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aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder auf gerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Ausloosung über sehen. Es können dieselben nicht genug davor ge warnt werden, sich dem Jrrthum hinzugeben, daß so lange sie Coupons haben und diese unbeanstan det eingelöst werden, ihr Capital ungekündigt sei. Die Staatscassen können eine Prüfung der ihnen Zur Zahlung präsentirten Coupons nicht vornehmen und lösen jeden echten Coupon ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster Capitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle stattfindet, werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Ausloosung zu viel erhobenen Coupons seinerzeit am Capitale gekürzt, von welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. — In der Frequenz der Oberklassen unserer sächsischen Gymnasien zeigt sich große Verschieden heit. Ziehen wir die Schülerzahl der 4 Classen Oberprima, Unterprima, Obersecunda und Unter- secunda in Betracht, wie sie im vorigen Schuljahr (aus dem laufenden liegen amtliche Angaben noch nicht vor) am I. Dec. zusammengestellt worden ist, so steht mit 238 Schülern in diesen Classen obenan die Nicolaischule in Leipzig, dann folgt mit 227 die Kreuzschule in Dresden, weiter das kgl. Gymnasium zu Dresden-Neustadt mit 135, die Thomasschule zu Leipzig mit 114 Schülern, dann das Gymnasium zu Grimma mit 107, Meißen 99, Chemnitz 90, Vitzthum'sches Gymnasium in Dresden mit 81, Zwickau 79, Bauden 64, Zittau 59, Plauen 57, Freiberg 52 Schülern. — Auf Grund des Socialistengesetzes wurde ein Flugblatt: „An die Mitglieder der sociatdemokrati- schen Partei der Schweiz, des Allgemeinen Gewerk schaftsbundes, des Grütlivereins und der deutschen socialistischen Partei!" verboten. — In Dresden wurde am Donnerstag der Schuh macher Fechner verhaftet. Derselbe hatte fortgesetzt im Laufe der letzten Monate social-revolutionäre Schriften, wie die in London erscheinende, von Johann Most herausgegebene „Freiheit", den „Züricher Socialdemokrat" und andere socialistische Preß erzeugnisse verbreitet. In Fechner's Wohnung wurden ganze Packele derartiger Literatur aufgefunden und beschlagnahmt. Zugleich will man in Fechner die jenige Persönlichkeit ermittelt haben, welche ver gangenen Sommer in Neustadt-Dresden abscheuliche Affichen social-revolutionären Inhalts an verschiedenen Straßenecken angeheftet hatte. — In einem am 21. d. in Chemnitz geschlachteten Schweine, Bakonier, wurden von den Trichinen schauern Schneider und Engelhaupt Trichinen entdeckt. H Hohenstein, 22. März. Der vom Herrn Ober lehrer vr. Zimmermann im Städtischen Verein gehaltene Vortrag war ziemlich gut besucht und außerordentlich belehrend. Herr Referent veranschau lichte durch Wort und Bild das Wesen der „an der Grenze der erforschten Welt" stehenden Bacte- rien (Stabthierchen), der Träger ansteckender Krank heiten; durchweg sich stützend auf die Resultate wis senschaftlicher Forschungen in diesem Gebiete. — Heute Abend findet innerhalb des Sädtischen Ver eines die Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers durch Festactus statt, zu welchem die Behörden und Vereine geladen sind. — Künftigen Donnerstag spricht Herr Gewerbe-Vereins-Vorstand Müller in Burgstädt im hiesigen Gewerbeverein über: Gasbeleuchtungsverhältnisse in einer Klein stadt. — Am 19. ds. ward in Schwarzenberg auf dem Glaßschen Grundstück in der Nähe der Spinnerei der erste Spatenstich zum Bau der Schwarzenberg- Johanngeorgenstädter Staatseisenbahn gethan. — Der Handels- und Gemerbekammer Plauen sind von dem Ministerium des Innern 1) eine vom kaiserlich deutschen Consul in Aokohama überlassene Mustercollection bedruckter Wollmusseline vom japa- nesischen Markte und 2) eine von Herrn M. F. Bahse den sächsischen Handels- uno Gewerbekammern übersendete Kiste Proben nnd Muster australischer Bedarfsartikel und Erzeugnisse (darunter namentlich Baumwolle mit und ohne Samen, Kaffee, Nüsse, Mineralien, Messer, Nägel, gelöchertes Blech zum Goldwäschen, Papoleum und Bruliniken, Copirpapiere, Spielkarten, namentlich aber gebleichte und bedruckte baumwollene Gewebe in zahlreichen Mustern, sowie verschiedene Cataloge und sonstige Drucksachen) zu gegangen. Um den Bezirksangehörigen Gelegenheit zu geben, von diesen Gegenständen Einsicht zu neh men, wird die Handels- und Gewerbekammer die selben von Dienstag, den 22. bis zum Sonnabend, den 26. d. M. Nachmittags von 2—6 Uhr in der ersten Etage des Stadthauses zu Plauen, und zwar in dem unmittelbar an das Költz'sche Haus anstoßen den Zimmer, öffentlich auslegen. Auf der im v. I. neu aufgenommenen Sil berzeche „Gotthardt" zu Lichtenberg bei Freiberg würde bei Untersuchung und Nachnahme des Lie genden einer vor ca. 100 Jahren getriebenen Stolln- strecke am 19. d. M. ein neuer (der dritte seit der Wieder-Inbetriebsetzung der Grube) zu den schönsten Hoffnungen berechtigende Erzanbruch gemacht. — In einem Steinbruche im Lößnitzgrunde ver unglückte der Steinbrecher Beilig aus Serkowitz am 19. März cr. durch einen sich entladenden Dynamit schuß. Er hatte zwei Bohrlöcher geladen und die übliche Zündschnüre angezündet. Nachdem die erste Ladung sich entzündet hatte und die zweite nicht so bald nachsolgte, näherte er sich derselben. Sie ent lud sich in dem Augenblicke, als er, sich darüber beugend, nachsehen wollte und warf ihn durch die Gewalt der Explosion in die Höhe, daß er sofort todt darnieder fiel. — In Greiz war vor 4 Wochen Fabrikinspec- tionswegen die Mangelhaftigkeit und Gefährlichkeit einer Landmauer vor einem Arbeitssaal der Heller- schen Fabrik auf dem Grundstück der Leipziger Disconlo-Gesellschafl constatirt und derselben auf gegebenworden, Vorsichtsmaßregeln zu treffen; diese Mauer ist nun am Sonntag früh eingestürzt und hat nicht unerhebliche Schäden an den Gebäuden und Webstühlen der mechanischen Weberei verursacht. Die Räumung des Saales hatte im Laufe des vor hergegangenen Tages stattgefunden, war aber längere Zeit vorher von dem Fabrikinspector dringend empfoh len worden. Verunglückt ist Niemand. Vermischtes. Vom Czaren Alexander III. Einiges zu hören, dürfte jetzt Manchem von Interesse sein. Er besitzt eine Hünengestalt von 6 Fuß Höhe und Mächten, Körperbau, nur neigt er sich ein wenig zum Embonpoint hin. Auf den breiten Schultern sitzt ein männlich schöner Kopf mit scharf geschnittenem, fast classisch zu nennendem Profil. In dem gesundheitsfrischen, von hellblondem, bis an die Brust reichen dem Vollbart umrahmten Gesicht, aus dem ein Paar großer blauer Augen blicken, finden wir nicht einen Zug von der Physiognomie seines Vaters, bei dem, einem Ausspruche Herzen's zufolge, „die Kosakennatur auf Sehweite schon zum Ausdrucke gelangte." Der neue Czar schaut mehr in den nordisch-germanischen, oder eigentlich in den scandinavischen Typus hinein. In seinen Jünglingsjahren zeigte er eine frappante Aehnlichkeit mit seiner im Vorjahr verstorbenen Mutter. Eine hochgestellte preußische Persönlichkeit, welche zu dem Czaren, als dieser noch Thronfolger war, in Be ziehungen gestanden hat und denselben bestens kennt, be zeichnete den neuen Kaiser von Rußland als außer ordentlich fest und willensstark.— . Er sei sehr von sich eingenommen und Rathschlägen nicht sehr zugänglich, eher eigensinnig, als nachgiebig. Er besitzt weder die Milde, noch die religiöse Weichheit Alexander II. Er ist aber sehr auf geklärt und vorurtheilslos. Eine antisemitische, fromme Christenseele kam an dieHimmelspforte und Petrus öffnete sie der Gutbeleumundeten zum Einlaß in den Himmel. Aber ach, als sie durch die große Pforte blickte, sah sie viele, viele Juden und das ge fiel ihr nicht. Aber Petrus verwies ihr das und sagte: Abraham, Isaak, Jakob und alle wackeren Semiten hätten ihr volles Recht auf die himmlischen Plätze, man könne sie nicht herausweisen. Da frug unsere Seels: „Wenn sie aber freiwillig den Himmel verlassen?" „Das ist etwas Anderes", erwiederte Petrus, „aber wie soll das geschehen?" „Bitte, ehrwürdiger Petrus, laß noch einmal die Himmelspforte ein wenig öffnen." Und als das geschah, rief die Seele aus Leibeskräften hinein: „Meine Herren! Heute Vormittag ist in der Hölle Auction!" — und kaum war der Ruf verhallt, da drängten sich sämmtliche Semiten heraus aus dem Himmel, die Sache war gar zu verlockend — und die arme Seele spazierte in den von den Handelsvätern befreiten Himmel. Allerlei. Während der vorletzten Woche wurden in London 75 britische und ausländische Schiff brüche (darunter 47 britische) «»gemeldet, wodurch deren Gesammtzahl für das laufende Jahr auf 546 gebracht wird, die eine Zunahme von 226 im Ver gleich mit demselben Zeitraum des vorigen Jahres ergeben. Der annähernde Werth des verloren ge- gangenenen Eigenthums betrug 12,000,000 Pfd. St., einschließlich 9,000,000 Pfd. St. britisches. 50 Fahrzeuge scheiterten an den Küsten des Ver. König reichs, darunter 35 zwischen Wick unv Montrose. Der gejammte Lebensverlust beziffert sich auf 307 Personen. — Ein großes Feuer brach am 13. d. in den Wakefield Rattan Works in Wakefield, Massachusetts, aus, wodurch Eigenlhum im Werthe von 500,000 Dollars zerstört wurde. — Durch eine Kesselexplosion in Buffalo wurden sechs Personen gelödtet und sieben verletzt. — In der Nähe von Jonesboro (Arkansas) sind vier Neger, die eine Frau ermordet hatten, gelyncht worden. — Wie die „Z. Z." hört, hat der schweizer Bundesrath be schlossen, daß der Gotthardtunnel ganz ausge mauert werden müsse, während man bisher annahm, der Tunnel könne durch das härteste Gestein auf eine Strecke von etwa 400 m unausgemauerl blei ben. — In Clarksonstreet zu Flatbusch (Amerika) kroch am 1. März ein 18jähriger deutscher Gärtner gehilfe, der erst im vorigen Jahre ein gewandert war, in den Ofen des Treibhauses und verkohlte. Ein anderer Deutscher, Gottlieb Foell, ein geborener Würtemberger, schlitzte sich am selben Tage den Bauch auf und starb am andern Morgen. — In der Gegend von Saalfeld treibt sich seit mehreren Tagen eine Zigeunerbande umher, die der Stadt wiederholt ihren Besuch gemacht hat. Unter zahl reichem Gefolge der munteren Schuljugend wurden zwei alte Zigeunermütter, kleine lebendige Hunde als Busennadeln im Halstuch tragend, nach dem Polizeibureau gebracht. Dieselben waren bei einem Schuhmacher gewesen und während derselbe damit beschäftigt war, einer Zigeunerin einen defecten Schuh auszubessern, hatten die Beiden Gelegenheit gefunden, 2 Mark zu stehlen. Gewerblich-technischer Theil. (Erscheint jeden Donnerstag.) Die Verfälschung des Bieres. (Fortsetzung.) Die beiden Hauptsitze dieser Schmierartikel- Fabrikanten sind Berlin und Nürnberg. Es ist ein gmes Sortiment solcher Anpreisungen und Annoncen vorhanden und jederzeit kann eine große Anzahl Ehrenmänner namhaft gemacht werden, welche ausschließlich oder vorherrschend Brausurro gate fabriziren und recht gute Geschäfte machen. Am Schluß solcher Prospekte fehlt dann nie die Versicherung strengster Discretion. — „Verschwie genheit meinerseits Ehrensache" — sowie die Bitte bei der Bestellung, „gefälligst bestimmen zu wollen, als was der Brauer das Surrogat declarirt haben will; es versteht sich von selbst, daß bei uns kein Abnehmer genannt wird und daß die Waare unter der Bezeichnung versandt wird, die Sie uns aufzu geben belieben", schreibt der Eine, während ein Anderer noch einen Schritt weiter geht, indem er schreibt: „Durch Rücksichten, deren Art und Be deutung ich wohl nicht hervorzuheben brauche, bin ich verhindert, Ihnen eine große Zahl Firmen zu nennen. Es ist nicht nur Geschäftsprinzip, die Na men meiner Kundschaft in diesem Artikel gegen Dritte strengstens geheim zu halten, ich habe außer dem Vorkehrungen getroffen, daß dieselben nicht in meinen laufenden Geschäftsbüchern vorkommen", und in derselben Anpreisung eines Surrogats, dessen geringer Preis „durch einen verminderten Hopfen zusatz mehr als ersetzt wird", heißt es ferner: „Diese Methode ist ihrer Einfachheit halber und weil die Manipulation dadurch vor dem Personal geheim gehalten werden kann, die gebräuchlichste." Man begreift in der That nicht, wie solche Elemente, die fast ausschließlich jüdische sind, bis jetzt trotz des Nahrungsmittelgesetzes dem Staatsanwalt haben entgehen können, obgleich die Anpreisungen wieder- holentlich in großen Zeitungen offen erwähnt wor den sind. Und dann liest man auf Preismedaillen, welche den Prospekten und Rechnungen dieser Leute vorgedruckt sind, Aufschriften wie „Zur Beförderung des Gewerbefleißes." Mit demselben Rechte, wie diese Malzsurrogate könnte man auf Ausstellungen z. B. die Erfindung eines polizeisicheren Verfahrens beim Kellerwechselreiten, Lombardenfixen, bei Falsch münzereien rc. durch Preismedaillen auszeichnen. In Amerika giebt es bereits, wie neulich gemeldet wurde, Fabriken, die sich mit der Herstellung voll ständiger Apparate von Diebeshandwerkzeug beschäf tigen, es könnte uns nach den bisherigen Erfahrungen gar nicht mehr befremden, wenn solch' ein sauberes Besteck mit Brechstangen, Ditrichen rc. auf einer der nächsten Weltausstellungen erschiene und „zur Beför derung des Gewerbefleißes" prämiirt würde. Werden schon solche Verfälschungen mit Malz vorgenommen, so verschwinden diese doch gegen die des Hopfens. Dennerlein sagt mit Recht in seiner Broschüre: „Erfahrungsmäßig ist der Hopfen nur so lange ächt, so lange er die Schwelle eines ge wissenlosen Händlers nicht passirt hat rc." Man mischt geringere Sorten, verdorbene Waaren mit besseren, gesunden; durch Schwefel wird dann eine einheitliche und schönere Farbe erzielt. Der so ge schwefelte Hopfen giebt dem Biere höchst nachtheilige, giftige Eigenschaften, weil er meistens arsenik- und kupferhaltig ist. Doch damit nicht genug, müssen Kokelskörner, Opium, Dickauszug von Mohnköpsen, Jgnazbohnen, Strychnin, Tabak, wilder Rosmarin, Bilsenkraut, Belladonnablätter rc. herhalien; man bedient sich dieser durchaus stark giftigen Pflanzstoffe, um den dem Biere abgehenden Weinsteingehalt und Stärkegrad durch die ihnen innewohnenden narko tischen Eigenschaften zu ersetzen. Ferner werden Quassiaholz, Weidenrinde, Enzianexlract, Kalmus, Wermuth, weißer Ahorn gebraucht, um die Hopfen- armuth des Bieres durch die berauschenden Eigen schaften und den bitteren Geschmack dieser Pflanzen