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HlhinümM Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SV Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und dis Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 28. Freitag, den 4. Februar 1881. Holsauotion. Montag, den 14. Februar 1881, von Vormiltags 9 Uhr an sollen im hiesigen Stadtwalde auf dem diesjährigen Holzschlage, oberhalb des Steinbruches L8S Stück Nadelholzstämme von 12 bis 44 em. Mittenstärke und bis zu 22 Meter Länge, 14« Stück Stangen von 11 bis 15 em. untere Stärke und « bis 14 Meter Länge, 8,4 Wellenhundert Astreißig in 17 Hausen an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Waldenburg, am I. Februar 1881. Der städtische Forst- und Wirthschasts-Ausschuß. Limmer, Stadtrath. "Waldenburg, 3. Februar 1881. Freihäsen und Kornzölle. Unter den Eifrigsten, welche gegen die Einfüh rung der Kornzölle sich auflebnten, waren bekannt lich die Freihändler von Bremen und Hamburg. Gleichwohl erheben, wie bekannt, beide Städte recht bedeutende Octrois, oder wie sie dort genannt wer den Accisen. Diejenigen, welche am Lautesten ihre Stimme erhoben, daß die Lebensmittel dem kleinen Mann nicht vertheuert werden dürften, waren es auch gewesen, welche sich auch sehr bereit erklärt hatten, — sofern man nur von einem rationellen Zollsystem für Gegenstände, die in Deutschland producirt werden können, ablassen wollte, — für Finanzzölle schwärmend, zu solchen die Hand zu bieten. Auch gegenwärtig ereifert man sich noch in Hamburg und Bremen über den „lheuren Kaffee", welchen die zollinländische Bevölkerung leider zu trinken genöthigt sei. Sorgfältig aber verschweigt man, daß gerade jene Herren für einen weit höhe ren Kaffeezoll plaidirt hatten, daß sie also anständiger weise sich wohl hüten müßten, diese Seite zu berüh- was die Kornzölle anbetriffl, deren Wirkung die Freihändler und Freihäfler sich ver geblich bemühen, so als verderbenbringend für Deutschland zu kennzeichnen, so verlohnt es sich doch einmal nachzuforschen, wie es denn mit den Korn- zöllen, beziehungsweise Accisen in den Freihäfen aussieht. Nun wird aber gerade die Angemessenheit der Besteuerung großer Städte durch Octrvi durch das Beispiel Himburgs glänzend beleuchtet. Es Hal sich gerade an diesem Platze herausgestellt, daß die Oppo sition, welche gegen städtische Schlacht- und Mahl steuer lange genährt wurde, mehr aus der Höhe der bezüglichen Tarifsätze und der Art der Erhebung hervorgegangen ist, als daß sie gegen das System an sich eine Berechtigung besäße. Alle Einwendungen, welche vom wirthschaftlichen oder vom finanzpolitischen und freihändlerischen Standpunkte gegen die Accise vorzubringen waren, sind innerhalb der hamburgischen „Senats- und Bürgerschafts-Commission wegen des Zolles und der Accise" gründlich erörtert, beziehungsweise erledigt worden. Die Commission wurde 1863/64 zum Zwecke der prinzipiellen Erörterung der Accise-Frage einge setzt; ihr Referent war Herr Senator Di. Vers- mann. Sie kam zu dem Beschluß der Beibehaltung der Accise und Ausdehnung derselben über einen größeren, als bis den dahin geltenden Rayon. — Wirklich hat dte gegenwärtige hamburgische Con- sumtionsabgabe auf Brod, Mehl, Fleisch und Bier, die mit etwa 6 Mk. pro Kopf zur Erhehung kommt, es verstanden, die früher dagegen herrschende Ab neigung der Bevölkerung zum Schweigen zu bringen. Man hat dies durch mäßige Tarifsätze, durch Frei lassung der Quanta bis zu 3 Pfd., durch rationelle Expedition zn erreichen vermocht. Wenn je der Vorwand, die Vertheuerung der Lebensmittel durch Abgaben verschlechtere die Lage des kleinen Mannes, eine gründliche Widerlegung durch die Thatsachen erfahren hat, so war es bei Altona und Hamburg der Fall. Wer würde be haupten wollen, daß die Lage der Einwohner mit kleinsten, kleinen und mittleren Einkommen in Altona eine günstigere sei, als die der betreffenden Erwerbsklassen in Hamburg? Andererseits lastet auf Altona der Modus der ausschließlich directen Besteuerung so schwer, daß es trotz dem vom preu ßischen Staate geleisteten Zuschuffe zum Aversum, trotz der sonstigen ihm gewährten Zuwendungen zurückkömmt. Auch Bremen hat seine Accise. Dort lastet sie indeß nicht bloß auf Brod, Mehl, Fleisch und Bier, sondern auch auf Brennmaterialien, Ziegelsteinen rc, kurz den allerunumgänglichsten Lebensbedürfnissen. Der Unterschied zwischen den Zöllen wie sie in Deutschland und denjenigen, wie sie in den beiden Hansestädten erhoben werden, liegt aber darin, daß vie Tendenz der Reichszölle einen nationalen Charakter hat und der deutschen Arbeit förderlich ist, — daß aber die Accisen von Hamburg und Bremen mit ihren rein fiskalischen Zwecken, nur diesem, nirgends aber einem höheren Ziele dienstbar sind. — Aber freilich, „was die Freihäfler thun, Das ist wohlgethan," so lauter der Wahlspruch des „deutschen" Zollauslandes. *Walde»b»rg, 2. Februar 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Beim Fürsten Bismarck gab es am l.d. Abend gesellschaft. Der Volkswirthschaftsrarh war ziem lich vollständig vertreten. Unter den anwesenden 150 Mitgliedern des Abgeordneten-Hauses waren mehrere Secessionisten und Centrumsleute, aber keine Fortschrittler. Bezüglich der Hamburger Anschluß- Frage äußerte der Reichskanzler, er müsse ein schlech ter Reichskanzler sein, wenn er nicht die Beseitigung des jetzigen abnormen Verhältnisses wünschen sollte. Bezüglich der Unfallversicherung bemerkte Bismarck, man komme unwillkürlich auf den Gedanken, ob man nicht in dem diesbezüglichen Gesetzentwürfe „alle Deutschen" statt „Arbeiter" setzen solle. Namentlich sei vielfach erörtert, ob nicht wenigstens die land- ! wirthschaftlichen Arbeiter hinzuzuziehen. Mit Be friedigung höre er, daß die Handwerker für ihre Arbeiter den gleichen Wunsch hätten. Man müsse aber zunächst das am leichtesten Ereichbare anstreben; bevor er sich auf's Eis begebe, untersuche er vorsich tig, wie weit es trage. Nach dem Entwürfe eines Gesetzes, betreffend Ab änderung der Gewerbeordnung, und zwar der U 97 — 104 über das Jnnungswesen, ist die Auf gabe der neuen Innung: Pflege des Gemeingeistes, Stärkung der Standesehre, Förderung eines gedeih lichen Verhältnisses zwischen Meister und Gesellen, Regelung des Lehrlingswesens, Entscheidungen von Streitigkeiten, ß 97a bestimmt, daß die Innungen ihre Wirksamkeit auch ausdehnen können auf Fach schulen für Lehrlinge, Einrichtungen zur Förderung der gewerblichen und technischen Ausbildung der Meister und Gesellen, Gesellen- und Meisterprüfun gen zu veranstalten, Förderung des Gewerbebetrie bes der Jnnungsmitglieder, Kassen zu errichten zur Unterstützung der Jnnungsmitglieder, Schiedsgerichte zu errichten. K 100 handelt von der Aufnahme von Jnnungsmithliedern, tz 100d über die Schiedsgerichte u. s. w. Artikel 3 bestimmt: Die bei Erlaß dieses Gesetzes bestehenden Innungen, welche bis zum Ab lauf des Jahres 1885 ihre Verfassung den Bestim mungen des Artikels 1 entsprechend nicht umgestal tet haben, können durch die Centralbehörde aufge fordert werden, die Umgestaltung binnen einer be stimmten Frist zu bewirken. Der Statthalter von Elsaß-Lothringen äckßerte sich gelegentlich eines am 1. d. vom Landesausschuß gegebenen Festmahles bezüglich der Reichstags- wahlen, er hätte wohl gewünscht, daß der Wahl termin ein Jahr später wäre; er würde sich jeder amtlichen Wahlbeeinflussung enthalten, sei aber be treffs der Reichlagswahlen der Ansicht, daß das Interesse Elsaß-Lothringens erheische die Selbststän digkeit und verfassungsmäßige Gleichberechtigung mit anderen Bundesstaaten, der einzige Weg dazu sei die Anerkennung ter Zusammengehörigkeit der Reichslande mit Deutschland. Es seien daher Männer zum Reichstage zu wählen, welche sich offen zur Zusam mengehörigkeit bekennten. Bei der Wahl von Ab geordneten, welche die Aussöhnung mit den neuen Verhältnissen nicht wollten, sei die Gewährung der Selbstständigkeit unmöglich; mit der Wahl solcher, die den Anschluß an Deutschland wollten, werde die Fortentwickelung des Verfassungslebens im Reichs lande angebahnt. Für die schnelle Bezahlung der Schulden Griechenlands an die Erben des Königs Lud wigs I. bezw. König Otto's von Griechenland hat sich der baierische Hof sehr dankbar bewiesen; der König hat dieser Tage sämmtliche in der Frage thätig gewesenen Diplomaten und Rechtsgelehrte durch hohe Orden ausgezeichnet. Der preußische Gesandte am baierischen Hofe, Graf v. Werthern, erhielt das Großcomthurkreuz des Verdienstordens der baierischen Krone. Niederlande. Prinz Friedrich, der 84jährige Oheim des Königs und Schwager des Kaisers Wilhelm, hat in seiner Eigenschaft als Großmeister der niederlän dischen Freimaurer auf einstimmigen Wunsch der Ordensmitglieder ein Gesuch zu Gunsten der Boeren von Transvaal an die Königin Victoria gerichtet. Frankreich. Die ..Republique francaise" führt in einem Arti kel aus, die Entscheidungen in der Berliner Con- ferenz hätten den Zweck gehabt, das Friedenswerk des Congresses zu consolidiren. Die Türkei müsse sich vor den Entscheidungen Europas beugen, welches das Land gerettet habe, indem es den Berliner Ver trag an Stelle des Vertrags von St. Stefano ge fetzt habe. Die Türkei suche aber seit zwei Jahren sich ihren Verpflichtungen betreffs der griechischen Grenze zu entziehen. Es sei sehr bedauerlich, daß die Türkei ermuthigt worden sei, den weisen Ralh- schlägen Europas Widerstand zu leisten. Nichts werde das europäische Concert verhindern, in Kon stantinopel durch die Vermittelung der Botschafter eine friedliche Lösung wieder in die Hand zu neh men, welche niemals zweifelhaft sei, solange die