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Ein Wendepunkt? Die Pariser Presse zum Siege Steegs. Der knappe Sieg des Kabinetts Steeg wird in der Pariser Presse eingehend erörtert. In der Linkspresse kommt dabei eine gewisse Genugtuung über das Ab stimmungsergebnis zum Ausdruck. „Matin" schreibt: In Kammer und Senat ist keine der Regierung ausgesprochen feindselige Mehrheit mehr vorhanoeü. Wenn dis Abstimmung auch nicht die Kon zentration ergeben hat, so beweist sie doch, wie Herriot und Louis Marin mit Recht betont haben, einen Wendepunkt in der Geschichte der gegenwärtigen Legislaturperiode. Zwischen den beiden einst in einem Duell bis aufs Messer einander bekämpfenden Blocks hat die Mitte geschwankt. Gestern hat sie sich ge spalten. Die Zukunft wird sagen, inwiefern die Lage geeignet sein wird, die Lage zu festigen. ,»Echo de Paris" schreibt: Die Regierung Steeg ist eine Regierung des reinen Kartells der Linken, das Lank außergewöhnlicher Umstände am Leben ist und niemals., jn normalen Verhältnissen wird existieren können,'. , . . .^Journal" hebt hervor, daß nunmehr die Sozia listen der Mehrheit angehören, aber für wie lange? Es« wäre verwegen, irgendeine Voraussage zu machen. '„Oeuvre" bemerkt: Zu diesem Erfolg mutz alle Welt sich beglückwünschen, zum wenigsten alle wahren Anhänger der Versöhnung. Wenn Steeg unter nor malen Bedingungen gestürzt worden wäre, dann wäre immerhin eine Verständigung möglich geblieben. Per sönlichkeiten wie Briand oder Painlevö hätten noch einmal ihr Glück versuchen können. Aber es ist klar, datz, wenn das Kabinett unter solchen Umständen ge stürzt worden wäre, es überflüssig gewesen wäre, wei terhin zu den Linksparteien von Verständigung, Aus gleich und Annäherung zu sprechen. Für die Politik eines loyalen Zusammenschlusses, für die Steeg ein tritt, hat er jetzt freie Hand. „La Röpüblique" sagt: Heute früh gibt es einen Besiegten: die Reaktion, einen Toten: die Rechtsmehr heit, einen Sieger: die Republik, eine lebendige Wirk lichkeit: die Linksmehrheit. Die Gegner der Demokra tie sehen ihre Macht in Trümmer gehen. Der 18. De zember bereitet einer Beunruhigung ein Ende und schafft eine Hoffnung. Der sozialistische „Populaire" erklärt: Für den Augenblick kommt es gar nicht darauf an, ob die Mehr heit des Kabinetts Steeg schwach ist und Gefahren ausgesetzt bleibt. Die Hauptsache ist, daß die Regierung den neuen Ansturm Tardieus überlebte, daß das Mär chen von Tardieus Allgewalt beseitigt ist, datz eine Ver hetzung aufgedeckt ist. Wir Sozialisten haben aber noch etwas anderes im Auge. Wir haben nicht im Hinblick auf die Zukünft, sondern auf Grund der Gegenwart und Vergangenheit gestimmt. Aus dem Sachsenlanöe. Keine Senkung der Strompreise — Dresden. Der Verband Sächsischer Elektrizitätswerke hielt hier eine sehr stark besuchte Mitgliederversammlung ab. Nach einem Referat des Direktors Dr. Grün von der Dresd ner Llektrizitäts-, Gas- und Wasserwerk-A-G. zur Frage der Senkung der Strompreise faßte die Versammlung eine Ent schließung, in der alle Tarifveränderungen, die eine bestimmte untere Grenze überschreiten, abgelehnt werden. Die'Elektttzttätswerke seien, so heißt es in der Entschlie ßung weiter, mit ihren Preisen der allgemeinen Verteuerung nicht gefolgt, sondern sie hätten jede Minderung ihrer Selbst kosten, die der Fortschritt der Technik brachte, laufend ihren Abnehmern zugute kommen lassen. Sie könnten daher, ohne ihre Lebensfähigkeit zu gefährden, ihre Preise nicht weiter senken, solange nicht eine weitere Ermäßigung ihrer Selbst kosten erzielbar sei. Ausschlaggebend für die Selbstkosten seien im wesentlichen die Ausgaben für Zinsen und Abschreibungen für die umfangreichen und dementsprechend teuren Elektri- zitätsanlagen. In Verbindung mit der allgemeinen Preissenkungsbe wegung lasse sich daher das Problem der Senkung der Ta- ttfe der Elektrizitätswerke nicht allgemein und schematisch losen. Die Elektrizitätswerke würden aber weiter dahin streben, die Anwendung der Elektrizität nach jeder Hinsicht Kr fördern, und im Einklang mit ihren Selbstkosten Abneh mern mit langer Benützungsdauer sinkende Strompreise ein- rnrnnAp- — Penig. Die Weihnachtrausstellung im Zeichen weih nachtlicher Volkskunst, die im Gasthof zum Hirsch gezeigt wird, hat bereits die ansehnliche Zahl von 2000 Besuchern aufzu- weisen. — Am 1. Weihnachtsfeiertag wird der Erzgebirgs zweigverein voraussichtlich eine Ausstellung „Heimatlandschaft und Heimatgestein" eröffnen. — Einen Christbaumdieb tonnte man hier festnehmen. Ein Erwerbsloser hatte in der Köbe mehrer« Weihnachtsbäume gestohlen und versuchte seine Beute «ruf dem Wochenmarkte das Stück mit 80 Pfg zu verkaufen. Aus den Nachbarstaaten. Altenburg, 19. Dezember. Da die Aeutzerung des Staats kommissars Or. Gräter über das Krematorium in weiten Kreisen leicht erklärliches Aufsehen erregt hat, sieht er sich veranlaßt, nähere Mitteilungen über die Rentabilität der Einäscherungsanstalt in die Oeffentlichleit gelangen zu lasten. Danach hat das Krematorium bis jetzt 468,729 RM Kosten verursacht. An Zinsen und Rücklagen sowie zur Tilgung sind vorläufig rund 32,000 RM aufzubringen, eine Summe, die sich von 1933 ab noch wesentlich erhöhen wird, weil dann da» vom Landkreise hergezebene Darlehn von 100,000 RM zu verzinsen ist. Die Betriebskosten belaufen sich auf etwa 60,000 RM. Da aber die Einnahmen nur 38,500 RM nach dem Haushaltplane ausmachen, so hat die Stadt vorläufig ungefähr 21,000 AM zuzuschießen. Würde die Einäscheiungsanstylt wieder geschloßen, dann blieben die Einnahmen weg, während die Ausgaben sich noch steigern müßten. Aus diesem Grunde hat der Staalskommissar eine fleißigere Inanspruchnahme des Krematoriums befürwortet. — Jn den Verhandlungen, die der Stadtvorstand mit ver schiedenen Gewerben und dem Konsumverein geführt hat, ist festgeftellt worden, daß sich die Preise für Backwaren, für Fleisch, Feinkost und Gemüse im Laufe eines Jahres lang sam aber stetig gesenkt haben, weshalb an eine wettere Preisermäßigung vorläufig nicht zu denken ist. Die Ver treter der Schneider, und Schuhmacherinnung haben erklärt, daß ihre Preise ebenfalls etwas zurückgegangen seien und nur durch eine Senkung der Stoff- und Lederpreise noch tiefer sinken könnten. Dagegen wollen die Haarkünstler von einem Preisabbau nichts wissen. — Unsere Stadt hat plötzlich eine Menagerie erhalten. Diese befand sich nämlich in einem Zuge der Leipzig-Hofer Bahn, und da der Besitzer nicht imstande war, die Fracht zu begleichen, wurde die Tierbude mit ihrem Inhalte, bestehend aus Löwen, Bären, Tigern, Affen, einem Büffel und anderem wilden Getier auf dem hiesigen Bahnhof au» dem Zuge genommen und nach der alten Kaserne gebracht, wo die Tiere einer ungewissen Zu kunft entgegengehen. Um etwas Futter beschaffen zu können, mußten schon ein paar Tiere abgestochen werden, und da der Menageriebesitzer auch nicht recht versteht, die Bevölke- rung und insbesondere die Schulen auf seinen Tierreichtum aufmerksam zu machen, so scheint er dem Ruin entgegen- zugehen. Die wirtschaftliche Not macht sich also überall be- merkbar. 75 000 RM Vergleichslasten bei der Eistergenossen- schäft —- Herzberg (Elster). Der Vorstand des Verbandes zur Re gulierung der Schwarzen Elster hielt hier seine diesjährige Herbsttagung ab, nachdem die Deichhauptleute eine Besichti gung der ausgebaggerten Strecke im Unterlauf des Flusses vorgenommen hatten. Dabei wurde eine Reihe von Wünschen für den weiteren Ausbau, vor allem in der Nähe Herzbergs, vorgebrachl. Ueber die Finanzlage wurde berichtet, daß der Verband in den letzten Jahren fast eine halbe Million Reichs mark für die Verbesserung der Hochwasser-Schutzanlagen auf gebracht hat. Da der Verband einem Streit über die Auf bringung der Mittel durch einen Vergleich ein Ende gemacht hat, sind ihm 75 000 RM Lasten entstanden, die er nun aus dem Wege eines staatlichen Darlehens hereinzubekommen bemüht ist, da den Genossen bei der wirtschaftlichen Notlage die Aufbringung außerordentlicher Mittel nicht zugemutet werden kann. Telegramme. Düsseldorf, 20. Dezember. Jn der Beweisauf nahme in dem Prozeß gegen den „Goldmacher" Kur schildgen erklärten mehrere Zeugen, die K. Geld ge geben hatten, sie fühlten sich keineswegs geschädigt. So äußerte ein 60jähriger Rechtsanwalt, der dem Gold macher in seiner Waschküche ein Laboratorium einge richtet hatte: „Mein Interesse hat mich zwar 15 000 Mark gekostet, aber ich bin überzeugt, daß das, was ich gesehen habe, kein Schwindel gewesen ist." Ein Kölner Bürger hat bei den Experimenten sein ge samtes Vermögen in Höhe von 60 000 Mark ein- gebützt und bezieht heute Wohlfahrtsunterstützung! Batavia, 20 Dezember. Auf Lava hat an» Freitag Nachmittag ein erneuter furchtbarer Aasbrach de» Balkan« Merapi statt gefunden und große Landstrecke« vernichtet. Ma« befürchtet, datz SV Mensche« voa der Lava eingeschloffen and getötet morde» find. Der Vulkan mar feit 4« Lahre« erlösche« Der Lavastrom ist uagefShr 2V0 Meter breit «ad «der 2V Meter hoch. Gr hat ei«e Strecke vo« fast 8 Stilomeier« zn- rückgelegt. Lon den LlchWeldöhnen. Erinnerungen an Aarskoje Selo. Die russische Aerztin Harriet von Rathleff-Keilmann hat ihr Zu sammensein mit der Unbekannten, die vom Großfürsten Andreas von Rußland, dem Herzog von Leuchtenberg und vielen anderen als die Großfürstin Anastasia anerkannt wurde, in Erinnerungen ausgezeichnet, in denm die Kindheit der Zarentochter besonderes Interesse beansprucht. Die vielen kleinen Züge ihrer Erzählung er geben ein plastisches Bild ans dem Privatleben des Zaren Nikolaus II. und seiner Familie. Wir sehen die fünf Zarenkinder: die ernste Olga, Tatjana, du mit schöner Stimme oft und gern Kirchenlieder sang, die sanfte, stets an andere zuerst denkende Maria, Anastasia, ein liebes, wenn auch manchmal etwas wildes Kind und den Thronfolger, das Sorgenkind der kaiserlichen Eltern, der an der Bluter-Krankheit litt In seinen wenigen gesunden Tagen war er ein lustiger, kleiner Kerl, dem es Spaß machte, Soldaten und Offiziere vor sich stramm stehen zu lassen, und der sich seines Prinzentumes wohl bewußt war. Die drei jüngsten Kinder bildeten eine unzertrennliche Spiel- gemeinschast und lebten ein glückliches Kinderdasein in Zarskoje Selo und den Sommerresidenzen. Es existieren wenige Bilder und Bücher dieses Idylls, da die Zarenfamilie ihr Familienleben gegen- über der Oeffentlichkeit abschloß. Daher sind die vielen oft minu tiösen Erinnerungsbildchen, die Frau von Rathleff-Keilmann aus den Erzählungen der Unbekannten zu einem Mosaik zusammenge setzt hat, überaus erstaunlich, zumal es sich um Dinge handelt, du nur tägliches Erleben derart einprägen kann. Das menschlich ergreifende Schicksal dieser Unbekannten, die am 27. Februar 1920 in die eisigen Fluten des eisigen Landwehr kanals sprang, dann zwei Jahre in der Irrenanstalt Buch verbrachte, fünf Jahre zwischen Freunden und Gegnern hin- und hergeworfen wurde, und die heute als Gast der Prinzessin Lema Georgisewa (Mrs. Leeds) in New Jork wohnt, hat Frau von Rathleff-Keil mann veranlaßt, Erlebnisse der unbekannten Frau aufzuzeichnen Besonders gern spricht sie da von ihrem Vater, dem Zaren, der, nach außen hart, seinen Kindern ein zärtlicher Vater war, und der im Sommer mit ihnen Rutschbahn und Tennis, im Winter Schnee ball spielte und der die Kinder zu gesundheitlich-fördernder körper licher Arbeit heranzog. Sie waren echte Soldatenkinder und hatten ihre Freude an Sol daten. Bis auf den Thronfolger, der geschont werden mußte, hatten alle ihre Reitpferde, auf denen sie die Parade ihrer Regi menter abnahmen. Olga war Chefin eines Husaren-Regiments, Tatjana hatte ein Ulanen-, Maria ein Dragoner-Regiment und auch die 15jährige Anastasia war Regimentschefin, wie es die Tradition verlangte. Zwei Matrosen fungierten als militärische Erzieher des Thronfolgers. Das Verhältnis der Kinder zur Zarin war sehr innig. Mor gens begrüßten sie ihre Mutter und unterhielten sich mit ihr, während sie frisiert wurde. Sie durften Rasputin, dem Vermu ten des Zaren, der als einziger den furchtbaren Ausgang des Krieges prophezeite und den Zaren warnte, die Hand zu küssen, wenn er eintrat. Dann begann das streng eingeteilte Tagewerk, in dem das Lernen, besonders der Sprachen, einen großen Raum einnahm, doch auch Musik und Handarbeiten gehörten dazu. Hier für interessierte sich besonders Olga, die Aelteste, die der Mutter viel bei ihren wunderbaren Goldstickereien für die Klöster half An den gemeinsamen Gesangsübungen, bei denen der frommt Richtung der Zarin entsprechend meist Kirchenlieder gesungen wurdet nahmen ost die Nonnen des sibirischen Johannes-Klosters teil. Sehr tiefen Eindruck muß Rasputin auf die Kinder gemacht haben, deren Phantasie stark beeinflußt wurde, als sie sahen, daß „der heilige Vater" bei jedem Krankheitsanfall des Bruders z«' rufen wurde und seine Gebete dem Kranken Erleichterung brachten Aber auch er konnte das Unheil nicht aufhalten, das über Ruß land hereinbrach. Dieses Drama zeigen die Priuzefz-Lichtsptele jetzt unter dem Titel. „Anastasia — die jüngste Zarentochter- in einem Lee Parry Film, der das weltbewegende Schicksal der Zarenfamilie vor Augen führt. Knecht Rupprecht ist Sonntag, den 21. Dezember, Nachm 2 Uhr nochmals in den Alt (Altstadt-Lichtspielen) und hüi für jeden artigen Knaben und Mädchen wieder seinen große" Geschenltisch ausgebaut. War es nicht 'eine große Freud«, als die Kinder, auch die Kleinsten, mit je einem Geschenk voM Weihnachtsmann die Kindervorstellung verließen. Um wieder um jedem Kinde von Waldenburg und Umg. eine Weib- nachtsfreude zu bereiten, haben die Altstadt-Lichtspiele Knecht Rupprecht nochmals gebeten, daß er auch am 4. Advents sonntag seinen Weihnachts-Geschenktisch für die Kinder auf' baut. Puppen, Trompeten, Pferdchen, Schäfchen und viel« fchöne Sachen für die Kleinen. Losnummer 110 erhält einen eleganten Kindeimantel. Eltern sind auch mit den Allerkleinsten herzlich willkommen. Beginn Nachmittag 2 Uhr- Einlaß V,2 Uhr. Witierungsbericht. Waldenburg, 20. Dezember. Mittags 12 Uhr -t- 2 Grad <l- morgens 8 Uhr — 2 Grad T., tiefste Nachttemperatur — 2 Grad 6 Feuchtigkeitsgehalt der Lust 56 Prozent. Barometerstand 772 w°> Windrichtung West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stun den v^> mm. Wtnerunasausstckt: Heiter. Bettfedern in nur prima staubfreien, füllkräftigen Qualitäten z. Heman» Sahn, Waldenburg. Weinkeüergaffe. Telefon 364. VMvnüv KwWNsnren Dmmsnlannvn, 8etmittblumvn empkiebIt U. Reim, »m Ul WM! empfehle in frischer Sendung zu günstigen Preisen: la Trockenpilze, Blumenkohl, Slot- ««d Weißkraut, Mähren, Kohlrabi, Sellerie, rot- Rüben, Zwiebeln, Meerrettich- Apfelsinen, Mandarin«* Almeria Weintraube«' Tafeläpfel.Nranzfeig«" Feige« in feiner Packung, Baaa«e«, Nüsse, echte Kieler Sprotte», Pfd. 20, Pfd. 35 Pfg" I« Bücklinge, fSmtltche Fifchmarinad-M versch. Gorte» Röse, prSsenttörbe von W. Hartzsch, König Johanustr. Rr.