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desselben, 3 Monate und 2000 Frcs, Definier, Re dacteur des „Juvenal" 6 Monate und 2000 Frcs., Mcois, der Gerant des Blattes „Revolution sociale", 6 Monate und 2000 Frcs., Rochefort, Redakteur des „Jntrangeant", und Delpierre, der Gerant des letztgenannten Blattes, je 100 Frcs. Geldstrafe zu erkannt. Der Genfer Correspondent des Rochefort'schen „Jntrantsigeant" schreibt in genanntem Blatte: Ryssakoff und Jeliaboff sind furchtbar ge foltert worden. Ryssakoff ist durch sehr starke Batterien elektrisirt worden, und zwar in Gegen wart des Grafen Loris Melikoff, der die Antworten sammelte, welche der Schmerz dem Gefolterten er preßte. Als die Folter vorüber war, begann Ryssa koff sein kaltes Blut wieder zu gewinnen und ver langte sobald als möglich znm Tove geführt zu werden. Erwarten Sie irgend einen infamen Kunst griff, (so schreibt jener Correspondent), wodurch glauben gemacht werden soll, Ryssakoff sei im An gesichte des Todes feig geworden. Wie man es mit Solowieff und mehreren anderen Verurtheilten gemacht, wird man auch ihm mit den Speisen Bel ladonna beibringen, damit er geschwäbt werde und aussehs, als habe er allen Muth verloren. Man wagt nicht, ihn im Geheimen hinzurichten und man will nicht, daß das Publikum sage, er sei muthig gestorben. Spanien. In einem Palais des Herzogs von Ossuna in Madrid ist eine Bombe mit unangezündeter Lunte gefunden und an die Polizei abgeliefert worden. England. Nach einem Telegramm aus Newcastle hätten die Boern alle von den Engländern gestellten Be dingungen angenommen, mit Ausnahme der jenigen, die Waffen niederzulegen. In dem Lager der Boern befänden sich viele Kranke. Mit Rück sicht auf den am ZI. zu Ende gegangenen Waffen stillstand seien alle englischen Truppen zum eventuel len Vormarsch bereit gewesen; am Abend habe in Newcastle das Gerücht von einer Verlängerung des Waffenstillstandes auf 14 Tage verlautet. Der Marquis v. Hartington erklärte auf eine Anfrage, die Kriegskosten in Afghanistan wür den sich bis zum 31. d. nach der neuesten Auf stellung auf etwa 19,574,000 Pfd. Sterling be laufen, wovon 1,058,000 Pfd. Sterl, auf den Bau von Grenzbahnen kämen. Eine 48tägige Verlängerung der Waffenruhe mit den Boern ist herbeigeführt, der voraussicht lich eine zweimonatliche Verlängerung folgt, um der königlichen Commission Zeit zu lassen, zusammenzu treten. Die von den Engländern den Boeren gestellten Friedensbedingungen sind angeblich folgende: Alle im Laufe des Krieges von den Engländern und Boeren erbeuteten Waffen, Munition und Ef- Feuilleton. Irene. Erzählung von A. Mets. (Fortsetzung.) Ich erzählte diese Veränderung meines Gemüths dem Doctor — und dieser rieb sich vergnügt die Hände. „Ja ja!" meinte er — „das war ein heroisches Mittel, das man leider Niemandem anrathen darf — aber wie oft schon hat eine physische Erschütterung wohlthätig auf den Geist gewirkt, und umgekehrt, eine geistige auf den Körper. Wenn Sie ein dank barer Mensch wären, Waldburg, müßten Sie das bewußte Maulthier, das mit Ihnen die schöne Cab riole machte und merkwürdiger Weise ziemlich un versehrt unten ankam — ankaufen und ihm das Gnadenbrod in doppelter Ration geben; doch ich schwatze, schwatze und der Marquis erwartet mich zu einer Promenade . . . Leben Sie wohl — nach her will ich Ihnen mal erzählen, welche curiosen Gedanken mir seit einiger Zeit im Kopfe herum gehen!" Ich war wirklich begierig, das zu erfahren; denn wenn meine Krankheit mich schon verändert hatte, so war Doctor Kern seitdem ein vollständig anderer Mensch geworden. Er hatte etwas Hastiges, Un- stätes in seinem ganzen Wesen, keinen Augenblick hatte er im Hause Ruhe, — ja selbst sein sonst so scharfes logisches Denken hatte ihn verlassen; . . . zerstreute flüchtige Antworten — das war Alles, was man von ihm herausbringen konnte! Auch kam es mir vor, als wenn er sich manchmal scheute, mich gerade anzublicken, als wenn er den Blick von mir abwandte, wenn ich mit ihm sprach. Und dabei war er den ganzen Tag bei diesem spanischen Hidalgo, der mich mit Freundlichkeiten überschüttete und dem fecten müssen zurückgegeben werden, den Boeren muß unter den durch die königliche Commission zu vereinbarenden Bedingungen die Unabhängigkeit zu gestanden werden, die Regierung der Boeren tritt in Wirksamkeit, sobald die königliche Commission ihre Arbeiten beendete, die britischen Garnisonen verbleiben bis dahin im Transvaallande, die Boe ren gehen sofort auseinander. Die Boeren sollen diese Bedingungen bereits im Wesentlichen ange nommen haben. Rußland. In Petersburg muß die Aufregung eine ganz be deutende sein, denn bis letzten Donnerstag sind da selbst nicht weniger als 10 Fälle von Wahnsinn constatirt worden. Dennoch ist die Aufregung nicht so groß, wie die im Februar des Vorjahres, da um die eigene Sicherheit Niemand besorgt ist. Die Verhaftungen betrafen bisher keinen Unschuldigen, und wo dies der Fall war, erfolgte schleunigst Frei lassung. Die Stelle, wo der Czar fiel, wird umgittert und ein Marmormausoleum, provisorisch indeß eine Holzkapelle errichtet. Auf Wassili Ostrow in Petersburg ist ein weite rer Nihilistenschlupfwiukel entdeckt worden. Je nach ihrem Standpunkte machen die Peters burger Blätter ihre Vorschläge. Die reactionäre russische „Petersburger Zeitung" predigt der Regie rung Anwendung von Gewaltmaßregeln, Umzinge lung Petersburgs durch Militär, Confiscation ver dächtiger Häuser, wie das des Grafen Mengden in der Gartenstraße. Die „Moskauer Zeitung" fordert die Verlegung der Residenz von Petersburg nach Moskau, weil dort das wahre Herz Rußlands sei. Die „Neue Zeit" verlangt Anwendung von Repres- siomaßregeln gegen die Schweiz, weil diese die Ni hilisten beherbergt, Abbrechung diplomatischer Ver bindung, Ausweisung der Schweizer, Doppelzoll auf Schweizer Waaren, nölhigenfalls Convention mit Deutschland, wodurch Deutschland freie Hand erhält, deutsche Schweiz zu annectiren. Die liberale „Molwa" weist nach, daß Petersburg Residenz ge worden, weil Peter der Große den Verschwörungen des Moskauer Adels, der Bestechlichkeit der Slre- litzen entgehen wollte. Das Moskauer Czarlhum sei klein und roh gewesen, Rußland sei erst Großmacht seil Erwerbung von Polen, Finnland, der Ostsee provinzen, West- und Südprovinzen. In Moskau sei die Leibeigenschaft eingeführt, in Petersburg die selbe aufgehoben worden. Einer officiellen Darstellung zufolge ging bei dem Kaisermord dem Werfen der ersten Bombe ein Pistolenschuß vorher, wahrscheinlich zu dem Zwecke, um erst die Pferde zu schrecken und zum Stehen zu bringen. Erst als dieser Zweck erreicht war, trat der eine der mit Bomben bewaffneten Männer (Ryssakoff) in Action, um durch Zertrüm merung des kaiserlichen Wagens den Czaren zum persönlich meinen Dank abzustatten ich noch nicht einmal die Gelegenheit gehabt hatte ... — in einem Worte, Doctor Kern war während meiner Krankheit ein anderer Mensch geworden, den sicher lich keiner seiner früheren Freunde wiedererkannt hätte. — Nach einigen Stunden kehrte er zurück, ebenso nervös aufgeregt, wie er mich verlassen. „Wissen Sie, Waldburg," sagte er — „ich halte es in diesem Lande nicht mehr aus. Man muß ein neues Wort finden — Hitze genügt nicht mehr . . . uff! Ich vergehe!" „Freilich, wenn Sie zu dieser Stunde, wo alle Welt ruhig zu Hause bleibt, promeniren — da müssen Sie wohl von der Hitze gepeinigt werden." „Ich kann mich in meinen Jahren nicht mehr darin finden, die Tageszeiten zu vertauschen und aus dem Tag die Nacht zu machen!" „Dann müssen Sie schwitzen; - Was wollen Sie sonst thun?" „Fort von hier will ich mit Ihnen, fort von hier! Thun Sie mir den Gefallen, Waldburg, werden Sie bald kräftig — ich Halts es wahrlich nicht mehr länger hier aus." „Welche Ungeduld! . . . Doch Sie wollten mir sagen, versprachen Sie mir beim Fortgehen, welche curiosen Gedanken Ihnen seit einiger Zeit im Kopf herumgingen." „Nun haben Sie es denn nicht gehört — ich will fort — fort von hier!" „Warum denn aber so schnell? — Ist es wirk lich die Hitze allein?" „Ich begreife Ihr Zaudern nicht, Waldburg! — Fühlen Sie sich denn behaglich — haben Sie nie — auch nicht den geringsten Anfall von jener seltsamen Krankheit gehabt, von der die Wissen schaft kein Wort versteht, die sie Nostalgie nennt, und der das Volk den wehmüthigen Namen Heimweh gegeben hat?" I Aussteigen zu bewegen. Als auch dieses prompt j vollzogen war, fiel erst die zweite Bombe. Würde dieselbe ihr Ziel verfehlt haben, so wäre der Czar ' auf dem noch zurückzulegenden Wege von dem Pa- ' lais der Großfürstin Katharina bis zum Winterpa- - last anderen Verschwörern zum Opfer gefallen, denn j es ist constatirt, daß auf diesem Wege noch unge- - fähr zehn Personen, die in Tücher gehüllte Bomben in den Händen hielten, auf den Czaren lauerten. Rumänien. Der Prozeß in Bukarest gegen Pietraru und seine Mitschuldigen wegen der am 14. December v. I. versuchten Ermordung des Ministerpräsidenten Bratiano endete mit der Verurtheilung Pietraru's zu 20jähriger Gefängnißarbeit, währenddem Pa- tescu und dem Priester Corlowa in Anbetracht mildernder Umstände 9 Jahre Zwangsarbeit zuer kannt wurden. Aus dem Muldenthale. ^Waldenburg, 23. März. Im Rathhause zu Waldenburg wird am 25. April früh '/29 Uhr über die gestellungspflichtigen Mannschaften aus Altstadt-Waldenburg, -lltwaldenburg, Callenberg, Dürrenuhlsdorf, Ebersbach, Eichlaide, Falken, Fran ken, Gähsnitz, Grumbach, Harthau, Kertzsch, Klein chursdorf, Langenchursdorf, Neukirchen, Niederarns dorf, Niederwinkel, Oberwiera und Oberwinkel, und am 26. April früh ^29 Uhr über diejenigen aus Oertelshain, Reichenbach Schwaben, Thiergarten, Uhlmannsdorf, Waldenburg, Wickersdorf, Ziegelhaim mit Frohnsdorf und Hoyersdorf Musterung abge halten werden. — Das diesjährige Schützenfest zu Glauchau soll in der Zeit vom 26. Juni bis mit 3. Juli abge halten werden. Aus dem SachsenLande. — Am 21. dieses Monats und folgende Tage fand wiederum eine Ausloosung König!. Sächs. Staatspapiere statt, welcher die Z"/» landschaftlichen Obligationen vom Jahre 1830, die 4"/o Staats- schulden-Cassenscheine vom Jahre 1847 und die 3"/o Staatsschulden-Cassenscheine vom Jahre 1855, in- gleichen die am 1. Juli 1881 mit 7°/o Pcämienzu- schlag rückzahlbar werdenden 4"/v sächsisch-schlesischen Eisenbahnactien betroffen wurden. Die Inhaber von den genannten Staatspapieren werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam ge macht, das die Listen der gezogenen Nummern in der „Leipziger Zeitung", dem „Dresdner Journal" und dem „Dresdner Anzeiger" veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer-Eiunahmen und Ge meindevorständen des Landes zu Jedermanns Ein sicht ausgelegt werden. Mit Viesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgeloosten, „Wie, Sie sehnen sich . . . nach Hause?" „Ich gestehe es!" „Und wollen mich verlassen?" „Weich' ,eine unlogische Folgerung — Warum brauch' ich Sie denn zu verlassen, wenn ich mich nach Hause sehne? Könnten wir nicht eine momen tane Erscheinung im Heimathslande machen, und wenn wir's durchaus dort nicht aushalten können, unsern Lauf durch die Welt von Neuem beginnen? — Jcy gestehe es — ich bin wie jener Riese, der mit Hercules rang und der stets neue Kraft in der Berührung mit seiner Mutter, der heimathlichen Erde, fand." „Ich wußte keine Antwort; — der Gedanke war mir so neu, kam mir dermaßen unerwartet, daß ich ihn kaum zu fassen fähig war! — Nach Hause? ... In ihre Nähe? Ich konnte mir eine solche Möglichkeit kaum vorstellen. „Sehen Sie," fuhr er fort, — „das ganze Leben ist ja eigentlich nur eine ununterbrochene Kette von fehlgeschlagenen Combinationen; sich einbilden, daß logisches Handeln zu dem vorhergesehenen, erwünsch ten Ziele führen werde, ist Narrheit; das letzte der entscheidenden Worte gehört stets dem Schicksal, der Fügung oder wie Sie sonst jene unerbittliche Macht nennen mögen, die uns wie einen Spiel ball hin und her schleudert! Denken Sie über mei nen Vorschlag nach, lieber Waldburg — ich bin überzeugt, daß Heimathsluft auch für Sie heilsam wirken wird! — Noch gestern sagte ich es dem Marquis von Comacho . . ." „Sie enden jedesmal, wenn wir uns unterhalten, mit Ihrem neuen Freunde, Doctor; nehmen Sie sich in Acht! Die älteren werden eifersüchtig dar über werden." (Forsetzung folgt.)