Volltext Seite (XML)
Händler aufgefordert, aus seinem Vorrathe auch ein Opfer zu bringen. Derselbe ging darauf ein unter der Bedingung, daß der Hotelbesitzer einen 1^/2 Centner schweren Mehlsack von der Leipzigerstraße in den Reußischen Hof trage. Der Hotelier kam am Montag richtig zum Mehlhändler, jedoch ver kleidet, um Aufsehen zu vermeiden, verlangte den Sack Mehl und trug ihn ohne Unfall, aber unter Verlust manchen Schweißtropfens, in den Reußischen Hof. Der Inhalt des Sackes soll in Brod ver wandelt den Armen zu Gute kommen. — Im Hoftheater zu Gera wollte am 19. d- eine Dame ihren Platz einnehmen und ersuchte einen Herrn, die Passage frei zu machen, doch dieser rührte sich nicht — ein Schlaganfall hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Der Verstorbene wurde als ein Kaufmann Hennig aus Greiz recog- noscirt. — In Altenburg brannten vorige Woche auf der Fabrikstraße mehrere dem Stadtrathe gehörige Scheunen nieder. — Am Donnerstag stürzten in einem Hause in Saalbnrg die Zwischenwände zusammen, bei welcher Veranlassung mehrere Menschen, die in den Betten lagen, aus dem oberen Stockwerke in das untere versenkt wurden, glücklicherweise ohne Schaden zu nehmen. Vermischtes. Astronomisches. Einer Anzeige des Astronomen Gould aus Buenos Ayres zufolge tauchte Anfangs Februar auf der südlichen Halbkugel plötzlich ein ansehnlicher Komet auf, der am 5. Februar nörd lich an der Sonne vorüberging, sich dann aber wieder rasch nach Süden wendete. Rach den bis herigen, allerdings sehr dürftigen, zum Theile auch unklaren Nachrichten werden wir das Gestirn auf der nördlichen Halbkugel, wenigstens in unseren Breiten, schwerlich zu sehen bekommen. Es wäre aber immerhin auch möglich, daß der Komet eine ähnliche Bahnlage besitzt, wie der große Komet des Jahres 1861, der bekanntlich am 30. Juni 1861 zwischen Sonne und Erde hindurch ging und da durch plötzlich in seiner vollen Pracht bei uns sicht bar wurde. In diesem, allerdings wie gesagt, un wahrscheinlichen Falle könnte das Gestirn uns in der nächsten Zeit ähnlich wie damals mit einer glänzenden Erscheinung überraschen. Allerlei. Seit drei Jahren zeigt der Aetna wie der alle Symptome großer Währung, welche eine bevorstebende Eruption ankündigen und wirft bereits kleine Massen Lava aus. Seinem Krater entsteigen bedeutende Quantitäten von Rauch und Asche, welche, vom Winde vertrieben, auf die Umgegend niederfällt. Zufolge dieser Voreruption sind die um den Gipfel des Berges gelagerten Schneemassen geschmolzen, und bildet die graue, rauchumhüllte Spitze des Vul kans einen eigenthümlichen Gegensatz zu dem weißen Gewände, welches die Höhen der umliegenden Berge noch umkleidet. — Die Frage nach einer Clavier steuer hat in Düsseldorf zu einer Zählung geführt, welche 2300 solcher Marterkasten ergeben hat. — Die „Neue Züricher Zeitung" meldet, daß die in dem St. Gotthardtunnel beschäftigten Arbeiter auf der Seite von Airolo bereits ganz deutlich die Schläge der auf der Seite von Göschenen beschäf tigten Maschinen hören, welche dazu bestimmt sind, von dieser Seite her den Tunnel durch den Berg zu treiben. — An dem Tage, an dem Adele Spitzeder verhaftet wurde, um der Strafe für ihre neuen Schwindeleien nicht zu entgehen, kam ein gu tes Bäuerlein von Garching her nach München mit 18,000 Mk. baarem Gelds, tun es der Adele zu übergeben. Man setzte ihm auseinander, daß sie verhaftet sei und daß er von Glück sagen dürfe, so mit heiler Haut davon gekommen zu sein, allein er schüttelte mißtrauisch den Kopf und ging mißmuthig und voll Mitleid mit der armen Märtyrerin nach Haus. — Am 20. d. abends 8 Uhr brach im Stadt theater zu Rostock Feuer aus; das Gebäude ist völlig in Asche gelegt. Wegen des Bußtages hatte keine Vorstellung stattgefunden. — Ats neulich der Diener des russischen Theaters in Nostow (Süd-Rußland) die Damengarderobe des Theaters auskehrte, fand er unter den Theater-Kostümen ein neugeborenes todles Kind. Bon den zur Verantuortung gezo genen Schauspielerinnen wollte keine etwas von dem Kinde wissen und sämmtliche Schauspielerinnen ver klagten den Regisseur wegen Ehrenbeleidigung. — Die Singer Manufacturing Company hat eine Näh maschine im Gewichte von 80 Centnern hergestellt. Diese Maschine ist für eine englische Firma zur Fa brikation der Gandy'schen baumwollenen Treibrie men angefertigt. Erziehungswesen und Gesund heitspflege. (Erscheint jeden Dienstag.) Erziehliche Briefe eines Bormundes an eine Mutter. Erster Brief. Gestatten Sie, Verehrteste, daß ich sogleich auf die Einzelheiten Ihres Briefes näher eingehe und, wo es nöthig ist, dieselben widerlege. Weit entfernt davon, die Richtigkeit Ihrer Urtheile an und für sich zu bestreiten, muß ich doch fragen, warum Sie nur die Mängel jedes Ihrer Kinder mir vorführen, ohne deren Vorzüge zu beachten. Diese sind Ihnen ebensowohl bekannt, wie mir. Sie schenken ihnen aber nicht diejenige Aufmerksamkeit, welche sie ver dienen. Ein Vorwurf für Sie kann darin nicht enthalten sein, denn es liegt nun einmal in der Natur des Menschen, für die Unbequemlichkeiten eine lebhaftere Empfindung zu haben, als für die Annehmlichkeiten. Das Gute und Angenehme sieht man als selbstverständlich an, das Uebel aber for dert zu seiner Abwehr unsere ganze Thatkraft her aus. Und weil wir es nur mit einem empfind lichen Aufwande von Ruhe und Behagen bekämpfen können, darum neigt sich seine Waage unter den Gleichgewichtspunkt zwischen Lust und Unlust. Der Erzieher soll aber die guten Seiten eines Kindes charakters nicht nur übersehen, sondern er soll sie geschickt zu verwerthen suchen, um mit ihrer Hilfe den bösen Feind zu bekämpfen. Was ist denn der Charakter eines Kindes und überhaupt des Menschen? Jeder der Philosophen definirt ihn auf seme Weise. Populär und ver ständlich ausgedrückt ist doch aber der Charakter nichts Anderes als die Summe — nicht etwa un serer Handlungen, sondern — unserer Neigungen. Die Handlungen lassen sich durch Einsicht und Willensstärke, also durch eine Verstandsoperation, lenken. Die Neigungen hingegen, d. i. das Ver langen, auf gewisse äußere oder innere Motive in einer bestimmten durch die Natur in das Subject hineingelegten Weise zu reagiren — die Neigungen, sage ich, bleiben als Grundlage eines fertigen Charakters immer dieselben. Aendern diese sich, so ändert sich nothwendigerweise auch der also noch unfertige Charakter, wie wir später sehen werden. Für seine Handlungen ist der Mensch verantwort lich; für seine Steigungen aber, die ihm angeboren oder anerzogen sind, ist er es nicht. Diese sind entweder positive (affirmative) oder negative, je nachdem sie auf das Thun ober Unterlassen ge wisser Dinge gerichtet sind. Sie erscheinen also entweder als Zuneigung oder als Abneigung, wie z. B. Fleiß und Trägheit, Wahrheitsliebe und Un aufrichtigkeit. Bei einem Kinde, so lange es noch nicht fähig ist, sich selbst zu beobachten, sich kritisch zu über wachen, tritt der Charakter offen und unverhüllt zu Tage. Er liegt vor uns gleichsam wie ein aufge- schlagenes Buch. Es kommt nur darauf an, daß wir darin zu lesen verstehen und daß wir die elemen taren Bestandtheile desselben auseinander halten, um jeden einzelnen von ihnen der passenden Be handlung zu unterwerfen und, soweit es eben an geht, den einen durch den anderen zu modificiren, die edlen Keime zu pflegen und die bösen auszu- rotten, bevor sie noch feste Wurzeln geschlagen haben. Wenn Ihr ältestes Kind Gertrud mit so zärt licher Liebe an der Mama hängt, wie es eben der Fall ist; warum bedienen Sie sich dieser Liebe nicht, um die Heftigkeit des Kindes zu zügeln und es den jüngeren Geschwistern gegenüber verträglich zu stimmen? Ein trauriger, vorwurfsvoller Blick würde da mehr wirken, als alles Schelten. Strenge oder wohl gar Strafen dürfen überhaupt nur im äußersten Nothfalle angewendet werden, denn sie können dem schon vorhandenen Uebel leicht ein neues hinzufügen. Durch Strafen kann zwar ein Kind im Alter von 8 Jahren bewogen werden, äußere Unarten abzulegen, es kann auch gezwungen werden, dieses oder jenes zu thun, was seinen Neigungen widerstrebt; es wird dann aber nur mit einem Gefühle der Verbitterung sich fügen, weil ihm eben die der Handlung entsprechende Stimmung des Gemüthes mangelt. Es wird aus Furcht sich alsdann stellen, Etwas gerne zu thun, was es nur mit Widerstreben und gezwungen thut. Es wird also zum Heuchler, wie z. B. in dem so oft vor kommenden Falle des erzwungenen Abbittens. Darum ist diese Methode eine überaus gefähr liche. Sie trägt meist die schlimmsten Früchte, in dem die Kinder sich daran gewöhnen, mit ihrem Gewissen sich leicht abzufinden. Benutzt man aber mit Geschick die dem Kinde innewohnende» zarteren Empfindungen, um es dafür zu stimmen, Etwas gerne zu thun; bemüht man sich also, die Neigungen desselben zu ändern, so wird man in den meisten Fällen mit einiger Geduld sein Ziel erreichen und den inneren Umwandlungsprozeß sich vollziehen sehen. Die so veränderten Neigungen bewirken in diesem Falle eine Verbesserung des noch unfer tigen Charakters. Es gehört aber dazu ein feines Mitfühlen, gleichsam ein Sichversenken in die Seele des Kindes, damit der Erzieher alle diejenigen ge staltenden Eindrücke, die von ihm ausgehen, mit dem Kinde mitempfinde. Nur dann kann er die psychische Wirkung jener Eindrücke ermessen und an der richtigen Stelle das richtige Mittel an wenden. Gemeinnütziges. Huste-Nicht, ein von der Fabrik von L. H. Pietsch L Co. in Breslau bereiteter, sehr süß schmeckender, dunkler-madeirafarbener Saft, welchem die Fabrikan ten den erläuternden Beinamen „Honig-Kräuter-Malz- Extract" gaben, ist nach einer Mittheilung von vr. E. Geißler in Dresden eine concentrirte Abkochung von Brustthee mit Früchten, versetzt mit Malzextract und Honig. Eine sogen. Flasche (es giebt */i, 2/», i/z Flaschen), enthält 300 § Saft und kostet Mk. 1,75. Übersicht der Witterung vom 21. Februar 8 Uhr morgens. (Nach telegraphischen Mittheilungen der Seewarte in Hamburg.) Die gestern im Nordwesten gelegene Depression hat sich langsam ostwärts verschoben und lagert heute über dem süd lichen Skandinavien. Unter ihrem Einflüsse herrschen auf dem ganzen Gebiet zwischen Südwestrußland und der.irischsn und französischen Westküste frische südwestliche und westliche Winde mit unbeständigem Wetter, während im nördlichen Schottland frischer Nordwind eingetreten ist. In Odessa ist die Temperatur um 23 Grad gestiegen, nördlich vom Schwar zen Meere herrscht indessen noch strenger Frost. Nizza hat leichten Nordwest, Dunst und 9,0 Grad Wärme. Marktbericht. Berlin, 21. Februar. Weizen loco 200—240, April- Mai 231,50, Mai-Juni 231,00, Juni-Juli 231,00. Roggen loco 173.00, Februar 172,50, April-Mai 174,00, Mai- Juni 174,00. Spiritus loco 00,40, Februar 60,20, April-Mai 60,80, Mai-Juni 61,00. Rüböl loco 54,20, April-Mai 53,90. Mai-Juni 54,30. Leipzig, 21. Februar. Weizen loco 226—228. Roggen loco 283—186. Spiritus loco 60,20. Rüböl loco 53,00. Altenburg, 21. Februar. Wetter: Vormittags 11 Uhr: veränderlich, Wind Per 1000 kA. Weizen 220—227 M. Gerste 170—195 M. Roggen 170—190 M. Hafer 135—145. Erbsen 170—195. Wicken —. Mais rum. —. Raps —,—. Rübsen —,—. Per 50 kA. Weizenmehl 00 18,00, 0 17,60 M. Roggenmehl °/i 13,75 M. Roggenkleie 6,50 M. Weizenkleie 5,25 M. Rüböl loco 30,00. Lief. 26'/-. Kartoffeln 0,00—0,00. Heu 0,00-0,00. Stroh 0,00—0,00. Spiritus p. 10000 Lit. "/o —,—. Braunkohlen P. 135 Hectoliter p. Doppel-Lowry ab Werk: Stückkohle 39—40. Mittelkohle 35—38. Maschinenkohle 22—24. Nußkohle 41—19. Förderkohle 18—20. Grobkohle 40—42. Bri- quetts p. 30000 St. 140 Mk. Naßpreßsteine p. 10000 St. 170 M. 3,50 Zechenfracht. Abfahrt der Bahnzüge von Waldenburg. In der Richtung Hkauchau: früh 6. 33, Vorm. 10. 57' Nachm. 2. 24 und 5. 24, Abends 8. 46. In der Richtung Wurzen: Vorm. 8. 3, Nachm. 12.18 (nur bis Großbothen) und 3. 35, Abends 6. 35 und 9. 43 (nur bis Penig). Ankunft der Bahnzügc in Waldenburg. Aus der Richtung Glauchau: Vorm. 8. 3, Nachm. 12.4 und 3. 28, Abends 6. 33 und 9. 42. Aus dre Richtung Wurzen: früh 6. 26 (von Penig ab), Vorm. 11. 6, Nachm. 2.14 und 5. uO (von Großbothen ab), Abends 8. 40. Ortskalender von Waldenburg. Aürstt. Sparkasse: Geöffnet Dienstags und Sonnabends von Vorm. 8-11 und Nachm. von 2—5 Uhr. Kürstl. Museum: Geöffnet Wochentags von Vorm. 8—12 Uhr, Nachm. 1—6 Uhr. Sonn- und Feier tags von Vorm. 11—7 Abends. Neuersiguake: Bei 3 Schlägen Feuer in der Stadt, bei 2 Schlägen in Altwaldenburg und Eichlaide, bei 1 Schlag in Altstadt-Waldenburg. Königs. Steucramt: Obergasse 41. Expsditionsstunden von Vorm. 8 bis 12 und Nachm. von 2 bis 5 Uhr. Aersouenfahrpost nach den von hier abgehenden Zügen : Zu den Zügen nach Penig Vorm. 7. 41, Nachm. 3.5 und 6. 5. Zu den Zügen nach Glauchau Vorm. 10.32, Nachm. 1. 54 und Abends 8. 16. Aorschußvercin, Schönburger Hof, parterre: Geöffnet von Vormittags 9—12 Uhr und von Nachmittags 2—S Uhr. Sonntags geschlossen. Sost- und Hekegraphen-Amt: Geöffnet Wochentags von Vorm. 8—12 Uhr, Nachm. 2—7 Uhr. Sonn- u. Feiertags von Vorm. 8—9 und 11—12 Uhr, Nach mittags 5—7 Uhr. Standesamt: Expeditionsstunden Wochentags von Vor mittags 8—12 Uhr, Nachmittags von 2—6 Uhr. Sonn tags geschlossen. Für Eheschließungen nur Mittwochs und Sonnabends Vormittags geöffnet.