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ordnung vollziehbare Urkunde aus. 8) Zucht Hilfe bei den Sparkaffen und Vorschußvereinen. Könnt Ihr von diesen auf einen einfachen Bürgschafts schein einen Vorschuß nicht erhalten, so dürft Ihr diesem Verein ausnahmsweise einen Wechsel aus stellen, weil von ihnen ein Mißbrauch des Wechsels nicht zu befürchten ist. Tür landwirthschaftliche Centralverein für den Regierungsbezirk Kassel". Der landwirthschaftliche Kreisverein zu Fulda hat diesen oder einen ähnlichen Aufruf schon längere Zeit an Orlen des öffentlichen Verkehrs publicirt. In Frankfurt a. M. fand am Montag im Stadl waide an der „Louisa" zwischen dem Rittmeister a. D. im Garde-Ulanen-Regiment und kgl. Ceremonien- meister von Frankenberg-Proschlitz zu Wiesbaden und dem ehemaligen Lieutenant und Kammerjunker von Fröhlich zu Berlin ein Pistolen-Duell mit tödtlichem Ausgange für den letzteren statt. Nach der „Frkf. Zlg." hatte dasselbe seinen Grund in Familiendifferenzen und einem anscheinend krank haft gereizten nervösen Zustande des Herrn v. Fröh lich. Derselbe hatte seinen Gegner gefordert und beharrte auf dem Zweikamps, obwohl Herr von Frankenberg in langdauernden Verhandlungen die möglichsten Versuche machte, ihn durch die Versiche rung, daß er ihn nie habe beleidigen wollen und, wenn es geschehen sein sollte, dies lebhaft bedauere, zur Zurücknahme der Forderung zu bestimmen. Das Duell fand auf 15 Sprungschritte der Barriere aus glatten Pistolen, ohne zu zielen, statt. Die Waffe des Herrn v. Fröhlich versagte und die fast gleich zeitig abgefeuerle Kugel seines Gegners durchbohrte den Hals des Gegners und führte seinen sofortigen Tod herbei. Herr von Frankenberg hat sich alsbald der Behörde gestellt. Die baierischen Socialdemokraten haben den Drechslermeister Bebel für München I und II als Candidaten für die Reichstagswahlen aufgestellt. Bisher vertrat Bebel Dresden-Ältstadl. Frankreich Es ist bemerkenswerth, daß bei den Municipal- wahlen in Paris kein einziges Mitglied der ehe maligen Commune durchgekommen ip; nur der zurückgekehrte Tringuel hat Aussicht, bei der Stich wahl durchzukommen. Wiedergewählt wurden 48 Republikaner und Radicale und 4 Conservative. Neugewählt wurden 4 Republikaner und 3 Conser vative. Von 21 noch stattfindenden Stichwahlen fallen 18 sicher republikanisch aus. Die Petroleuse Louise Michel, die auch besser thäte sich ums Strümpfe stricken um als Politik zu be kümmern, bemerkte in ihrer Rede am Grabe Blan- qui's: „Die französische Jugend muß die Lehren empfangen, welche Männer, wie Blanqui, ihr hinter- laffen. Sie muß sich auch von der russischen Revolution sich inspiriren lassen, die weit stärker als die unserige ist. Lasset uns in diesem Pöre Lachaise, wo so viele Opfer nach der Commune gefallen sind, den Schwur ablegen, daß wir Frankreich von dem Opportunismus befreien wollen! .... Ich werde Dich rächen, Blanqui!" — „Es lebe Louise Michel! Es lebe die große Republikanerin!" — so schrie die erregte Volksmenge, aber Blanquis Sohn verließ bei diesen Rufen das Grab und den Friedhof. Derselbe, ein reicher Grundbesitzer, ist nämlich keines wegs ein Anhänger der communistischen Theorien seines Vaters, wie auch der berühmte Prof. Blanqui die Ideen und Handlungen seines Bruders ent schieden verurtheilt hatte, weshalb er freilich von diesem in öffentlicher Versammlung „Canaille" titulirl worden war. England. England kann in neue Verlegenyeiten ge- ralhen. In den Birminghamer Zeitungen werden sehr detaillirte Angaben eines Uhrmachers veröffent licht, welcher von den russischen Nihilisten angeblich im April 1879 angegangen wurde, verschiedene Höllenmaschine.-, herzustellen. Diese Apparate sollten zu den Attentaten im Winterpalais und für die Mine verwendet werden, durch welche der kaiserliche Extrazug bei Moskau in die Luft gesprengt werden sollte. An diplomatischen und kriminellen Recher chen und Weiterungen wird es da Rußland sicher nicht fehlen lassen. Ein Telegramm der „Times" aus.Bombay vom 10. d. meldeten Kolapoor sei eiue Verschwörung unter den Hindus und unter den Muselmännern entdeckt worden, die die Niedermetzelungen der Europäer während deren Anwesenheit in einer Kirche am 7. November v. I. und die Plünderung der Stadt bezweckt Habs. An dem Complotte seien gegen 3000 Personen betheiligt, 27 Personen seien verhaftet. Ruhland. Rußland hat wieder eine Schlappe zu verzeich nen. Man berichtet über eine empfindliche Nieder lage des Generals Skobeleff gegen die Tekinzen in Centralasien und sogar von einem Rückzug des russischen Beobachtungscorps. Amerika. Es geht das Gerücht, Lima, die Hauptstadt von Peru, sei von den Chilenen gewonnen worden. Afrika. Nach einer Meldung der „Daily News" aus der Kapstadt vom 10. d. ist Seerust im Tran vaal lande von den Boers besetzt worden. Asien. Nachrichten aus Kandahar zufolge herrscht dort große Aufregung in Folge der Nachricht, die Eng- lärder beabsichtigten, Kadahar zu räumen. Aus dem Muldenthale. — In der städtischen Turnhalle zu Glauchau wird nächsten Sonntag der erste diesjährige Vor- turneriag des Westsächsischen Grenzgaues abgehalten werden. — Zum Schwurgerichts Präsidenten beim Land gericht Zwickau für das erste Kalendervierteljahr ! 1881 ist der Landgerichtspräsident Seifert daselbst i ernannt worden. Aus dem Sachseulaude. — Bei der am Sonnabend seitens Sr. Majestät des Königs und Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Georg abgehaltenen Jagd auf Graupaer Flur wurden 252 Hasen und 2 Rehböcke geschossen. — Der Verein sächsischer Gemeindebeamtcn zählt gegenwärtig nach Angabe des Vereinsorganes, der „Blätter für die Gemeindebeamten" vom I. Januar 1881, 1236 Mitglieder. — Die XXIV. Allgemeine Deutsche Lehrerver sammlung soll im Jahre 1881 am 7., 8. und 9. Juni in Karlsruhe abgchalten werden. Die Vor versammlung findet am 6. Juni, Abends 8 Uhr statt. — Am 7. und 8. Februar wird die 2. Klaffe der 99. kgl. sächs. Landeslotterie gezogen. — Bei dem königl. Ministerium des Innern ist bekannt geworden, daß an Fässern die eichamtliche beglaubigte Jnhaltsbezeichnung wegrasirt und durch andere ersetzt, diese Veränderungen jedoch nicht eich amtlich beglaubigt worden sind. Da derartige Veränderungen unstatthaft und nach Befinden straf bar sind, so haben das königl. Ministerium bez. die königl. Kreishauptmannschaften zeitweilige Revisionen der Fässer in der beregten Richtung angeordnet. — Im letztverflossenen Vierteljahre, vom 1. Oct. bis ultimo December 1880, haben bei dem Landge- . richt Dresden über 200 Termine in Ehescheidungs- j fachen stattgefunden und darf das Resultat in den ersten drei Quartalen des verflossenen Jahres als - kein wesentlich geringeres bezeichnet werden. Er- wägt man nckn, daß im Königreiche Sachsen sieben Landgerichte, wenn auch sämmtlich von geringerem j Umfange als das Dresdener Landgericht existiren ! und berücksichtigt dabei, daß allerwärts die Gerichte « in Klagsachen der erwähnten Kategorie stark frequen- tirt werden, so ergiebt sich gewiß eine bedenklich hohe Ziffer in der Statistik für Ehescheidungen. (Prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet.) — Die Dresdner Sittenpolizei hat mtt Beginn der öffentlichen Maskenbälle auch ein aufmerksames Auge auf die in den Abendstunden promenirende gewisse Damenwelt gerichtet. In 2 Abenden sollen einige 90 von diesen Nachtvögeln abgefangen, davon allein 45 ins Krankenhaus gebracht worden sein. — Die Ausfuhr Leipzigs nach Nordamerika be trug nach Angabe des Leipziger Consultats der Ver einigten Staaten und der Consularagentur in Gera im verflossenen Jahre 2,867,715 Dollars. Der Feuilleton. Auf -er Sturmwan-. Ein Bild aus dem Norwegischen Volksleben. Frei nach dem Dänischen von Audokph Wütdener. (Fortsetzung.) Er klammerte sich an den Boden und beugte sich ein paar Schuhe über den Rand des Abgrundes, bis er Erik sehen konnte. Dieser schwebte in furcht barer Tiefe am Felsen, wie ein schwarzer Punkt, doch hing er noch weit oberhalb des Ausbugs. Eifrig haspelte er mit Händen und Füßen am Gestein hin und her, zuweilen verschwand er in einer Spalte, dann wurde er wieder sichtbar, wie er sich hinausschwang und gleich einem Pendel in weiter Schwingung von der Mauer über den Abgrund hin und wieder flog, umflattert von aufgescheuchten Eidervögeln; die dunkle Meerestiefe unter ihm. Es war grauenhaft zu sehen; Jakob schwindelte es und er hielt sich krampfhaft an dem Baume. Mühsam, zitternd schob er sich zurück. „Es geht gut, er bringt etwas mit", dachte er, als er wieder auf der sicheren Felsplatte war. Eine Stunde hatte Erik unten zugebracht, da rüt telte er am Seil und sein Ruf: „Ahoi!" schallte wie aus dem Innern des Felsens herauf. Nur bei der regungslosen Stille in der Luft und auf dem Meere war es möglich, den Schall aus der Tiefe zu hören. Jakob trat an die Kurbel und wand aufwärts. Ueber zehn Minuten dauerte es, bis Eriks Kopf sichtbar wurde. Sein ganzes frisches Antlitz glühte vor Freuden. Er hielt mühsam die beiden gefüllten Sacken 'N den Armen und aus dem Schooße der ein- geschnalllen Schenk-l. „Tas war geglücki, aber mit Mühe!" riefertief- athmend. „Was ich bringe, ist fünfzig Spezies werth und für hundert ist noch unten!" Jakobs Augen flammten habgierig. Er zog den Ausleger einwärts, hob die Säcke ab und half Erik auf den Felsen. „Die Riemen schneiden schon ein, daß man schreien möchte!" „Aber Du gehst doch wieder hinunter?" fragte Jakob hastig. „Gewiß! nur eine Viertelstunde muß ich ruhen; Du mußt mir die Riemen losschnallen, es schmerzt zu sehr." Jakob that, was Erik verlangte. Dieser streckte sich lang auf den Boden hin. „Beide Säcke sind voll Dunen!" rief Jakob hab gierig aus, indem er sie öffnete. „Und fest^estopft wie Stein. Für sechs Betten genug!" setzte Erik hinzu; — „obenauf liegen auch fünf Eier, weil ich dachte, Du würdest Hunger haben. Aber es sind so viele Dunen da, daß die alle erst herauf müssen. Zweimal muß ich noch hinunter!" Jakob langte ein Ei heraus und trank es be gierig aus. „Nimm sie alle! Ich habe drunten getrunken und es sind noch genug da!" Jakob that es. Er leerte auch die Säcke, packte die Dunen in Farrenkräuter, die er buschweise ab riß, und umschnürte die Bündel mit Stricken, daß der Wind die Federn nicht verstreuen konnte. Die Viertelstunde war bald verstrichen; Erik ließ sich wieder Hinabwinden. — Er kam ein zweites Mal herauf mit noch größerer Beute. Diesmal hatte er die Säcke mit ans Seil gebun den, um sich nicht so schwer selbst zu belasten. „Die Riemen haben so eingeschnitten, daß es fast nicht mehr zum Aushalten ist", sagte der arme Bursche und rieb sich die wunden Stellen. „Doch ich will noch einmal hinunter. Dunen sind nur noch wenige, aber viel Eier bringe ich noch herauf. — Unterm Ausbug", fuhr er fort, „da müssen un ermeßlich viele Nester zu treffen sein. Morgen wollen wir's versuchen, dort hinabzukommen. „Morgen!" antwortete Jakob mit seltsamem Ton. „Jetzt aber geh' bald wieder hinunter. Es wird Abend und das Wetter kommt herauf." „Wahrhaftig," sagte Erik; „dem da drunten," er deutete auf das Schiff, das sie zuvor in der äußer sten Ferne gesehen hatten, das aber jetzt wohl bis auf zwei Stunden heran war, „dem da unten kann es noch übel ergehen! Es scheint, es will im Fjord unten im Hafen anlegen." „So scheint es," sagte Jakob kurz. „Dann hat es Eile!" versetzte Erik. „Die haben wir auch!" antwortete Jakob drängend. In seinem finstern Gesicht zuckte es seltsam. Er trieb Erik ungeduldig an, das letzte Mal hinunter zu gehen. Dieser schickte sich an. Er verzog das Gesicht vor Schmerz, so schnitten ihm schon die Riemen ins Fleisch. Allein er ging unverdrossen wieder ans Werk. Jakob wand ihn zum dritten Male abwärts. „Diesmal komme ich bald wieder herauf", ries er freundlich, indem sein Kopf in der Tiefe verschwand. Jakob schwieg. Das Seil war abgelausen. Jakob stand einen Augenblick mit verschränkten Armen; erzitterte, dann griff er krampfhaft hastig nach der Axt, die am Felsen lehnte. Er schob sie unter die starken Holzriegetn, die den Ausleger zurück hielten, und brach sie mit dem Eisen, wie mit einem Hebel los. Es war das Werk einer halben Minute. Mit einem scharfen Krachen schnellte der Fichten baum aus seinem Lager und schoß über den Fels rand in die bodenlose Tiefe hinunter. (Fortsetzung folgt.)