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Geldangelegenheit überlistet. Wenn nun die Deut schen arm sind, so schämen sie sich ihrer Armuth nicht, und die Reichen sind von der niedrigen Lei denschaft der Prunksucht völlig frei. Es kann daher nicht überraschen, wenn diese „neuen Reichen" eins bittere soziale Feindseligkeit erregen. Die Antise- miten-Bewegung entstand nur aus diesem Grunde; unglücklicherweise für den intelligenten und gebilde ten Juden Deutschlands ist es eine Thatsache, daß alle diese „uouvsuux riestos" Juden sind." — Der Herr Engländer übersieht nur, daß die sogenannten „gebildeten Israeliten" sich mit ihren Stammesge- nossen, die es nicht zum Doctor oder Privatdozenten gebracht haben, vollständig identifiziren. Für die 400 Mann starke Armee des Königreichs der Sandwichsinseln werden gegenwärtig in Bremen die Uniformen angefertigt. König Kalakaua ist ein großer Ver ehrer der deutschen Armee, und läßt daher seine Truppen genau nach Art der letzteren kleiden, nur daß er auf den Achselklappen seinen Namenszug anbringen läßt. Die Armee besteht aus 100 Reitern, welche die Uniform der gelben Dragoner erhalten und 300 Mann Infanterie. Reorgani sator der Armee ist ein junger Bremer, Namens Högemann, der in Ermangelung kanakischer Kommandos die deutschen eingeführt hat. Bevor das betreffende Bremer Geschäft den Auftrag auf Lieferung der 400 Uniformen für Offiziere und Mannschaften, auch für den König selbst (die alle nach Maß angefertigt werden müssen), erhielt, hatte es, wie die Weser- Zeitung meint, Berliner Concurrenz zu überwinden. — Nach einem in Berlin eingelaufenen Telegramm ist übrigens König Kalakaua am 30. Januar in San Francisko ange kommen, um eine Reise nach mehreren Ländern Europas und Asiens anzutreten und wird sich zunächst nach Dokohama begeben. Der König hat sich dahin ausgesprochen, daß er bemüht sei, fremde Einwanderer nach Hawaii zu ziehen, um durch dieselben die dem Aussterben nahe eingeborene Bevöl kerung zu ersetzen; die Einwanderung von Chinesen sei er nicht gewillt zu begünstigen. Allerlei. Der in New-Orleans von Balize an gekommene Dampfer „Wanderer" überbringt die Meldung, daß ein Jesuitenpriester, Namens Gilliett, in Guatemala, einem streng katholischen Lande, verhaftet und auf Befehl des Präsidenten der Re publik erschossen worden ist. Kraft der Gesetze von Guatemala sind die Jesuiten aus dem Lande ver bannt undJeder,derangetroffen wird, unterliegt derTo- desstrafe. — Ein plötzlicher Tod ereilte dieser Tage einen jungen Arzt in Frankfurt. Gesund und munter begab sich derselbe dieser Tage in eine Glaswaaren- handlung, kaufte für einen Jugendfreund, dessen Hochzeit diese Woche stattfindet, 12 „Römer," gab die Adresse an und schrieb auf seine Visiten karte: „Gebrauche sie vergnü . ." dis beiden letzten Buchstaben „gt" fehlen, ein Schlaganfall warf den Schreibenden nieder. — Das Königreich Baiern hat jetzt 45 Realschulen mit einer Gesammtfrequenz von 7464 Schülern. An der Spitze steht die Mün chener Realschule mit 756 Schülern, dann folgt die von Nürnberg mit 572, Würzburg mit 524, Fürth Mlt 387, Augsburg mit 307, Regensburg mit 301, Bayreuth Mlt 240, Hof mit 231, Bamberg mit 230 Schülern u. s- w. Die Realgymnasien haben zu sammen 516, die Industrieschulen 345 Schüler. — In der Gegend von Langenbach (Bezirksamt Kro nach, Amtsgericht Nordhalben) herrscht ein großer Noth stand unter den kleinen Bauern, die zum größten Theil dem Verkauf ihrer Anwesen entgegen setzen. Die andern Einwohner sind meistentheils Weber, welche zwar in diesem Winter mit wenigen Ausnahmen Arbeit haben, allein für die meist zahl reich mit Kindern gesegneten Familien nur kümmer lich ausreichendem Lohn. Man fragt sich nun, soll nur die Barmherzigkeit der Mitmenschen immer hel fen? Die Weber des Reilauer Bezirks befinden sich in etwas besserer Lage. — Aus allen Theilen Ungarns kommen Nachrichten vom Ueberhandnehmen der Wölfe, die sich am Hellen Tage in die Ort schaften wagen. Wie unter Anderem aus Temes- var gemeldet wird, soll bei der Ortschaft Jerßeg, nächst Facset, ein Geistlicher von Wölfen angefallen und zerrissen worden sein. — Der junge Mann, welcher vor einiger Zeit Frl. Bianchi in Wien ent führen wollte, ist am Donnerstag gestorben. Nun hat die Seele Ruh. — Nach einer telegraphischen Mittheilung sandte des Bankhaus Wilhelm Landau in Moskau einen Comptoiristen mit der Summe von 120,000 Rubel Russischer Noten nach Katto- witz; der Bote ist jedoch unterwegs angehalten, sehr schwer verwundet und feiner Baarschaft beraubt worden. — In dem Wiener Vorort Nudolfsheim hat ein Familienvater in einem Anfalle von Sin- nesverwirrung, entstanden durch Noth und fortge setzten Branntweingenuß, der gewöhnlich als letz ter Tröster im Elend benützt wird, seine drei Kinder im Alter von sieben Wochen bis fünf Jahren mit einer Zimmermannshacke erschlagen und sodann sich selbst erhängt. — Bei rapidem Wachsen des Rheines hat sich das Eis am Montag 2 Uhr an der Loreley in Bewegung gesetzt und der Eisgang in gewaltigen Massen Hal begonnen. — Der Strohhändler Korte in Bochum war vom Gutsbesitzer Schulte-Oestrich beschuldigt worden, die 1879 in dortiger Gegend vorgekommenen Lustmorde begangen zu haben und Ersterer legte am 15. October 1880 auch einen Belastungseid ab. Acht Monate saß deshalb Korte in Haft, bis sich seine Schuldlosigkeit herausstellte. Schulte-Oestrich wurde nunmehr wegen wissentlichen Meineides zu 9 Jahren Zuchthaus verurtheilt. — In Potsdam hat sich am Sonnabend der Haupt mann im 1. Garde-Regiment z. F. v. Schlegel er schossen. Derselbe war einer der ältesten Haupt leute des Regiments und in früheren Jahren als tollkühner Reiter bekannt. Ueber das Motiv zum Selbstmorde verlautet nichts Bestimmtes. — Bei Brünn ist in einer Felsen-Einbuchtung ein halbver wester männlicher Leichnam aufgefunden worden, dem der Kopf, der rechte Arm und beide Schenkel bis zu den Knieen fehlten. Allem Anscheine nach liegt ein Verbrechen vor. — In einer außerordent lichen Generalversammlung des Wiener medizinischen Doctoren-Collegiums wurde der Herzog Karl Theo dor von Bayern einstimmig zum ersten Ehrenmit glieds ernannt. — Wie üppig in New-Jork gegen wärtig der Börsenschwindel gedeihen muß, geht wohl mit am besten daraus hervor, daß für einen Sitz an der New-Iorker Fondsbörse kürzlich zwei unddreißigtausend Dollars geboten und auch gezahlt worden sind. — In Hamburg zerstörte am 1. d. ein morgens 8 Uhr ausgebrochenes und bis Nach mittags andauerndes Feuers einen großen Theil des Seidenwaarenlagers von R. D. Warbury und Comp. An der Versicherungssumme von 1,490,000 Mark partizipiren meisten englische Ge sellschaften. Das Feuer ist jetzt gelöscht, das Hinter gebäude, woselbst große Waarenvorräthe sich befan den, ist gerettet. — In Paris ist kürzlich das erste französische National-Schachturnier ausgefochten worden, in welchem zwei der vier von dem Präsi denten Grevy zur Hebung des schachlichen Lebens in Frankreich gespendeten kostbaren Sövres-Vasen als Preise ausgespielt wurden. Der polnische Emi grant Rosenthal errang den ersten Preis, Clerc den zweiten. Gewerblich-technischer Theil. (Erscheint jeden Donnerstag.) I.-0. O. Zu welcher Arbeit sind unsere Frauen berufen? „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die Mutter der Kinder, und herrschet weise im häus lichen Kreise" — so begrenzt Schiller den Schau platz der weiblichen Thätigkeit und weist ihr damit alle die kleinen Handgriffe, Verrichtungen, Besor gungen und Geschäfte zu, welche dem Manne unbe deutend und nichtig erscheinen, zum Bestand der Familie, der Ordnung, des Wohlstandes aber un entbehrlich sind und die fleißigen Hände der Haus frau nimmer rasten und ruhen lassen. Der Mann baut das Haus, die Frau mit der grübelnden Sorge für die einzelnen und kleinsten Bedürfnisse richtet das Innere wohnlich ein. Mit zartem Sinn und unermüdlicher Ausdauer ist sie darauf bedacht, das Heim des geliebten Mannes und der Familie aus zuzieren. Ihre zarteren, weicheren Hände glätten und legen zurecht, was den Tag über in Unord nung geriet, ihr Sinn für Sauberkeit und Nettigkeit verfolgt immer den Staub und Schmutz mit Wischtuch und Kehrbesen und nichts innerhalb des engen Kreises der Famitienwohnuug behauptet vor ihrem scharfen Auge auf der Dauer einen ihm nicht zugehörigen Platz, nichts verharrt auf länger in einem unordentlichen Zustande. Der höchste Beruf aber, der ihr zu teil wurde, liegt für sie in der Erfüllung ihrer Mutterpflichlen; er ist zu gleicher Zeit auch der natürlichste. Wie viele Mädchen kommen aber jetzt dazu, dieses Berufes teilhaftig zu werden? Zwar ist das Gleichnis von dem Epheu, der sich gläubig um die starke Eiche rankt, noch immer zutreffend mit Be zug auf das liebende Weib und den treuen, starken Mann; aber wie viele dieser lebenskräftigen Eichen sind in den mörderischen Kämpfen der letzten Jahr zehnte gefällt worden und haben deshalb ven ange deuteten Beruf gar nicht erfüllen können, auch wenn sie dazu die Neigung verspürt hätten. Andere Männer werden auch durch die gegen frühere Zeiten, da ein alter Hagestolz noch eine lächerliche und be dauernswerte Figur war, gänzlich veränderten Verhältnisse gar nicht auf das Angenehme eines wohlgeordneten Hausstandes hingewiesen; es mangelt ihm nichts und deshalb mögen sie die trügliche Freiheit des Janggefellenthums nicht aufgeben. Durch die Statistik ist nachgewiesen, daß die Ehen in den arbeitenden Klassen der Bevölkerung, also unter der Fabrik- und Landbevölkerung geschlossen werden, well hier die Frau nicht blos tue Gehilfin des Hauses, sondern dis erwerbende Mitarbeiterin sein muß. Die wenigsten Aussichten auf Verhei ratung haben also die Töchter des mit Glücks gütern nicht gesegneten Mittelstandes der Beamten, Lehrer, Geschäftsleute u. s. w. Die Frage nach der zukünftigen Versorgung mußte hier aber Eltern und Töchter die Erwägung nahe legen, ob nicht auch für letztere sich so gut wie für die Söhne Erwerbs gebiete eröffnen ließen, auf welchen sie durch nütz liche Thätigkeit eine eigene Existenz gründen und erhalten könnten. Diese Erwägungen riefen in verschiedenen großen Städten Deutschlands Vereine von Frauen hervor, welche die Arbeit, d. h. die außerhalb des Familien berufes liegende, als eine Ehre und Pflicht des weiblichen Geschlechtes ansahen. Durch die Agita tion dieser Vereine namentlich öffneten sich dem weiblichen Geschlechte verschiedene Erwerbsgebiete. Den Töchtern des Lehrers war vor allen Dingen der Beruf einer Lehrerin, Kindergärtnerin durch das lebendige Beispiel des Vaters nahe geführt. Aus der höheren Töchterschule traten sie in das Lehrerinnenseminar oder in den Kindergarten über und brachten es nach wenigen Jahren zu einer ihnen von vielen Mädchen beneideten Stellung. (Schluß folgt.) Neueste Nachrichten. Wien, 1. Februar. Die Statthalterei von Ober- österrreich hat die Bildung eines Bauernvereins auf Grund der vorgelegten Statuten als gesetzwid rig und staatsgefährlich verboten. Das Verbot ist indeß kein prinzipielles, es wurden lediglich die Statuten beanstandet. Haag, 1. Februar. Das Befinden der Königin der Niederlande läßt die königliche Familie wie derum einem freudigen Familienereigniß ent gegensehen. Rom, 1. Februar. Der Papst richtete an den Kronprinzen Rudolf ein Handschreiben, in wel chem er denselben wegen seiner beabsichtigten Reise nach Jerusalem belobte. London, 1. Februar. Die englische Presse hat seit Beginn des Krieges gegen die Boers diese fortwährend beschuldigt, Gefangene massakrirt zu haben. Dagegen nehmen die Blätter keine Notiz von dem offiziellen Bericht, welcher erklärt, daß die Boers sich gegen die verwundeten Engländer außer ordentlich human gezeigt haben. — Das Befin den Carlyles giebt fortdauernd zu Besorgnissen Veranlassung. London, 1. Februar, 4 Uhr 28 Nachm. Die Szenen im Unterhause, welches seit gestern Nach mittag ununterbrochen Sitzung hält, sind unbe schreiblich skandalös und für den englischen Stolz auf die „Mutter aller Parlamente" sehr de- müthigend. Rohheiten ärgster Art kommen wiederholt vor. Der irische Healy nennt den icischen Ober richter „das ärgste und dümmste Krokodil", belegt den General-Sekretär für Irland, Forster, direkt mit Schimpfnamen und erklärt nach zweistündiger Rede gelassen: „Ersprechenur zurAusweitungseinerLunge." Gladstone ist diesem Zustande gegenüber ganz hülf- los, da die conservative Partei dis Regierungs-Vor schläge für die Einführung der „Cloture" (Debatten schluß) ablehnte. Seit die Publizirung der Forster'schen Zwangsbill sind die Irländer zur „Obstruction" (Ver schleppung der Zwangsbill) noch mehr entschlossen, da nach derBtll alle Landliga-Mitglieder verhaftet werden könnten. — In den Mittelstädten Englands herrscht geradezu Panique vor fenischen Attentaten, besonders seitdem Nachts der drohensten fenischen Proklama tionen geheim angeschlagen werden. Literarisches. Inhalt der „Deutschen Zllustrirlen Zeitung" Nr. 18. Illustrationen: Das Künstlerpaar Hartmann. — Ludwig August Blanqui. — Bilder aus dem Sandschak von Novi- bazar. Nach der Natur gezeichnet von I. I.. Kirchner: 1. Wallfahrtsort dei Luka Gora am oberen Lim. 2- Fall der oberen Cehotina. — Eissport. Original-Zeichnung von I. R. Wehle. — Maria-Elend in Kärnten. Nach der Natur gezeichnet von August Groß. — Geiz und Liebe. Nach dem gleichnamigen Gemälde von Ludwig Löfftz in München. — Champagner-Lagerkeller. — Eintritt in die Gesandtenhalle der Alhambra. — Eine Stizze von P. P. Rubens. Nach einer Photographie gezeichnet von I. Klauß. — Texte: Dis Claudier. Roman in drei Bänden von Ernst Eckstein. (Fortsetzung). — Das Künstler-Ehepaar Hartmann. Von Eduard Mautner. — Ludwig August Blanqui. — Gei', und Liebs. — Eine Skizze von Rubens. — Der sterbende Hai duck. Gedicht von Alfred Friedmann. — Die Schwestern Fröhlich. Ein Gedenkblatt zum 15, Jänner 188!. Lon Albert Weltner. (Schluß). — Die Fabrtcation des Cham pagners. Von L. — Maria-Elend in Kärnten. — Der Gesandtensaal der Alhambra. — Aus dem Sandschak von Novibazar. — Eissport. — Mutterliebe. Charakterbild von Josef Rank. (Fortsetzung). — Kleine Chronik. — Schach. Redigirt von Ernst Falkbeer. — Rösselsprung. — Dreisilbige Charade. — Silbenrächsel. — Pünktchen-Kryptogramm. —