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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189003060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18900306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18900306
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-03
- Tag 1890-03-06
-
Monat
1890-03
-
Jahr
1890
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.03.1890
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Nr. 54. —' 1Ü. Jahrgang. Tie an jedem Wochentag Abend (mit dem Tal»,» des folgenden Tage«) zur Ver- seudnng gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzeiger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: i. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische Gerichtszeltung 4. Sächsisches Allerlei b. Jllnstr. Unterhaltungsblatt 6. Som,tagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei de» Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anstalten 75 Pfg. Llliilks-Iilstizer. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter de- «Sachs. Lander-Anzeiger-" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonver-Ausgabe als: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40Pfg.frei i»s Haus: außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Anträgen. PostzeitnngSpreiSliste siir 1800: Nr. 1307. Donnerstag, K. März 1890. ' Der Silchs. LandeS-Anzeiger ist eingetragen t.d.18SOerPost-Ztgs.-Preirliste:Nr.'>27a. FürAbonnentenerscheintjeeimnalimJahr: Illustr. Kalende, des Sächsischen iwndliotea. Jllnstr. Weilinachtsbnch (Jahresbuch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Thcaterstraßd Nr. 6. Fernsprcch-Anschluß Nr. 136. Telegr.-Adr.: Landss-Anzeiger. Chemnitz. — sei Bestellungen uon AnSMärts wolle man «nzriaenprriS: Nann, einer schnialen Corpu-zeile 15 Psg. — Bevorzugte Stelle (Isvaltige Petitzeile) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei . den Einrückungsbetrag (in Bricfiuarle») beifügen >je 8 Silben CorpuSschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bi- Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Au,luge lungere Zeit erfordern. — Tie Anzeigen finden ebne Prcisnnss chlng gleichzeitig Perbreitung durch den «Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauptblätter des „Sächsischen Landes - Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter. . Il-SMM-SSS» Amtliche Anzeigen. 1 In dem Concursverfahrc» über das Vermögen des Fischwaarenhandlcrs Marl Friedrich Angust Kretschmer, Inhabers der Firma Hamburger Fischhatte C. F. A. Kretschmer in Chemnitz ist in Folge eines von ^»o» dem Genninschnldncr gcmachtcu Vorschlags zu einem Zwaugsverglciche Bergleichstermin ans de» 28. März 181)0 Vormittags 1« Uhr vor dem Königliche» Amtsgerichte hicrsclbst anberanmt. i Chemnitz, den 1. März 1890. 1 Pötzsch, Gerichtsjchreiber des Königliche» Amtsgerichts. t" Lvahttzlachrichten unseres Anzeigers. Vom 5. März. Paris. Es wird hier allgemein angenommen, dasj der Rücktritt des jetzigen Ministeriums demnächst bevor stehe. London. Bei Carl iS le fliehen zwei Züge zusammen Hierbei kamen 4 Passagiere nm's Leben, während 6 Per sotten schwer und eine grosse Anzahl Reisender leicht ver wnndet wurden. Sofia. Falls die Pforte nicht die Initiative Hinsicht lich der Anerkennung Bulgariens ergreift, beabsichtigt die Regierung des betreffende» Landes direkte Schritte bei den befreundeten Mächten zu «nternehmen. Belgrad. Mehrere Zeitungen der panslawistifchen Partei greifen Fürst Bismarckin der heftigsten Weise an Nach den Wähler». HI Chemnitz, den 5. März. Auch die Stichwahlen sind vorüber, und damit ist da- Reichs- lagswahlgeschäst in der Hauptsache abgeschlossen. Denn die acht bis ^eh» Ersatzwahlen, welche in Folge davon stattzufinden haben, daß «ine Anzahl von Abgeordneten zweimal gewählt sind, betreffen nur einzelne wenige Wahlkreise, und sie werden auch im Ganzen kaum anders aussallen, wie die Hauptwahlen. Im neuen Reichstage hat die Centrumspartei mit über hundert Mitgliedern die stärkste Kops- «ahl, dann folgen die vxrkinigten conservativen Parteien mit. rund Hundert, die Freisinnige» mit siebzig, die Nationalliberalen mit vierzig, Svcialdenwkraten mit sechsunddreißig Mitgliedern u. s. w. Es ist erklärlich, daß die Zeitungen der Parteien, welche Erfolge davon ge tragen haben, ihren Triumph gehörig feiern, und daß auf der andern Seite ein Gefühl der Bitterkeit herrscht, welche- in Worten Luft sucht, aber auch diese Tage gehen vorüber. Gegen die Zusammen setzung des Reichstags ist nichts zu machen, und daß eine schnelle Auflösung nur dasselbe Resultat ergeben würde, daran besteht nirgends rin Zweifel. Der neue Reichstag trägt den Charakter der ausge sprochenen Opposition, daran ist nicht zu rütteln, und Mißmnth über die hohen Lebensmittelpreise ist es gewesen, welcher ihm dieses Zeichen gegeben hat. Es dämmert schon ziemlich allgemein die Erkenntniß auf, daß cs !m neuen Reichstage gar nicht so heftig zugchen wird. Man wird /ich über die letzten Wahle» und ihre Bedeutung gründlich anssprcche», dann kommt die praktische Arbeit. Den Ansschlag in allen Fragen ,Hiebt die Centrumspartei. Wer will denn nun sage», ob sich ein Ausweg für die kommende fünfjährige Legislaturperiode nicht dahin anbahnen läßt, daß man sich aus den Boden der vorhandenen Thal sache» stellt? Umstoßen kann der Reichstag nichts ohne Zustimmung des Bnndesrathes, und Herr Wiudthorst ist nicht der Mann, sich auf Der König der Falschspieler. Roma» von Adolphe Bolüt. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». Fünftes Capitel. DaS große Fest Murad-Bey's strahlte in vollstem Glanze; cs Var zwei Uhr Nachts; die Geladenen waren versammelt, die endlose Schaar der Gäste dnrchwogte die mit vollendetster Pariser Eleganz Und verschwenderischer Pracht ausgestattetcn Räumen des Hotels, die Arkaden, die dasselbe umsäuinten, den in einen tropische» Blninenhai» Von feenhafter Schönheit umgewandelten Garten und de» daranstoßen den Park. Diese beiden Letzteren bildeten de» Gipfelpunkt der wahrhaft im posanten dekorativen Gestaltung des Festes. Garten und Park, die sich, wie schon früher bemerkt, mit ihrem Endpunkt an die Avenue de l'Elhwe «rstrellten, bildeten heute ein strahlendes Blumenfeld exotischer Ge Wachse, einen Hain von Palmen, Bananen, Orangenbäume», selbst die Zweige nnd Stämme der dauernd dort befindlichen Baume, welche daran erinnert hätten, daß man i» Europa und nicht unter den Tropen weilte, waren durch Lianen ziemlich umhüllt oder durch künstlich a» ihnen befestigte Blüthen und Früchte exotischer Gattung unkenntlich gemacht. Ein unsichtbares Orchester ließ die Töne der herrlichsten Opernmusik über das Ganze dahinschwebe» und elektrisches Licht goß seine strahlende, blendende silberne Helle darüber ans. Fatmah fehlte unler den Gästen, cs war ihr ansdrück,icher Wunsch gewesen, dein Feste ser» zn bleiben. „Ich mag Dich nicht unter all de» kostbar geschmückten Franc» sehen, mit denen Du schon Ihn» wirst," hatte sie finster zn Murad gesagt. „Einst, dort fern in unserer Heimath, im Serail, litt ich nicht darunter: ich fühlte, lvi «in orientalisches Weib fühlt, und wußte, daß Deine Liebe mich Allen Vorzog. Hier ist es nicht so und hier habe ich anders fühlen gelernt. Hier gehört der Mann nur einem Weibe au und so will ich Dein Weib sei». Ich will Dich allein besitzen ... ich ertrag' es nicht, noch Andere »eben Dir zu sehen, die Du schön findest." Murad hatte ihrem Wunsche gewillfahrt nnd spöttisch die Achseln gezuckt. Was fragte er nach ihrer gekränkten Liebe, nach ihrer Eifersucht! War sie doch seine Sclavin und mußte gehorche»... cs war vielleicht Zeit, sic endlich heimzu- schicken: sie begann lästig z» werde». Man mutzte die Sache nächsten- cinen Kampf mit Windmühlenflügeln cinznlassen. Auch aus vielen freisinnigen Blättern klingt schon die Ansicht wieder, cs werde i» der ncnen Session durchaus nicht so schlimm hergehe», und die verbündeten Ne- giernngen würden den veränderten Verhältnissen in mancher Beziehung Rechnung tragen. Ein Anzeichen dafür ist schon in der Mitthcilnng vorhanden, das Socialistcngesetz solle gänzlich fallen gelassen werden. Was nun den Reichskanzler betrifft, so ist sicher, daß die Krisen, welche obgewaltet habe» sollen, verschwunden sind. Fürst Bismarck bleibt an der Spitze der Reichsverwaltung, hoffentlich noch recht lange Jahre. Aber der Reichskanzler hütet sich nicht weniger, als Herr Wiudthorst, mit Windmühlenflügeln zn kämpfen, er wird den neuen Verhältnissen gemäß anders operiren. Den» cs muß immer im Auge behalten werden, die Lage ist heute eine ganz andere, als vor 1887. Herr I)r. Miqnel dürfte ein sehr weitschanender Prophet gewesen sein, als er in Frankfurt n. M. sagte, alle unsere politischen Parteien seien veraltet und müßten sich ändern. Der Reichstag wird fünf Jahre arbeiten, nnd wir können uns darauf verlasse», daß das deutsche Volk ganz genau beobachten wird, wie er arbeitet, und dar nach wird es entscheiden. Komische Rttttdsch.,,,. Chemnitz, 5. März. Deutsches Reich. Die Mittheilungen über eine Kanzlerkrisis, die bekanntlich auch von der „Nordd. Allg. Ztg." gebracht nnd des halb überhaupt nur beachtet wurden, werden jetzt von der „Köln. Ztg." mit folgenden Worte» abgclhan: „In der Presse spukt ans Grund zum Theil recht ungeschickt erfundener Voraussetzungen noch fortwährend eine angeblich schwebende Kanzlerkrisis. Die einfachste Logik müßte diese» sensationslüsternen Blättern verrathen, wessen Handwerk sie betreiben, wenn sie so in's Blaue hineinphantasirc». Wir können aus's Bestimmteste versichern, daß noch in der aller- jüngsten Zeit Fürst Bismarck einigen Herren seiner Umgebung, vor Allem auch einige» Abgeordneten, unzweideutig erklärt hat, er denke nicht daran, abzugehen." — Ueber die Staatsrathsverhandlungen in Berlin wird noch Folgender mitgetheilt: «Zum ersten Male ist es wohl in der Welt geschichte vorgekommen, daß der Herrscher eines der mächtigsten Reiche einen erlesenen Kreis aus allen Gebnrts- und Berusssiändeu, sowie ans alle» politischen Parteien um sich versammelt, um in dreitägiger, höchst anstrengender Arbeit Aufklärung zn erhalten über die That- sache», die berechtigten Wünsche und die Besriedigniigsmittel j» einer die Welt bewegenden nnd dem Kaiser ganz besonders an's Herz ge wachsenen Frage. Der Fürst, der Handwerksmeister, die höchsten Beamten, große und kleine Industrielle, hohe Officiere und Gelehrte waren gleichmäßig vereinigt, m» dem Kaiser nnd seinen berufenen Rathen Auskunft zu geben, und sie haben das mit voller Offenheit, mit großer Gründlichkeit und Sachkenntniß in Rede nnd Gegenrede gcthan. Zu de» eingeladenen Sachverständigen gehörte ein social- dcinokratischer Arbeiter, der den jüngsten Feldzug mitgeniacht nnd das Eiserne Kreuz erworben halte, ein dentschsreisinniger Arbeitgeber, ein christlich-socialer Schriftsteller; sie haben, zumal die beiden Letzteren, mannichfache Gelegenheit gehabt und benutzt, ihre Anschauungen dar- znlegen. Alle Thülnchmer haben sich, darüber herrscht nur eine Meinung, bestrebt, fern von höfischen nnd schmeichlerischen Redens arten zu bleibe», und dem Monarchen, der mit »ncrinüdlicher Ans nicrksainkeit und großer Ruhe die Geschäfte leitete, die volle Wahrheit zn gebe», die er verlangte. Nicht einmal der Wvrtausdruck des Dankes, der sonst dem Vorsitzende» der Verhandlungen am Schlüsse derselben zuzusallen Pflegt, wurde beliebt. 54 21 40 59 50 76 78 68 119 152 127 98 45 50 96 42 33 33 38 56 27 28 42 32 58 91 93 93 98 109 101 103 45 49 35 26 59 61 21 70 14 14 14 14 18 16 12 16 1 9 12 9 12 25 11 36 einmal ernstlich in Betracht ziehen. Aber nicht heute . . . heute war ja das mit größter Spannung erwartete Fest und nahm die ganze Eitelkeit, die ganze Aufmerksamkeit des berühmte», reichen Murad in Anspruch. War indes auch sei» Tuninph in dem Glanze dieses Festes ein vollendeter, der Stern seines Ruhmes im Zenith, die ver sammelte Asscmble von Bewunderung hingerissen, so schien Murad dennoch im Innersten nicht zufrieden. Er zeigte sich jeweilig nnge dnldig, zerstreut, sein Blick haftete oft anhaltend ans der Thür, durch welche die »cn anlangenden Gäste eintraten, als harre er Jemandes, öer zu seinem Unmuth noch immer nicht erschienen. Es war Susanne de Bussine, die er erwartete. Ob sie wohl kommen würde? Vielleicht! Hoffentlich war es dennoch ihrem Vater geglückt, sie zu bestimme» . . . Murad wußte ja, wie mächtig das, was er Bussine gesagt, aus Beide einwirke» müsse; er wußte ja, wie ehr jener bedacht sein müsse, sich Murad, dem er tief verschuldet war, zn Dank zn verpflichten, nnd konnte nicht glauben, daß Bussine, dieser Bussine, der ii seiner Hand war, cs wagen könne, ihn dnrch Ablehnung seiner Einladung Susannens zu verletzen. Und dennoch kam sic nicht Murad schäumte, er hatte Mühe, eine» Ingrimm so weil zu verberge»,, wie cs Pflicht des Wirthes war nnd die Klugheit cs erforderte. „Ah, wenn sic nicht kommt," keuchte er ii» Stillen v.r sich hin, „wenn sie nicht kommt, werde ich noch heule stacht wissen, was ich zn lhnn habe! Noch che der Morgen tagt, gehe ich zn Sirasti »ud gebe ihm Ordre, die Gewitterwolken, die über ihres Vaters Haupt schwebe», sich sammeln und über ihn entladen zn lassen!" Murad's geheime rechte Hand, Sirasti, hatte cs klüglich vor- gczvge», gleichfalls ans dem Feste zu fehlen, und war seine,» Bnndes- geiivsse». der ihn brauchte, deshalb fern. Sirasti durfte i» den Reihen von Murad's Gästen nicht gesehen weiden, da sich Leute unter diesen befanden, die ihn kannten: die unbewußten Werkzeuge Murad's nnd geheimen Agenten Sidi-Ben-Said's, die falschen Spieler. Bei einem Feste, zu welchem er de» grüßte» Theil der ihm bekannten Clnbmitglieder geladen, hatte Murad sich sehr wohl hüten müssen, diese se,HS Personen zn übergehen. Dieselben würde» sich in solchem Fall nach dem Grunde dieser Kränkung haben frage» müssen, und cs hätte ihnen den Verdacht »ahegelegt, daß Murad, der bisher so „nbearg- wohnt nebliebene Murad ihr geheimes Metier kenne, daß gerade er — Die Restlltate der Stichwahlen liegen nun sämmtlich vor. So lveit heute schon die Parteizugehörigkeit bekannt ist, wird der neue Reichstag zählen: 68 Dcutschconservative, 22 Fre.conscrvative, 42 Nationalliberale, 70 Deutschfreisinnige, 10 Dcmokralen, 103 Ce»- trnmöleute, 36 Svcialdemokraten, 10 Welfen, 4 Antisemiten, 16 Polen, 13 Elsässer» 1 Däne, 2 Wildliberale. Die Cartellpartcic», welche zn», Schluß der vorige» Session 216 Mitglieder zählten, haben also 82 Sitze verloren, davon entfalle» 54 ans die Nationalliberalen, 20 auf die Freiconservativen, der Rest auf die Tcntschcouservativen. Die Freisinnige» verdoppelten sich, die Socialdemolratc» gewaniien 25 Sitze, die Temokralc» 9 ». s. w. — Doppelt gewählt zu», Reichstage sind folgende Abgeordnete: Rickcrt (in Danzig und Wcsthavelland), Träger (in Berlin »ud Jever), Baumbach (in Berlin und Meiuinrcn), von Forckcnbeck (in Sagan und Arnswalde), Goldschmidt (in Liegnitz und Ohlan), Gutfleisch (in Gießen und Friedeberg), Freiherr v. Schvrlemer-Alst (in Ha»,,» Soest und Bochum), von Hüne (in Neninarkt „ud Glatz), von Vollmar (in Magdeburg „nd München). — Die Stärke der deutsche» Neiehstagsparteien ist seit 1871 die folgende gewesen: 1871 1874 1877 1878 1881 1834 1887 1890 Die Conservativen Die Nationalliberal Die Freiconservativen 33 DaS Cenlrni» Die Freisinnigen Die Polen Die Svcialdeinokratc» 1 I» der Legislaturperiode von 1881 vereinigte sich die damalige Fortschrittspartei mit den Mitgliedern der Liberalen Vereinigung, die sich von de» Nationalliberalen getrennt hatten. Zu», Schluß der Lcgislatii'.periode betrug deehalb die Zahl der freisinnigen Abgeord nete» 106. — Der Generalleutnant z. D. von Bredow, Senior des Dvm- capitels zu Brandenburg a. H. und Mitglied des preußischen Herren hauses, ist in, Alter von 76 Jahren auf seine,» Gnte Brielcu bei Friesack gestorben. Bredow's Name ist bekannt geworden durch die berühmte Attacke seiner Cavallerie-Brigade, der Halberstädter Kürassiere und der Salzwedelor Ulanen, bei Metz, den „Tvdesritt von Mars-la-Tvur", der beiden Regimentern die Hälfte ihrer Man» schafien kostete. — Die „Post" bestätigt, daß die neue Neichslagssession erst »ach Ostern beginnen nnd wohl ziemlich lange in den Sommer hin- cindauer» wird. An das Zustandekommen eines neuen Socialisten- gesetzes glaubt das Blatt nicht. Da auch der preußische Landtag nicht bis Ostern mit seinen Arbeite» zu Stande kommt, wird also das leidige Znsciinnicntage» j,„ Frühjahr wieder seinen Anfang nehmen. — Preußisches Abgeordnetenhaus. Am Diestag wurde die zweite Berathung des Jnstizetats fortgesetzt. Bei dem Capitel Land- und Amtsgerichte wurden zahlreiche locale Wünsche vorgcbricht. Eine längere Debatte entspann sich in» die Forderung des Abg. Ennaeccrus (nat.-lib.), den anfsichtsfnhrendcn Amtsrichter» den Titel „Director" zn geben nnd ihnen eine Zulage zu gewähren. Die Haltung der Negierung war eine ablehnende. Abg. Wiudthorst deutete alt, daß bei der Ernennung der aufsichtsführcnden Amtsrichter besondere Rücksichten obwalte». Der Justizminister bestritt dies in dessen. Abg. v. Sch als eh a (Clr.) wünschte eine noch weitere Deccu- tralisatio» der Amtsgerichte, weil die Leute heute vielfach noch recht weit zu», Amtsgcrichl gehen müßte». Abg. v. Erssa (cons.) fragte, das unsichtbare, vergeblich von ihnen gesnchte Wesen sei, das sie über wachte nnd sie zwang, mit jene», Sidi-Ben-Said ihre» Gewi»» zn lheilen. Sie halte» mithin ebenfalls Einladungen erhalte» und den selben nur zu bereitwillig Folge geleistet. Wurde doch voraussich,lieh auch ans dem großen Fest des reiche» Mnrad-Bcy, der seine» Gästen sicherlich nicht ihr Vergnügen beeinträchtigen werde, gespielt, »ud dort gab cs nicht nur Beute, sondern gab cs auch Bekanntschaft.» zu machen, neue Opfer für späterhin zu ködern, ein Grund, ans welchem der prvfcssionirte Spieler, ob er die Karte» betrügerisch oder ehrlich handhabt, stets ein Freund von Festlichkeiten und großen Gesellschaften sein wird. Unter den anwesenden Falschspielern befand sich auch Jacques, der „Philister", welcher indes, seinem Enschlusse getreu, seit seiner Vereinbarung mit Sirasti, Bussine zu seine», Ersatzmannc hcranzii- bildc», den Club nicht mehr besucht, nicht mehr gespielt hatte. Müßig in de», feenhaft schöne» Bluincngarlcn »mherwandclnd, 'and er sich »ach einiger Zeit dnrch Zufall zn einer Gruppe von lins bis sechs einsam plaudernden Herren heraiigezogen, deren Unter haltung ihn bald interejsicte. „Welcher Luxus, welch enormer Aufwand von Kosten!" rief der Eine bewundernd ans. „Ich habe nie zuvor ein Fest von solche». Glanz gesehen. Es muß ein kolossales Geld kosten!" „Fnnfmalhnnderttanscnb Francs z»,n Mindesten!" bcthencrte ein Anderer. „Glauben Sie wirklich . . . ?" «Ich bin davon überzeugt. Sehen Sie diese tropischen Ge wächse, diese exotischen Pflanze» und Bäume: Sic allein, die unler immcuscn Kosten hcrbcigcschafft werden »Hißten, repräscnli.c» ein Vermögen." „Welch' nngehcnre Rcvenüen dieser Murad haben muß, „m sich solche Depensen für ei» einziges Fest gestatten zn können!" „Rcvenüen? Sie irren: er hat keine Revenuen," bemcrlle kopf schüttelnd der erste Sprecher. „Ein beoentcuder französischer Kauf mann aus Tunis, mit dem ich kürzlich ans der Reise zusammentraf und bei dem ich die Rede auf Muni» brachte, erzählte mi'r, daß dessen gcsammle Güter durch den Bcy von Tnuis cvnfiscir, worden i»d. Seit seinem Verlassen des Landes, oder eigentlich seiner Flucht» ist nicht ein Piaster aus seinen früheren Besitzungen an ihn gelangt."
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