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zu zahlen ist. Unter den verschiedenen Arten des Einkommens bildet das von festen Gehalten das größte Steuerobject mit mehr als 7 Millionen Mk., während das Einkommen vom Gewerbebetrieb mit 6^/4 Millionen, das von Capitalzinsen mit etwa 3 Millionen und das von Grundstücksnutzungen mit nicht ganz 2 Millionen eingeschätzt ist. Im Ver gleich mit den beiden Vorjahren ist der Gesammt- betrag der Einkünfte um etwa 1*/» Procent gestie gen, während der Sollbetrag der ordentlichen Ein kommensteuer gefallen ist. Aus dem Dachsenlan-e. — Die Kreishauptmannschaft zu Dresden hat die Druckschrift: „Der Schutz des Arbeiters in den nationalen Arbeiter-Gewerksgenofssnschaflen rc. von Otto Walster" verboten. — Die k. sächsische Brandversicherungscommission macht bekannt, daß, nachdem der zeilherige hierlän dische Vertreter der Feuerversicherungsgesellschaft zu Brandenburg a. d. Havel, Louis Silbermann in Dresden, diese Function niedergelegt hat, an dessen Stelle von der Direction dieser Feuerversicherungs anstalt der Kaufmann Rudolf Zapp in Dresden zum Bevollmächtigten für das Königreich Sachsen ernannt worden ist. Letzterer ist in dieser Eigen schaft bei der Brandversicherungscommission legitimirt und beschäftigt, sowie bei dem Rathe der Stadt Dresden in Pflicht genommen worden. — Ueber den Saatenbestand in Sachsen berichtet ein Fachmann: Weizen und Roggen sind gut aus dem Winter gekommen und stehen befriedigend, sind aber infolge der anhaltend rauhen Witterung im Wachsthum sehr zurückgeblieben. Raps steht hier und da etwas lückenhaft. Die Bestellung der Som mersaaten hat sich wegen der ungünstigen Witterung ziemlich verspätet; daß sie, und namentlich die Gerste, unter den obwaltenden Verhältnissen verkümmern, ist ganz natürlich. Die Samenkartoffeln liegen im Boden, ohne zu keimen. Eine Folge der längere Zeit trockenen und sehr rauh gewesenen, seit Kurzem zwar feuchten, aber noch immer mehr als kühlen Witterung, welche das Wachsthum der Saaten hin dert und eine verspätete Ernte in Aussicht stellt, ist das in jüngster Zeit eingetretene nicht unbedeutende Steigen der Getreidepreise. Sehr schlimm sieht es mit den Futterverhältnissen aus. Der Klee ist der maßen im Wachslhum zurückgeblieben, daß noch Wochen vergehen werden, ehe man an dessen Ver- sütterung denken kann. Es ist dies um so trauriger, als die Winterfuttervorräthe zur vollkommenen Er nährung der Nutzthiere schon jetzt nicht mehr hin- reichen, weshalb sich der Landwirth zum Ankäufe lheuerer Surrogate genölhigl sieht. Die Folgen sind Mangel an Milch und Butter und hohe Preise derselben. Die Obstbäume zeigen zwar einen reichen Blüthenstand, aber die Blüthenknospen drohen zu verkümmern, wenn nicht bald wärmere Witterung eintritt; erfolgt diese, so steht eine sehr reiche Obst ernte in Aussicht. Die rauhe, jetzt feuchtrauhe Wit terung hat indeß auch ihr Gutes; sie bringt den in vielen Gegenden massenhaft vorhandenen Feldmäu sen Verderben, verhindert auch das Gedeihen der Maikäfer, denn bekanntlich ist Heuer ein Maikäfer jahr. Uebrigens kann sich beim baldigen Eintritt wärmerer Witterung die Ernte immer noch ganz günstig gestalten. — Das Werfen mit Steinen oder anderen har ten Körpern oder Unrath in der Richtung auf einen Menschen, ohne diesen zu treffen, ist, nach einem flrtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 31. Januar d. I., als Uebertretung aus tz 366 Nr. 7 des Strafgesetzbuchs zu bestrafen. — Als Urkundenfälschung ist nach H 267 des Strafgesetzbuches die Fälschung nur einer solchen Privatuckunde zu bestrafen, welche zum Beweise von Rechten oder Rechtsverhältnissen von Erheblich keit ist. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Neichsgericht, I. Strafsenat, durch Urtheil vom 31. Januar d. I. ausgesprochen, daß die Beweis- ^heblichkeil der Urkunde nicht aus ihrem Inhalte sür sich allein hervorzugehen braucht; sie kann sich auch aus anderen mit diesem Inhalt in Verbindung flehenden Beweismomenten ergeben. Beispielsweise kann die fälschliche Nachahmung von Arbeils-, Speise- rc. Marken, welche nur willkürliche Zeichen enthalten, als Urkundenfälschung bestraft werden. — Von der jetzigen Messe, schreibt das „Leipziger Tageblatt", hört man im Allgemeinen nicht viel Hutes, und speziell die Webwaarenbrauche hat ein vollständiges Mißgeschick in Damenmodewaaren zu verzeichnen. Viele Fabrikanten, die Jahre lang die Messe besucht haben, haben ihre Locale gekündigt uns werden fernerhin fortbleiben. Ein auffallendes Zeichen dieses schlechten Geschäftsganges bietet das Bild im Brühl und den einmündenden Strechen. Während andere Messen sich das Geschäft bis zum Schluß der zweiten Woche noch ziemlich lebhaft hinzog und die meisten Fabrikanten und Grossisten bis zur dritten Woche dort blieben, sind die Laden schon seit Dienstag zumeist verlassen und die Physiognomie der Straßen wieder die alltägliche. Die Auspacke woche ist gleichzeitig Einpackewoche geworden. — Am 6. d. abends ereignete sich bei einem Leipziger Kupferschmiedemeister der Unglücksfall, daß ein mir ca. 300 Centner Kupfer- und Eisen rohren belasteter Zwischenboden in dem Augen blicke zusammenbrach, als gerade zwei Schmiede gesellen, Josef Kantzschner aus Anger und Oswald Scheffler aus Gohlis, noch darunter beschäftigt waren. Ersterer erlitt gefährliche Quetschungen, während Letzterer mit leichteren Verletzungen davonkam. — Vor einigen Tagen wurde der Armenhaus bewohner Carl Heise aus Großzschochec hinter einer Mauer zu Knautkleeberg entseelt aufgefunden. Heise hatte am Abend vorher mehrere Branntweinläden frequentirt und ist jedenfalls im trunkenen Zustande eingeschlafen und wie von ärztlicher Seite angenom men wird, vom Schlage getroffen worden. — Auch in Bischofswerda und Umgegend greift die Auswanderungslust um sich. Aus Neukirch allein wanderten dieser Tage über 40 Personen nach Texas aus; meist waren es Weber. — Vor einigen Tagen verunglückte zu Roßwein der dreijährige Sohn des Arbeiters Wohlfahrt da durch, daß er beim Spielen am Muldenufcr in die von Regengüssen angeschwollene Mulde fiel. Der Stellmachergehilfe Pflug sprang dem Kinde sofort nach und brachte es auch glücklich aus den Fluchen. — Der Fabrikbesitzer Franz Fickenwirth in Len genfeld hatte im December 6 im Alter zwischen 14 und 16 Jahren stehende Arbeiter länger als 10 Stunden arbeiten lassen und wurde deshalb auf Grund Z 135 des Gesetzes vom 17. Juli 1878 vom Landgericht Plauen zu 50 Mark Geldstrafe verurtheilt. — Ein heileres und wohl auch sehr seltenes Vor kommniß war neulich in Schöneck zu beobachten. Ein dem Tode geweihtes Schwein suchte seinem Verhängniß zu entrinnen, rannte in seiner Angst die Bodentreppe hinauf, sprang durch ein sogen, stehendes Dachfenster auf das Dach und spazierte nun zum Ergötzen der umwohnenden Zuschauer mehrmals auf und ab, bis ihm von dem nachge- solgten Fleischerburschen durch mehrere wirksame Schläge auf den Rüssel deutlich gemacht wurde, daß ein Schieferdach kein Promenadenweg für Schweine sei. Dadurch verlor es allen Halt und stürzte in den Hof hinab. Mochte nun das Fett, oder die Borsten den Fall gemildert haben, kurz eine Schädigung schien nicht vorzuliegen, denn das Einfangen des Thieres gelang erst nach längerer Zeit und nachdem Hundewagen, leere Fässer rc. in wilder Haft durch einander geworfen waren. Langenlcuba-Niederhain. Der hiesige Gewerbeverein, zu welchem alle benachbarte Ortschaften ihr Contingent stellen feierte am 24. März d. I. sein drittes Stiftungsfest im Saale der Restauration beim alten Schlosse. Das Fest, an welchem die Frauen zahlreich theilnahmen, verlief sehr heiter und war auch durch den Gesang zweier von unserm Bib liothekar gedichteten Lieder gewürzt. Die Sitzungen finden in dem Bibliothekssaal des von den Besitzern schon lange nicht mehr bewohnten Schlosses statt. Das alte Herrnhaus dorten So öd', ruinenhaft, 's ist neu belebet worden Durch engvereinte Kraft. So heißt es sehr schön in dem einen der Festlieder, welches uns auch die gehörten Vorträge skizzirte. In demselben wurde rühmend gedacht des Herrn Director Hanschmann, der uns über Gasanstalt, Kohlen- und Theerprodukte, Anilinfarben, sowie später über Telegraph und Telegraphiren Vorträge hielt, sodann des Herrn vr. Wislicenus, der im vergangenen Jahre über Entwickelung der Gewerbe und über die Anfänge des Bauwesens (Wie die Menschen bauen lernten) sprach, ferner des Herrn Kitschbach (Reise nach Montenegro); Herrn Dahlmann (über Auswandern und damit zusammenhängende Fragen), unseres Vorstehers Or. meä. Meyer (über die Luftpumpe), unser Cassirer (über das Gerben), (über Stenographie), endlich des Herrn Gleitsmann wogen seiner kurzweiligen Declamationen. Bei der Neuwahl des Vorstandes verblieben die bisherigen Vorstandsmitglieder in ihren Vertrauensämtern; die Statuten wurden insofern geändert, als man die allgemeine Ballotage bei Aufnahmen aufhob und dafür eine Wahlcommission einsetzte. In diese wurden in der Sitzung vom 7. Mai d. I. außer dem Vor stande noch 7 andere Mitglieder gewählt. Diese Sitzung bildete den Schluß des Vereinsjahres, da nun eme größere Pause während des Sommers eintritt. In der letzten Sitzung sprach Herr Director Hanschmann aus Waldenburg über „das menschliche Auge und vom Sehen." Während des Vortrags, der außerordentlich verstäntuich, weil einfach und populär, war, kamen zur Anschauung und Entwickelung: die Brechung der Lichtstrahlen durch die erhaben geschliffene Linse, die Ouwöiu obsoura, der Photographiekasten, das menschliche Auge, die Empfindung des Leuchtenden im Seh nerv, einfaches und doppeltes, direktes und indirectes Sehen, das Stereoscop. — Im Sommer beabsichtigt unser Verein mit den Frauen eine Tagespartie nach dem Rochlitzer Berge zu unternehmen. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 7. Mai. Das Wehrsteuergesetz wurde in zweiter Lesung gegen vereinzelte conservative Stimmen abgelehnt. Günther-Nürnberg (Fortschritt) und v. Schorlemer- Alst (Centrum) sprechen gegen den Gesetzentwurf. Ersterer hielt der betreffenden Vorlage entgegen, daß sie nur ein fiskalisches Interesse habe; unser armes Volk sei aber in jetziger Zeit gerade mit Steuern schon belastet genug. Letz terer würde nichts gegen die Vorlage haben, wenn sie den wohlhabenderen Klassen entsprechende Beträge auferlegte; so würden aber gerade die weniger Bemittelren dadurch be troffen. Besonderen Anstoß nahm er an der Bestimmung, wonach eventuell die Eltern für die Steuer aufkommen fallen und der Bundescomissar Schatzsekrelär Scholz konnte nicht in Abrede stellen, daß gerade an diese Bestimmung die Kritik leicht angesetzt werden könne. Dann wurde der Antrag Ackermann betr. die Revision der internationalen Reblaus-Con vention angenommen. Gegen denselben stimmte nur Richter-Hagen. Der Antragsteller wies auf die schwere Schädigung hin, die der deutschen Handelsgäctnerei dadurch erwächst, daß aus Frankreich und Holland Pflanzen mit der Wurzslerde nach Deutschland eingeführr werden dürfen, während Oester reich, das Hauptabsatzgebiet der heimischen Handelsgärtnerei, die Einfuhr von Pflanzen mit der Wurzelerde nicht gestattet. Der Antrag bezweckt, die Regierung in die Lage zu setzen, daß sie im Interesse der deutschen Gärtnerei die auf inter nationalem Wege festzusetzenden Abänderungen der Reblaus- conoention sofort nach der Festsetzung in Ausführung bringen darf. Bei Ablehnung müsse die deutsche Gärtnerei die schweren Lasten bis zum Wiederzusammentritt des Reichstages tragen. Uebrigens sei Oesterreich geneigt, au feine entsprechende Abänderung der Convention einzugehen und gewähre schon jetzt Erleichterungen. Ur. Livke befürwortete den Antrag mit Bezugnahme auf die Lage der thüringischen Gärtnerei. Nächste Sitzung: Moniag, 16. Mai. Grziehungswesen im- Gesimd heitspflege. (Erscheint jeden Dienstag.) Ueber die menschlichen Athmungsorgane. Die Einsicht in die Bedingungen, welche die menschlichen Alhmungs-Olgane für unser Dasein, unsere Lebensdauer und unser körperliches Wohlbe finden stellen, bildet ein so wichtiges Kapitel der Heilkunde und der Hygieine, daß die Gesellschaft es mit höchstem Dank anerkennen sollte, wenn ein Mann der Wissenschaft und zugleich practischer Arzt der den Ruf als Autorität auf diesem Ge biete besitzt, in einem öffentlichen Vortrage die Quintessenz seiner Erfahrungen ausspricht. Solchen Dank konnte nur eine kleine Hörerschaar am letzten Sonnabend dem Herrn Saniiätsrath Or. Tobold erstatten, als dieser im wissenschaftlichen Verein in der Singakademie zu Berlin einen Vortrag über die menschlichen Athmungsorgane hielt. Wenn sich auch der Wiedergabe dieses über 1*/r Stunden in Anspruch nehmenden Vortrages in demjenigen Theile, welcher von der Physiologie der Athmungswerkzeuge handelt, die größten Schwierig keiten entgegenstellen, so verdienen doch zur allge meinen Beherzigung solche einzelnen Aussprüche aus dem Theile herausgehoben zu werden, in welchem sich der Herr Redner mit der Pflege dec Athmungs- organe beschäftigte. Die Lunge, so äußerte der Herr Vortragende, gleicht einem Gummiballon und ihre Pflege bedarf einer zweckmäßigen und dauernden Uebung, d. h. des ununterbrochenen Athmens. Gegen kein anderes Organ aber sündigen die Men schen mehr, als gegen dieses. Wie manche Jung frau stört, um eine jener zierlichen Taillen zu er zielen, die der Schönheilsbegrlff des Alterthums gar nicht kannte, durch Anlegen eines Schnürleibs ihren Athmungspcozeß! Stubengelehrte reduciren das Geschäft des Athmens auf das niedrigste Maß. Andererseits darf die Elasticität der Lunge nicht durch ein Uebermaß von Erregungen geprüft werden. Wie viele Damen büßen die kurze Freude einer Ballsaison mit langem Siechthum. Es soll hiermit nicht der Tanz an und für sich getadelt werden, sondern nur seine moderne Ausartung, welche ihn zum Parfarcejagen erniedrigt. Legt doch oft eine bevorzugte Tänzerin an einem Abend einen sideri- schen Umtauf von zwei bis drei Meilen zurück und gefährdet schwer ihre Gesundheit durch Trinken kalten Wassers auf diese hastige Bewegung. Eine andere wesentliche Bedingung für unser Wohlbefinden bildet die stete Zuführung frischer reiner Luft. Die Verunreinigung der Luft durch Staub, der bei mikroskopischer Untersuchung Milli arden kleiner Infusorien zeigt, erzeugt chronische Katarrhe und eine Zerstörung des Lu»gengswebes. Die Stavtluft wird durch ihre Ausdünstung und Trockenheit unerträglich. Die Luft der Schlaf stuben, Schulzimmer, Comtoire, Gejchäftssäle macht die Beleuchtung mit Gas sauerstoffarm. Eine ein zige Gasflamme entwickelt schon so viel Kohlensäure als die Ausathmung von zehn Menschen. Ein Wohnzimmer muß geräumig sein und erfordert die