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gleichzeitig werden die Mächte Griechenland auffor dern, sich während der Verhandlungen jeder Feindselig keit zu enthalten. Aegypten. Kronprinz Rudolph ist in Kairo eingetroffen, vom Khedive Tewfik Pascha und von sämmtlichen Ministern empfangen und von der österreichisch ungarischen Kolonie in begeisterter Weise begrüßt worden. Als der Kronprinz das Coupee verließ, stimmte die vicekönigliche Kapelle die-, österreichische Volkshymne an. Der Khedive reichte dem hohen Gaste die Hand und ein Gardebataillon erwies die kriegerischen Ehren. Der Kronprinz fuhr mit dem Vicekönig nach dem Schlosse, genannt Kasr en Nusah. Er nahm ein Dejeuner ein und begab sich später auf die Jagd. Abends findet im Adihin-Palais ein Galadiner statt, worauf der Kronprinz und der Vicekönig sich zu dem orientalischen Feste begeben werden, welches auf dem prächtigen Eskebieh-Platze eine farbige Pracht entfalten wird. Laut Beschlusses der Minister und des Scheich- ül-Jslam wird Kairo künftighin um eins seiner religiösen Volsseste ärmer sein. Die Dofseh, jener bekannte Ueberritt über die hingestreckten Kör per fanatischer Schwärmer, ist untersagt worden. Die Maßregel erregt keinen Unwillen im Volke, da der Ueberritt seitens der Strenggläubigen von je her als ein ketzerischer Mißbrauch betrachtet wurde, zu welchem die Ulemas nie ihre Genehmigung gegeben haben. Das große Fest des Mulet-el-nebbi, welches in der Ceremonie der Dofseh einen so barbarisch fanatischen Ausdruck fand, wird mit seinen üblichen Sikrs, dem Wetlbeten der religiösen Genoffenschaften, nichtsdestoweniger in altgewohnter Weise statthaben. Aus dem Muldenthale. *Waldenburg, 22. Februar. Gestern Abend fand im Saale des Schönburger Hofes hier eine vom Dramatischen Verein veranstaltete Abendunterhaltung statt, zu welcher auch viele Gäste eingeladen worden waren. Zur Aufführung kam: „Durch's Schlüssel loch" von H. Salingrö, „Der grade Weg ist der beste" von Kotzebue und „Ein Don Juan wider Willen" von L. Nay. Außerdem wurden von zwei Mitgliedern des hiesigen Gesangvereins mehrere Gesangsstücke vorgetragen, welche gleich den drama tischen Leistungen vielen Beifall fanden. Den Be schluß machte ein Tänzchen. — Die Fische in der Zwickauer Mulde erheben in den „Dr. N." folgendes Lamento: Wenn wir auch in unserem nassen Elemente keine Abonnenten Ihres geschätzten Blattes sein können, so erfahren wir doch immer, wie warm Sie sich für uns armen Fische, wenn auch im Interesse der Menschen, für unsere Zucht und Schonung verwenden und wagen es daher in Folge dessen Ihnen einmal unsere Noth zu klagen und um gütigste Beantwortung einiger Fragen zu bitten. In unserer früher so reich bevölkerten Mulde wird es jetzt, trotz aller Fischereigesetze, trotz aller Mühe und Schonung seitens der Fischereiberechtigten, immer einsamer und bald werden wir hier als Seltenheit gelten. Was hauptsächlich zu unserer Vertilgung beiträgt, ist die Vergiftung des Was sers durch Einlasseu von schädlichem Abfallwasser aus Fabri ken, denn wenn auch wir alten Kerle etwas abhalten, unsere junge Brut wir dadurch zum größten Theil vernichtet. Aber auch wir alten Laichfische haben hier einen sehr gefährlichen Feind: die Fischotter! Was nur ein solcher Räuber braucht, ist kaum zu glauben. Da werden Sie nun freilich fragen: Ja, warum fängt man denn solch Raubzeug nicht? Das wäre allerdings das Richtige, aber den Herren Jagdberech tigten fällt es gar nicht ein, sich mit einem solchen mühe vollen Fang abzugeben und Leuts, welche es verstehen und machen würden, haben nichts davon, denn dann sagt der Jagdberechtigte: Fangen könnt Ihr die Fischotter, aber was Ihr fangt, ist mein. Unter solchen Verhältnissen bleibt es beim Alten und das Zeug vermehrt sich weiter. Es entsteht nun die erste Frage: Ist es wahr, daß die Fischotter dem Jagdberechtigten gehört? Würde es nicht besser sein, wenn diese Jagd freigegeben würde? Wie schön war es sonst bei uns im Frühjahr, wenn die Herren Lachse zum Laichen ka men, da erfuhren wir immer etwas Neues aus weiter Ferne und wie hübsch sah es aus, wenn die schlanken, prächtigen Kerle mit seltener Gewandtheit und Vehemenz über die Wehre sprangen! Doch auch das ist vorbei. Als vor 8 Jahren die letzten hier waren, erzählten sie, daß in Dessau Vorrichtungen getroffen seien, daß keine hindurch könnten und daß sie dort gefangen würden. Ist es wahr, daß dort die Lachse weggefangen und am Laichen in den Gebirgs gewässern gehindert werden? Was nützte künstliche Zucht dann, wenn die natürliche nicht geschützt wäre? Wir bitten um ferneres Wohlwollen! Aus dem Sachseulande. — Der König und dis Königin von Sachsen treffen zu den Vermählungsfeierlichkeiten am Don nerstag Abend 8^2 Uhr auf dem Anhaltischen Bahn hofe in Berlin ein und werden während der Dauer ihres Aufenthaltes dortselbst die Königskammern des kgl. Schlosses bewohnen. Im Gefolge werden sich befinden: die Oberhofmeistsrin Freiin v. Globich, die Hofdame Gräfin Einsiedel, Kammerherr v. Minck witz, Generaladjutant Gensrallieutenant v. Carlo witz, Flügeladjutant Oberstlieutenant v. Minckwitz, Ordonnanzoffizier v. Oppen-Guldenberg und Ober hofmeister und Kammerhecr v. Lüttichau. Zum Ehrendienste sind besohlen: General Graf v. Bran denburg I., Oberst v. Wißmann, Hofdame Gräfin Brandenburg und Graf Matuschka. — Leider vermeldet der neueste ärztliche Bericht über das Befinden S. K. H. des Prinzen Albert recht Betrübendes: Nach längeren Unterbrechungen sind in den letzten Tagen, ohne ersichtliche Ursache, wieder stärkere Blutungen aus verschiedenen Orga nen eingetreten; die Nächte sind unruhig, der Appe tit ist gering. — Das Ministerium des Innern weist in einer Bekanntmachung vom 14. d. M. darauf hin, daß hilfsbedürftige Personen behufs Erlangung von Gelü- beihilfen zum Zwecke des Gebrauches des Elsterbades oder der Verleihung von Freistellen im Augustusbad zu Bad Elster oder der Bewilligung von Freibädern, sich bis 1. April d. I. schriftlich unter Beifügung eines Krankheilszeugnisses oder eines obrigkeitlichen Bedürfnißzeugnisses bei obengenannter Behörde zu melden haben. — Die 3. Classe der 99. Königlich Sächs. Landeslotterie wird den 7. und 8. März 1881 ge zogen. Die Erneuerung der Loose ist nach ß 5 der dem Plane zu dieser Lotterie angefügten allgemei nen Bestimmungen spätestens vor Ablauf des 27. Februar 1881 bei dem Untercollecteur, dessen Name und Wohnort auf dem Loose aufgestempelt ist, zu bewirken. — Die in einem Eisenbahncoupö in Gegenwart anderer Personen durch laute Schimpfreden erfolgte Beleidigung ist nach einem Erkenntniß des Reichs gerichts, III. Strafsenats, vom 29. December v. I., als eine öffentliche Beleidigung zu bestrafen. — Von dem Ministerium des Innern ist dem zu Annaberg bestehenden Verein für Fohlenaufzucht im Sächsischen Erzgebirge auf Ansuchen Erlaubniß zu Veranstaltung einer Verloosung von Fohlenstuten und Stutfohlen im laufenden Jahre und zum Ver triebe der desfallsigen Loose im Königreiche Sachsen ertheilt worden. — Für die Inlands-Reisepässe soll ein von den sämmtlichen Polizeibehörden gleichmäßig zu verwen dendes Formular in Gestalt einer von den Paß karten leicht unterscheidbaren Karte eingeführt wer den. Diese Reiselegitimation ist von den zur Aus stellung von Reisepässen zuständigen Polizeibehörden nach Verbrauch des etwa noch vorhandenen Vorraths älterer Formulare gegen Entrichtung der in Abschnitt II Nr. 19 der Gebührentaxe für die Verwaltungs behörden erster Instanz vom 24. September 1876 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1876, Seite 444) festgesetzten Gebühr von 50 Pf. aus zustellen. — Die deutsche, speziell die sächsische Industrie hat wieder einen schönen im fernen Ausland errun genen Sieg zu verzeichnen. Der Hof-Pianoforte fabrikant Ernst Kaps in Dresden, welcher auf der internationalen Ausstellung in Sidney ausgestellt, sich aber nicht am Wettkampfe der Preise betheiligt hatte, war bei der jetzt in Melbourne stattfindenden Ausstellung in Concurrenz getreten und hat derselbe für seinen Flügel den höchsten Preis von der Mel- bourner Jury zugetheilt erhalten. — In Chemnitz putzte ein Dienstmädchen am Freitag in einem Grundstücke der neuen Dresdner Straße die in der ersten Etage nach dem Hofe zu gelegenen Fenster und stellte sich zu diesem Behufs auf ein unter den Fenstern befindliches Glasdach, unter welchem sich ein Kindergarten befindet. Das Glasdach war aber zu schwach, denn das Mädchen brach durch und fiel in den Kindergarten und auf die daselbst befindlichen Kinder, wodurch eines der selben sehr schwer am Kopfe verletzt wurde. Ein zweites Kind kam mit leichteren Verletzungen davon, ebenso das Dienstmädchen selbst. — In Meißen ist in Folge bedeutender Verletzung Feuilleton. Irene. Erzählung von A. Wels. (Fortsetzung.) Er wur verschwunden — der Zug brauste fort! . . .Und als ich den Kopf zum Fenster hinausstreckte, bemerkte, ich, daß er eiligen Laufes — und sich scheu umsehend, den Perron verließ! Was war das? — Was hatte das zu bedeuten? . . . Doch das Billet, welches auf meinen Knieen lag, mußte mir ja Alles erklären! . . . Hastig öffnete ich es — — . . . und stieß einen Schrei aus! . . . Ich hatte die Unterschrift Irene gelesen!" „Ich muß Sie sprechen," lauteten die wenigen Zeilen — „muß Sie ohne Zeugen sprechen! . . . Am nächsten Montag fahre ich allein zur Residenz; — darf ich darauf rechnen, Sie um Mittag in der Bildergallerie zu treffen? — Irene." . . . Nach einer Stunde hielt der Zug in der Stadt an, ohne daß ich wußte, wie wir dahin gekommen waren; — mein Kopf brannte . . die Worte, welche Irene mit einer Blsifeder auf das Papier gekritzelt hatte, waren fast gänzlich von meinen Lippen ver wischt worden. Wie mir die drei Tage bis zum nächstfolgenden Montag vergingen, darüber kann ich dem Leser nur wenig Rechenschaft geben; — es war ein fort währendes Fieber, das mich zu irgend einem an dern Gedanken unfähig machte, als zu dem, daß ich an jenem Tage das zauberhafte Wesen Wiedersehen sollte, welches auf eine so unsagbare Weise meine Sinne bestrickt hatte und mich ganz und gar in seinen Fesseln hielt. Was wollte sie von mir? . . . Woher dieses so plötzliche Vertrauen, dieses Rendezvous? . . . Ohne Zeugen wollte sie mich sehen? ... O es war ein Glück, daß ich in diesen drei Tagen eines jegliches Nach denkens unfähig war, — sonst weiß ich wirklich nicht, was aus mir hätte werden s.llen. Und die Stunden erst am Montag Morgen — wie schlichen sie träge und langsam dahin; — Ewig keit thttrmte sich auf Ewigkeit; — es war kein Ende abzusehen. — Schon vor zehn Uhr schlenderte ich an der Bildergallerie auf und ab und konnte nicht begreifen, daß sie nicht schon längst gekommen wäre. Ein Bekannter traf mich dort und zog mich unwill kürlich in ein Gespräch über Tagesneuigkeiten hinein. — Plötzlich durchzuckte ein Gedanke meinen Kopf; mein Freund war Advokat ... er wußte vielleicht etwas Näheres über Herrn von Sternfeld. Ich be fragte ihn. „Hm!" meinte er — „über zu große Beliebtheit braucht er sich wohl nicht zu beklagen! Er scheint ein Hypochonder zu sein, wie er im Buche steht. Denken Sie sich einen Menschen, der mit Nieman den umgeht, der eine jegliche Gesellschaft flieht — den man nie in einem Concerte, nie in einem Theater sieht ... — sonst aber ein sehr ehrwürdiger Charak ter und ein außerordentlich tüchtiger Jurist. Er steht noch nicht am Ende seiner Carriere, obgleich er ost davon spricht, sich pensioniren zu lassen." „Ist er denn stets so ... so außerordentlich ge wesen, wie Sie es sagen?" „Wenigstens so lange ich ihn kenne; — es ist wirklich schade um den Mann ; — doch vielleicht wird sich alles Das bald bei ihm ändern." „Wieso vermuthen Sie das?" „Die Ehe hat ja so viele Männer schon gänzlich umgewandelt, — wenigstens für einige Zeit." „Ehe? . . . Von wessen Ehe sprechen Sie?" „Nun, von der des Herrn Staatsanwalts; ich weiß es aus ganz sicherer Quelle, daß er sich bald zu verheirathen gedenkt." Wie reimt sich das mit seinem Ausspruch über sein Alter, den er in meiner Gegenwart gethan? dachte ich, nachdem mein Freund mich verlassen hatte; — ist das vielleicht der Grund seines eigenthümlichen Wesens? Sind es Hindernisse, die dieser Ehe im Wege stehen? . . . Doch gewaltsam verdrängte auf's Neue das Bild des jungen Mädchens die bleiche Gestalt des Bruders ihrer Stiefmutter aus meinem Sinne; noch fehlte eine halbe Stunde an Mittag und ich trat in das Museum. Endlich tönten von derThurmuhr die zwölf Glocken schläge, und ich stürzte aus den Sälen dem Ein gangs zu, aus Furcht, Irene zu verfehlen. „O sicherlich," dachte ich, „wird sie durch irgend etwas daran verhindert worden sein, zu kommen; —es ist ja nicht möglich, daß ein solch Glück mir beschie- den sei." Aber kaum hatte ich diesen kleinmüthigen Gedan- danken gehabt, als die Wirklichkeit mich beschämte; — ich hatte nach der andern Seite gespäht und als ich den Kopf umwandte . . . stand sie neben mir! „Fräulein," stotterte ich — unfähig, Herr der in ner» Bewegung zu werden, die mich beherrschte. „Herr Waldburg" — sagte sie mit kaum hör barer Stimme, und es schien ihr wie mir zu gehen, — sie war nicht im Stande, einen Schritt vorwärts zu thun. — Ich sah sie an — ich fühlte, wie sie verlegen war — ich bildete mir ein, daß seit den drei Tagen, wo ich sie nicht gesehen, ihre Wangen bleicher, — ja eingefallener, daß ihre Augen ermat tet schienen; — o das genügte, um mich mit einem Male auszurütteln, mir das Unmännliche meiner Sinnesbefangenheit zu zeigen. (Fortsetzung folgt.)