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WMiMi TagehIM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SV Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonnabend, den 8. Januar 1881. Bekanntmachung, Fortbildungsschule betr. Da im Laufe des verflossenen Jahres trotz der gewünschten Verlegung der Wochenstunden aus Abends noch viele Versäumnisse, besonders auch Sonntags früh zur Zeichenstunde, stattgefunden haben, so werden bei Beginn des neuen bürgerlichen Jahres Lehrherren und Lehrlinge, unter Verweis auf die früheren bestimmten Bekanntmachungen in Nr. 84 und 231 dieses Blattes hierdurch abermals auf das Gesetzlose und Strafbare solcher Handlungsweise auf merksam gemacht. Die Zeit des Unterrichts ist aus den früheren Anzeigen allgemein bekannt. Waldenburg, den 7. Januar 1881. Das Schuldirectorium. Hanschmann. ^Waldenburg, 7. Januar 1881. Der deutsche Exporthandel. Einem Originalbericht von R. Z. in Rio de Janeiro (Brasilien) an den „Export", Organ des Central vereins für Handelsgeographie und Förderung deut scher Interessen im Auslande entnehmen wir Fol gendes: „Die Schweirer Häuser importiren viel deutsche Waaren, speciell aus der Gegend vom Niederrhein Halbwollenstoffe. Sehr erfreulich war mir, von sachkundiger Seite zu hören, daß das deutsche Ge schäft in den letzten 4 Jahren einen großen Aufschwung gewonnen hat, und daß die hiesigen deutschen Ge schäftshäuser den englischen bereits an Bedeutung gleichkommen, dieselben voraussichtlich sogar bald überflügeln werden. Deutsche Waaren der verschie densten Art haben sich jetzt hier solche Anerkennung verschafft, daß die Manufacturisten sie nicht mehr wie früher als französische u. s. w. ausgeben, son dern ausdrücklich als „deutsche Waaren" ankündigen. Elberfetder Zanella, Chemnitzer Strumpfwaaren haben die gleiche Waare des Auslandes, insbesondere die englische verdrängt. Halbwollenstoffe hauptsäch lich aus Berlin und Sachsen, Halbseidenstoffe, Tü cher, Damenkleiderstoffe, gestrickte Wollenwaaren (meist aus Apolda) und ordinäre Spielwaaren aus Deutsch land beherrschen schon vollständig den hiesigen Markt. Deutsches Malz fängt an sich dem englischen gegen über zu behaupten. In Feilen und Drahtstiften wird dagegen die englische und französische Waare noch vorgezogen. Ebenso werden die feineren Spiel sachen, Schmucksachen und Schuhzeug noch meist aus Frankreich bezogen, letzteres auch aus England. Deutsche Goldwaaren scheinen überall in Mißcredit zu sein; man sagt sprichwörtlich „Schlecht, wie deutsches Gold". Hoffentlich wird auch in Deutsch land noch der Feingehalt der Goldwaaren wie in Frankreich gesetzlich fixirt werden. Am meisten in Verruf mit ihren Waaren sind die Nord-Amerikaner. Dieselben suchten das Ge schäft zu forciren, machten massenhaft günstige Of ferten, lieferten dann aber nicht nach Muster. Den deutschen Kaufleuten wird dagegen vorge worfen, daß sie längere Lieferungsfristen forderten und diese nicht immer pünktlich einhielten. Aus der letzten Zeit wurde mir ferner mitgetheilt, daß eine große Firma in Berlin bei einer bedeutenden Liefe rung von Hosen das pro Stück bestellte Maaß in der Rechnung aufgeführt, aber überall geringeres Maaß geliefert habe. (Eine jüdische Firma?) Durch die Vorsicht des Importeurs wurde der Betrug noch so rechtzeitig entdeckt, daß der Thatbestand hier im Zollhaus durch die Consularbehörde constatirt wer den konnte. Die deutschen Herren, welche diesen Fall besprachen, meinten, ein irgendwie namhaftes französisches oder englisches Haus würde einen sol chen gemeinen Betrug nie versuchen." Es ist kein Zweifel, daß schlechte Fabrikate, auch wenn sie billig sind, nirgends den Markt behaupten werden. Die Erhaltung einer blühenden Industrie und die damit verbundene lohnende Arbeit für un sere Arbeiter wird wesentlich davon abhängen, daß die Fabrikanten solide Waare liefern. Was die in dem Berichte erwähnte amerikanische Concurrenz betrifft, so ist dieselbe, trotzdem sie vorläufig verun glückt ist, nicht zu unterschätzen. Wenn unser Han del und unsere Industrie nicht aufpaßt und die Märkte der Well beobachtet, so werden sich die Amerikaner bald an den besten Geschäftsplätzen eingeführt haben und sich als stärkere Concurrenten erweisen als Engländer und Franzosen. Die ame rikanischen Modelle sind fast sämmtlich beliebt und muß unsere Industrie der amerikanischen Geschmacks richtung unbedingt da folgen, wo Amerika mit in Concurrenz tritt — oder Besseres bieten. Um so erfreulicher ist es, daß die deutsche In dustrie auf den australischen Ausstellungen fast alle andern Länder überflügelt hat. Z. B. schreibt der Specialcorrespondent des „Export" über die deutsche Ausstellung in Melbourne unter Anderem: „Be sonders gewähren die verschiedenen Collectivausstellun- gen ein imposantes Bild, wie z. B. die der Hanauer Bijouterie, der sächsischen Industrie, Stadt Rem scheid, Iserlohner Stahlwaaren, Sonneberger Spiel waaren und Elberfelder Fabrikate, die durch ge schmackvolle Placirung und noble Einrichtung gerechte Bewunderung erregen und dem deutschen Court wie i in Sidney unbestritten den ersten Preis sichern dürften. Ganz besonders ist der „Kaiserpavillon" zu erwähnen, in welchem sämmtliche Gold- und Silberwaaren aufgestellt sind, mit dem sich keine andere Nation an Geschmack, Reichthum und Ge diegenheit messen kann." (Warum schicken also deutsche Firmen schlechte Goldwaaren nach Bra silien?) Der Corresponoent erwähnt ferner die prachtvolle Ausstellung deutscher Musikinstrumente, Möbel und deutscher Gemälde. Die deutsche Porzellan-Ausstellung, hierunter spe ciell die Königliche Manufactur in Meißen, soll geradezu Sensation gemacht haben und Alles über treffen, was hierin von andern Ländern vorgeführt ist. Die Drayündustrie Englands und Amerikas hat ganz .norme Anstrengungen gemacht, ist jedoch von dem deutschen „Hamm" in diesen Fabrikaten durch aus überflügelt worden. Die deutsche Industrie kann also, wenn sie will; nur muß sie daran festhalten, unter allen Umständen solid zu arbeiten. Bedauerlich ist freilich, daß es immer Leute giebt, welche, um zu concurriren oder vielmehr Andere aus dem Geschäft herauszutreiben, auf keinerlei Mittel zu verzichten scheinen. Wir haben uns sagen lassen, daß seit wenigen Jahren erst hier in der Nähe sich jüdische Strumpf- waarenfabrikanten niedergelassen haben, welche in Italien z. B. ihre Fabrikate um so billigen Preis anbieten, daß man kaum mehr als 5 Prozent Ge winn herausrechnen kann, wofür selbstverständlich ein reeller Kaufmann unter gewöhnlichen Verhält nissen nicht arbeiten kann. Der Einwand, daß, wenn der Eine so billig liefern kann, es der An dere auch fertig bringen müsse, ist ohne allen Halt. Auf die Geschäftsmoral kommt es vor Allem an. Entweder produciren jene Fabrikanten geringwerthige Waare, oder sie bringen es am Arbeitslohn ein, oder sie arbeiten mit großem Capital und halten mit einem kleineren Gewinn länger aus, wie Jene, die nur mäßiges Capital zum Anfang flüssig machen können. Dann machen sie die Preise doch und beherrschen den Markt mehr oder minder, wie es die Juden im Hopfen-, Wein-, Getreide-, Tabaks-, Leder- und Pelzhandel bereits thun; wer weiß, wie kurze Zeit es noch dauert und sie haben Strumpf- und Web- waaren-Fabrikation ebenfalls in der Hand. Um so energischer bekämpfe man die laxe Ge schäftsmoral und halte an der deutschen Solidität fest, wie sie von unsern Altvordern uns überliefert worden ist. ^Waldenburg, 7. Januar 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die „Proo.-Corresp." sagt am Schlüsse eines längeren Artikel über die zwanzigjährige Regier ungszeit des Kaisers: Der bewährteste Rath geber, welcher das hauptsächliche und wesentliche Verdienst an den Erfolgen dieser 20 Jahre hat, steht auch heule dem Kaiser zur Seite, wie in den Tagen der Vorbereitung. Sein Rath führte Preußen und Deutsch land zu Siegen und Ehren und zur Vollendung. Daß seine Wege heute, wie seine Gegner glauben wollen, eine entgegengesetzte Richtung einschlagen könnten, ist eine Vorspiegelung, welche Alle erken nen müssen, welche heute 20 Jahre am Geiste vorüberziehen lassen. Die Grundsätze, welche heule die Entwickelung Deutschlands in andere Bahnen lenken möchten, unterscheiden sich im Wesen nicht von denen, welchen die Krone Preußens zum Segen Deutschlands widerstand. Es frommt nicht, die Thatsache zu verdunkeln oder zu verschleiern. Die Totalsumme der Einnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern vom 1. April bis Ende November 1880 belief sich auf 213,359,463 Mark nach Abzug der Bonificationen 13,447,849 Mark, für die Reichskasse verblieben 190,911,614 Mark. Bei Vergleichung der Einnahmen mit denen im Vor jahr ergiebt,,sich ein Mehr von 27,563,575 Mark. Davon 19,830,926 Mark für Zölle. Die in Berlinstattgefundene Versammlung in der Bockbierbrauerei hat auch in Hamburg un geheure Sensation verursacht. Ör. Henrici theilte in der letzten Berliner Studentenversammlung mit, man beginne dort einzusehen, daß die Bewegung keine vorübergehende, sondern eine neue deutsche Reformation sei. Die „Nordd. Allg. Ztg." hebt unter starken An griffen gegen die Freihandelspartei hervor, daß Rußland mit Erhöbung der Zölle nicht Repressalien gegen die deutsche Zollpolitik unternehme. Rußland, welches viel Geld brauche, verfolgte damit nur finanzielle Zwecke. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht einen Bericht des deutschen Generalconsuls in Odessa über die Hebung des deutschen Ausfuhrhandels nach Rußland, welcher sich dagegen ausspricht, daß der deutsche Exporteur zu billig arbeite; andererseits