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sie ihrem geliebten Manne nicht in die kalten Fluchen nachfolgte. — In Lößnitz sind am 21. d. abends 15 Scheu nen und ein Wohnhaus abgebrannt. Die Stadt war in Gefahr; Vas Flugfeuer hatte bereits an zwei Stellen gezündet. — Ein entsetzlicher Doppel-Selbstmord ist in die sen Tagen zu Schleiz vorgekommen. Ein Postillon der dortigen Posthalterei, in Knau bei der Neustadt a. O. verheirathet und Vater von fünf Kindern, unterhielt mit einem Dienstmädchen ein Liebesver- hältniß. Die Herrschaft des Mädchens billigte das selbe selbstverständlich nicht und da das Mädchen die Beziehungen nicht löste, so wurde es an einem der jüngst vergangenen Tage entlassen. Darauf war das Paar plötzlich verschwunden. Leute, welche an dem sogenannten Zipfelteiche bei Görkewitz vor über kamen, fanden in dessen Nähe weibliche Klei dungsstücke und als man den Teich daraufhin gründlich untersuchte, fand man in demselben auch die Leichen des Postillons und des Mädchens, durch ein Tuch an den Handgelenken festgebunden. Der Postillon war in voller Uniform und hatte sogar sein Posthorn umhängen. Vermischtes. Ein vegetarianisches Speisehaus ist die neueste Originalität unter den öffentlichen Localen Berlins. Seit dem 16. d. M. ist das sonderbare Institut eröffnet. Auf den Tischen liegen zwischen Tellern und Eßbestecken vege- tarianische Flugschriften. Die Speisekarte ist ebenso originell als reichhaltig: Suppe, Gemüse, Hülsenfrüchte, Compot, Eierspeisen, Käse, Honig, Radi-schen weist dieselbe in mannig faltiger Art und Zubereitung auf, als Getränk sind Apfel wein, Maitrank und Bowle von Apfelwein, diverse Limonade, Kaffee, Thee, Cacao und Milch aufgeführt. Die Speisen sind wohlschmeckend und sauber zubereitet, die Portion sehr groß und billig. Neger und Chineseu iu Amerika. Trotz aller gegen theiligen Behauptungen der früheren demokratischen Sklaven halter hat sich die Negerbevölkerung von Nordamerika stetig vermehrt und der letzte Census giebt eine Negerbevölkerung von 6,500,000 Seelen auf eine Gesammtbevölkerung von 50 Millionen an. Zum Verwundern und ein Beweis für die große Zähigkeit der schwarzen Rasse ist es immerhin, daß die Vermehrung in 10 Jahren an 2 Millionen betrug. Die Zahl der Chinesen beläuft sich auf 100,000. Durch die Vermischung der Zopfträger mit Irländerinnen in New-Dork hat sich eine neue Menschenspecies mit blondem Haar und mandelförmigen Augen gebildet, welche in der Musterkarte der in Nordamerika vertretenen Nationalitäten bis jetzt noch nicht aufgeführt war. „Wilde Indianer" giebt es noch 60,000. Bon» deutschen Kronprinzen. Als der Kronprinz am Sonnabend mit dem Prinzen Heinrich sich im Spandauer Stadtforst zur Jagd aufhielt, entstand gerade in der Nähe der Stelle, wo Beide auf dem Schnepfenstand sich befanden, auf nicht aufgeklärte Weise ein Waldbrand. Der Kronprinz griff kräftig mit an, den Brand zu dämpfen, indem er einen Spaten in die Hand nahm und fleißig Sand schippte. Der Prinz Heinrich, der sich in einfachem Jagdanzuge be fand, wurde, wie der „Anzeiger für das Havelland" berichtet, von einigen Arbeitern, welche sich gerade in der Nähe be fanden, gefragt, wer er sei, worauf er antwortete, er gehöre zum Kronprinzen. Als dieser nun beim Ausbruche des Brandes seinen Sohn, der in einiger Entfernung sich be fand, mit den Worten: „Heinrich, Heinrich!" herbeirief, be eilten sich die Arbeiter, welche keine Ahnung davon hatten, daß dies der Sohn des Kronprinzen sei, ebenfalls „Heinrich, Heinrich, Sie sollen einmal Herkommen", zu rufen. Der Prinz griff dann gleichfalls, wie sein Vater, zum Spaten. Beide, Vater und Sohn, sahen nach vollendeter Arbeit ganz geschwärzt aus. Allerlei. Lenz und Nachtigall, der volle Frühling, sind in Berlin eingezogen und, wie alle Gäste von Auszeichnung, dem Kaiser vorgestellt und freundlichst begrüßt worden. Sie kommen aus Afrika und tragen den Doctorhut; denn es sind die bekannten Afrika-Reisenden vr. Lenz und I)r. Nachtigall. — In einem Duxer Kohlenwerk sind vor einigen Tagen 50 Kilogramm Dynamit gestohlen worden. Trotz aller angestellten Nachforschungen ist es bis her nicht gelungen, die Thäter ausfindig machen. — Auf dem Silberbergwerk Pfingstwiefe bei Ems mußte der Betrieb auf dem ergiebigsten Stölln, dem Hoffnungsstolln, eingestellt werden, weil befürchtet I wird, daß durch den Weitsrbetrieb desselben die Emser Cur-Quellen versiechen. — In Frankfurt a. M. ist am 20. d. der Postschaffner Albert Fried rich Kuschel nach Unterschlagung von 14,000 Mk. Dienstgeldern von vort flüchtig geworden. Derselbe ist 38 Jahre alt, von mittler untersetzter Statur, hat blonde Haare und Vollbart, rothes Gesicht und schleppenden Gang. Er spricht den pommerschen Dialect und trägt Uniform oder grauen Anzug. Goldkörner. Kein Himmel ist so Helle, Daß ihn kein Wölkchen trübt, Kein Flügel ist so schnelle, Der nicht auch Ruhe liebt, Kein Herz ist so zufrieden, Daß es nicht Wünsche hegt, Es hofft ein Herz hienicden, Bis man's zu Grabe trägt. Der mitleidigste Mensch ist der beste Mensch, zu allen gesellschaftlichen Tugenden, zu allen Arten der Großmuth der aufgelegteste. Wer uns also mitleidig macht, macht uns besser und tugendhafter. Das Gute liebt die Stille, es liebt nicht das Getöse; Verbirg's wo Du es thust, wie man verbirgt das Böse. Rückert. Man kann nur Anlagen ausbilden. Wem die Anlage zu einem vortrefflichen Menschen gegeben ward, der wird sich auch ohne Hilfe einer fremden Hand entwickeln und unter dem bestimmenden Ein fluß der Umstände, durch das Leben selbst am gewissesten das werden, was er werden kann und soll. Wieland. Landwirthfchaftlicher Theil. (Erscheint jeden Sonntag.) I-. Das Behängen des Pferdes während der Arbeit ist im Allgemeinen mehr schädlich als nützlich, namentlich das Behängen desselben mit ledernen Decken ist entschieden schädlich, weil darunter sich Schweiß ansammelt, der in den Arbeitspausen in Folge der Abkühlung der äußern Deckenfläche sich niederschlägt und eine Erkältung der Haut bewirkt. Das Pferd ist von der Natur gegen die Unbilden der Witterung soweit geschützt, daß es während der Arbeit keines künstlichen Schutzes bedarf; wohl ent stehen durch Naßwerden und Erkalten des Unter leibes in regnerischen Tagen Erkrankungen und Koliken; solchen kann aber dadurch vorgebeugt wer den, daß man nach der Arbeit den Leib frottirt und mit wollenen Decken behängt. I-. Ein neues Polstermaterial für Geschirre der Zug-, Reit- und Lastthiere. Dieses neue Polster material, welches als sehr zweckentsprechend gepriesen und für die Zwecke der Artillerie, Cavallerie, Fuhr werke und zu landwirthschaftlicher Verwendung em pfohlen wird, besteht zum Ersatz der Haare oder anderer Stoffe aus einer Vermischung von Leinsamen mit Talg. Die leichte Beweglichkeit der Leinsamen körnchen dient zunächst dazu, zu verhindern, daß der unmittelbar berührte Theil des Thieres einen harten Druck bekommt, es wird sich vielmehr die auflagernde Fläche des Geschirres in dieselbe Form fügen, welche der betreffende Körpertheil des Thieres hat, und dadurch die Vorbereitung des Druckes auf eine größere Fläche vermittelt werden. Außerdem wird durch die Fettigkeit des Polstermaterials das um hüllende Leder stets gehörig durchzogen erhalten und so gegen den Einfluß des sonst in das Leder ein- dringenden Schweißes vom Thiere geschützt. Hier durch aber wird ein Aufreiben des Thieres verhin dert und sogar bewirkt, daß Beschädigungen, die etwa stattgefunden haben, durch die vom Leder übertragene Fettigkeit weiter heilen. Die aus den Leinkörnern sich herausdrückende Flüssigkeit hält übrigens offene Wunden kühl und verhindert Entzündung. Um nun die Leinsamenkörner an der Gährung zu hindern, ist Talg zugesetzt und zwar in solcher Menge, daß die erwünschte Weichheit der ganzen Masse entsteht. Um einen aromatischen Geruch hinzuzubringen, kann man etwas Terpentinöl oder Kampferpulver zusetzen und dadurch die Dauer des Polstermaterials wesentlich erhöhen. Es wird ein Theil Talg auf 5, 6, 7, 8, 9 oder 10 Theile Leinkörnchen genommen, je nach der Temperatur. Von diesem Polstermaterial können je nach Beschaf fenheit der zu polsternden Gegenstände auch sehr dünne Lagen zur Ausfütterung angewendet werden. Neueste Nachrichten. Wien, 22. April. Die albanesischen Vor gänge werden hier ziemlich ernst beurtheilt. Be richte von gut unterrichteter Seite behaupten, der Aufstand erstrecke sich über ganz Nord-Albanien. Der Zweck des Aufstandes sei das Erlangen von Autonomie. Die Pforte will die Albanesen rücksichtslos niederwerfen. Von verschiedenen Sei ten verlautet, das energische Aufraffen der Pforte erfolgte, weil sie eine Conspiration der albanesischen Liga mit der Athener Actionspartei entdeckte. Der vorgestrige Kampf Derwisch Paschas mit den Alba nesen war sehr blutig. Derwisch Pascha ergriff die Offensive bei Werscherowice in der Nähe der Eisen bahn. Nachdem die Albanesen schon geschlagen waren, verschanzten sie sich in der Ortschaft Estime, welche Derwisch Pascha beschoß. Trotz der empfindlichen Niederlage sammeln sich die Albanesen wieder, des halb verlangte Derwisch Pascha Verstärkungen. Weitere Kämpfe werden erwartet. In Durazzo und Skutari wurden einige Führer der Liga verhaftet. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Die Antwort der Pforte auf die Collectivnote der Botschafter betreffs der griechischen Frage wird für nächsten Montag erwartet. Die Pforte dürfte bezüglich der vorgeschlagenen Grenzlinie zustimmen, dagegen einige Bedingungen stellen und insbesondere Einwand er heben gegen die Forderung Griechenlands bezüglich der unter der Herrschaft der Pforte verbleibenden Griechen. Rom, 22. April. Die „Italic" erfährt, im Va tikan seien nihilistische Drohbriefe eingelaufen. Es erfolgte darauf eine sorgfältige Untersuchung des Souterrains, die jedoch nichts ergab. Paris, 22. April. Die unabhängigen Blätter finden Gambettas gestrige Rede im höchsten Grade trivial und phrasenhaft. Vielmehr macht man sich über sein Kokettiren mit der Wissenschaft lustig.—In unter richteten Kreisen herrscht die Ansicht vor, dieMünz- conferenz werde resultatlos verlaufen. Literarisches. Inhalt der „Deutschen Mustrirten Zeitung" Nr. 30. Illustrationen: Palmkätzchen. — Zur Orientreise des Kron prinzen Rudolf von Oesterreich: 1. Im „Hötel du Nil" zu Cairo. 2. Jagd auf dem Msnzaleh-See. Von unserem Special-Artisten. — Aprilwetter. Zeichnung von Knut Eck wall. — Das Wunder des heiligen Franz Xaver. Nach dem Gemälde von P. P. Rubens gezeichnet von I. Klaus. Photographie-Verlag von H. O. Miethke in Wien. — Zur Orientreise des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich: Das Todte Meer. Nach der Natur gezeichnet von Ludwig Hans Fischer. (2 Illustrationen.) — Der Theaterbrand in Nizza am 23. März 1881. — Texte: Hohe Lose. Roman von Bettina Wirth. (Fortsetzung.) — Sehnsucht. Gedicht von Ada Christen. — Auferstanden! Von E. Hans. — Der erste Habsburger in Palästina. Von Schweiger-Lerchenfeld. — Das Wunder des heiligen Franz Xaver. — Das Todte Meer. Von 4/. — Zur Orientreise des Kronprinzen Rudolf: 1. Der Kronprinz bei den Oesterreichern im „Hotel du Nil". 2. Die Jagd aus dem Msnzaleh-See. — Palmkätzchen. — Die Claudier. Roman in drei Bänden von Ernst Eckstein. (Fortsetzung.) — Kleine Chronik. — Schach. Redigirt von Ernst Falkbeer. — Magische Buchstaben-Quadrate. — Rebus- Rösselsprung-Aufgabs. — Räthsel. — Silbenräthsel. — Magisches Kreuz. — Wochenkalender. — Zu beziehen W. Opetz, Leipzig, Querstraße 33. — Preis vierteljährig 3 Mk. Räthsel. Auf ihm saß mancher Reiter In blutiger Schlacht, Und sank, durch die Brust geschossen In Todesnacht. Und haben die Glocken geläutet Zum Friedensfest, Dann auf dem Reiterstiefel Sitzt er selber fest. Auflösung des Räthsels in Nr. 88. E i s f a h r t. Gelöst von Richard List, Max Wildeck, Guido Rehder und Richard Pötzsch, hier. Kirchliche Nachrichten. Am Sonntag Quasimodogeniti. Vormittags predigt: Herr Oberpfarrer Or. Schumann. Nachmittags (Missionsstunde): Derselbe. Nlarltö ericht. Berlin, 22. April. Weizen loco 175—280, April- Mai 223,50, Mai-Juni 222,00, Juni-Juli 222,00. Roggen loco 214.00, April-Mai 212,70, Mai-Juni 208,00, Septbr.- Octbr. 177,00. Spiritus loco 53,20, April-Mai 54,30, Juni-Juli 55,50, August-September 56,50. Rübül loco 58,60, April-Mai 53,30, September-October 55,60. Abfahrt der Bahnzüge von Waldenburg. In der Richtung Hlauchau: früh 6. 33, Borm. 10. 57 Nachm. 2. 24 und 5. 24, Abends 8. 46. In der Richtung Wurzen: Vorm. 8. 22, Nachm. 12.13 (nur bis Großbothen) und 3. 35, Abends 6. 35 uad 9. 43 (nur bis Penig). Ankunft der Bahnzüge in Waldenburg. Aus der Richtung Hlauchau: Vorm. 8. 21, Nachm. 12.12 und 3. 30, Abends 6. 33 und 9. 42. Aus der Richtung Würze«: früh 6. 28 (von Penig ab), Vorm. 10.56, Nachm. 2.14 und 5.20 (von Großbotherr ab), Abends 8. 40. Ortskalender von Waldenburg. Kürstl. Museum: Geöffnet Wochentags von Vorm. 8—12 Uhr, Nachm. 1—6 Uhr. Sonn- und Feier tags von Vorm. 11—7 Abends. Aürstl. Sparkasse: Geöffnet Dienstags und Sonnabends von Vorm. 8 —11 und Nachm. von 2—5 Uhr. Aeuerstgnale: Bei 3 Schlägen Feuer in der Stadt, bei 2 Schlägen in Altwaldenburg und Gichlaide, bei 1 Schlag in Altstadt-Waldenburg. Königs. Steueramt: Obergaffe 41. Expeditionsstunden von Vorm. 8 bis 12 und Nachm. von 2 bis 5 Uhr. Sersoucnsahrpost nach den von hier abgehenden Zügen: Zu den Zügrn nach Penig Borm. 7. 41, Nachm. 35 und 6. 5. Zu den Zügen nach Glauchau Borm. 10.23, Nachm. 1. 54 und Abends 8. 16. Asst- und Helegraphen-Amt: Geöffnet Wochentags von Vorm. 7—12 Uhr, Nachm. 2—7 Uhr. Sonn- u. Feiertags von Vorm. 7—9 und 11—12 Uhr, Nach mittags 5-7- Uhr. Standesamt: Expeditionsstunden Wochentags von Vor mittags 8—12 Uhr, Nachmittags von 2—6 Uhr. Sonn tags geschloffen. Für Eheschließungen nur Mittwochs und Sonnabends Vormittags geöffnet.