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Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188601097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860109
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-01
- Tag 1886-01-09
-
Monat
1886-01
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.01.1886
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s. — r Ilitiman,. Fichsischer AbouuementSpreiS: Der »«Parteiische — jede» «oche»tag «bendUtt dem »am« de« folamde» W-LL"S«L'» «oaatli h M Pfg- bei den Ausgabestellen I» Chemnitz und den Bororten, sowie bei der Post. (Lingetragen unter Nr. 4«SS.) ' ' ^nartal erscheint für Abonnenten Wechuchttbeigabe) ».«azeizer«. Verl««: Alexander Wiede, V«chdr«ckerei, Chemnitz. FMiitS-Mkilkl Sonnabend, S.Januar1886. JnsertionsprriS: Raum einer schmalen KorpuSzcil« 18 Psg.; — Reklame (Upaltige Petitzeile) SO Psg. — Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle ma» Expedition und Redaktion: linih, Theaterstraße Nr. ü. amm'Adr.! Wiede'« Anzeiger, Chemnitz. Fernsprechstell« Rr. I»S. mit „Chemnitzer? Gtn-t-Anzeigee". MM«: „Tägliches Unterhaltungsdlatt" «ul» hiimliW iWmtrr S-imlogsblol! „Lustiges Bilderbuch". Amttiche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Da» koumrSverfahren über das Bermbgen deS Horndrückersabrikanten WenPil Kajetan Herrmann in Chemnitz wird nach erfolgter Abhaltung deS Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 7. Januar IS8S. Königliches Amtsgericht. jreregRaphifche Nachrichten. Vom 7. Januar. Berli«. Unter Borsitz de» Fürsten Bismarck fand gestern eine Sitzung de» Staat-Ministerium» statt, in der angeblich da» Branntwein-Monopol-Project vorlag. Berlin. Sine hier von Trinidad den 6. Januar ringegangen« amtlich« Meldung besagt: Da» Gerücht von einer Explosion auf S M. S. »Stein" ist gänzlich erfunden. Alle» wohl. Berlin. Di« „Kreuzzeitnng" erklärt die Meldung, daß dir Erneuerung de» Militär-Septenat» noch in diesem Jahre beim Reichstag eingebracht würde, für ebenso unzutreffend, wie srüher. E» soll bei der zu entwerfenden Vorlage da» Resultat der 1285er Volkszählung berücksichtigt werden, wa» für die laufende Session nicht «ehr möglich ist. Wien. Bestem Vernehme« nach traf am letzten Montag in Petersburg ein besonderes Schreiben de» Fürsten Alexander von Bulgarien an den Kaiser Alexander III. von Rußland «in. Pari». Eonrcy telegraphirt: Die Aufständischen zerstörten Ende Derember die katholischen MissiouSgebäude im Gebirge Nighan Annam. Ein französischer Missionar und 500 Christen wurden getödtet. Eine Truppenabtheilnng nnter Chaumont verfolgte die Aufständischen und nahm ihnen Waffen und Munition ab. — Hiesige Blätter melden, der König vouBaiern halte sich seit einigen Tagen nnter dem Namen eine» Grafen Berg hier ans. Pari». Der „Figaro ' bringt allen Ernste» die Nachricht, zwischen den republikanischen Parteiführer» Spanien» und den radikalen Politikern Frankreich» seien seit einigen Wochen Berhand. lunge« im Zuge, welche zu folgenden Vereinbarungen geführt hätten: I» Spanien wird die Repnblik ausgerufen. Di« spanische und die französische Republik bilden unter der Bezeichnung lat«i«ische Republik einen Staatenbund mit gemeinsamem Präsidenten, doch besonderen Vieepräsidenten. Die Handel»« und Werhintereflen werdrn auf einem abwechselnd in Pari» und Madrid tagenden gemeinsamen Kongreß behandelt. Der spätere Beitritt Portugals und Italien» ist vorgesehen. Der »Figaro" versichert, e» handele sich um keine» Scherz, sondern um lange müheselige bisher geheim gehaltene politisch« Verhandlungen -«sichen Staatsmänner» von Stellung. Pari». Da» Kabinet war gestern nahezu fertig. Freyeinet hatte, um allen Gruppen gerecht zu werden, Lockroy und Grauet einerseits und Rouvier und Falliöre» andererstitS Portefeuille» zu gedacht. Als die beiden erster«« die Namen der beiden Gambettisten hörten, erklärten sie sofort, mit denselben in keinem Kabinet bei> samme« sein zu wollen. Freyci«rt hatte also von vor« anzufangen In der nene« Kombination find die Gamdeltiste» gänzlich »»vertreten. London. Die Parnelliten wolle« keine Koalition mit den Liberalen eiugehen. Sie scheuen «ine Niederlage der Regierung und besonder» eine Auflösung de» Palameut», und sie find daher geneigt, die Selbstverwaltung-Vorschläge de» Ministerin«» als Abschlag zahlung auznuehmen. Ds»tfchl«m- in a«erika«ifche» Beleuchtnng. X. New-Aork, Ende Derember. Bo» unseren beide» Brneralconsnl» in Deutschland, den Herren Fr. Rain« in Berlin und Jac. Müller in Frankfurt a. M., find vor einigen Tage« im Staatsdepartement zu Washington die ersten Jahresberichte «Ingegangen, die schon um deswillen interessant find, weil st« in ihrer Kritik der ReichSeinrichtnngrn und der im neuen Reich zu Tage tretende« Bestrebungen so grundverschieden von ein ander abweichcn. Zollt Herr Raine, auS dessen rosig gefärbtem Be. richt kaum seine angebliche Unzufriedenheit mit seinem Aufenthalt in der deutschen Reich-Hauptstadt durchschimmert*), selbst der Colovial- politik de» Reichskanzler» hohe Anerkennung, so weiß Herr Müller in seinem Bericht nur von de« »in Deutschland herrschende» reaktio när«« Tendenzen" zu reden, die der Entwicklung eine» regere» industriellen und commercielleu Verkehr» zwischen beiden Ländern hinderlich feie«. ES sei mir nun gestattet, die beiden Bericht« in ihr«« wesentliche« Inhalt gegenüberzustellen. Geueralconsul Raine weist in der Einleitung seine» Bericht» zunächst kurz auf da» Auf. blühe» de» deutschen Reiche» hin. „Vorsichtig aber stetig," heißt er, „ist ein neue» RegierungSsyste« eingesührt worden. Der fast nnnnterbrochrne Strom neuer Gesetze ward augenscheinlich auch nicht durch ein« einzige Inkonsequenz verlangsamt. Sie bilden sym- metrische Theile einer Struktur, welche lange vor ihrer Errichtung von eine« weitsichtigen S taatsmann entworfen wurde. Die erforder liche» stnauzielle» und anderen Mittel waren im Ueberfluß zur Hand. Mit der Errichtüng de» Kaiserreich« wurde eine gewaltige Menge intrlleetueller und moralischer Macht verfügbar, welche Jahrhunderte lang infolge der kleinlichen Rivalität zwischen einzelnen Staaten de» Bunde» «entralifirt worden war» und Bismarck richtete dieselbe prompt auf höhere Ziele. Mit ihrer Hilfe war er im Stande, ge waltige Wertzeug« für die Schaffung neuer politischer und anderer Organisationen, a« welche ma« früher kaum gedacht hatte, hrrzustellen." An» der stetige« Abnahme der AuSwaudernug aus dem deutschen Reich nach de« Bereinigte« Staaten schließt Herr Rain«, daß ent- «ed« die wirthschaftliche Lag« Deutschland» sich gebessert, die An ziehungskraft Amerika» abgenommen, oder Fürst Bismarck'» Colonial politik sich al» erfolgreich gezeigt Hab«. „Diese Politik," so fährt Herr Raine fort, „findet überall im Reich völlige Billigung. Der d««tsche kolonialverein, welcher vor zwei Jahren gegründet w«rd«, hat sich mit großer Schnelligkeit verbreitet. Die erst« Tr- werbnng wurde von einer Bremer KaufmannSsirma in Südafrika grmacht und bestand i« einem Areal« von 900 deutsche» Quadrat- Meile«. Die Kauflent« ersuchten um staatlich« Anerkennung fetten der Reich-regieruug, und dieselbe wurde ihnen gewährt; andere folgten dem Beispiel schnell und ans diese Weise wurden Besitzungen in Ost *) Her, Raine hat er, seinem »»erstehenden Rüi! «lle Gerüchte von asrika, Kamerun. Angra Pequena re. erworben. E» wird nun g« plant, alle Vereine und Compagnien, welche danach streben, deutsche Colonial-Jut,reffen zu fördern, zu vereinigen, und dieser Vorschlag wird in einer binnen Kurzem in Berlin stattfindeuden Conferenz er örtert werde». Die Regierung hat letzhin zwei Dampferlinieu, welch« die Verbindung zwischen dem Muttrrlande und den Lolonien Herstellen sollen, subvrntiouirt und eine dritte ist soibeu von Privat Unternehmern zwischen Hamburg und dem Congo errichtet worden. Auch den Arbeiter-Colonien läßt Herr Raine gerecht« Würdigung zu Theil werde«. „Bor drei oder vier Jahren " sagt er, „machten mehrere hunderttansend Vagabunden Deutschland ««sicher und zogen von de» Bevölkerung au Beträgen, welche ihnen von wohlthätiger Hand gereicht wurden, jährlich viele Millionen. Ei» Geistlicher trat zuerst mit dem Plane hervor, diese Leute zu kolonifireu «ud mit Hülfe von Capitalisteu erlangte er einen Strich brach liegenden oder theil- weis« unter Cultnr befindlichen Lande» in Westphalen, wo er eine , Arbeiter-Lolönie" orgauifirte. Lokalkomits'S wurden überall gebildet, um von Almoseugebkn abzurathen und statt dessen eine entsprechende Summ« für da» neue ColouisatiouS-Unternehmr« zu empfehlen. Der Plan trug gute Früchte und die Vagabunden wurden gezwungen, in großer Anzahl »ach der Colonie auSzuwandern. Dort wurden sie gewaschen, mit Kleidern versehen und al» Landarbeiter eingestellt. Allmählig beim Fortschrette» der Lolonisation erhielten sie Arbeit in ihren resp. Handwerken nnd viele derselben worden nützliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft. Der Rest fand seine» Weg in die Arbeit-Häuser. Der Kaiser und viele einflußreiche Männer deS Kaiserreichs nahmen große» Interesse an dieser Angelegenheit und gegenwärtig werden derartige „Arbeiter Colouien" in allen Lolonien und Staaten Deutschland» eingesührt. Herr Raine bespricht zum Schluffe ausführlich die Lage der deutschen Industrien und de» Handels und die Einflüsse, welche dieselbe berühren, einschließlich der jüngsten Schutzzollpolitik der Regierung. Er findet, daß di« Fabrikanten sich mehr über niedrige Preise, al» mangelnde Gelegenheit, ihr« Waare loSzuwerden, beklagen. Die erzielten Preise liefern nicht den gewünschten Profit, aber nahezu alle Industriezweige find stark beschäftigt und neu« industrielle Unternehmungen wachsen empor." Ander» der Bericht de» Herrn General-Consul Müller. „Die offiziellen Kreise Deutschlands tragen den Bereinigten Staaten gegen- über ein große» Uebelwolle« zur Schau. Sie fürchte« da» ameri- ksnische Schwein, den Beizen und amerikanische Importe im Allge meinen, aber mehr al» Alle-, die Jmportation amerikanischer Idee». Richt nur ist eine Tendenz de» Rückschritt» in politischen, religiösen und wirthschaftliche« Kreisen bemerkbar, sonder« auch die zwischen, Mersich »nd Mensch bestehenden Schranken werdrn aufrecht erhalte« und in solchem Grad, vermehrt, detß der Kastengeist wieder sein Haupt erhebt nnd da» Feudalsystem neue Lebenskraft erhält. Der Consnl bezieht sich ans diese Te«denzeu al» den Hauptgrund für den vorherrschenden Anti-Amerikanismus, auch will er unser« Regierung darauf vorbereiten, daß sie von der deutsche« oder österreichischen Regierung, welche der amerikanischen Freiheit «nd Prosperität feindlich gegenüber stehen, keine freiwilligen Zugeständnisse zu erwarten habe. Di« Gedrücktheit von Handel nnd Industrie in Deutschland, hat dem Bericht znsolge während de» vergangenen Jahre» angedauert «ud da» neue Zollsystem hat sich al» ein Fehlschlag erwiesen. E» herrscht ein« bedeutend« Antipathie gegen die Bereinigten Staaten, soweit die Auswanderung in Betracht kommt, und man ist in jeder Weise be müht, dieselbe zu beschränken. Die bedeutende Einfuhr fremden Weizens hat da- Verlangen nach höheren Zöllen hervorgerufeu, welche thatsächlich einem Einfuhrverbot.gleichkommen würden." Zum Schluß sagt Consnl Müller, daß der gegenwärtige Wettstreit unter den Rationen zur Erlangung der industrielle» und kommereielleu Herrschaft eS für Amerika rathsam erscheinen lasse, eine Politik z« verfolgen, welche freie Schifffahrt, Entfaltung der Industrie, unbehindert durch lästige Steuer», und einen kräftigen Schutz für amerikanisch« Bürger im Au»la«de schaffe. Es war nicht zu verwundern, daß diese AuSlaffungeu de» Herrn Geueral-Consnl Müller in einem Theile der Presse «nd Bevölkerung beträchtliche» Aussehen machten, und wenig Tage darauf brachte die „Affoc. Preß" ein offieiöse» Telegramm au» der Bundeshauptstadt, in welche« HülfSstaatSsecretär Porter di« Ausführungen Müller » ab zuschwächen sucht und vergleichsweise anführt, daß unsere Regierung sich darob nicht beleidigt fühlen würde, wenn ein deutscher Consul unsere Schutzzoll-Tarife oder irgend welche Regierungs-Prinzipien so scharf, wie e» ihm beliebe, kritisiren würde. Wen» einige Blätter schon die Bermuthuvg auSsprache«, daß, um einen Bruch der diplo matischen Beziehungen zu verhindern, General-Lonsul Müller abberufen werden würde, so weist Herr Porter mit Recht darauf hi«, daß unsere Beziehungen zum deutsche« Reiche niemals herzlichere und freundschaftlichere waren al» eben jetzt und daß dem Müller'scheu Bericht denn doch eine zu große Bedeutung beigrmeffen würde. General - Consnl Müller habe keine diplomatischen Grundsätze verletzt, sondern nur, wenn auch vielleicht in etwa» allzu rückhalt-loser Weise, seine Pflicht, alle», was den Handel mit den Bereinigten Staate« betreff«, zu besprechen, erfüllt. Ist doch der Stein wenigsten» Politische Rundschau. Chemnitz, den 8. Januar. Deutsches Reich. Heute nimmt der deutsch« Reichstag seine Arbeiten wieder auf. An BerathungSmaterial fehlt «» nicht; außer dem Rest de» Etat» find noch die Vorlage über den Bau de» NordostseekanalS, die Zuckersteuervorlage, der Gesetzentwurf betr. die Unfallversicherung der land- und forftwirthschaftlichen Arbeiter, der Entwurf betr. die Rechtspflege in den deutsche» Lolonien und zahl- reich« Anträge. Auch die Interpellation bezüglich der PolenauSwei- snngeu, die vor dem Feste zum Erlaß der bekannten kaiserlichen Bot- schast führte, bleibt noch zn erörtern. Die Hauptarbeit wird dem Reichrtage aber erst da» Branntweinmonopol und die nothwendige Vorlage betr. die Verlängerung de» SocialistengesetzeSgrsetze» bringe«, die zu an»grdehnteu Debatte« Anlaß geben werden. Ob die Militär- Vorlage (weitere Feststellung der Friedensstärke der Arme«) erfolgt, ist noch «icht sicher, immerhin aber wahrscheinlich. Der Reichstag wird gewaltig zu thun haben, um da» massige ArbritSpensu« zu erledige», denn die Sitzungen vor Weihnachten habe« ihm «icht gerade viel ge holfen. Am meisten practischeu Werth hat «och die überau» etlfemg erfolgte Berathuug de» Militäretats, au» dem Wegei — Dem Staat»secretär vr. von Stephan, dem Leiter unserer Reichspost, ist «Ine hohe Anerkennung z« Theil geworden. Er hat folgendes kaiserliche Handschreiben erhalten: Ich habe von dem Mir am 13 d. M. vorgelegten Berichte über di« Ergebnisse der Reich»- Post-Telegraphen-Verwaltung während der Etatsjahre 1882—1884 eingehende Keuntuiß genommen. ES ist Mir von hohem Interesse gewesen, die stetigen Fortschritte in der gedeihliche« Entwickelung de» Post- und Telegraphenwesrn» de» Reiche», insbesondere der wesentliche« Verbesserungen, welche auf dem Gebiete der auswärtigen Verkehr»- Verhältnisse zu verzeichnen find, im Zusammenhang« zu Überblicke» und zu erfahren, welche überraschend günstige« Finanzverhältniffe Dank der sachgemäße« sicheren Leitung der Verwaltung und der pflichttreue» Mitwirkung aller Beamte» erzielt worden find. Ich nehme gern Veranlassung, sämmtliche« Betheiligten Meine Anerkennung anSzu« sprechen. Berlin den 30. Dezember 1885. gez. Wilhelm. — Englische Blätter fabeln wieder einmal von einer Verlobung der Prinzessin Victoria von Preußen, zweiten Tochter de» Kronprinz«», mit dem Fürsten von Bulgarien. Thatsächlich«» Untergrund hat die Nachricht für jetzt nicht. — Eine ganze Zahl von Protesten gegen da» Branntwein monopol ist in deutschen Städten beschlossen worden, welche de« Reichstage übersandt werden sollen. — Eine Berliner Torrespondenz der „Magdeb. Z." glaubt, daß di« sächsische Regierung ebenso, wie seinerzeit dem Tabak»- Monopol, jetzt auch dem Branntweinmonopol ablehnend gegen überstehe. — Dem Braunschweigischen Jnfantrrie-Regimrnt i« Metz ist a« Neujahr»tage da» folgende Telegramm durch Regimentsbefehl bekannt gemacht worden: Dem herzoglich braunschweigischen Jnfautericregiment Nr. 92 entbiete ich meinen Glückwunsch beim Jahreswechsel und hoffe, dasselbe werde sich, wie stet» bisher, im Kriege wie im Friede» der Zufriedenheit Sr. Majestät de» Kaiser» erfreuen. Wann da« Regiment hierher verlegt werden soll, werden Se. Majestät befehlen. Ich darf mich aber der Hoffnung hiugeben, daß dieser Befehl in nicht sehr ferner Zeit ergehen wird, wo ich daun di« Freude haben würde, e» hier «inrücken zu sehen, gez. Albrecht, Prinz von Preußen, Regent des HerzogthumS Braunschweig. — Eine interessante ReichStag-wahl wird die im Hannover'sche« Wahlkreise Aurich werden, wo eine Ersatzwahl für den verstorbene« nationalliberalen Abgeordneten Vtfferiug vorzunehmen ist. Der Wahlkreis war früher freisinnig vertreten und wurde 1881 von de» Nationalliberalen mit knapper Mehrheit erobert. In der ersten Wahl waren 4529 Stimmen auf den nationalliberalen, 4840 auf dar deutschfreifiuuigen «nd 469 Stimme» auf de» sorialdemokratische» Landidate» gefallen In der Stichwahl wurden 7674 nationalliberal« und 7170 deutschfreisiunige Stimmen abgegeben. Di« deutschfreifiunig« Partei wird Anstrengungen machen, das Mandat wieder zu erobern. Der Wahlkampf wird also der erste sein unter dem Zeichen de» Branntweinmonopols. Oesterreich-Ungarn. Der „Deutsche Schulder«!»" ist, wie wir schon gestern meldete», augenblicklich in ernster Gefahr, von dem Schicksal« der Auslösung betroffen zu werden. ES wäre da» ein überaus trauriger Jahresanfang für die Deutschen in Oester reich — oder aber auch «ln guter im Sinne der von Monat z« Monat anwachsenden radikal-nationalen Partei, welche jede« urnen Schlag gegen da» Dentschthum als «inen weitern Schritt zum Ende de» TaafferegimenteS begrüßt. „Thuet doch Euer Aergste»!" so rufe» ihre Anhänger au»; „je rascher «nd gründlicher sich da» flavoklerikal« System Geltung verschafft, desto bälder wird e» sich selbst »ä »dsuränm geführt haben." Diese Anschauung mag jedenfalls für di« von der Regierung geplante Aushebung de» Schulverein» insofern zutreffen, al» diese Maßregel thatsächlich im Jnlande wie im Ausland« al» eine au» nationalem Haffe der Tschechen und Sloveneu hervorge gangene Vergewaltigung de» Deutschthnms da» größte Aufsehen machen und da» System Taaff« anch der letzten Lappen de» Bersöhuung»- mäntelcheus entkleiden würde. Daß aber di« Absicht, de« Deutschen Schulverein aufzulöseu, im Schoße der Regierung thatsächlich besteht, geht an» folgendem Faktum hervor. Da» Ministerium de» Inner« hat an sämmtliche Statthalter und Lande-präfidenten einen vertrau lichen Erlaß gerichtet, welcher von diesen wieder an sämmtliche ihnen unterstehende BezirkShauptleute gleichfalls im vertraulichen Weg« weitergegeben wnrde. Durch da» Schriftstück werden die Beamten aufgefordert, über allenfalls von de« Ortsgruppen de» Schulverein», oder auf derlei Versammlungen, Festlichkeiten, Commersen u. dgl. oder auch von einzelne« Angestellte« de» Vereins bei solchen Anlässen ent wickelte „politische Thätigkeit" zu berichten. Sie mögen sich dabei die Anschauung gegenwärtig halten, daß der Deutsche Schulverein bei der Bedeutung, welch« die Schule für da» öffentliche Leben besitzt, ganz von selbst zu einem Vereine mit politischen Zielen geworden sei. — Nun denke mau sich einen kk. Bezirkshauptmann, dem in solcher Weise ein „vertraulicher" Wink mit dem ZaunSpfahl von Seite seine» amt, lichen Vorgesetzte» «rtheilt wird. E» ist gar nicht möglich, daß di« Herren BezirkShauptleute „nicht» finden". Wer nach solcher An- Weisung „nicht» findet", weiß sehr gut, daß er sich unliebsam gemacht hat und die Folgen davon im Avancement zu verspüren haben wird. Liegt aber derlei Material an» mehreren Kronländern vor, dann er folgt sicher di« Auslösung de» Verein», welche von den Tschechen «nd Klerikalen schon seit Jahr und Tag stürmisch verlangt wird. Frankreich. Eine interessante Schilderung de» französische« Staatsoberhaupt«» biete« die folgende» Zeilen: „JuleS, steh' auf!" „Warum?' — „Der Marschall Hot ja doch abgedaukt!" — „Ich weiß!" — „Man wird Dich zum Präsidenten der Republik wählen!" — „Wahrscheinlich!"-„Also, darum steh'doch auf!" — „Ich ha»' noch ein« Stunde Zeit." — Dieses Gespräch, daß sich vor siebe« Jahren zwischen Jule» Brävy und seinem Bmder abgespielt habe« soll, wnrde damals al» rin Beweis deS Pflegma'S angeführt, womit Herr Srävy seiner Wahl znm Oberhaupt de» Staate» entgegensah. wen« di« Anekdote sagen will, daß der Präsident selbst in den wichtigste» Momenten seine» öffentlichen Lebens große Ruh« und. Kaltblütigkeit behält, kann sie ganz wahr sein. Sind diese unerschütterlich« Ruhe und Kaltblütigkeit nicht da» Geheimniß, wo durch Herr Grövy z« rin« Zeit, da Alle» wankte, unverrückbar ans seine« Platze blieb? Wäre sein Wesen nicht so einfach, natürlich und vernünftig, würde man ans die Bermuthung kommen, er sei i«
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