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denn der in der Wohnung befindliche Garhonbruder witterte einen Spitzbuben, der zum Fenster herein wollte und arrangirte eine Attaque mit dem Stiefel knechte, bis der in der Wohnung Befindliche seinen Jrrthum gewahr wurde und aus angeborener Menschlichkeit seinem Mitcollegen ins Heim verhalf. *—- „Die Mücken spielen!" konnte man am heutigen Vormittag sagen, als Schneeflocken zu fallen anfingen und die Sonne dazu schien; allein da wir jetzt im April leben, ist darin eigentlich nichts Wunderbares zu finden. — Am 19. d. fuhren durch Penig unter polizei licher Führung 2 dreispännige Wagen, welche je mit 3000 Kilo Dynamit beladen waren. Die Sendung ging nach Freiberg. Aus dem Dachsenlande. — In Dresden fand am 20. d. auf dem Gene- ralcommando, Klostergasse, in Gegenwart der höchsten militärischen Chargen die Uebergabe der Fahnen für die neugegründeten sächsischen Regimenter statt. — In Dresden ist es bei den Recherchen der Polizei nach gefälschten Genuß- und anderen Mitteln neulich zu einer recht drolligen Scene gekommen. Erschien da am 20. d. ein Wohlfahrtsbeamter in einem Colonialwaarengeschäft der Friedrichstadt und frug die junge Ehefrau des abwesenden Geschäfts inhabers, ob hier nicht Wurmpatronen zu bekommen seien. Dies verneinte die Gefragte. Der Erschie nene frug dann nach Wurmchocolade oder Wurm kuchen. Auch damit konnte ihm die junge Frau zwar nicht dienen, aber sie sagte: „Diese Sachen helfen alle Nichts", da müsse er „Zipsersamen" neh men, den bekäme er gleich in der Apotheke nebenan, das wäre bei Kindern am wirksamsten! Gott ver- dimian! — Die landwirthschaftliche Schule zu Chemnitz, welche ihren nächsten Sommerkursus am 25. d. be ginnt, hat ihren vierten Jahresbericht über das Schuljahr 1880/81 versandt. Nach demselben wurde die Schule im letzten Sommersemester von 22, im Wintersemester von 82 Schülern besucht. Am Flachsbaucursus betheiligten sich vier Personen. — Aus Plauen wird geschrieben: Am ersten Osterfeiertag hat eine große Zahl europamüder Tschechen in sieben Eisenbahnwagen auf der Linie Eger-Reichenbach den oberen Bahnhof passirt, um nach Amerika auszuwandern. Es vergeht jetzt selten ein Tag, an welchem nicht ein Wagen voll böhmi scher Auswanderer hier durchgeht. — Ein Gutsbesitzer in der Umgebung Freibergs muß Spitzbuben für recht harmlose Kerle halten. Beim Begehen eines zu seinem Grund und Boden gehörigen Gehölzes traf derselbe, wie der „Freiber ger Anzeiger" mittheilt, einen ihm bekannten Mann eben im Begriff, einige junge Bäumchen, die er aus gegraben, auf die Schulter zu nehmen und davon zu tragen. Nachdem der Gutsbesitzer dem Betreffen den den Standpunkt klar gemacht, befiehlt er ihm, die Bäumchen bis auf Weiteres in seinen (des Gutsbesitzers) Hof zu tragen und dort abzugeben. Der Mann kommt denn auch augenscheinlich dem Befehle nach, legt die Bäumchen im Hofe ab, fragt nach der Frau des Hauses und meldet dieser, ihr Herr Gemahl habe ihn beauftragt, die bewußten Bäumchen zu Herrn X. im Nachbardorfe zu tragen, er solle sich jedoch erst im Gutshofe durch ein tüch tiges Frühstück stärken. Die Gutsfrau thut denn auch alles Mögliche, den Wünschen ihres Gastes gerecht zu werden, der, nachdem sein Hunger gestillt, die Bäumchen wieder auf die Schulter nimmt und ans dem Hofe hinaustrollt. Der Gutsherr soll ein nicht wenig erstauntes Gesicht gemacht haben, als er den ganzen Zusammenhang der Geschichte erfährt; hat ihn jedoch die Verschmitztheit des Bäumchen- Diebes zum Lachen gezwungen und abgehalten, weitere Schritte gegen denselben zu thun. — Am Morgen des zweiten Osterfeiertages wurde ein ungefähr 70 Jahre alter geistesgestörter Mann in Tharandt in seiner Wohnung todt und verbrannt aufgefunden. Derselbe hat bei seinen Lebzeiten so wohl den Studenten der Forstakademie, als den Schulkindern von Tharandt und Umgegend immer Stoff zur Unterhaltung geboten, da er eine Art Original war. Bei allen Kirmessen stellte sich „Gott fried" (unter diesem Namen war er allgemein be kannt) auf den Bauernhöfen ein, woselbst er mit Kuchen beschenkt wurde. Ueber die Umstände seines schrecklichen Endes ist bis jetzt Gewisses noch nicht bekannt; es wird gesagt, er habe durch eine bren nende Cigarre sein Bett, auf welches er sich gelegt, in Brand gesteckt. — Am 19. d. hat sich die Tochter einer acht baren Bürgersfamilie in Nossen in dem Zellaer Wardteich ertränkt. Das ohnehin zur Schwermuth geneigte Mädchen soll durch ein unglückliches Liebes- verhältniß in den Tod getrieben worden sein. Leider hat diese unglückliche That den Tod eines biederen Mannes zur Folge gehabt. Der an der Freiberg- Nossener Bahn angestellte, in unmittelbarer Nähe des Zellteichs wohnende Bahnwärter Tannert hat das unglückliche Mädchen retten wollen und ist da bei ums Leben gekommen. Tannert hinterläßt eine Frau und ein Kind. — In Döbeln geht das Gerücht, daß die Stadt Aussicht habe, eine Garnison von 3 Schwadronen Ulanen zu erlangen. Es soll, wie man bestimmt versichert, höheren Orts beschlossen sein, den zur Zeit in Rochlitz liegenden Stab und die drei Schwadronen des 18. Ulanenregimentes aus Ge sundheitsrücksichten anderweitig unterzubringen. Da nun die zwei übrigen zum Regiment gehörigen Schwadronen in Roßwein garnisoniren und eine möglichst nahe Zusammenlegung des Regimentes im militärischen Interesse geboten ist, so soll der Kriegs- minster nicht ganz abgeneigt sein, Döbeln zur Gar nison jener drei Schwadronen zu machen, wenn er bei Rath und Bürgerschaft das nöthige Entgegen kommen finde. — Am Charfreitag wurde der Vormittagsgottes dienst in der Kirche zu Döbeln auf bedauerliche Weise gestört. Während der Geistliche auf der Kanzel stand und die zahlreich versammelte Gemeinde in tiefster Andacht seinen Worten lauschte, wurde plötzlich 5—6 Mal heftig an das Hauplthor der Kirche gepocht, so daß allgemeine Bestürzung eintrat und man vielfach glaubte, es sei Feuer ausgebrochen. Nach Oeffnung des Thores trat ein Mann herein, welcher mit lauter Stimme in die Kirche hineinrief: „Das ist der heilige Bund, den Gott gestiftet!" Man schaffte den Ruhestörer sofort hinaus, so daß die Predigt nach einer kleinen Pause ihren unge störten Fortgang nehmen konnte, und die weiteren Ermittelungen ergaben, daß man es mit einem Geisteskranken, einem Tischlergesellen aus dem be nachbarten Dorfe Ebersbach, zu thun hatte. — Am Abend des 18. d. M. sind an der vom Bahnhof zu Frohburg nach der Stadt führenden Straße etwa 20 Kirschbäume umgebrochen worden. Die Entrüstung über diesen Baumfrevel ist eine um so größere, als gerade die am schönsten entwickel ten Bäume herausgesucht und die weniger gediehe nen verschont geblieben sind. Für diese 20 wären „25" am Platze. — Die entsetzlichen Elementarereignisse, unter welchen im vorigen Sommer die Bewohner der Oberlausitz zu leiden hatten, haben bekanntlich ver schiedenen Personen Gelegenheit geboten, ihre Hoch herzigkeit und Nächstenliebe zu bethätigen, indem sie für ihre Mitmenschen ihr eignes Leben aui's Spiel setzten. Es sind nun jetzt vom königl. Ministerium des Innern verschiedene Auszeichnungen für dama lige hervorragende Leistungen ausgetheilt worden, und zwar erhielten Einer die silberne Lebensrettungs- Medaille zum Tragen am weißen Bande, 32 Per sonen die silberne Lebensrettungs-Medaille, zum Theil unter Beigabe einer Geldbelohnung von je 20 Mark, 25 dieselbe Medaille in Bronze, 36 Geld belohnungen von je 30 resp. 20 Mark und 6 Per sonen öffentliche Belobigung. — Am 14. d. M. fand zu Annaberg unter dem Vorsitze des Herrn Amtshauptmann Or. von Ber newitz die erste ordentliche Generalversammlung des Vereins für Fohlenaufzucht im sächsischen Erzgebirge statt. Aus dem vom Vorsitzenden zum Vortrag gebrachten Jahresberichte war mit Befriedigung zu entnehmen, daß der gegenwärtige Stand des Unter nehmens als ein durchaus günstiger zu bezeichnen ist, daß insbesondere durch die vom königl. Mini sterium des Innern gewährte Unterstützung die Existenz des Vereins nunmehr als gesichert erscheint und derselbe hoffen darf, seine auf Hebung der sächsischen Landespferdezucht gerichteten Ziele zu erreichen. Vermischtes. Der Branntweinconsum in Rußland wird in einer Notiz der Wochenschrift „Russ" auf Grund der von den Brennereien pro 1876 gezahlten Accise mit 323,700,000 Rubeln berechnet, im Jahre 1879 betrug die Ziffer 387,000,000 Rubel. Diese Summe hat die Bevölkerung für Branntwein gezahlt, wenn er 40 Grad hält, da aber in den Schenken meistentheils Branntwein verkauft wird, der nur 28 bis 30 Grad Spiritus enthält, so erklärt es sich, daß die Bevölkerung den Zusatz an Wasser mit mindestens 10,000,000 Rubel be zahlen muß. Die Anzahl der Schenken betrug 1877 nach einer Berechnung 128,362. Bei dieser Berechnung kämen auf jede Schenke durchschnittlich 1000 Eimer. Gewöhnlich verkauft man aber in einer Schenke mittlerer Güte 5000, in einer „guten" über 10,000 Eimer Branntwein. Ueber das Leben in New-Bork enthält die vom städtischen Amt daselbst herausgegebene Statistik für 1880 einige äußerst interessante Daten. Die Zahl der täglichen Gäste in Hotels, Kost- und Logirhäusern beträgt 30,000. Für Vergnügungen, wie Theater, Oper u. s. w. wurden im Jahre 1880 sieben Millionen, in den Kneipen sechszig Millionen und von den Wohlthätigkeitsanstalten vier Millionen Dollars verausgabt. 48,191 Personen wurden betrunken auf der Straße verhaftet. 20,000 Hochzeiten und 31,866 Leichen begängnisse fanden statt. 213,469 Familien wohnen in 67,126 Häusern. Die Zahl der sogenannten Straßen-Araber, Zeitungsjungen, Schuhputzer u. s. w., welche keine andere Schule als die des Verbrechens besuchen, beträgt nahezu 12,000. Eine interessante kalendarische Analogie findet sich in den gelehrten Forschungen des verstorbenen Bischofs von Speier, vr. Haneberg, verzeichnet, welcher in seiner Erklärung des Johannes-Evangeliums zum 13. Eapitel be merkt, daß im Todesjahre Jesu Christi der Sonntag nach dem jüdischen Pasah — der Ostersonntag — auf den 17. April, also der Donnerstag des heiligen Abendmahles auf den 14., der Freitag des Leidens und Sterbens Jesu auf den 15. April fiel. Gerade so fielen nun diese Gedächtniß- tage auch in der Osterwoche dieses Jahres. Eine Ostcranekdote. Zur Osterzeit des Jahres 1871, als noch deutsche Soldaten in Straßburg bei den Bürgern einquartirt werden mußten, weil's an genügendem Raum in den Kasernen gebrach, erzählte die Vorsteherin einer der Sraßburger Klein kinderschulen ihren Schülerinnen die liebliche Geschichte von der glorreichen Auferstehung des gekreuzigten Heilandes, des segnenden Freundes der frommen Kindlein. Um sich ihren Zöglingen recht verständlich zu machen, bediente sich die Lehrerin des sowohl ihr als ihnen wohlbekannten „Straß burger Ditsch", und aufmerksam lauschten Alle der lebendigen Erzählung. Als nun die gewandte, anmuthige Erzählerin den zur rechten Hand sitzenden Engel im langen, weißen Kleide, seine tröstlichen Worte den zagenden und erschreckten Frauen zurufen ließ, that sie solches in reiner, hochdeutscher Sprache: „Fürchtet euch nicht! Ihr suchet den Gekreuzig ten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat." Ein blondes, rothbackiges Mägdlein, bei dessen Eltern auch deutsche Krieger in Quartier lagen, die sich schon oft mit dem munteren aufgeweckten Kinde freundlich unterhalten hatten, fiel jetzt plötzlich, sein Patschhändchen hoch ausstreckend, der lieben Lehrerin mit der Frage verwundert in's Wort: „Ja, höere Sie, Mamsell, isch denn d'r Engel e Preuß ge- sinn, wyl 'r e so gereddt het?" Eine opulente Stiftnng hat der in Hamburg ver storbene WeinhänNer Gaedecke durch ein testamentarisches Legat eingerichtet. Sein ganzes Vermügen, ca. 500,000 Mk., wird — mit Ausnahme einer Dotation von 12,000 Mk. für die Kaiser Wilhelm-Stiftung — zur Gründung einer „Matthias-Stiftung" verwendet, aus deren Zinsen unver sorgte Frauenzimmer und durch Unfälle zurückgekommene Arbeiterfamilien Unterstützungen erhalten sollen. Allerlei. Am 8. d. M. hat vi'. A. Wölfler, Assistent bei Professor Billroth in Wien, auf der Klinik an der Frau Maria Gebharter (52 Jahre alt) eine Magenresection mit einem solch guten Erfolg ausgeführt, daß dieselbe sich neun Tage nach der Operation sehr wohl befand und anstandslos flüssige und solide Nahrung genoß. Sie war stets fieberfrei. Auch die fchon vor zehn Wochen glücklich operirte Maria Theresia Heller, welche kürzlich durch Erkältung und einen Diätfehler bettlegerig war, ist schon ausgefahren und fühlt sich so wohl und kräftig, daß sich dieselbe in Kurzem auf das Land begeben will. — In Jawa (Amerika) starb Harriet Duell infolge eines freiwilligen 47 tägigen Fastens, das sie am 23. Februar begonnen hatte. Harriet Duell zählte 52 Jahre, war hoffnungslos invalid und entschlossen, ihrem Leben durch Aushungerung ein Ende zu machen. Während der ersten 33 Tage nahm sie sogar nicht einmal Wasser zu sich; später trank sie täglich etwas Wasser, allein nichts anderes kam über ihre Lippen. Ihr Puls am letzten Mor gen war nicht vernehmbar; die Respiration betrug 35 per Minute. Bis zuletzt war sie in vollem Be sitz ihrer geistigen Fähigkeiten. Die Todtenschau er gib, daß äußerst wenig Blut in ihrem Körper vor handen war. Der Magen war gänzlich leer. Die Leiche wog 47 Pfund. Von ihren Freunden wurde sie als nie irrsinnig, sondern nur eben durch Leiden zur Verzweiflung getrieben betrachtet. — In der kgl. preuß. Oberförsterei Falkenwalde bei Stettin hat am 16. d. ein ungeheurer Waldbrand statt gefunden. 900 Morgen Wald sind vernichtet. — Als Thäter der Bochumer Lustmorde wird ein 43jähriger Besenbinder Peter Schiff, ein in dortiger Gegend gefürchtetes, vollkommen verthierles Subject, angegeben, der sich bereits zur Thäterschaft dieser Morde bekannt und noch einen andern Menschen als seinen Gehilfen dabei bezeichnet haben soll, welcher auch bereits verhaftet sei. Im Ganzen wurden fünf Frauen gemißhandell und ermordet. — Am 14. d. M. Nachts gegen 1 Uhr fand einige Seemeilen südlich von Fern Islands eine Co llision statt zwischen den englischen Dampfern „James Harris" und „Andalusia", beide mit Robeisen be laden. Der Zusammenstoß erfolgte bei dickem nebe ligen Wetter. Der „James Harris" wurde beider Fockmasttakelung getroffen und fast durchschnitten. Der Vordertheil begann sofort zu sinken und als das Wasser die Kessel erreichte, explodirten letztere und trieben die Wrackstücke weil auseinander. 13 Personen ertranken. — In Mlawa (Gouv. Plotzk) wurde, wie die „Now. Wr." erfährt, kürzlich ein Jude mit gefälschten Banknoten im Betrage von 300,000 Rubel arretirt. Sein Kamerad, dem es zu entfliehen gelang, soll sogar für 800,000 Rubel von dieser Waare besessen haben. Die Fäl-