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Zchimlmrgtr TllllMtt und und Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5V Pf. Waldenburger Anzeiger Dienstag, den 20. April 188». M »» Die noch rückständigen Brandversicherungs-Beiträge sind zu Vermeidung executivischer Beitreibung nunmebr sofort Stadtsteuer-Einnahme Waldenburg, um 17. April 1880. nunmeyr fosort zu bezahlen. »Waldenburg, 19. April 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser conferirte am 16. d. mit dem preu ßischen Cultusminister. Am 17. d. fand Hoftafel statt an welcher außer dem Kronprinzen mehrere Fürstlichkeiten und Generale, auch die Minister Hof mann, v. Puttkamer und Fricsberg, wie mehrere Mitglieder des Bundesraths und des Reichstags theilnahmen. , Einzelne Bundesregierungen halten die Frage aufgeworfen, ob sich die Einführung einer Börsen steuer auf dem Wege der einzelstaatlichen Gesetzgebung empfehlen würde. Dieselben kamen je' >ch bald zur Ueberzeugung, daß die Besteuerung der Börsengeschäfte nur im Wege der Neichsgesetz- gebung zweckmäßig geregelt werden könne und zwar aus ungefähr folgenden Gründen: 1) Die Natur des Handelsverkehrs in dem einheitlichen Verkehrs gebiet des Reichs erfordert auch eine einheitliche Regelung der in Rede stehenden Besteuerung; 2) die Börse ist ein Gegenstand der Besteuerung, der sich der Natur der Sache nach der Erfassung durch die Stempelgesetze der einzelnen Staaten mehr oder weniger entzieht; 3) bei partikularer Regelung der Sache würden die einzelnen Staaten sich gegenseitig wie es in Bezug auf die Stempelabgaben von Ur kunden im allgemeinen der Fall ist, als Ausland gegenüber stehen, Doppelbesteuerungen unvermeidlich sein und es könnten Rivalitäten, wie sie sich natur gemäß zwischen concurrirenden Nachbardörfern und Handelsplätzen zu entwickeln pflegen, kaum von allem Einfluß auf die particulare Gesetzgebung ausge schlossen werden. Die Berliner Socialdemokraten hatten am Abend der Wahl vr. Virchows sich ein Rendez vous in dem in der Commandantenstraße belegenen Gratweil'schen Etablissement gegeben. Inmitten des in dem Etablissement bekanntlich herrschenden Getümmels und während die sehr geräuschvolle sich um die im Hintergründe des Saales sitzenden Musik ihre lustigen Weisen ertönen ließ, bildete Abgeordneten Fritzsche und Kayser ein dichter Kreis, in dessen Mitte mit Hilfe der aus allen Wahlbe zirken herbeigeeilten Hilfsmannen das Wahlresultat festgestellt wurde. Die beiden Abgeordneten schienen über das Wahlresultat auch nicht sonderlich erbaut zu sein. „Unsere Leute fürchten die Ausweisung und deshalb haben sie sich vom Wahltisch ferngehal ten!" „Unsere Wahlzelle! wurden uns confiscirt!" „Es fehlte uns an Zettelvertheiler!" so riefen die Sozialdemokraten durch einander. Als die Abge ordneten sich aus dem Saale entfernten, wurden sie von einer großen Zahl der Gäste durch Auf- steyen von den Sitzen geehrt. Ungarn. Der Communicationsminister Pechy ist auf sein eigenes Ansuchen seines Amtes enthoben worden, der Finanzminister Szapary wurde provisorisch mit der Leitung des Ministeriums betraut. Frankreich. Der Knegsminister hat die statistischen Daten be züglich der Aushebung der Altersklasse von 1878 veröffentlicht, die einen tiefen Einblick gewähren w dre Wehrkraft des französischen Volkes und dessen allgemeinen Bildungsstand. Von den 295 924 Personen jener Altersklasse, die überhaupt gestellunas- pfllchtig waren, sind nur 33,543 für jedweden Dienst untauglich gewefin, 45,000 sind im Interesse der Familie vom Dienst befreit, 4500 sind be dingungsweise vom activen Dienst in Friedenszeiten dispensirt, 15,669 sind für den Hilfsdienst designirt, 27,995 sind wegen Körperschwäche zu einer späteren Untersuchung des Revisionsrathes zurückgestellt. Die übrigen 141,797 sind in die Armee und Flotte eingestellt; ihnen hat man 2688 junge Leute der Claffe von 1876 und 7155 der Elaste von 1877, die zurückgestellt waren, hinzugefügt, so daß die Zahl der Rekruten, die im Herbst v. I. eingestellt wurden, sich auf 151,620 beläuft, von denen 5827 für den Dienst in die Flotte, 126,252 für den Dienst von 5 Jahren, und 19,541 für den ein jährigen Dienst in der Armee bestimmt worden sind. Von der oben angeführten Gesammtzahl der Ge stellungspflichtigen haben 44,000, also 14 pCt., weder lesen noch schreiben können. Es ist das ein Fortschritt gegen die Zeit vor dem Kriege von 1870, wo durchschnittlich 19 pCt. weder lesen noch schreiben konnten. England. Ueber Liverpool sind im Monat Mai 13,363 Personen ausgewandert gegen 5954 im Mai 1879 und im 1. Quartal 1880 23,764 gegen 10,327 in der gleichen Periode des Vorjahres. Weitaus die meisten gehen nach den Vereinigten Staaten. In Barrolo kam es zu einem Krawall. Eine Bande Liberaler marschirte durch die Straßen der Stadt und schickte sich an, eine Figur, die Lord Beaconsfield vorstellen sollte, zu verbrennen, als einige Conservauve einen Angriff auf dieselben unternahmen und die Feierlichkeit verhinderten. Polizei mußte requirirt werden und ^konnte die Ruhe erst wieder hergestellt werden, nachdem beide Parteien durch Einwerfen der Fenster des liberalen und des konservativen Clubs ihre aufgeregten Ge- müther gekühlt hatten. Rußland. Der Reichskanzler Fürst Gortschakoff verbrachte die Nacht zum 17. d. unter heftigem Fieber und wenig Schlaf, das Allgemeinbefinden war aber Vor mittags besser. Vor einigen Tagen bezeichnete man plötzlich mit größter Bestimmtheit den Grafen Schuwaloff als den event. Nachfolger des Fürsten Gortscha koff und stützte sich hierbei auf einen halbstündigen Besuch, den der Czar dem Grafen gemacht haben sollte. Dieser vermeintliche Besuch beruht jedoch auf einem Jrrthum. Nicht dem Grafen Schuwa loff, sondern der Fürstin Wyasemski, welche un mittelbar neben dem Grafen wohnt, galt derselbe. Hiermit fällt auch die vorerwähnte Combination, und an kompetenter Stelle wurde versichert, daß Geheimrath Giers oie größten Chancen hat, vor läufig der Verweser des Ministeriums des Aus wärtigen und später der wirkliche Nachfolger Gort- schakoffs zu werden. Die Freunde des Fürsten Loris-Melikoff rühmen, daß die ungeheure Arbeit der Durchsicht aller schwebenden politischen Prozesse bereits bewäl tigt sei; nur der Umstand, daß der Dictator größ- tentheils Juristen zu Mitgliedern der außerordent lichen Commission ernannte, konnte dies ermöglichen. Nach dem „Novosti" ist die „dritte Ab- theilung" so gut wie aufgehoben. Von dem Gelds für den Unterhalt ihrer Agenten sind 60,000 Rubel dem Stadthauptmann übergeben worden; die Agenten selbst aber, mit Ausnahme von sieben, welche in ihrer allen Stellung verbleiben, sind in die geheime Kanzlei des Stadlhauptmanns eingetreten. Aus dem Muldenthale. »Waldenburg, 19. April. Mittwoch, den 21. d. vormittags 10 Uhr 57 Minuten wird das durch lauchtigste erbprinzliche Brautpaar von Großbothen kommend auf hiesigem Bahnhofe eintreffen, woselbst dasselbe von fürstlichen Beamten, den hiesigen geist lichen und weltlichen Behörden, ferner von den Waldenburger und Lichtensteiner Schützen mit Musik, der freiwilligen Feuerwehr von hier und Altstadt- Waldenburg, sowie den Schulkindern von Altstadt- Waldenburg empfangen werden wird. Reitende Landleute mit Militärmusik werden den sich nach dem Schloß zu bewegenden Zug anführen. Nach mittags wird ein großer Aufzug der Schulkinder in Begleitung der Herren Lehrer stattfinden. Abends folgen sodann Gesangsvorträge der Waldenburger und Altstadt-Waldenburger Gesangvereine auf dem Schloßplatze, worauf sich ein Fackelzug der Semi naristen von der Stadt herunter nach dem Schloß platze zu entwickeln, während ein Fackelzug sämmt- licher Vereine von Waldenburg und Altstadt-Wal denburg von der Altstadt aus über die Muldenbrücke durch den fürstlichen Park nach dem Schlosse zu marschiren wird. *— (Musterung.) Aus der Stadt Waldenburg gelangten heute 53 Mann zur Musterung. Hiervon sind 24 Mann für tüchtig befunden, 18 wurden zurückgestellt, 9 kamen zur Ersatzreserve erster Elaste, 2 waren für untauglich befunden worden. — In Penig feierte am 17. d. der Zeugschmied I. G. Becher fein 50jähriges Bürgerjubiläum, aus welchem Anlaß derselbe von einer Deputation aus beiden städtischen Collegien beglückwünscht und ihm ein prachtvolles Diplom eingehändigt wurde. Aus dem Sachsenlande. — Seiten des K. Ministerium des Innern ist an das Landgendarmeriecorps die Verordnung er gangen, wornach mit Rücksicht auf die neueren Vor kommnisse, bei denen das Leben der Gendarmen in erheblicher Weise gefährdet gewesen ist, Nachtpa trouillen in der Regel nicht von einem Gendarm allein auszuführen sind. Vor Ausführung dieser Patrouillen, sowie aller sonstigen Touren in nächt licher Stunde hat die Gendarmerie die Schußwaffe vorschriftsmäßig zu laden und werden bereits Vor kehrungen getroffen, durch Anbringung von Siche rungen an den Gewehren eine unbeabsichtigte Ent ladung derselben zu verhindern. — Der Magnetiseur Hansen befindet sich in einem der Auflösung nahen Zustand in Leipzig. Bei demselben sollen sich durch die fortwährenden An- fpannungen und Ueberreizungen der Nerven an verschiedenen Körperstellen, namentlich an den Armen, sogenannte Nervenknoten gebildet haben. Er befin det sich in der Behandlung ver vorzüglichsten medi- cinischen Kapazitäten, die durch eine Operation ver sucht haben, die Nervenknoten zu entfernen. — In Meerane gelangten am 16. d. die Jahres zinsen der Stiftung des Herrn Commercienrach