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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880728
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-28
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.07.1888
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Nr. 174. — Jahrgang. .1.. ^ ...... D«r jeden Wochentag Abend (mit Datum de« folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische LaudeS-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unter» baltungsblatt« und mit dem Extrabeiblatt Lustige- Bilderbuch kostet bei de» Ausgabe, stellen monatliche Psg., bei de» Post-Anst. 75 Pf. (1888er ZlgS.-PreiSliste Nr. 5035.) ür Abonnenten erscheint je eininal im Jahr: ommer-Eiseubahnfahrlilanheft für Sachsen. «iuter.Eisknliab»faI>r>ilaiibcft für Sachse». Illustr. Kalender des Sächsischen Landboten. JlluftrirteS Jahresbuch des Landes-Anzeiger-. Sächsisch» Sormabeud,28.Jutt 1888. s>... «ajeigenvrei- des „SSchf. SandeS-stnrelgerstst Raum einer schmalen TorpnSzeike loPfa. Bevor»,gi« Stelle (lsvalt. Petitzeile) SO Pst mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. BeiWi ederholung großer Annoncen Rabatt. Lei Bestellungen von AuSwärt» wolle ma» JnsertionSbetrag (inBriefuiarken) beifüge» tt» 8 Silben EorpuSschrift bilden ca. 1 Zeile.) Rrmoncrnannahme nur bis Vormittag. knlu: MM Hieie. vuchdnrckeni. Chemnitz. Theaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr.'Adr.: Lande»>Anzrig«r, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei — Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung b. JlluftrirteS Nnterkaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Luftiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichterr. Vom 26. Juli. Wien. Der „Polit. Corr." wird von „wohlunterrichteter" Seite aus Petersburg gemeldet, daß in dortigen diplomatischen Kreisen die Ansicht vorherrsche, die Entrevue werde eine Annäherung zwischen Deutschland und Rußland bewirken; sie habe die friedlichen Absichten beider Kaiser zum Ausdruck gebracht und werde die Besorgniß wegen «iner internationalen Verwickelung wenigstens für die Zukunft ver scheuchen. Wien. Zwei Touristen, Dr. Zeitlingcr und Heinrich Thann häuser, sind vorgestern vom Dachstein abgcstürzt. Elfterer war sofort todt, Letzterer ist auf dem Transport verstorben. Budapest. Die gesammte Presse beschäftigt sich mit den ,Grazer Ofsiziers-Demonstrationen für den General Kuhn und be zeichnet dieselbe als ein noch nicht dagewesenes Ereigniß von höchster symptomatischer Bedeutung, mit dem die maßgebenden Kreise rechnen müssen. Bei aller Disciplin laste sich die Armee seit ihrer Um wandlung in ein Volksheer durch die allgemeine Wehrpflicht nicht von den vorhandenen Strömungen loslösen. Alle Journale drücken die Hoffnung auf eine baldige Wiederkehr Kuhn's zum activen Dienst aus. Potsdam, den 27. Juli, 10 Uhr Vorm. Ihre Majestät die Kaiserin wurde heute früh gegen D/z Uhr von einem Prinzen entbunden. Droutheim, 27. Juli, Mittags. Das sächsische Königspaar, Welches gestern Abend hier c intraf, setzte heute Vormittag mit dem Dampfer „Jupiter" seine Reise nach dem Norden fort. Stockholm, 27. Juli, Mittags. Bei dem zu Ehren des deutschen Kaisers gestern Abend stattgefundencn Gala-Diner wurde beim Eintritt des Kaisers ein hierzu eigens koinponirter Festmarsch „An Kaiser Wilhelm" vorgctragen. König Oskar brachte einen Trinkspruch aus, in welchem er fugte, zu seinen schönsten Erinnerungen gehöre die ihm vom Großvater des Kaisers bewiesene Freundschaft. Er sei dem Kaiser Wilhelm II. dankbar für seinen Besuch und wünsche ihm «ine lange, glückliche und glorreiche Regierung. Kaiser Wilhelm erwiderte: es erfreue ihn die herzliche Ausnahme im schönen Skandinavien und er hoffe, daß die Freundschaftsbande zwischen den Völkern Deutschlands und Schwedens fortbestehrn werden. Politische Rundschau. Chemnitz, den 27. Juli. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm ist von Petersburg wohl behalten in der Hauptstadt von Schweden und Norwegen eiugctroffen und mit außerordentlicher Herzlichkeit begrüßt worden. Die Ankunft hatte sich in Folge des nicht eben günstigen Wetters etwas verzögert. König Oskar war dem deutschen Geschwader an Bord der Jacht „Drott" entgegcngefahre», begleitet von einer Eskadre von 12 schwedischen Kriegsschiffen. Als die schwedischen Schiffe dem gewaltigen deutschen Geschwader gegenüberstanden, wurde der Begrüßungssalut abgegeben, der von deutscher Seile erwidert wurde. Die Bewill kommnung der Monarchen fand auf der „Hohenzollern" statt und war recht herzlich. Der schwedische König drückte seine aufrichtige Freude über den Besuch aus und unterhielt sich huldvoll mit dem Gefolge Kaiser Wilhelms. Von Lootsen geführt hatten die deutschen Schiffe das Fahrwasser glücklich passirt. Als das Kaiserschiff sich dem Landungsplätze in Stockholm näherte, erbrauste unter Ge schützdonner ein nicht endenwollendes Hochrufen, es war ein so sym pathischer, ergreifender Empfang, wie ihn der Kaiser nur in Deutsch- lano selbst finden kann. Nach der officielleu Bewillkommnung erfolgte die Fahrt durch die außerordentlich prächtig geschmückten Straßen nach dem Residenzschlosse. Es ist alles Mögliche aufgebvten worden Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Sollte cs denn wirklich der Fall sein?" fragte er sich kopf schüttelnd, und forschend versenkte sein Blick sich in die zarten, noch unentwickelten Züge der schönen Houoratiorentochter, die jetzt einen eigenthümlich ernsten und sinnenden Ausdruck angenommen hatten. „Es ist möglich," flüsterte eine Stimme in seinem Innern, „daß sie ein regeres Interesse an Dir nimmt, aber Liebe ist es jedenfalls nicht, kann cs nicht seit»! Und wenn es dennoch wäre? Dann würde ich mit dem ganzen Ernst eines Mannes dieser thörichteu Neigung entgegentreten. In des Mädchens eigenem Interesse müßte ich es und aus Dankbarkeit gegen Diejenigen, die mir liebevoll eine Stätte in ihrem Hause gemährt haben und es jedenfalls mit den. Glücke ihres Kindes ernst nehmen." Sein Entschluß stand fest, das Haus sofort unter irgend einem Vorwände zu verlassen, wenn Ottiliens Benehmen nur im Geringsten den Verdacht in ihm befestigte, daß er ihr mehr sei, als der Diener ihres Vaters. Beherrschte doch auch der Gedanke an Emmy viel zu sehr seine Seele, als daß er sich mit der Idee hätte befreunden können, nur um äußerer Vorthcile willen ein neues Bünduiß zu schließen, bei welchem doch Ottilie sicher die Verlierende war, da er ihr die warme, innige Hcrzensneigung nicht entgegeubringen konnte, ohne welche dieses lebhafte, leidenschaftliche Mädchen sich nun einmal nicht glücklich fühlen konnte. Denn seit jenem Zeitabschnitt, wo er im Punkte der Liebe die bitterste Täuschung erfahren, die ein Menschen herz treffen kann, war er zum klaren Bewußtsein gelangt, daß er nur Emmy Wendling so schrankenlos tief, so wahr und rein liebe, wie ee für den wahren Frieden eines ehelichen Lebens nothwcndig war. Wie die Verhältnisse sich auch zu seinen Gunsten gestalten mochte», ohne Emmy erschien ihm die Welt wie eine öde nnd leere Wüste. Die Leidenschaft, welche einst für die begabte Künstlerin sein ganzes Jnnere durchglüht hatte, nannte er einen Jrrthum seines Herzens, welches mit seinem ungestümen Schlag die Stimme seiner Vernunft überlänbt hatte. „Woran denken Sie nur so angelegentlich?" fragte Ottilie, die ihn aufmerksam betrachtet hatte, wie er so tiefsinnig neben ihr herschritt. „ES sind Geschäftssachen, über die ich nachdenke, Fräulein Ottilie!" sagte er aufschreckend. „So etwas pflegt junge Damen be kanntlich nicht zu interessiren." dem deutschen Kaiser zu zeigen, wie willkommen er in der schwedischen Hauptstadt ist. Am Landungsplätze war eine prächtige Ehrenpforte errichtet, mit dem deutschen Reichsadler und deutschen Fahnen in der Mitte, flankirt von den Wappen Schwedens und Norwegens und den Fahnen beider Länder. Die Straßen bis zum Schlosse bildeten in ihrem unübersehbaren reichen Fahnenschmuck eine würdige Fest straße, die mit Tausenden und Abertausenden von Menschen gefüllt waren. Von weit und breit waren Fremdeuströme in die Feststadt geeilt, welche die Majestäten enthusiastisch begrüßten. Kaiser Wilhelm sah recht wohl aus, die etwas stürmische Seefahrt hatte ihn nicht im »lindesten angegriffen. Besonders herzlich begrüßte der Kaiser den Kronprinz und die Kronprinzessin, seine Cousine. Abends war großes Galadiner, zu welchem auch Minister, Generale und hohe Staats beamte geladen sind. Ferner soll bei günstigem Wetter eine Rund fahrt erfolgen. — Wie aus Kopenhagen berichtet wird, werden dort ebenfalls große Vorbereitungen für den Empfang Kaiser Wilhelms getroffen. Die Stimmung soll geradezu merkwürdig zu Gunsten Deutschlands dort verwandelt sein. Ein französischer Aviso „Monette" ist in Kopenhagen eingetroffen und wird bei der Ankunft Kaiser Wilhelms mit paradireu. — Aus Rom liegt die Meldung vor, daß der Besuch des deutschen Kaisers bei König Hnmbert zwischen dem 10. und 15. Okt. stattfinden werde. Der Besuch des deutschen Kaisers in Wien wird allgemein für die letzten Septembertage oder ersten Oktobertage erwartet. — Durch kaiserliche Kabinetsordre ist bestimmt, daß nach Be cndigung der Armee-Trauer für Kaiser Friedrich Epauletles wieder angelegt werden sollen. Dieselben sind indessen von den Offizieren aller Grade fortan nur zu tragen zur Gala, zum Paradeanzuge und in der bisher üblichen Weise zum Gesellschaftsanznge. Die Offiziere der Ulanen-Regimenter legen zum Dienst stets Epanlettes an, sobald die Mannschaften mit solchen erscheinen. — Eine weitere Ordre giebt dem militärischen Hofstaat des Kaisers den Namen Kaiserliches Haupt, quartier. — Durch eine dritte Ordre übernimmt der Kaiser das Protektorat über den dritten inlernationalen Binnenschifffahrts- Kongreß zu Frankfurt a. M. — Fürst Bismarck, der bekanntlich gegenwärtig in Friedrichs- ruhe weilt, erfreut sich des besten Wohlbefindens. Hamburger Touristen, welche am letzten Sonntage Gelegenheit hatten, mit dem Fürsten zusammenzutreffen und einige Worte zu wechseln, wissen dessen gesundes Aussehen und kräftige Haltung nicht genug zu rühmen. — Ein Londoner Blatt „World" berichtet: „Kaiser Friedrich hinterlicß dreißig große Foliobände Tagebücher, welche er seit seiner Vermählung führte. Dieselben enthalten nicht blos thatsächliche Auf zeichnungen, sondern auch die Anschauungen des Kaisers über alle wichtigen Angelegenheiten während der letzten dreißig Jahre. Königin Victoria nahm diese Tagebücher nach England mit. Kaiser Wilhelm II. ließ sofort nach dem Tode des Kaisers Friedrich die Kaiserin auf fordern, diese Tagebücher behufs Einverleibung in das Staatsarchiv auszufolgen. Die Kaiserin verweigerte dies jedoch, indem sie erklärte, Kaiser Friedrich wünsche die Veröffentlichung dieser Tagebücher nach vorheriger Revision derselben durch die Kaiserin, mit welcher Aufgabe Kaiser Friedrich sie betraut habe. Diese Tagebücher werden nicht in ihrer ursprünglichen Form publizirt werden, sondern als Basis einer Biographie des Kaisers Friedrich dienen. Jedenfalls wird noch geraume Zeit verstreichen, bevor die Publikation des Werkes beginnt." Ob das wahr ist, bleibe dahingestellt. — Aus London liegt folgendes merkwürdige Telegramm vor: „Dr. Mackenzie antwortete auf die Anfrage eines hiesigen Buchhänd lers, ob er nicht eine Uebersetzung der amtlichen ärztlichen Denk schrift über Kaiser Friedrichs Krankheit veranstalten solle, er (Mackenzie) werde in solchem Falle sofort die Bcrlänmdungsklage anstrcngen." „Sagen Sie mir doch, Herr Werner," begann sie nach einer kurzen Pause, „wollten Sie wohl so gütig sein und mir streng wahr heitsgetreu eine einfache Frage beantworten?" Sie waren langsam in die dunkle Lindenallee hincingeschritten. Dieselbe wurde »ach der Mitte zu von einer zweiten Allee durch kreuzt. Am Krcuzungspnnkte erhob sich inmitten eines grünen Rasen platzes auf gußeisernem Picdestal ein Triton von weißem Marmor, der aus einer kleinen silbernen Röhre einen Hellen Wasserstrahl in die Luft warf, welcher, nicdcrsinkend, in Tausende von feinen Staub perlen zerstob. Ein schmales Beet, mit Vergißmeinnicht und vielen anderen lieblichen Blumen bepflanzt, umgab den Springbrunnen zu nächst, während sich um den Rasenplatz eine wohlgepflegte Hecke von Rosen und Fuchsien zog. An diesem reizenden Orte blieb das junge Mädchen stehen und ließ den Arm ihres Begleiters fahren. Während sie mit einer bei nahe fieberhaften Spannung der Antwort des Letzteren entgegen- lanschtc, griffen ihre zarten Finger auf's Gcradewohl i» das Blnthengcsträuch, Blumen und Blätter bunt durcheinander Pflückend, obwohl sie sich an manchem versteckten Dorn verletzen mußte. „Streng wahrheitsgetreu eine einfache Frage," wiederholte der Buchhalter langsam, „wenn Sie nicht gerade in einer Angelegenheit fragen, die ich so tief in mein innerstes Herz geschlossen habe, daß jede Berührung mir sehr peinlich ist." Sie sah, wie in tiefe Gedanken verloren, auf den Strauß, den sie in ihrer Hand hielt, nnd schüttelte dann entschieden den Kopf. „Ich dränge mich nie in anderer Leute Geheimnisse," sagte sie saust, „und was ich wissen möchte, das können Sie auch ohne Rück halt jedem Anderen miltheile». Ich wollte Sie nur einfach fragen, ob Sie schon einmal in Ihren, Leben geliebt haben?" Sie stieß die Frage in voller Hast hervor nnd senkte dann ihr Antlitz in den Blüthenstranß, um das glühende Roth zu verbergen, das ihr Gesicht bis an die Stirn überflog. Auch Werner stutzte. Diese Frage hatte er denn doch nicht erwartet. Ob wohl eine eifersüchtige Regung sic trieb, de» Grund seines Herzens zu erforsche»? Wollte sie vielleicht erkunden, ob be reits ein anderes Bild seine Seele beherrschte? Für de» Fall, daß dem so war, wollte er offen sein und dadurch von vornherein ihr die Hoffnungslosigkeit ihrer Neigung zeige». „Mein Fräulein!" begann er überlegend, „diese Frage —" — Vor einiger Zeit wurde mit dem Ausdruck voller Wahrheit die Mittheilung verbreitet, vom nächsten Reichstage würde eine be sondere Summe von einigen Millionen als Reichscivilliste für Kaiser Wilhelm II., etwa zu Repräsentationszwecken, gefordert werden. Diese Mittheilung ist, wie jetzt bestimmt erklärt ist, indessen Völlig falsch. Eine Reichscivilliste für den Kaiser würde gar nicht dem Charakter des neuen deutschen Reiches entsprechen, das kein Einheits staat, sondern nur ein Staatenbund ist. Der Kaiser ist nicht Kaiser von Deutschland, er führt den Titel deutscher Kaiser als Vertreter der Gesammtheit der verbündeten Staaten. Bei solchen Verhältnissen kann auch an eine Reichscivilliste, also an die Bestreitung eines Theiles der Kosten des Kaiserlichen Hofhaltes aus Reichsmitteln, nicht gedacht werden, denn damit wäre dem Kaiser eine Stellung ge- gcgeben, welche der grundlegenden Reichsverfassung nicht entspricht. Thatsächlich ist denn auch an eine Reichscivilliste in Berlin niemals gedacht worden. — Der preußische Finanzminister hat angcordet, daß die Zimmer« vermiether in Badeorten zur Gewerbesteuer herangezogen werden sollen, wenn sie drei oder mehr möblirte Zimmer vermiethen und ihren Miethern regelmäßig Mittagstisch oder volle Pension gewähren. — In Deutschland hat sich ein Comitee gebildet, welches die Borschiebung der deutschen ostafrikänischen Stationen bis zum Nyanza- See und die Herstellung einer Verbindung mit Emin Pascha bezweckt. Frankreich. In Paris war am Mittwoch Boulangisten-Ver- sammlung, in der es fürchterlich zuging. Die boulangistischen Abge ordneten Laguerre, Laisant und Susini versuchten, einer nach dem Anderen zu reden, konnten aber nicht zu Worte kommen. Bier Stunden lang war nichts als Heulen und Prügeln. — Der „Figaro" hört, der Thierarzt Antoine aus Metz verzweifle daran, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Er wolle sich in Frankreich naturalisiren lassen und zur Deputirtenkammer kandidiren. — Die Verhandlungen über die Fremdenfrage in Massauah werden zwischen Rom und Pari- fortgesetzt. Der italienische Botschafter hatte deswegen am Donners tag eine Unterredung mit Goblet. — Die Boulangistenblätter melden triumphirend, die Herzogin von Leuchtenbcrg, die Schwester General Skobelews, sei in der Wohnung Boulanger's gewesen, um diesem ihre Theilnahme auszusprechen. Man sieht, die Franzosen werden immer kindischer. — Der Pariser Gemeinderath, in der Mehrheit bekannt lich äußerst radikal, hat sich wiederholt so offen zu Gunsten streikender Arbeiter ausgesprochen, daß ihm ein paar Tausend streikender Pariser Erdarbeiter vor das Haus gerückt sind und eine Streikunterstützung von 20,000 Franken verlangten. Das war den Herren Gemeinde- räthen aber doch zu viel und das Gesuch wurde, allerdings in höf lichster Form, abgelehnt. — Der Mobilmachungs-Versuch der elften Division in Nancy ist bis zur ersten Hälfte August verschoben worden. Der Kriegsminister Freycinet wird der Uebung bewohnen und dann Verdun und Lyon besichtigen. England. Das englische Parlament wird einem Londoner Telegramm zufolge am 11. August vertagt werden und in der ersten Novembcrwoche wieder zusanimcntreten. Orient. Königin Natalie von Serbien ist in Scheveningen angekommen. Der König hat versprochen, sich der Entscheidung deS serbischen Consistoriums zu unterwerfen. Erkennt dies nur auf Trennung, wird es dabei sein Bewenden haben. — Zur bulgarischen Frage soll von deutscher Seite in Petersburg vorgeschlagen sein, Ruß land möge geduldig warten, bis sich der Koburger unmöglich gemacht habe oder gestürzt sei, was kaum noch lange dauern könne. Die dann einzuberufende große Sobranje solle einen Rußland genehmen Fürsten wählen, der auch die Zustimmung der anderen Mächte er halten werde. Hierüber schweben Verhandlungen. — Der bulgarische Ministerpräsident Stambuloff hat kürzlich, wie die „Corr. de l'Est" aus Sofia berichtet, in einem Gespräch über die Petersburger Kaiser begegnung zu einem Mitglied der Sobranje Folgendes gesagt: „Alles hängt nunmehr von den Entscheidungen ab, die während des Kaiser- „Setzt Sie in Erstaunen, das glaube ich gern," unterbrach sie ihn. „Aber — ich bin nun einmal neugierig in Bezug auf den Zustand Ihres Herzens. Wir nehmen Alle Antheil daran. ES kann Sie nicht befremden." „Sie wissen es bestimmt, daß ich verheirathet war, Fräulein Ottilie!" Sie nickte, und gleichzeitig traf ihn ein Heller Nuflblick ihre- Auges. „Das wollte ich gar nicht von Ihnen hören," sagte sie lächelnd. „Sie sollten mir sagen, ob Sie schon einmal verliebt — nicht, ob Sie verheirathet gewesen sind." „Also glauben Sie, daß inan verheirathet sein kann, ohne daß das Herz dabei eine Rolle spielt?" „O gewiß!" sagte sie treuherzig. „Wie viele Ehen werden nicht aus Convenienz-Rücksichten geschlossen, und das Herz hat keine Stimme dabei. Das Herz wird zum Opfer gebracht, um „wich tigere" Interessen zu fördern. Sehen Sie beispielsweise die Könige und Fürsten an. Sie müssen in erster Linie das Wohl ihrer Unter- thanen berücksichtigen und dürfen daher nicht ihrer Neigung, ihrem Herzen folgen. Ebenso ist der Adel an seine exclusiven Kreise ge bunden, und in gleicher Weise bestehen in der Geld-Aristokratie Satz ungen, die man nicht ohne Nachtheil für spätere Zeiten verletzen kann. Da giebt es selbstverständlich Ehen ohne Zärtlichkeit und wahre innere Befriedigung. Aber dies kann auch in anderem Sinne der Fall sein. Wie vielmals glaubt man das Herz gefunden zu haben, dessen Schlag dem unsere» verwandt ist. Man folgt blind lings der inneren Stimme, die uns treibt, uns so schnell als möglich mit dem geliebten Gegenstände zu vereinen. Man beseitigt mit Todesverachtung jedes Hinderniß, setzt sich gleichmüthig über alles Das hinweg, das anfgetlärte Leute mit dem Ausdruck „Vvrurtheil" bezeichne», schlägt Brücken über meilcnweite Klüfte, und hat man endlich das ersehnte Ziel erreicht, dann sieht man zu spät ein, daß man sich auf's Bitterste getäuscht hat! „Ach! wie manches leichtgläubige Herz mag nicht schon auS diesem süßen Traume fürchterlich aufgerüttclt worden sein. Der Nimbus, welcher die geliebte Person umgeben, fällt, und mit ihm zugleich entweicht der schöne Wahn. Dan» ist der günstige Fall noch der, wenn man, so gut es eben geht, mit einander auSzukommen sucht, sich ohne Groll und Aufregung ertragen lernt und vor der Welt die Zerrissenheit eines solchen Verhältnisses geheim hält. Wo M I I 1 Der heutiaen Rümmer des Sächsische«» Landes - Anzeigers liegt bei das Beiblatt „JlluftrirteS Uuterhaltuugsblatt".
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