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!MWWMWSWWWMMkWWA«W^ «Schfifcher La»de«.««,eiger. Nr. 131. Freitag, 6. Juni 1688. Men auS dem Zuschauerraum die Bühne überschüttete. Die einfache herzliche Huldigung wurde vom Publikum mit unendlichem Jubel ausgenommen und des freudigsten Beifalls war kein Ende. Einem Privatbriefe auS Hermannstadt vom Sonntag den 3. d. M. zu Folge haben die Lutherfestspiele des Herrn vr. Devrient fortgesetzt einen überraschenden Erfolg, an dem das ganze Land theilnimmt. Meilen weit strömt die Bevölkerung herbei; am verflossenen Sonntag langte von Kronstadt ein riesiger Extrazug, der auch aus Bukarest Theil- uehmer brachte, in Hermannstadt an. Am Tage vorher, Sonnabend den 2. Juli, hatte selbst der Obergespan der Aufführung mit liebens würdigstem Antheil beigewohnt. Herr vr. Devrient verniag kaum zu schildern, was für wundersame Eindrücke er und seine Schülerin Frl. Kuhlmann im fernen Lande der siebenbürger Sachsen sammeln. — Edison's Laboratorium. Der große amerikanische Erfinder ist, nachdem ihm die bisher erzielten glänzenden Erfolge dies ermöglichen, zur Verwirklichung seines Jugendtraumes geschritten; er errichtet in der Stadt Orange, N.-J., ein großes Laboratorium, welches alles bisher in dieser Beziehung Vorhandene an Großartigkeit Übertreffen soll. Das Hauptgebäude dieses Laboratoriums (350 Fuß lang, 50 Fuß breit und drei Stockwerke hoch) wird unten eine voll ständige Maschinenwerkstatt enthalten, welche mit allen zur Metall bearbeitung nothwendigen Maschinen versehen wird. Im zweiten Stockwerke werden die Apparate für das Schleifen der Linsen, Schärfen der Werkzeuge, zum Photographire», für Maß- und Prüf maschinen untergebracht werden. Weitere Räumlichkeiten daselbst dienen zum Experimentiren mit den im Etablissement hergestellten Apparaten. Elektrizität wird die Triebkraft in diesem Stockwerke bilden, indem an jeder Maschine ein Motor angebracht werden soll. In den Experimentirräumen befinden sich außerdem Röhrenleitungen für Gas, kompriini irte Luft, kaltes und heißes Wasser, Dampf- und Wasserstoffgas. Von den tausenderlei Apparaten, welche das Labora torium enthalten wird, seien hier nur einige genannt: ein großer Ruhmkorff'scher Commutator, ein Foncault'scher Photometer und Heliostat, Thomson's absolutes Elektrometer und Quadrat-Elektrometer, ein Teleskop, versehen mit einem Aoung-Spektroskop, ein Spektro meter, ein Mikronieter rc. — Im obersten Stockwerke wird sich eine Bogenlampe von 5000 Kerzenstärken, sowie ein großer Raum für Projective befinden. In einem Seitenbau werden die drei Dampf kessel von je 75 Pferdckraft, eine Dampfmaschine und 4 Dynamos, die am Tage zum Experimentiren, Nachts für 1300 Glühlampen im Laboratorium und im Llcwellynpark, dem Wohnsitze Edison's, den Strom liefern, untergebracht. Vier weitere Baulichkeiten von je 100 Fuß Länge, 25 Fuß Breite und 16 Fuß Höhe werden dem Hauptgebäude zugefügt. Das eine davon, in welchem jeder Gebrauch von Eisen sorgfältig vermieden ist, und alle Mctalltheile von nicht- magnetischem Materiale sind, dient galvanvmetrischen und anderen Messungen, der zweite dieser Bauten wird ein chemisches Laboratorium, Räume für spektroskopische und analytische Untersuchungen, das dritte Schreiner- und Zimmerinannswerkstätten enthalten. In dem vierten Gebäude werden Apparate für Metallurgie, u. A. eine 6000 Ampere- Dynamo, untergebracht. Die Kosten des Baues und der Einrichtung dieses Laboratoriums werden 180,000 Dollars betragen. Dasselbe wird bezüglich seiner Leistungsfähigkeit im Stande sein, jede Maschine von der Größe einer Lokomotive bis zu der Kleinheit einer Taschen uhr herzustellen. — Eine interessanteMeeres-Reliquie hat soeben einen Platz auf der nördlichen Terrasse des königlichen Schlosses in Windsor gefunden, nämlich eine Kanone, die beinahe 100 Jahre im Meeres gründe gelegen hat. Wie eine Inschrift besagt, bildete die Kanone einen Theil der Armatur des englischen Kriegsschiffes „Lutine", das am 9. Oktober 1799 an der holländischen Küste unterging. Nach dem Friedensschlüsse wurde das Wrack, welches einen großen Schah enthielt, von der holländischen Regierung der Corporation von Lloyds, bei welcher der Schatz versichert gewesen, übergeben. Das Wrack war in 9 Faden Wassertiefe im Sande eingebettet. Im Jahre 1686 wurde die Kanone geborgen und der Königin Victoria zum Geschenk gemacht. — In London starb vor einiger Zeit im Alter von 91 Jahren Lady Buchan, welche einige der wenigen noch lebenden Personen war, die mit Napoleon I. im Verkehr gestanden. Ihr Vater, Oberst Wilks, war Gouverneur von St. Helena im Jahre 1815 zur Zeit der Verbannung Bonaparte's nach der Insel, und als sein Ämtstermin zu Ende war, wünschte Fräulein Wilks dem Exkaiser vorgestellt zu werden. „Ich habe lange von verschiedenen Seiten von der großen Bercdtsamkeit und Schön heit von Fräulein Wilks gehört, aber jetzt bin ich aus eigenem Augenschein überzeugt, daß das Gerücht ihr kaum Gerechtigkeit gc- than hat," sagte Napoleon zu ihr. „Sie müssen sehr froh sein, die Insel zu verlassen," fügte er hinzu. „O nein, Sire," lautete die Antwort, „es thut mir leid, wegzugehen." „O, Fräulein, ich wünschte, ich könnte die Plätze mit Ihnen wechseln." Napoleon verehrte ihr als Andenken an diesen Besuch ein Armband. Später heirathete Fräulein Wilks den längst verstorbenen General Sir John Buchan. Nun treten die Humanisten Hoban Hesse, Bebel, Jonas, Lange auf, und hier wurde, wie bereits mitgetheilt, der Name Bebel getilgt und durch den Namen Lange ersetzt. Die folgende Tetzel-Szene, Welche in der Buchausgabe (Gotha, Perthes' Verlag) fast sieben Seiten einnimmt, wurde gänzlich gestrichen. Die Szene nimmt bei Trümpelmann folgenden Verlauf: Die Humanisten schmähen den austretenden Tetzel, Jonas spricht: Ein Augustinermönch, MartinuS Luther heißt er, hat die Augen Uns ausgethan, schlug fünsuiidneuiizig Sätze An seiner Kirche Thüre an: nur Lug Und Trug ist's mit dem Ablaß! Alsdann beginnt Tetzel: In nomino äsi, im Namen unsres Gottes Kommt, tretet näher I Ein begleitender Mönch erzählt ein frommes Geschichtchen von einem Straßenräuber, der zur Lichtmeß in eine Kirche kommt, wo gerade die Beter Kerzen und Kreuzesgroscheu spenden. Auch der Räuber legt nun seine Spenden nieder, und als er später gefangen und gehangen wird, da haben die Teufel in der Hölle keine Macht über ihn. Darauf Tetzel: - Das that ein Groschen mit dem Kreuz beprägt, Ein Kerzlei», uus'rer Himmelskönigin Zu Ehren aus dem Altar angezündet: Was thut nun erst ein Ablaßbrief von Rom, Vom heil'gen Vater selber ausgestellt! Während dieser Anpreisung des Ablasses drängt sich «in Jude Iwr und Tetzel fragt: „Was will der Jude?" Jude. Nur ein kleines Wörtchen, Ehrwürd'ger Vater. Möchte gem von eurem Ablaß, von euren Jndulgenzen auch Ein Jndulgenzcheu. Tetzel. Auch sür den Juden Quillt aus dem Gnadenbom des Heilgen Vaters Vergebung, nur — als Jude müßt ihr doppelt — Jude (rasch einfallend). Und sollt' ich'S dreifach, sollt ich'S vierfach zahlen, Für gute Maare zahlt man nie zu theuer. Tetzel. Und Deine Sünde, Jude? (DaS Volk drängt näher an Tetzel heran.) Jude. Gott gerechter l Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Dl« grelindrm»«»« »lattk» «erd« «rlmtt, -»I wichtig« vkgebruhriin, gitttg» <Htzyt»«1le». Lchemnitz» de» 7. Juni. —8>r. Die Chemnitzer Lehrerwittwen- und Waisenkasse hatte Anfang dieses Monats das 25. Jahr ihres Bestehens vollendet. Am 1. Juni 1863 auf eine Anregung dos 1876 verstorbenen Bürgerschullehrers Gottlieb Adolph Richter hier gegründet, hat sich das seaenSvolle Institut bis zu diesem Augenblicke in voller Lebenskraft erhalten, ist es von seinen Mitglie dern, vo» seinen Freunden und Gönnern zu immer reicherer Entwickelung hinangeführt worden. Selbstverständlich konnte der 1. Juni 1888, als der 25jährige Jubiläumstag der Gründung, nicht vorübergehen, ohne von den Beiheiligten entsprechend gefeiert zu werden. So versammelten sich denn am Freitag Abend die Mitglieder der Passe im großen Sagte der „Linde" zu einer Festlichkeit, die einen sehr gelungenen Verlauf nahm. Anwesend waren u- A. Herr Schulrath Gruhl und Herr Schulrath Saupe, welche beide Herren die Leitung der Kasse in den ersten elf Jahren inne hatten. Auch Herr Schulrath Dachselt, ein treuer Freund der Stiftung, war erschienen. — Das Programm war gesondert in zwei Theile, einen ernsten und einen heiteren. Der Chemnitzer Lehrergefangverein, wohlbekannt durch seine mustergiltigen Leistungen, eröffnete die Darbietungen mit dem Vortrag der Hauptmaim'schen Motette: „Ehre sei Gott in der Höhe rc." Dann hielt der gegenwärtige Leiter der Kasse, Herr Schuldirector I. Neumeister, die Fest rede, in welcher Sprecher einen Rückblick auf den Lebensgang der Gründung warf und allen Denen dankte, welche die Kasse durch Mitarbeit oder Unter stützung fördern halfen. Dieser Festrede folgte der Festbericht, vorgetragen von Herrn Oberlehrer Hau bald. Redner ließ sich über die Einnahmen und Ausgaben der Kasse aus und wies auf die verschiedenen der letzteren ge hörigen Stiftungen hin, als da besonders sind: die Friedrich Leopold Picken- Hahn-Stiftung, die Eonfinnanden-Stiftung und die Stiftung sür kranke Lehrer waisen. Die Ausgaben bestanden in den Pensionen, welche 27 Wittwen — jetzt sind nur noch 19 am Leben — bezogen. — Dem Festbericht schloß sich ein sür die Kasse höchst erfreulicher Act an. Die Mitglieder des Instituts und eine Anzahl der Kasse nicht angehöreude Vertreter der hiesigen Lehrer schaft hatten nämlich aus freiwilligen Beiträgen eine „Jubiläumsspende" ge bildet, und die Sammlung hatte die ansehnliche Höhe von 675 Mk. erreicht. Dieser Summe, als in ihren Zinsen zu Bestreitung des ganzen oder theil- weisen Schulgeldes sür Lehrerwaisen bestimmt, wurde vom Schriftführer Herrn Oberlehrer Lindner in geschmackvollem Kästchen nebst bezüglicher Urkunde unter entsprechende» Worten der Widmung und des Dankes überreicht. Ein anwesender Gönner der Kasse vermehrte die Spende sogleich »och um 20 Mk. Mit dem Vortrag des Mozart'schen „Bundesliedes" beschloß der Lehrcrgesang- vcrein den ersten Theil des Programms. Der zweite Theil setzte sich aus gesanglichen, musikalischen und declamatorischen Vorträgen zusammen. Be- thciligt waren an der Ausführung, die durchweg eine gediegene war, Herr und Frau Tetzner, Herren Hösel und Kühnert, Fräulein Schweißer, Herr Eisoldt. Gemeinsame Gesänge und Trinksprüche wechselten mit den Solonummern ab. Wahrend der Festlichkeit traf ein Glückwunsch-Telegramm des zur Zeit in Wiesbaden weilenden Herrn Professor Or. Strau mer ein, das der Vorsitzende der Kasse erwidert hat. Mitternacht war vorüber, als die so prächtig verlaufene Jubiläumsfeier der Chemnitzer Lehrerwittwen- und Waisenkasse ihre Ende fand. — Thaliatheater. „Eine Nacht in Venedig", das lustige Kind der Strauß'schen Overettenmuse, wird auch morgen, Freitag, die Zuhörer wieder entzücken. Am Sonnabend wird sich ei» lieber alter Bekannter aus voriger Sommersaison wieder dem Publikum vorstellcn. Die herrliche Operette: „Farinelli," oder „Der Sänger des Königs" von Zumpe ist nämlich wieder neu einstudirt worden. Farinelli war in voriger Sommersaison Kassenmagnet und Lieblingsrepertoirstück geworden. Von allen Operetten hat gerade diese die bedeutendsten Erfolge anfzuweisen und auch dieses Jahr wird sie wohl wieder ihren mächtigen Zauber ansüben. Die ersten Darsteller werden darin Mitwirken, und zwar Herr Domann (König), Frl. Görlich (Königin), Herr Naud (Don Jnigo), Frl. Calliano (Manuela), Frau Voll (Gräfin Cucaratscha), Herr Greven (Farinelli), Herr Franck (Don Riassa), Herr Searle (Pancho.) — u. s. w. — — Das Wallendatheater auf dem Neustädter Markt war gestern Nachmittag wie gestern Abend, trotzdem daß das Wetter nicht eben zum Ausgehen einlnd, sehr gut besucht, und das ist wohl der beste Beweis sür die Vortresflichkcit der Darbietungen in demselben. Die einzelnen Progamm- nummern sanken den lebhaftesten Beifall des Publikums und in der That, was im „Theater Wallenda" geboten wird, verdient auch Beifall in vollstem Maaße. Alt und Jung amüsirt aufs Beste. Namentlich unserer Jugend aber können vor allem die Nachmittags-Vorstellungen besonders empfohlen werden. — Eine gefährliche Unsitte. Schon wiederholt haben wir zu be richten gehabt, daß Personen aus den Trottoirs ansgeglitten und hingestürzt sind, und dabei sind nicht seiten ziemlich schlimme.Folgen zu verzeichnen ge wesen, wie Knochenbrüche, Erschütterungen des Nervensystems u. v. a. Mag es nun auch sein, daß manchmal die Ursache in der mehr als nöthig ge neigten Lage glatt abgclaufener Trottoirplatten zu suchen ist, — in einigen wenigen Straßen der Stadt erscheint allerdings in dieser Hinsicht eine Besser ung wünschenswcrth —, allein in den bei Weitem häufigeren Fällen ist die Veranlassung zum Hinstürzen irgend ein achtlos weggeworfener schlüpfriger Gegenstand gewesen. Apfelsinenschalen, Obstrester, Abfälle von Grünwaaren werden gar oft einfach weggeworfen, ohne daß derBetresfende sich darum kümmert, wohin sie fallen. Spätere Passanten achten in ihrer Geschäftigkeit nicht so genau auf den ihnen bekannten Weg, und beim Ausweichen, Grüßen und dergleichen Bewegungen mehr, sogar beim schnellen Gehen sind sic der Gefahr des Hin- stürzens, wenn sie den Fuß zufällig auf einen der erwähnten Gegenstände stellen, leicht ausgesetzt. Es ist ohnehin nicht sehr anständig, Abfälle an be liebiger Stelle des Weges achtlos fortznwersen, wer es aber nicht lassen kann, der könnte wenigstens soviel Rücksicht auf die Gesundheit seiner Mitmenschen nehme», daß er nicht den Fußweg sondern die Fahrstraße zur -Ablagerung seiner Abfallstoffe wählt; eine besonders große Mühe wird dadurch ja kaum verursacht. — Geburten und Todesfälle in Chemnitz. In der Woche vom 27. Mai bis 2. Juni wurden 61 Knaben und 61 Mädchen, zusammen 122 Kinder, davon S todt, geboren, 42 männliche und 29 weibliche, zusammen 71 Personen starben; es übcrtrisft demnach die Zahl der Geburten die der Todesfälle um 51. Von den Gestorbenen waren 39 unter 1 Jahr, 6 1—10, 2 11—20, 1 21-30, 6 31-50, 10 51—70, 7 über 70 Jahre alt. An Krämpfen und Krampfkrankheiten der Kinder starben 38, an Altersschwäche 5, an Krebs und Lungenschwindsucht je 4, an Typhus, Schlagfluß und Hirn hautentzündung je 3 rc. Im Stadtkrankcnhaus befanden sich am 24. Mai 34S Kranke, davon wurden bi« zum SL. Mat SO entlassen, S starb«, dag«» «folgt« 51 Neuaufnahmen, sodaß der Bestand am letztgenannt« Lage St» ** ^ezäglich de» Brande« im Krankenhaus«, von de« »vi» gestern gerichteten, wird uns von anderer Seite versichert, daß seiten» de« mit der Reparatur beauftragten Klempner mit größter Vorsicht gearbeitet worden und deßhalb die Entzündung durch Verwahrlosung mit dem Löth- kolben sehr unwahrscheinlich sei. - Gefunden. Seit Anfang Mai d. I- sind nachverzeichnete Gegen-' stände, alS: 4 Geldtäschchen mit versch Geldinhalt. 2 Geldbeträge, 2 Geld- titschen mit ConsumvereinSmarken, 1 einzelne dergl., 1 Anzahl Briefmarkrn, 1 goldener Trauring, 1 Cylinderuhr, 1 Granatbrosche 1 Brosche (ausgeschnittene« GeorgSthaler), 1 goldenes Ohrglöckchen, 2 Armbänder, 3 Bnllen, 1 Kautschuk stempel, 1 Signalglocke von einem Zweirad, 2 Taschenmesser, 1 Scheere, S ' Schlüssel, 1 Brieftasche 1 Mappe, enth. Musterzeichnungen für Grabdenkmale, ^ Strickbeutel, 3 Taschentücher, 1 Pgar seidene Handschuhe, 4 Regenschirm«^ 3 Spazierstöcke, 1 Filzhut, 1 Kinderstrohhüt, 1 Kinderstrohmütze, 1 Chenille- kragen, 1 Herrenweste, 1 Jacket und 1 Hose, 1 Glanzledertasche, 1 Blechkrug und 1 blaue Schürze, 2 Wachstuchdecken. 1 Packet mit Farbe, 1 Handkorv» Peitschen und 1 Rüststange, als in hiesiger Stadt herrenlos aufgefunden, beim hiesigen Polizeiamt abgegeben, bezw. angezeigt worden. Die bett. Gegenstände können durch die genannte Behörde wiedererlangt werden. .. Eingesandt aus Gablenz. Aufruf/ Wie die fort und fort steigende Zahl der, der deutschen Lurnerschaft au gehörenden Mitglieder beweist, bricht sich in immer weiteren Schichten de« Volkes die von allen ärztlichen Autoritäten schon längst getheilte Erkenntniß Bahn, daß das Turnen ein Haupterforderniß zur Erhaltung und Befestigung der Gesundheit ist und sein muß. Auch die Regierungen haben den Werth des Turnens anerkannt und in allen Schulen wie auch beim Militär dett Pflicht-Turn-Unterricht eingeführt. Trotzdem aber ist die Zahl derer, welche dem Turnen und den Turn- Vereinen gleichgültig, ja feindlich gegenüber stehen, noch eine unverhältniß» mäßig große. Dies findet seine Erklärung wohl in der Hauptsache darin, daß noch vielfach die Ansicht verbreitet ist, daß das Turnen nur Bedeutung habe sür diejenige» Personen, deren Beschäftigung eine leichtere ist, wie z. B. bei Kausleuten, Schreibern u. s. w., nicht aber sür die Professionisten, da sich diese ja genüg am Tage ausarbeiten müßten. Nichts ist unrichtiger als das. Wohl arbeitet der Handwerker körper lich mehr, aber dient diese Arbeit dazu, die Gesundheit zu kräftigen, deck' Körper zu stählen? Mit Nichten! Die Arbeit aller Professionisten ohne Aus nahme ist stets eine einseitige, der Aufenthalt in den Fabriken wird immer ein ungesunder sei» und bleiben, und der wichtigste Theil unseres Körpers, die Lunge, muß dabei verkümmern und verderben. Es betrifft dies alle Altersklaffen, am meisten jedoch diejenigen, welche die Schule erst verlassen haben, denn vom 14. Lebensjahre ab befindet sich/ der Körper in seiner vollen Entwicklung und nimmt nur zu leicht dabei die Keime von erst in späteren Lebensjahren hervortreteuden Krankheiten auf. Das Turnen nun ist in erster Linie dazu berufen, alle diese Nach theile zu heben und zu beseitigen; denn es macht den Körper durch regelrechte, und gleichmäßige Ausbildung kräftiger und widerstandsfähiger und durch die frische, lebendige Bewegung, wie sie das Turnen bedingt, werden die Lungen gesund erhalten. Es ist daher nur im eigensten Interesse der hiesigen Bewohnerschaft dringend zu wünschen, daß man der Turnerei eine größere Theilnahme zu-i wenden möchte. Wöchentlich 2—4 Stunden sollte sich Jeder für das den Körper durcharbeitende Turnen erübrigen; ein Jeder sollte dessen eingedenk, sein, daß für die Erhaltung seiner Gesundheit, seines Wohlbefindens ein ge wisses Maß von Bewegung so nothwendig ist, wie das tägliche Brot- Wir richten deshalb an die erwachsene Jugend die dringende Aufforder ung, dem anl hiesigen Orte bestehenden und von einer tüchtige» Vorturner- > schast geleiteten Turn-Bereine beizntreten. Nicht minder aber bitten wir die ', geehrten Estern, Lehrherren und Herren Lehrer, ihren Söhnen und Pfleg linge» den Eintritt in den Turn-Verein zur Pflicht zu machen. ' Auch den älteren Personen, welche infolge häuslicher, oder gewerblicher ' Verhältnisse, oder sonstiger Umstände halber in ihrer Jugend nicht in der,;:- Lage waren, sür die Ausbildung ihres Körpers Sorge zu tragen, bezl. einem Turn-Verein anzugehören, ist der Turn-Verein jederzeit bereit, im Turnen Unterricht zu ertheilen. Diesen älteren Leuten würde nicht nur ganz be- o sondere Aufmerksamkeit von Seiten der Borturnerschast zu Theil werden, -- sondern der Verein erklärt sich auch bereit, denselben bei genügender Theil- , nähme am Turnen besondere Abtheilungen, „Männerriegen" einzurichten. Wir hoffen, daß diese Zeilen Veranlassung zu recht zahlreichem Beitritt - zu dem Tnrn-Vereine geben werden, damit das Turnen endlich und wahr- y- haftig auch qy unserem Orte zur allgemeinen BolkSsache, zur Grundlage einer gesunden Volksentwickelung werde. ' - Beitrittserklärungen werden jederzeit von einem unserer Vorstands mitglieder, bezl. an de» Dienstags und Freitags im Gasthause zu ,,, Neu gab lenz stattfindenden Turnabenden entgegen genommen, auch wird . bereitwilligst jedwede Auskunft ertheilt- Gablenz, im Mai 1888. : Mit turnerischem Gruße Der Turn-Verein. Marktpreise vom 6. Juni 1889. Weizen russische Sorten 9 Mark 50 Pfg. bis 10 Mark — Pfg. pro 50 Kilo Gern möcht' ich einer von den Euren werden, (Volk lacht. Tetzel i» Erregung.) Mich taufen lassen, möchte heute wenden Dem Gotte Israels den Rücken zu. (Tetzel beruhigt sich.) Ich war zu Rom, Hab' Alles dort gesehn, Den heil gen Vater, all' die Kardinale, Die große Pracht, und wie sie's haben gut I» ihren Tagen, wie sich's unterm Kreuze Auch lebe» läßt. Drum komm ich her zu euch, Seh' das Geschäft, das gute, das ihr macht, Wies Geld, das blanke, rollt euch in den Schoßt Da dacht' ich: Gott gerechter, ist der Gott Der Christen doch ein guter Gott! er drückt Nicht eins, drückt beide Augen zu; er läßt Die Leute schinden, läßt sie quälen, sie Betrügen — Tetzel. ^ . Schweig, vermaledeiter Jude! Ihr habt S gehört, er lästert euren Gott, Ei» zweiter Hannas, zweiter AhasveruS! Schlagt ihn zu Boden! — Keiner regt die Hand? Ist sie nur stark zur Frevelthat, doch träge Wemi's etwas Gutes gilt? (Zu seinen Begleitern ) Ergreift denn ihr Den gottlos Frechen! (Sie nähern sich dem Juden-) Volk. Jud', wir schützen dich! Eoban Hesse (vortretend). Daß keiner an dem Juden sich vergreift! Tetzel (in steigendem Zorne). Was muß ich sehn? es malt sich Hohn unv Spott Aus den Gesichtern! (Greift nach dem Kreuze) Nieder auf die Knieei Kraft meines Amtes als bestallter — Stimme aus dem Volke. Geldschneider in den deutschen Landen! ^Gelächter.) DaS Volk hört nicht auf ihn zu verhöhnen, und eS kommt zu einem Tumult. Die Szene schließt: Erster Bursche (zum zweiten Mädchen): Nun, Gretel, bist Du sündenrei»? Zweites Mädchen (lachend): Da steht's auf meinem Ablaßschei». Erster Bursche (ihr den Zettel nehmend und in die Luft werfend): Da slatt're hin, du leichte Waare! Es schaukelt Wind im Winde sich. Zweiter Bursche: Wer hätte das gewagt vor einem Jahre l Wir hielten's noch für lästerlich. poln. weiß u. bunt— sächs. gelb u. weiß 9-25 amerikanischer — « — Roggen preußischer 6 » 80 sächsischer 6 - 30 fremder 6-65 Braugerste 7-25 uttergerste 6 « — afer, sächsischer 7 . — rbsen, Koch- 8 - — Erbsen, Mahl- u. Futter- 6-50 Heu . 3 « — Stroh 3 - — Kartoffeln 3-30 Butter 1-80 9 70 60 Erster Bursche: Ja, wies so geht! Ich sag's und bleib' dabei: Es macht der Augustinermönch uns frei! AuS dem zweiten Bilde wurde die erste Szene, in welcher Kurfürst Friedrich der Weise, sein Kanzler und der Hofprediger-'' Spalatin über Luther und den Papst diskutiren, gestrichen; dann im Verlauf des Bildes einige Stellen aus den Reden Luthers, so z. B.: . Weil er dem Heil'gen Gottes hat gelogen, Weil Christuni er verschmäht und schmähet, soll Des Papstes Bannstrahl selber sich verzehren! - AuS der Zeile: „Was an papistischem Geschreibsel sonst" wurde das Wort „papistischem" entfernt. Aus dem dritten Bild (WormS) sind die folgenden Stellen aus der Bertheidigungsrede Luthers gestrichen: Wie Schuppen fiel's mir plötzlich von den Augen: DaS Papstth'-.m ist die Quelle alles Frevels. Der Papst (,at sich mit göttlicher Gewalt ' Umlagen, um zur Wahrheit jede Lüge Zu stempeln, wenn sie neue Macht ihm leiht. Vornehmlich hier — auf diesem, unsrem Volke, Der hochberühmten deutschen Nation, Hier lastet seine Tyrannei am schwersten. , Und geben wir, so spottet man »och frech >. Der dummen Deutschen. Und ich sollte das, ' Was wider diesen Diebstahl ich geschrieben, 'Ich sollt' es widerrufen? , Die letzten beiden Bilder hatten am wenigsten unter dem Roth- stift des Censors zu leiden, doch wurden auch hier mehrere Stellen getilgt. So aus dem letzten Auftritt des letzten Bildes Luthers Worte: ^ Von Papst und Kaiser wendet kühn und stark . . > Der Hohenzollern edles Blut sich ab. Das. sind die hauptsächlichsten Streichungen, welche in dem Trümpelmann'schen Schauspiel vorgenommen wurden. ' '' Der Zweck der Lutherdramen ist zunächst, die kirchliche,t Miß- ' stände zu schildern, welche Luther veranlaßt«, öffentlich dagegen zn protestiren. Von katholischer Seite wird die Reformation vielfach als Revolution geschmäht und da sollte man doch meinen, daß e» Recht und Pflicht der Protestanten sei, dem deutschen Volke die kirch- ^ lichen Justitutionen der damaligen Zeit zu zeigen, damit Jedermann d« L.-,-— .— »sitz heiligen Zorn pysux- Reformators hb^Hix hurschendm UiWnde uM. ' den Segen, den er vurch die AbschaffungderscMt ttzkelte, vkgKisen lerstttz. Ob /nun dieser Zweck durch die Verstümmelung We- Werkes " das sich diese Aufgabe gestellt hat, erreicht wird, ist freilich sehr fra^ich^. sür den redactionellen Theil verantwortlich: Franz Götze in Lhemnt, für nicht erbetene Zusendungen ist die Verlags-Expedition nicht verbindUä