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ZchönbuM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten sür die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den StaLtrath zu Waldenburg. k«. Sonntag, den 13. Marz 1881. Bekanntmachung. Die Anmeldungen der schulpflichtigen Kinder, d. h. solcher, welche bis Oster» dieses Jahres das sechste Lebensjahr erfüllt haben, sollen Mittwoch, den 16. März, und Sonnabend, den 19 März u. e., Nachmittag zwischen 2 und 4 Uhr im Conferenzzimmcr des Schulgebäudes erfolgen. Vor zulegen ist der Impfschein oder eine Bescheinigung über natürliche Pocken, bei auswärts gebornen Kindern außerdem ein Geburtszeugniß oder ein Taufzeug- niß. Auf Wunsch der Eltern (Erzieher) dürfen noch solche Kinder ausgenommen werden, welche bis 30. Juni e. das 6. Lebensjahr vollenden. Waldenburg, den 5. März 1881. Die Schuldirection. Hanschmann. *Waldenburg, 12. März 1881. Für internationale Doppelwährung. Sehr zur Zeit bei dem augenblicklich akuten Standpunkt der Währung erschien soeben in dem bekannten Verlage der Laupp'schen Buchhandlung zu Tübingen unter dem obigen Titel eine 10 Bogen starke Schrift, in der A. Schäffle nunmehr endgül tig Stellung zur Währungsfrage nimmt. Das Buch ist mit bewunderungswürdiger Denkschärfe geschrieben und wird sicher manchen wankenden Monometallisten für die Doppelwährung gewinnen, manchen noch feststehenden wankend machen. Indem wir das Werk Allen, welche Kenntniß zur Sache zu haben behaupten — leider ist die Behauptung vielfach recht unerwiesen — zur Lectüre eindringlichst em pfehlen, nehmen wir Gelegenheit, zugleich auf die Neuwirth'sche Abhandlung über den gleichen Stoff in den zu Halle erscheinenden Conrad'schen Jahr büchern aufmerksam zu machen. Wer diese beiden neueren Abhandlungen und mit ihnen das Arendt'sche bahnbrechende Werk (in allen 3 Theilen) nicht ein gehend studirt hat, verliert nach unserer Auffassung das Recht, in der Währungsfrage mitzusprechen. Denn er kennt die schneidigsten Waffen der Bime tallisten nicht und läßt ihre beweiskräftigsten Argu mente unwiderlegt, resp. übersieht, daß viele früher als vollwerthig geltende Beweise der Monometallisten längst widerlegt sind. Für heute nur der nachstehende kurze Abschnitt aus der Vorrede zur Charakteristik des Buches und der Schreibweise seines berühmten Verfassers: „Das volle Eindringen in die allgemein währ- ; ungspolitischen Vorfragen — sagt Schäffle — hat den Verfasser zum überzeugten „Bimetallisten" ge macht. Als entschiedener Anhänger der Doppel währung oder vielmehr der Paarung beider Edel metalle zum Kurantgelddienst innerhalb des in jeder Landeswährung zusammengesetzten Systems gesetz licher Zahlungsmittel, als Vertreter der Doppel kurantgestaltung des Hauptgliedes der Landeswähr ungen bez. einer Weltwährung, ist der Verfasser aus dem Kreis der allgemeinen Untersuchungen zurückgekehrt. Allerdings nur unter der Voraus setzung gleicher völkerrechtlich gesicherter Geltung der Doppelwährung innerhalb eines von Anfang an ausgedehnten Vereinsgebretes; daß isolirte Doppel währung nur einen beschränkten Werth habe, ist unverändert meine Ansicht. Auch der auf dieser Voraussetzung fußende Bimetallismus ist zur Zeit noch stark angefochten. Um so mehr erschien mir ein offenes Bekenntniß als wissenschaftliche und Politische Pflicht. Viel Vergnügen trägt nun ein solches Bekenntniß allerdings nicht ein! Die „Monometallisten" — in Deutschland die Anhänger der einfachen Goldwäh rung — hüten das goldene Vließ ihrer Ansicht vielfach wie ein Dogma und mit dem Eifer — und ich zweifle nicht — auch mit dem guten Glauben überzeugter Dogmatiker. Der „Bimelallist" riskirt daher allerlei unangenehme Liebestitel. Er ist min destens ein „Sonderling." Da und dort heißt man ihn einen „unlogischen verschrobenen Kopf," in dessen Oberhaus einiges nicht richtig sein muß. Ein "Utopist", ein „Neactionär" und „Schutzzöllner," bin Siaalsomnipotenzler und selbstverständlich auch ein höchst gefährlicher Staatssocialist ist er ganz sicher. Es fehlt nur noch, daß jeder Bimetallist mindestens silberne Löffel gestohlen hat; denn wenn er das gethan, so ist das Interesse an der Wieder erhöhung des Silberwerthes durch den Uebergang der Welt zur Doppelwährung einleuchtend erwiesen. Noch in der neuesten Schrift, die der deutsche Handelstag herausgegeben hat, werden die redlichen Leute aller Parteien gegen die in den Zeitungen sogen. „Wühlereien" des Bimetallismus aufgerufen, die Gründe der Bimetallisten „unklare Vorstellungen", „bloße Phrasen," Eingebungen „fremder Interessen" „von auswärts" genannt. Der Verfasser der Schrift ist durch solche Liebes mühe nicht zu schrecken und er hat sich zur „einfachen Goldwährung des Schweigens" nicht bewogen ge funden. Noch weniger freilich wird er sich dazu verleiten lassen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, in grobe Klötze grobe Keile zu treiben, auf Einen Schelmen anderthalbe zu setzen, wie das einige Bimetallisten gethan haben. Er wird vielmehr die ungerechten Vorwürfe gewisser Bimetallisten — der Herr bewahre jede Sache vor beschränkten Freun den! — zurückweisen und die Monometallisten da gegen vertheidigen. *Waldenburg, 12. März 1881. Politische Nmrdschau. j Deutsches Reich. Die provisorische Leitung des Ministeriums l des Innern ist nunmehr bis zur Ernennung des ' definitiven Ministers dem Cultusminister v. Putt kamer übertragen worden. Der Berliner Magistrat genehmigte am 11. d. j eine Petition an den Reichstag, den Gesetz entwurf, betreffend die Besteuerung der Dienstwoh nungen der Reichsbeamten abzulehnen. In der Petition, deren Wortlaut im Communalblatt ver öffentlicht werden soll, werden zugleich die Beschul digungen dcs Reichskanzlers gegen die städtische Steuerverwaltung zu widerlegen gesucht. Der Ma gistrat beschloß ferner die Bestrafung des Stadt verordneten Limprecht und des Nedacteurs Nuppel wegen ihrer in der Bürgerversammlung vom 9. März gethanen Aeußerungen zu beantragen. Die „Ostend-Zeitung" wird in Berlin als Flug blatt in 100,000 Exemplaren gratis vertheilt. Das Blatt bringt den stenographischen Wortlaut der letz ten Reden des Reichskanzlers gegen die Ber liner Sleuerverwaltung und schließt einen resu- mirenden Artikel über die betreffende Reichstagssitzung mit der Parole: „Hoch Bismarck, weg mildem fort schrittlichen Judenpack!" Unter dem Titel „Neues Tageblatt" soll in Berlin, so meldet die „Magdeb. Ztg." vom 1. April ab ein neues conservatives Blatt mit agrarischen Tendenzen in's Leben treten. Als Redacleure wer den die Herren Hamann, Du. Herrig und vr. Huth genannt. Oesterreich. Als Vertreter Oesterreichs bei den in Berlin be vorstehenden Handels-Vertragsver Handlungen wird Hofrath Ör. Bozant genannt, Ungarn wird durch den Unterstaatssekretär Hrn. v. Matlekovics vertreten sein. Vom auswärtigen Amte dürfte Graf Wolkenstein delegirt werden. Die österreichisch ungarischen Vertreter denken sich schon am nächsten Montag in Berlin einzufinden. Für Freitag und Sonnabend sind in Berlin Vorsprechungen zwischen dem österreichischen und ungarischen Bevollmächtigten in Aussicht genommen. Eine Wiener Studentenversammlung wurde mit Gewalt polizeilich aufgelöst. Die 200 Studen ten zogen unter Pcreatrufen durch ein Spalier von Wachmännern ab. England. Bei dem Grafen Moltke wollte sich kürzlich zu Gunsten der jetzt sehr bedrängten Engländer der Berliner Correspondent des „Daily Telegraph" bezüglich der Räumung Kandahars und dessen stra tegischen Werthes Rath erholen. Doch der große Schweiger war nicht so leicht zugänglich, er verwei gerte eine Aeußerung, da er das Thema nicht studirt habe. Dennoch rang ihm der eifriger Reporter den für England tröstlichen Ausspruch ab: „Wenn England Afghanistan nicht halten kann, wird dies Rußland sicherlich nicht können." Auf Grund des Zwangsgesetzes sind in Dublin weitere dreißig Personen verhaftet worden. Portugal. In Lissabon haben Straßentumulte stattge funden. Die Minister wurden, als sie die Cortes verließen, ausgezischt und verhöhnt. Warum? Sie haben den Engländern einen werthvollen Theil der portugiesischen Besitzung an der Küste von Sttdost- afrika verkauft. Dadurch vermag England nicht blos seine landeinwärts gelegenen Colonien auf dem kür zesten Wege von der See aus zu erreichen, sondern auch den Boers den Weg nach dem Meere zu ver schließen und sie zu zwingen, ihre Products nach wie vor blos über englisches Gebiet zu transpor- tiren. Ueber dieses schmachvolle Abkommen empörte sich der Gerechtigkeitssinn der Portugiesen. Sie wissen, daß die Engländer mit ihrem Gold eine große Anzahl portugiesischer Deputirter gekauft haben, in dieser Abmachung zuzustimmen. Aeußerlich ist in Lissabon die Ruhe wieder hergestellt, doch ist die Aufregung noch groß. Zugleich sieht man, wie heuchlerisch und gefährlich die jetzigen Friedensaner bietungen Englands an die Boers sind. Rußland. Das angeblich von den russischenTruppen occu- pirte Tekinzen-Gebiet mit Askabad als äußerstem vorgeschobenen Posten soll als Gouvernement Trans- kaspien in Rußland einverleibt bleiben. Der Sitz des Gouverneurs soll anstatt des anfänglich vorgeschlagenen Lami das stark zu befestigende Geok- tepe werden und der Ingenieur-General Frömberg, welcher bisher im Kaukasusgebiet war, zum Gouver neur designirt sein. Erst nach der Jnstallirung desselben wird General Skobeleffs Rückkehr ent gegengesehen. Ein Telegramm des „Golos" bezeichnet die in Mesopotamien ausgebrochene Pest als eine Bubonen- pest. Im Odessaer Hafen wurden bereits Vorsichts maßregeln getroffen. Griechenland. In der am 10. d. stattgefundenen Kammersitzung beantragte Ministerpräsident Kommunduros, nachdem