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katholischen Bisthümer des deutschen Reichs beizu treten und gleich denselben für den Kaiser unv das kaiserliche Haus kirchlich zu beten. Das Domkapitel in Paderborn wählte dieser Tage den Bisthumsverweser. Es verlautet, der Preis für die Erlaubniß der Wahl der Kapitelvi- care in Paderborn und Osnabrück ist die Aufhe bung des Sperrgesetzes in den betreffenden Diöcesen. Jetzt kommen die Maigesetze, welche gegen den katholischen Clems gerichtet sind, auch gegen Juden zur Anwendung. In Posen hatte der Rab biner F. einen jüdischen Fleischer, der koscheres und nicht koscheres Fleisch verkauft, ersuchen lassen, gewisse für den Betreffenden lästige Bedingungen zu er füllen, damit den Juden die koschere Qualität des Fleisches vollständig garantirt bleibe. Der Fleischer weigerte sich, dies zu thun. In Folge dessen ließ der Rabbiner auf dem Synagogenhofe eine Be kanntmachung anheften, in der er der Judenschaft anzeigte, er könne keine Garantie mehr übernehmen, daß das von dem gedachten Fleischer verkaufte Fleisch den rituellen Vorschriften entspreche. Die Polizei entfernte dieses Actenstück, der Rabbiner wurde auf Grund des Gesetzes über die Grenzen des Rechts zum Gebrauche kirchlicher Straf- und Zuchtmittel unter Anklage gestellt und zu 30 Mark verurtheilt. Der Z I des Gesetzes vom 13. Mai 1873 lautet: „Keine Kirche oder Religionsgesell schaft (unter diese Categorie fallen die Juden) ist befugt, andere Straf- und Zuchtmittel anzudrohen, zu verhängen oder zu verkünden, als solche, welche dem rein religiösen Gebiete angehören oder die Ent ziehung eines innerhalb der Kirche oder Neligions- gesellschaft wirkenden Rechts oder die Ausschlie ßung aus der Kirchen- oder Religionsgesellschaft be treffen. Staf- oder Zuchtmittel gegen Leib, Ver mögen, Freiheit oder bürgerische Ehresind unzulässig." Oesterreich. Der Kronprinz ist am 27. Febr. in Beni Suef eingetroffen, wo er von dem Mudlr (Prä- fecten) und der Bevölkerung enthusiastisch empfangen wurde. Der Kronprinz besuchte die Stadt und das Koptenviertel und später auch die Ziegel-Pyramide, auf deren Stätte einst das Labyrinth stand. In Beni Suef wird auch übernachtet werden. Die Kopten ließen dem Kronprinzen Blumen und Früchte überreichen. Der Khedive verfügte, daß in jedem Orte, wo das Schiff des Kronprinzen hallen wird, für dasselbe sogleich ein Ochs geschlachtet werde. Die Jagden des Kronprinzen beginnen erst bei Mienieh. Die studentischen Katzenmusiken in Wien ha ben ihre Mißbilligung erfahren. Der Senat der Universität beschloß folgenden Aufruf an die Studenten zu erlassen: „Der Rector und der Se nat der Wiener Universität sprechen ihre ernste Mißbilligung rücksichtlich der höchst bedauerlichen Vorgänge der letzten Tage aus, an welchen irrege- Feuilleton. Irene. Erzählung von A. Wels. (Fortsetzung.) „Gut! Aber was wollen Sie denn eigentlich von ihm?" „Vorläufig ihn nur zwingen, auf Fräulein von Hallern's Hand zu verzichten." „Weiter nichts? . . . Das wird doch nicht so schwer sein?" „Doch, Doctor, doch! Denn Nichts giebt mir ein Recht dazu, irgend einen Schritt gegen ihn zu unter nehmen! O, wenn ich von dem Fräulein geliebt würde . . . dann würde ich den Kampf am Hellen Tage mit ihm aufnehmen — vor aller Welt würde ich seiner Heuchelei die Maske vom Gesicht reißen; — aber so — Sie begreifen es — muß ich mich im Verborgenen hatten, muß das meinem ganzen Charakter so widerliche Jntriguenspiel beginnen und werde wahrscheinlich meine Ungeschicklichkeit in dieser mir so neuen Rolle mit mehr als einem Mißerfolg bezahlen müssen!" Kern stand vor mir und sah mich mit Augen an, aus denen eine so außerordentliche Jntelttgenz sprühte, daß ich mit der größten Ungeduld seine Antwort erwartete. „Es wäre interessant", meinte er endlich — „sehr interessant, mit dem Herrn Staatsanwalt diese Par tie Schach zu spielen, in der es sich um seine Ehre, seinen Ruf . . . vielleicht um etwas mehr noch han delt! Hm! . . . Hm! . . . Wollen Sie mir folgen, Waldbnrg? Ich habe mich so viel mit dem Jntriguen spiel der . . . Gerechtigkeit nennen wir es, beschäf tigt, daß ich darin eine große Fertigkeit besitzen muß, obgleich ich es noch nie praktisch versucht habe. — — Wissen Sie, was die Herren Untersuchungs- leitete Studenten der Wiener Universität theil nahmen. Der Rector und der Senat erwarten von Euch, Studenten, daß Ihr nunmehr fest und treu aus dem Boden der akademischen Bildung und Gesittung stehen bleibt, daß Ihr Euch daher künftig von jeder Ungesetzlichkeit fern halten, die Grenze der akademischen Ordnung in keinem Falle durchbrechen und so die alten Rechte der Nnwr hochzuhalten bestrebt sein werdet. Zeiget, Studenten, daß durch die Beschäftigung mit der Wissenschaft in Euch eine Gesinnung großge zogen wurde, welcher jede Beeinträchtigung der ver fassungsmäßig gewährleisteten Rechte und Freiheiten widerstrebt, und daß Ihr in Eurem Wollen und Thun von der Achtung der bürgerlichen und akade mischen Ordnung durchdrungen und würdig seid freie akademische Bürger zu sein." England. In englischen Unterhause war am 3. d. der Pre- minister Gladstone zugegen und wurde derselbe enthusiastisch empfangen. Unterstaatssekretär Chil ders erklärte, sobald alle Verstärkungen in Na tal eingetroffen seien, befänden sich dort über 15,000 Mann. Rufstand. Officiell wird gemeldet, daß Barum am Schwar zen Meere zum Freihafen erklärt worden ist. Aus dem Muldenthale. * Waldenburg, 4. März. Wie wir hören, wird Herr Diaconus Heffter sein kiesiges Amt zu Ostern aufgeben, weil er unter den drei Gastpredigern für das erledigte Diakonat zu Taucha bei Leipzig und das damit verbundene Pfarramt zu Portitz gewählt worden ist. *— Bei ziemlich besetztem Hause eröffnete gestern Abend im Schönburger Hofe die Theatergesellschaft des Herrn Th. Clar ihre Vorstellungen mit dem Volksstücke „Haasemann's Töchter" von Adolph LÄrronge. Das Verständniß, mit welchem die ein zelnen Rollen zur Darstellung gelangten, zeigte, daß Herr Clar über tüchtige Kräfte zu verfügen hat. Auch das Ensemblespiel war vortrefflich und wurde die Vorstellung deshalb von Publikum ungemein beifällig ausgenommen. Der Besuch der ferneren Vorstellungen dürfte in Rücksicht hierauf nur empfoh len werden können. — Bei der Sparkasse in Zwickau wurden im Monat Februar d. I. 213,619 M. eingezahlt, dagegen 147,368 M. 50 Pfg. zurückgezahlt. — Ju Mosel fand am 28. Februar auf Ver anlassung des Rittergutsbesitzers Gräßer in verschie denen Gehöften des Ortes eine Stallschau statt, deren Resultat ein sehr günstiges war. Constatirte doch bereits Herr Kreissecretär Möbius in der am Abend darauf anberaumten und zahlreich besuchten landw. Sitzung in seinem Referate „Ueber den lichter — bei uns in Europa, im neunzehnten Jahr hundert zuerst thun, wenn sie einen Angeklagten vor sich haben? — Sie stellen alles Mögliche auf, um ihn der Ruhe seines Geistes zu berauben, d. h. dessen, was er am meisten zu seiner Vertheidigung bedarf, und bewirken dies durch Präventivhaft und so weiter. Das ist unverzeihlich! — Doch ahmen wir das nach, was der Herr Staatsanwalt selbst Hunderte von Malen schon gethan; — suchen wir seinen so kalten, festen, systematisch geordneten Geist dermaßen zu verwirren, daß er vielleicht von selbst darauf kommt, sich irgend eine Blöße zu geben, irgend einen unbedachten Streich zu begehen, in welchem wir dann einen Anhaltspunkt finden, um ihn zu packen. — Ich rühme dieses System gar nicht, aber es sind die Waffen, die er selbst ge braucht; Sie stehen mit ihm auf dem Kriegsfuße; Sie wären ein Narr, wenn Sie die von ihm so oft mit Erfolg gegen Andere erprobte Waffe nicht gegen ihn anwenden wollten." „Ich begreife nicht recht, was Sie gegen ihn unter nehmen wollen." „Stecknadelstiche zu allererst. Ich werde ihm heute noch das erste fertige Exemplar meiner Bro schüre unter Kreuzband zusenden, werde einige Stel len darin mit dem Rothstift unterstreichen, . . . Stellen, die ihm nicht wenig zu denken geben, und ihm sicherlich zeigen werden, daß man ihm auf der Spur ist. Morgen schicke ich ihm ein zweites Exemplar, in welchem ich den Satz seiner Rede mit einem Bleistift anstreiche, wo er sagt, daß das Hochwasser den Leichnam des Herrn von Serbitz wohl weggeschwemmt haben wird, und füge dem eine Nummer der damaligen Zeitung bei, die ich mir zu verschaffen gewußt habe, aus welcher er sehen kann, was er sicherlich weiß — daß am drit ten Juli jenes Jahres der Fluß so seicht war, daß man ihn durchwaten konnte. Ja, denken Sie sich, Nutzen der landw. Vereine im Allgemeinen", daß die Stallschaucommission in den betreffenten Gütern nicht nur einen wohlgenährten Viehbestand, sondern auch überall recht practtsche Einrichtungen und Fort schrittsbestrebungen gefunden habe und deshalb ein Theil der fraglichen Landwirthe, welche im Interesse ihres Berufes in vorurtheilsfreier Weise der Commis sion Eingang gewährt, recht wohl einer Prämiirung entgegen sehen dürfen. — Im Peniger Gewerbeverein sprach am 1. d. Lehrer Wendler von dort über „Lessings Leben in Wolfenbüttel." Neu ausgenommen wurden 9 Mitglieder. Aus dem Sachsenlande. — Unser Königspaar verließ Berlin am 2. d. Mittag um 1 Uhr. Die Herrschaften bedienten sich eines Extrazuges, den von Röderau ab der General- directoc der Staatsbahnen, von Tzschirschky, geleitete und welcher 4 Uhr 10 Minuten in Dresden ein traf. Die Majestäten wurden vom Sladtcomman- danten von Funke, Polizeipräsidenten Schwauß und Oberbürgermeister Or. Stübel begrüßt. Unser König war von dem Aufenthalte in Berlin sichtlich hoch befriedigt; beide Majestäten erfreuten sich des besten Wohlbefindens. Das Gepäck, das sie mit naey Berlin genommen halten und das nunmehr mittels Extrazuges zurückkam, war wohl eines der kostbar sten. das jemals auf einer Eisenbahn transportirt worden war. Seinen werthvollsten Bestandtheil bildeten Brillanten, Edelsteine und Goldgeschmeide aller Art, welche im Grünen Gewölbe zu den her vorragendsten Kunstgegenständen und Sehens würdigkeiten gehören. Dieser Schmuck war von den Majestäten bei den hohen Festen in Berlin ge tragen worden. Man taxirte den Werth dieses Ge päcks auf gegen 6 Millionen Mark. Besonders großartig und reichhaltig war auch die Garderobe der Königin. Ihre Majestät hat bekanntlich zu jedem Festtage eine, wohl auch zwei neue prachtvolle Roben angelegt. Einige derselben waren in Paris gefertigt und die Directrice eines der ersten Pariser Mode geschäfte war selbst nach Dresden gekommen, um die letzte Hand an die Toilette Ihrer Majestät zu legen. Für eine dieser Roben mußten allein 320 Mark Eingangszoll erlegt werden. — Die Berliner „Germania" schreibt: Die Königin von Sachsen ließ heute, am Aschermittwoch, in der Kapelle des hiesigen katholischen Kranken hauses ihr Haupt mit Asche bestreuen. Die ge nannte Anstalt erfreut sich schon seit längerer Zeit der Protection Ihrer Majestät. An der diesjährigen Ausstellung zu Gunsten des Krankenhauses hat sich die Königin ebenfalls betheiligt und dadurch zu dem erfreulichen Resultate derselben wesentlich beigetragen. — Die Auszahlung der laut Ziehungslisten vom 14. und 15. September 1880 ausgeloosten, am 31. Waldburg, — dieser Staaatsanwalt hat sagen, be haupten können, daß Hegemann dem Herrn von Serbitz im Walde aufgelauert, ihn erschossen und den Leichnam bis zum Fluß geschleppt habe; — und kein Advokat, kein Geschworener hat so viel Menschenverstand gehabt, ihm zu er widern, daß an dem Tage nicht Wasser genug da war, um den leblosen Körper fortzuschwem men. Und der Beweis, daß ich Recht habe, ist der, daß heute, nach beinahe elf Jahren, dieser Kadaver immer noch nichr gefunden ist und auch wohl nie gefunden werden wird!" „Aber was sind denn Ihre Gedanken hierüber?" „Wie können Sie fragen? Es liegt ja Alles ganz deutlich auf der Hand — so deutlich, als wenn ich es gesehen hätte; man hat den Todten irgend wo eingescharrt, damit man durch die Jnspection des Kadavers, der Wunden, des Kalibers der Kugel und so weiter nicht zu der Ueberzeugung komme, daß Hegemann nicht der Tbäter sei." „Oh Alles das ist schrecklich ... ich kann's mir nicht vorstellen . . . kann's nicht glauben!" „Ich auch nicht; aber es ist logisch! Darum braucht es natürlich nicht wahrscheinlich zu sein — noch weniger wahr! ... Aber wir verwirren den Herrn von Sternfeld; — übermorgen erscheint dann ein Eingesandt im hiesigen Tageblatt, welches darauf hinweist, daß man nicht glauben müsse, es gelänge stets, die Leichname aller Selbstmörder und Er mordeten im Flusse wieder aufzufinden, da sei z. B. der Fall des vor zehn Jahren ermordeten Ritter gutsbesitzers von Serbitz, den man doch auch nicht wieder aufgesunden habe und so weiter." (Fortsetzung folgt.)