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geeichten, für deren Aufrechterhaltung ein Bedürfniß sich nicht herausgestellt hat, entweder einfach aufzu heben oder zu verlegen. — Gartenbesitzer seien darauf aufmerksam ge macht, daß jetzt der geeignetste Zeitpunkt zur Ver tilgung der Stachelbeer-Raupe ist. Die kleinen Raupen sitzen jetzt noch vereint gewöhnlich an einem Blatte in der unteren Krone des Stachelbeer- oder Johannisbeerstrauches; sie fressen dieses Blatt netz artig bis auf die Blattrippen aus und breiten sich dann über die anliegenden Blätter aus. Solche kleine netzartige Blätter verrathen ihre Anwesenheit und ermöglichen ihre Vernichtung, so lange sie noch beisammen sind, während das später sehr schwie rig wird. — Die nunmehr im Königreich Sachsen been dete Einschätzung zur Einkommensteuer hat dem „Dresdner Journal" zufolge nachstehende Ergeb nisse geliefert: Die Gesammtsumme der durch die Cataster nachgewiesenen Normalsteuersätze beträgt im laufenden Jahre 12,763,012 Mk. 25 Pf, gegen 12,116,448 Mk. 75 Pf. im Jahre 1880, also 646,563 Mk. 50 Pf. mehr als im vorigen Jahre. Zur Gesammtsumme der diesjährigen Normalsteuer sätze tragen bei die Sleuerkreise: I. Dresden 4,132,297 Mk. 75 Pf. (173.750 Mk. — Pf. mehr als 1880); II. Leipzig 4,137,858 Mk. 50 Pf. (190,057 Mk. 50 Pf. mehr, als 1880); III. Zwi ckau 3,535,367 Mk. 75 Pf. (255,642 Mk. 25 Pf. mehr, als 1880); IV. Bautzen 957,488 Mk. 25 Pf. (27,113 Mk. 75 Pf. mehr, als 1880). Wird der nach 50 Proccnt des ganzen Jahresbetrags zu er hebende Zuschlag mit den Betracht gezogen, so be rechnet sich das nach in Catastern für das Jahr 1881 zu erwartende Soll-Einkommen auf 19,144,518 Mk. 37 Pf. und es ergiebt sich mithin gegenüber dem im Staatshaushalts-Etat für die Finanzperiode 1880/81 auf 18,000,000 Mk. veranschlagten Soll- Einkommen ein Mehr von 1,144,518 Mk. 37 Pf. — Die kgl. Kreishauplmannschaft zu Dresden hat auf Grund des Socialistengesetzes Nr. 15 der periodischen Druckschrift: „Arbeiterstimme. Wochen blatt für das arbeitende Volk in der Schweiz. Of- ficielles Organ der socialdemokratischen Partei der Schweiz und des Allgem. Gewerkschaftsbundes" vom 9. Mai 1881 verboten. — Die diesmalige Generalversammlung des sächsischen Landesvereins für innere Mission findet am 3. Mai im Festsaale der Diakonissen-Anstalt zu Dresden statt und hat dabei Herr Pastor Or. Eckardt in Lugau mit dem Thema: „Fordern die der Kirche entfremdeten Massen die Organisation der freien Missionspredigt, eventuell in welcher Form?" das Hauptreferat übernommen. Abend wird hierauf die übliche öffentliche Versammlung mit Ansprachen auswärtiger Gäste abgehalten. — In Dresden fand am 20. d. der erste Wu cherprozeß statt. Derselbe endete damit, daß der dortige Pfandleiher Johann Randig sowie der Com- nüssionar Julius Müller wegen wucherischen Gebüh rens zu 6 bez. 3 Monaten Gefängniß und Geld strafen von 1000 bez. 500 Mk. verurtheilt wurden. — Der Vorstand des Reichsvereins für Sachsen hat dessen Mitglieder für Sonntag den 1. Mai, Vormittags '/-kl Uhr, zu einer Versammlung im Saale des Kaufmännischen Vereinshauses in Leipzig eingeladen, in welcher die politische Lage und die bevorstehenden Wahlen den Gegenstand der Bera- thung bilden werden. Der Vorstand des Reichsver- vereins kündigt in dem Einladungsschreiben zugleich daß zu der Versammlung mehrere nationallibe- rale Abgeordnete aus Berlin erscheinen werden, und es wird insonderheit gehofft, daß Herr von Bennig sen mit anwesend sein wird. — Die in Leipzig am Osterfeste auf der west lichen Staatsbahn ankommenden und abreisenden Passagiere bezifferten sich auf etwa 23,400 Personen, auf der Dresdner Staatsbahn auf über 12,000, auf der Thüringer Bahn auf 20,200 und auf der Magdeburger Bahn auf 8000 Personen. Auch die Berlin-Anhalter beförderten beträchtliche Menschen rassen, trotz der schlechten Zeiten. — Zum französischen Generalconsul für das Kö nigreich Sachsen und die angrenzenden Fürstenthü- rer ist Vicomte de Fontenah in Leipzig ernannt worden. — Eine weite Reise trat am 21. d. früh der "ach nicht 17 Jahre alte Sohu des ehemals in Heiberg domicilirenden Schlossermeisters Fischer an, nachdem er diese Ostern seine drei Lehrjahre als Büchsenmacher vollendet hat. Der junge Mensch ^giebt sich zu seinem Vater nach Südafrika. Die- str wohnt in dem englischen Staate Kaff^raria, in Ang Williams Town, eine Stadt von circa 10,000 Anwohnern, und betreibt daselbst die Büchsenmache- ^i. Ein Schlaffer kann dort, indem die Engländer nue diesbezüglichen Waaren fix und fertig importi- ren, nicht bestehen. Ab London währt bei glückli cher Fahrt diese Reise per Dampfschiff noch 50 bis 60 Tage, und ist durchaus nicht gefahrlos, da in der Regel im Monat Mai doch bekanntlich an der südafrikanischen Küste immer so bedeutende Stürme auftreten. K Hohenstein, 23. April. Heute früh fand man hier vor mehreren Hausthüren socialdemokratische Flug- und Zeitschriften. — Mit dem „Rattenfänger von Hameln" schließt heute Abend Herr Clar den Cyklus seiner hiesigen, gut besuchten theatralischen Vorstellungen. — Die Zahl der zum Zwecke der Erschließung der vielen landschaftlichen Schönheiten unseres Gebirges be gründeten Erzgebirgsvereine ist abermals um einen ver mehrt worden, da derVerschönerungsvereinzu Franken berg mit ca 200 Mitgliedern seinen Beitritt zum Verbände beschlossen hat. Allen Denen, welche im Sommer im Erzgebirge auf einige Wochen Erho lung und Kräftigung für Körper und Geist suchen, dürfte eine Einrichtung willkommen sein, die durch die genannten Vereine bewirkt werden soll. Man denkt nämlich an die größeren Städte, wie Leipzig, Dresden, Chemnitz, Zwickau rc., bei Vertrauens personen Logis-Nachweisebücher, wozu das Material (Lage der Wohnungen, Höhe der Preise rc.) von den Zweigvereinen geboten wird, auszulegen. — Am Dienstag verunglückten in Roßwein drei Knaben im Alter von 6, 9 und 11 Jahren. Die selben kletterten nämlich auf einen unbeaufsichtigten, mit Pferden bespannten Wagen. Der Aelteste von ihnen neckte die Thiere durch Zerren an den Zügeln und Knallen mit der Peitsche, so daß sie endlich durchgingen. Trotzdem die Pferde abgesträngt wa ren, jagten sie doch mit dem Geschirr im wildesten Laufe davon. Hierbei fiel zuerst der 11jährige Binneberg leider so unglücklich vom Wagen, daß ihm von den Rädern das linke Bein oberhalb des Knöchels ganz zermalmt wurde. Ein Stück weiter davon fiel auch der 9jährige Ludwig herunter und brach den Oberschenkel. Noch rasten die Pferde weiter, rannten aber zuletzt so heftig an die vorste henden Treppenstufen eines Hauses, daß von dem Anpralle eine Treppenstufe zersprang und sie selber hinstürzten. Der 6jährige Ludwig, der sich bis hier her noch auf dem Wagen erhalten hatte, wurde durch den heftigen Stoß nun auch herabgeschleudert, kam aber mit ungefährlichen Verletzungen am Kopfe davon. — Ein gefährlicher Legitimations-Fälscher wurde vor einigen Tagen in der Person eines Cigarren machers aus Ermsleben in einem Gasthofe zu Leis nig entdeckt. Der Gauner hatte geraume Zeit auch mit Erfolg die Rolle eines Taubstummen gespielt. — In Bezug auf den dieser Tage gemeldeten Selbstmordversuch des Rendanten zu Klingenthal wird heute berichtet, daß die That nicht aus Furcht vor einer drohenden Revision, da eine solche an dem betreffenden Tage gar nicht stattsand, sondern ledig lich im Zustande eurer Gemüthskrankheit geschehen ist. — Vor einigen Wochen hat sich in Meerane eine „Fecht-Schule" gebildet. Fechtbrüder werden alle Diejenigen, welche sich für 20 Pf. eine Mitglieds karte der „Deutschen Reichsfecht-Schule" lösen und sich zu einer jährlichen directen Steuer von 10 Pf. verpflichten. Zweck der friedlichen „Fecht-Schule" ist, zu Wasser und zu Lande, in Krieg und Frieden für die Errichtung eines Neichswaisenhauses zu wirken. — Bei dem leidigen Osterschießen, das trotz des strengen Verbots doch noch immer vielfach geübt wird, hat sich der 18jährige Fabrikarbeiter Löhnung zu Ottendorf bei Sebnitz infolge des Zerspringens des benutzten Pistols nicht unbedeutend verletzt. — Am 25. d. wird Ihre Erlaucht die Gräfin Elise von Schönburg von Schloß Glauchau nach Netzschkau zurückkehren. Infolge Ablebens ihres erlauchten Vaters, des Grafen Heinrich von Schön burg, wird dieselbe von genannter Zeit ab bestän digen Aufenthalt auf ihrem Schlöffe Netzschkau nehmen. Vermischtes. Zur Entwicklung des europäischen Postverkehrs. Wenn man sehen will, in welcher Weise Verkehrserleichterungen auf die Zunahme des Verkehrs wirken, so braucht man nur die Ergebnisse der Postverwaltungen in Europa seit den letzten sieben Jahren — soweit darüber genaue statistische Mittheilungen vorliegen — anzusehen, um zu erkennen, welchen Aufschwung der briefliche Gedankenaustausch in Folge der Erleichterungen, welche der Weltpostverein gebracht, ge nommen hat. Wir wollen versuchen, durch einige Mit theilungen darüber diese Entwickelung vorzuführen. Die Gesammtarbeit, welche die Briefpost in Europa zu bewältigen hatte, bestand im Jahre 1873, also vor Gründung des Welt postvereins, in der Beförderung von 3,957,851,639 Stück Briefen, Correspondenzkarten, Kreuzbandsendungen, Waaren- proben und Zeitungen. Diese gewiß ganz respectable Ziffer stieg im Jahre 1874 auf 4,181,318,640 Stück; 1875, also nach der Gründung des Weltpostvereins, fand ein Sprung auf 4,638,976,442 Stück statt; 1876 stieg die Zahl der be förderten Briefe, Kreuzbänder, Zeitungen rc. auf 4,821,220,642 Stück, 1877 auf 5,040,359,019 Stück, 1878 auf 5,602,633,527 Stück und im Jahre 1879, dem letzten, für welches die An gaben für alle europäischen Länder vorliegen, auf 5,815,005,837 Stück. Das ist eine Steigerung von fast 50 pCt. — genau 46,8 pCt. in sieben Jahren, und zwar in sieben Jahren, während welcher fast in allen betreffenden Ländern lang anhaltende wirthschaftliche Krisen der schwersten Art auf die Entwickelung des Verkehrs gedrückt haben, und in welchen im östlichen Theile Europas ein lange dauern der Krieg geherrscht hat. Im ganzen hat sich der Verkehr bei einer Bevölkerung von rund 317 Millionen um 2 Millionen Stück gehoben, so daß also auf jeden Einwohner eine Ver mehrung von etwa 6'/2 Briesen und dergl. pro Jahr entfällt. AlS Ersatz für klimatische Kuren erregt gegenwärtig die öffentliche Aufmerksamkeit eine von Herrn Or. Treutler in Blasewitz bei Dresden geleitete Anstalt. Diesem Praktiker gebührt das Verdienst, ein neues chemisches Verfahren zur Darstellung des Stickstoffes auf kaltem Wege gefunden und damit die Anwendung der Cinathmung dieses Gases zu Heilzwecken wesentlich erleichtert zu haben. Die ganz gefahr lose und mit verhältnißmäßig geringen Kosten verknüpfte Behandlungsmethode kann allen Lungenkranken, welche weder Lust noch die Mittel zu den kostspieligen klimatischen Kuren haben, empfohlen werden. Ein Zweig der inneren Medicin — die Jnhalationstherapie — hat trotz mancher Täuschungen und Jrrthümer gerade in der allerneuesten Zeit zu den schönsten Resultaten geführt, die von Dauer zu sein ver sprechen. Es gilt dies vor Allem von der zur Zeit noch nicht genügend gewürdigten Einathmung von Stickstoff bei Krankheiten der Respirationsorgane. Wer einmal Gelegen heit gehabt, die prompte Wirkung dieser Behandlungsmethode zu beobachten, der muß sich eingestehen, daß zur Zeit kein besseres Heilmittel für die meisten chronischen Lungenkrank heiten existirt. Innerhalb fester, nur von dem Arzt zu be stimmenden Indikationen leistet die Stickstoffathmung in Bezug auf Heilung der Lungen wie auf Verbesserung des gesamm- ten Ernährungszustandes ganz Außerordentliches. Die Luft nun, die aus dem Or. Treutler'schen Apparat den Lungen dargsboten wird, ist zu einem gewissen Theile des Sauer stoffs beraubt. Sauerstoff ist bekanntlich zur Unterhaltung der wichtigsten Lebensprocesse, der Athmung, der Ernährung unentbehrlich. Es oxidirt beim Eindringen in die Lungen das Blut und vermittelt durch seine Verbindung mit den kleinsten Stofftheilchen im Körper den gesummten Stoffwechsel. Allein in Fieberzuständen, wie sie so häufig bei Schwind süchtigen sich einstellen, gestaltet sich die fieberhaft gesteigerte Sauerstoffaufnahme zu einem verderblichen Verbrennungs akt. Der Körper wird im wahren Sinne des Wortes ver zehrt. Bei solchen Kranken beruht die Heilkraft hochgelegener Luftkurorte wesentlich darauf, daß sie in der dünneren Luft weniger Sauerstoff einathmen, wodurch in manchen Fällen dem Fieber Einhalt gethan wird und die Zerstürungsvor- gänge in den Lungen zum Stillstand kommen. Dasselbe wie die verdünnte Luft leistet die künstliche Sauerstoffver minderung mittelst des Or. Treutler'schen Apparats, ja noch mehr; denn man ist damit im Stande, eine so hochgradig sauerstoffarme, d. h. also stickstoffreiche Luft herzustellen, wie sie bei den gewöhnlich aufgesuchten Höhenlagen nicht vorkommt. Und in der That hat man die Freude, den ge quälten Kranken ost schon während der ersten Sitzung eine überraschende Linderung der lästigen Symptome, und in nicht allzu vorgeschrittenen Fällen nach mehrwöchentlicher Einathmungskur Heilung zu bringen. Hierzu kommt noch, daß die Behandlung von angenehmen Empfindungen für den Kranken begleitet ist, indem das Einathmen leicht und frei vor sich geht. Es dürfte somit dis Stickstoff-Inhalation vor den Luftkuren auf Höhenorten entschieden den Vorzug verdienen. Allerlei. Ein portugiesisches Gesetz verbietet den Wittwen, die über 50 Jahre alt sind, sich wieder zu verheirathen, weil, wie in dem Gesetz ausgeführt wird, „Frauen in diesem Alter gewöhnlich junge, unvermögende Männer heiralhen, die das Vermögen, in dessen Besitz sie durch eine solche Heirath ge langen, zu verschwenden pflegen!" — In Chester (England) stürzte am Freitag der 100 Fuß hohe Thurm der dortigen Kathedrale beinahe gänzlich ein und riß fünf der acht großer Kirchenglocken mit sich. Glücklicherweise ist weder der Verlust von Menschen leben noch eine Beschädigung der Kirche selber zu beklagen. — Von Beuthen wird ein Curiosum in Sleuersachen gemeldet. Die städtische Verwaltung ist in ber günstigen Lage, die Communal-Einkom- mensteuer von 260 aus 250 pCt. herunlerzusetzen, weil die massenhaft erfolgte Bewerbung um eine er ledigte Lolterie-Collectur, bei welcher der Nachweis eines Vermögens von 60,000 Mk. erforderlich ist, mit einem Schlage den Nachweis geliefert hat, daß die Zahl der Kapitalisten, welche zur Einkommen steuer heranzuziehen sind, erheblich größer ist, als man bisher angenommen halte. — Ein Reservist des 40. Regiments, verheirathet, machte 1870 das Gefecht bei Spichern mit und war feitvem verschol len. Seine Frau heirathete nach 5 Jahren wieder und lebt jetzt in Forbach; aus der zweiten Ehe sind 2 Kinder da. Nor einigen Tagen nun kam der todtgeglaubte erste Gatte zurück; nach seiner Aussage wurde er von den Franzosen gefangen und später nach Neuseeland geschickt. — Die bekannte Luft schifferin Frau Auguste Securius, welche am zweiten Osterfeiertag Nachmittag von der „Tonhalle" in Minden aus aufstieg, wurde kurz darauf in Folge des plötzlich einlretenden Sturmwindes aus der Gondel geschleudert und schwer verletzt. — Wieder wurde ein allbekanntes Modewaarengeschäfl in Paris, die „Tapisrouge", beinahe das Opfer des Feuers. Am Sonnabend Morgen um 4 Uhr wur-