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- 7-^-7-" -7»- — ..--^^ -->-- ISS. — 6, Jahr«»«,. AbonuemrutSPreiS: Der «uvartelische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden TageS) ^ur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 6V Pfg. bei den Ausgabestellen in Theulnid und den Vororten, sowie bei der Post. 'Emqetraqen unter Nr. 4633.) S. u-4. Quartal trschelntfür Abonnent« chstsche» Eisenbahn.ffahrel,»Heft. 4. Quartal erscheint für Monnenten nesbach (veihnnchtsbeigabe) ».Anzeigers. SAchsischer Verlag: Alexander Wiede, Buchvruckeret, Chemnitz. FMes-KumM mit „Chemnitzev Stadt-Anzeigev". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Donnerstag, 8. Juli 188-. Jnserlionsprei-»: Raum einer schmalen KortnrSzeile lK Pfg.z — ReName (Ispaliige Petuzeile) 30Pfa. — BeiWiederholung großer AnnoncrnRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle «um JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüg» Oes Silben Korpusschrist bilden ca. l Zelle). Annoncenannahme nur bi» Bormittaa. nserate nehmen außer der «erlag»- pedition die Annoncen »Bureaur a» SrpeLitioa und Aedakti»»: emniy, Thkaterstraße Nr. A. egramm-Adr.: Wiede'« Anzeiger, Chemnitz. Fernsprech st elle Nr. l36. «Nchsruaeret, Cvemntg. » 4 Tyr ärerruna rur «acyren UNS Lvurtnaen. TelegramnuAdr.: Wiede « Anzeiger, Ehemuttz. E m- M » Fernsprech st elle Nr. 136. Keilllatter: ^Tägliches Unierhällungsblätt^ Ullil humristisch illustrirtes ZLMlazsbllltt ^Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Das im Grundbuche aus den Namen Carl Hermann Albrecht eingetragene, in Bablenzer Flur an der Zschopauerftraße gelegene, zur Zeit al» Exerzirplatz milbe.iutzte Baustellengrundstück, Nr. 45t deS Flurbuch», Folium 396 des Grundbuch» sür Gablenz, nach dem Flurbuche 49,3 Ar groß, geschätzt aus 14,790 Mark, soll im hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und ist der 9. August 1888 Vormittags 10 Uhr als Anmeldeiermin, serner der 26. August 1886 Bormittags 10 Uhr als BersteigerunaStermin, sowie der 8. September 1886 Vormittags 10 Uhr al» Termin zur Verkündung deS BertheilungSplanS anberaumt worden. Tie Realberechtigten werden ausge- fordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostensorderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Ein« Ueberstcbt der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihre» Rang- Verhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gertchtsschreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Chemnitz, am 1. Juli 1886. Königliche» Amtsgericht- Telegraphisch- Stacheichten. Bom 6. Juli. Potsdam. Tiue gestern Nachmittag im Dorfe Eiche «ahe dem neue» Palai» anSgrbrochene FeuerSbruust verzehrte 7 Gehöfte. Ein Kind wird vermißt. De, Kronprinz war zur Stell« und verblieb ratheud und helfend, bi» da» Jener gelöscht war. Hamburg. Der Postdampser »Grllert* der Hamburg Amerikanische« Packetsahrt-Aetiengesrllschaft ist, von New-Uork kommend, heute früh auf der Elve elugetroffen. München. Der Prinz-Regent Luitpold hat dem gesammteu Staat» Ministerin« auf dessen EntlaffnngSgrfuch folgende» Antwort- schreiben zugeheu lassen: „Die sämmtliche» Minister haben Mir mit gemeinsamer Vorstellung vom 8. d. M. die Vitt« um Enthebung unterbreitet und in eingehender Begründung der Bitte namentlich di« sich »ehrenden Angriff« aus da» gesammte Staatsministerinm hervor- grhobeu. Diese Angriffe vermögen jedoch die in Mir feststehende Urberzeugung nicht z« erschüttern, daß da» gesammte Staat» Ministerium unter den schwierigsten Verhältnissen sein« aufopfernde Hingebung an die Krone und da» Land bewährt hat und für di« Interessen, welche dasselbe zu schirme» und zu fördern berufen ist, in ersprießlichster Weis« eingrtreteu ist. Da» Bestreben de- gesammte» Staat-mintsterium» ist, wie Ich iu eigener reger Antheiluahme an den Staattaugelegenheite» seit Jahren wahrzuuehmeu Gelegenheit hatte, fortdauernd darauf gerichtet, ln pflichtmäßiger, objektiver Würdigung der Sachlage die geistigen und materiellen Güter de» Bolle» z» erhalt« und zu mehren. Bon dem hierbe Erzielt« steht Mir der Schutz der Religion und die Wahrung de» Friede»» unter den Eoufessioueu odena» und Ich empfinde e» mit ganz besondere« Freud«, daß zu öfter« Malen von der höchsten katholischen kirchliche» Autorität die vollkommene Befriedigung über di« Lage der katholische» Kirche in Bayern ausgesprochen worden ist. Bon großer Bedeutung find auch di« zahlreichen Bestrebungen de» Ministerium», welche dl« Stärkung de» Wohlstände» und der Steuer- krast im Lande bezweckt und «ach beide« Beziehungen, soweit die Regierung hierzü beizutrageu vermag, relativ günstig« Zustände au gebahnt und gefestigt haben. In Erwiderung der Vorstellung der sämwtlich« Ministe« spreche Ich denselbrn Meine volle Anerkennung für ihr seitherige» Wirk«, insbesondere sür ihr treue» gewissenhafte» A«»haltru in den letzten schweren Zeit«, sowie Mei« volle» Ver trän« mit dem Beifüge« au», daß Ich deS Rathe» so dieusterfahruer, erprobter Männer nicht entbehre« möchte, vielmehr deren Berblriben im Amt« ausdrücklich wünsch«. Ich hoffe und erwarte, daß immer «ehr und mehr alle Jene, denen da» Wohl Unsere» theuren Bater- lande» am Herze« liegt, dazu mitwirke» werden, dem Lande vor Allem die Segnungen de» innere» Frieden» zu sichern.* Würzburg. Auch der Lehrer Pfister au» Mainberg ist soeb« au d« Verätzung«, die er bei« Eisenbahn-Unglück davontrug, im Spital gestorben. Die Zahl der Todien beläuft sich jetzt auf 17. Pest. Die Nachricht auswärtiger Zeitungen, daß der Fürst von Bulgaren hier eingetroffen sei. ist ««richtig. Prag. Der Deutsche Handwerker»»«;» suchte bei de« Polizei- direetiou uw die Bewilligung «ach, während de» Dauer der gewerblichen Ausstellung am Mädchen-Lycenm. wo eine Ausstellung stattfindet, schwarz-gelbe und schwarz-roth-goldm« Fahne« auShäng« zu dürfen. Heut« kam der Bescheid, wonach da» Anshängen jeglicher Fahnen dem Berel«« verboten wird. Triest. Geste« erkrankte und starb ein 19jähriger Arbeiter, wie sich bei der Sectio» der Leiche h«rau»stellte, an Cholera. Alle »othwendig« sanitäre« Maßregeln in der Wohnung und dem Hanse, wo der Fall vorgekommen, wurde» getroffen. Vom 7. Juni bi» heute find somit im Ganzen sechs Fälle sporadischer Cholera vorge komm«. Auch der in der Nähe de» Friedhöfe» erkrankte Bauer ist «ach wenigen Stunden im Eholrra^pitale gestorben. An» Suffak bei Fiume wird ei» Eholrrafall gemeldet. Tettinje. Die in einem Hänsercomplex am Gnuzfluffe Fara cernirten Kolaschiner Türke« versuchten gestern Abend» bei dichte» Nebel einen Ansfall, wobei sie von ihre« Genoss« jenseits der Grenze unterstützt wurden. Nachdem dieselben in blutigem Kampfe zurück- getrieben waren, wurden die zwei gefangenen Capitäne auSgeliefert; der Rest der Singeschlvffruin eapitnlirt« auf einen wirkungsvollen Kanonenschuß, nachdem früher zwei blinde Schüsse ans den Häuser komplex abgegeben Word«. Tettinje. Wie amtlich gemeldet wird, waren reguläre türlische Truppen nahe an der Grenze während de» Grevzkampfe» vollkommen passive Zuschauer. «tropSlsch« Fabrikarbeiter stark ähnelt. Eine Jndustriebrvölkerung liebt «» ln größerem Umfange eigentlich blo» in Norditalien. Ab«, «u« Ackerbanbevölkernug, welche, schlecht geuährt und schlecht bezahlt, >i« Besitzung« Süd- und Mittel-Italien» bewirthschastet, würde politisch« Reizung« ein ebenso geeignete» Material darbieteu, wenn nicht zum Glück sür Italien, besonder» im Süden, ein gewisser matriarchalischer Zug al» Panzer gegen derartige Angriff« und Auf hetzerei« diente. Daß der in den rei»ba«end« Gegenden Mittelitalien» gezahlte Tagelohn von 49 Pf. «usirr» Geld«», der strichweise durch ArbeitSeinstellnngen aus 64 Pf. erhöht worden ist, zu der namentlich in den groß« Städten hervortretend« Theuerungd« schreiendsten Gegensatz bildet, kann nicht geleugnet werden. Die italienischen Soctalisten, Republikaner nnd andere Gegner de» italienischen KönigSthnm» ver weisen gern anf jene ve,stoffenen Zeiten der Kleinstaaterei, al» e» keine Heereipfiicht und fast keine Steuern gab, wo die Lebensmittel viel billiger waren und ganze Ort« von dem Gelbe der Fremden lebten. Thatsächlich hat die Einigung und Machterhöhung Italien», die eine schlagfertig« Armee, ein große» Beamteaheer und beinahe unerschwinglich« Zölle nnd Stenern erforderte, der Bevölkerung große Opfer auferlegt. Sie hat nicht blo» Wunden geheilt, sondern auch olche geschlagen, und wenn e» bei alledem doch noch ganz glatt ab- ,«gangen, so kan» da» «nr der natürliche« Fruchtbarkeit de» Boden», »er Einsicht der Bevölkerung zugeschriebe« werden. Die Organisation der Arbeiterbewegung, soweit wau in Italien von einer solchen sprechen kann, beschränkt sich im Großen nnd Ganzen auf Oberitalieu und die benachbarten Provinzen, d. h. auf jene Gegenden, welche den stärksten Prozentsatz an Fabrikarbeitern auf- weisen. Erst seit de« vorigen Jahr« begann auch die ländliche Arbelterbevölkerung sich zu organifiren, soweit da» möglich war; von Mailand an- wurde die Bewegung geleitet. Di« Behörden beschäf tigt« sich eingehend mit den Arbeitervereinen und übersandten der Regierung iu Rom einen auSsührlichen Bericht über den Umfang der lombardischen Arbeiterbewegung, worauf sich die Regierung entschloß, den Präfeeten und Generalprocurator von Mailand zur persönlichen Cauferenz nach Rom z» bescheiden. Am Tage nach seiner Rückkehr ließ der Präseet die vielbesprochenen Verhaftungen vornehmen nnd verfügt« durch Erlaß die Auflösung einer Reihe von Arbeiterverein«. Al» Grund wird angegeben, daß laut Urtheil de» Tariuer »ud de» römischen KaffationShose» vom Jahre 1880 jede Bereinigung, die durch Versammlungen, Druckschrift« oder anderweitige Propaganda eine BevölkerungSklaff« gegen die andere auszuhetzen versucht, al» verboten zu bettacht« sei. " Hand in Hand mit diesen entschiedenen Maßregeln sollen nun endlich socialpolitische Gesetze erlaffen wird«, deren Italien dringend bedarf. In der letzten Thronrede ist ein ernste» Versprechen in dieser Beziehung gegeben, und wird dasselbe zu erfülle« auch wohl unternommen werden. Sociale- nnd Arbeiterschutzgesetz« von wirklichem Werth giebt e» iu Italien fast nicht, nnd wenn sich während der letzten Wahlbewegnug Ministerpräsident Depreti» rühmte, während seiner AmtSthätigkeit seien mehrere hundert Gesetze angenommen worden, so weist die GesetzeSliste gerade in diesem Punkt doch eine empfind, liche Lücke auf. Der italienisch« Arbeiter ist nicht schlecht, auch nicht sorialistisch oder republikanisch von Hau» an» gesinnt, aber seine wirklich elend« Lage veranlaßt ihn, sich zu jenen Lehren zu bekennen. Die italienische Regierung, die italienische Gesellschaft und da» ganze Volk haben alle den angeborenen südländischen Leichtsinn. Droht eine unmittelbare Gefahr, so möchte man Bäume anSreißen, ist di« dirrcte Noth vorüber, so geht Alle» wieder im gewohnten Schlendrian. Gerade so stand die Sache bei der Arbeiterbewegung. Vorzeichen waren zur Genüge da, mau lümmrrte sich nicht darum. Jetzt, wo e» Ernst wird, wird allerdings auch in Rom guter Wille gezeigt; mag er nur dauernd sei«! Lle Arbeiterbewegung in Italien. O Chemnitz, den 7. Juli. Bor zwei Wochen ließ die italienische Regierung iu Oberitalieu plötzlich umfangreiche Brrhastuvgen vornehm«, welche sich gegen die Führer der Arbeiterbewegung richtete«, nnd zwar handelte e» sich nicht nur nm einen Schlag gegen die Vrreiuignngeu industrieller Arbeiter, vielmehr auch um ein« solch« gegen die Berbindungeu der land- wirthschastlicheu Arbeiter. In Italien war schon während de» ganz« letzten Winter» «ine niemals vorher beachtete Neigung zu ArbcitS. einstellungen unter den landwirthschaftlich« Arbeitern hervorgetteten Als Ursache gilt die alle übrigen Erwerbszweige mehr oder minder beei» puffende Ackerbaukrifi». die doppelt stark hervortritt, weil gerade in Italien di« Lag« der ländlichen Arbeiter derjenigen der mittel Politische Rundschau. Chemnitz, den 7. Juli. Deutsches Reich. Heute ist der rnsfische Minister de» Neußern, von Gier», in Berlin -ingetroffen. In politischen Kreisen wird e» al» auffällig betrachtet, daß Herr von Bier» seine Reise so eivrichtete, daß er den Fürsten Bismarck hier nicht mehr antraf. Mehrseitig wird behauptet, daß da» Berhältniß mit Rußland an Herzlichkeit verloren habe, nnd r» wird darum auch stark bezweifelt, daß Herr von Gier» iu Kissing« dem Fürsten Bismarck einen Besuch abstatt« werde. — Wie in jedem Jahre, so werden wahrscheinlich auch in diesem die leitend« bayrischen Minister von Lutz und von Crailsheim sich nach Kissing« zum Fürste» Bismarck begeben. Daß angrficht» der jetzt so veränderten Lage in Bayern dieser Besuch große Bedeutung hat, liegt auf der Hand. Da- bayrische Gesammtministerium hat erst am Montag dem Prinz. Regenten Luitpold sein EntlaffuugSgesuch übeneicht. Di« Demission ist natürlich nnr ein« Formalität, di« der Prinz nicht berücksichtigen wird. — Der Ban de» großen Nordostseekonal» soll, wie schon mit- getheilt, durch ein« Reich-commisston geleitet werden. Es ist da» nur zu billigen. Namentlich wird die Commission ihr Augenmerk auf die Auswahl der Arbeiter zn lenk« haben. E» laufen so viele Tausende beschäftigungsloser Leute, die gern arbeiten wollten, wenn sie nur Arbeit säudev, in Deutschland umher, daß e» in der That nicht recht wäre, au» dem AnSlande noch Arbeit», heranzuzieh«, die vielleicht etwa» billiger den Tag arbeiten. Der Kanal, der 180 Millionen Mark kosten wird, kann Tausenden Brod geben, «ud am ersten z« berücksichtigen find da doch die deutschen Arbeiter. — Polnische Blätter melden die Ausweisung polnischer Bade gäste au» schlesisch« Bädern. Eine Bestätigung liegt bisher nicht vor — Zn den Streitereien der verschiedenen kolonialen Vereine be treffs de» sog. Kolouialkongresse», welche dar alte Wort be stätigen, daß zwei Deutsche immer mindestens drei verschiedene Mein ung« haben, scheint noch rin« .Sezession" innerhalb de» »Kolonial- verein»* zu kommen. Der Zwickaner Zweigvereiu de« letztere» -rllärt sich MnigfienS in einem in der »Krrnzzeitung* veröffentlichte» Protest seinerseits mit der Stellung de» Borstaude» de» .Kolonial- verein»* iu der Kongreßsach« durchaus nicht ein verstanden und wird dem Vorstand znm Trotz seine eigene Kolonialpolttik verfolgen. - Ueber die Ablehnnng de, B erliner A«»stell»»g resp. einer ReichSuuterstütznng derselben dnrch dm BnudrSrath ist ein lebhafter Streit entbrannt. Bekanntlich war der entschiedenst« Gegner der Ausstellung die rheinisch-westfälische Industrie, die sich von de« Unternehmen nicht den Bortheil versprach, welchen di« aufzuwrndend« kost« bedingten. Die Köln. Ztg. vertheidigt diese Stellungnahme mit folgenden Worten: .Wenn di« Industriellen im West« nnd Süd«, ohne die nun einmal eine deutsche Ausstellung nicht möglich ist, fick der Auitstellnng widersetzt haben, so Hab« sie einfach Nutz« «no Kosten der AuSstellnug gegen einander abgewogen und find dabei z« der Ansicht gelangt, daß bei de» riesigen Kosten der Nutzen zu gering sei« würde. Für di« Stadt Berlin lag die Sach« allerdings ander»; gegen eine« wahrscheinliche» groß« Gewinn fiel nu, ei« geringer Verlust in die Waagschale. Dir vom B««de»rath verlangt« drei Millionen sahen mehr nach einer Reichrbeihilfe für Berlin an», al» nach eine, Unterstützung der deutsch« Industrie!* Der energischst« Bertheidiger ist dagegen der Au»stellu«g in der hochconservative« Kreuzzeitung tntstauden. Da» Blalt schreibt: »Da» Scheiter« der nationalen Ausstellung von 1888 hat der von un» mehrfach betonten Auffassung Recht gegeben, daß e» rin eigentlich deutsche» Raiionalbewnßtsein noch nicht giebt, sondern im Grunde «u, «in vielfach gespaltene» Territorialbewußtsriu, von dem r» sehr zweifelhaft ist, ob e» sich je zu einer höheren Einheit entwickeln wird, »enn di« Dinge so fortgehen, wie sie in der letzten Zeit gegangen find, wo wir eigentlich nicht» erlebt haben, al» Demüthigungen, die durch die Natnr der Lage bedingt sein möge», sich aber bet alledem doch sehr empfindlich fühlbar machen. Da» Fiasko der Ausstellung wird nun zwar au» anderen Ursachen «rllärt, nnd äußerlich find diese letzteren ja auch maßgebend gewesen. Die Selbstsucht eine» Theil» unserer Großindustrie hätte aber nicht die Oberhand behalte«, wenn «i« kräftigere» Nationalgesühl hinter dm Unternehme« stände, wenn di« Großindustrie ihr eigene» Interesse nicht dem öffentliche« einer Schroffheit eutgegenstellte, die man ander-wo in diesem Maße nicht findet. Die Geschäftslage in Frankeich z. B ist gewiß kein« glänzendere als bei nu». Gleichwohl ist die Beranstaltung einer internationale« Ausstellung im Jahr« 1889 beschloss« worden. Die franzvfische Großindustrie hat gegen da» Zustandekommen derselben nicht intrigant oder doch nicht iu dem Maß«, um da» letztere z« gefährde«. Wa» wird di« Folg« sein? Daß da» eonrurrirende Ausland de« letzten Grund de» Fia»ko» in unserer Scheu vor seiner Kritik such« und die» in der allerumfassendst« Weise zn unsere»^Schaden ausbent« wird. Da» z« sehen, war in der That nicht schwer!* — vorge schlagen ist übrigen», die AuSstellnug ganz mit Privatmitteln, wie s. Z. d>e Berliner GewerbeauSstellung, die «in glänzende» Resultat abwarf, durchznführ«. Ob «» dahin kommt, ist allerdings sehr sraglich. Frankreich. Di« Heimkehr der au» Paris nach Toukln ge sandten Artillerie ist da» Ereigniß de» Tage» »ud die Reden, welche bet der Gelegenheit so wssss gehalten wurden, haben in den Paris«« ein« Sturm der Begeisterung wachgernse«. Ist doch allgemein ver sichert, Frankreich habe sich von den Schlägen de» Jahre» 1870/71 erholt. Nun, wenn man die Heldenthat« der Franzos« iu Ostafien und diesen Empfang gena» betrachtet, so kommt man z« dem be kannte« französisch« Wort: „Dant äs brnitpour aus Owslotts I'' — Der Strafgerichtthof iu Bourgoiu, vor welchem übe» den Kapellen- Krawall von Chatau-Bilein verhandelt wurde, hat den Fall vor da» Schwurgericht gewiesen. England. E» find nunmehr 307 Wahlresultate bekannt. Gewählt sind 168 Couservative» 36 liberale Gegner Gladstone'» (llnioniflen), 76 Gladstoneaner, 27 Irländer. Der frühere Minister Dille, der durch seinen Ehebruchsproceß so viel von sich red« machte, ist nicht wiedergewählt. Er war auch in der irischen Frage «in An hänger Gladstone'». Couservative nnd Uniouistm habe« zusammen 28 Sitze, die Gladstoneaner 10 Sitze gewonnen. Die Wahlen werdm noch reichlich acht Tage dauern. — Montag Nacht machte iu Dublin rin Volk-Hanse ein« Angriff auf da» Local de» conservativen Arbeiter- Club» und auf die Oravgistrnhall (Versammlung»!««! der Orongist«, der Gegner Parnell'») und versuchte, die Thür« z« erbrechen. Die in den Häusern befindlich« Personen fenerteu au» dm Fenstern aus die Angreifer, von den« einer getödtet und 36 verwundet wurden. Schließlich wurde von der Polizei die Ruhe wiederhergestellt. Rußland. Wa» Alle» iu Rußland passirtl Der Sohn de» früher« serbischen Minister Ristte» ist in Russisch-Pole» schnell zu einer gewiss« Berühmtheit gekommen. Der junge Man» ist nämlich russischer Cavallerieleutnant und befindet sich gegenwärtig mit seinem Regimmte in Kalisch I« einer dortig« Restauration trat er polnischen Gästen so verletzend gegenüber, daß er au» de« Locale geworfen wurde. Bor einigen Tag«» hatte nun der jung« Ristic», ebenfalls iu Kalisch, mit einem polnischen Edelmann, Namen» Kobierzyckl, ein Säbelduell zu bestehen. Da» Rencontre fand unter solchen Umständen statt, daß da» Duell sofort um 3 Uhr Nacht» vor sich gehen mußte. Da Kobierzyckl keine Freunde zur Hand hatte, bat er zwei anwesende russisch« Ossteier«, ihm al» Secundant« bei- znstehen, wa» diese auch annahmen. Beim ersten Waffengange schlug der Pol« dem Leutnant den Säbel au» der Hand; beim zweiten ge brauchte Ristic» einen „Kunstgriff*, der den Seenndanten so wenig gefiel, daß sie ihn mit flacher Klinge züchtigt«. Am folgenden Tage «rtheilte die Militärbehörde in Kalisch dem Leutnant Ristic» de» Abschied. Dir Sache fand aber damit noch nicht ihren Abschluß, denn über den Borfall wnrde noch Warschau au den Generalgouver neur Gurko berichtet, welcher die sofortige Wiederaufnahme Ristic» in da» Regiment befahl, gleichzeitig aber die — Verhaftung de» Gutsbesitzer» Kobicrzycki auordnet«. Der Befehl wnrde aurqeführt. kobirrzycki ist übe, Warschau aus administrativem Wege nach Sibirien verschickt wordenll! Kaum glaublich, aber wahr! Und da» geschieht »Im Name» de» Rechte» I* — Au» Petersburg ist jetzt in den russischen Ostseeprovinzen der Befehl eingetroff«, daß alle Trink sprüche, welche aus d« dem Großfürst« Wladimir während dessen Rundreise veranstalieten Festen ausgebracht werden, in rnsfische, spräche zu halte» seien. Da» ist denn doch ein starke» Stück. Biel fehlt uvn nicht mehr zum völligen Verbot der deutschen Sprache. Vielleicht «iro dies«, Mas zur Folge haben, daß man überhaupt darauf verzichtet, aus den hohe« Her« einen Trinkspruch auSzubring«. « « »