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«eten-Vorsteher Hofrath Ackermann die Ehre, dasselbe dem allerhöchsten Paare zu überreichen. Die Gabe ist bekanntlich eine die Zeit vom 18. Juni 1853 bis 18. Juni 1878 umfassende, reich ausgestattete Chronik des sächsischen Königshauses und seiner Residenzstadt. — In Dresden hat sich von der Alberibrücke aus Freitag Abend gegen 10 Uhr ein 19jähriges Mädchen von dort in die Elbe hinabgestürzt. Es gelang, dieselbe, wenn auch mit einem zerschmetterten Bein, so doch lebend den Fluthen zu entreißen und hierauf zunächst in die elterliche Wohnung und dann in das Stadlkrankenhaus zu bringen. Ein unglück liches Liebesverhältniß soll die Schuld an der un seligen That sein. — In der Vorwoche der diesjährigen Ostermesse findet die statutenmäßige Haupt-Versammlung des Vereins Woll-Convent, verbunden mit einer Fließ- Ausstellung, in dem Saale der Buchhändler-Börse, Ritterstraße zu Leipzig statt, wozu die Mitglieder des Vereins und alle sonstigen Interessenten durch das Vereins-Organ „Zeitung für Schafsucht und Woll-Production" eingeladen werden. Die Fließ- Ausstellung beginnt am Donnerstag, den 28. April, Morgens 8 Uhr, und dauert bis Sonnabend den 30. April, Mittags 1 Uhr. Es wird gebeten, die selbe recht zahlreich mit in Schweiß geschorenen, sowie in Nückenwäsche gewaschenen ganzen Fließen zu beschicken. Die Hauptversammlung findet eben daselbst am Donnerstag, den 28. April, Abends 6 Uhr, statt. Auf der Tagesordnung befinden sich u. A. folgende Punkte: Bericht des Vorsitzenden und Negnungslegung. Wahl des neuen Ausschusses. Anträge auf Abänderung des Statutes: Den Ver ein statt „Deutschen Woll-Convent" einfach „Woll- Convent" zu nennen. (Referent: Landes-Ocko- nomierath Knauer-Gröbers.) Auch Handelsfirmen, landwirthschaftliche, züchterische, oder wollgewerbliche Vereine können Mitglieder des Vereins gegen Zah lung des statutenmäßigen Beitrages von 10 Mark werden, doch hat nur ein Mitglied der Firma bezw. des Vereins das Recht, dieselbe in den Vereins- Versammlungen zu vertreten. (Referenten: Zschille in Großenhain und Prinz Georg, v. Schönaich- Carolath auf Mellendorf.) Nothwendigkeit einer Vereinbarung fester Terminologie für die Woll- rc. Eigenschaften, zum leichteren Verständniß zwischen Fabrikanten und Händlern einerseits und Producen- len andererseits. (Referent: Director Offermann; Correferent: Bohm.) Usancen bei dem Woll handel. (Referent noch zu ernennen; Correferent: Prinz v. Schönaich-Carolath.) Entwurf eines Pro grammes für Schaf-Ausstellungen. (Referent: Oe- konomierath Berlin.) Die Mitglieder des Woll- Convents (resp. solche, die es werden wollen), welche wünschen, daß noch andere Fragen auf die Tagesordnung kommen, werden ersucht, dieselben bis spätestens den 10. April, unter Nennung des Referenten dafür, bei dem derzeitigen Vorsitzenden Bohm in Leipzig, Emilienstr. 28, anzumelden, um solche noch in das Programm aufnehmen zu können. Die Anmeldung der auszustellenden Fließe nach Zahl, Raffe oder Zuchtrichtung werden die Aussteller ge beten, sobald wie möglich, die Einsendung derselben aber spätestens bis zum 22. April an den Unter zeichneten zu effectuiren. — In Plauen i. V. haben die selbständigen Glaser eine Glaser-Innung gemäß den Satzungen der gleichen Innungen in Zwickau, Dresden und Leipzig errichtet. Man will für das bereits ent worfene Statut die behördliche Genehmigung aber erst nachsuchen, wenn im Reichstage über das Jn- nungsgesetz Beschluß gefaßt worden ist. H Hohenstein, 28. März. Die diesjährigen Prü fungen in sämmilichen Klaffen der Bürgerschule, einschließlich der Fortbildungsschule, findet vom 4. bis mit 7. April statt. Der Schülerbestand bezifferte sich am 1. März auf 562 Knaben, 573 Mäd chen — 1135 Kinder, von denen 73 Knaben und 47 Mädchen — 120 Kinder die mittlere Abtheilung besuchen. Verstorben sind im Laufe des Schul jahres 3 Kinder und confirmirt werden 134 Kinder — 70 Knaben und 64 Mädchen. — Diesem Aus tritt stehen 175 Neueintretende gegenüber. Die Fortbildungsschule zählt nur 97 Schüler. Diese geringe Zahl erklärt sich damit, daß der größere Theil der Fortbildungsschulpflichtigen die hiesige Handwerkerschule besucht. — An der Bürgerschule wirken 12 ständige Lehrer, 3 Hilfslehrer und 2 Fachlehrer, bez. Lehrerin. — Im Walzwerk der zum Kgl. Steinkohlen werke gehörigen Oppelschachter Wäsche ist am 26. d. dem Arbeiter August Knöfel aus Niederherms- derf der rechte Arm zwischen den Walzen zer- guetscht worden. — Am Freitag Nachmittag havarirte in Meißen an einem Pfeiler der Chausseebrücke ein nach Ham burg bestimmter Schleppkahn mit 8040 Centner Rohzucker und 1100 Centner Papier beladen. Der Kahn gehört einer Frau Minna Zunder in Aken. Zum größten Theile konnte die Ladung gerettet werden. Der Kahn war mit der linkseitigen Bord derart an den rechtseitigen Strompfeiler der Meiß ner Chauffee-Elbbrücke angeschlagen, daß er sofort einen bedeutenden Leck erhielt; es gelang jedoch das Fahrzeug über Wasser zu halten. Die Ladung ist bei der Frankfurter Transport-Versicherungs-Actien- Gesellschaft in Frankfurt a. M., der Kahn dagegen bei der allgemeinen Flußversicherungs-Gesellschaft zu Riesa versichert. — Ueber das schon kurz erwähnte Eisenbahn unglück zwischen Ballstädt und Langensalza liegt folgende Nachricht vor: Während auf der dort eingleisigen Bahn wegen einer Dammrutschung ein Personenzug halten bleiben mußte, kam ein zweiter Zug dort an und fuhr mit großer Gewalt auf den ersteren Zug auf. Von den bei dem Eisenbahnunfall Verunglückten sind todt: Zugführer Fautsch und Hilfsbremser Zange, Beide aus Gotha; schwer ver wundet: Bahnmeister Trochnitz aus Großgoltern. Sechs Eisenbahnbeamte erlitten starke Quetschungen, mehrere Passagiere sind leicht verwundet worden. — Am Dienstag wurde in der Nähe von Moß bach bei Plauen i. V. eine Gutsbesitzersehefrau von dem in Moßbach wohnhaften Waldarbeiter C. A. Lorenz räuberisch angefallen und ihr der Tragkorb vom Rücken gerissen; hierauf warf sie der Angreifer in den Straßengraben, würgte sie am Halse und beging an ihr das nach ß 176 des R.-Str.-G.-Bs. strafbare Verbrechen. Zwei von Moßbach kommende Fleischergesellen bemerkten den Vorfall von Weitem; einer der Gesellen eilte schleunigste herzu und als Lorenz nunmehr die Flucht ergriff, wurde er ver folgt, festgehalten und nach Moßbach transportirt. — Die von der k. Amtshauptmannschaft zu Großenhain getroffene Maßregel zur Bekämpfung der Bettelei und Vagabondage für den gejammten Bezirk ist in Kraft getreten. Darnach ist alles Betteln verboten und die Verabreichung von Gaben an Bettlern wird bei Strafe bis zu 2 Mark untersagt. — Der Gewerbeverein in Mügeln seierte in voriger Woche sein 25jähriges Jubiläum. — Aus Eisenach wird geschrieben: Man gehl hier mit dem Gedanken um, eine Bahn nach der Wartburg anzulegen. Der Großherzog von Sach sen-Weimar hat jedoch hiergegen entschieden Einspruch erhoben und wird die Anlage nicht genehmigen, da sie dem romantischen Reiz der Gegend erheblichen Abbruch thun würde. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 28. März. Auf der Tagesordnung befindet sich die Stem pel-, Brau- und Wehrsteuer. "Fürst Bismarck ist erschienen, um persönlich für seine Steuerpro- jecte einzutreten. Lasker eröffnet die Debatte mit einer Verurtheilung der Vorlagen. Die Denkschrift des Reichskanzlers über die in- directen Steuern lasse eine Zusammenstellung der gesammtsn finanziellen Verhältnisse der fremden Staaten vermissen. Wenn man die für die Verzinsung der hohen Staatsschulden Frankreichs und Englands aufzubringenden Summen von der Höhe der dortigen indirecten Steuern abziehe, so bleibe ein Betrag, der den der indirecten Steuern in Deutschland nicht wesentlich überschreite. In Deutschland existirten der artige Schulden nicht, ja einzelne Staaten verfügten über Vermögen. Deutschland sei gar nicht im Stande, so viel aufzubringen. Die neue Steuerpolitik verringere die Con- sumtionsfähigkeit, sie habe nur den Zweck, dis Aermeren zu Gunsten der Reichen zu belasten, sie sei sine aristokratische Politik. Er dagegen denke sich die Zukunft der deutschen Steuerpolitik als Erhöhung der Tabak- und Erhöhung der Spiritussteuer. Schule, Armenweserr und Polizei von den Gemeinden auf den Staat übertragen, wie Bismarck wolle, heiße die ganze culturgeschichtlichs Entwickelung, die wir ge nommen, auf den Kopf stellen. Fürst Bismarck: Ihm schwebe der Gedanke vor, daß die Gemeinden bezüglich ihres Armenwesens durch die Unfall und Alters-Versicherung erleichtert werden sollen. Den Ge- memden die Last der Schule zu entnehmen, sei noch viel leichter, ohne daß deshalb in die Rechte der Selbstverwaltung eingegriffen werde; er wolle aber auch keine Decomposition des Staates durch eine Anzahl communaler Republiken. Er übernehme die volle Veran:wortlichkeit für die Denkschrift, die ihm eine lange Rede ersparen sollte. Er wolle wie Lasker höhere Tabaks- und höhere Getränkesteuer. Der Branntwein könne aber vom Arbeiter weniger entbehrt werden als das Bier, welches mehr von den wohlhabenderen Kreisen getrunken werde. Uebrigens sei gar nicht beabsichtigt, den Branntwein frei zu lassen. Der Wähler habe ein Recht zu wissen, wo die Regierung hinauswolle, wer von den Wählern keine Erleichterungen der Kommunen in Bezug auf Armenwesen, Polizeiwesen, Schulwesen und Standes- wesen wolle, werde für einen Fortschrittler stimmen. Er kritisirte die directen Steuern, besonders die Miethssteuer. Die Einkommensteuer sei ungerecht, da sie keine» Unterschied zwischen Arbeitsertrag und Capitalsoerzinsung mache. Die Frage sei nicht, was andere Staaten brauchen, sondern was wir brauchten und wie wir das Bedürsniß am Besten decken können. Er bestreitet, daß indirecte Steuern die Waaren vertheuern, sie belasteten nur den Zwischenhandel. Finanz zölle wurden fast ausschließlich vom Ausland getragen und übten eine schützende Wirkung aus. v. Maltzahn-Gülz: Die Conservativen wollten nach wie vor Ermäßigung der directen Abgaben in den Einzel staaten, und zwar in den unteren Classen, und Abminderung der Gemeindelasten in Bezug auf Armen-, Schul- und Polizei wesen. v. Benda präcisirt die Stellung der Nationalliberalen dahin: Annahme der Brausteuer nur unter gleichzeitiger Erhöhung der Branntweinsteuer, Zustimmung zur Börsen-, Ablehnung der Quittungs- und Wehrsteuer. Löwe-Bochum für, M. Wiggers (Fortschritt) gegen das Steuer-Trifolium. Fortsetzung der Berathung Dienstag. Vermischtes. Allerlei. Am 24. d. abends ^7 Uhr erfolgte in Agram wieder ein heftiger Erdstoß, begleitet von starkem, explosions artigem Getöse, mehrfach fielen Mauerstücke herab. — Der Tabaksbau in Deutschland hat im Jahre 1880 ungeachtet der höher» Steuersätze und genauer» Steuercontrolen, wie die „Sächs. landw. Ztschr." berichtet, sehr erheblich zuge nommen, denn es betrug der Flächeninhalt der mit Tabak bepflanzten Grundstücke ungefähr 2'/- Millonen Ar, d. i. gegen 700,000 Ar mehr als im Vorjahre, während in Baiern sich eine Verminderung um 33,000 Ar ergab. — Die Un sitte des amerikanischen Duells hat in Heidelberg wieder ein Opfer gefordert: Vor einigen Tagen hat sich, wie die „Tr. Ztg." mitthsilt, der Student Seidlitz aus Köln in Folge einer diesbezüglich eingegangenen Verpflichtung erschossen. Der auf so traurige Weise Dahingerasfte war in Hewelberg sehr beliebr. Nebenbei ist noch zu erwähnen, daß derselbe vor einigen Monaten in einer Lotterie eine» Treffer von 2 )0,000 Mark gemacht hat. — In der Nähe von Klein- Zombor (Ungarn) ist kürzlich die ganze Fahrpost beraubt worden. Die Räuber warfen den Kutscher und die Polizei- Eskorte, welche im Kampfe schwer verwundet worden waren, einfach auf die Straße und fuhren mit der Post davon. Vom Makoer Postamts allein befanden sich Sendungen im Werthe von 7300 fl. auf dem geraubten Postwagen; der Werth der übrigen Sendungen ist noch zu ermitteln. Der Kutscher ist seinen Verletzungen erlegen. — Der Gemeinds- rath von Unterhalten, Canton Schaffhausen, hat den jungen Leuten unter 15 Jahren verboten, öffentlich oder zu Hause zu rauchen, sowie auch die Wirthshäuser zu besuchen, wenn sie nicht von älteren Personen begleitet sind. — Im Zoologische» Garte» zu Frankfurt a. M. stand ein junger Mann plaudernd mit seinem Freunde vor dem Käfige der Tigerin und hatte unachtsamer Weise sich zu weit über die den Käfig umgebende Barrisre gelehnt. Da aus einmal fühlte er die Tatze der Tigerin sich mit furchtbarer Gewalt in seinen Oberarm einschlagen, welche ihm das Fleisch und die Kleidung 4—5 Zoll herabriß. Die herbeieilendsn Wärter vermochten mit ihren Stöcken rc. Nichts gegen die rasende Bestie, als das sie die andere Tatze dem jungen Manne vom Leibe fern hielten. Während dieser Zeit nun versuchte Derselbe mit der freien Rechten die Tatze aus seinem Arme zu entfernen, welches ihm auch unter den rasendsten Schmerzen gelang. Die Aerzte glauben den Arm ohne Nachtheil für denselben heilen zu könne». Neueste Nachrichten. Wien, 28. März. Tie Nachrichten über die griechisch-türkische Frage lauten heute günstig. Man versichert competenterseits, die Botschafter seien nunmehr einig über die Ausstellung einer neuen Grenzlinie. Die Großmächte werden die Verein barung der Botschafter gutheißen und wie man annimmt, wird auch Griechenland dieser neuen Grenzlinie sein Zustimmung nicht verweigern. Paris, 28. März. Mehrere Blätter discutiren lebhaft die Idee einer Campagne der Monarchien gegen das Asylrecht der Republiken. Die „France" sieht darin die Pläne Bismarcks und bekämpf! die selben heftig. Heute gab es heftige Szenen in der Kammer. Casiagnac wollte Ferry und Barthelemy beweisen, sie hätten seiner Zeit den Königsmord gutgeheißen; nach der Sitzung forderte Janvier Delamotte Ferry zum Duell. Ferry bezeichnete ebenfalls zwei Zeugen. Es ist sehr unwahrschein lich geworden, daß das Listenskrutinium vor den Osterferien zur Beraihung kommt. London, 28. März. Zwei der Verbrecher, welche das bekannte Attentat gegen das Mansionhouse versuchten, flüchteten nach Poris. Dieselben sind irisch-amerikanische Fenier. Die englische Re gierung wird deren Auslieferung als Brandleger verlangen. Die „Pallmall-Gazette" meldet aus Rom: Eine Dame erhielt Privot-Audienz vom Papste und theilte ihm mit, daß Tag und Stunde seiner, sowie Cardinal Paccis Ermordung festgesetzt sei. (Was!) Markt-Preise von Waldenburg am 29. März 1881. 85 Kilgramm Weizen 15 Mk. 25 Pf. bis 17 Mk. — Pf. 80 Kilogramm Kor» 15 Mk. 50 Pf. bis 17 Mk. 25 Pf. 70 Kilo gramm Gerste 9 Mk. 50 Pf. bis 12 Mk. 25 Pf. 50 Kilogramm Hafer 6 Mk. 75 Pf. bis 7 Mk. 50 Pf. V- Kilogramm But ter 65 Pf. bis 70 Pf. 4 Stück Eier 20 Pf. bis 22 Pf. Kilogramm Rindfleisch 54 Pf. bis 60 Pf. V- Kilo gramm Schweinefleisch 70 Pf. bis — Pf. V- Kilogramm Schöpsenfleisch 60 Pf. bis — Pf. '/- Kilogramm Kalbfleisch 45 Pf. bis 48 Pf. Marktbericht. Berlin, 28. März. Weizen loco 170—230, April- Mai 209,50, Mai-Juni 210,50, Juni-Juli 211,50. Roggen loco 204.00, April-Mai 199,50, Mai-Juni 191,50, Juni- Juli 182,50. Spiritus loco 53,30, April-Mai 54,40, Juni- Juli 55,50, August-September 56,40. Rüböl loco 51,50, April-Mai 50,90, September-October 53,90.