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älhöiüniM Tageblatt und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Mittwoch, den 12. Zannar 1881 *Waldenbnrg, 11. Januar 1881. , ländern Oesterreichs fühlt sich der Bauer seines hat den mit mit dem Schlitten zur Stadt zu fahren vermochten. Allerdings ist der Thermometer heute, nachdem er seit Neujahr bis zu 5 und mehr Grad gefallen war, wieder etwas gestiegen. *— In unserem Nachbarorte Callenberg hat sich neuerdings ebenfalls ein freiwilliger Verein gegen Hausbettelei gebildet. — In Zwickau sind am Sonnabend 8 Scheunen abgebrannt. Aus dem Muldeuthule. ^Waldenburg, 11. Januar. Seit gestern Mor gen hak der Winter insofern ein freundlicheres Gesicht aufgesteckt, als er die Mutter Erde mit einer mehrere Zoll hohen Schneedecke versehen hat, so daß zum heutigen Markttage die Bauern vielfach Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing am 9. d. nachmittags Fürsten Bismarck und conferirte längere Zeit demselben. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. —— Der Abonnementspreis betrüg: vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nuinmern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Nach einer Berliner Meldung des „Temps" (S ver Kaiser beim Neujahrsempfang der Botschafter geäußert, es wäre bedauerlich, wenn Griechenland sich in einen Krieg stürzen würbe, bei dem es von Niemandem Beistand fände, wo es Nichts zu hoffen und Alles zu fürchten hätte. Fürst Bismarck war bei seiner Ankunft in Berlin in einen mächtigen langen Pelz gehüllt und hatte einen breiten Kalabreser auf dem Kopf. In der Zeit seiner Abwesenheit von Berlin soll er mindestens 10 Jahre gealtert haben. Im Neichskanzlerpalais in der Wilhelmstraße ist es inzwischen sehr lebhaft geworden, die Schutzleute haben ihre Posten besetzt und die Kanzleidiener laufen geschäftig hin und her. Am 17. d. wird in Berlin der deutsche Land- wirthschaftsrath zusammentreten. Er wird sich beschäftigen mit Handelsverträgen, der Eisenbahn tariffrage, Arbeiterversicherung, Unterstützungswohn sitz und Freizügigkeit, Volkswirthschaftsrath und Branntweinsteuer. Eine zeitgemäße Bitte haben die Centralvorstände der Provinzialgewerbeverbände von Schleswig-Hol stein und Brandenburg an die Gewerbeverbände Deutschlands erlassen, dieselben wollen nämlich die Bildung eines allgemeinen deutschen Gewerbever bandes und damit Abschaffung der schranken losen Gewerbefreiheit und Schaffung eines Gewerberechts, Kräftigung des Jnnungswesens, Arbeitsbücher für alle Gesellen, anderweite Regelung der Zuchthausarbeit, Abschaffung der Wanderlager anstreben. Glück zu! Eine kaiserliche Verordnung (Nr. 1400 vom 29. December 1880) hebt die Verpflichtung der aus Rußland kommenden Reisenden, ihre Pässe visi- ren zu lassen, für die Angehörigen des Deutschen Reichs und derjenigen Länder auf, in welchen den Deutschen der Eintritt ohne Visirung des Passes durch eine gesandtschaftliche oder Consularbehörde des betreffenden Landes gestattet ist. Oesterreich. Die officielle Anzeige vpn dem Aufschub der Hochzeitsfeier Se. kaiferl. Hoheit des Kronprinzen wird vielseitig dahin commentirt, daß Rücksichten auf die Witterung die Hinausschiebung der Feier erfordern. Einer anderen Version zufolge soll aus schließlich die Rücksicht aus die physische Disposition der in zartester Jugend stehenden Braut deren königliche Eltern zu dem Verlangen nach Aufschub der Hochzeit veranlaßt haben. Die Bauern der österreichischen Alpenländer schei nen ganz und gar wichsig geworden zu sein. Zu dem Bauerntage in Linz am Sonntag strömten sie aus allen Kronländern herbei: Die Bauern wollen sich nicht mehr gängeln und mißbrauchen lassen, be sonders durch die liberale Gesetzgebung sind die Bauern nur unter die Gewalt der Wucherer ge kommen. Daher ist das sehr natürliche Feldgeschrei: Vertretung der Bauern nur durch die Bauern! Die Statuten des Bauernvereins schließen die Advokaten, Edelleute und Geistlichen aus. Den Vertretern kleri kaler Zeitungen wurde der Zutritt zu dem Linzer Baucrntage fast verweigert. Ein bäuerlicher Redner nef aus: „Wir Bauern wollen uns nicht länger Dummheit vorwerfen lassen. Wir sind bisher immer die Angeschmierten gewesen, aber wir lassen uns nicht länger anschmieren." In den laloyalsten Kron- Ans dem SachfenLande. — Das „Dr. Journ." vom 10. d. meldet: Um verschiedene, im Publikum neuerdings in Umlauf gesetzte Gerüchte über die besorgnißerregende Er krankung des jüngsten, im Jahre 1875 geborenen Sohnes Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg, des Prinzen Albert, richtig zu stell.n und dadurch, so weit möglich, den theilnehmenden Anfragen von auswärts mittelbar Antwort zu ertheilen, kann man auf Grund der an maßgebender Stelle eingezogenen Erkundigungen bestätigen, daß Se. königl. Hoheit der Prinz Albert im October vorigen Jahres am Keuchhusten erkrankte, daß sich im Monat November Symptome der Blutflcckenkrankheit in leichter Form zeigten und daß gegenwärtig die Krankheit durch Gürtelrose complicirt ist. Der Zustand ist zwar kein unbedenklicher, aber augenblickliche Gefahr ist nicht vorhanden. — Der Vorstand des Reichsvereins für Sachsen hat ein Rundschreiben an die Vertrauensmänner der nationalliberalen Partei im Lande zu dem Zwecke erlassen, um dieselben zu veranlassen, sich schon jetzt mit Gesinnungsgenossen in ihren Wahl kreisen behufs der nächsten Neichstagswahl zu be sprechen. Dieser Schritt erscheint angesichts der leider gerade in den Kreisen der gemäßigten Mittel parteien vorherrschenden großen Gleichgültigkeit gegen politische Dinge und gegenüber der von den extremen Parteien, welche die Zeit für angethan erachten, um größere Erfolge davon tragen zu können, an den Tag gelegten Rührigkeit gewiß recht zweckmäßig. Der Vorstand des Reichsvereins erneuert übrigens in dem Rundschreiben das schon früher gemachte Anerbieten, für etwa beabsichtigte Versammlungen rednerische Kräfte zur Verfügung stellen zu wollen. — An der sächsisch-böhmischen Grenze nimmt der Viehlransport aus Böhmen theils in Folge der Viehzölle, theils wegen der Erschwerung der Eiufuhr immer mehr ab, dahingegen erzielen seit dem In krafttreten des neuen Zolltarifs die Nebenzollämter 2. Kl., die vorher kaum ihre Verwaltungskosten decken konnten, recht ansehnliche Ueberschüffe. Es sind jetzt sehr viele Gegenstände zollpflichtig, die früher zollfrei waren, wie z. B. alle von böhmischen Arbeitern gefertigten und nach Markneukirchen ein geführten hölzernen Jnstrumententheile u. s. w. Bei den Zollämtern erster Klasse wurden sogar in den verkehrsreichsten Monaten oft 50 — 60,000 Mk. Ueberschüffe erzielt. — Für die erzgebirgische Maschinenstickerei er weist sich die gegenwärtige Zeit nicht günstig, da die Preise ungemein gedrückt sind und es an Auf trägen mangelt. Eine Folge davon ist, daß Ma schinen entweder nicht vollbeschäftigt sind oder bereits schon stehen, ebenso sind die Arbeitslöhne für die Sticke'- um 25—30 Procenl zurückgegangen; ver dient wird in der Woche 8—10 und in seltenen Fällen 12 Mark. Aus Auerbach klagt man über Wegbleiben amerikanischer Aufträge für die Stickerei brauche, anderen vogtländischen Orten bringt das Aufhören der Lohnstickerei für die Schweiz Scha den. Daher ist das Angebot von Arbeitskräften in seines Eigenthums nicht mehr sicher. Die Feckbie tungen von Bauernhäusern und Bauerngütern nehmen in erschreckender Weise zu und bei den Zwangsver steigerungen wird ost nicht einmal bis zur ersten Hypo thek geboten. Dieser volkswirthschaftliche Niedergang scheint zum vollständigen Ruin zu führen; der Bauern krach ist da. Frankreich- Bei den in Paris staltgehabten Municipalraths- wahlen sind die meisten der au-scheidenden republi kanischen Municipalratbsmitglieder wiedergewählt worden. Auch die ausscheibenden 5 conservativen Municipalräthe wurden wiedergewählt; außerdem noch 3 neue conservatioe, unter ihnen Cochin und der Director des „Soleil" Hervö. Von den Amne- stirten oder von früheren Mitgliedern der Commune wurde keiner gewählt. Unter den 80 gewählten Municipalrathsmitgliedern befinden sich 44 mehr oder weniger vorgeschritten - Republikaner, 6 Intran sigenten und 8 Conservative; bei 22 Wahlen ist eine engere Wahl erforderlich. Die Municipalwahlen in den Departements sind im Allgemeinen günstig für die gemäßigten Republikaner. England. Die Furcht vor einem fenischen Putsch erhält sich in London. Ein dortiger Correspondent der „Augsb. A. Ztg." findet die Sorge nicht unberech tigt. „Man zählt," schreibt er. „in London etwa eine halbe Million Einwohner irischer Abkunft, von denen allerdings viele mehr oder weniger verenglischt sind. In einzelnen Bezirken des Ostens und Südens sitzt jedoch das ärmere, stark bigotte Volk ziemlich dicht und ungemischt beisammen. Ein Theil des selben folgt mehr der Leitung seiner Geistlichen, ein anderer mehr derjenigen von Klubrednern; bei öffentlichen Kundgebungen erscheinen indessen regel mäßig Bruderschaflsfahnen und Vereine mit den grünen Bannern. Was eine Anzahl entschlossener Leute auch in englischen Städten auszuführen ver mag, das hat die Niederschießung des Polizeuvaibels Brett beim Angriff auf das Geleite fenischer Ge fangenen in Manchester, wie auch die Klerkenweller Pulversprengung in London gezeigr. Vorsicht scheint daher im jetzigen Augenblick schon geboten." Rustland. Mehrere ausländische Kaufleute richteten eine Petition an den Finanzminister Abaza, in der sie um einen mehrtägigen Aufschub der beabsichtig ten allgemeinen Zoll-Erhöhung um zehn Procent baten. Die Petition wies daraus hin, daß auch der frühere Finanzminister von Reutern bei der Einführung der Goldzölle einen zehntägigen Auf schub gewährt habe. Finanzminister Abaza beschied die Petenten ablehnend, beauftragte jedoch die Zoll ämter, die laufenden Steuerabfertigungsarbeiten auch während der Feiertage vorzunehmen. Afrika. Nach einem Telegramm der „Times" aus Durbau vom 9. d. haben die Boers am 7. d. M. einen Angriff auf Wakkerstroom gemacht, sind aber zurück geschlagen worden. Die Boers, welche einen Ein fall in das Natalland gemacht hatten, haben dieses Land in Folge der ihnen vom Statthalter Colley gemachten Vorstellungen wieder geräumt.