihrer unbewußt feindlichen Stellung gegenüber ihren harmlosen Mitmenschen abznbringeu und sic zur „Abrüstnng" zu bewegen, d. h. zur Veränderung der Lage ihres Stockes oder Schirmes »ach der vertikalen Richtung hin. Immerhin aber sollte Jeder nach Möglichkeit zu vermeiden suchen, daß eine solche Erinnerung an ihn seitens Anderer nöthig wird, denn es ist leicht möglich, daß dieselbe in der wenig angenehmen Form eines durch die Spitze des Stockes verur sachten Unfalles ertheilt wird. — Sonniges Wetter scheint uns endlich einmal beglücken zu sollen. ES wird aber auch Zeit, daß wir normale Wetterverhältnisse bekommen. Schon neigt das Getreide auch im Gebirge der Reife zu, nachdem in ebenen Gegenden bereits die Ernte begonnen hat, und bis zum völligen Ausreisen sollen die Sonnenstrahlen noch ihre Wirkung auf die wogenden Saatfelder ansüben; nicht minder bedürfen auch die Gartengewächse warmen, trockenen Wetters. >, —* Unfall. Am Mittwoch Nachmittag gingen von der Hartmann- straße nach der äußeren Klostcrstraße die Pferde eines leichten Geschirre- durch.. Nur dadurch kamen die scheugcwordenen Thiere znm Stehen, daß sie zwischen zwei Wagen gericthcn. Vorher war jedoch der Kutscher vom Bocke geschleudert, aber nicht verletzt worden. Auch eine Frau, welche einen Hand wagen fuhr nnd dem Geschirr answeichen wollte, wurde auf das Trottoir geschleudert und hierbei an der Stirn verletzt und ihr Wagen zertrümmert; desgleichen wurde ein Mann, welcher zwischen die Wagen kam, an einem Bein verletzt, aber nur leicht. —* Rechtzeitig bemerkt. Gestern, Donnerstag bemerkte eine an der Martinstraße wohnhafte Frau in ihrer Wohnung Brandgeruch. Beim Suchen nach der Ursache des Geruches bemerkte sie beim Oeffuen deS Alk ovens denselben dicht mit Rauch gefüllt und sah gleichzeitig, daß die dort auf« bewahrte Wäsche in Brand geratheu war. Der Frau war cs noch möglich, das Feuer durch Begießen mit Wasser zu löschen. Als Enlstehungsursache wird vermuthet, daß ein Kind der Frau ein Streichhölzchen gesunden, dasselbe entzündet und dann weggeworsen hat. —* Diebstahl. In einer Restauration an der Schillerstraße wurde in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag aus der Gaststube von der Wand weg ein Regulator, mittelgroß, mit Nußbaum-Gehäuse, ohne Schlag werk und mit Messinggewicht, nnd von einem Tisch eine Sammelbüchse, eiuen Jäger darstellend, gestohlen. Den Zugang znm Zimmer hat der Dieb jeden falls durch ein Fenster genommen. Am Donnerstag früh wurde die Sammel büchse erbrochen und ihres Inhaltes beraubt im Garten aufgefunden, ebenso fand sich daselbst eine kleine Cigarrenkiste, enthaltend eine Anzahl Fläschchen mit Fleckenwasser, welche jedenfalls vom Dieb znrückgelasse» worden sind. —* Frecher Dieb. Nach Schluß des Jahrmarktes am Mittwoch spät Abends war auf der Gartenstraße ein Händler mit seinem Sohne noch mit Zusammenpacken seiner Waare beschäftigt und hatte sich hierzu seines StockdS entledigt und denselben aus ein Bret gelegt. Nach einiger Zeit trat ein Mann an den Händler heran, sprach mit ihm, nahm dabei den Stock weg und ergriff die Flucht. Der Sohn des Händlers eilte dem Diebe nach, worauf derselbe am Antonsplatz von einem Wächter festgehalten und der Polizeiwache zuge führt wurde. Den Stock hatte der Dieb auf der Flucht von sich geworfen. — Die Grundsteuer wird mit ihrem 2. und letzten Termin am l. August fällig; sie beträgt 2 Pfennige von jeder Steuereinheit. Zu ent richten ist die Grundsteuer in der Stadtsteuer-Einnahme (Adlerapotheke). — Fouragepreise. Laut Bekanntmachung sind für den Monat Juni dieses Jahres in dem Hauptmarktvrt Chemnitz folgende Durchschnitte der höchsten Fouragepreise mit eiuem Aufschläge von fünf vom Hundert ermittelt nnd sestgestellt worden: sür 50 Kilo Hafer 7 M- 48 Pf., Heu 4 M. 41 Pf., Stroh 3 M. 26 Pf. . Marktpreise vom 25. Juli 1889. Weizen russische Sorten 9 Mark 10 Pfg. bis 9 Mark 60 Psg. pro SO Kilo » poln. weiß», bunt— « — - - — » — « »» - - sächs. gelb u. weiß 8 -80- - 9 - 35 - - amerikanischer — - — - » — « — « - - « Roggen preußischer 6 - 70 - - 6 - 85« - < - - sächsischer 6 » 30 » » 6 - 50 - « » «--i - fremder 6 - 60- - 6 - 85- »««, Braugerste — . — . ... Futtergerste 6- — « -6-50- - » - Hafer, sächsischer 6-80« -7- — - - « « Erbsen, Koch- 8« — - -S-25« - - « Erbsen, Mahl- u. Futter- 6-50- -7- — « « - Heu 3- — - -4-20- Stroh 2- — - -3-10- - - - Kartosscln k-25« -5-50« »», Butter 1 - 80 - - 2 - 40 - -1«' Littera risches. Neues Wörterbuch der deutsche» und französischen Sprache von Schuster-Rsgnier, 15. Auflage. Leipzig, Verlag vonJ.J.Weber. — Bereits gelegentlich früherer Liesernngen find von uns die Vorzüge des genannten Wörterbuchs hervorgehobc» worden. Wir können uns deshalb heute damit begnügen, auf das Erscheinen der 5. Lieferung des Werkes hin- zuweisen mit der Bemerkung, daß dasselbe sowohl inhaltlich wie in der Aus stattung sich den früheren Heften würdig anreiht. Die 5. Lieferung enthält den französisch-deutschen Theil von äsver bis kabricatour. —o— Zum Landbestellbezirk 7 des Postamtes I zu Chemnitz, bez. der Stadtpostageutur in Gablenz gehören nachstehende Orte: Bernsdorf, Borna, Gablenz. Helbersdorf, Hilbersdorf, Colonie Markersdorf, Nicderhermcrsdorf. Obcrhermcrsdorf mit Adelsberg und Breitenlehn. Nach diesen Orten kosten also gewöhnliche Briefe im Frankirnugsfalle nur das Localporto von 5 Pf. Gottesdienste. Am 9. Sonntage nach Trinitatis, den 29. Juli. Parochie Gablenz: Früh 9 Uhr Gottesdienst in der Aula deS Schul gebäudes mit Beichte und Communion. Nachmittags 2Vr Uhr Bibelftunde daselbst. Parochie Ebersdors mit Lichtenwalde: Früh 9 Uhr Gottesdienst in der Stiftskirche zu Ebersdors. Mittags 12 Uhr Abendmnhlsgottesdienst in der Schloßkapelle zu Lichtenwalde. Parochie Einsiedel: Früh 8Vr Uhr Gottesdienst. Nachmittags V-2 Uhr Unterredung mit der männlichen konfirmirten Jugend aus Einsiedel und Erfenschlag. ...^ Parochie Burkhardtsdorf: Vormittags Predigt über Luc. 12, 42—48. Der Nachmittagsgottcsdienst fällt aus wegen des Missionssestes in Weiß bach. (Anfang 2 Uhr ) Parochie Auerbach b. Thum: Früh V-8 Uhr Beichte, S Uhr Gottesdienst mit Abeudmahlsfeier. Für den redactionellen Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemni Für nicht erbetene Zuiendungen ist die VerlagS-Expedition nicht verbind!!' Stratzen-Sperrung. Die Straßenstrecke vom Deutschen Hause bis zum Promenaden platze ist bis auf Weiteres gesperrt. >, Burgstädt, den 26. Juli 1888. Der Stadtrath. Bauer, Bürgermeister. Bekanntmachung. Auf Folium 109 des Handelsregister- für den hiesigen AmtS- gerichtSbezirk, die Firma: F. Frisch in Niederwiesa betr., ist heute das Ausscheiden des Herrn Ferdinand Frisch in Chemnitz und der Eintritt der Herren Chemiker vr. Friedrich Fol und Kaufmann Wil helm Meyer daselbst als Inhaber der Firma verlautbart worden. Königliches Amtsgericht Frankenberg, den 24. Juli 1898. Wiegand.Seidler. Bekanntmachung. Ein unbekannter Mann ist am 24. d. M. in einem Gebüsch de», Gutsbes. Riedel in Garnsdorf erhängt aufgefunden worden. Signalement: Mittlere Statur, untersetzt, blondes Haar, blon der Bollbart, Gesicht rund, das linke Auge blind, an der linken Hand fehlt der halbe Mittelfinger; Alter: ungefähr Anfang der 50er Jahre; Kleidung: rothbraune Hose, graumelirte Weste, dunkelgraue Joppe» grau- und braungestreiftes Barchcnthemd, grau-schwarzer Filzhut. Garnsvorf, den 35. Juli 1868. Winkler. Gem.-Vorst.
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