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KOMM TagMM und WMMM Alljekgtt Mittwoch, den 29. ONober lS30 Beilage zu Nr. 253 Das Unglück in der Maybach-Grube Dir Ursache der Katastrophe. tt so nk lacken. nsärici^ösbol^ olztxxcl. se^ri ^sckmsekt ;ommi 50 yui Lotenlisten in Alsdorf. Liegen noch Tot« nnter den LrÄmmE» Wie WTB. auf Anfrage von der Grubenvev- waltung Anna 1 erfährt, har sich die Zahl der Toten, Vie entgegen anderslautenden Meldungen mit 259 an- gegeben wird, nicht geändert. Wohl aber muß da- mit gerechnet werden, daß aus den Gesteinsbrüchen un ter Tage und ebenso aus den Trümmern des Verwal tungsgebäudes von Anna II noch wertere Tote ge borgen werden. Die Verwaltung ist damit beschäf tigt, genaue Totenlisten aufzustellen. Auch die Unter suchungskommission ist wieder zusammengetreten. Die Aufräumungsarbeiten gehen planmäßig weiter. Bv- schlnsse über Wiederaufbau der Anlagen Anna II sind bisher noch nicht gefaßt worden. ^.1 Einer Meldung aus Rom zufolge hat Papst Pius XI. durch den Apostolischen Nuntius in Berlin den Familien der verunglückten Bergleute von Aachen eine Spende von 10 000 Mark überweisen lassen. Kartenskizze zum neue« vergw-rtsunglück. daß nunmehr alle eingeschlossenen Bergleute, bis auf einen, der nicht gefunden werden kann, geborgen find. Die Zahl der Toten der Grube Maybach beträgt mit diesem einen also SZ. Von den Toten sind seht alle bi» auf vier identifiziert worden. lieber die Ursache des Unglücks ist noch nichts bekannt, da die Unterfuchungskommission, die sich gestern früh auf Einladung des Oberbergamtes an Ort und Stelle begeben hat, noch nicht zurückgekehrt ist. Die Bergbauverwaltung hat erklärt, daß alle Sicherheitsvorrichtungen in bester Ord nung gewesen seien. — Die Stadt Saarbrücken hat eine Spende von 10 000 Reichsmark zur Verfügung gestellt. — Die Trauerseier für die Opfer der Katastrophe findet am kommenden Mittwoch, vormittag 10,30 Uhr, im Zechensaal der Grube statt. der Baden, Rollin, nicht verhaftet worden ist; er ist stän dig auf freiem Fuß gewesen. Der Dampfer hat unter seiner Führung bereits die Ausfahrt angetreten, nachdem die not wendige Reparatur durchgeführt worden ist. * Die verkannten Warnungsschüsse. Reuter verbreitet ein- Meldung des Korrespon denten der New York Times in Sao Paulo, wonach der Kapitän der „Baden" verhaftet worden sein soll, da die Polizei ihm die Schuld an dem Unglück zuschieb-« Die brasilianischen Darstellungen halten daran fest, der Kapitän der „Baden^ sei davor gewarnt wor den, das Dock ohne Klarierungspapiere zu verlassen. Die Hafenbehörde soll, während die „Baden" aus dem Hafen fuhr, eine zweimalige Warnung gefunkt haben. Allerdings wird zugegeben, daß Ozeandampfer den Funkbetrieb in der Regel erst auf hoher See eröffnen. Der Kapitän erklärte bei seiner Verhaftung, er habe nicht beigedreht, weil er die drei Warnungsschüss- für Salutschüsse hielt. New York Times schreibt weiter, die provisorische Regierung Brasiliens fei sehr bestürzt über den Vorfall und verbiete die Absendung von Kabelnachrichten darüber, weil sie offenbar einen nachteilige« Eindruck im Ausland befürchte. Es heißt, daß die Beschießung des Dampfers darin ihren Grund gehabt habe, daß befürchtet worden sei, brasilianische Beamte mit öffentlichen Geldern könnten sich an Bord befinden. Vie amtliche Darstellung. Die brasilianische Regierung hat nunmehr den Bericht des Hafenmeisters von Rio de Janeiro aus gegeben. Danach seien alle Schiffskapitäne seit zwei Wochen angewiesen worden, bei der Ausfahrt ihre Absicht entweder durch Signale bekanntzugeben oder in nächster Nähe des Forts Santa Cruz vorbeizufahren. Nur unter diesen Bedingungen fei ihnen die Ausfahrt gestattet gewesen. Das Fort habe überdies durch ein« Signalflagge angezeigt, daß der Hafen geschlossen sei. Der Kommandant des Forts Santa Cruz er klärte, er babe zunächst zwei Warnungsschüsse abge geben und dann mit einem leichten Geschütz scharf ge schossen. Alle diese Schüsse hätten in der Nähe des Dampfers „Baden" eingeschlagen, doch habe da- Schiff daraufhin seine Geschwindigkeit nur erhöht. Hierauf habe er zwei schwerere Grauateu abfeuer» lassen, um die „Baden" zum Halten zu bringen« Anch diese Schüsse hätten den Dampfer nicht getroffen, wohl aber ein vom Fort Bigia abgefeuerter Schuß, Ve den Bordermast des Dampfers umlegte. Durch de« hrravstürzenden Mast seien dann viele Personen an Bord des Dampfers gelötet und verletzt worden. VeifeHuns -er Opfer auf Staatskosten. Die Opfer der Schüsse aus den deutschen Dampfer „Baden" wurden in Rio de Janeiro auf Kosten des bra silianischen Staates beigesetzt. Nach einer Meldung der New Aork Times beläuft sich die Anzahl der Toten auf 27, die der in den Krankenhäusern liegenden SAver- verletzten auf 40, die der Leichtverletzten auf 22. Di« große Zahl der Getöteten wird damit erklärt, daß die Granate das Vorderdeck getroffen habe, da- mit pol nischen und spanischen Auswanderern für Buenos Aire- dicht besetzt gewesen sei. Trauer in Gijon. Nach einer Meldung aus Barcelona herrscht in Gijon (Provinz Oviedo) große Erregung, weil 17 von den spanischen Passagieren, die bei der Beschießung des deutschen Dampfers „Baden" ums Leben gekommen sind, aus Gijon stammen. Das Beileid der brasilianischen Regierung. Das brasilianische Außenministerium hat der deut schen, der spanischen und der polnischen Gesandtschaft das Bedauern der Regierung über den unglücklicher Zwischenfall zum Ausdruck gebracht. Di« Regierung läßt den Verletzten jede Hilfe angedeihen. Die Zei tung Correio da Manha hat eine öffentliche Samm lung zugunsten der Hinterbliebenen der Opfer eingv- leitet »st Eine deutsche Uutersuchuugstommissiou. Wie wir von zuständiger Seit« erfahren, hat di- deutsche Gesandtschaft in Rio de Janeiro sofort nach Bekanntwerden der Beschießung des Hapagdampf-r» „Baden" eine Untersuchung eingeleitet und zu diesem Zwecke eine deutsche Kommission an Bord de- Dampfer» Zugleich hat sie sich mit den zuständigen brasilianischen Stellen in Verbindung gesetzt. Die bra« ^nniUchen yaven ohne weiteres zuqeslchert, UleS zur Aufklärung des Falles Notwendige einzu- ziehen schuldige Personen zur Rechenschaft zu Die Gesandtschaft ist angewiesen worden, auf Grund des festzustellenden Sachverhalts angemessen« Genngtnnng »nd vollen Schadenersatz zn fordern. halbmast Berlin, 28. Oktober. Nach Anordnung der Reichsregierung, der Preußischen und Bayrischen Staatsregierungen setzen am Mittwoch, dem Tage der Beisetzung d» Opfer des Unglücks auf Grube May- bach, die öffentlichen Gebäude in Preußen und in der bay rischen Pfalz auf Halbmast. " ...... - Es ist bezeichnend, daß man genauere Mitteiluri gen über die Ursachen der Katastrophe in der May» dach-Grube bei Saarbrücken erst auf dem Umwege über Paris erhält. „Petit Journal" läßt sich von seinem nach Maybach entsandten Sonderberichterstatter melden, i die Annahme, daß die Grubeukatastrophe auf die Ex- ! plosion einer Benzollokomotive zurückzuführen sei, treffe nicht zu. Technische Sachverständige betonten übereinstimmend, daß cs sich bei der Katastrophe um nichts anderes als um Schlagwetter handeln könne und daß erst im Augenblick der Explosion eine Preßluft- lottmotive, die sich in dem betreffenden Schacht befand, vils den Weichen gesprungen und gegen die Wand geschleudert worden sei. Auch das „Petit Journal" bestätigt, daß es sich nm Schlagwetter handeln müsse, weil keine Benzol lokomotive in Gebrauch gewesen sei. In der Maybach- Grube wurden, wie betont wird, nur Trecker mit Preß luft verwendet. . . Eine neue Panik entstand nach dem „Petit Journal" am Sonntaanach- mittag, als ein neuer Alarm gegeben wurde. Wie es heißt, seien an einer Stelle neue Schlagwetter auf- zetteten, und ein neuer Brand sei in dem verschütte ten Stollen ausgebrochen. Ueber dem Grubenschacht sei eine dichte Rauchwolke erschienen, doch scheine der neue Zwischenfall verhältnismäßig geringfügig gewesen zu ein. Die an den Rettungsaroeiten Beteiligten seien durch Glockenschläge gewarnt worden, sofort auszu fahren. Drei von ihnen hätten leichte Gasvergiftung zen erlitten und ins Krankenhaus übergeführt wer> den müssen. Nach einer WTB.-Melduna bestätigt sich diese Darstellung jedoch nicht. Die alarmierenden Gerüchte sind hiernach vielmehr damit zu erklären, daß die bren nenden Gase, nachdem sie berieselt und gelöscht worden waren, durch Wetterluken an die Oberfläche gesaugt wurden; bei dem diesigen Wetter fanden die Rauchwol ken keilten schnellen Abzug. Bettcrvstelegramm v«s Vizepräsident«« des Reichstags. Der Vizepräsident des Reichstags Esser richtete an den Reichstagsabgeordneten Kuhnen-Saarbrücken so gendes Beileidstelegramm der Zentrumsfraktion: Aledsrgeschmettert von neuer furchtbarer Schreckens- knnde übermittle den schwer betroffenen Saarbergleuten herzliche Teilnahme der Zentrumsfraktion des Reichs tags. Bei dem Präsidenten der Regierungskommission Mw Beileidstelegramme der französischen Regierung Und des Ministers für öffentliche Arbeiten eingegangen. * Saarbrücken ln Trauer. Schwarzweiße und schivarze Fahnen auf Halbmast 8ab.n am Sonntagmorgen in Saarbrücken Kunde von neuen Unheil. Nur 16 Kilometer von Saarbrüv- en entfernt, oberhalb des Dorfes Hühnerfeld, liegt fie Maybach-Grube, die mit einer Belegschaft von 8,500 Mann zu den bedeutendsten Zechen des Saar-Re- Uiers gehört. In der großen Halle des Verwaltung-- g blindes, in der vor jeder Schicht die mitfahrenden Bergleute durch Namensaufruf sestgestellt werden, hat Wan die furchtbar zugerichteten Leichen der Verunglück ten aufgebahrt. Erschütternde Szenen spielten sich hier ab, wenn Angehörige ihre vermißten Männer, Väter und Brüder unter den Toten erkannten. Was Augenzettgen berichten. Erschütternd klingen auch die Berichte der Augen zeugen. Ein Bergarbeiter, der in einem angrenzenden Revier gearbeitet hat, erzählt, wie die Grube durch einen furchtbaren Knall erschüttert wurde. Dann folgte ein eiskalter Luftzug und gleich danach kamen die gif- tigen Gasschwaden, vor denen nur schleunigste Flucht ectten konnte. Der Führer der Rettungsmannschaften erzählt, daß mannsdicke Stützen durch die Gewalt der Explo ion wie Streichhölzer zerknickt waren. Nur müh sam konnte man sich durch den Kohlenstaub einen LZeg zu den Toten bahnen, die halb eingegraben und durch Brandwunden furchtbar zugerichtet in dem Koh lenstaub lagen. Unter den Toten befinden sich u. a. zwei Steiger, ^drei Schießmeister und ein Fahrhauer !v vie dessen Sohn. Drei Bergleute, die man schon la den Vermißten zählte, haben sich im Laufe der flacht bei ihrer Behörde gemeldet. Ihre Arbeitsstätte befand sich etwas abseits der betroffenen Abteilung. Nachdem sie lange Zeit in den Schwaden umhergeirrt Karen, wies ihnen frische Luft den Weg zum Jung- Kald-Schacht, aus dem sie dann ins Freie kamen. Die letzte Fahrt vcr Alsdorfer Gruvenopfer. Bergknappen tragen ihre verunglückten Kameraden zur- letzten Ruhestätte. Ser „Sabrift-Kapitün nicht in Haff. Rio de Janeiro, 28. Oktober. Entgegen den Meldungen, die über New Jork nach Deutschland gekommen sind, ist feslzustellen, daß der Kapitän Die vpjer von Maybach Saarbrücken, 28. Oktober. Die Zahl der Todesopfer des Unglücks aus der Grube Maybach wurde um 17,30 Uhr mit SO angegeben, darunter °>er im Lazarett gestorbene. Zwei Bergleute werden noch "ermißt. In den Krankenhäusern befinden sich 21 Verletzte, "«runter fünf in Lebensgefahr. In den Abendstunden aab die Berglnspektion bekannt.