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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881024
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-24
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.10.1888
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8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgende» Tages) zur Versendung gelangende „Sächsische LandcS-Anzctgcr" mit täglich einem Extra-Beiblatt: Sächsischer 1. Kleine Botschaft S. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische GcrtchtSzcitnng 4. Sächsisches Allerlei b. Jllusirirtcs UntcrhaltnngSblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anstalten 75 Psg. (Post-Zeitiings-Proisliste Nr. 5035.) Unparteiische tägliche Zeitung für Sachse» und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdrnekerei, Chemnitz, Theaterstrahe Nr. Fernsprech-Anschluss Nr. IM. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz 5. Mittwoch, 24. Oktober 1888. Bon den Hauptblättern des „Sächsischen LandcS-Anzcigers" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sondcr-Ansgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur SO Pfg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 9. Nachtr. Nr. 1350a.) FürAbonnenten erscheint je einmal im Jahr- Sonniier-Liskiibahiisahrbiatthefl für Sach en: Winter.Eisenbahnfnhrpianlicft für Sachse». Jliustr. Kalender des Sächsischen Landbo cn. JilustrirteS ZahreSlmch des üandeS-Anzeiger-- AnzeigcnprciS: Nauiu einer schmale» Corpuszcile 15 Pfg. — Vevorpigte Stelle (Isvaltige Petit/,eile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man de» CinrücknngSbctrag (in Briefmarken) beifügen je 3 Silbe» Corpusschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Tie Anzeigen finden ohne PreiSanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen^äglichc Extra-Beiblätter.) Amtsgerichtliche Bekanlttmachltilgen. Ueber das Vermögen der Väckereigcschäftsinhaberin Marie Helene verchcl. Ncnbcrt in Chemnitz wird heute am 20. Octvbcr >888, Vormittags V,13 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Bauer in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konknrssordernngcn sind bis znm 17. November 1888 bei dem Gerichte anznmelocn. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Glünbigerausschnsses und eintreteude» Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände ans den 6. November 1888, Nachmittags 4 Uhr, und zur Prüfung der angcmeldeten Forderungen auf den 27. November 1888, Vormittags 10 Uhr, vor den: unter zeichnete» Gerichte Termin anbcranmt. Allen Personen, welche eine z»r Konkurs masse gehörige Sache in Besitz habe» oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zn verabsolgcn oder zu leiste», auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in An spruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 20. November 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht z» Chemnitz. Neueste Nachrichten. Bremen, 22. Octvber. Ter russische Dampfer „Archangel" und der englische Dampfer „Neptune", der sich ans der Fahrt von Stettin nach Glasgow befand, sanken nach einer stattgchabtcn Collision Die Mannschaft des „Neptune" ist gerettet. Ueber den Verbleib der Mannschaft des russischen Dampfers ist nichts bekannt geworden. Wien, 22. Oktober. In einer Polemik gegen Garaschanin versichert das „Frcmdenblatt", daß in neuester Zeit sehr beträchtliche Truppcnverschiebuiigen aus dem Inneren Rußlands gegen die öster reichisch-deutsche Grenze stattfinden. Nürnberg, 23. October. (Drahtbericht unseres Anzeigers.) Bei der gestern stattgefundcncn Reichstags-Ersatzwahl im Wahlkreise Ansbach-Schwabach ist kein Endcrgebniß erzielt worden. Es hat Stichwahl zwischen Lerchcnfeld (freicons.) und Kroebcr (Vvlkspactei) stattzufindcu. Politische Rundschau. Chemnitz, den 23. October. Deutsches Reich. Zur Rückkehr des Kaisers ans Italien schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": „Die dem Oberhaupt des deutschen Reiches auf seiner ganzen Reise bezeugten Sympathien haben in den deutschen Herzen das Gefühl hohen nationalen Stolzes geweckt. Das gesammte Deutschland dankt Oesterreich, dankt Italien für die unserem Herrscher bereitete liebevolle Ausnahme. Wie die in Wien, Rom und Neapel verlebten Tage in dem Herzen unseres kaiserlichen Herrn einen unauslöschlichen Eindruck hintcrlassen haben, wird auch Deutsch land in allen kommenden Zeiten dessen eingedenk sein. Vor Allem aber hat das deutsche Volk den Tribut seines Dankes dein Kaiser zu zollen für die Mühen und Beschwerden, denen er sich auf seinen Fahrten in Nord und Süd unterzogen, und auf denen es ihm in so bewunderungswürdiger Weise gelang, seiner Person die Sympathien zn gewinnen, die seinem Land und Volk eine so reichliche Fülle von freundlichen Beziehungen mit seinen Nachbarn eingetragen haben. Unter dem lauten Jubelruf, der dem Monarchen in den Hauptstädten des Nordens, wie des Südens cntgegeuschallte, kräftigte und festigte sich das Baud der Eintracht und des Vertrauens, das die Länder mit uns verknüpft, denen der Kaiserbesuch galt. Und in der Stärkung und Belebung dieser Beziehungen hat unser hoher kaiserlicher Herr neue Bürgschaften für die Erhaltung und Wahrung des Völkcrfricdcns geschaffen und damit der Wohlfahrt und dem Gedeihen aller den Segnungen der Kultur huldigenden Nationen ein neues Unterpfand der Sicherheit gewährt. So möge denn der sympathicvollc, herzliche Willkommensruf, der Kaiser Wilhelm II. am Geburtstage seiner Maren von Westerland. Novelle von Neinhold Ort man». Fortsetzung. Nachdruck verboten. Ohne sich durch die furchtbare Spannung in den Zügen seines Sohnes zn besonderer Eile antrcibcn zu lassen, fing er an, in seine» Taschen zu wühlen, und obwohl er genau wußte, wo er Marcn's Brief aufbewahrt, förderte er ihn doch erst »ach einer geraumen Weile zu Tage. Das Blatt war ans dem Umschlag genommen und arg zerknittert. Es war, als wenn der Capitän mit der Behandlung dieses an seinen Sohn gerichteten Schreibens recht deutlich seine Ge ringschätzung der Absenderin hätte darthnn wollen. Boy aber dachte in diesem Augenblick an nichts Anderes, als daran, was der Brief der Geliebten enthalten könne, und obwohl seine Hände so heftig zitterten, daß er Mühe hatte, ihn scstzuhalten, obwohl die Buchstaben vor seinen Augen durcheinander tanzten und flimmerten, wie die Wellen eines bewegten Meeres — hatte er den Inhalt der wenigen Zeilen doch nur allzu schnell znsammengcbracht. Da stand mit etwas schwerfälligen, aber doch regelmäßigen und festen Schriftzügen in furchtbarster, unzweideutigster Klarheit: „Mein lieber Boy! Weil mir Capitän Erichsen mittheilt, daß Du alsbald zurück- kchren wirst, und weil cs vielleicht besser ist, wenn wir uns nicht erst unversehens begegnen und es uns mündlich sagen müssen, was Dir doch schmerzlich sein könnle, so schreibe ich Dir hiermit, daß ich dem Herrn Felix Winspcrg, Maler aus Brünn in Oesterreich, angelobt habe, sein Eheweib zu werden, und daß ich mich darnach zn ver halten gedenke. Weil Uwe Petersen es will und besonders Juken, die ganz lahm und krank ist, soll die Hochzeit i» Westerland sein, und schon in vier Wochen. Wenn Du mir noch ein Gutes erweisen willst, mein lieber Boy, so gehe nicht in die Kirche, denn wenn es auch für uns Beide am besten war, wie cs gekommen, so ist es doch auch sehr traurig. Ich danke Dir für all Deine Liebe und Treue, und ich wünsche Dir viel Glück und Gesundheit, wie ich auch den allmächtigen Gott von ganzem Herzen anflehcn will, daß er Dich mit Jane Jansscn, die ein braves Mädchen ist, nur Freude und Zufriedenheit er lebe» lasse. Und so verbleibe ich zum letzte» Mal Deine Maren." hohen Gemahlin entgegcnkliugt, von glückverheißender Bedeutung sein für unser Vaterland und für seine fernere Entwickelung. Mit ge hobenem Herzen begrüßen wir gerade heute unseren erlauchten, in die Heimath zurückgekehrten Herrscher als einen Mehrer des Reiches au Gütern und Gaben des Friedens." — Zu Kaiser Wilhelms Nordfahrt meldet jetzt das dänische Blatt „Politiken", es seien aus Anlaß der Anwesenheit des deutschen Ka sers in Petcrhof, Kopenhagen prinzipielle Vereinbarungen, be treffend gewisse soziale Fragen, und besonders mit Bezug auf die Abwehr antidynastischer Bestrebungen, getroffen worden. Auch in Wien und Nom habe man diesen Vereinbarungen zugcstimmt. — Kaiser Alexander von Rußland wird Mitte November in Berlin erwartet! Der „Krzztg." wird mitgethcilt, daß der Besuch als ziemlich sicher gilt. Der Zar will .dem RcgierungSjubiläum seines Schwiegervaters, des Königs von Dänemark, beiwohnen, und will die Reise über Berlin machen, da eine Seefahrt um diese Jahreszeit wenig Annehmlichkeiten bietet. — Die Kaiserin Friedrich soll im Gesfcken-Prozesse als Zeugin vorgcladen werden! So weiß ein Londoner Blatt zu melden, doch ist diese Nachricht in keinem Falle richtig. Nach dem deutschen Prozeß- gesctz sind die Mitglieder der landesherrlichen Familien überhaupt nicht zum Erscheinen vor Gericht zu laden, sondern in ihrer Wohnung zu vernehmen. — Vor Kurzem hieß es bekanntlich, Graf Wilhelm Bismarck werde Regicriingspräsident in Hannover werden. Nach dem „Hann. Kur." entbehrt die ganze Nachricht jeder Begründung. — Unter Bethciligung der Bürgerschaft und der Behörden hat am Sonntag Mittag in Bremen die Feier der Eröffnung des neue» Freihafcngebictes begonnen. Der Oberbaudirektor Franzius übergab dem Senat die Anlagen, wobei er die Ueberzeugung aussprach, daß alle Bauten sich bewähren und der freien Hansastadt zum Segen gereichen würden. Bürgermeister Buff sagte in seiner Antwort rede: „Unter der unvergeßlichen Regierung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I. ist das Werk, welches wir heute feiern, be gonnen, unter der Regierung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. übergeben wir es seiner Bestimmung. Unser Kaiser hält des Reiches Macht hoch, um durch sie dem Reiche den Frieden zu sichern. Diesen Willen weiß vor Allem eine Handelsstadt zu schätzen, darum sage ich, Gott erhalte dem Kaiser die Kraft, durch die Macht des Reiches ein Hort des Friedens zu bleiben." Redner brachte dann ein Hoch auf den Kaiser aus. Abends fand ein Festbankett statt. Desterreich-Ungarn. Der Pester Lloyd berichtet über eine Neuerung, die in der Artillerie geplant wird. Es besteht nämlich die Absicht, eine Art mobiler Belagerungs-Artillerie zu schaffen, ein Mittelding zwischen Feld- und Festnugs-Artillerie. Dieselbe soll gegen rasch aufgeworfene Erdschauzeu und flüchtige Befestigungen des modernen Kriegswesens, welchen die Feldgeschütze nichts auhaben können, zur Verwendung kommen. Vorläufig sollen fünf Batterieen derartiger mobiler Belagerungs-Artillerie ausgestellt werden. — In der Wiener Hofburg fand Sonntag Abend zu Ehren des dort anwesenden Prinzen Heinrich von Preußen ein großes Galadiner statt. Vorher hatte der Prinz eine Deputation der österreichischen Marine-Offiziere empfangen. Montag erfolgte die Abreise nach Kiel über Darmstadt, wo der Prinz erst an den Hofjagdeu thcilnimmt und seine Gemahlin abholt. — In Wien macht es großes Aufsehen, daß dem Oberhofmcisteramt der Auf trag zugegaugen ist, die Akten des Ceremvuiclls der letzten böhmischen Königskröuung vvrzulcgcn. Den Tschechen ist der Kamm darob ge waltig geschwollen, aber an eine neue Königskrönung braucht mau darum noch lauge nicht zu glauben. Es handelt sich wohl nur um irgend welche interessante historische Feststellungen, und nicht um die Wiedererrichtung eines Lschecheureiches Böhmen. Schweiz. Die Bildung einer sozialdemokratischen Partei in der Schweiz ist nunmehr entschieden. Ein Arbeitcrtag in Bern be- „Na, willst das Ding am Ende gar answcndig lernen, wie den kleinen Katechismus?" meinte Capitän Erichsen, als Boy nach Ver lauf einer geraumen Zeit den zerknitterten Brief noch immer in der Hand hielt und ihn mit leerem, ausdruckslosem Blick anstarrte. „Wie mirs scheint, hat sie sich obendrein noch ein wenig lustig gemacht über Dich, und ich hoffe, Du wirst Ehrgefühl genug haben, darum den Kopf nicht hängen zu lassen." Der Kranke drückte den Brief in der Hand zusammen und schob ihn unter die Bettdecke. Daun wendete er das Gesicht gegen die Wand und murmelte mit schwacher, kaum vernehmlicher Stimme: „Es ist gut, Vater! — Aber ich bin müde, ich möchte ein wenig schlafen." Bon da an sprach Boy Erichsen mit Keinem aus seiner Umgebung mehr ein Wort, und ein Kopfschütteln oder Nicken war die einzige Erwiderung, welche er auf die an ihn gerichteten Fragen hatte. Aber des Capitäus Prophezeiung ging vollständig in Erfüllung. Der junge Mann war von zu kernigem friesischen Schlage, als daß ihn das Tropcufieber hätte unter die Erde bringen können. Sein körperlicher Zustand besserte sich vielmehr von Tag zu Tag, und die zeitweilig wiedcrkehrenden Ficberanfälle wurden immer ungefährlicher und schwächer. Um so weniger aber wollte dem Arzte seine Gemüthsvcrsassung gefallen. Dieses stille, stumpfe Hinbrütcn, diese schweigende Regungs losigkeit war mit Rücksicht auf die stetige Zunahme der körperlichen Kräfte geradezu unerklärlich, und einmal hielt cs der Doctor gar für seine Pflicht, gegen den Vater des Patienten eine ziemlich ver ständliche Anspielung zu machen, daß möglicherweise Bvy's Verstand durch die lauge Krankheit gelitten haben konnte. Aber damit kam er bei dem Capitän ebenso schön an, wie mit seinen ersten Bedenken. Erichsen lachte ihm ins Gesicht und meinte, das finde sich Alles schon wieder zurecht. Nur keine Tränke und Pulver, so würde sich's schon machen. Und cs machte sich i» der That, wenn auch wesentlich anders, als Capitän Erichsen es erwartet hatte. Eines Abends um die Zeit der beginnenden Dämmerung, als drinnen im Hause Alles still war und als er gewiß sein konnte, baß ihm Keiner hindernd in den Weg treten würde, erhob sich Boy von dem Lager, das er seit mehreren Wochen nicht verlassen hatte, und kleidete sich langsam an. Es war keine leichte Aufgabe, denn der Kopf war ihm schwer wie Blei, und die schwachen, zitternden Glieder drohten ihm in jedem Augenblick den Dienst zu versagen. schloß die Auflösung des bisherigen allgemeine» Arbcitervcrbandes und die Gründung einer sozialdemokratischen Partei in der Schweiz. Frankreich. Die Franzosen haben sich eine zweite Auflage des Scandalstückes vom Empfange König Alfvnso's XII. in Paris geleistet. Bei der Ankunft des leidenden Königs Karl von Württem berg in Nizza, wo er den Winter verbringen will, wurde von Personen aus der Volksmenge gezischt und geschrieen und „Nieder mit Preußen!" gerufen. Der Tumult war bald vorüber, hat aber einen mehr als Peinlichen Eindruck gemacht. Weiterungen werden hieraus nicht ent stehen, da die sranzösischen Behörden tausendmal um Entschuldigung bitten, aber wenn das so weiter geht, kann es gut werden. — Die Untersuchung gegen die Personen, welche vom deutschen Consulat in Havre das Wappenschild abgerissen und in den Straßenschmutz ge worfen haben, ist cingeleitet und wird mit großem Nachdruck geführt. Das schmählich besudelte Schild des Consulatcs wurde, nachdem es gereinigt war, durch den Untcrpräfecten dem Cousul zurückgegeben, der aber die Annahme des defecten Schildes verweigerte. Es wird nun wohl auf französische Kosten ein neues Schild angefertigt werden. Man weiß, daß drei Betrunkene das Bubenstuck verübt habe». Sie thatcn cs unter solchem Lärm, daß sie von den Nachbarn bemerkt wurden, die sich natürlich nicht veranlaßt sahen, einzuschrciten. Pariser Hetzblätter behaupten mit ihrer bekannten Unverschämtheit, die Thäter seien Deutsche gewesen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt zu dem Bubenstück in Havre: „Bei uns ist die öffentliche Meinung an Aus schreitungen des französischen Fanatismus nachgerade zu sehr gewöhnt, um erneute Vorkommnisse der Art tragischer zu nehmen, als sie eS weith sind; ihr Endurtheil darüber, wessen Deutschland sich von Frankreich eintretendenfalls zu versehen hat, kann natürlich durch die stete Häufung der Ausbrüche des Deutschenhasses umsoweniger modi- fieirt werden, wen» sie von dem Thun und Treibe» der nach Deutsch land, angeblich um Deutsch zu lernen, beurlaubten französischen Offiziere Kcnntniß erhält." — Das Pariser Witzblatt „Grelot", welches ans Anlaß der Anwesenheit Kaiser Wilhelms in Rom eine gemeine Karrikatur brachte, ist confiszirt. — In einer Bonapartisten- versammluug zu Paris wurde die Hoffnung ausgesprochen, man werde Boulanger bald als Staatsoberhaupt begrüßen. — Ferdinand von Lesseps erklärte in einer öffentlichen Versammlung in Lyon, der Panama-Canal werde im Juli 1890 eröffnet werden. Das scheint doch etwas sehr gewagt ausgesprochen. Spaniel«. Die spanische Regierung hat die Cortes für Mitte December nach Madrid berufen, es soll dann über militärische Re formen berathcn werden. England. Vor der vom Parlament niedergesetzten Special« cvmmifsiou hat am Montng die Untersuchung der von der „Times" gegen die irischen Abgeordneten Paruell und Genossen erhobenen An schuldigungen begonnen. Die „Times" hatte in erster Reihe be hauptet, Paruell habe um den berüchtigten Dublin« Phönixparkmord gewußt. Die Irländer weigern sich, die Commission anzuerkennen, weil sie dieselbe für parteiisch halten. Der Verlauf der Untersuchung wird allem A»schein nach für die irische Frage ausschlaggebend werden. - Die Königin Victoria verlieh Lord Dufferin anläßlich feines be vorstehenden Rücktrittes von seinem Posten als indischer Vicekönig den Rang eines Marquis. — Der Emir von .Afghanistan begiebt sich nach Turkesta», um nach dem nunmehr beendeten Aufstand seines Vetters Jsak Khan die Verwaltung dort neu zu ordnen. — Der Afrikareiseude Josef Thomsen wurde aus Marokko nach England zurückberufcn, um die Führung einer von der britisch-ostafrikanischen Gesellschaft geplanten Expedition zum Entsätze Emiu Paschas zu übernehmen, welche versuchen wird, von Mombasa über Massailand »ach Wadelai zu gelangen. — Wie die Londoner „St. James-Gazette" mitthcilt, ist die Insel Herm, welche sich seit einigen Jahren im Besitz der Herren Linklater L Co. in Lcith befand, in die Hände deutscher Bankiers übcrgegaugen. Die Insel liegt im Kanal bei Aber seine alte Energie war ihm zurückgekehrt, und es gelang ihm auch diesmal, Herr zu werden über seinen widerstrebenden Körper. In dem Schranke, in welchem man seine Kleider anfbcwahrt hatte, fand er auch das lederne Geldtäschchen vor, das er bei seiner Ankunft auf dem bloßen Leibe getragen, und er versäumte nicht, dasselbe auch jetzt mit sich zn nehmen. So ausgerüstet, verließ er das Krankenzimmer, und wenn ihm auch anfänglich die Knice noch zusammcnbrcchen wollten bei jedem Schritt, so ging es doch nach und nach ein wenig besser, und als er erst die Furcht Überstunden hatte, daß sein Vater oder einer von den anderen Angehörigen des Hauses seine Flucht vorzeitig bemerken könne, fühlte er sich um Vieles leichter und kräftiger, als seit langer Zeit. Es war ein wunderschöner, windstiller Abend, ganz ähnlich dem jenigen, au welchem er einst von Maren Abschied genommen hatte. Die Abeudröthc, welche dunkel glühend im Westen über dem Meere lag, breitete sich in sauft verschwimmcudcn Tönen weit über den Himmel aus, und einige leichte Wölkchen, welche in dem klaren Acther schwammen, erglänzten in den letzten reflectirenden Strahlen des scheidenden Gestirns, wie wenn sie von lauterem Golde gewesen wären. Der junge Manu aber hatte kcincn Blick für diese Schönheiten seiner nordische» Heimath, nach der er sich doch auf der fernen Süd- scciusel mit so heißer, verzehrender Inbrunst gesehnt. Während er langsam über die Haide dahin ging, suchte sein starres, glanzlose- Auge nur immer den einen Punkt, an welchem, wie er wußte, der Thurm des Kirchleins von Westerland nuftauchcn mußte. Als daun aber die Spitze des schmucklosen Bauwerks merklich sichtbar wurde, da überwältigte cs ihn dennoch, und er mußte sich für eine kleine Weile ans den Boden niedcrlassc», um den Sturm wilder schmerzlicher Empfindungen austobcn zu lassen, die sich in seinem Herzen regten. Voll von stolzer Hoffnung und Siegeszuversicht war er trotz allen Trcunttngswchs gewesen, als er diesen nämlichen Weg zum letzten Male gegangen, und wie hoffnungslos und elend schleppte er sich jetzt dahin, um von ihrem eigene» Munde die Bestätigung dessen zu erhalten, was er ihr nicht glauben wollte, obschon er es wohl hundert Mal in ihren Schriftzügcn auf dem zerknitterten Briefblatt gelesen hatte! Als er endlich seinen Weg fortsctzte, ging er nicht auf der ge raden Straße weiter, weil er Keinem begegnen wollte, der ihn trotz "''s 4?
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