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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.06.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189406305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18940630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18940630
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-06
- Tag 1894-06-30
-
Monat
1894-06
-
Jahr
1894
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.06.1894
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^»148. UreiV-rger «»teis-r m» Sette 4. L8S4. Mrr deS 800jährigen Bestehens deS Hause- Wettin eine Stiftung gegründet, welche den Namen „WettiuJudUckuM-Stifluug Der Echützenverei«« Sachs««-" führt. Die zu dieser Stiftung als Mitglieder gehörenden Schützengesellschaften habe» nicht lange, nachdem die Stiftung in'S Leben getreten, einen Bund gegründet unter dem Namen „SachseuS Wettin-Schützen-Bund", welcher abwechselnd in den Kreishauptmannschaften SachsenS Bnndrsschießen veranstalten wird und mit einem solchen als .erstes Wettin-Bundcs-Schießen" dieses Jahr in Dresden beginnt. Dieses BundeSschießen findet am 19. bis 22. August unter der trefflichen Leitung deS Vorstandes der dortigen priv. Scheiben-Schützen- Gesellschaft statt, wozu der betr. SchteßauSschuß die Schießordnung für dieses Festschießen endgiltig festgestellt und zum Druck gegeben hat, so daß in den nächsten Tagen die Verschickung derselben nebst Einübungen und Programm erfolgt, wie überhaupt die Vorarbeiten und laufenden Geschäfte der verschiedenen Ausschüsse, alS: Central-, Finanz-, Schieß-, WirthschaftS- und VergnügungS- ouSschuß, durch fleißige Etnzelfitzungen ihre Erledigung finden. Am Vorabend deS FestschießenS, Sonnabend, den 18. August, findet in dem herrlich gelegenen Helbigschen Etablissement a. d. Elbe Begrüßung der eingetrosfenen auswärtigen Schützen, sowie EommerS statt. Gleichzeitig wird bei HelbigS am 18. August c. Nachmittag- ei« AuSkunftSbureau errichtet sein. Man erwartet zur Feier dieses ersten Wettin-BundeL- Schießens eine allseitig außerordentliche Betheiliguug, zumal nicht nur Mitglieder der dem Bund« bereits angehörenden Schützenvereiue, sondern durch Lösung einer Extrakarte jeder Schütze und Freund deS edlen Schießsports herzlich willkommen ist. — Sicherem Vernehmen nach wird der Oberlehrer am Nicolai- Vymvafium in Leipzig, Herr Professor vr. E. Preuß, zu MichaeliS einem ehrenvollen Rufe deS König!. CultuSministeriumS als Rector unsere- Freiberger SyM«astum Alderiiuum Folge leiste». — D«r »r»«tt-«achw«i- de- »«rein- „Feierabend" hat sich schnell eingebürgert und bewährt sich recht gut. In der letzten Zeit war die Anfrage nach Arbeitern, besonder- auch land» wirthschafilichen, zahlreich. Mit der Zeit hat sich ein Mißbrauch de- Nachweise» eingebürgert. Wenn rin Arbeiter Arbeit nachge» wiesen bekommt, empfängt er einen Schein; mit diesem hat er sich dem Arbeitgeber vorzustellen. Wird er angenommen, so Hot er diesen Schein wieder zurück in das NachweiS-Burrau zu bringen, waS aber vielfach unterlassen wird, ja eS kommt vor, daß Vie betreff, enden Inhaber von ArbritSnachweis-Scheinen gar nicht zu den Arbeit gebern geben. Der Geschäftsführer giedt sich alle Mühe, für Jeden paffende Arbeit zu verschaffen, in solchen Fällen aber weiß er nicht, wie er hält. In dem Glauben, die Stelle sei besetzt, unterläßt er eS, sie einem anderen Arbeitsuchenden nachzuweisen, für den sie paffend wäre. Wenn daS Zurückbringen der Scheine sicht bester besorgt wird, sieht sich der Ausschuß genöthigt, einen Zwang au-zuüben, und die Betreffenden von dem (kostenlosen) Arbeitsnachweise in künftigen Fällen auszuschließen. — Schuhmacher > J««u«g. Sonnabend, den 30. Juni, am Geburtstage der Gattin deS StisterS, gelangt, wie alljährlich, ein Theil der Zinsen deS Julius Mehnert-Legate- an arme, alte, kranke und würdige Meister, Wittwrn und deren Hinterlassene durch die Innung zur Bertheilung, und zwar erhalten 5 Personen je 10 M. und 10 Personen je 5 M., in Summa 100 M. Ein weiterer Theil der Zinsen muß laut Urkunde zu Fortbildungs- schulzwecken, Prämiirung der Gesellenstücke und einem Fonds ver wendet werden, welcher, nachdem er dir Höhe von 10 000 M. er- reicht hat, der Innung zusällt. — U«fall» Heute Vormittag in der zehnten Stunde kam auf der Ehernen-Schlange hinter der Gasanstalt auf ebenem Wege eine siebzigjährige Frau in Folge Stolpern- zu Sturze und fiel sich dabei da- Kugelgelenk auS. Die Verunglückte mußte im Siech korb »ach dem Krankenhause überführt werden. — Schief« Treppe. Paffanten der Treppe zwischen dem Ausstellung-Platze und der Halle für Berg- und Hüttenwesen, welche die KönigSallee und Gartenstraße verbindet, hört man häufig klagen, daß sich dieselbe wegen ihrer schiefen Richtung recht unbequem begehen lasse. Dieser Uebelstand fällt sofort weg, wenn man dir Treppe ebenfalls in schräger Richtung von einer Seite zur anderen oder mit einer Achtelwendung deS Körpers absteigt. — Einen Beweis von dem fortgeschrittenen Wachsthum, welches die WitterungSverhältniffe in diesem Sommer gezeitigt haben, legte unS heute Herr Schieserdeckermeister Görner in Gestalt eines 8« tr«id«halm- vor. Derselbe ist auf Sander Flur gefunden worden und weist die staatliche Größe von 2»/, Meter auf. — Am 1. Juli beginnt in Sachsen die Jagd a«f ML««- lich«s Evtl- ««V Damwild, Rehböcke und wilde Enten. Derselben schließt sich am 1. September die Jagd auf weibliches Edel- und lkümwild, Rebhühner, Wachteln, Becafsinen, Schnepfen und Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild an. — Mit der Spitzmarke ,,J«'- Jrrenhau- oder ins AUchtharrS!" schreibt daS konservative „Vaterland" : Die schmäh liche Ermordung deS französischen Präsidenten Carnot, die einen Schrei deS Entsetzens in ganz Enropa hervorgerufen hat, wird von der „Sächs. Arbeiterzeitung" in Nr. 14t in einer Weise be sprochen, die auch dem Ruhigsten und Liberalsten die Frage nahe- legt, ob eine solche Preßfreiheit weiter geduldet werden könne. Zunächst neigt das Blatt der Meinung zu, daß das Attentat „be- stellte Arbeit" sei, mit andern Worten, daß der Thäter von Polizei- agenten zu seiner That gedungen sei, damit dadurch reaktionäre Maßregeln begründet werden könnten. Der Gedanke ist so wahn- witzig, daß Derjenige, der ihn im Ernste aukdenken kann und auSspricht, zweifellos in'S JrrenhauS gehört. Dann erörtert daS Blatt die Möglichkeit, daß die That aus revolutionären Motiven entstanden sei und schreibt wörtlich: „Aber wäre die That auS letztgenannten Gründen geschehen, die herrschende Klaffe hätte keine Ursache zur Entrüstung, hätte kein Recht, den Mörder zu ver- urtheilen. Gerade die herrschende Klaffe ist eS, welche mit solchen Mitteln kämpft und ihre Gegner dem Schafott überliefert. Die Hinmorduna (ll) der „Anarchisten" in Frankreich, Spanien u. s. w. ist viel gemeiner, niederträch- tiger und zugleich feiger als die Ermordung Carnot S. Hätte Santo seinen Dolch deshalb auf Carnot gerichtet, um sich a» diesem für die Hin» fchlachtung Vaillants, Henrys u. s. w. zu rächen, WaS hätte er ander-gethan, al-die französischen Richter, welche jene kranken Geschöpfe ermorden (I!) ließen?" In diesen cynischen Worten wird der gesetzliche Act strafender Gerechtigkeit, der die scheußlichsten Thaten sühnte, gleichgestellt mit der scheußlichsten Mordthat eines wahnwitzigen Mordgesellen. Mit dieser Gleichstellung wird aber die gesetzliche Ordnung verhöhnt, mit Füßen getreten. Man erwäge: Die Hin richtung eine- Mordbuben, der mit Dynamit Hunderte von Menschenleben bedrohte und gefährdete, ist nichts anders al- die Ermordung deS Repräsentanten der Staatsgewalt. Frecher und gemeiner, bübischer und banditrnhaster kann der gesetzlichen Ordnung nicht in'S Gesicht geschlagen werden. DaS bedeutet nicht- ander- «V 1>ie Aufrichtung einer Bauditenmoral. Wer solche Gedanken in'- Volk wirft, der ist ein intellectueller Mitschuldiger deS Mord buben, macht zu gleiche» Thaten geneigt, der gehört in'- Zucht» hauS. Freilich daS Gesindel, da- auf diese Weise mit den Dyna miischurken gemeinsame Sache macht, bleibt feige im Hintergründe und schiebt einen fast täglich wechselnden Strohmann vor, der von Parteiwegen di« Verantwortlichkeit übernimmt und, wenn die Sache zum Klappen kommt, nach berühmten Muster» zufällig nicht dagewesen ist. Die Presse hat selbst auSgiebig dafür gesorgt, daß alle anständig und ruhig Denkenden zu der festen lleber- zeugung gekommen find, daß eS so nicht weiter gehen könne „Weg mit der Preßfrechheit!" — Erledigt: die 2. ständige Lehrerstelle der 6klassigen Schule zu Wiederau. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 Mk. Gehalt, 100 Mk. vom Kirchendienst, 48 Mk. Fort- bildungSschulhonorar, 36 Mk. für Ertheilung d«S Turnunterrichts und Freiwohnung. Gesuche find unter Beifügung sämmtlicher Zeugnisse bis zum 14. Juli an den König!. BezirkSschulinspector vr. Böhme in Rochlitz einzureichen. Der vor Kurzem durch einen jähen Tod auS einer hervor- ragenden Berufsstellung gerissene Oberamtsrichter vr. Moritz Neubert Hal seine Liebe zu seiner Vaterstadt Dr«Sve« und sein Interesse für gemeinnützige Anstalten auch testamentarisch durch großartige Stiftungen und Legate bethätigt. Zu seinen Erben setzte er zunächst seine drei Töchter ein, stiftete jedoch noch außerdem der Stadt Dresden im Sinne seiner ihm vor wenigen Jahren im Tode vorangegangenen Gattin nachstehende Legate: 10000 Mk. zur Vermehrung der Stadtbibliothek, 10000 Mk. zur Vermehrung des Stadtmuseums, 8000 Mk dem deutschen Schulverein zur Erhaltung des DeutschthumS im AuSlande, 20000 Mk. dem Gustav-Adolf-Verein, 20000 Mk. dem Frauen vereine; ferner die Mittel zur Begründung und Erhaltung von 6 Freibetten im StavtkrankenhauS und von ebensoviel Freibetten in der Kinderheilanstalt mit Kindrrhospital. Da die letzten beiden Vermächtnisse einen Aufwand von etwa je 100000 Mk. dar« teilen, so belaufen sich die von dem edlen Mitbürger ausgesetzten Legate auf weit über eine Viertel-Million Mk. Die ersten und letzten Legate gehen direct der Stadt Dresden zu Gute, an deren Wohle der Erblasser schon in Folge deS Umstande-, daß sein ver ewigter Vater Jahre lang Bürgermeister gewesen ist, stet- ein ;ervsrragendeS Interesse genommen hat. Die mit Vermächtnissen ^dachten Behörden und Anstalten werden erst «ach einer Reihe von Jahren in den Besitz der Capitalien gelangen, da der Er blasser zunächst seine LeibeSerben in den Genuß der Zinsen der Vermächtnisse eingesetzt und die Auszahlung von mehreren, erst m Lause der Zeiten erfüllbaren Bedingungen abhängig gemacht >at. — DaS Nachspiel, welche» die socialdemokratischen vemonstrattonen am 1. Mai vor dem Gericht voraus- schtlich haben mußten, hat vorgestern seinen Anfang genommen und gestern eine Fortsetzung erfahren. Es hatten sich vorgestern etwa 50 Personen vor dem Dresdner Schöffengericht unter Vorsitz veS Herrn Amtsrichters vr. Bockwitz wegen Vergehens gegen das Gesetz vom 22. November 1850, das Vereins- und Versammlungs- recht betreffend, und daS Verbot der König!. Polizeidirection vom 27. Apri! 1894 zu verantworten. DaS von der König!. Polizei- direction gemeinschaftlich mit den König!. Amtshauptmannschnften DreSden-Neufiadt und Altstadt erlassene Verbot erging dahin: „Im Verwaltungsbereiche der genannten Behörden werden, zu nächst für den 1 und 3. Mai lnusenden JahreS alle öffentlichen Auf- und Umzüge, sowie alle An- und Versammlungen aus Straßen und Plätzen oder sonst im Freien aus Grund von 8 13 bez. § 12 deS Gesetze» vom 22. November 1850, das Vereins und Versammlung-recht betreffend, auch 8 1 der Brordnung vom 9. Juli 1872, den Verkehr auf den öffentlichen Wegen betreffend, hiermit ausdrücklich verboten. Den Auf- und Umzügen find nach Befinden gleichzuachten sogen. Massenspaziergänge, auch wenn sie nur gruppenweise und ohne feste Gliederung sich bewegen." Die von dem Schöffengericht zuerkannten Strafen sind zum Theil ziemlich scharfe. So wurden Buchdrucker Hünig, Buchdruckerei- lefitzer Schönfeld, Tischler Heilwcck und Kaufmann Walfisch zu e 2 Monaten Grsängniß verurtheilt. Strafschärfend fiel bei ihnen n's Gewicht, daß sie bei der soctaldemokratischen Partei eine her vorragende Rolle spielten. Die beiden Angeklagten, Frau Find- eisen und Dörner wurden freigesprochen, während alle übrigen 42 Angeklagten mit Ausnahme einer Frau Hänsel, die eine Geld- Strafe von 50 Mk. erhielt, eine Geldstrafe von je 100 Mk. ent richten muffen. — Gestern hatten sich weitere 45 Angeklagte in derselben Weise zu verantworten. Jeder Angeklagte beantragte seine Freisprechung. DaS Urtheil lautete bei dem Reichstags- abgeordneten Geyer aus eine Geldstrafe von 150 Mk., während bei den übrigen Angeklagten (mit Ausnahme von dreien, welche freigesprochen wurden) Geldstrafen von je 100 Mk. erfolgten, indem durch die Beweisaufnahme die Uebrrtretung der 88 12 und 13 deS VereinSgesetzeS vom 22. November 1850 als erwiesen erachtet wurde. Bei Geyer fiel die Strafe höher aus, da gegen ihn wegen gleichen Deliktes bereits auf eine Strafe erkannt war. — Die Dinka - Neger im Zoologischen Garten erfreuen sich fortgesetzt eine» lebhaften Interesses, und der Garten ist auch an den Wochentagen immer gut besucht. Der Aufenthalt der schwarzen Fremdlinge in Dresden dauert nur noch bis zum 8. Juli, und für den Winter wird die Truppe wahrscheinlich vom Castanschrn Panoptikum in Berlin engagirt werden. Zu Sonntag, den 1. Juli ist der Eintrittspreis auf 25 Psg. für die Person festge- setzl worden. Von Nachmittags 5 Uhr ab findet Militür-Concert statt. — Die neue vierte Clbbrücke in Dresden, welche die Verbindung zwischen Elbberg und Neustadt Herstellen soll, schreitet jetzt ihrer Vollendung entgegen. Im Monat October wird die Brücke dem Verkehr übergeben. — Für die internationale AuS- stellung für Nahrungsmittel, Bolksernährung mit,Maffenspeisungen und Armeeverpflegung, verbunden mit einer Industrie-, Gewerbe- und Sport-AuSstellung, welche vom 25 August bis 16. September auf dem Platze der Vogelwiese statt- findet, find die Arbeiten im vollen Gange. Zur elektrischen Beleuchtung der öffentlichen Straßen und Plätzen in Leipzig, sowie wichtigerer Straßenkreuzungen werden zunächst fünfzig Candelaber aufgestellt, die einen Kostenaufwand von 21 000 Mark verursachen. Für den Betrieb dieser Beleuchtung werden 28 000 Mark in das städtische Budget eingestellt. Mit der Einrichtung dieser Beleuchtungsanlage wird sobald als möglich begonnen werden; dir Vorarbeiten für die Einrichtung der elektrischen Beleuchtung der Stadt sind im Gange. Am 1. Juli wird in Zwickau die Generalversammlung des Sächsischen StenographendundeS abgehalten. Der dortige Gabels- berger Stenographenverein hat festliche Vorbereitungen getroffen. Die Hauptversammlung mit Vortrag findet Vormittags 11 llhr in der „Saxonia" statt. Mit dieser ist ein PreiSwettschreiben in drei Abtheitungen in den Schnelligkeiten 70—90, 130—150, 180—200 Silben verbunden. — Am Mittwoch wurden in Zwickau zwei Kausmann-lehrlinge au» Chemnitz, welche sich Tag» zuvor auS ihrer Lehre heimlich entfernt hatten, festgehalten. Der Vater eine» dieser Burschen war denselben nachgefahren und nahm sie in Zwickau wieder in Empfang. — Vorgestern Vormittag ist auS dem GerichtSgefängniß nach Uebersteige» einer sehr hohen Maner der berüchtigte Hochstapler Grabowsky, dem Diebstähle von hohe» Werthen zur Last fallen, auSgebrochen. Derselbe konnte glücklicher Weise auf der Humboldt straße ergriffen und verhaftet werden. In der letzten Stadtverordnetenfitzung in Mittweida stand jüngst u. A. zur Verhandlung die Verwilligung von 5000 Mü al« weiteres Berechnungsgeld zur Fortsetzung der Wasserversorgung-, arbeiten. Nach dem erstatteten Bericht über dieselben sind recht erfreuliche Fortschritte und Ergebnisse festzustellen. DaS Collegia« erklärte sein Einvrrständniß und bewilligte die genannte Humme. Der am Montag Abend auf dem Hauptbahnhose in ZUta« eintreffende Personenzug auS Oybin mußte, wie die „Zitt. M-Ztg." schreibt, an der Schießwiese gegenüber dem Steigerhause au» eine« merkwürdigen Grunde halten. Ein kleiner Knabe stellte sich vor dem Zug auf die Schienen und ging nicht eher fort, al- bi- ihn der Zugführer beim Arme nahm und von dem Geleise weg be förderte. — Von anderer Seite wird dem genannten Blatt der Vorfall etwas anders dargestellt. Darnach haben mehrere Knabe»— ganz ün äs oiövls — „Selbstmord" gespielt und sich mit dem Kopf nicht auf, sondern vorsichtiger Weise dicht neben die Schienen gr« legt. AlS der Zug herankam und die beiden Schlingel sich nicht vom Flecke rührten, mußte der Zug wohl oder übel halten. Der Zugführer sprang herunter, faßte den älteren der beiden Prachtkerle und schaffte ihn trotz seines Sträubens in den Packwagen, um hn vielleicht an der nächsten Station der heiligen Hermandad zu übergeben. AuS LSba« wird geschrieben: Der „Sächs. Postillon" bringt in seiner Donnerstagsnummer folgendes sehr ernst gemeinte Inserat; „Junger Commis, 19 Jahre alt, im Besitz des Einjährig-Frei» willigen-ZeugniffeS, welcher auch 3 Jahre lang die HandelSlehr« anstalt in Bautzen besucht und besonder- im HeringSfache bez. käuchern sehr gute Erfolge erzielt hat, sucht, gestützt auf I» Referenzen, zum 1. Juli 1894 Stellung als Markthelfer, event. Laufbursche. Gefl. Offerten unter 2.777 postl. Löbau, Sachsen." — Das zeigt, welche Ueberfüllung an kaufmännischem Personal vorhanden ist! In England gehen solche Leute in die Colonien und finden dort ihr Brot, aber bei uns? Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich vorgestern Vor mittag in einem Steinbruche in Bischof-Werda, indem der Polier Karl Partsch aus GeißmannSdorf durch vorzeitiges Entlade» eines sogenannten Wendeschufses im Gesicht schwere Brandwunde» erlitt. Die Gewerbe-Ausstellung in Geringswalde, welche vier zehn Tage geöffnet war und am letzten Sonntage geschloffen wurde, ist im Ganzen von 9313 Personen besucht worden. In der Fülle seiner Jugendkraft ging am vorigen Sonnabend in der 9. Abendstunde der Knecht des Allcoschützer Gutsbesitzers- Hilbert, Namens Reinhold Mende, mit einem Freunde in die Badeanstalt von E. Fischer in Birkigt, um zu baden. Während nun der andere junge Mann das Bad verließ, ries er mehrmal» den Mende, da er jedoch keine Antwort bekam, glaubte er, Mende sei schon fort. Der Badebesitzer revidirte vor Schluß seiner Bade anstalt wie gewöhnlich die Zellen, da ihm jedoch nichts ausfiel, verließ er das Bad, um nach Hause zu gehen. Wie erstaunte er aber, als er am Sonntag Morgen in einer Zelle eine vollständige Kleidung sah. Sofort durchsuchte er mit Hilse einiger Personen den Teich von vorn bis hinten, bi» man in dem hintersten Winkel die Leiche deS so jäh um's Leben Gekommenen kalt und starr fand. Wie durch die ärztliche Untersuchung festgestellt worden ist, ist der Unglückliche im Wasser von Krämpfen befallen worden und so um's Leben gekommen. Der bedauernSwerthe junge Mensch, ein Bauerssohn auS Großölsa, ist noch nicht ganz 20 Jahre alt. Der Ertrag der in Oels«itz seit mehreren Jahren zur Erhebung kommenden Biersteuer ist für dieses Jahr mit 8000 Mk. in den städtischen Haushalt eingestellt. Im Jahre 1893 gelangten 16275 KI Bier zur Versteuerung und wurde ein Einnahmeposten von 7800 Mk. verrechl et. Sonnabend Vormittag mußte in Ualke«dach ein der Toll wuth verdächtiger Hund erschaffen werden. Er ist am Freitag in Wiesenbad aufgetreten und hat daselbst ein Kind und mehrere Hunde gebissen. Für einen weiten Kreis ist nnnmehr die Hunde sperre ungeordnet. Zeittafel bemerkenswertster Ereignisse i« Sachs«« von C. A. Schönherr-Brand. (Nachdruck verboten.) 28. Juni. 1712 fing man an die Stadt Callenberg bei Lichtenstein z» erbauen. 1792 gab eS in Leipzig nur 12 WirthShäuser wo gespeist, Wein geschenkt und Fremden Logis geboten wurde. Dann gab eS 3 Weinschenken, in denen zugleich gespeist werden konnte, 4 andere Weinschänken, 49 Gasthäuser, darunter noch keine Hotelbc- neunung, 13 Speisewirthe und 6 Kaffeehäuser. In den Vorstädten 4 Kafsecgärten. 1828. Feierliche Grundsteinlegung zu einer Silberschmelzhütte „König!. AntonShütte" genannt unweit Schwarzenberg an der Straße nach Johanngeorgenstadt gelegen. 1855. Betriebs-Eröffnung der Etsenbahnstrecke von DreSden«- Altstadt nach Tharandt. 1890. Ohne erneuert zu werden lief in Leipzig der sog. kleine Belagerungszustand ab. Neueste Nachrichten. AöKSl«, 28. Juni. Der Pariser Correspondent der „Köln. Zig." versichert, Casimir Pörier, der sonst «in Mann von fest«, Üst kalter Außenseite sei, habe die Kunde von seiner Wahl mit innerer Erschütterung vernommen und kurz darauf zu vertraute» Bekannten geäußert: „Wollte Gott, daß Frankreich einen Friede» habe, der länger als mein Leben dauert!" Thorn, 28. Juni. Heute wurden außerhalb deS Weichsel» gebieteS wieder einige Cholerasälle amtlich constatirt. In Deutsch- Eylau wurde bei einer erkrankten Frau bactrriologisch Cholera festg-strllt und in Großgrünhof starb die Frau deS AmtLvorsteherS an dieser Seuche, während die Tochter ebenfalls unter denselben Erscheinungen erkrankt ist. Marienwerder, 28. Juni. In Groß-Grünhof bei Mewe wurde an der Tochter des AmtSvorsteherS Steckman» asiatische Cholera ftstgestellt. Die Mutter starb in der Vorwoche nach kurzem Krankenlager. An der Wetchselmündung ist der Schifffahrt« und Fährverkehr vollständig ausgenommen. Prag, 28. Juni. In dem unter Ausschluß der Oeffentlich» keit heute durchgeführten HochvirrathSproceffe wurden die An geklagten, die 16jährigen Matrjicak und Kolrcko, und der 18jährige Schütz deS HochverratHS, der MajeftätSbeleidigung und anderer Verbrechen und Vergehen schuldig befunden und die beide» ersten z» je 12jähriger schwerer Kerkerstrafe, der dritte zu einer Kerker«- strafe von 13 Monaten verurtheilt.
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