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wählt per Acclamation die Abgg. Graf v. Kleist, Wichmann, Blum, Eysoldt, Klügmann, Bernards, Freiherr v. Soden, Richter (Meißen), zu Quästoren die Abgg. Kochann und vr. Weber. Die nächste Sitzung findet Mittwoch, den 18. d. statt. Vermischtes. Lustbarkeiten vor Alters. Ebedem pflegten einzelne Zünfte in deutschen Großstädten alljährlich einmal komische Aufzüge zu halten, meist in der Fastnachts zeit, wohl auch am Neujahrstage. Die Fleischer in Königsberg trugen zu Neujahr 1583, heitere Lieder singend, eine riesige Bratwurst umher. 91 Mann hatten daran zu schleppen, denn sie war 402 Meter lang und wog 267 Kilogramm. Zur Füllung die ser Niesenwurst hatte man u. A. 36 Schweineschin- ken verwandt. Im Jahre 1601 brauchte man 81 geräucherte Schinken und 9'/s Kilogramm Pfeffer, um eine 670 Meter lange, 450 Kilogramm schwere Wurst anzufertigen, welche in Procession mit Musik umhergetragen und dann in Gemeinschaft mit den Königsberger Bäckern verspeist wurde. Die Bäcker vergalten dies bestens. Sie stellten acht Weizenmehl- Striezel her, deren jeder 3^/o Meter lang war, und sechs große Brezeln, trugen sie am 6. Januar des selben Jahres feierlich durch die Stadt und bewir- theten schließlich die Fleischer damit. Allerlei. Der Vesuv bot in der Nacht zum 7. Febr. einen prachtvollen Anblick, indem reichliche Lavaströme nach Nordwesten abflossen und der Kra ter einen Kegel glänzenden rothen Lichts bildete. — Der Pariser „Figaro" erzählt einen Geschichte, die einem Schauerromane entlehnt zu sein scheint. „Auf den Buttes Montmartre lebte eine alte Lumpen sammlerin in einer elenden Baracke. Seit einiger Zeit ist sie nicht mehr sichtbar. Ein Nachbar er bricht die Thür, die Ratten stäuben auseinander, und auf den Lumpen liegt das Weib, zum Theil bis auf die Knochen abgenagt. Sie war vor Kälte und Erschöpfung gestorben. In einem alten Koffer fand sich aber ein großer Haufen Geld und mehr als das: ein Anverwandter hatte ihren Aufenthalt zu erfahren gesucht, um ihr mitzutheilen, daß ihr eine Erbschaft von 400,000 Francs zugefallen fei." — In Oesterreich herrscht nicht nur Thau wett er, sondern in der Nacht zum 12. d. ist in Linz ein großer Wolkenbruch niedergegangen. — Dem Prof. Gräfe in Halle ist dieser Tage eine sehr schwierige Operation gelungen: er hat nämlich einer Dame einen lebenden Wurm aus dem Auge entfernt. Landwir thschaftlicher Theil. (Erscheint jeden Sonntag.) v. Zur Kartoffelcultur. Es wird noch immer darüber gestritten, wie tief die Saatkartoffel in den Boden zu legen sei, ob halbe oder ganze, große oder kleine Kartoffeln ver wendet werden sollen, ob wenig oder viel behäufelt werden müsse u. s. w. Ich will nun versuchen, zur Beantwortung dieser Frage beizutragen. Fast allgemein schneidet man aus Ersparungs- rücksichten die zur Saat bestimmten Kartoffeln in Stücke; auch versuchte man die einfachen Kartoffel augen zur Saat zu benutzen; indessen gab man dies letztere Verfahren sehr bald wieder auf. Gegen die Verwendung zerschnittener Kartoffeln läßt sich, vorausgesetzt, daß die Cultur eine ent sprechende ist, nichts einwenden. (?) Es wäre dabei nur noch zu erwähnen, daß die Kartoffelstücke abwelken müssen, damit an der Schnittfläche eine Verkorkung stattfinde. Die leichte Verkorkung schützt das Knollenstück in der Erde vor Fäulniß. Man lasse also frisch zerschnittene Kartoffeln einige Tage lang ausgebreitet auf der Scheuertenne liegen; dann erst verwende man sie zur Saat. Häufig wird die Frage aufgeworfen, ob durch große Saatkartoffeln ein höherer Ertrag erzielt werden könne, ob überhaupt das Legen ganzer Kartoffeln der Verwendung zerschnittener Knollen vorzuziehen sei!? Es ist ziemlich allgemein bekannt, daß die Kar toffeln eine Anschwellung des Stocktriebes ist. Die Cultur wird also ganz besonders auf die Vermeh rung der Stocktriebe gerichtet sein müssen. Je mehr Stocktriebe eine Kartoffelpflauze hat, um so mehr Kartoffeln müssen sich naturgemäß entwickeln können. Wenn ich den Stengeltheil unter der Erde mög lichst verlängere, so habe ich bei sonst normalen Verhältnissen — also geeigneter Boden, ensprechende Düngung u. s. w. — das Hauplmoment der Cultur erfaßt. Man könnte nun sagen, daß die Schmierigkeit, einen langen unterirdischen Stengeltheil zu erziehen, eine geringe sei; man habe einfach die Samenknolle möglichst tief in die Erde zu legen. Diese Be hauptung wäre nun insofern falsch, als Stengel, die ersten Blätter und Wurzeln sich lediglich aus den in der Knolle angehäuften Reservestoffen ent wickeln. Sobald grüne Blätter gebildet sind, kann die Pflanze atmosphärische Pflanzennährstoffe assimi- liren, besonders also Kohlensäure; auch die Wurzel- thätigkeit wird erst in Folge der Assimilation durch die Blätter eine ergiebige sein können. Je mehr nun Reservestoffe in der Knolle angehäuft sind — in unserem Falle Stärke, — um so länger kann der Stengeltheil ohne Mitwirkung der Blätter und Wurzeln werden. Daraus würde folgen, daß nor mal entwickelte große Kartoffeln den größten unter irdischen Stengel treiben können; dieser lange Stengeltheil würde selbstverständlich mehr Triebe ansetzen, wie ein kurzer, der Ertrag an Kartoffeln müßte demgemäß der höchst mögliche sein, voraus gesetzt, daß die Culturverhältnisse überhaupt günstig sind. Diese Folgerung ist unzweifelhaft richtig. Durch Anwendung großer Samenkartoffeln wird der höchste Ertrag ermöglicht. Wenn freilich die große Kartoffel nur 2 Zoll tief in den Boden kommt, so kann ohne sonstiges Zuthun der unterirdische Stengel eben nur 2 Zoll lang werden. Wäre die große Saalkartoffel abnorm wasserreich und stärkearm, so ist kein Grund vorhanden, anzunehmen, daß der Ertrag an Kartoffeln ein sehr hoher werde, denn die Länge des unterirdischen Stengels kann nur dem Quantum der Reservestoffe entsprechen. Für den Landwirth dürfte nun wichtig sein, zu wissen, ob mit halben Kartoffeln z. B. nicht ein ebenfalls sehr langer unterirdischer Stengel gezogen werden kann, ob er also an Saatkartoffeln sparen darf, ohne den möglichst hohen Ertrag zweifelhaft zu machen. Wir bringen Kartoffelschnitte nicht so tief unter, wie ganze Kartoffeln, da in einer halben Kartoffel in der Regel nicht so viel Reservestoffe aufgehäuft liegen werden, als in einer entsprechend großen ganzen Kartoffel. Der unterirdische Stengeltheil wird nicht lang genug! Ich werde diesen Stengeltheil aber verlängern können, wenn durch die erste Behäufelung der Kartoffeldamm erhöht wird; die Verlängerung wird der Tiefe der frisch aufgehäufelten Erde entsprechen. Wenn die Kartoffelblätter da und dort mehr mit Erde bedeckt werden, als gut ist, so müssen einige Weiber hinter den Häufelpflügen hergeschickt werden, die die Erde abschütteln. Uebrigens können auch die Pflugconstructeure für diese Art des Behäufelns ein Ackerinstrument Her stellen; es wird ihnen, meine ich, ohne große Schwierigkeit gelingen. Das erste Behäufeln wird also ein Erhöhen des Kammes bewirken müssen, das zweite, resp. dritte Behäufeln das Aufwerfen von Erde auf beiden Seiten des Kammes. Die Kar toffel entwickelt sich besonders nach beiden Seilen, wird demnach auch für diese rechtzeitig bewirkte Behäufelung dankbar sein. Ob nun das Legen ganzer oder zerschnittener Kartoffeln besser sei, wage ich insofern nicht zu ent scheiden, als das schnellere Ergrünen der jungen Pflanze, mithin baldige Assimilation, eine Kräfti gung der Pflanze überhaupt, mindestens aber doch eine schnellere und kräftigere Ausbildung der Wur zel zur Folge haben muß, während der aus der ganzen Kartoffel sich entwickelnde längere Stengel, vorausgesetzt, daß die Kartoffel ihrer Größe ent sprechend tiefer in den Boden gelegt wurde, später an dis Oberfläche kommt, also später grüne Blätter ansetzt und später assimilirt. Darüber müssen Versuche entscheiden! Neueste Nachrichten. Wien, 13. Februar. Angesichts des rapid ein getretenen Thauwetters ist die Ueberschwemmungs- commission wieder in Permanenz getreten. Vor läufig ist die Gefahr für Wien jedoch nicht groß. Die beiderseitigen Ausgleichscomitees der Delegatio nen haben sämmtliche zwischen den Delegationen bestehende Differenzpunkte mit alleiniger Ausnahme des auf den Szegediner Kasernenbau bezüglichen ausgeglichen. Wim, 13. Februar. Der Passus in der deut schen Thronrede, welcher die internationale Situation betrifft, hat in hiesigen Negierungskreisen einen be friedigenden Eindruck gemacht. Petersburg, 13. Februar. Das momentane Besserbefinden der Kaiserin, welches das gestrige, auf die letzten 6 Tage bezügliche officielle Bulletin verkündete, scheint leider schon wieder anhaltend großer Schwäche gewichen zu sein. So kann die Kaiserin selbst die kurze Streckevonihrem Schmerzens lager bis zum Lehnstuhl jetzt nur unter Beihülfe von zwei Personen zurücklegen. Kaiser Alexander hatte sich kürzlich ebenfalls eine starke Erkältung zugezogen, infolge welcher er 4 Tage das Zimmer hüten mußte. — Die in Wassikij Ostrow vorgefundenen Exemp lare der Revolutions-Zeitung „Tschernyj Peredjel" (die allgemeine Landvertheilung), speziell zur Auf reizung der Bauern bestimmt, sollen unfertig ge wesen sein. Das Erscheinen dieses neuen Blattes wurde bereits in den ersten Nummern der „Na- rodnja Wolja" angekündigt, doch kam dasselbe nicht zur Ausgabe. Den diesmal nicht vollständig über raschten Revolutionären gelang es, eine bedeutende Anzahl van Exemplaren, man sagt auch Schriften, noch vor dem Eindringen der Polizei zu verbrennen. Räthsel. Das erste ist ein halber Jude. . Das zweite ist zweidrittel Christ. Das Ganze ist jetzt manchmal Jude; Doch vormals war es nur ein Christ. Auflösung des Räthsels in Nr. 32: Gewerbverein. Kirchliche Nachrichten. Am Sonntag Jnvocavit. Vormittags predigt Herr Oberpf. vr. Schumann. Nachmi'tags predigt Herr Diaconus Heffter. Beichte und Communion früh '/-8 Uhr: Hr. Oberpf. vr. Schumann. Uebersicht der Witterung vom 13. Februar 8 Uhr morgens. (Nach telegraphischen Mittheilungen der Seewarte in Hamburg.) Nach fast allgemeinem, auf den britischen Inseln starkem Steigen des Barometers lagern heute flache barometrische Depressionen in der nördlichen Nordsee und in Ungarn. Im Westen der Linie Christianssund-Siebsnbürgen liegt die Temperatur über dem Gefrierpunkte und ist fast überall Regen gefallen, am Morgen war jedoch Regenfall und trübes vielfach nebliges Wetter auf das Gebiet in und zwischen den zwei Depressionen beschränkt. Im Osten jener Linie herrscht andauernd ruhiges Wetter mit mäßigem Frost. Auf Irland sind die starken Winde wieder von West nach Süd zurückgegangen. Nizza hat schwachen Nordostwind, heiteren Himmel und 6,8 Grad Wärme. Marktbericht. Berlin, 13. Februar. Weizen loco 200—240, April- Mai 229,50, Mai-Juni 229,00, Juni-Juli 229,00. Roggen loco 171.00, Februar 170,00, April-Mai 172,00, Mai- Juni 172,00. Spiritus loco 59,90, Februar 59,40, April-Mai 60,10, Mai-Juni 61,30. Rübüi loco 54,30, April-Mai 54,10. Mai-Juni 54,70. Leipzig, 12. Februar. Weizen loco 226—230. Roggen loco 184—189. Spiritus loco 60,30. Rüböl loco 53,50. Abfahrt der Bahnzüge von Waldenbnrg. In der Richtung Hkauchau: früh 6. 33, Vorm. 10. 57, Nachm. 2. 24 und 5. 24, Abends 8. 46. In der Richtung Wurzen: Vorm. 8. 3, Nachm. 12.13 (nur bis Großbothen) und 3. 35, Abends 6. 35 und 9. 43 (nur bis Penig). Ankunft der Bahnzüge in Waldenburg. Aus der Richtung Glauchau: Vorm. 8. 3, Nachm. 12.4 und 3. 23, Abends 6. 33 und 9. 42. Aus dre Richtung Wurzen: früh 6. 26 (von Penig ab), Vorm. 11. 6, Nachm. 2.14 und 5. 20 (von Großbothen ab), Abends 8. 40. Ortskalender von Waldenburg. Kürstl. Sparkasse: Geöffnet Dienstags und Sonnabends von Vorm. 8-11 und Nachm. von 2—5 Uhr. Aürstl. Museum: Geöffnet Wochentags von Vonn. 8—12 Uhr, Nachm. 1—6 Uhr. Sonn- und Feier tags von Vorm. 11—7 Abends. Keuerstgnale: Bei 3 Schlägen Feuer in der Stadt, bei 2 Schlägen in Altwaldenburg und Eichlaide, bei 1 Schlag in Altstadt-Waldenburg. Aöuigl. Steueramt: Obergasse 41. Expeditionsstunden von Vorm. 8 bis 12 und Nachm. von 2 bis 5 Uhr. Wersonensahrpost nach den von hier abgehenden Zügen : Zu den Zügen nach Penig Vorm. 7. 41, Nachm. 3.5 und 6. 5. Zu den Zügen nach Glauchau Vorm. 10.32, Nachm. 1. 54 und Abends 8. 16. Dorschutzverein, Schönburger Hof, parterre: Geöffnet oon Vormittags 9—12 Uhr und von Nachmittags 2—5 Uhr. Sonntags geschlossen. Wost- und Telegraphen-Amt: Geöffnet Wochentags von Vorm. 8—12 Uhr, Nachm. 2—7 Uhr. Sonn- u- Feiertags von Vorm. 8—9 und 11—12 Uhr, Nach mittags 5—7 Uhr. Standesamt: Expeditionsstunden Wochentags von Bor mittags 8—12 Uhr, Nachmittags von 2—v Uhr. Sonn tags geschlossen. Für Eheschließungen nur Mittwochs und Sonnabends Vormittags geöffnet.