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rau rtzsch in 1ckel i» Adolph !. Fran! lich aus da. Marth» ullehrer !iger in iaconus osephine ikb-sitz-r Theres- z >r Teich' Friedrich , Mori? Auguste o Irmer d Druck WMmm Tageklatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr ¬ lich 1 Mk. 5V Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 75. Freitag, den 1. April 1««1. Bekanntmachung. Expedient Friedrich Wilhelm Richter, Wachtmeister Carl Friedrich Koch und Polizeidiener Friedrich Wilhelm Arnold, sämmtlich von hier, sind heute, und zwar Richter als Rathsvollzieher und Vollstreckungsbeamter für den Stadtbezirk Waldenburg, Koch und Arnold aber als Stellvertreter desselben, verpflichtet und eingewiesen worden. Waldenburg, den 31. März 1881. Der Stadtrath. Cunrady. Die Ablösungsrenten sind den 31. dieses Monats und die Brand versicherungsbeiträge den 1. April d. I. zu bezahlen. Stadtsteuer-KinnaHme Waldenvurg, am 29. März 1881. "Waldenburg, 31. März 1881. Zur Berathung der Steuervorlagen. Der Reichstag hat am Montag die Berathung der Steuervorlagen ausgenommen, welche die Reichs regierung demselben in diesem Jahre wiederholt zwecks weiterer Durchführung der projectirten Steuer reform vorzelegt hat. Es handelt sich um eine Er höhung bezw. anderweite Erhebung der Brausteuer, um die Einführung einer Wehrsteuer für alle nicht zum Militärdienst herangezogenen Wehrpflichtigen und um die Einführung neuer Stempelsteuern auf Actien und auf den Inhaber lautende Werthpapiere, auf Schlußnoten und Rechnungen, auf Lombard darlehne, Quittungen, Lotterieloose und Checks und Giroanweisungen. Das Characteristicum aller dieser Steuern ist, daß sie vornebmlich die wohlhabenderen Klassen belasten werden und in denselben sonach gewissermaßen ein Ausgleich für Vie relativ stärkere Belastung der unteren Volksklassen durch die Zölle auf Nahrungsmittel gefunden werden kann. Die Erhöhung der Brausteuer auf das Doppelte ihres bisherigen Betrages, also auf ca. 30 Mill. Mk. wird, soweit der Consument von derselben betroffen werden sollte, in erster Reihe den Mittelstand tref fen, da dieser relativ und absolut das größte Bier quantum consumirt. Die Wehrsteuer, welche aus einem festen Betrage von jährlich 4 Mk. und aus einer den Einkommens-Verhältnissen des Steuer pflichtigen entsprechenden jährlichen Zuschlagssteuer von 10 bis 150 Mk. rc. bestehen soll, wird gleich falls hauptsächlich die mittleren und wohlhabenderen Klassen der Bevölkerung belasten, indem alle Ein kommen unter 1000 Mk. nur die feste Gebühr von 4 Mk. zu zahlen haben werden und erst von diesem Betrage an die Erhebung einer progressiven Zu schlagsgebühr beginnen soll. Die neuen Stempel steuern endlich, welche vorzugsweise den commerciel- len Verkehr zu besteuern bestimmt sind, werden ebenfalls zunächst dem vergleichsweise ja wohlhaben den Handels- und Gewcrbestande zur Last fallen. Wenn man das Grundprincip der projectirten Steuerreform, den Ersatz der directen Steuern durch eine möglichst weitgehende Ausbildung des indirecten Steuersystems für rationell und richtig anerkennt, so wird man sich auch mit diesen voraufgesührten Steuerprojecten befreunden müssen, mögen dieselben auch in einzelnen Fällen mit manchen Unzuträglich keiten verknüpft sein. Die bisherige Vermehrung der indirecten Steuern, so große Erträge sie auch bereits gebracht hat und noch in Aussicht stellt, hat sich doch nicht als ausreichend erwiesen, um mit Hilfe derselben eine radicale Reform der directen Steuern in Angriff zu nehmen, welche den Arbeiter und armen Mann wesentlich entlasten könnte. Es werden deshalb die 50 Mill. Mk., welche man aus den oben angeführten Steuern mehr zu erzielen hofft, den Freunden der Steuerreform sehr will kommen sein und in Verbindung mit den weiter zu erwartenden Mehreinnahmen aus der Zollreform der Regierung die Mittel an die Hand geben, die Matricularbeiträge, welche für das Etatsjahr 1880/81 auf 80 Mill. Mk. veranschlagt waren, gänzlich zu beseitigen, sodaß den Einzelstaaten die Möglichkeit eröffnet würde, ihren directen Steuersystemen eine rationellere Gestaltung zu geben. "Waldenburg, 31. März 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der deutsche Kronprinz ist von Petersburg in Berlin am Mittwoch Morgens kurz vor 8 Uhr wohlbehalten eingetroffen. Der Zug hatte sich in folge eines Radreifenbruches auf der preußischen Staatsbahn in der Nähe von Kreutz um nahezu 2 Stunden verspätet. Die deutsche Kronprinzessin hat am Sonntag, an einem Tage, der ohnehin traurig genug für sie ist, denn er ist der Todestag ihres dritten Sohnes, des Prinzen Waldemar, der vor zwei Jahren an der Diphtheritis verschied, einen Drohbrief erhal ten, der den Poststempel Berlin trug und in wel chem ihr mitgetheilt wurde, der Kronprinz, ihr Gatte, werde in Petersburg gelegentlich der Beerdigung des Kaisers Alexander II. „dem Urtheil der Nihi listen zum Opfer fallen." Aus Wirballen, 28. März, wird gemeldet: Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz sollte gestern Nacht nach dem Leichenbegängniß mittels Extrazuges von Petersburg abreisen, heute 12 Uhr in Eydtkuhnen eintreffen und mit dem Tagescourier- zug nach Berlin fahren; in seiner Begleitung sollte sich der Herzog von Edinburg befinden. Gestern Nachmittag ist plötzlich Alles geändert worden. Der Kronprinz trifft morgen um 1 Uhr in Eydt kuhnen ein und fährt um 2 Uhr 58 Min. mittels Extrazuges nach Berlin. Es werden verschiedene Fürstlichkeiten mitfahren. Für die Sicherheit des Zuges auf der russischen Strecke, im Besonderen in den Bergen von Kowno, wo man in den letzten Tagen verdächtige Gestalten wahrgenommen haben wollte, sind umfassende Vorkehrungen getroffen. Der Chef der Gendarmerie des Gouvernements Suwalki, Oberst Makarenko, befindet sich seil einigen Tagen in Wirballen; die einzelnen Bahnstationen sind mit 15 Mann Landgendarmen besetzt; auf jeder Werst (der Bahn) wachen 5 Bauern und müssen Nachts Feuer unterhalten, falls der Zug in den Nachtstun den passiren sollte; die Bahnwärter befahren mit den Landgendarmen die Strecke, die täglich untersucht wird; mit einem Worte, es ist nichts unterlassen, um jedes etwaige verbrecherische Unternehmen zu verhüten. „Das Staatsgebäude segelt auf seinem Vulkan" — so beginnt der Politiker eines Lustspiels seine Proklamation an die Wähler. Ein würdiger Nach folger in der Stilistik ist ihm in den Spalten der „Nordd. Allg. Ztg." erstanden. „Zum Unfallversicherungs gesetz beginnt Herr Bergrath Hiltrop eine Reihe von Artikeln. Im ersten Abschnitt heißt es da u. A.: „Das Erwachen des Löwen halt stattgefunden; losgerissen hat sich der deutsche Tannhäuser aus den ihn nur allzu lange Zeit umstrickenden Sirenarmen des mit Phrasen blendenden, aber das beste Mark des Volksgeistes und des^ Nationalvermögens ver zehrenden Manchestersystems. Mit freiem Auge blickt er um sich, sieht die Trümmer der Vergangen ¬ heit, sieht die offen daliegenden Bedürfnisse der großen Masse der Staatsbürger, und in seinem Kraftbewußtsein erkennt er den Weg und die Mög lichkeit, dem Volke zu helfen." Das Aprilheft der „Deutschen Revue" wird einen Artikel: „Fürst Bismarck im Staatsministe rium" veröffentlichen, dessen zweifelsohne dem Reichskanzler sehr nahe stehender Autor darin die Affaire Bismarck-Eulenburg eingehend erörtert und eine Reihe sensationeller Momente ans Tages licht bringt, die nicht nur allseitiges Aufsehen, son dern sicher auch starken Widerspruch erregen werden. Die „Trib." bringt einen Auszug aus dem Artikel, dem wir einzelne Stellen entnehmen: Darnach habe schon lange eine Meinungsverschiedenheit zwi schen dem Reichskanzler und dem Grafen Eulenburg bestanden, die schließlich in der bekannten Sitzung des Herrenhauses zum öffentlichen Durchbruch ge kommen sei. Eulenburg habe schon früher zurück treten wollen, namentlich auch weil seine Politik nicht mehr die Billigung des Kaisers gehabt habe, welcher derselben einen erheblichen Verlust an staat lichen unv königlichen Rechten zuschreibe. Besonders sei dieser Verlust in der Verkümmerung der Auto rität des Berliner Polizeipräsidenten zu suchen. Der König mache den Polizeipräsidenten persönlich für die Ordnung in Berlin verantwortlich, insbesondere bei Gelegenheiten, welche viel Menschen auf die Straße führen; der Polizeipräsident könne aber diese Verantwortlichkeit offenbar nicht tragen, wenn die Instanz, welche er der Stadt gegenüber bilde, da durch übergangen werde, daß der Minister des In nern direct mit dem Oberbürgermeister das, was zu geschehen hat, berathe und bestimme. Ein solcher Geschäftsgang soll in der letzten Zeit immer mehr in Uebung gekommen sein, so daß die Berliner Stadtverwaltung thatsächlich unmittelbar unter dem Minister des Innern stand und auf die Entschlie ßungen des letzteren nicht ohne Einfluß war. England. Die englische Regierung beschloß die Verfolgung der „Freiheit" wegen eines Artikels über die Er mordung des Czaren. Die Criminalprocedur gegen Most beginnt unverzüglich. Der Berliner Correspondent des „Standard" meldet, der Czar habe zu einem Diplomaten be züglich der Möglichkeit einer russisch-französischen Allianz gesagt, Frankreich ist wohl stark, allein sein Sieg gegen Deutschland wäre nichts weniger als gewiß, und wenn es verliert, müßten Frankreichs Verbündete mehr Kosten tragen, als Frankreich selbst. Ueberdies würde auf die Niederlage die Commune folgen. Rußland habe wirklich Anderes zu thun, als solche Eventualitäten zu ermöglichen. Der Cor respondent gebe diese Worte unter aller Reserve wieder. Rußland. Ein kaiserlicher Ukas hebt aus polizeilichen Gründen das Ministerium der Posten und Tele graphen auf und weist Posten und Telegraphen, sowie das Departement der fremde Kulte wieder dem Ministerium des Innern zu. Ryssakoff hat Geständnisse gemacht, und was für welche. In der Voruntersuchung gestand er,