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soll namentlich auch der antisemitischen Propaganda dann Front gemacht werden. — Am 6. d. abends in der 10. Stunde hat in Crimmitschau ein armer Brezeljunge eine recht traurige Erfahrung machen müssen. Ein Fremder, vermuthlich em „armer Reisender", trat an den Jungen heran und forderte eine Anzahl Brezeln für 18 Pf. Unter der Angabe, er werde ihm ein Markstück darreichen, ließ er sich von den Jungen 82 Pf. auszahlen. Sobald das geschehen und der Fremde Brezeln und Geld untergebracht, reichte die ser dem armen Jungen als Markstück ein Vereins zeichen des Mililärvereins zu Oberfrohna und ver schwand eiligst im Dunkel der Nacht. — Aus Oederan rst der Mitbegründer und frühere Nedacteur der „Oederaner Nachrichten" E. Sucker seit mehreren Tagen verschwunden, nachdem er im Auftrag einer dortigen Frau Gelder einkassirt, aber für sich behalten hat. Er soll von Bremen aus geschrieben haben, er werde das Geld zurück erstatten, wenn er so viel in Amerika verdient hätte. — Am Sonntag verschluckte in Krebs bei Pirna ein 17jähriges Mädchen eine Nähnadel und trotz aller ärztlicher Bemühung ist es noch nicht gelungen, das Mädchen von derselben zu befreien. — Wegen Sittlichkeitsvergehen ist dieser Tage der praktische Arzt Leon Graswald zu Seiffeu vom Freiberger Schwurgericht zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. — Auf eine Bekanntmachung des Amtshaupt manns von Polenz, „Lehrmeistergesuche" betreffend, hatten sich vergangene Woche 15 Meister und 12 die Schule verlaffende Knaben mit ihren Eltern in dem Verhandlungssaale der königl. Amtshauptmann schaft zu Auerbach eingefunden, um unter Leitung des Obengenannten die nöthigen Lehrverträge zu vereinbaren. Verbesserung der Erwerbsverhältnisse, damit nicht Webersöhne wieder das darniederliegende Weberhandwerk erlernen müssen, weil es oft den Eltern an nöthigen Mitteln fehlt, ist Zweck des Vorhabens, zu den besonders durch Ihre Majestät die Königin Carola und den Vorsitzenden Mittel zur Verfügung gestellt werden. Es wurden 11 Abschlüffe vollzogen, so daß 2 Instrumentenmacher, 2 Bäcker, 1 Maler, 1 Buchbinder, 1 Fleischer, 1 Schmied, 1 Stellmacher, 1 Photograph und 1 Schuhmacher zu werden sich erklärten. — In Numburg bei Ebersbach wurden bei der Versteigerung der abgepfändeten Sachen des Pächters vom dasigen Brauhaus 1600 Eimer Bier für — einen Gulden erstanden und von dem Erstehen per Eimer für 50 Kreuzer wieder verkauft. Demnach hat er einen Verdienst von 799 Gulden in die Tasche gesteckt, der Gläubiger hat aber das Zusehen. — Am Morgen des 3. d. M. wurde der Schmiede geselle Louis Engel aus Schönau bei Chemnitz im Straßengraben auf Gloffener Flur todt aufgefunden. Engel hat, wie ermittelt wurde, die ganze Nacht über in einem abgematteten Zustande dort verbracht und jedenfalls hat ein Schlagfluß seinem Leben ein Ende gemacht. — Aus Buchholz meldet man dem Annaberger Wochenblatt: Erfreulicher Weise nimmt das Posa mentengeschäft in unserm Erzgebirge jetzt einen flot ten Charakter an und steht zu hoffen, daß die Saison für uns eine gute wird. Die Posamen- tirer bedürfen aber auch einer Erholung, denn die letzten fünf Jahre waren mit Ausnahme von 1880 schlechte Jahre. Es bewahrheitet sich auch in die ser Branche der Satz, daß der Deutsche sein Ge schäft nur dann ebenbürtig der ausländischen In dustrie gegenüber macht, wenn er Sorgfalt auf gute Muster verwendet. Man kann ruhig sagen, daß der Geschäftsgang der hier bestehenden Handlungen immer der Güte des Musterzeichners entspricht. Durch die hier bestehende und mit Ostern 1881 zu reorganisirende gewerbliche Fortbildungsschule (Posa mentirschule) sollen unserer Industrie tüchtige Ar beiter zugeführt werden und die Kunst mehr Ein gang und Verbreitung finden und hat man deshalb auch das Opfer nicht gescheut, einem akademisch ge bildeten Zeichnenlehrer, Herrn Seminaroberlehrer Hahnemann, den Zeichnenunterricht zu übertragen. — Die leichenschänderischen Räuber in Zittau haben aus der einen der gesprengten Grüfte, der Hirschfeld'schen, den goldenen Besatz vom Atlaskleide der dort beerdigten Braut mitgenommen und beim gewaltsamen Entreißen des Ringes vom Leichnam der Frau Thiemer in der Thiemer'schen Erdgruft blieb ihnen mit dem Ringe zugleich der Finger der scheu in hochgradiger Verwesung befindlichen Leiche in den Händen. Die Recherchen sind natürlich in vollem Gange. — In der Elgt'schen Brauerei in Gößnitz fiel am 1. d. der 70jährige Oekonom Caspar Pfeffer korn aus Maltis von einer Treppe herab und ver letzte sich derart am Kopfe, das der Tod sofort eintrat. Vermischtes. Welchen Aufschwung die Bienenzucht in Nord amerika genommen und in welch' systematischer Weise dieselbe betrieben wird, beweisen folgende Zahlen. Die Production des vorigen Jahres wird auf 17^/2 Millionen Kilogramm veran schlagt. Es giebt Firmen in New-Dark, die 3—5000, ja 12,000 Schwärme besitzen. Die Aufstellung der Bienenhäuser erfolgt in Ent fernungen von 3—4 englischen Meilen und wer den darüber Verträge mit den Farmern abgeschlos sen. Die Zahlung erfolgt entweder in Geld oder in einem Antheil am Ertrage. Auf 1 Acker Land rechnet man 25 Schwärme mit einem Ertrage von 25 Kilogramm Honig. Zur Abwartung werden von den Bienenzüchtern Leute angestellt. In neuester Zeit sind vielfache Verbesserungen einge führt worden, die den Bienen und Züchtern die Arbeit erleichtern sollen. Neue Funde i« Pompeji. Ueber ein in den letzten Tagen neu entdecktes Häuschen sammt reizend ausgeschmücktem Zimmer schreibt man aus Neapel soeben Folgendes: Die Wandgemälde haben eine seltene Frische der Farben und zugleich eine ungewöhnliche Vollendung der Ausführung. Dieselben zeigen Gruppen lebensgroßer Brustbilder; jede Gruppe enthält zwei dieser Brustbilder neben einander, stets verschiedene Figuren, einander anblickend, liebkosend oder in sonstiger Beziehung zu einander dargestellt. Auch eine Springbrunnen-Nische grub man aus, die mit ihrem Posta mente etwa 2Meter hoch ist. Die Basis der Nische bildet einen Halbkreis; die innere Wandung ist mit trefflich ge zeichneter, farbiger Mosaik bekleidet, unter deren Farben das Grün vorherrscht. Unterbrochen wird die Mosaik-Be kleidung durch Verzierungen, welche aus kleinen weißen See- Conchylien bestehen, und zwar theils aus flachen, gestreiften Muschelschalen, theils aus gewundenen, zackentragenden Tritonshörnern. In der Mitte der Nische stand eine Bronze- Statuette von schöner Arbeit, welche man, um sie vor Be schädigung zu schützen, in das neapolitanische Museum ge bracht hat. Die Ausgrabungen werden ununterbrochen fort gesetzt. Die Schutthaufen von Aschs und Bimsstein werden immer größer, und immer kleiner wird das Erdreich, auf dem der Pflug des Ackermannes bisweilen noch auf unter irdische Mauern oder auf Marmor stößt. Fast die Hälfte der begrabenen Stadt ist jetzt bloßgelegt. Eine Trichincn-Epidcmie am Jordan. Professor Virchow veröffentlicht in der neuesten Nummer seines „Archivs" eine interessante Zuschrift des Or. John Wortabet, Arzt am St. Johannes-Hospital in Beyrut, über den Ausbruch einer von diesem beobachteten großen Trichinen-Epidemie in dem Dorfe El-Khiam in der Nähe der Jordanquellen, welche un zweifelhaft auf den Genuß des Fleisches eines einzigen Wild schweines zurückzuführenwar. Bei sämmtlichenDorfbewohnern, welche davon gegessen halten, traten in der dritten bis rierten Woche darauf dis Symptome der Trichinosis ein, und zwar erkrankten 124 Männer, 103 Frauen und 35 Kinder, im Ganzen 262 Personen, von denen nur 6 starben. Ueber die natürlichen Gewohnheiten deS in jenen Marschgegenden sehr häufig vorkommenden Wildschweins ist zu erwähnen, daß es von den Wurzeln des Papyrus lebt und, mit seinem Rüssel den Boden aufwühlend, auch allerlei kleine Thiere frißt, als Würmer, Schlangen und wilde Ratten, welche letzteren zuweilen Trichinen führen. — Dazu bemerkt Professor Virchow, daß auch schon in Deutschland beim Wildschwein Trichinen aufgefunden wurden, daß jedoch das hier zum ersten Male constatirte Vorkommen dieses Parasiten im Orient für die Culturgeschichte von großem Interesse sei, weil darin die mosaischen Speisegesetze nunmehr ihre positive Begründung finden. Eine gefährliche Liebkosung. Durch fortgesetzte ge fährliche, wenn auch gut gemeinte Liebkosungen ist die 18 Jahrs alte Tochter eines Berliner Gerichtsbeamten in schweres Unglück gsrathen. Der 14jährige Bruder hatte sein Ver gnügen daran, die Schwester bei jeder Gelegenheit in die Arme zu kneifen. Dadurch hatte sich aus den häufiger wiederkehrenden blauen Flecken eine schwammartigs Ver letzung gebildet, die lebensgefährlich wurde und nur durch eine Amputation des Armes in ihren entsetzlichsten Folgen paralysirt werden konnte. Das bedauernswerthe Mädchen ist zwar außer Lebensgefahr, wird aber noch wenigstens 2 Monate im Krankenhause zubringen müssen. Allerlei. In Dundee sind telegraphische Berichte eingegangen, denen zufolge die Mannschaft des Dundeedampfers „Resolute" in Neufundland 50,000 Robben getödtet und beim Abgänge der Depesche 8000 an Bord genommen hat. Der Dampfer „Narval" aus Dundee, der an demselben Orte fischte, ist angeblich voll und 10 andere Fahrzeuge haben ebenfalls reiche Beute gemacht. Der Fang des „Resolute" allein wird auf 30,000 Pfd. Sterl, im Werlhe geschätzt. — In der Nacht zum 3. d. brannte das eine Viertelstunde von der Stadt Lobenstein an der Schleizer Straße gelegene, sich jetzt in Privathänden befindende Schießhaus total ab. — In Frankfurt a. M. ist der Krankenpfleger Winterfeld ermordet und ausgeraubt ausgefunden worden. Verdächtig ist der Photograph Albrecht aus Kassel, welcher sich für einen barmherzigen Bruder ausgab. — Aus Dortmund wird ge schrieben: Die sogenannten „Kronenhüter", eine Slammtischgesellschaft in der Wirchschaft „Zur Krone", pflegten sonst alljährlich dem Fürsten Bis marck zu seinem auf den 1. April fallenden Ge burtstag ein Fäßchen Kronenbier zu senden. In diesem Jahre ist diese sonst üoliche Sendung unter blieben. Wir irren wohl nicht, schreibt die „Wests. Ztg.", wenn wir die Ursache dieser Unterlassung in der bekannten Aeußerung des Reichskanzlers suchen, daß nur „unter blauweißer Etiquette" gutes Bier zu haben sei. — In Budapest wurde ein mysteriöser Mord entdeckt. Im Wäldchen nächst dem Schlacht haus fand man die Leiche einer eleganten Frau im Alter von 24—30 Jahren mit Spuren von Würgung am Halse. Bei der Leiche fand man 198 fl. Geld und sonst nicht das geringste Er kennungszeichen. Neueste Nachrichten. Wien, 7. April. Aus Athen kommt die Nach richt, Comunduros bereite eine ablehnende Ant wort Griechenlands auf die identischen Noten der Mächte vor. Wien, 7. April. Ans Triest eingegangene Te legramme melden, daß durch das Erdbeben auf Chios 5000 Menschen ihr Leben verloren. Die Leichen, welche noch unbeerdigt umherliegen, begin nen bereits zu verwesen. Wien, 7. April. Das in Belgrad erscheinende Organ des früheren serbischen Ministers des Aeußeren Ristic, der „Jstok", bringt einen Artikel, welcher die Erhebung Serbiens zum Königreiche verlangt. Die serbische Regierung läßt nunmehr erklären, daß sie derartige Absichten durchaus nicht hege. Paris, 7. April. Die reaktionären Blätter, wie der „Pays", behaupten, die tunesische Frage sei eine von Bismarck gestellte, sehr gefährliche Falle. Ein Deputirter der Rechten müsse inter- pelliren, damit Jedermann die Gefahr sehe. Dela- fosse, Deputirter der Rechten, wollte heute auch eine Interpellation einbringen, stand aber nach einer Conferenz mit Barthelemy davon ab. Die Re gierung wird für die Bekämpfung der Kumirs einen Ergängungscredit verlangen. — Großes Aufsehen erregt ein im Hause des Akademikers Ernest Legouvo heute früh 4 Uhr verübter Mordversuch. Die Tochter des Akademikers erhielt von einem Unbe kannten einen Dolchstich in die Schulter. Stockholm, 6. April, abends. Die Besserung im Besinden des Königs schreitet fort, so daß die völlige Genesung baldigst zu erwarten sein dürfte. Er hat bereits schon mehrmals das Bett verlassen. Petersburg, 7. April. Sämmiliche heut hier über die Verhandlungen gegen Ryssakow und Ge nossen aufgegebenen Privatdepeschen wurden auf dem Telegraphenbureau zurückgehalten. Literarisches. Inhalt der „Deutschen Mustrirlen Zeitung" Nr. 28. Illustrationen: Die Aufbahrung des Kaisers Alexander II. von Rußland. — Die erste Ausfahrt des Kaisers Alexander III. von Rußland. — Pfirsichblüthen. Nach dem gleich namigen Gemälde von M. Beyle. — „In Versailles." Lyrisch-choreographisches Bild von Frappart. Zum ersten Male aufgeführt im Wiener Hofoperntheater am 9. März 1881. Noch der Natur gezeichnet von W. Gauß. — Msm- nonssäulen zur Zeit des höchsten Nilstandes. — Johannes Neruda. — Sechstgestalten beim Mut-Tempel zu Karnak. — Texte: Die Claudier. Roman in drei Bänden von Ernst Eckstein. (Fortsetzung.) — Johannes Neruda. Von Emil Bukowski. — Feudal-Adel und Finanz-Adel. Von Alphons Danzer. (Schluß.) — Pfirsichblüthen. — Deutschs Hand werker vor hundert Jahren. I. Von Moritz Busch. — Das Körner-Museum in Dresden. — Zum Petersburger Attentat. — Gedichte von Jell Zednik. — „In Versailles." Von Weltner. — G. Ebers' „Aegypten". Von O. — Frau Kohlhas. Novelle von Max Nordau. (Schluß). — Kleine Chronik. — Schach. Redigirt von Ernst Falkbeer. — Räthsel- Rösselsprung-Aufgabe. — Logogriph. — Noten-Räthsel. — Silbenräthsel. — Wochenkalender. — Zu beziehen von W. Opetz, Leipzig, Querstraße 33. — Preis vierteljährlich 3 Mark. Die neuesten Nummern des „Schalk" enthalten an größeren Beiträgen: III. Jahrgang, Nr. 131. Aus Künstlers Erdenwallen. Humoreske von Reinhard Wittmer. — Zur Conjugations- lehre. Acht Originalzeichnungen von H. Schlittgen. — Wie sich der Quartaner Max Kriebchen den Kämmerer des Königs Pharao vorstellt. Originalzeichnung von Professor Ad. Schmitz. — Drei gelehrte Herren. Mit drei Originalzeichnungen. — Kleine Mappe. — Der Wastl. Originalzeichnung von W. Wiwel. — Unsere Herren Reporter. — Durch die Blume. Mit einer Originalzeichnung von Professor Ad. Schmitz. — Dialog zwischen zwei Ehefrauen. — Nana in Mecklenburg. Originalzeichnung von M. Roth. — Rhythmen eines Wahn sinnigen. Im Volkston. Mit acht Originalzeichnungen von W. Wellner. — Kathederblüthen. — Die Mörderin. — Spielereien. — Das erste Wölkchen am Ehestandshimmel. Ein Bild ohne Worte von Constantin von Grimm. — Ein Sprachreinizer. — Der Verweser. — Das neue Gewölbe. — Allzu schlau. — Die dankbare Bäuerin. — Der gute Vorsatz. — Die allgemeine Wehrpflicht des Jünglings und der Jungfrau. Mii zwei Originalzeichnungen von Julius Kleinmichel. — Aus Schalks Citatenschatz. — re. rc. Nr. 132. Der verliebte Philologe. Humoreske von P. Gisbert. — Mit zwei Originalzeichnungen von G. Nestel. — Der glückliche Anfang. — Aus der Schule. — Des Sängers Fluch. Mit 14 Originalzeichnungen von W. Well ner. — Am Wirthstisch. Mit einer Originalzeichnung. — Aus Schalk's Citatenschatz. Mit einer Originalzeichnung von