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mit Erfolg haben würden. Was Griechenland an gehe, werde Europa bald alles gelhan haben, was es thun könnte ohne eine Friedensstörung. General Skob eleff meldet aus Geok-Tepe vom 12. d. M.: Die Pacificalion des Landes schreitet sehr erfolgreich fort. Die Zahl der zurückgekehrten Familien ist auf 16,000 gestiegen. Der Bevöl kerung wurde Namens des Kaisers die Amnestie kundgegeben; den Aermeren wird aus den großen erbeuteteten Vorräthen Proviant ausgetheilt. Die Häuptlinge erklärten dem General Skobeleff, die Tekinzeu bewiesen, daß sie zu kämpfen verstehen, aber keiner Lüge fähig seien, was sie Hinfort durch ihre Treue zu dem weisen Zaren beweisen würden. Griechenland. Wie die „Köln. Zlg. aus guter Quelle erfährt, sind von der mühsam auf die Beine gebrachten griechischen Armee bereits zwei Fünftel wieder aus einandergelaufen. Die griechischen Gendar men reiten im Lande umher, um die fahnenflüch tigen Helden wieder einzufangen. Im Peloponnes ist die Stimmung entschieden gegen den Krieg. Amerika. Die Ueberzeugung, daß in Nordamerika trotz aller republikanischen „Freiheit und Menschenrechte" dem weiteren Vordringen der Chinesen ein Damm gezogen werden muß, befestigt sich in den Vereinig ten Staaten immer mehr. Es sind nicht mehr bloß die Küstenstaaten, wie Kalifornien und Oregon, sondern auch Neveda und Colorado erheben ernstlich ihre Stimme, und die Botschaft des Gouverneurs des letztgenannten Silberstaates der Felsengebirge widmet der Frage eine längere Besprechung. Es heißt darin u. A.: Der amerikanische Arbeiter be trachtet es als seine Aufgabe, seine Familie gut und anständig zu versorgen, seine Kinder zu er ziehen, Schule und Kirche von dem Ertrage seiner Arbeit mit zu unterstützen. Den Arbeiter auf dieser Höhe seiner Lebenshaltung zu bewahren, liegt im Interesse des amerikanischen Staates, dessen Grund lage der Arbeiter bildet. Der chinesische Arbeiter dagegen hat keine Familie zu ernähren, keine Schule zu unterstützen, keine Rolle in der Gesellschaft zu erhalten. Wo er erscheint, erscheint mit ihm chine sische Prostitution und in ihrem Gefolge Entsitt lichung und ekelhafte Krankheiten. Wenn ein ameri kanischer Arbeiter 3 Doll, pro Tag (in Colorado stehen die Arbeitslöhne verhältnißmäßig höher als in dichtbevölkerten Theilen der Union) braucht, um seinen obigen Verpflichtungen und seiner Stellung gemäß zu leben, kann der Chinese mit 1 Doll, aus kommen und dabei noch Geld zurücklegen. Hält diese Concurrenz an, so muß der Amerikaner sich eine Herabsetzung seines Taglohnes gefallen lasten und seine Lebenshaltung verschlechtern. Er muß schlechter essen, sich und seine Familie schlechter kleiden, schlechter wohnen, in der Achtung der Ge sellschaft eine niedrige Stelle annehmen. Und selbst Feuilleton. Irene. Erzählung von A. Wels. (Fortsetzung.) „Das ist sehr hübsch von Ihnen," rief sie auf springend und ihren Hut auf die schwarzen Locken werfend, — „kommen Sie, Herr von Sternfeld — komm' Mama; — wie schade, daß der arme Papa nicht mit uns gehen kann; aber da kommen glück licherweise die Zeitungen — er wird uns nicht mehr vermissen." Und mit einem reizenden Uebermuthe hatte sie der Baronin den Hut aufgesetzt, ihrem Vater die Zeitungen, welche ein Diener gebracht, zurechtgelegt und endlich — nachdem sie einen Augenblick ge schwankt, den Arm des Staatsanwalts ergiffen. „Herr Waldburg wird Mama fuhren!" rief sie — „sie haben sich Beide sicherlich noch gar viel aus ihrer Jugendzeit zu erzählen, was wir beide nicht hören dürfen; — kommen Sie schnell . . . schnell; — die Ueberraschung war für Sie bereitet, Sie sollen sie auch zuerst sehen." Der Unwillen des Staatsanwalts über diese plötz liche Wendung entging mir nicht; aber es war ihm nicht mehr möglich, sich dem lieblichen Zwange, wel chen ihm das junge Mädchen auferlegt hatte, zu ent ziehen; — noch einen Blick seiner Schwester — dann ließ er sich fast willenlos fortführen. 4. „Unsere Kindheit ist Ihrem Gedächtnisse wohl gän- lich entschwunden, gnädige Frau," sagte ich, indem ich sie so langsam wie möglich durch die krummen Alleen führte, welche sich bis zum Anfänge des Par kes hinzogen. dann kann ihn der Chinese durch Unterbieten vom Arbeitsmarkte vertreiben und zuletzt muß der Ameri kaner sich entweder ein neues Feld für seine Arbeit aufsuchen, oder er wird sammt seiner Familie unter das Niveau des Chinesen herabsinken. Der Gou verneur empfiehlt daher die Beschäftigung eines auf Beschränkung und womöglich gänzliche Ver hinderung chinesischer Einwanderung abzielenden Vertrages. Aus dem Sachsenlande. — Aus dem Etat des Deutschen Reiches, wie er dem Reichstag zugehen wird, sind bereits bezüg lich einiger Positionen Mittheilungen an die Oeffent- lichkeit gelangt. Wir entnehmen denselben folgende auf Sachsen bezügliche Zahlen: Die aus dem Er trage der Zölle und der Tabakssteuer den Bundes staaten zu überweisende Summe ist um 26,032,500 Mark höher als im laufenden Jahre, sie beträgt nämlich 66,675,000 Mark. Davon entfallen auf Sachsen 4,306,660 Mark. Aus dem Reichsinvali denfonds beziehen sächsische Militärs 1,194,900 Mark (— 36,655 Mk.). Jnyalidenpensionen in Folge der Kriege von 1870 werden gezahlt in Sach sen 160,300 Mark. Die Einnahmen der Militär verwaltung für Rechnnng der Bundesstaaten mit Ausnahme von Bayern belaufen sich in Sachsen auf 192,201 Mark (-s- 9045 Mark), die fortdauern den Ausgaben für das sächsische Contingent auf 21,402,028 Mark (-s- 2,345,162 Mark), die ein maligen Ausgaben an 3,206,800 Mark (-s- 2,772,644 Mark). — In der Sitzung des Dresdner Gewerbever eins am 14. d. theilte der Vorsitzende, Herr Kauf- 1 mann Walther, mit, daß im Jahre 1882 in der , Stadt Porto-Alegre in Brasilien, in deren Umge- I bung ca. 130,000 Deutsche leben, eine Ausstellung > von Erzeuaniffen deutscher Industrie stattfinden soll. I Die näheren Bedingungen sind durch Herrrn E. > Naumann, Dresden, Schloßstraße 19, zu erfahren. ! — Auf das vom deutschen Reformverein in Dres- > den während seines 11. Vortragsabends in „Tivoli" an Fürst Bismarck gesandten Telegramms ist nun mehr folgende Zuschrift aus der Reichskanzlei ein getroffen: „Euer Hochwohlgeboren danke ich für das im Namen des deutschen Reformvereins mir zugesandte Telegramm und bin bereit, mit Ihnen die Hoffnung auf Anbahnung besserer sozialer Ver hältnisse zu theilen, sobald wir aufhören, die Besserung derselben durch spontane Entstehung abzuwarten, v. Bismarck." — Eine erhebende Feier fand am 14. Februar in der Loge zu Freiberg durch festliche Begehung der fünfzigjährigen Wiederkehr des Tages statt, an welchem der geehrte Meister vom Stuhl, Herr Me- dicinalrath vr. Ettmüller, in den Maurerbund aus genommen wurde. „Sie wüsten das Gegentheil aus einer Andeutung Jrene's bemerkt haben," erwiderte sie. „Sehr wahr, doch das sind kleine Episoden, die sich unserem Gedächtnisse bei dieser oder jener Ge legenheit unwillkürlich aufdrängen — ich wollte fragen, ob Sie sich auch wohl manchmal der so in nigen . . . Kameradschaft entsonnen haben, die zwischen uns Beiden existirte." „O gewiß," erwiderte sie, und ihre Stimme zit terte merklich — „ich habe mich oft in trüben Tagen entsonnen, daß ich in den ersten Jahren meines Lebens einen treuen aufrichtigen Freund besessen habe, der Edgar Waldburg hieß." „Ich danke Ihnen, gnädige Frau, und deshalb hoffe ich auch, werden Sie mir verzeihen, wenn ich mir erlaube, eine Frage an Sie zu richten, welche unter anderen Umständen mehr als indiscret zu nennen wäre." „Was . . . was meinen Sie?" „Frau Baronin, es ist jener Freund Ihrer ersten Jahre, der es nicht über sein Herz bringen kann, dieses Haus zu verlassen, ohne die Frage an Sie zu richten: Adele, sind Sie glücklich?" „Ich fühlte den Arm des bleichen Weibes unter dem meinen erzittern — „Glücklich?" . . . Wer ist glücklich hie nieden?" stammelte sie. „Denn wenn Sie es nicht wären, Adele," fuhr ich leise fort, „so möchte ich Ihnen sagen, daß die Altäre meiner Kindheit mir noch heute heilig sind — daß es nur eines Winkes, eines Lautes Ihrer seits bedarf, damit Edgar Waldourg von Neuem der treue, der aufrichtige Freund der Baronin von Hallern werde, wie er der des Fräulein von Stern feld gewesen!" Der Arm der Baronin zitterte immer heftiger un ter dem meinen und mit kaum verständlicher Stimme sagte sie: „Eine Frau darf keinen Freund haben, als ihren Gatten!" — In Schneeberg brannte am 14. d. die Pup- pensabrik von Pelz nieder. Entstehungsursache un bekannt. — Im October 1878 wanderten aus Stollberg mehrere socialdemokralischs Agitatoren mit ihren Familien aus. Dieselben begaben sich nach Rio Grande do Sul in Südbrastlien und zwar in eine von Deutschen stark bevölkerte Gegend. Jetzt sind plötzlich mehrere dieser Familien wieder in Stoll berg eingetroffen, da sie in Brasilien nicht hatten existiren können. Die übrigen sind nur in Folge Mangels an Reisegeld von der Rückkehr abgehalten worden. Die Zurückgekehrten arbeiten wieder bei ihren ehemaligen Arbeitgebern. — Vorige Woche langten auf dem Bahnhofe in Roßwein etwa 15 Personen aus Hainichen und Umgegend an, um über Leipzig nach Bremerhafen weiter zu fahren und sich dann nach Amerika ein zuschiffen. Diese Woche sind ihnen auf demselben Wege 8 Personen aus Roßwein nachgefolgt. — In Pausa wurde vor Kurzem ein Frauen zimmer betroffen und in Haft genommen, welches es bisher verstanden hat, ihre Person in ein un durchdringliches Geheimniß zu hüllen. So viel steht fest, daß es sich um eine Ausländerin handelt, welche ganz mittellos ankam und keine Legitimations papiere bei sich hatte. Verschiedene Sprachverstän dige, die in französischer Sprache Worte an sie richteten, glauben, daß sie dieselben wohl verstanden hätte, daß sie aber nicht Auskunft geben wolle. So viel war ihr gelegentlich entschlüpft, daß sie den Fluß die „Maas" kannte, daß sie verheirathet und Mutter eines Söhnchens sei, daß sie von ihrem Manne längst getrennt lebe. Aus Allem scheint hervorzugehen, daß die Person, welche sich sonder barer Weise für älter ausgiebt als sie ihrem Aeußern nach ist, wohl gewichtige Gründe hat, Nichts über ihre Herkunft und Vergangenheit zu sagen. — Zu Anfang die>es Monats ereignete sich in Zeitz in der Altenburger Straße der gewiß seltene Fall, daß in einem und demselben Hause und dem selben Stockwerk und, was die Sache noch interes santer macht, am gleichen Tage, zwei Frauen, den arbeitenden Ständen angehörend, Namens Schmidt und Feustel, von je 3 Knaben glücklich entbunden wurden; von diesen 6 Weltbürgern ist inzwischen einer gestorben, während sich die übrigen wohl und munter befinden. — Man hat sich wegen einer Unterstützung an den deutschen Kaiser gewandt. Vermischtes. Das Bier. Die größte Neigung, dem Apotheker in's Handwerk zu pfuschen, zeigt der Bierbrauer, und der Bierwirth oder Bierverleger noch mehr als der Bierbrauer. Da das Bier aus Getreide be reitet wird und im Wesentlichen alle ausgelösten Bestandtheile des Mehles enthält, so kann man es „Sie haben Recht; aber dieser Gatte ist unfähig, Sie zu leiten, Sie zu schützen, — weder gegen die Tyrannei Ihres Bruders, noch gegen die düstere Macht jenes Hegemann!" „Wer hat Dir das gesagt?" . . . fuhr sie plötz lich auf . . . und an der Wucht, die an meinem Arme hing, begriff ich, daß sie sich kaum mehr auf recht zu halten fähig war — begriff ich, daß ich recht gerathen hatte. „Niemand hat es mir gesagt, Adele — meine beiden Augen haben es gesehen; — ich habe gelernt, aus den Gesichtern der Menschen zu lesen, und das des Herrn Staatsanwalts wird mir bald ein offenes Buch sein!" „Edgar ... um Golteswillen — Du stürzest mich in das namenloseste Unglück — laß ab von mir . . . o ich beschwöre Dich!" „Und im Augenblick, wo Du mir das traute Du wiedergisbst, willst Du, daß ich Dich hilflos Deinen Verfolgern preisgebe, Adele, — Dich, die ich einst geliebt . . . Dich, die Du auch mich ge liebt hast?" „O schweig! . . . Schweig!" „Fordere, erbitte ich etwas Unrechtes von Dir, Adele? — Kannst Du nicht mit einer Silbe mich zum Schweigen bringen? — Sage mir, daß Du die Dienste, die ich Dir anbiete, nicht willst, ihrer nicht bedarfst, — sage mir, daß Du glücklich seist, und mein Mund ist geschlossen, in zehn Minuten habe ich dieses Haus verlasten und Du siehst mich nie wieder; aber es wäre eine Feigheit, eine Herz losigkeit von mir, wenn ich zu/ehen sollte, wie Du gefoltert bist, ohne Dir zu sagen: Sprich ein Wort, Du, die Du meine erste Liebe warst, und die uneigen nützigste Aufopferung, welche Du Dir nur vorstellen kannst, steht Dir zu Gebote." (Fortsetzung folgt.)