Volltext Seite (XML)
Schönburger Tageblatt Nr. 21-, Dienstag, -cn 15. September 1931 54. Jahrgang. Kommunistischer Anschlag aus einen D-Zug bei Budapest Nahrung tz-ttö s I und sieben Personen getötet sowie 21 Personen verletzt wor- s den. Kur; nach dem Unfall erschienen an dem Unsallsorl Lebenskosten Nahrung ElstnbMkaWwOt in Ungarn. SM Budapest-Köln abgestürzt. - Sie Attentäter sprengten einen Viadukt. Die Lebenskosten werden jetzt nur noch in vierteljähr lichen Intervallen bekannt. Allein die fortlaufend veröf fentlichte Statistik ihres wichtigsten Bestandteils: der Nah rungskosten, zeigt deutlich, daß eine äußerst kräftige Ent lastung des Durchschnittsbudgets vorliegen muß. Seit Jah resfrist beträgt sie bei dem Nahrungsposten fast 18 Prozent, seit zwei Jahren sogar 25 Prozent. Solche Tatsachen be reiten zumindest eine günstige Atmosphäre für den Ueber- gang der amerikanischen Wirtschaft zu einer verkürzten Ar beitswoche ohne jeden Lohnausgleich, ja, mit herabgesetzten Tagesverdiensten. Das will aber nicht viel besagen gegenüber der Tat sache, daß die neueste Bewegung an den Lebensmittel-Groß- Budapest, 14. September. Auf der Bahnstrecke zwischen Budapest und Dien ereig nete sich bei Bia Torbagy, etwa zwanzig Kilometer von Budapest entfernt, eine schwere Eisenbahnkatastrophe. Als der D-Zug Budapest—Wien—Passau—Köln einen Via dukt passierte und die Lokomotive und die beiden vordersten wagen bereits über den Viadukt hinweg waren, stürzte dieser ein und begrub die übrigen sechs wagen dreißig Bieter tief unter seinen Trümmern. Der amtliche Bericht Die Direktion der Ungarischen Staatsbahnen veröffent licht folgenden amtlichen Bericht: 141 118 118 116 I« Fall» höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschine»» beuch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unserer Lieferer, hat der Bezieher leinen Anspruch aus Erhall der Zeitung oder Rückzahlung der Bezugspreises. Für Richtigkeit der durch gern- sprecher aufgegebenen Anzeigen übernehmen wir leine Gewähr. Am 12. September ist der nachts 23,30 Uhr vom Buda pester Ostbahnhof abgefahrene wiener Schnellzug auf dem vor der Station Tor Bag befindlichen Viadukt entgleist. Die Lokomotive, ein Gepäck-, zwei Schlaf- sowie drei Personen wagen fielen in die Tiefe. Bach den bisherigen Meldun gen sind ein Heizer, ein Schaffner, ein Schlafwagenschaffner werklüglich Nachmittags. Bezugspreis voraus 1.80 RMt. frei ins Lau«. Wnr Nr. 10 R.-Pfq., Sonntags-Nr. 20 R.-Pfg. Mmpnist: kgesp. Petit,eile 15 R.-Pfg. des Bezirkes 20 R.-Pfg., ZgesP- iw 45 R.-Pfg-, Linweise auf Anzei- wd U kingesandte iv R.-Pfg., Nachweise- ^M°"engebühr 20 R.-Pfg., Rabatt nach -^'..schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. Anzeigen bis Vorm. 9 Ahr am Ausgabetag erbeten. Ausgabe nachmittags '/«Z Ahr in der Geschäfts stelle in Waldenburg Sa., Altenburgerstr. 38. Erfüllungsort Waldenburg. Filialen bei Lerr» Otto Förster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Frl. Schmidt, Postagentur. yanoeismarrlen veunruytgenoe Ausblicke eröffnet und die noch viel weiterreichenden Autarkieplänr diese düstere Per spektive für den deutschen Verbraucher nicht gerade erhellen. Mit allem Nachdruck wird zwar von berufener Seite die Notwendigkeit einer Preissenkung statt einer Preiserhöhung verfochten. Doch viel Erfolg wird dieser Mahnung kaum be- schieden sein, solange die Hochschutzzölle das Wort haben. Nichts ist bezeichnender für die Wandlung, die sich in der' öffentlichen Meinung der Vereinigten Staaten in bezug auf das Lohn- und Lebenshaltungskostenproblem anzubahnen beginnt, als die in der amerikanischen Presse sich erstmals hervorwagenden Kritiken des „Automobilkultus" des durch schnittlichen Amerikaners. Da übrigens die Begriffe Nominal- und Reallohn dem Amerikanern ziemlich stark in Fleisch und Blut übergegan- aen sind, haben die Unternehmer gute Gelegenheit, den. Lohnabbau durch die berechneten Indexresultate tragbarer erscheinen zu lassen: Mitte 1914 100 Juni 1930 Mai 1931 Juni 1931 Juli 1931 Ar Rtichsprijfidxut ist «ach Berlin zurückgekehrt. Dunins sprach in feiner großen Rede am Sonnabend ks über die Hauptprobleme des Völkerbundes, wobei ^Egeu erörterte, die besonders das deutsche Volk de^bttgerwald sprach in Neuenahr über die Aufgaben »^ichsregierung. "Plüsche Beobachter" in München ist erneut ver- »7 Worden. h^Laurahütte iv Oberschlesien soll stillgelegt werden, 300Y Arbeiter brotlos werden. U.» putsche Geschäftsträger tu Parts hat dem fravzö- Ministerpräsidenten für den 27. September die ^«uug der Retchsregierung nach Berlin überbracht, v^i ist in Loudon eingetroffen. wurde die englisch-indische Kousereuz, die Schicksal des indischen Reiches entscheiden soll, verkauft sein Luftschiff „R 100". n Polen haben wieder unter Zuhilfenahme gefälschter ^»MoWen einen plumpen Schwindel zur Hetze gegen Li, uuteruommeu. k!>i z Toten in Belize ist jetzt auf über 1W0 149 137 138 137 146 130 131 130 die Rettungsmannschaften die die verwundeten nach Buda pester Krankenhäusern brachten. Der Verkehr ist nicht ge stört, da er auf einem anderen Gleis hindernislos abgewik- kelk werden kann. Der Unfall wurde gemäß Feststellungen an Ort und Stelle durch Attentat verursacht. Höllenmaschine explodiert Ls wurde festgestelll, daß das Unglück durch die Ex plosion einer Höllenmaschine hervorgerufen wurde. Die Explosion erfolgte erst unter dem zweiten oder dritten per- sonenwagen. In der Bähe der llnfallslelle wurde eine Zündschnur und ein Briefgefunden, in dem es heißt: .Da die ka pitalistische Gesellschaftsordnung uns keine Arbeit zu ver- schaffen vermag, fo verschaffen wir uns felbst welche". Rach den Feststellungen des Kommandanten der pio nierabteilung, der gleichzeitig Lxplosionssachverständiger ist bestand die Höllenmaschine aus einem kleinen Vulkanfiber lotter. der mit ein bis iwei Kilogramm Ritroalnierin oder UNö Waldenburger Anzeiger Diese« Blatt enthält di« amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgericht» und des Stadttat« z« Waldenburg. Ferner veröffentlichen zahlreiche andere staatliche, städtische u. Gemeinde-Behörde« ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachse». Dynamit gefüllt und an dem eine Zündschnur angebracht" war, die durch zwei gewöhnliche Kupferdrähte mit einem elektrischen Taschenelement in Verbindung stand. Die Drähte waren so angebracht, daß sie durch den über sie wegfahren den Zug in Kontakt kamen, wodurch Kurzschluß entstand, der die Zündschnur in Brand setzte und den Zündstoff zur Ex plosion brachte. Der Unglückszug verließ Sonnabend um 23,30 Uhr dem Budapester Ostbahnhof. Er führte Lokomotive, je einen Ge päck- und Schaffnerwagen, zwei Schlafwagen und drei Per sonenwagen. Dieser Teil des Zuges ist verunglückt. Bei Via Torbagy überbrücken zwei parallel gebaute, etwa fünf undzwanzig Meter hohe und sechzig Meter lange Viadukte das Tal. Da die Strecke doppelgleisig ist, führt über jedew Viadukt ein Gleis. Diesem Umstand ist es zu verdanken, daß der Verkehr weiter abgewickelt werden kann. Grauenhafte Einzelheiten Das Unglück wurde zuerst von einem Gepäckträger der Station Bia Torbagy wahrgenommen der Feuerwehr und ; Gendarmerie alarmierte. Von Budapest ist sofort die frei willige Rettungskolonne in zwei Hilfszügen zur Unglücks stelle abgegangen. Ihr folgte eine Abteilung der Staats polizei und eine Reihe von Journalisten, die in Automobilen, zum Schauplatz der Katastrophe eilten. Er ist im Dunkel' der Nacht schon von weitem sichtbar geworden, da mehrere Waggonteile lichterloh brannten. In einer Tiefe von etwa dreißig Meter lagen die vollständig zertrümmerte Lokomotive und die Wag gons, während auf dem Gleise selbst noch fünf los- gerissene Wagen standen. Durch die Stille der Nacht halten die Wehrufe in ungarischer; deutscher, französischer und englischer Sprache und aus den Trümmern wurden blutende Verletzte hervorgeholt. Nach dem man 21 Verwundete geborgen hatte, hörte man keine weiteren menschlichen Stimmen, und die furchtbare Stille kündigte an, daß sich unter den Trümmern nur mehr Tote befinden. Die Bewohner von Bia Torbagy erzählten, sie seien um 12,15 Uhr durch eine furchtbare Detonation aus dem Schlaf aeweckt worden und unmittelbar daraus Mitte 1914 - 100 Juli 1930 Mai 1931 Juni 1931 Juli 1931 Nahrung u. ähnl. 122 129 128 125 Daß bei der flauen Konjunkturlage die Entwicklung schonungslos über dieses Hemmnis hinweggeht, beweist der um sich greifende Lohnabbau der letzten Zeit. Nach den Textilarbeitern mußten nun auch die Metallarbeiter die 3—5prozentige Lohnreduktion akzeptieren. Der Schlußpunkt erscheint überdies noch nicht gesetzt zu sein. Noch viel weniger ist der Schlußpunkt in Deutschland zu sehen, wo eine konzentrische Offensive aller Arbeitgeber gegen das bestehende Lohnniveau einzusetzen beginnt. Und zwar gehört zu diesen Arbeitgebern neuerdings in ausge prägtem Maße auch der Staat, vor allem die Gemeinden und öffentlichen Betriebe, die sich nur allzu lange den Luxus teilweise überhöhter Gehälter (und Pensionen) bei nur müh sam verschleierter Finanzmisere geleistet haben. Außer den Beamten werden aber auch die Gemeindearbeiter sich jetzt voraussichtlich einen starken Abbau in Angleichung an die bereits gesenkten Reichsarbeiterlöhne gefallen lassen müssen. Ebenso sind mehrere Lohntarife der Privatwirtschaft neu ge kündigt worden. In diese wittrige Atmosphäre im Arbeits frieden platzt nun noch die Bedrohung der Lebenshaltung durch die neueste Preisentwicklung und Preispolitik hinein. Im Juli ist allerdings der Index der Lebenshaltungskosten um einen Punkt gewichen: 1913/14 100 Juli 1930 Mai 1931 Juni 1931 Juli 1931 'Waldenburg, 14. September 1931. Agsten Vorgänge in Großbritannien werfen ein ^kM'cht auf die enorme Wichtigkeit einer möglichst zu- Äen Statistik der Lebenskosten und einer preispoli- M Aufklärung für jede krisenerfahte Volkswirtschaft, n Grundlagen und damit die Ergebnisse des bri- ^ebenskostenindex nicht so vielen (und zum Teil be- Einwänden ausgesetzt, wäre aber auch vor allem Zusammenhänge zwischen Realeinkommen --"kosten tiefer ins Volk gedrungen, so hätte mög- das britische Kabinett nicht über die Frage der ÄjxKntigen Kürzung des „dole" stürzen müssen. Denn unterliegt es keinem Zweifel, daß die Lebens- ^umhaft zurückgegangen sind, und es fragt sich nur, § ui dem Umfange geschah, den der Index nachweist: 100 1. 8. 1930 1. 6. 1931 1. 7. 1931 1. 8. 1931 ^kosten 157 145 147 145 ""8 144 127 130 128 Jahresfrist wäre ein Abbau um immerhin 8 Pro- -rhanÜen, seit zwei Jahren ein solcher um 11, und b's 1925 zurückgeht, sogar um 16 Prozent. Bei Ernährungskosten, die schließlich für das Budget leblosen die Hauptrolle spielen, ist der Abstieg noch Mszi " und 16 bezw. 24 Prozent. Nun wollen aber die Massen ganz einfach nicht an die Richtigkeit dieser 9>auben, und die veralteten Grundlagen der Jndex- liefern ihnen den erwünschten Vorwand dazu, zweifellos eine nach exaktesten Methoden durch- . Neuberechnung des Index keine starken Abwei- ? »n/».! Endresultaten bringen. Außerdem aber wol- d die Massen und ihre Führer heute noch nicht Ak mmenbegrisfen denken. Es ergibt sich der para- A uand, daß in Großbritannien (wie anderswo) viel l^.fprozentiger Abbau der Löhne oder der Arbeits- ^Nutzungen bei gleichzeitig um zehn Prozent ver- ^Utia Abhaltung durchzudrücken wäre, als eine zehn- Senkung bei einer um 10 Prozent verbilligteren i dies trotz der Tatsache, daß gerade in , ^uien ziemlich viele Tarifverträge in Form der a Eine direkte Bindung an die Preisgestaltung haben. Im Juli ist von den über 600 000 von !°IchOUUgen betroffenen Arbeitern ungefähr ein Achtel I >- 7»Elräge gebunden gewesen. ini^inzE^"Ereich geben die Lebenskostenindices trotz der Entspannung, die durch den Rückgang der rAer Weizenpreise nun doch besonders verstärkt wird, Gelegenheit, den Lohnabbau tragbarer ok" /"ffen. Denn immer noch ist ja gegenüber ogar hxj den Nahrungs- (ausgeprägter noch V Su n-? E" Haushaltungs-)kosten eine deutliche Teuc- N s/spuren, und selbst mit dem primitiven Jnstru- sranzosischen Lebenskostenstatistik nachzuweisen: Fernsprecher Nr. A». Postschließfach N^IL Leipzig Nr. 44ZS. LanNonto: «ereinsbank Mal« Waldenburg. Stadtgirokonto Waldenburg SV. nur bei pünktlicher Zahlung, bei zwang-weiser «S der Rechnungsbeträge wird jeder Nachlaß hinfällig. Mitglied d«S «chftsch« —d deS Deutschen ZeitungSverleger-DereinS t«. D.) — verlagSort Waldenburg Sachs««. sprrcher ausgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr, gleich weit verbreitet in den Ortschaften der StandeSamtSbezirke Altwaldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba "^erhain, Langenleuba-Oberhain, LangenchurSdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim.