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l. Beilage zu Nr. 297 Wllblllgtl AMM UNS WllldellVUM AllMa Sonntag, den 21. Dezember 1930 Die NeEeuerlenluns Berlin. 20. Dezember. Der Reichsrat nahm am Freitagabend eine Durchfüh rungsverordnung zur Realsteuersenkung im Rechnungsjahre W1 an. Danach gelten Steuersätze und Rachtragsumlagen Nur dann als bis zum 31. Dezember 1930 rechtswirksam be schlossen. wenn die erforderliche Genehmigung durch die Lan- desbebörde bis zu diesem Zeitpunkt schon erteilt ist. Die Ge nehmigung hat also keine rückwirkende Kraft. Ferner be hält sich der Reichsfinanzminister vor, diejenigen Länder bekannlzugeben, für die die Ausnahmebestimmungen von der Realsteuersenkung in der Rotverordnung gelten. Außerdem will er im Reichranzeiger veröffentlichen, wie sich die Real- steuersenkung für 1931 in den einzelnen Landern gestalten wird. Die nächste Sitzung des Reichsrats findet am 15. Januar 1931 statt. Antwortschreiben Thüringens. «r Antrag auf «erbot der Geraer Ortsgruppe des Reichsbanners wiederholt. In Erwiderung des Schreibens des Reichsinnen- Ministers Tr. Wirth hat der thüringische Innenmini ster Tr. Frick seinen Antrag, das Reichsministerium des Innern möge dem «erbot der Ortsgruppe Gera des Reichsbanners zustimmcn. wiederholt. Bei den nationalsozialistischen Uebungen, die Mi nister Dr. Wirth mit denen des Reichsbanners gleich gestellt habe, habe es sich lediglich um Bewegungs spiele, bei der Reichsbannerübung dagegen um eine militärische Uebnng gehandelt, die den Artikeln 177 und 178 des Versailler Vertrags widerspreche. Wenn der Reichsinncnminister erkläre, es sei noch nicht da- j gewesen, daß ein Land vor der endgültigen Entschei dung der Presse Mitteilung gemacht habe, dann sei es auch noch nicht dagewesen, daß man einem Lande ohne Berechtigung die Polizeizuschüsse gesperrt habe, um es finanziell auszuhungern. politische Rundschau. Deutsches Reich. Gehaltsabkommen für die Reichsa»gestellten von der Regierung gekündigt. Wie der Gewerkschaftsbund der Angestellten mitteilt, fanden am Donnerstagvor- mittag zwischen dem Reichssinanzministerium und den am Tarifvertrag beteiligten Organisationen Verhand lungen über die Kürzung der Gehälter der Reichsange stellten statt. Die Reichsregierung wollte auf Grimd des Paragraphen 5 der Notverordnung vom 1. De zember 1930 auch sämtlichen Reichsangestellten die Ge hälter um sechs Prozent, genau wie bei den Beamten, kürzen. Die Gewerkschaften haben diesen Gehaltsabbau unter Hinweis auf die hohe Belastung der Angestellten durch die sozialen Versicherungsbeiträge abgelehnt. Das Reichsfinanzministerium hat darauf auch im Auf trage der Deutschen Reichsbahngesellschaft und der Deutschen Reichsbank das Gehaltsabkommen zum Reichsangestelltentarisvertrag zum 31. Januar 1931 gekündigt. Die anwesenden Regierungsvertreter des Staates Preußen erklärten, daß Preußen sich diesem Vorgehen anschlicßen w^rde. In den nächsten Tagen ist eine Besprechung sämtlicher Kreisführer des Reichsbanners aus der Provinz nach Berlin einberusen worden, in der man sich über die einzelnen Züge des großen Aktionsprograamms schlüssig werden will. Wie in früheren Jahren fand auch in diesem Jahre wieder in engerem Kreise eine kleine Weihnachtsfeier der Beamten de, auswärtigen Amtes in den Räumen der Presseabteilung statt. Reichsaußenminister Dr. Curtius gedachte hierbei des Ablebens des Gesandten Ulrich Rauscher. Im badischen Landtag gab Staatspräsident und Innen minister Witemann die Erklärung ab, daß er vorerst nicht in der Lage sei, das Uniformverbot gegen der nationalsozia listische deutsche Arbeiterpartei und das Verbot öffentlicher Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel aufzuheben. Im preußischen Landtag wurde gestern der Mißtrauens- an trag der Deutschnationalen gegen die Ministerpräsidenten Braun und Innenminister Severing mit 224 Stimmen der Regierungsparteien gegen 182 Stimmen der Opposition bei 2 Enthaltungen abgelehnt. England. Das Memorandum über chemische Kriegfüh rung, das von der britischen Delegation der Vorberei tenden Kommission für die Abrüstungskonferenz ein gereicht worden war, wurde veröffentlicht. Es weist vor allem auf die Zweideutigkeit des Genfer Gasprotokolls von 1925 hin. Infolge von Verschiedenheiten des eng lischen und des französischen Textes hält es die eng lische Regierung für äußerst wünschenswert, daß Klar heit in der Angelegenheit geschaffen werde, vor allem darüber, ob die Anwendung von Tränengas als gegen das Genfer Protokoll von 1925 und gegen Kapitel 4 des Entwurfes der Konvention verstoße. Die britische Delegation schlägt daher vor, alle in der Kommission vertretenen Staaten zur Meinungsäußerung darüber aufzufordern. Asten. Der chinesische Finanzminister Soong ist mit einer Reihe aon Banken in Verbindung getreten, um eine neue 60- Nillionen-Silberanleihe zur Finanzierung des Kampfes gegen die Kommunisten aufzunehmen. Die Behörden in Rauling schätzen, daß der Feldzug mindestens 5 Millionen Tilberdollar monatlich kosten wird. Aus dem Mutdentale. »Waldenburg, 20. Dezember 1930. Ser goldene Sonntag, der letzte Sonntag vor den Feiertagen, ist herangerückt. In den Straßen herrscht reges Leben, eine Lichtfülle fällt aus den Schaufenstern. Millionen Herzen, beson ders unserer Kleinen, schlagen höher, und auch dort, wo die Not herrscht, läßt der Sonntag doch einen Schimmer der Festesfreude erkennen. Unzählig sind dis Wünsche der Kinder, besonders, wenn sie vor den Aus lagen stehen. Doch nur ein Bruchteil der Wünsche läßt sich erfüllen, die Zeiten sind zu ernst, und wenn man sie den Kleinen auchnicht fühlen lassen soll und will, man wird bei den Weihnachtsgeschenken zuerst an dis praktischen und notwendigen Dinge denken. Die Geschäftsleute haben sich überall nach Mög lichkeit eingedeckt, so daß gewiß jeder Käufer etwas nach seinem Geschmack finden wird, und „Was Sie nicht im Fenster sehn, Wird gewiß im Laden stehn!" Die Auslagen laden überall zum Kauf ein. Wer nicht weiß, was er schenken soll, der studiere sie gründlich — gerade der goldene Sonntag bietet dazu gute Ge legenheit — er wird schon etwas für „sie" oder sie für „ihn" entdecken. So wollen wir hoffen, daß am gol denen Sonntag Käufer und Verkäufer zufrieden sein werden. » Weihnachtsflimmung unter dem Christbaum für Alle. Wie der Verkehrs- und Bürgerverein in seiner letzten Sitzung beschloßen hatte, sollen die letzten Tage vor Weih nachten im Zeichen besonderer Weihnachtsstimmung stehen. Schon im vergangenen Jahre hatten die Weihnachtsdarbietun- > gen viel Freude bereitet. So soll es auch diesmal wieder ! sein. Das aufgestellte Weihnachtsprogramm sieht nun folgen- ' des vor: Morgen Sonntag zum 4. Advent Abends */-9 Uhr bietet der Gesangverein „Liederhain" unter Leitung des Herrn Kantor Richter unter dem Christbaum für Alle folgende Lieder: 1. Hymne an die Nacht L. von Beethoven 2. Weihnacht ist da Th. Podbertsky 3. Weihnachtsglocken Jos. Schwartz 4. O du fröhliche, selige Weihnachtszeit. Am Montag, den 22. Dezember Abends 8 Uhr tritt der Lokalsängerbund unter der Leitung de» Herrn Lehrer Nau mann auf den Plan, um den Bewohnern folgende Lieder zu Gehör zu bringen: l. Hymne an die Nacht " von Beethoven 2. Es ist ein' Ros' entsprungen von Hugo Jüngst 3. Stille Nacht Bearb. v. Gust. Wohlgemuth Der Lokalsängerbund wird am gleichen Tage dieselben Lie der in Altwaldenburg ^-9 Uhr auf dem Platze vor der Gastwirtschaft Metzner und danach im Stadtteil Altstadt gegen 9 Uhr vor dem Kaffee Jacobi zur Darbietung bringen. Am Dienstag, den 23. Dezember, Abends 8 Uhr bringt unsere geschätzte Stadtkapelle unter dem brennenden Baum für Alle ihre Weisen zu Gehör mit folgender Dortragsfolge: 1. Hosianna (Erzgeb. Melodie) 2. Dies ist der Tag des Herrn 3. Stille Nacht 4. Es ist ein Ros' entsprungen 5. O Tannenbaum 8. O du fröhliche, o du selige 7. Vom Himmel hoch (Choral) Am Mittwoch, den 24 Dezember, dem Heiligabend, wird Nachmittags 5 Uhr mit gleichem Programm die Stadtkapelle unter dem Baum für Alle die Darbietungen wiederholen, während in der Altstadt um 5 Uhr die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr die alten, lieben Weihnachtsklänge bei Förster und bei Hartig zu Gehör bringen wird. So wird Weihnacht mit den trauten, deutschen Liedern in unserem Städtchen tingeleitet werden. Mögen die Zuhörer die Klänge im Herzen mit heimnehmen, um im Kreise von lieben Angehörigen oder in stiller Beschaulichkeit Weihnacht zu halten. * '— Niederschläge. Die Niederschlagsmenge betrug im zweiten Drittel des Monats Dezember nach den auf hiesiger Wetterwarte vorgenommenen Messungen 11,i mm. *— .Das Reich der Frau", die allsonntägliche Frauen seite liegt diesmal erst der Weihnachtsnummer bei, da wäh- rend der Feiertage gewiß mehr Zeit zum geruhsamen Lesen ist. Deutsches Turnen in der großen Weihvachts- Werbe-Aussührvng des T. «. von 1844. Die beste Medizin gegen Trägheit, Bequemlichkeit und Körperverfall ist die tägliche Turnstunde, Turnvater Friedrich Ludwig Jahn's scharfer weitsichtiger Blick hat vor über 100 Jahren zu einer Zeit, in welcher des deutschen Volkes heiligste Güter zu Grunde gehen sollten, in richtiger Erkenntnis das seinem Volke gegeben, was zu seines Volkes Rettung wurde: Das deutsche Turnen: deutsch zu denken und fühlen, deutsch zu handeln, ein jeder auf der Scholle des Lebens, wohin ihm das Geschick berufen. Im Sinne des Alten im Barte Han- dein die Turnvereine, treten immer wieder werbend vor die breite Oeffentlichkeit, um Jung und Alt mit der Pflege ver nünftiger Leibesübungen vertraut zu machen. Durch deut- sches Turnen, eine Arbeit im Gewände jugendlicher Freude, werden Müßiggang und Laster verscheucht, schlummernde Geistes- und Körperkräfte geweckt; umfaßt den ganzen Men schen beiderlei Geschlechts und erhält ihm im gereisten Alter schaffens- und lebensfreudig. Der Werbe-Abend am 1. Weihnachtsfeiertag im Schützenhaus wird im großen Rahmen Zeugnis legen von Turnvater Friedrich Ludwig Jahns Werk. Postdienft am Sonntag, -eu 21. Dezember vvd während der Weihvachtsseiertage. Sonntag, den 21. Dezember: Schalterdienst wie an Sonntagen. Der Paket schalter wird jedoch von 8—12 Uhr zur Annahme und Aus gabe von Paketen außergewöhnlich geöffnet gehalten. Außer dem findet eine Ortspaketzustellung statt. — Am Heiligen Abend werden die Schalter um 4 Uhr Nachmittag geschlossen Von 4—6 Uhr ist noch Gelegenheit gegeben, Briefmarken abzunehmen, Telegramme aufzugeben und Telefongespräche zu führen. — 1. Weihnachtsfeiertag: Schalterdienst wie an Sonntagen. Der Paketschalter wird jedoch von 8—12 Uhr zur Ausgabe von Paketen geöffnet gehalten. Es findet eine Geld- und Paketzustellung statt. — 2. Weihnacht», feiertag: Schalterdienst wie an Sonntagen. Briefzustellung ruht. '— Weihuachtssouderzüge. Zur Bewältigung de» Weih nacht». und Neujahrrpersonenverkehrs hat die Deutsche Reichs- bahngesellschast vom 23. Dezember 1930 ab eine große An zahl von Entlaftungszügen (Vor- und Nachzüge) vorgesehen, die auf den Bahnhöfen durch Schalteranschläge bekanntge macht werden. Die Weihnachtsbescherung der Krauenvereine findet morgen Sonntag Nachmittag wieder statt. So wird der Frauenverein Waldenburg '/,3 Uhr wie immer im „Löwen" seinen Schützlingen eine Weihnachtsfeier bereiten, während der Frauen verein Altstadt um 4 Uhr in ' der Schule seinen Pfleglingen Weihnachtsfreude gibt. Es sei auch an dieser Stelle auf die Bescheerungsfeiern hingewiesen. Bor Weihnachten Lohn- vnd Gehaltszahlung. Das Ministerium des Innern ordnet an, daß die in der Weihnachtswoche fälligen Löhne der Verwaltungsarbeiter und Behördenangestellten ausnahmsweise bereits am 23. Dezember 1930 auszuzahlen sind. Behördenangestellten, die ihre Be- züge nachträglich erhalten, kann auf die am 31- Dezember 1930 fälligen Dienstbezüge auf Antrag am',23. Dezember eine Abschlagszahlung in Höhe bis zu 30 RM (dreißig RM) ge- währt werden. Diese Verordnung gilt zugleich für die üb rigen Ministerien und die Staatskanzlei. Den Gemeinden, Bezirks- und Zweckverbänden wird empfohlen, gleiche Maß nahmen zu treffen. Die Maul- uud Klaueuseuche ist unter dem Vieh bestände des Gutsbesitzers Arthur Pfeifer in Dennheritz aus gebrochen. Sperrbezirk: Das Seuchengehöft. Sicherungs gebiet: Der übrige Teil von Dennheritz, die Gemeinden Ober schindmaas und Seiferitz. *— Selbsthilfe für Kriegsopfer. Der Bundesvorstand des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten hat beschlossen, für das Geschäftsjahr 1931 den Betrag von 50,000 RM au» Mitteln der Bundeshauptkasse zur Gewährung von Zuschüssen für Erholungskuren oder für gänzliche Freikuren seiner Mit glieder bezw. für Kinder von Mitgliedern zur Verfügung zu stellen. Auf die Kindererholungsfü» sorge entfällt der Be trag von 22,600 RM, der auf die einzelnen Gaue zur Ver teilung gelangt. Die Erholungsfürsorge für Erwachsene wird soweit als möglich in dem eigenen Erholungsheim des Reichs bundes in Christlessee bei Oberstdorf im Bayr. Allgäu durch- geführt. ' Remst. Nothilfe. Durch die hiesige Gemeindever waltung ist auch für Remse mit der Durchführung der Not- Hilfe begonnen worden. Im Auftrage des stellv. Bürger- Meisters Wolf haben zunächst die Polizeibeamten eine Rund- frage bei allen Geschäftsleuten des Ortes veranstaltet. Dabei konnte die erfreuliche Feststellung gemacht werden, daß die Bereitwilligkeit zur Mithilfe überall zum Ausdruck kam. Die Opferwilligkeit ist teilweise sehr groß, obwohl sich die schwere Notlage und Arbeitslosigkeit des Ortes in den Kreisen von Handel und Gewerbe am stärksten mit auswirkt. Gestern Freitag konnten zunächst die von einem Geschäftsmann ge spendeten 150 Zentner Briketts verteilt werden. Lebens mittel und Kleidungsstücke sollen noch vor Weihnachten unter Hinzuziehung eines Wohlfahrtsausschusses und der Erwerbs- losen selbst verteilt werden. — Glaucha«. In der Nacht zum Donnerstag wurde von unbekannten Dieben das Strumpfhaus Weiß am Leipziger Platz heimgesucht. Um in die Geschäftsräume zu gelangen, durchbrachen die Täter eine Tür, so daß sie mit der Hand an den innen steckenden Schlüssel gelangen konnten, worauf sie die Tür aufschlossen und ungestört ihr dunkles Handwerk aus führen konnten. Es wurde für gegen 1000 Mark Ware ent wendet, u. a. Herren-Oberhemden, Strümpfe (Wolle mit Seide), verschiedene Garnituren und Damenröcke. Die Einbrecher stahlen außerdem 25 Mark Wechselgeld. Ueber die Person der Täter ist nichts bekannt. Die Kriminalpolizei hat sofort nach Bekanntwerden des Einbruchs am nächsten Morgen ihre Ermittlungen ausgenommen. Es wird gebeten, sachdienliche Angaben, die zur Aufklärung des Diebstahls führen können, der Polizei zu melden. Hierzu meldet der Kriminalbericht wie folgt, wobei gleichzeitig von einem zweiten Einbruch in demselben Grundstück berichtet wird: In der Nacht zum 18.12. ist in zwei verschiedene Geschäfte, die sich in einem Grundstücke befinden, eingebrochen worden. Im ersten Falle find ein Dutzend Herrenoberhemden, seidene Damenstrümpfe, Schlüpfer und Prinzeßröcke im Gesamtwert von etwa 800 RM. und etwa 25 RM. Bargeld aus der Ladenkasse, und im zweiten Falle etwa 20 RM. Bargeld aus einer Kontrollkasse gestohlen worden. Der Täter hat die Fensterscheiben zum Springen ge bracht, eingeschlagen und aufgewirbelt. Die Türen hat er mittels Eintretens der Füllungen und Herausschneidens von Teilen derselben geöffnet.