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schaftliche Landesausstellung veranstaltet werden. Dieselbe wird umfassen Thiere, rohe oder verarbei tete landwirthschaftiche Products, insbesondere auch Molkereibetrieb mit Kosthalle (beide Gruppen, mit Ausnahme der Pferde, nur für sächsische Landwirthe zulässig), landwirthschaftliche Hülfsstoffe (Futter- und Düngemittel, Maschinenöl, Brennmaterial rc.), Ge- räthe und Hilfsmittel der Forstwirthschaft und des Jagdwesens, landwirthschaftliche Maschinen und Ge rüche, einschließlich der Bedarfsartikel der landwirth- schaftlich-industriellen Gewerbe und der Hauswirth schaft, landwirthschaftliches Bauwesen, Lehrmittel für Land- und Forstwirthschaft, Garten- und Obst bau und wissenschaftliche Leistungen im engeren Sinne. — Die Anmeldungen zur Beschickung der Ausstellung sind bis spätestens 15. Juli an den Kreissekretär Bunde in Zwickau zu richten. Es werden für ca. 17,500 Mk. Prämien m Form von Ehrenpreisen, Medaillen, Geld und Diplomen ver theilt werden. Auch ist mit der Ausstellung eine umfangreiche Verloosung von ausgestellten Thieren, Producten, Maschinen und Gerüchen verbunden. Rus dem SachsenLande. — Nach einer Entscheidung des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 28. Januar d. I., ist die Veröffentlichung der von den Gerichten wegen Be leidigung erlassenen Urtheile, sowie der damit zu sammenhängenden Thatbestände nicht als eine Wie derholung der Beleidigung aufzufassen, wenn die Veröffentlichungen der richterlichen Entscheidungen behufs Belehrung des Publikums ohne Absicht der Beleidigung erfolgt sind. — Nach der soeben in 30. Auflage erschienenen „Statistischen Tafel aller Länder der Erde von O. Hübner" giebt es auf der Erde 14 Städte, welche 1 Million und darüber Ein wohner haben; die Hälfte davon fällt allein auf China — wohl der deutlichste Beweis für die außerordentlich dichte Bevölkerung dieses Landes; von den übrigen Millionen städten kommen noch 2 auf Asien: Ueddo und Kalkutta, 1 auf Amerika: New-Dork, 4 auf Europa: London, Paris, Berlin und Wien. Eine Einwohnerzahl von 100,000 und darüber (ohne jedoch die Million zu erreichen) findet sich bei 156 Städten (darunter sind 15 Städte von einer halben Million und darüber); davon fallen u. a. auf das britische Reich in Europa: 18 (excl. London), auf die außereuropäischen englischen Besitzungen: 25 (excl. Kalkutta); auf Vereinigte Staaten von Nordamerika 19 (excl. New-Aork); auf das deutsche Reich 14 (excl. Berlin); auf Italien 10, Rußlands, Frankreich 8 (excl. Paris), Spanien 7 (incl. 2 in den Colonien), Oesterreich-Ungarn 4 (excl. Wien). Auf die Staaten des deutschen Reichs vertheilen sich obige 14 Städte folgendermaßen: Preußen 6 (Breslau, Köln, Franksurt a. M., Königsberg, Hannover, Danzig), Sachsen 3 (Dresden, Leipzig, Chemnitz, letztere Stadt hat nach der Volkszählung durch Einverleibung der Gemeinde „Schloß Chemnitz" diese Ziffer erreicht), Baiern 1 (München), Württemberg 1 (Stutt gart), Neichslande 1 (Srraßburg), Hamburg 1, Bremen 1. Auffällig erscheint es, daß im deutschen Reiche keine Stadt von einer halben Million Einwohner vorhanden ist und bloß 3 Städte die Zahl von einer Viertelmillion nur ganz unbedeutend übersteigen: Hamburg 290,000, Breslau 272,000, München 228,000; die nächstgroße Stadt unter einer Viertel- Million ist Dresden mit 220,000. Norwegen, Schweiz, Griechenland, Rumänien, Serbien und Montenegro haben von den europäischen Staaten es noch nicht zu einer Stadt mit 100,000 Einwohnern gebracht. — Das Ergebniß der theologischen Candidaten- Prüfungen in Leipzig am Schluffe des Winterhalb jahres ist ein sehr erfreuliches gewesen, da von 22 Geprüften 1 die I. Censur, 10 die II., 6 die Illa, 4 die III., 1 die IV. erhalten konnten. Bereits seit vorigem Jahre ist eine bedeutende Steigerung der Zahl der theologischen Candidaten bemerkbar gewesen. Diese Zunahme wird in den nächsten Jahren noch in erhöhtem Grade bemerkbar werden, da von den Abiturienten der Gymnasien, welche ge genwärtig ihre Studien beginnen wollen, eine auf fallend große Zahl sich dem Studium der Theologie zuwendel. — In Leipzig hat ein vormaliger sächsischer Artillerie-Offizier eine Metallvorrichtung zum Schutze der Brust der Soldaten gegen Flinlenkugeln erfun den, die am letzten Freitag probirt ward und viel versprechend ist. Verschiedene Schüsse, aus einer Entfernung von 175 Metern und aus Martini- Hinlerladern direct auf die Vorrichtung abgefeuert, ließen nur leichte Beulen zurück; nur eine Kugel ging durch und durch. Die Erfindung, die aus einer aus englischem Huntmannsstahl (federhart und 1'/r Millim. stark, 35 Centim. breit, 25 Centim. hoch und 1 Kilo 75 Gramm im Gewicht) hergestell ten Stahlplatte besteht, wird, wie es heißt, nur noch einer geringen Verbesserung bedürfen, um vielleicht dann in allgemeine praktische Verwerthung zu treten. — Die Schmiedeinnung Leipzig-Land gehört dem deutschen Schmiedeverband an und besitzt ihre eigene Krankenunterstützungskasse. An einem der jüngsten Tage fand nun gelegentlich der sogenannten Quartal versammlung die Vorlegung der von 7 Lehrlingen gefertigten „Gesellenstücke" statt. Dieselben waren ohne Ausnahme derartig befriedigend ausgeführt worden, daß den jungen Leuten ein Lehrbrief für den deutschen Schmiedeverband ausgefertigt wer den konnte; es ist dies ein Schatz, welcher den an gehenden Handwerkern wesentliche Dienste und Er leichterung in ihrem Fortkommen bietet. — Der Verkehr auf dem Bahnhofe Chemnitz während der Osterzeit war ein sehr reger. Es fre- quentirten denselben vom 15. bis 19. April 40,516 ankommende und 42,675 abgehende Paffagiere. Auch die Chemnitzer Straßenbahn erfreute sich einer sehr starken Benutzung seitens des Publikums. An den beiden Festtagen wurden auf derselben 14,894 Personen befördert. — Außer Herrn Mauckisch in Pirna hat von der zur Entdeckung des Mörders des Herrn von Carlowitz ausgesetzten Belohnung Herr Gastwirth Otto zu Stolpe» ebenfalls 250 Mk. erhalten. Die übrigen 500 Mk. gelangten unter dec Gendarmerie zur Vertheilung. — Am 24. d. früh von 5 bis '/r6 Uhr und i dann wieder in der zehnten Vormittagsstunde hat j es auf den höchsten Bergen der sächsisch-böhmischen Schweiz, als z. B. dem Kalten-, Rosen-, Großen Winterberge rc. abermals geschneit. Auf dem Win terberge und Prebischthore haben während der Nächte zum letzten Mittwoch und Donnerstag 6 resp. 7 Grad Reaumur Kälte geherrscht. Die Laubhölzer sind dort in ihren Blautrieben noch vollständig zu rück. Die projectirte Drahtseilbahn nach der Bastei soll noch vor Pfingsten fertig gestellt werden. — Der große Scheunenbrand in Lötznitz soll durch einen elfjährigen Schulknaben angelegt wor den sein. — In Marienberg ist ein neuer Industriezweig aus Annaberg eingeführt worden, eine Art Stroh flechterei, welche außerordentlich viel Aehnlichkeit mit der Spitzenklöppelei hat. Das Fabrikat wird sowohl zum Anfertigen ganzer Hüte, als auch zum Aufputzen derselben verwendet. — Am 20. d. früh wurde eine Frau auf dem Wege von Roßbach nach Adorf von einem aus dem Walde kommenden Menschen angesallen und eines Portemonnaies mit ca. 100 Mk. beraubt. Der Strolch hielt die Frau mit der Frage an, ob sie etwas Verzollbares habe, riß ihr hierauf eine Leder tasche, die sie in der Hand trug, auf und entnahm das obenauf liegende Portemonnaie, worauf er, ohne die in einem Couvert verschlossenen, noch in der Tasche befindlichen 3 Hundertmarkscheine bemerkt zu haben, in den Wald zurückeilte. — Am Sonnabend Abend wurde durch den ge gen 7 Uhr von Zwickau in Oelsnitz i. V. ankom menden Personenzug zwischen den Haltestellen Ber gen und Lottengrün eine Frauensperson überfahren und getödtet. — Am 14. d. nachmittags fand in Nossen unter regster Betheiligung Aller das Leichenbegängniß des am 19. April verunglückten Bahnwärter Tannert statt. Doch wurde der Verblichene noch nicht dem Grabe übergeben, sondern zur weiteren Beobachtung in die Halle beigesetzt. Da bei Tannert bis zur Stunde sich noch nicht das Geringste verändert, sondern er seine Lebensfrische und Farbe behalten hat, auch gar kein Wasser bei sich gehabt haben soll, so ist der Vermuthung Raum gegeben worden, er liege nur im Starrkrampf. Sachverständige Autoritäten verneinen jedoch letzteres. — An sämmtliche Gewerbe- und Handwerker vereine ihres die sächsische Lausitz umfassenden Be zirks versendet die Handels- und Gewerbekammer Zittau gegenwärtig ein kleines Heft: Lehrlingsver hältnisse nach den Bestimmungen der Gewerbeord nung (für Gewerbetreibende und für Eltern, welche Söhne in die Lehre geben) von Or. jar. Arthur Löbner". In dem dasselbe begleitenden Schreiben des Sekretärs der Kammer heißt es: „In diesen Tagen vom Sekretariate angestellte Erörterungen über die Art und Weise der Abschließung von Lehrver trägen durch Gewerbetreibende haben ergeben, daß die seit 1. Jan. 1879 in Kraft stehenden bezüglichen Bestimm ungen der Gewerbeordnung leider noch immer nicht ge nügend bekannt und beachtet sind. Im Einverständ nisse mit dem Präsidium hat darauf hin der Unter zeichnete sofort eine Besprechung der Lehrlingsverhält nisse auf Grund der Gewerbeordnung in den „Bau tzener Nachrichten", als dem Organ der Kammer, erscheinen lassen, wovon Ihnen Abzug mit dem Er suchen zugeht, Interessenten auf die Bestimmungen der Gewerbeordnung, insbesondere auf die Vortheile schriftlicher Abfassung der Lehrverträge hinzuweisen. Da die neugeschlosseuen Lehrverträge bei dem Be stehen gesetzlich vorgeschriebener Probezeit von min destens 4 Wochen, soweit wünschenswerth, recht wohl noch abgeändcrt werden können, so liegt eine Ver spätung des Hinweises auf die im Interesse jedes Gewerbetreibenden liegende Berücksichtigung der ge setzlichen Bestimmungen nicht vor. Im Uebrigen erbietet sich dec Unterzeichnete gern zu jeder Aus kunft in Zweifelsfällen". Das Heft wird auch sonst unentgeltlich an Interessenten vom Bureau der Handels- und Gewerkammer Zittau abgegeben. — In Eisleben hat eine ledige Frauensperson ihr l^jähriges Kind in der sogenannten Galgen schlucht mit einem gewöhnlichen Taschenmesser förm lich abgeschlachtet. Nachdem das arme kleine Wesen unter den Händen der unnatürlichen Mutter ver blutet, hat die Mörderin die kleine Leiche, im Man, tel verpackt, wieder zur Stadt zurückgebracht und sich selbst bei der Polizei denuncirt. Vermischtes. Eine angenehme Oster Ucbcrraschung bereitete ein Compagniechef in einem Berliner Garderegiment seinen Leuten. Derselbe war kurz vor Ostern mit seiner Compagnie auf die Reinickendorfer Feldmark zur Abhaltung einer Feld- dienst-Uebung hinausmarschirt. Als die Compagnie nun zum Frühstück Rendezvous machte, sagte der Hauptmann: „Kinder, ich habe hier in nächster Nähe 300 gekochte Eier verstecken lassen. Wer Appetit hat, der suche!" Das ließen sich die Leute nicht zweimal sagen. Sofort schwärmte die ganze Compagnie aus und suchte dis ganze Umgegend des Rendezvous-Platzes sorgsam ab. Für die Findigkeit der Soldaten spricht die Thatsache, daß von den 300 Eiern schließlich auch nicht eins gefehlt hat. Ganz Wie bei uns. Der Pariser „Figaro" bringt in seiner letzten Nummer einen Artikel über die Salons der reichen Juden, der beweist, daß von Paris in dieser Be ziehung das Wort gilt: „Dout oomms obss uous." Der „Figaro" dürste über diese Verhältnisse um so genauer unterrichtet sein, als bekanntlich einer seiner Hauptmitarbeiter der Kölner Jude Albert Wolff ist. Zum Schluß wird die Aeußsrung eines Banquiers Sterne angeführt: „Wenn es so weiter geht, so weiß ich nicht, wovon die Christen nach 20 Jahren noch leben wollen." Ist es nicht hübsch, daß Herr Sterne sich solche Sorgen macht? Unbegründet sind sie leider nicht. Allerlei. In Lauffen a. N. hat ein Tagelöh ner seinen eigenen Vater auf besten ausdrücklichen Wunsch erhängt. Die Heilbronner Strafkammer verurtheilte der gehorsamen Sohn zu 3 Jahren und 9 Monaten Gefängniß. — In Kevelaer hat ein großer Brand gewüthet; gegen 40 Gebäude, worun ter 16—18 Wohnhäuser wurden ein Raub der Flammen. Ein Schuhmacher, der in sein brennen des Haus eindrang, wurde unter den Trümmern begraben. — In Kronstadt in Siebenbürgen hielt am Ostersonntag der Stadtpfarrer Schiel den Vor- mitlags-Gottesdienst. Er sprach in seiner Predigt über das Thema: „Warum so viele Menschen den Glauben an die Unsterblichkeit so schwer ergreifen?" Schiel war in gehobener Stimmung und selbst als er die letzten Worte sprach: „Hinter jenen Sternen hält die Liebe Wort. Amen.", bemerkte man kein Schwanken im Ton. Erst als der Kirchengesang eintrat, bemerkte man ein Zittern und Zusammen brechen des Geistlichen. Man eilte auf die Kanzel und trug den Bewußtlosen in seine Wohnung, von wo den Gläubigen alsbald die Trauerkunde zukam, daß der Pfarrer todl sei. Neueste Nachrichten. Wien, 25. April. Aus Konstantinopel wird ge meldet: Monsignore Eznigur, der armenische Erzbischof, wurde auf Befehl der Pforte verhaftet und trotz Protest des Patriarchats während des Osterfestes nach Konstantinopel transporlirt. — Im Krakauer Museum ist angeblich die uralte Krone des walachischcn Hospodars Stefan Magnus vorgefunden worden. In Bukarest herrscht darob große Freude; man will das Kleinod erwerben und zur Krönung des Königs Karls von Rumänien verwenden. Paris, 25. April. Es beunruhigt die Regierung, daß die Socialisten in vielen Departements Wahl- comitees errichten. Von einer vorzeitigen Einbe rufung der Kammer verlautet noch nichts Verläß liches. — Das Journal der bekannten Communardin Louise Michel fordert heut bereits einfach zur Er mordung des den Radikalen unangenehmen Pariser Polizeipräfecten Audrieux auf. Paris, 25. April. Der fortdauernde Mangel an privaten und offiziellen Nachrichten bewirkt, daß seit gestern unheimliche Gerüchte circuliren und viel fach Glauben finden. Ein Bataillon sei überrascht und massakrirt worden; in ganz Algier stehe ein gefährlicher Aufstand bevor u. s. w. Stockholm, 25. April. Den neuesten Bestim mungen zufolge reist der König und die Königin am Mittwoch Abend von hier über Kopenhagen, Hamburg nach Köln ab, wo am Sonnabend eine Zusammenkunft mit der großherzoglich baden- schen Familie stattfindet. Tunis, 25. April. Der französische Consul bot dem Bey an, 200 Mann und zwei Kanonen von der französischen Fregatte „Jeanne d'Arc", welche bei Goletta (dem Hafenorte von Tunis) ankert, in der Rhede von Tunis ausschiffen zu lassen zum Schutz