Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beitrüge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Ter Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und dis Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 54. Sonntag, den 6. März 1881. Bekanntmachung. Die Anmeldungen der schulpflichtigen Kinder, d. h. solcher, welche bis Ostern dieses Jahres das sechste Lebensjahr erfüllt haben, sollen Mittwoch, den 16. März, und Sonnabend, den 19 März a. e., Nachmittag zwischen 2 und 4 Uhr im Conferenzzimmer des Schulgebäudes erfolgen. Vor zulegen ist der Impfschein oder eine Bescheinigung über natürliche Pocken, bei auswärts gebornen Kindern außerdem ein Geburtszeugniß oder ein Taufzeug- niß. Auf Wunsch der Eltern (Erzieher) dürfen noch solche Kinder ausgenommen werden, welche bis 30. Juni e. das 6. Lebensjahr vollenden. Waldenburg, den 5. März 1881. Die Schuldirection. Hanschmann. H o 12 8, u o ti i o n im Fürstlichen Park. Es sollen Freitag, den 11. März d. I., . Vormittags von 9'/e Uhr an nachstehende Hölzer, als: 2 eichene Stämme 42 am. Mit.-Drchm. 8—12 m. 2 ahorne - 21—23 - - 6 — 7 - 1 birkener - 20 - - 9,5 - L., 80,.-, - Nadelholz- - 38,r Hundert Laubholz-Stamm- und Astreißia, 33,5 - Nadelholz- desgl. 9 fichtene Stämme 13—35em. Ob.-Drchm. 12,5—30 m. L., 1 kieferner - 41 - - 6,5 e - 3 eichene Klötzer 30—52 - - 3,8-5 r r 4 ahorne - 17—20 - - 3,7-5 r r 66 kieferne - 20 — 38 - - 3,5 — 5 2 2 49 desgl. - (Röhren) 12—22 - - 3,5 - - 16 tannene - 22—39 - - 3,5—4 L - 11 fichtene - 20-58 - - 3,5-4 2 2 23 Rcbm. Laubholz-Scheite, unter den im Termine bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden mit dem Bemerken, daß bei den Stämmen und Klötzern entweder sofortige Bezahlung oder zum Mindesten der fünfte Theil der Erstehungssumme zu er legen, bei allen übrigen Hölzern aber sofortige volle Bezahlung zu leisten ist und daß die Auction nicht wie bisher an Ort und Stelle, sondern in dem Winkler'schen Gasthof zu Grünfeld stattfindet. Waldenburg, den 26. Februar 1881. Fürstlich Schönb. Garten-Verwaltung. Rehder. ^Waldenburg, 5. März 1881. Steuern wir dem Staatssoeialismus zn? Daß wir uns auf dem geradesten Wege zum Staatssoeialismus befinden, ja das Gebiet desselben mit dem Unfallversicherungs-Gesetzentwurf (selbst wenn derselbe Entwurf bleiben sollte) thatsächlich schon betreten hätten, das ist gegenwärtig einer jener Gemeinplätze geworden, die von Jedem nachgespro chen, aber von Niemandem auf ihren wahren Werth geprüft werden. Mit Jubel rufen es die Staats- socialisten, mit Zorn und wirklichem oder verstelltem Entsetzen die Fortschrittler und Freihändler, mit Be- sorgniß die Gemüßigten: wir stecken im Staatssocia- lismus. Suchen wir zunächst einmal diese Behaup tung auf ihren wahren Werth zurückzuführen; wir werden bann leicht finden, daß die Sache bei Wei tem nicht so gefährlich ist. Um ganz zu schweigen von dem socialistischen Grundzuge, der schließlich in jedem Staatswesen und in allen Staatseinrichtungen steckt, sowie auch davon, daß speciell unser deutsches Staatswesen in seiner obligatorischen Volksschule u. s. w. durchaus socialistische Einrichtungen längst besitzt, ist doch jedenfalls daran nicht vorbeizukommen, daß jede active Wirthschafts- und Zollpolitik socialistischen Charakters ist. Man könnte also sagen, daß wir schon seit der neuen Zollgesetzgebung im Socialis- mus stecken, müßte dann aber freilich zugcben, daß das Nämliche bei Frankreich, Rußland, den Vereinig ten Staaten rc. der Fall ist. Mit diesem Staats-, socialismus kann es also so schlimm nicht sein. Was weiterhin unsere Arbeiterschutz-Gesetzgebung betrifft, so ist dieselbe in England und in gewissem Sinne auch in Frankreich noch ausgebildeter als bei uns. Die in Angriff genommene Innungs-Gesetzgebung könnte gleichfalls herangezogen werden; aber da den neuen Innungen das monopolistische Element durch aus fehlen wird, so sind sie jedenfalls weniger staais- socialistisch wie die alten Zünfte es waren und kön nen also als ein besonders neuer und bedeutsamer Schritt auf diesem Wege unmöglich gelten. Bleibt das Arbeiler-Unfallversicherungs-Gesetz. Bei der Art, wie die zu schaffende Anstalt fungiren soll, bietet sich der Rahmen des gegenwärtigen Staatswesens und Staatsbeamtenthums hierfür ganz naturgemäß dar; der Organismus von Staat und Gesellschaft wird lediglich insofern allerirt, als die Unfallver sicherungs-Gesellschaften verschwinden. Hierin kann also auch etwas so Besonderes nicht liegen. Aller dings, der Unfallversicherungs-Entwurf wird bedeut same Consequenzen nach sich ziehen, hauptsächlich nach der Seite, was künftighin als Pflicht und Wirkungsgebiet des Staates angesehen werden soll, und dies ist in der That das Beste, was die „Staatssocialismus"-Schreier für sich anzusühren vermögen. Hierauf aber läßt sich folgendes er widern: Unsere Privatwirthschaft befindet sich (ganz abge sehen von den Wirkungen dieser oder jener Handels politik) unzweifelhaft in einem ganz mächtigen Auf schwungs. Die Zahlen der Production und des Verkehrs wachsen in wahrhaft riesigen Proportionen. Wollte, bezw. könnte man die Rolle, welche der heu tige Staat sammt allen seinen Staatsbetrieben im Wirthschaftsleben der Nation spielt, mit derjenigen vergleichen, die er noch vor 50 Jahren spielte, so würde sich sicherlich ergeben, daß trotz der kolossalen Entwickelung, welche z. B. das Postwesen genommen hat, ein gewaltiger Rückgang eingetreten ist. Es ist wahr, daß die Verstaatlichung der Eisenbahnen dem Staate einen stetig wachsenden Einfluß gewähren und einigermaßen dafür arbeiten wird, jeder irgend stattfindenden Entwickelung gegenüber ein gewisses Gleichgewicht des Staatseinflusses aufrecht zu erhal ten, es ist auch wahr, daß überhaupt der Staat im gegenwärtigen Augenblicke wieder im Vordringen ist. Aber uns will so scheinen, als sei trotz alledem eine Aussicht, das für den Staat relativ verlorene Ter rain wieder zu erobern kaum vorhanden, und als sei es sogar recht zweifelhaft, ob es ihm nur ge lingen wird, sich gegenüber der unaufhörlich fort schreitenden privatwirthschaftlichen Entwickelung auf gleichem Boden zu behaupten. So lange dieses Verhältniß aber besteht, ist keine ernstliche Gefahr aus dem Ueberwuchern des staatssocialistischen Ge dankens vorhanden. Es wäre eine Aufgabe für einen Statistiker, nachzuweisen, wie sich die Staats- wirthschaft und der Einfluß der Staatsverwaltung aus die Privatwirthschaft im Verhältniß zu letzterer in den letzten Menschenaltern gestaltet, ob sie zu- oder abgenommen haben, und wie die Dinge in dieser Hinsicht gegenwärtig liegen. Aber wir glau ben, das Resultat derartiger Untersuchungen würde ein solches sein, welches die Gefahr des Staals- socialismus keineswegs in sonderlich drohendem Lichte erscheinen ließe. Nun noch ein Schlußwort. Sollte es dennoch sein, daß die gewaltige Strömung der Zeit, welche wir um uns her wahrnehmen und welche unzweifel haft als der Hauptträger der in Frage stehenden Regierungsvorlagen angesehen werden muß — sollte es sein, daß diese Strömung uns dem Staatssocia- lismus entgegenführt: was nützt es alsdann, sich da gegen zu stemmen? Entwickelungen im Geistesleben der Völker gehen ihren Weg und ziehen ihre Con sequenzen, es mag uns lieb oder leid sein. Der Weise benutzt Strom und Wind, um die Klippen zu vermeiden und das nun einmal nothwendig ge wordene Ziel zu erreichen. Der Thor — um mit Chamisso zu reden — will umlenken, treibt aber als Wrack doch hinab. ^Waldenburg, 5. März 1881. Politische Rmrdschim. Deutsches Reich. In der Unterredung des Königs von Sachsen mit Fürst Bismarck soll es sich um die Frage der Beilegung des Culturkampfes gehandelt haben. Commerzienrath Baare bezeichnet die Nachricht über seine Berufung zum Leiter der volkswirth- schaftlichen Abtheilung im inneren Reichsamt als eine Erfindung. Die nationalliberale Fraction hat einmüthig beschlossen, von der Aufstellung eines Programms vorläufig abzusehen, sich von jeder grundsätzlichen Opposition fernzuhalten und unter voller Selbstän digkeit nach rechts und links den liberalen Stand punkt festzuhalten, den Secessionisten gegenüber aber eine freundliche Haltung zu beobachten. Das erste Verzeichniß der dem Reichstags zu gegangenen Petitionen umfaßt 419 Nummern. Der Zahl nach stehen die, welche Umwandlung der obligatorischen Civilehe in eine facultative und zu gleich strenge und umfassendere Schutzgesetze für die Sonntagsfeier der arbeitenden Klassen wünschen, obenan. Dann folgen die Petitionen, welche obli gatorische Innungen, Meister-, Gesellen- Lehrlings- prüfungen rc. wünschen; ruineist kommen diese Pe titionen aus Schlesien und der Rheinprovinz. Schwach vertreten sind die Petitionen in Betreff der Steuervorlagen; einige Petitionen erklären sich gegen die geplante Brausteuer und Börsensteuer. Mehrere Petitionen aus Nassau und aus dem Trierschen fordern Zoll auf ausländische Weintrauben, wieder andere von der Nord- und Ostseeküste Zoll auf aus-