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Sächsischer Landes-Anzeiger : 30.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880630
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-30
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 30.06.1888
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WWWWWWWWWWW 'Nr. 15V. — 8. Äahrststüg. L« jeden Wochentag Abend (mit Datum »e, folgenden Tage») zur Verjeudung ««langende „Sächsische Landes-Anzelger* mit täglich einem besonderen Unter- haltunaSblalte und mit deui Extrabetblatt Lnstige» Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen mouatlich?O Pig., bei de» Post-Anst. 75 Ps. (1888er Ztgs.-Preisliste Nr. 503S.) SAchslscher Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: eommer-Eisenbahnsuhrplaiihtst fsirLnchsea. Kinter-Eiskiibahnfalirplmitiefl für Sachsen. Iliustr. Kalender des Sächsischen Landbote». 3lIustrirterI°hresbnch»erL-nde-.«njkigerr. Mdes-Aiimger mit „Chemnitzev Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Ptckg: Altklilldkr Witik. Bnchdruckerei. Cliemuitz. Dheaterstrahe 5 (Fernsprechstelle Nr. 188). Delegr-Adr.: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches AUerlei - Unterhaltungsdlatt: 1. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung b Jllnstrirtes NnterhaltnngSblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. - Vom 38. Juni. Wien. Der serbische Minister desAeußeren versendete an die Vertreter Serbiens im Auslande ein Rundschreiben, in welchem den wiederholt verbreiteten Gerüchten über die Absicht des Königs, sdie Verfassung zu suspendiren, über die bedenkliche Lage der serbischen Finanzen sowie über einen angeblichen Konflikt zwischen der Regie- gierung und dem Metropoliten nachdrücklich entgegengetreten wird. Diese Gerüchte sollen von Belgrader Liberalen systematisch ver breitet werden. Paris. General AlvenSleben wurde heute um 3 Uhr von dem Präsidenten der Republik empfangen. Er trug Generaksuniform und einen hohen Orden. Eine Schwadron des 14. Dragonerregiments ritt dem Wagen der Präsidentschaft, der ihn abholte, voran. Heute -Abend findet ein Diner im Elysee zu Ehren des außerordentlichen Gesandten statt. Politische Rundschau. Chemnitz, den 39. Juni. Deutsches Reich. Es wird von verschiedenen Seiten berichtet, Kaiser Wilhelm werde den Zaren in Petersburg auf dem Seewege besuchen. Es ist das sehr wohl möglich, denn Petersburg ist mit der See durch einen Kanal bekanntlich verbunden, welcher auch großen Schiffen die Fahrt gestattet. Augenscheinlich unrichtig ist dagegen die Mittheilung des Londoner „Standard", der berichtet, daß Prinz Heinrich von Preußen das den Kaiser begleitende große Geschwader befehligen werde. Geschwaderkvmmandanten müssen mindestens den Rang eines Kapitäns zur See haben und Prinz Heinrich ist erst Korvettenkapitän. — Zwei sensationelle Nachrichten bringt die „Kreuzzeitung": Der Kaiser hat befohlen, daß seine Krönung zum König nicht stattfinden soll; ferner wird ein neuer Amnestieerlaß nicht erscheinen. Im letzteren Falle wird wahrscheinlich angenommen, daß die Zeit, welche seit Kaiser Friedrichs Anincstieerlaß vergangen, so kurz ist, daß ein neuer Erlaß überflüssig erscheint. Das Unterlassen der Krönung wäre sehr bedeutsam, cs würde dadurch festgestellt, daß der Kaiser ein ganz eminent praktischer Monarch ist, der wenig apf ceremoniellen Glanz gicbt. Kaiser Wilhelm 11. hat vielleicht erkannt, daß die letzten Parlamentseröffnungen eine genügende Feierlichkeit gebilden haben. - . - — Preußisches Herrenhaus. 11 Uhr. Auf der Tagesordnung steht: Berathung des Entwurfs einer Adresse an Se. Majestät den Kaiser und König. Die Adresse wird debattelos einstimmig unter Beifall angenommen und das Präsidium mit der Ucberreichung der Adresse an Se. Majestät den Kaiser beauslragt. Mit einem vom Präsidenten Herzog von Ratibor ausgebrachtcn dreifachen Hoch auf den Kaiser schließt die Sitzung, welcher Fürst Bismarck als Mitglied des Hauses beiwohnte. — Auch in der Sitzung des Preußischen Abgeordnetenhauses am 37. Juni wurde die Adresse an Se. Majestät ohne Debatte angenommen. Das Präsidium wurde ermächtigt, die Adresse Sr. Majestät dem Kaiser zu überreichen. Gleichzeitig wurde der Präsident beauftragt II. MM. den Kaiserinnen Victoria August«, Victoria und Augusta den Ausdruck der Theilnahme des Hauses zu übermitteln. Mit einem vom Präsidenten ausgebrachtcn dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die An wesende» begeistert einstimmtcn, wird die Sitzung geschlossen. — In der vom Präsidenten des Herrenhauses, Herzog von Ratibor, um 1 Uhr eröffneten gemeinschaftlichen Sitzung beider Häuser des Landtages ertheille dieser nach Bildung des Bureaus das Wort dein Staatsminister von Maybach, welcher als ältestes Cabincts- witglied die laiserliche Botschaft verlas, durch welche die Session ge- Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Daß sie aber nicht ausschließlich der Gegenstand nur meiner Aufmerksamkeit war," fuhr Edmund fort, „erkannte ich bald. Auch andere junge Herren suchten sich ihr zu nähern, und wie dies immer der Fall, fehlten auch die Herren von zweierlei Tuch nicht. Allein das Mädchen war für Jedermann vollständig unzugänglich; die zartesten Aufmerksamkeiten, die sinnigsten Huldigungen entlockten ihr kaum ein eisiges Lächeln. Dadurch wuchs mein Interesse für sie, und ich war Äußerst begierig auf die Lösung der Räthsel, die mir in diesem Fraucn- leben entgegen traten. Bestimmtes über ihre Vergangenheit wußte jedoch Niemand. Alles, was man in öffentlichen Lokalen über sie sprach, beruhte auf Muthmaßungen. Darnach sollte sie aus dem böhmischen Gebirgsstädtchen Preßnitz stamme», jenem, wegen seiner musikalischen Bewohner berühmten Orte, der alljährlich sein Contingent von Wander-Musikern für die Messen, Jahrmärkte und öffentliche» Wergnügungsorte Europa's stelltt Man schrieb ihr eine trübe schick olsreiche Jugend zu, wie dies im Allgemeinen das Loos vieler Mäd chen aus jener Gegend ist. Weiter erfuhr ich nichts. Nachtheiliges wagte Niemand über Lie zu sagen. Ihr Ruf war makellos, ihre Aufführung rein und ohne jeden Tadel. Eines Abends nach beendigter Vorstellung stand ich an der kleinen Hinterpforte des Theatergebäudes, durch welche sie ihren Ausgang zu nehmen Pflegte, wenn sie ihre Rolle z» Ende gespielt chatte. Ich wußte, daß Anna heute nur im ersten Acte vorkam. Bald nach Beendigung desselben mußte sie aus dem Theatergebäude treten In der That brauchte ich nicht lange zu warten. Ich sah sie tief in ihren Mantel gehüllt herauskommen. Noch heute steht die zarte, schlanke Gestalt mir lebhaft vor Augen. Ihr ganzes Wesen verrieth, daß etwas Außergewöhnliches in ihr Vorgehen müsse: denn obwohl die schwarz seidene Kappe, welche ihr Haupt bedeckte, mich ihr Gesicht nur zum kleinste» Theile erkennen ließ, sah ich doch, daß ihre Wangen noch bleicher als sonst, ihre Züge verstört waren. Auch ihr Gang hatte etwas Schwankendes, und in der Art, wie sie sich bei dem Herabschreiten der Granitstufen nach rechts und links umsah, lag etwas Scheue-, Aengstliches. Es hatte den Anschein, als »b sie sich fürchte vor irgend einer geheimnißvollen, unsichtbaren Ge walt. Ich überlegte, ob ich mich ihr nähern und ihr meinen Arm schlossen wurde. Mit einem dreifachen begeisterten Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König schloß dis Sitzung. — Am Schluffe der letzten Sitzung des preußischen Herren hauses trat Fürst Bismarck in den Kreis der ihm bekannten Herren und plauderte in heiterster Weise mit denselben. Er gab seiner Hoff nung auf ruhige, friedliche Zeiten zuversichtlichen Ausdruck. Der Reichskanzler wird nunmehr einen dreimonatlichen Urlaub antretcn und denselben thcils auf seinen Gütern, thcils in Kissingen verbringen. Er wird im Laufe des Sommers nicht nur mit dein Grafen Kal- noky, sondern auch mit dem italienischen Ministerpräsidenten Crispi eine Besprechung haben. — Die commandirenden Generale von Tresckow (9. Armee corps) und von Witzcndorf (7. Armeecorps) haben aus Gesundheits rücksichten ihre Entlassung eingereicht. Eins der freiwerdenden CorpS wird der bisherige Avmiralitätschef von Caprivi erhalten, der wegen Organisationssragen in der Marine seine Entlassung gegeben hat. Als seine Nachfolger werden Graf Monts oder der frühere Admira- lilätschef von Stosch genannt. Die Differenzen mit dem Reichs kanzler, welche Jenen zum Rücktritt veranlaßten, sind wohl längst beseitigt. Die Generaladjutanten Kaiser Wilhelms Graf von Lohn dorf und Fürst Radziwill sind zur Disposition gestellt worden. — Der Präsident des Reichstages, Regiemngs-Präsident von Wedell-Piesdorf in Magdeburg, ist zum Minister des preußischen Königshauses ernannt worden. Dasselbe wurde seit dem Tode des Freiherr« von Schleinitz interimistisch von dem Oberstkämmerer Grafen Otto Stolberg-Wernigerode geleitet. Die Ernennung ist ohne politische Bedeutung. Sein Präsidentenamt im Reichstage legt Herr von Wedell-PieSdorf nieder. Für ihn wird zweifellos der frühere Präsident von Lewetzow wiedergewählt werden. — Mit dem Oberpräsidenten von Achenbach sind, der „Post" zufolge, Unterhandlungen über Annahme des Postens des Ministers nicht gepflogen worden. Alles» was verlautete, ist unwahr. — Die in Brandenburg tagende Jahresversammlung des Gustav- Adolf-VereinS hat an Kaiser Wilhelm II. ein Huldig.ingstelegramm gerichtet. Der Kaiser hat in einem besonderen Schreiben seinen Dank ausgesprochen. — Die in diesen Tagen verbreitete Nachricht von der Sistirung der Ausprägung von Münzen mit dem Bilde Kaiser Friedrichs ist falsch. Die Kronen-Ausprägung wird fortgesetzt, die Ausprägung von Silbermünzen beginnt in den nächsten Tage». — Die Regierung der Reichslande läßt jetzt Erhebungen darüber anstellen, ob und inwieweit der Paßzwang gegen Frankreich die Ge schäfte in den Reichslanden benachtheiligt. — Die geringe Verstimmung, welche kurze Zeit in Berlin über die gehässigen Ausfälle eines Theiles der ungarischen Presse gegen die Person Kaiser Wilhelms II. herschte, ist bereits wieder geschwun den, nachdem man in Pest Alles Mögliche aufgeboten hat, Geiing- thuung zu geben. Redner aller Parteien und Ministerpräsident Tisza selbst haben in der ungarischen Delegation die wärmste Sympathie für Deutschland, seinen jungen Kaiser und das Bündniß mit dem Deutschen Reiche ausgesprochen, und die Presse hat das Gleiche ge- than. Damit ist der Zwischenfall beigelegt. — Im deutschen südwestafrikanischem Schutzgebiet in Damara- land hat im vorigen Monat eine lebhafte Thätigkeit begonnen: Der Ingenieur Scheidtweiler und zwei vom Elberselder Großindustriellen von Lilienthal abgcsandte Ingenieure sind Ausang Mai dort ange kommen, haben die Rechte von Goldgräbern erworben nnd sofort die betreffenden Ländereien sich gesichert. Acht Tage später ist auch eine Expedition der südwestafrikanischen Kolonialgesellschaft angekommen und hat sofort mit der Arbeit begonnen. Oesterretch-Ungarn. Die österreichisch-ungarische Presse äußert sich auch über die preußische Thronrede sehr befriedigend und hofft, der Besuch des deutschen Kaisers in Petersburg werde auch die Be ziehungen zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn bessern. — In anbieten sollte. Es war ein dunkler Herbstabend, der Himmel hing graubewölkt über den dämmerigen Straßen. Schwere Regentropfen schlugen klatschend auf das Pflaster, und ich war in Besorgniß um die arme Harfenistin, die sich schutzlos dem Unwetter prcisgab. Ehe ich indessen zu einem Entschluß gelangen konnte, gewahrte ich, wie sie flüchtigen Fußes davoneilte. Mehrere Straßen durchschritt sie, ohne sich umzusehen. Ein Unglück befürchtend, hielt ich mich immer in einiger Ent fernung hinter ihr, und in der That gewahrte ich bald, wie sie den Weg nach der nächsten über den Donaukanal führenden Brücke einschlug. Dort angelangt, blieb sie am Geländer stehen. Die Straße war mc»sche»leer, denn der Regen strömte bereits in mächtigen Güssen herab. Ich kam ihr näher und sah, wie sie tief Athem schöpfte und sich dann mit dem Oberkörper über das Holzwerk beugte. Einen Augenblick schien sie nachdenklich in die dunkle Fluth hinabzustarren, dann schreckte sie plötzlich auf und sah sich verstört um. Sie hatte das Geräusch meiner Schritte vernommen, denn mit dem Aufgebot aller meiner Kräfte stürmte ich heran. Da steigt sie blitzschnell und mit der Gelenkigkeit einer Katze auf den oberen Brückenrand und will sich eben Hinabstürzen, als ich hinziispringe und sic am Kleide fest- halte. Beinahe ohnmächtig fiel sie mir in die Arme. Einzelne schnell Vorübergehende blieben sichen, nnd bald sammelte sich eine Gruppe Neugieriger um uns. „Warum haben Sie mir das gethan?" flüsterte sie mir zornbebend mit farblosen Lippen zu; „warum lassen Sie mich nicht meinen Weg gehen, der zur Ruhe führt? Hinweg!" — Sic suchte sich mit Anstrengung von mir loszurcißen. „Fräulein," sagte ich ebenso leise, „wie groß auch das Unglück sei» mag, das Sie zu diesem Schritt der Verzweiflung drängte, er ist nicht gerechtfertigt in den Augen des höchsten Richters, der Ihnen das Leben verliehen. Gehe» Sie in sich, und selbst wenn Sie die Urheberin Ihres Unglücks sein sollten, gicbt es Erbarmen, Ruhe für Siel" — „Phrasen!" stößt sie kurz und heftig heraus. „Sie wissen nicht, wie unrecht Sie handeln. Was liegt an einem Geschöpf, wie ich bin?" — „Und wären Sie das gesunkenste, verachtetste Geschöpf der Welt," entgegnete ich," wären Sie so tief gefallen, wie nur ein Weib fallen kann, ich würde Sie nicht verdammen, nicht verachten, so lange mir noch eine Ruine des göttlichen Ebenbildes den Beweis lieferte, daß Sie ein menschliches Wesen sind." Da milderte sich der harte, kalte Ausdruck ihrer Züge. Mit einem Blick, den ich nie vergessen werde, sah sie mich einen Äugen der Gegend von Kronstadt sind Bauernunruhen ausgebrochen. In der Gemeinde Tvelbvar wurde anläßlich einer gerichtlichen Grund regulirungsverhandlung die Gerichtskommission von einer 1K00 Köpfe starken Menge mit Steinwürfen empfangen. Der Oberstuhl richter wurde leicht, der begleitende Notar schwer verwundet. Die Gendarmerie schritt darauf mit der Waffe ein, wobei eine Person getödtet und viele verwundet wurden. Die Mitglieder der GerichtS- kominission konnten sich nur mit Mühe retten. Die Gutshöfe sind zur Sicherheit militärisch besetzt. Italien. Der bei den Abtretungsverhandlnngen mit Sultan Bargasch von Zanzibar beteiligt gewesene Kapitän Cecchi, General konsul in Aden, wird in außerordentlicher Mission nach Zanzibar gehen, um den Streitfall beizulegen. In Venedig wird ein Aviso für Zanzibar ausgerüstet. Frankreich. Nach Meldung aus Paris ist zwischen Bona- partisten und Boulangisten jetzt ein völliger Bruch erfolgt. — Prä sident Carnot gab Donnerstag ein Diner zu Ehren des deutschen Abgesandten Generals von AlvenSleben. — Das Mittelmeergeschwader soll probeweise mobilisirt werden. England. Königin Victoria empfing in Windsor den deutschen Abgesandten Generalleutnant von Winterfeld, welcher von dem Thron wechsel Mitjhcilung machte, sowie den Botschafter Graf Hatzfeld, welcher sein neues Beglaubigungsschreiben überreichte. — Zur Ver mehrung der britischen Landarmee soll ein Theil der Truppen be kanntlich mobilisirt werden. Die betreffende Ordre wird in diesen Tagen erfolgen. Orient. In Saoul (Korea) ist eine Revolution ausgebrochen. Ein Dutzend Beamte wurden ermordet. Die europäischen Kriegs schiffe landeten Truppen zum Schutze ihrer Staatsangehörigen. Amerika. Benjamin Harrison, der Präsidentschafts-Kandidat der republikanischen Partei von Nordamerika, ist in Ohio im Jahre 1833 geboren. Einen seiner Vorfahren, der einer der Generale Cromwclls war und das Todesurlheil Karl's I. unterzeichnet hatte, ließ Karl II. hängen. In Folge dessen wanderte die Familie von England nach Amerika aus. Benjamin's Großvater gehörte zu den Unterzeichnern der Unabhängigkeilserklärung und war dreimal Gou verneur von Virginien; sein Großvater William Henry Harrison wurde 1840 zum neunten Präsidenten der Vereinigten Staaten er wählt. Benjamin, der jetzige Präsidentschafts-Kandidat, wurde als Sohn eines Farmers geboren, besuchte die Distriktsschule und daS lokale Kolleg, wurde Advokat und trat beim Beginn deS Bürger krieges als Offizier in die Armee ein. Er zeichnete sich vielfach aus, so bei Refaca und Peach Free Creek. Die. Armee verließ er mit dem Range eines Brigadegeneraks und wurde wieder Advokat. Im Jahre 1876 stellten ihn die Republikaner von Indiana als Kandidaten für den Gouverneursposten auf. doch unterlag er. Von 1880—1886 war Harrison Bundes-Senator für Indiana, mußte dann aber einem Demokraten weichen. Er gilt als guter Jurist und Redner; ist ein frommer Mann von mittelmäßigen Fähigkeiten, aber als Politiker und Mensch von reinem Character. Die Anhänger Harrison's rechne» auf die 15 Stimmen des Staates Indiana und auf die 36 Stimmen des Staates New-Uork, welcher in der Person des Advokaten Morton den Kandidaten für die Bicepräsidentschaft stellt. Bei der vorigen Präsidentenwahl gab New-U >rk zu Gunsten de- gegenwärtigen Prä- siventen Cleveland den Ausschlag. Sächsisches. — Dresden, 29. Juni. Dem Vernehmen nach wird Kaiser Wilhelm II. im Herbste d. I. den Manövern bei Chemnitz beiwohnen und während dieser Zeit seinen Aufenthalt im Königl. Residenzschloß zu Dresden nehmen. — Heute Mittag 1 Uhr trifft per Dampfschiff der Gesangverein österr. Eisenbahnbeamten in Wien in einer Stärke von 700 Mann hier ein. Das Mittags blick lang an, und dann bat sie mit sanftem Tone: „Ich danke Ihnen, lassen Sie mich nun gehen!" — „Sie werden doch nichts dagegen haben, wenn ich Sie durch die mehr und mehr znnehmends Menschenmenge hindurch zu einem Fiaker geleite?" fragte ich. Da sah sie sich mit einem scheuen Blicke um und faßte dann krampfhaft meinen Arm. „Der Menschenknäuel um uns her war dicht genug geworden, so daß es mir beinahe Mühe kostete, hindurch zu kommen. „Kommen Sie denn", flüsterte sie rasch, „ich fürchte mich." War sie mir vorhin in ihrem Zorne wild und dämonisch vorgekommen, so schien sie jetzt in jeder Beziehung das zarte, schwache, hilfsbedürftige Weib. Zitternd an allen Gliedern schritt sie neben mir her. Ich machte ihr Platz und gelangte glücklich bis zur nächsten Ecke, wo die Wagen standen. Hastig riß ich den Schlag des ersten besten auf und fragte, während ich ihr beim Einsteigen behilflich war: „Wohin wollen Sie, Fräulein Zrinh?" Sie nannte mir das Hotel „zum goldenen Kreuz" in der Wiedener Hauptstraße. Ich reichte dem Kutscher den Fahrlohn und sagte ihm die Adresse. Ich hatte mir vorgenommen, das seltsame Geschöpf nie wieder zu sehen. Aber schon am folgenden Morgen drängte es mich, sie zu besuchen. Ich hatte ja einen schicklichen Vorwand. Verstand cs sich doch beinahe von selbst, daß ich mich erkundigte, ob die Aufregung des vergangenen Abends ohne nachtheilige Folgen für sie geblieben sei. Mochte sie es immerhin unzart finden, auf diese Weise an die dunkelste Stunde ihres Lebens erinnert zu werden, — ich konnte einmal nicht anders; denn zu mächtig war der Drang in mir, sie wieder zu sehen. So ging ich denn zur passenden Stunde nach dem Hotel, in welchem sie ein freundliches, sauber ausgestattetes Stübchen inne hatte. Wider mein Erwarten empfing sie mich freundlich; aber mit keiner Silbe gedachte sie des. gestrigen Vorfalls. Im gemüthlichsten und doch oberflächlichsten Conversationstone plauderte sie zu mir von allerhand gleichgültigen Dingen. Das Theater, die Vorzüge und Schatten seiten der Residenz lieferten ihr hinreichenden Stoff, um mir die reiche Welt ihres Innern zu verhüllen. Auch in ihre Vergangenheit ließ sie mich keinen Blick thun. Die vielfachen Widersprüche, welche sich in dem Wesen dieses Mädchens kund gaben, zogen mich un widerstehlich an. Das Problematische ihrer Natur reizte mich zum Studium, und bald war ich in einem Grade gefesselt, daß ich keinen anderen Gedanken hatte als sie. Ohne daß ich mir eine Erklärung über das „wie" zu . Der heutigen Rümmer des Sächsischen Landes-Anzeigers liegt dei das Bethlatt „Illustrirtes Unterhaltungsdlatt'
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