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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189409277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18940927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18940927
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-09
- Tag 1894-09-27
-
Monat
1894-09
-
Jahr
1894
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.09.1894
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«24 Freiberger »«zeiger u«d Tageblatt. Seite 4. »8»4 ie Gegend. Nach einge- wandele. Gefallen find Premier-Lieutenant Diestel und die Reiter Schern, Bock, Bartsch, Rocher, PinSke, Eckhardt, Görckc und Höltermann. Verwundet find Hauptmann v. Estorfs und die Reiter Pollet, Reichel, Krause, Hohmann, Kluth, Baleke, Moser, Wischkon, Iben, Koht. Die Verwundeten befinden sich sämmtlich außer Lebensgefahr. Leber die Verluste auf Seiten der WitboiS enthält die Meldung deS MajorS Leutwein nicht». das Gutachten die Verletzungen, die gut geheilt sind, als lebens gefährliche nicht dar, doch sei daS Instrument ein lebenSgesähr» icheS und bei der Wucht, mit welcher die Schläge geführt worden eien, hätten ebenso gut auch lebensgefährliche Verletzungen her» reigeführt werden können. Auch eine an Ort und Stelle im zu erkennen war. — Touristisches. Die soeben erschienene Doppelnummer 9 und 10 der Zeitschrift „AuS deutschen Bergen" in Aussig bringt unter vielem Andrien auch einen sehr hübsch geschriebenen Artikel über einen Ausflug in'S Erzgebirge, in welchem besonders Frei« brrg und da» obere Flöhathal rühmende Erwähnung finden. Zugleich ist diesem Artikel eine gelungene Abbildung von dem beisammen. — Ehrlicher Finder. Die gestern im Jnseratentheil unseres Blattes als verloren gemeldete Brieftasche, welche unter Anderem den Betrag von 200 Mark in österreichischem Gelbe ent ¬ heben. Dem Bringer wurde die brstcke' Zollhaus - Stosse« beziehentlich Wilsdruff - Zollhaus - Nossen, besichtigten am 24. d. M. die Herren Geh. Räthe Vodel, Köpke, Ritterstädt und v. Kirchbach die Gegend. Nach einge GerichtSsaale vorgrnommene Prüfung bestätigt die Richtigkeit des ärztlichen Gutachtens. Der Herr Vorsitzende läßt die als Zeugin erschienene Frau Kühnert, die sich der Vorgänge an jenem 29. Juli nur noch bis zu dem erwähnten Streite am Nachmittage zu entsinnen weiß und deren Erinnerung an die späteren Vor gänge bis zu ihrem Erwachen im Krankenhause vollständig ent- chwunden ist, vortreten und Herr GerichtSarzt vr.Ntppold weist durch Anlegen deS BeilS an die Narben nach, daß nur mit der schneide die Verletzungen herbeizesührt sein können. Die weiteren Zeugenaussagen sind an dieser Stelle insofern nicht von Belang, alS sie den Sachverhalt, so wie er hier dargestellt ist, im Wesentlichen bestätigen. Der Gerichtshof stellt drei Schuldfragen auf: 1. Ist Kühnert des versuchten Todtschlags schuldig ? 2. Sind ihm in diesem Falle mildernde Umstände zu bewilligen? 3. Im Falle die Frage 3 verneint wird, ist Kühnert einer gefährlichen Körperverletzung schuldig? — Für den Fall, daß die 3. Frage bejaht werden sollte, beantragt der Herr Vertheidiger, wie er selbst betont, nur auS formellen Gründen, noch eine 4. Frage, ob auch dann noch dem Angeklagten mildernde Umstände zu be» > willigen sind. Während der Herr Staatsanwalt sehr energisch für Vie Bejahung der ersten Frage plaidirt und betont, daß die Staatsanwaltschaft den Vorhanvenen mildernden Umständen schon von vornherein insofern selbst Rechnung getragen habe, als sie nicht die Anklage aus versuchten Mord erhoben habe, bittet der Herr Vertheidiger die Herren Geschworenen unter ausführlicher Begründung um Bejahung der 3. Frage, kann aber dann die Be- willigung mildernder Umstände den Herren Geschworenen nicht empfehlen. Der durch den Obmann Herrn Rittergutsbesitzer Freihrrrn v. Wangenheim verkündete Wahrspruch der Geschworenen verneint die Fragen 1, 2 und 4 und bejaht die dritte Frage. Demgemäß wird der Angeklagte wegen gefährlicher Körperver- lexung zu 4 Jahren Gefängniß verurtheilt. — Die Kranken, und Begräbniß-Unterstützungskasse „Gegen seitigkett" feierte am Sonntag ihr 20jähriges Stiftungsfest, bestehend in Vorträgen und Ball, im Saale deS Gewerbehauses. Nachdem zum BegrüßungSrundgang angetreten war, hieß Herr Siegel die Erschienenen herzlich willkommen und sprach im Weiteren dem bisherigen Vorsteher Herrn Bielitz für die muster- hafte Führung der Geschäfte den Dank auS. Dem stellvertretenden Vorsteher Herrn Tittel wurde für seine langjährige Thätigkeit unter einer entsprechenden Ansprache ein Ehrendiplom überreicht. Die Festtheilnehmer blieben noch lange in fröhlicher Stimmung _ . , !ark zu Theil. Herr Poctzsch ist als Drahtweber in der Fabrik deS Herrn Gustav Kirbach hier beschäftigt. Noch am selben Abend konnte dem Verlustträger die Brieftasche eingehändigt werden. — Kupferpfeunige giebt eS bei uns erst seit dem Jahre 1772, nicht aber seit 400 Jahren, wie jüngst in öffentlichen Blättern behauptet worden ist. BiS 1772 hatte man in Sachsen nur Silberpfennige. Bei kleinen Ausgaben, sowie bei Aus gleichungen machte sich bis zu dem genannten Jahre der Mangel an Pfennigen oft recht fühlbar, weil die Silberpfennige gern angefammelt und verkauft und dann wegen ihres hohen Jilber- gchaltes kingeschmolzen wurden. Um dem vorzubeugen, stellte man 1772 das Aukprägen der Silberpfennige ein und ersetzte sie durch kupferne. Bis zum Eintritt unserer" deutschen Münz währung 1874 waren noch solche Pfennige mit der Jahrzahl 1772 in Umlauf. Einige Jahre später (1778) wurden auch Heller geprägt, die man nach einiger Zeit aber wieder eingehen ließ Ehe das vorige Jahrhundert zu Ende ging, lernte das sächsische Volk noch eine neue Scheidemünze kennen, nämlich die Knpferdreier. Die ältesten trugen die Jahreszahl 1779. Lange Hal man sie nicht geprägt, und alS sie beim Eintritt der deutschen Münzwährung eingezogen wurden, gab es nur noch glatt ab gegriffene Stücke, an denen kaum irgend eine Spur von Gepräge Georgendorser Wasserfall beigegebeu. Dieser Wasserfall verbirg eS, in weiteren Kreisen bekannt zu werden, denn derselbe dürft, wohl der größte und schönste deS Erzgebirge» sein, weil er ch» Höhe von etwa 70 m hat und sehr schön vom Wald umrahmt M Leider ist derselbe nur an Sonntagen in voller Größe und SchS», heit zu sehen, da an Arbeitstagen daS Wasser der Flöha kurU- dem Falle in daS Getriebe einer Fabrik geleitet wird. Der er, wähnte Wasiersall ist von Bienenmühle au» auf dem Wege üb» Deutsch-Georgenthal in 1*/, Stunde zu erreichen. — Erledigt: die Kirchschulstelle zu Arnoldsgrün b. Schöneck. Collator: daS König!. Ministerium de» Cuktu» und öffentliche» Unterrichts. Gehalt bei freier Wohnung mit Garten: 1000 M vom Schuldienst, etwa 500 Mk. Vom Küchendienst, 288 Mk. bi» auf Weitere» für Ueberstunden wegen Unterrichts in einer 8. Klaff» 72 Mk. für Fortbildungsschulunterricht, 40 Mk. Beitrag zur HeiziiU der Schulstube, event. daS Honorar für Nadelarbeitsunterricht eu! die Frau deS Lehrer». Gesuche sind bi» zum 15. Oktober ein» zureichen beim Königl. BeztrkSschulinspector Schulrath Baunack j» OelSnitz i. V. Der Mühlenbesitzer Trenkmann au» Malter bei Diptzoldit- Walde ist am Freitag früh im Krankenhause seinen am Monta- voriger Woche NachtS erhaltenen schweren Brandwunden erlegt Der BedauernSwerthe war mit einer Petroleumlampe zum Fall!» gekommen und, da er sich nicht wieder aufrichten konnte, von dw brennenden Oel an Kopf, Brust und Unterleib schrecklich verbrämt worden. Die Glücksgöttin hat einmal ihre Gaben über einen bis jetzt voa hr vernachlässigten Erdenbürger auSgeschüttet. Der Hauptgewinn der Dresdner Internationalen Ausstellungslotterie ist eine, armen, eben von schwerer Krankheit genesenen Laufburschen der Ictiengesellschaft für Glasindustrie Vorm. Friedrich Siemens zuge- allen. Freilich weiß der arme Bursche mit dem Gewinne in einer jetzigen Gestalt, der kostbaren completen Ausstattung nicht» inzufangen. Hoffentlich findet sich aber bald ein Liebhaber, der dem glücklichen Gewinner die Möbel gegen klingende Münze umtauscht. — Der frühere Maurergeselle und spätere Pferdehändler Karl Friedrich Ehrlich verlieh unter wucherischen Bedingungen an drei Schüler einer Dresdner MilitärvorbereitungS - Anstalt 15 000 Mark auf Wechsel und Ehrenwort. Die jungen Leu« mußten sich verpflichten, statt baaren Geldes drei Pfervr und zwei Wagen mit in Zahlung zu nehmen, die ihnen auf 10 000 Mark berechnet wurden, obgleich sie nur 5000 Mark Werth hatten. Gegen einen der drei Geldnehmer richtete der Wucherer später wegen der Bezahlung des Wechsels eine Klage. Als diese zu» Theil vom Gericht abgewiesen wurde, wandte sich Ehrlich an den Beklagten mit dem Ansuchen, er solle ihm einen Wechsel bon 12 700 Mark für den bei der Klage gehabten Verlust auSstellen, dann könne er von ihm wieder Darlehn erhalten. Der junge Mann war so leichtsinnig, darauf eiuzugehen und er hat dann trotz deS Wechsels über 12 700 Mark für zwei andere über 1M und 1600 Mark nicht mehr als 200 Mark erhalten. Da» Land gericht verurthrilte den Wucherer zu acht Monaten Gefängniß, 1500 Mark Geldstrafe und drei Jahren Ehrverlust. Von dem Nachmittags 2 Uhr 40 Min. von Ehenwitz nach Stollberg verkehrenden Personenzuge hat sich vorgestern zwischen Höhltcich und Stollberg ein unbekannter Mann über sä hren lassen. Der Unglückliche hat sich kurz vor der Maschine aus'» Gleis gelegt und ist anscheinend von den Räumern leben»- gefährlich verletzt worden. Er wurde noch lebend nach Stollberg ist wegen Widerstande», HauSfriedrnsbrucheS und Beleidigung bereits mit verschiedenen Gefängniß- bez. Haftstrafen vorbestraft — sucht den Vorgang am 29. Juli so darzustellen, al» ob er von seiner Frau schwer gereizt worden sei. Er habe an diesem Sonn tage in der Böhme'schen Birrhalle erfahre», daß der Wirth für ihn in Großschirma «ine gute Arbeitsgelegenheit wüßte und da- von habe er seiner Frau Mittheilung gemacht. Er habe ihr ge. sagt, daß sie sich trennen wollten und er nur noch für den ZinS sorgen würde und für das Unterkommen ihrer drei Kinder in der Kleinkinderbewahranstalt. Damit sei die Frau, (die später bei ihrer Vernehmung genau daS Gegentheil angiebt) nicht einver standen gewesen, und sie habe ihm gedroht, daß sie ihm durch einen Brief an seine» neuen Brotherrn die Stelle verderben wolle. DaS habe ihn in große Wuth gebracht. Schon im Laufe deS Nachmittag» ist e» zu einem heftigen Zwist gekommen, in dessen Verlaufe Kühuert, wie er selbst auSsagt, da» Brotmesser genommen und eS, ohne zu treffen, nach seiner Frau geschleudert hat, die e» nach ihm zurückgeworfen habe. Dann habe er seine Frau in die Kammer hinauSgesteckt und sie eingrschloffen. Hier über aufgebracht, habe nun die Frau in der Kammer zum Küchen beil gegriffen, und damit ihr Mann öffne, mit demselben so heftig an die Thür geschlagen, daß der Kalk heruntergefallen sei. Er habe geöffnet und da sei ihm die Frau mit dem Beile entgegengetreten und habe »ach ihm ausgeholt. Er sei ihr aber sofort in den Arm gefallen, habe ihr daS Beil entrissen und mit diesem, und zwar mit dem Rücken zwei Schläge nach ihrem Kopf geführt. Dann sei er fortgegangen. DaS Gutachten des al» Zeugen und Sachverständigen geladenen GericktSarztes Herrn vr. Dippold widerlegt diese letzteren Angaben. Die Untersuchung der verletzten, die noch am Abend der That auf Anordnung des Herrn vr. N ppold in daS Krankenhaus über führt wurde, hat vier tiefe Schnittwunden ergeben und zwar über das eine luge, dessen Lid zerschnitten war, ohne daS Auge selbst zu ver- letzen, ferner an der Schläfe, am Ohre und am Hinterkopfe. Diese vier Wunden können weder mit bloß zwei Schlägen herbeigeführt worden sein, noch mit dem Rücken deS BeileS. An sich stellt Vertttcher und SSchstsches Freiberg, den 26. September — In unserer städtischen Verwaltung steht eine tief ein- schneidende Aenderung bevor: Herr Bürgermeister Idr Böhme hat einen ihm durch den Herrn CultuSminister persön- lich überbrachten Rus in das Kgl. Ministerium deS CultuS und öffentlichen Unterrichts erhalten, woselbst er die Stellung eines Vortragenden RatheS mit dem Titel und Rang eines Geh. Re- gierungSrathrS übernehmen wird. Herr vr. Böhme hat dir ehren volle Berufung angenommen und wird demnach von der Leitung unserer städtischen Verwaltung zurücktreten. Wir brauchen an dieser Stelle nicht erst zu betonen, welch schweren Verlust dieser Schritt sür unser städtisches Gemeinwesen bedeutet, dem Herr Bürgermeister vr. Böhme seine seltene Arbeitskraft mit auf opfernder Pflichttreue gewidmet hat. Nicht minder wird sein Weggang in einer großen Reihe gemeinnütziger Unternehmungen unserer Stadt, denen Herr vr. Böhme ein thatkrästiger Förderer gewesen, eine fühlbare Lücke zurücklaffen. — Wegen Wetterführung ver Bahnlinien Hal»- nommenem Mittagsmahl in dem Zollhaus Bieberstein erfolgte die Rückfahrt mittelst ExtrazugeS von Wilsdruff nach Dresden. — Die Gewinnliste der Lotterie der „Internationalen Ausstellung für Nahrungsmittel, Volksernährung, Industrie, Ge werbe, Handel und Sport in Dresden" liegt zur Einsicht in unserer Expedition in der Zeit von Vormittags 11 bis 1 Uhr, sowie Nachmittags von 5 bis 7 Uhr auS. — In der gestrigen Hanptverhanvlung Vt» Königl. Schwurgericht» zu Ureiberg halte sich der Handarbeiter Julius Hermann Kühnert in Freiberg wegen versuchten Todt- schlagS, begangen an feiner Ehefrau, zu verantworten. Der Gc- gebracht. Von einer in Gedanken stehen gelassenen Frau wird aus Meitze« geschrieben: Daß man Schirme, Stöcke und dergleichen in Gedanken stehen lassen kann, ist eine allbekannte Thatsache. Daß man aber seine eigene Frau in Gedanken fitzen lassen kann, ist neu. Am Sonntag Nachmittag machte sich ein -tesigeS Ehepaar auf den Weg, um grmüthlich nach Kotitz zu pazteren. AlS man sortging, schien die Sonne ganz freundlich, aber unterwegs regnete eS mehrmals tüchtig. Als man glücklich bis Brockwitz gekommen war, fing eS so stark zu regnen an, daß die Frau die Lust verlor, noch einen Schritt weiter zu gehen. Sie wanderte deshalb in'S WirthShauS und versprach ihrem Manne, hier seine Rückkunft von Kötitz, wo er geschäftliche Besorgungen halte, abzuwartcn. In Kötitz wird der Gatte von Freunden bei gutem Bier und interessantem Gespräch bis zum Abend zurückge halten, geht dann auf den Bahnhof Coswig und führt sehr be friedigt von seinem Ausfluge nach Hause. Erst vor der Thür seiner Wohnung, welche er verschlossen findet, fällt dem Unglück lichen wieder ein, daß seine theuere Ehehälfte noch in Brockwitz auf ihn wartet! Kurz entschlossen miethrt er sich einen Ein spänner und läßt sich in Carrier« nach Brockwitz fahren. Hier muß er aber die traurige Mittheilung entgegennehmen, daß seine Frau vor etwa */, Stunde nach Kötitz gegangen ist, um ihn, den Vergeßlichen zu holen. Schleunigst wird der Frau nachgejagt, aber ohne Erfolg. Sie war bereits mit dem letzten Zuge von Coswig nach Hause gefahren. Ueber den Empfang, den der ver geßliche Gatte bei feiner Rückkunft gesunden hat, schweigt de» Sängers Höflichkeit. Er macht aber seitdem stets einen Knoten in'S Schnupftuch, wenn er mit seiner Frau ausgeht. Folgender drastische Manövervorfall ereignete sich im Dorse Ruppersdorf bet Bor«a, woselbst daS Bautzner Infanterie- Regiment in Quartier lag. Bei einem Gutsbesitzer, bei welchem mehrere Mann einquartiert waren und wo zum Aufbewahren der Sachen eine Kammer extra zur Verfügung stand, vermißte ein Soldat beim Aufftehen seine sämmtlichen Uniformstücke; alle» Juchen war vergebens. Die Zeit zum Abmarsch rückte immer näher h: ran, da, 10 Minuten vor dem Abrücken, erschien der don in Diensten stehende Knecht in voller Uniform. Auf Befragen gestand er ein, per Bahn in dem ziemlich entfernt gelegenen Oederitz bei seiner Braut sich vorgestellt zu haben. Nur der Gut- müthigkcit des Soldaten hat er es zu verdanken, daß er nicht eine exemplarische Strafe erhielt. Vorgestern Abend gegen 10 Uhr stürzte zwischen Dresden und Radebeul, in der Nähe von Pirsche«, ein Schaffner Körner vom Zuge ab und wurde überfahren. Der Verunglückte, der aus dem Leipziger Bahnhof stationirt war, verlor dabei das Leben. Wie überaus leicht mancher Mensch ein Opfer deS Schwindel» wird, zeigt ein Fall, der sich in dem Dorfe Lederhofa bei Weid» ereignet hat. Dort war dieser Tage ein unbekannter Fleischer wegen Kaufs einer Kuh mit einem Bauern in Unterhandlung ge treten; Ersterer bestand darauf, daß daS Thier an Ort und Stelle zu schlachten sei, da anscheinend eine Erkrankung innerer Organe vorlicge, nach deren Befund sich die Höhe deS Kaufpreises richte. Der Bauer willigte denn auch in diesen Vorschlag ein und alsbald wurde in der Scheune der Kuh daS Lebenslicht auSgeblasen. Nach dem dieselbe enMutet und zum Theil auSgeschlachtet war, wußte der Käufer den Bauer weiter zu bestimmen, daS Fleisch ander« Tags abholen zu vürfeu und ihm vorläufig nur Haut ur d Zunge abzulafftn. Unter Mitnahme dieser beiden Theile entfern« sich schließlich der Mann, auf dessen Rückkehr der Bauer Heu« noch wartet! — DaS Fleisch aber ist inzwischen ungenießbar geworden. richtShvs wurde gebildet au» Herrn LandgerichtSdirector Baumbach «lS Vorsitzenden, den Herren LandgerichtSrath Jacobi und Assessor Oehme als Beisitzerin und Henn Referendar vr. Seifert als Ge- richtSschreiber. Die Königl. Staatsanwaltschaft vertritt Herr StaatSanwalt vr. Meier, die Vertheidigung führt Herr Rechts anwalt Leonhardt. Auf der Geschworenenbank nehmen nach er folgter AuSloosung die folgenden Herren Geschworenen Platz: Gustav Gäbel, Gutsbesitzer in Klessig, Paul Ludwig Schmuhl, Borwerksbesitzer in Zug, Karl Heinrich Bauer, Oberhüttrnver- walter in Hilbersdorf, Heinrich Möhring, Rittergutsbesitzer in ErbiSdorf, Paul Siebmaun, Fabrikbesitzer in Niederschmiedeberg, Karl Wilhelm Röber, Zimmermeister in Nossen, Ernst Friedrich Horn, Gemeindrvorstand und Gutsbesitzer in ConradSdorf, Richard Georg Düweritz, Rittergutspachter in Hirschfeld, Karl Heinrich Lehmann, Gutsbesitzer in Oberbobritzsch, Friedrich Freiherr von Wangenheim, OberstUeutenant, Rittergutsbesitzer in Weißenborn, Traugott Fleischer, Gutsbesitzer und OrtSrichter in Klingenberg, Arwed Arthur Clauß, Erblehngutsbesitzer in Tuttendorf Nach dem Eröffnungsbeschluß ist der im Jahre 1856 tn St.Egidien geborene Angeklagte beschuldigt, am 29. Juli d. I, einem Sonntage, seine ! Ehefrau Ernestine Pauline Kühnert geb. Winkler mit der Schärfe ! eines Handbeiles wiederholt aus den Kopf geschlagen zu haben, in der Absicht, seine Frau zu tödten. Wie bekannt ist, wurde ! Frau Kühnert am Abend deS29.Juli in ihrer Wohnung, Donats- ! Sasse 5, v., in ihrem Blut auf dem Bett liegend von ihren ! Wirthslruten aufgefunden. Schon Stunden vorher war der kleine > siebenjährige Sohn der Kühnertschen Eheleute, Kurt, dazugekommen ' wie der Vater auf die Mutter eindrang und nach geschehener That die Flucht ergriff. Er sand die Mutter in dem angegebenen Zu stande auf dem Bett liegend und in dasselbe ganz und gar ver- wickelt, das Beil, mit dem dir That geschehen war. Wahrschein lich hatte die Frau daS Beil ihrem Manne entwunden und cs in ihrer Angst im Bette versteckt. DaS Kind, auS Furcht, der Vater möchte wiederkommen und daS Beil im Bette finden, nahm cs heraus und versteckte cs unter der Bettstelle. Dann ging es, ohne den Leuten im Hause etwas zu sagen, herunter und setzte sich auf die Treppenstufen, wo es wartete, bis sein um einige Jahre älterer Bruder kam, der dann die Wirthsleute von dem Geschehenen in Kenntniß setzte. Der durch den Hauswirth Herrn Hutmacher Zieger herbeigrrusene Schutzmann Sattler ermittelte bald, daß Kühnert rach der That in die Böhme'sche Bisrhalle gegangen war und sich hier noch einen Schnaps und ein GlaS Bier hatte geben lassen. Kühnert war in einem sehr aufgeregten Zustande erschienen und hatte sich geäußert, daß er mit seiner Frau nicht länger leben könne; sie wäre zu schlecht und er müsse sich das Leben nehmen. Dann ist K. von hier geflohen, und zwar wie er angiebt, zunächst nach Groß schirma, am Montag früh nach Wallersdorf, dann nach Lang- hennersdoif bis nach St. Egidicn. Ucberall, wo er einkehrte, hat er von Selbstmord gesprochen, doch ist er zur Ausführung nicht gekommen. Erst als er in den Blättern gelesen hatte, daß seine Frau am Leben geblieben sei, hat er sich nach Freiberg zurückgewendet und hier derStaatsanwaltschaft sich selbstgestellt. Wie »edeS Verbrechen, so hat auch dieses seine traurige Vorgeschichte und daS Bild ehelichen Lebens in der Kühnert'schen Familie, welches die Verhandlung entrollt, ist ein sehr trübseliges. Eifer sucht auf seine Frau hat ihm diese schon lange entsremdet und auch dir Frau, der nichts Nachtheiliges nachgesagt werden kann, war hierüber und wegen der Arbeitsscheu ihres Mannes verbittert. Sie war nach den Zeugenaussagen arbeitsam und oft lag ihr die Sorge für ihre drei unerzogenen Kinder allein ob. Einen un versöhnlichen Haß scheint der Mann auf seine Frau geworfen zu haben, alS er am 19. März dieses JahreS bi» zum 20. Juni in das hiesige Armenhaus untergeb,acht wurde, da er glaubte, er Hobe dies seiner Frau zu danken. Kühnert, den schon fein Vorleben alS einen gewaltihäiigen Menschen erweist — er hielt, ist aus einem Feldwege an der Brander Chaussee gefunden worden. Das Fundstück wurde gestern Abend durch den Fabrik arbeiter Herrn Fr. Aug. Poetzsch, dessen Sohn der glückliche Finder ist, aus unserer Expedition abgeg«' ausgesetzte Belohnung von 20 M britannien über die MoSquitoküste zu fungirrn. Vorläufig hält die nicaraguanische Regierung die MoSquitoküste noch immer unter ihrer Verwaltung und Besatzung. EolemmkpolMfches. Nach einer am DienStag eingegangenen und im „Reichsanz" veröffentlichten telegraphischen Meldung deS stellvertretenden Landeshauptmann» sür da» südweftafrilkanisch« Schutzgebiet, MajorS Leutwein, hat die Schutztruppe am 27. August WitboiS Lager in der Naukluft erstürmt. Witboi hat den Rückzug nach SÄen angetrrten und um Frieden gebeten. Nachdem vom 30. August bi» zum 4. September VerfolgungSgefechte stattgefunden haben, setzt Major Leutwein die weitere Verfolgung fort. Dir Verluste der Schutztrupp« belaufen sich auf 9 Todte und 11 Ver
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