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WlünttM Tagtblalt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr deS vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalts», die Expedition und dis Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserats pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonntag, de» 28. Mär; 18««. Sei uns gegrüßt, hochfeierlicher Morgen, An dem mein Blick zu Christi Grabe fliegt! Im Geiste eilen wir mit unsern Sorgen Zu jener Statt', da Deine Hülle liegt; In Andacht schauen wir in Deine Gruft, Aus welcher uns das „Auferstanden" ruft. — Wir suchen Wunder an dem offnen Grabe, Und die Vernunft, die Gott uns gab, ruft schlicht: „Wie hoch und tief ich auch geforschet habe, Die Auferstehungswunder fass' ich nicht," — Obgleich ein jeder Morgen, der uns weckt, Die Auferstehungszweifel überdeckt. Wie Mancher lag, von Ohnmacht starr befangen, Gleich Todten, ohne alle Lebensspur! Wenn Christus leibhaft aus der Gruft gegangen, So wär sein Kreuzestod ein Scheintod nur; — Beenke, Mensch, was einst die Aehre war, Bevor sie Deinem Blick ward offenbar! — ; Was er gelehrt, bis unter Todesriegeln Sein Körper lag, und seine Lippe schwieg, : Das, wenn wir's auch mit Wundern nicht besiegeln, Ist unumstößlich und behält den Sieg, — So wahr, wie uns die Raupe endlich bringt Den Schmetterling, der in die Luft sich schwingt. Wie Mannigfaches auch enträthselt werde Durch menschlichen Verstand in der Natur, Ein Wunder ist für uns die ganze Erde, Ein noch weit größeres die Himmelsflur; Drum blicke oft hinauf zum Sternenzelt! Ein Wunder bleibt die ganze große Welt. Und wunderbar wird Jesus uns beseelen Mit kindlichem Vertrauen auch noch dann, Daß wir einst können unsern Geist befehlen In seine Hände, ziehen himmelan, Und unser Mund im neuen Morgenroth Bekennt: Wir glauben Alle einen Gott! — Ariedrich Kündet. Aeldverpachtung. Auf dem Rathskeller zu Waldenburg soll Mittwoch, den »L. März d. I., Vormittags halb 10 Uhr, die verfügungsfrei gewordene Parzelle 9 des Feldgrundstückes zwischen dem Seminar und dem neuen Friedhöfe hier an ca. 165 Quadratruthen oder 30,s Ar Flächengröße auf 10 Jahre anderweit meistbietend, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten und herrschaftlicher Genehmigung zum Zu schläge, verpachtet werden. Pachtlustige werden hierzu eingeladen. Fürstlich Schönbnrg'sche Rentverwaltnng zu Waldenburg, den 23. März 1880. Dietrich. "Waldenburg, 27. März 1880. Die deutsche Militärvorlage. Beim letzten Kriege mit Frankreich war die nu merische Ueberlegenheit in der Armee auf Seiten Deutschlands. Dieses Verhältniß hat sich seitdem geändert. Die französische Armee hat die deutsche in Anzahl überflügelt und die Reichs-Regierung sah sich zu einer Vermehrung des Militärs veranlaßt. Dies die Ursache der Militärvorlage. Nunmehr sind die Protocolle über die Berathun- gen der vom Reichstag erwählten Militärcommission erschienen und entnehmen wir denselben folgende Erwiderung des Kriegsministers v. Kamecke auf die Bemerkung des Abg. Freiherrn v. Heeremann, daß, wenn man den Nachbarstaaten in Vermehrung der Heeresrüstungen stets folgen werde, diese Rüstun gen schließlich keine Grenzen haben. Der Kriegsminister sagt etwa: Organisatorische Maßregeln könnten niemals Folge acuter Gefahr sein, man könne aber nicht leugnen, daß vollständig normale Zustände in Europa nicht beständen; man müsse das Vaterland allen Chancen gewachsen erhalten. Wenn man von dem Prestige der Armee spreche, so hätten die Franzosen sich in zwischen bemüht, alles nachzuholen, was sie früher versäumt hätten, in einem Grade, daß mir ihre Fortschritte nicht ignoriren könnten. Wenn Frank reich einen Alliirten findet, so sei unsere Lage sehr bedenklich. Wir würden zwar auch, wie er hoffe, w einem solchen Kampfe nicht allein dastehen, ob ober ein Alliirter, den wir finden könnten, ebenso mächtig sein werde, als die gegen uns vereinigten großen Mächte, könne er nicht voraussehen. Es sei gesagt worden, die jetzige Vorlage sei für solche Fälle nicht einmal ausreichend, sie gewähre uns jedoch durch die Vermehrung der Präsenzziffer eine Verstärkung von nahe 100,000 Mann im Kriegsfälle, durch die Einübung der Ersatzreserve eine weitere Verstärkung von 100,000 Mann und durch die spätere Ueber- führung der Reservisten zur Landwehr nochmals 100,000 Mann, also im Winterhalbjahr 300,000, im Sommerhalbjahr 200,000 Mann. Die Voraussetzung, daß das Ausland ebenfalls weiter rüsten werde, ist bereits eingetroffen, denn in Frankreich will man vom Ende dieses Monats ab bis zum 16. Juni eine Nachmusterung der in den fünf Jahrgängen von 1874 bis 1878 von der Ab rüstung des activen Militärdienstes zurückgestellten Wehrpflichtigen vornehmen. Es werden hiervon pro Jahrgang 80,000, zusammen also 400,000 Mann betroffen werden. Auch eine Erhöhung des Jahres- recrutencontingeuts ist in Aussicht genommen. Die Franzosen scheinen das einmal gewonnene militärische Üebergewicht behaupten zu wollen. Es ist nur zu verwundern, daß diese bedeutenden Lasten, die viel größer sind, als bei uns, so ruhig von den Fran zosen getragen werden. "Waldenburg, 27. März 1880. Politische Rrmdschait. Deutsches Reich. Der Kaiser hat an den Reichskanzler folgendes Schreiben gerichtet: „Freudiges Bewußtsein erfüllt Mich, indem ich beobachte, wie allgemein in dem deutschen Vaterlande der Tag festlich begangen worden ist, an welchem es Mir vergönnt war, ein nem s Lebensjahr anzutreten. Ich weiß es zu schätzen, daß das deutsche Volk Mir an diesem Tage seine Huldigung gewidmet hat. Von allen Seiten her bin Ich beglückwünscht und mit Aufmerksamkeiten überschüttet worden. Wenn Ich nun mit Genug- thuung ersehe, wie viele Adressen und verehrungs volle Aeußerungen in telegraphischer und schriftlicher Form, Spenden und Dichtungen, künstlerischen und literarischen Erzeugnissen, sowie schöne Kränze und duftige Blumensträuße Mir dargebracht worden, so erkenne Ich mit inniger Freude an, daß der Zweck der Einsender, Mich an diesem Festtage in eine glückliche Stimmung zu versetzen, im höchsten Grade erreicht ist. Nicht kann jeder dieser freundlichen Spender den besonderen Ausdruck Meiner Dankbar keit erwarten, aber Ich beeile Mich, Allen, welche Mir Meinen Geburtstag durch sympathische Be grüßungen versüßt haben, hierdurch aus vollem Her zen zu danken. Demnach beauftrage Ich Sie, die sen Erlaß alsbald zu veröffentlichen." In der Sitzung des Bundesraths vom 24. d. erhielten die Gesetzentwürfe wegen Feststellung der Neichshaushaltsetats für 1880/81 und wegen Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwal tungen der Post und Telegraphen, der Marine und des Reichsheeres in der vom Reichstage beschlossenen Fassung die Zustimmung.