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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880728
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-28
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.07.1888
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, » »>W..,»»»»>,> >!WM i ^ bes«^^ in Petersburg werden getwffr» werden. Wenn un» die lichkeit der Stellung de» Fürsten Ferdinand in Bulgarien erneut zu Gemüthe geführt und dessen Thronentsagung verlangt Würde, so könnten wir dem keine neue Weigerung entgegensetzen, sondern wir müßten diesmal nachgeben." Das Charakteristische dieser Aeußcrung liegt in dem Schlaglicht, welches sie auf das Ver- hältniß des KoburgerS zu seine», ersten Rathgcber wirst. Daß Prinz Ferdinand im Land nur »och schwachen Halt besitzt, ist bekannt; daß aber der Ministerpräsident selbst über seinen Souverän in solcher Weise spricht, ist neu. Zwischen dem Koburger und Herrn Stambuloff walte» viele Differenzen ob; offenbar will letzterer jetzt auf ersteren einen Druck ausüben. Sächsisches. — Unserem KönigSpaare hat König Oscar von Schweden als eine Erinnerung an den Aufenthalt Ihrer Majestäten in Schweden zwei in Oel ausgeführte Bildnisse von Gustav III. und seiner Ge mahlin Sophia Magdalena zum Geschenke gemacht. Die zwei Bild nisse sind in besonders schönen und kostbaren Rahmen eingefaßt. Außerdem hat der schwedische König Ihren sächsischen Majestäten ein sehr schönes und wehlausgeführtcs Album mit einer Menge Photo graphier» von Ansichten aus verschiedenen Theile» Schwedens ge schenkt. Auf der Vorderseite des Albums ist das schwedische Neichs- wappen angebracht. Unter den königlichen Geschenken befinden sich auch ein in Stahl geätzter Schild und eine Menge schwedischer Ge webe mit alterthiimlichen, kostbaren Stickereien. Beim Besuche auf dem Schlosse Skokloster bekam die Königin Carola vom Besitzer des Schlosses, Grafen Brahe, einen kostbaren Gegenstand aus Porzellan, dessen Werth für Ihre Majestät dadurch erhöht wurde, daß der König Gustav III. auf denselben seinen Namen geschrieben hatte. — Mit Genehmigung des Königs ist Herrn Heinrich Braun aus R ochs bürg, zur Zeit in Nürnberg, für die von demselben am 3. April d. I. unter eigener Lebensgefahr auSgeführte Rettung eine« Mannes vom Tode des Ertrinkens die silberne Lebensrettungs- Medaille nebst der Besngniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. — Durch Verleihung von Anerkennungsurkund e n seitens deS Landescvnsistoriums sind neuerdings ausgezeichnet worden: der Standesbeamte und vormalige Gcmcindevorstand Graubner zu Ober- Pfannenstiel, der Häusler und Weber Ernst Ulbrich zu Dornhenncrs- dorf in der Oberlausitz, der Hausbesitzer und Weber August Lindner und der Weber Gotthelf Hensel, beide in Niedercunncrsdorf, der Ge meindevorstand Friebel in Neuostra bei Dresden und der Drechsler > Friedrich Kcmpe in Deutschneudorf bei Sayda. — Die König!. Gcneraldirection der Staatscisenbahnen hat nachträglich verordnet, daß den Feuerwehrmännern, welche behufs Theilnahme an dem deutschen Feuerwehr tage in Hannover am 36., 27. oder 28. l. M. in der Richtung nach Hannover fahren, für die diesseitigen Strecken Tagesbillels mit Giltigkeitsdauer bis einschließlich den 4. August anszuhändigen sind. Legitimation hat durch Vorweis der Festkarte zu erfolgen. Diese Vergünstigung erstreckt sich selbstverständlich nur auf die Fahrt nach Leipzig. — Auf einer Jnspectionsrcise, die der Herr Minister des Cultus und öffentlichen Unterrichts jüngst unternahm, um eine Anzahl Volksschulen in Stadt und Land kennen zu lernen, kam der selbe auch in ein abgelegenes und schwer zugängliches Gebirgsdorf deS Jnspectionsbezirks Dippoldiswalde. Der Befund der Schule und die Methode des Lehrers schienen zu befriedrigen; schließlich fragte der Minister den Lehrer: wie er sich in seiner Stellung gefalle? „Recht gut," antwortete dieser, „bis auf den in den vielen Winter monaten manchmal unerträglichen Mangel an Geselligkeit." Einige Tage später brachte ein Arbeiter von der nächsten Eisenbahnstation eine zur Hellen Verwunderung des Lehrers aus der Hauptstadt ba tikte Kiste mit Wein unter dem Motto: „Zur Stärkung in einsamen Stunden!" Selbstverständlich trank am nächsten Tage, einem Sonn tag, der Lehrer das erste GlaS ans das Wohl des Herrn Ministers. — Die in Lvungelieis beauftragten Herren Staatsministcr haben die Veranstaltung einer allgemeinen Landcscollecte zum Besten des Kirchenbaucs in Hammerbrücke für Sonntag den 19. August d. I. bewilligt, nachdem dieselbe am Sonntage vorher, sowie am Sammeltage selbst von den Kanzeln abgekündigt worden ist. Das Landcsconsistorinm bemerkt hierbei, daß der Ort Hammer brücke nebst Friedrichsgrün zur Parochie Falkenstein im Vogtlande gehöre und bei einer Bevölkerung von etwa 1500 Seelen weit ent fernt von der Pfarrkirche im oberen Muldenthale liege, sowie daß die Verbindung mit Falkenftein schwierig, zur Winterszeit fast un möglich sei. Wenn auch seither in der Schule zu Hammcrbrllcke allmonatlich Gottesdienste abgehalten worden seien, so habe sich diese Einrichtung doch als unzureichend erwiesen, und es solle dem Be dürfniß durch den Bau einer kleinen Kirche abgcholfen werden. Der Bau würde etwa 25,000 Mk. kosten, wozu bis jetzt nur 10,000 Mk. vorhanden seien, und da die Gemeinden Hammerbrücke und Fricdrichs- grün arm und bereits mit Abgaben reichlich belastet seien, so könne der Bau ohne die kräftige Mithilfe der Landeskirche nicht zu Ende man aber, tiefer angelegt, diese Zerrissenheit nicht ertragen kann, da" trennt man sich wieder und hält bei einer etwaigen zweiten Wahl die Augen etwas mehr offen!" Tie kalte, unbarmherzige Logik dieser kaum den Kinderschuhen entwachsenen Jungfrau hatte für den Zuhörer etwas so Ucber- raschendeS, daß er kein Wort der Erwiderung fand. Sie hatte ihm mit sicheren und leichten Pinselstrichen das Bild seines eigenen ver fehlten EhelebenS gezeichnet; aber die Art und Weise, wie sie dies Thema behandelte, brachte ihn zugleich auf den Gedanken, daß wohl nur der den Frauen eigene Drang, einen Einblick in eheliche Ver hältnisse zu erlangen, die Veranlassung zu ihrer Frage sein konnte. Es leuchtete ihm ein, daß sie neugierig war auf die Geschichte seines Herzens. Vielleicht hatte sie von seiner Vergangenheit gehört und wollte Ausführliches von ihm selbst erfahren, um möglicherweise eine Nutzanwendung für sich daraus zu ziehen. „Denn," sagte er sich, „ein Mädchen, welches so vernünftig spricht, verliebt sich nicht ohne Weiteres in einen Commis ohne Vermögen, der in dem Geschäft ihres Vaters als dienende Person fnngirt." „Daß Sie vciheirathet waren, weiß ich," fuhr sic in gleich müthigem Tone fort, „daß Sic von Ihrer Frau getrennt sind, ist mir nicht unbekannt. Liebe kann also durchaus nicht die stärkste Säule Ihres ehelichen Verhältnisses gewesen sein. Auf der anderen Seite aber kann ich mir einen Mann von Ihrem Gcmüthe und Ihren Eigenschaften kaum denken, der nicht eifrig suchen sollte, ein anderes Wesen zu finden, welches mehr dem Ideal entspricht, das er im Herzen trägt. Sie können die Leere nicht ertragen, die ohne ei» solches Ideal, ohne ein geliebtes Bild in jedem Mcnschenhcrzcn waltet. Diese Leere würde Ihr ganzes Gemüthslcben zerstöre». Ich glaube zu wissen, war- in Ihnen vorgcht. Sagen Sie cs nur sr-i heraus. Nicht wahr? Sie lieben!" „Mein Fräulein, das ist cine Gewissens frage!" »Ich gebe cs zu, aber Sie werden später einsehen, daß ich ein Recht zu dieser Gewisscnsfrage hatte." „Fräulein Ottilie! Ich bin ein unbedeutender armer Mensch, ohne Aussicht, ohne Vermögen, ich stehe Ihnen vollständig fremd gegenüber. Was kann Ihnen daran liegen, zu erfahre», was hier —« er legte die Hand auf seine Brust — „für immer begraben liege» soll?" I geführt «erd«», weshalb die Hoffnung der beiden armen Gemeinden > darauf gerichtet sei, daß ihnen der Fehlbedarf von der christlichen M ildthätigkeit werde gewährt werden. — An alle erzgebirgischen Zweigvereine ist vom Bruderverein Marienberg die Aufforderung ergangen, die Höhende- sächsischen Erzgebirges, namentlich den Fichtelberg, Pöhlberg und andere hervorragende Berge, die mit Thürme» und Aussichtsgerüsten ver sehen sind, von diesem Jahre ab am Abend des jedesmaligen Sedan- tageS durch Alm- und bengalische Feuer zu erleuchten und diesen Nationalfeiertag des deutschen Volkes auf diese Weise zu begehen. Ein schöner Anblick, an die Johannisnacht in der Schweiz und die Walpurgisnacht im Kyffhäuser erinnernd, wird sich an diesem Abend vor den Augen der biederen Erzgebirger entrollen. — Die Erntcaussichten in unserem Erzgebirge sind in diesem Jahre recht erfreuliche. Im Vcrhältniß zur Ebene ist zwar Alles noch um einige Wochen zurück, so daß die Getreideernte viel leicht erst in 4 Wochen wird beginnen könne», aber das Getreide steht prächtig. Die Aehren sind lang und voll, das Stroh in Folge der anhaltend kühlen und feuchten Witterung der letzten Wochen ziemlich lang. Der Hafer schoßte und steht üppig. Der Flachs blüht und er.eicht an manchen Stellen cine Länge von 1 Meter. Kar toffeln und Rüben stehen ebenfalls gut, wie man dies in den steinigen und bergigen Acckern kaum erwarten sollte. Die Heuernte hat leider Heuer in Folge des fast täglich hcrnicdcrströmcnden Regens seit den letzten 4 Woche» cine bedeutende Verzögerung erfahren, so daß die selbe jetzt erst recht eigentlich beginnt. Das früher gemähte Gras ist stark gebleicht. Die Waldbeeren, besonders die Heidelbeeren, sind reichlich und groß. Zu wünschen wäre, daß endlich beständigere, wärmere Witterung einträte, damit die Heuernte endlich vollendet werden könnte. — Dresden 27. Juli. Obwohl feste Bestimmungen darüber noch nicht getroffen sind, erwartet man hier den Besuch des Kaisers Wilhelm in den ersten Tagen des September. Der Kaiser würde in Erwiderung des Besuchs unseres Königs in Berlin nach Dresden kommen und sodann de» Manövern derjenigen Division des königl. sächs. Armeecorps beiwohnen, welche in der Zittauer Gegend zu- sammengezogen wird. Derselben gehört auch das königl. sächs. Grenadicr-Regimcnt Nr. 101 an, dessen Chef Kaiser Wilhelm ist. — Leipzig. Zu der am 18. August stattfindenden Enthüllung des Siegcsdenkmales der Stadl Leipzig sind Einladungen an den Fürsten Bismarck und den Grafen Moltke ergangen. Der Reichs kanzler, der gegen den 15. August nach Kissingen zu reisen gedenkt, wird nicht in der Lage sein, dieser Einladung zu folgen. Dagegen ist es nicht unmöglich, daß sich Graf Moltke zu dieser Feierlichkeit nach Leipzig begeben wird. — In Leipzig tagten die Nähmaschinen händler Deutschlands, und zwar auf Anregung der Nähmaschinen händlervereine „Saxonia" in Dresden und „Union" in Westfalen bezw. Rheinland. Anwesend waren 41 Händler, welche 104 Stimmen vertraten. Es ward in der Versammlung wieder und wieder hervor gehoben: um namentlich dem Verkauf schlechter Nähmaschinen zu Schleuderpreisen entgcgenzutrete», ebenso auch um die Nachtheile der Abzahlungsgeschäfte u. s. w. beseitigen zu helfen, müßten sich die deutschen Nähmaschinenhändler zu einem großen Verein zusammen- thun. Es ward denn auch schließlich ein solcher Allgemeiner deutscher Nähmaschinenhändlerverein sofort ins Leben gerufen, der nunmehr den Namen führt „Verein deutscher Nähmaschinenhändlcr" und be zweckt, die gesammten gewerbliche» Interessen der Vereinsmitglieder auf gesetzlichem Wege wahrznnehmen und zu fördern und für Be seitigung der bestehenden Uebelstände zu sorgen. — Ein alter Trink spruch, den man in Leipzig über dem Eingänge eines im altcrthüm- lichen Geschmack neugebanten Hauses der Klostergasse, welches dazu bestimmt ist, eine größere Bierwirthschaft in sich aufzunehmen, hatte einmeiseln lassen, hat der Geistlichkeit Acrgerniß bereitet. „Gott fürchten macht selig, Bier trinken macht fröhlich, d'rum fürchte Gott und trinke Bier, so wirst fröhlich und selig allhicr." Dieser Spruch, den man nicht selten in altdeutschen Trinkstuben angebracht findet, mußte beseitigt werden! Die Polizei hat die sofortige Beseitigung dieser Gotteslästerung bei Androhung einer Geldstrafe von 100 M. verlangt. — Zwölf Leipziger Taubstumme, die mii zehn Loosen in der Braunschweiger Lotterie spielten, haben bei der letzte» Ziehung zusammen 200,000 M. gewonnen. — Die gegenwärtig auf einer Conccrtreise durch die Ostseeprovinzen begriffenen Leipziger Quar tett- und Concertsänger, Herren Gioner, Hitdmann, Kühne und Noch, denen sich der weitbekannte „sächsische Humorist" Herr Emil Nenmann und der Tanzhumorist Herr Chlcbns angeschlosseu hat, erfreuen sich überall, wo sie bisher auftratcn, eines ausgezeichnete» Erfolges und sowohl in Riga wie in Mitau bringen die dortigen Blätter lange Berichte über die dem Publikum bereiteten angenehmen Abende, insbesondere wird Herrn Emil Nenmann der Löwcnantheil an dem Erfolge zugcsprochen. — Gohlis, 26. Juli. Gestern früh um 3>/„ Uhr stürzte sich der pcnsionirte Eisenbahnbeamte Güldner aus dem Fenster seiner im dritten Stockwerke gelegenen Wohnung in den vor dem Hause befindlichen Vorgarten hinunter und verletzte sich so schwer, daß er infolge der erhaltenen inneren Verletzungen noch im Laufe „Und warum wollen Sie mir Ihr Vertrauen nicht schenken?" fragte Ottilie in leichtem Unmuth. „Bin ich Ihne» denn eine Fremde? Sind wir Ihnen nicht Alle mit vollem Vertrauen entgegen gekommen? Und nun wollen Sie dasselbe nicht erwidern?" „Wenn Ihnen denn wirklich etwas daran liegt, den Roman meines Herzens zu erfahren — wohl! ich habe keine Veranlassung, ein Geheimniß daraus zu mache». Ja — ich will Ihnen dies leidenschaftliche Herz mit all seinen Fehlern und Fibern gänzlich dar- legen, wenn ich dadurch die vielen Beweise von Güte und Freund lichkeit einigermaßen vergelten kann, die mir in Ihrer Familie zu Theil geworden sind; so mögen Sie denn erfahren, daß ich allerdings ein liebliches Bild im Herzen trage. Ein einfaches, gutes, licbens werthes Mädchen begegnete mir einst aus meinem Lebenswege, ein Mädchen, dessen reine und wahre Liebe mich erhoben hätte über die kleinen Zufälligkeiten des Lebens; ein Wesen, an dessen Seite ich jene sittliche Größe des Charakters erreicht hätte, wie sic die schönste Zierde des Mannes ist. Aber ich erkannte nicht den holde» freund lichen Stern, um einem Irrlicht nachzujagen, das mich tief abwärts führte in die grauenvollste Oede und Leere des Menschendaseins. Und wenn ich in diesem Sumpfe nicht versunken bin, so verdanke ich cs wohl jenem freundlichen Stcrnbilde, von dessen Glanz ein Strahl in meinem Herzen zurückgeblieben ist. Was ich damit sagen will? Ich meine die Erinnerung an jenes Mädchen, das einst be stimmt schien, mich glücklich zu machen. Und wenn in meinem gegen wärtigen vereinsamten Leben etwas im Stande ist, die Leere auszu füllen, die mein glühendes ungestilltes Verlangen nach wahrer Liebe in meinem Inner» hcrvorruft, so ist es diese Erinnerung!" Sie hatte ihm mit lebhaftem Interesse zugehört, und in ihrem Auge, das mit dem Ausdruck stiller Selbstvergesscnheit an seinen Zügen gehangen, schimmerte eine Thräne, während cs doch wie ein trinmphirendes Lächeln durch ihre Züge flog. — „Herr Werner!" sagte sie gleich darauf in innigem Tone, „es freut mich, daß Sie gerade so sprechen, wie ich cs zu hören erwartet habe. Ja, das war es, was ich wissen wollte! Adieu!" Und ohne nur einmal den Blick nach ihm zurück zu wenden, sprang sie flink, wie ein junges Reh, in den schmalen, von dichtem Gebüsch verdüsterten Scitenpfad, welcher mit dem auf das Haus zu- führendcn Wege in Verbindung stand, und war seinem Blick ent schwunden, noch ehe er recht wußte, wie Alles zugegangen war. „Räthsel über Näthsel!" flüsterte er kopfschüttelnd vor sich hin. des Bormittag» verstarb. WaS den BedauernSwerthen zu dich» Thai veranlaßt hat, ist nicht ermittelt. — Im Verein für Rat«». Heilkunde zu Gohlis (Oberschenk«) wird nächsten Sonnabend Abeich V,9 Uhr Herr San.-Rath vr. Meyner aus Chemnitz ein« Vortrag über die Typhus-Epidemie in Chemnitz halten. — Grimma, 26. Juli. Bei dem dieser Tage aufgetretenen Gewitter schlug der Blitz in das Kaufmann Däweritz'sche Wohnhaus auf der Leipziger Straße und richtete daselbst mehrfache Beschädig ungen an. Der Blitz fuhr durch die Esse in die Küche, von da aut über den Corridor in eine von Husaren bewohnte Sticke und mehre« andere Zimmer, überall Spuren der Verwüstung hinterlassend. Die Esse ist derart zerstört, daß sich die ziemlich vollständige Abtragung derselben nöthig machen wird. In der Küche und auf dem Corridor wurde der Putz von den Wänden gerissen. Besonders aber richtete der Blitz in der Soldatenstube Zerstörungen an. Hier warf er zwei Soldaten zu Boden, riß Sporen von den Stiefeln, trieb sie in die Wand und beschädigte den Kalkputz der Decke und der Wände der« artig, daß die Husaren für kurze Zeit in eine Staubwolke eingehallt waren. Eine in einer ebenfalls vom Blitze durchkreuzten Stube schlafende Frau, sowie ein in einem anderen Zimmer schlafender Sohn des Besitzers hörten von dem furchtbaren Schlag, der alle noch schlafenden Einwohner der Stadt aufschreckte, nichts, und mußten erst später geweckt werden. Dieselben waren jedenfalls vom Blitz schwach betäubt worden. — An nab erg, 26. Juli. Das in der vergangenen Nacht, wüthende Unwetter scheint vielfach Zerstörungen angerichtet zu Haben- So hat durch die Gewalt des Sturmes die wohl 200jährige, ehrr würdige Linde am Eingänge des Friedhofs schwer gelitten. De, Hauptstamm ist völlig umgeknickt und auf das danebenstehend Scheunendach geworfen. Hoffentlich verwindet der noch recht gesund erscheinende Baum die schwere Beschädigung, wiewohl seine frühere Schönheit für immer dahin sein dürste. — Das asiatische Steppen- h u h n hat sich nun auch in unserer Gegend gezeigt. — Die Gedenk tafel für de» im vorigen Jahre auf der Passeyer Spitze verunglückten Oberlehrer Prix von hier ist gestern von Landcck nach dem Gottes acker zu Grins geschafft und über dem Grabe an der Kirchenmaner daselbst befestigt worden. Zugegen waren Vertreter der Sektionen der Alpenvereine Annaberg (Herr Or. Krause), Chemnitz und Zwickau. — Schönberg i. Vogtl. Das in der Nacht zum Donners tag hier aufgetretene Gewitter entlud sich mit seiner ganzen Schwere in nächster Nähe des hiesigen Bahnhofes und vernichtete eine» circa 50 Schritte vom Bahnhofe entfernt stehenden Baumriesen mit solcher Kraft, daß derselbe einen traurig-schönen Anblick bietet. Jeder Natur freund wird von dem Wirken der Natnrmacht und von der Eigen artigkeit dieser Zerstörung in Staunen gesetzt, da der Schlag sein Opfer mit solcher Gewalt zerfleischte, vaß die Spuren auf ein« Entfernung von 57 Schritten im Umkreise zu bemerken sind. Eine große Anzahl Bewohner der hiesigen Umgebung sah man am heutigen Morgen dieses Werk der Zerstörung bewundern. — Zwickau, 26. Juli. Herr Geheimer Rath Böttcher, Vor stand der Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel im Königl. Ministerium des Inner», weilte von Montag Nachmittag bis gestern in hiesiger Stadt, um von den Fortschritten der Industrie in Zwickau und Umgebung nähere Kenntniß zu nehmen. Zu diesem Behuf« be sichtigte Herr Geh. Rath Böttcher Montag Nachmittag die Kohlen wäsche beim Vereinsglückschachte und die dahin geführte Ketten bahn vom Glückauf- und Fortuna-Schachte, die Gasfeuerung der Dampfkesselanlage bei den von Arnim'schen Steinkohlenwerken zu Planitz und die Königin Marienhütte zu Cainsdorf. Dienstag den 24. Juli wurden die Etablissements der Herren Moritz Wolf in Saupersdors, C. G. Rothe und C. T. Singer in Kilchberg, die Kammgarnspinnnerei des Herrn H. Dietel in Wilkau und die mecha nische Weberei, Färberei und Appretur der Herren Jung u. Simons in Schedewitz, sowie Mittwoch die Fabrik des Herrn Stadtrath Fikentscher, die Zwickaucr Maschinenfabrik und die chemische Fabrik der Firma I. E. Devrient in Zwickau besucht. Nach dem Eindrücke, den Herr Geh. Rath Böttcher gewonnen, dürste derselbe von den Ergebnissen der Besichtigung ganz befriedigt gewesen sein. Mit dem fahrplanmäßigen Zuge 2 Uhr 15 Min. erfolgte die Rückreise nach Dresden. — Auf den Zwickauer Steinkohlenwerken sind in den letzten Wochen 90 Unfälle vorgekommen, von denen einer tödt- lich verlief, die übrigen aber meist nur geringere Verletzungen zur Folge hatten. — Frcibcrg, 25. Juli. Nachdem die Besitzer der au der Stadtmauer in der Mönchstraße gelegenen Grundstücke sich anheischig gemacht, deren unschönen Fronten nach der Freilegung ein besseres Ansehen zu geben, entfiel die Möglichkeit, den bereits begonnenen und dann wieder eingestellten Abbruch eines Theiles der alten Stadtmauer ganz zu unterlassen. Gestern Nachmittag stürzte der durch 131 Dynamitpatroncn, 7 Ringe Zündlöcher und 50 Bohrlöcher der Ver nichtung geweihte Stadtmauerthurm am Meißner Ring, der eine Steinmasse von 278 odm hatte, gefahrlos in sich zusammen, ohne weiteren Schaden als den der Zerdrückung einiger Bäume anzurichten. Ter noch übrige Theil der Stadtmauer wird zur Freude der Altcr- thumsfreundc zunächst noch erhalten bleiben, früher oder später aber Welche Beweggründe konnten wohl die Ursache ihres eigenthüm- lichcn Benehmens sein? Daß- dieses Mädchen ein Interesse daran hatte, die Geheimnisse seines Herzens zu erforschen, schien ihm klar. Aber auch das sah er deutlich ein, daß i» dem kindlich heiteren und vollkommenen Gcmüthe der Jungfrau die Liebe noch keine Wurzel geschlagen, wie noch keine Leidenschaft in ihrem reinen Herzen eine Verwirrung angcrichtct haben konnte. Wie hätte sie sonst so altklug und rein vernünftig über Liebe und Ehe Philosoph!«» können? Mehr, als je, in tiefes Nachdenken über die Eigenthümlichkeit seiner gegenwärtigen Situation versunken, kehrte er zu der älteren Gesellschaft zurück und seinen Zügen die möglichste Unbefangenheit gebend, mischte er sich in die Unterhaltung, die bereits einen leb haften Charakter angenommen hatte. Mehrere Wochen vergingen, ohne den jungen Mann der Lösung des Räthels, das fl)» unablässig beschäftigte, näher zu bringen. Er war allmälig zu der Ueberzeugung gekommen, daß es der sicherste Weg sei, wenn er die Sache ruhig ihren Gang gehen ließ. Sv fuhr er denn fort, eine gewisse bescheidene Zurückhaltung in dem traulichen Familienkreise zu beobachten, wie sie sich am besten, für ihn als Diener des Hauses eignete. Im Contor ließ er es an Fleiß und Umsicht nicht fehlen, so daß er sich der höchsten Zufrieden heit seines Prinzipals versichert halten konnte, und der alle Kassirer sich einmal zu der Bemerkung veranlaßt fand, er wisse, falls er ein mal ans seinem Amt scheide, keinen würdigeren Nachfolger, als Werner, für die Verwaltung der Kasscnangclegenheiten. Ottilie hatte er seit jenem Nachmittag, an welchem er sie zur Vertrauten seines süßesten Geheimnisses gemacht hatte, nur auf Augenblicke wieder gesehen. Dann hatte sie freundlich, wie immer, seinen Gruß erwidert oder wohl gar ihm zuvorkommend die Tages zeit geboten; sonst aber war kein Wörtchen zwischen ihnen gewechselt worden. Da trat am Sonnabend, als die Gcschäftsstunden bereits ge schlossen waren und nur noch allein der fleißige Buchhalter über seine Bücher gebeugt am Pulte stand, der Bankier mit dem gewöhp- lichen Lächeln des Wohlwollens zu ihm in das Contor. „Lassen Sie es doch für heute genug sein, lieber Werner!" be gann er in freundlich mahnendem Tone, indem er seine Rechte auf die Schulter des jungen Mannes legte. „Sie strengen sich in der That mehr an, als nvthwendig. — Ist durchaus nicht nöthig, daß Sie immer für andere Leute die Arbeit mit besorgen. Ja, was ich -
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