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Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188608113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860811
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860811
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-11
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.08.1886
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TLgNch« NxkH-üimgs"«« ,«« SSLstsch-l, ^»«»«-Anzeiger. Der Philosoph vo« Sanssouci. NovcV« vo« O. Otto. , . Nachdruck verbot«». Fortsetzung. ^ Al» Nanette allein war, erhirtt sie erst ihr« voll« Befinuung wieder, «nd eine nnnennbar« Seligkeit dnrchfluthete ihr« Brust. Ihr «var h«nt« rin Glück widerfahre», wi« st« r» in ihren kühnsten Dränmen sich nicht ««»gemalt halt«. Noch klang«« di« süßen Töne B« Flöt« in ihre« Ohr, noch fühlte st« b«n leisrn Druck der weichen Hand aus ihrer Schnurr. Still setzt, st« sich an da» offen« Fruste, «rck schaut« hinau» in den dämmernden A»«ud, bi« tief« Dunkelheit «es de, Erd« lagerte. Nanette sah r» nicht. Jh, Auge war ge- schloff««, «n, ihre S««l« lebt« fort in de« Gennß de« jüngst Gr- Übt«, deff« Erinnerung sie mit sanfte« Schwingen gefangen hielt. Da wnrde über ihr ei« Fenster geöffnet und durch di« laue still, -lacht zog« in langgelrag«» Tön« die melodischen Klänge einer -Ute zu ihr hin. E» war ein schmelzende» Adagio, da» all« Fiebern Ihre» H»nen» erbeben ließ; au» diesen Melodien sprach der Schmerz «ch die Sehnsucht einer arm« gedrückt« Menschenseel«; wer solche Däne de« Instrument entlocken konnte, mußte selbst die Qual« und «arte« «wpsundn, haben, welche in dies« Klängen erzitterte», Maßte selbst die Thränen kennen, welche an» ihn« weinte«. L» war die Flöte, die vorher in diese» Zimmer geklungen hatte. Und da sank Nanette aus ihr« Knie« uud flüstert«: „O laß «ich in diese« Augenblick perben, Gott im Himmel! Laß meine Seel« auf den Schwinge« dieser Töne in «in bessere» Jrnseit» schwebe«, damit ich schtg werde dort, wie ich heut« hie, war!' Am folgenden Morgen Wurde der General von Walling in da» Eabinet de» König» be- schied«. und dieser rief ihm heiter entgegen: „Ich Hab« ein« delikate Angelegenheit mit Ihm z« verhandeln, «rin lieber Walling. Er hat «ine aimable Richte, welch« auch ein« noble Tondnite besitzt, und da ist in mir der Wunsch entstanden, sie mit einem Osfirier meiner Suite, de« Hanplmann von Falva, zu verheirathen, welcher, wie ich gestern Bemerkt«, während unserer «nfikalischen Exerrltien da» Fräulein mit gar bewundernden Blick« adorirte. Er ist ein braver Mau» von chpimabler Familie, und die jungen Leute werden gewiß recht glücklich zusammen werd«. Da ich heut« noch hier bleibe, können wir auf Be« Abend gleich da» BerlobnngSsest feie«, und ich werde daun selbst Der Gesellschast da» Brautpaar präsentiren.' -' Der General dankte für di« große Gnade «nd empfahl sich, dir Seiniarn anfzusuche». welche er auch in dem kleine« traulichen Ge mach seiner Gattin fand. Mit bedrückt««, sorgenvolle» Anttitz trat « «in und erzählt«, wa» ihm eben der König witgetheilt hätte. Na- «ettr schrie heftig ans: »Da« ist nicht möglich, Onkel! Sag' r» nur ^HAich, D» wachst Dir ein« Scherz mit nn».' — «Nein, mein Kind', erwiderte er, von der Heftigkeit de» sonst so sansteu still« Mädchen» erschreckt, ,e» ist kein Scherz; der König hat im voll« Ernst gesprochen, und diesem dürfen wir nicht entgegenhandeln.' — „Onkel', rief Nanette leidenschaftlich, »der König kan« doch nicht Mer mein Herz und meine Hand wi« über seine Soldaten gebieten Wolle»! Da» wäre ja eine Gransamkeit ohne Gleiche«, der ich mich nimmermehr unterwerfen würde!' „Nanette', sprach nun Frau von Walling dazwischen, „liebe Nanette, beruhig« Dich doch! Ist e» denn ei» Unglück, mit einem jung« hübsch« Manne vermählt zu werde», der durch di« Gunst de» König» gewiß »iu« »kdenteud« LarriLre machen wird?' — „Ja, Haute,' erwiderte da» erregte Mädchen, „e» ist ei» große» Unglück, «il eine« uugekanntr«, «ngrliebteu Manne vermählt zu werd», «nd sch will diese» Unglück nicht auf meine jung« Schulter« laden.' — »E» ist aber de» König» Befehl', fuhr di« Tante fort; „wir können «»» demselben nicht entziehen, wenn wir e» auch ge« wollte«.' — „O, wäre ich bei meinen gut« Elte«, in meinem Lübeck geblieben!' »ief Ranette schluchzend an»; „dort giebt e» keine» König, der wie Wi« ein Le-pot di« heiligst« Rechte de» Herzen» mit Füßen tritt! - Der General, der iu schmerzliche» Schweig« versunken während Biese» Gespräch» an da» Fenster getreten war, wendete sich jetzt zu seiner Nicht« und sagt« mit weicher Stimm«: „Dein Vorwurf trifft rn>» hart, Nanette. Gott weiß e», daß wir stet» nur Dein Wohl Bu Sivn« hatten. Er wird «S auch jetzt zum Besten lenken, «m der Lieb« uud Gebete will«, die vir für Dich zu ihm empor send«. Geh« nnn in Dich und beruhige Dich ; gedenk« jene» Tage», al» Deine Eltern abreistm und i« Augenblicke der Trennung fl« dieselbe «icht zu fast« vermochte«. Schon wollte Dich Dein Vater iu de» Wag« tragen; i« Hinblick auf mich gebrochenen Mann kehrte er borrurr Oestrrreicher, seit einer Reih« von Jahre« zu d« Zierden der Berliner Hochschule gehörte. Wilhelm Scherer, gegenwärtig un streitig de« bedeutendst« Forscher anf dem Gebiete der deutsche« Sprachkunde «nd Litteraturgeschichte, ist am Freitag Abend in Berlin gestorbiu. Seinen Freunden und näher« Bekannte« wird die be- trübende Nachricht von diesem schwere« Verluste freilich nicht ganz unerwartet komm«. In Folge geistiger Anstrengung und lieber «beitung war Scherer schon seit geraumer Zeit schwer leidend und sein« Gesundheit so stark angegriffen, daß anf Genesung kaum mehr zu hoff« war. Er ist thatsüchlich al» ein Opfer seiner rastlosen Arbeit, dl« zwischen wiffenschastlichrr Forschung und schriftstellerischer Production getheilt war, in der Blüthe seine« Jahre gestorben. Wilhelm Scherer war am 26 April 1841 in Schönborn in Rieder- -österreich geboren worden, hatte also erst sein 4b. Lebensjahr voll endet; aber hinter ihm lag bereit» eine Fülle vissenschastlicher Erfolge «nd litterarischer Leistung«, die sonst gewöhnlich nur als da» Resultat «ine» lang« Lebenslaufe» zn verzeichnen find. Scherer hatte seine germanistischen Studien an der Wiener Universität unter Franz Pfeiffer vollendet, al» dessen ebenbürtiger Gegner er bald darauf in «iner wichtig« Frage der deutschen Litteratnrgeschichte (in jener «ach Be« Ursprung« de» Nibelungenliede») anstrat «l» junger Mau» von einigen zwanzig Jahre« gab er ferner im Vereine mit einem Veteranen der Germanistik, dem Berliner Professor Müllenhoff, die „Denkmäler der deutschen Poesie und Prosa an» dem acht« bis zwSlsten Jahrhundert" und die „Altdeutschen Sprachproben' heran». Seine viffeuschastliche Arbeitskraft uud Productivität war geradez« «in« erstaunliche, und al» Franz Pfeiffer im Jahre 1868 starb, war Scherer'» Bedentung eine so anerkannte, daß er znm Nachfolger seine» ehemaligen Lehrer» an der Wiener Universität ernannt wnrde. Wie wenige Prosefforen verstand e» Scherer auch, bei voller Wahrung der Wiffenschastlichr» Streng«, durch sein anregende», lebhafte» Wes« sich Bie herzlichsten Sympathien der Student« zn erwerbe». Seine Be- geisternng für deutsche» Volk«, »nd Sprachthnm, di« ihn zu einem Ber ersten deutschen Forscher gemacht, gab sich auch in seiner politisch, nationalen Gesinnung knnd. Ebenso energisch und entschiede« wie al» Gelehrter war er auch al» Politiker und betrachtete e» a'S eine seiner Hauptaufgaben al» Professor, durch sein« Vorträge in der akademischen Jugend nicht blo» d« wissenschaftlich«, sondern auch den national« Ginn zn wecken. Obwohl ei« Oesterreicher vo« Geburt, neigte er mit seinem Eharaeter doch «ehr de« norddeutsch« Wese« zu nnd «ab sein« Vorliebe für dasselbe anch stet» zu erkenn«. Nach Her. strllnng der staatlich« Einheit de« drntschen Volke», nach Errichtung Le» deutschen Reiche» war r» für Scherer der Wunsch nnd da» Ziel seine» Leben», seine wiffenschastliche Thätigkeit ««mittelbar auf den Bode» Dentschland, verpflanz« zu könne». Sr schied von Wien «nd Oesterreich ln «i«em Conflirte, der seine Stellung an der Wiener wieder um «nd legte Dich in meine Arme. Deine Elter« brachten mir damal» rin ungeheure» Opfer; sollte e» denu umsonst gewesen sein? Weigerst Du Dich jetzt, in de» König» Wunsch ewzugehen, so find meine Lebenstage gezählt; denn die Ungnade meine» Monarchen überleb« ich nicht.' Di, Züge de» alte» Manne» war« bei diesen Worten so eln- g«s««k«n, daß Nanette diese« Ausdruck de» Schmerze» nicht zu w verstehen vermochte; fi, schloß de, Onkel iu ihre Arme, preßte ihn au sich nnd hauchte kaum vernehmlich in sein Ohr: „Ich will Alle», wa» D« wünschest." Dann stürzt, fi« fort in ihr Zimmer nnd warf sich aus ihr Lager und wiederum durchkämst, in diesen Räum« ein arme» jung« Herz den «st» bittere« Schmerz de» Leben». Die weite« Säle de» Schloff«» waren am Abend diese» Tage» festlich erleuchtet; der hundrrtsältigr Strahl de» Kerzen brach sich in den großen vrnetianischeu Pfeil,rspiegA», di« auch manch« prüfend« Blick der vorüberschreitenden Dam« ausfing«, welche heut in glänzendster Parür« erschien« waren und ans den «mherstrheudeu Lopho» Platz nahmen. Die Herr« aber, in großer Uniform, mit Degen und Schärpe angethan, de« Hnt in der Hand haltend, standen, streng nach ihre« Rang, geordnet, in zwei lange« Reihen da, leise flüsternd sich unterhaltend, wa» diese so eilig arrangirtr Gesellschaft, bei de, man S«. Majestät erwartet», zu bedeute« habe. Nanette, in ein« Robe von schwere« weißen Atla», mit «ingewirkten hellblaue« Blume« gekleidet, der« lang«, spitze Echnebben-Taille und di« breiten Poschen ihr« schlank, Fignr noch mehr hervorhobeu, hatte gegen die Sitte der damaligen Zeit ihr schwarze» Haar ««gepudert ganz ein fach zurückgeschlagen, wodurch die hohe «armorblriche Stirn nnd di« Bläff« ihre» Gesicht» noch auffallender hervortrat. Sie saß ernst und wortlos neben der Generali«, welche fortwährend bemüht war, sie durch leise tröstende Worte zu ermnthigen. Da wnrdrn dt« Flügelthüreu geöffnet, die Damen standen rasch von ihren Sitzen auf uud herein trat König Friedrich, gefolgt von seine« Adjutanten und einem jungen, schönen Man« in HauptmannS- Uniform. I« sehr gnädiger Stimmung sprach der Monarch mit den Dame«, di« ihm durch Frau von Walling vorgestern wurden und richtete dazwischen öfter sein« Rede an die Generali«, welche er be- londer» anSznzeichneu schien. Ans einmal nahm er de« jungen Officier, welcher mit ihm eingetretrn war, an die Hand und sagte, daß er dir angenehme Pflicht übernommen habe, der Gesellschaft ein Brautpaar z« präsrntiren. „Hier," fuhr er endlich fort, „der Haupt- mann von Falva nnd die Nichte meine» würdigen General» von Wall!ng, Fränlein Nanette von Kühmru.' Er faßte nun anch Nanette» Hand; sie zuckte bei der Berührung schmerzlich zusammen, dann, rin leise» Ach! auSpvßend, sank sie ohn- mächtig zn den Füßen de» König» nieder. Dieser hob sein Haupt rasch empor, dann einen strengen, unwilligen Blick anf die Ohnmächtige werfend, sagte er halblaut: „die Närrin >' dreht« sich «« «nd verließ, ohne noch ei« Wort oder einen Gruß der Versammlung zn schenken, den Saal — Woche« ginge« vecküber, in denen Nanette, mit einem hitzigen Fieber kämpfend, ihre vmgebnng gar «icht erkannte und diese täglich für ihr Leben zittern ließ. Doch die Jugrndkrast siegt,; «ach und nach kehrte ihr die Besinnung und dann auch der LebenSmuth wieder. Sie durste bald da» Bett verlasse«, und indem sie sich in eine« Sessel in'» Frei« trage« ließ und begierig dir linde Septrmberlust «inathmet«, erstarkte sie sichtlich vo« Tag zu Tag«. Der General von Walling und seine Gattin hatten mit wahrhafter Elterntrrue an Nanette» Krankenlager gewacht, und diese war dafür so kindlich dank- bar und gerührt, daß da» innige Verhältniß zwischen diesen dre Personen wieder ebenso hrrgestellt war, wie vor de» unglücklichen Katastrophe bei der Anwesenheit de» König», deren man übrigen» nie mit eine« Worte gedachte. Al» nun Nanette, ganz genesen, da» erste Mal wieder bei der Mittagstafel erscheinen sollte, sagte der Onkel vorher zn ihr: „Ich muß Dich anch damit bekannt mache«, daß Du heute weine« neuen Adjutanten, den Hauptmann von Falva, bei Tische antreffen wirst — Eine Rosengluth legt« sich bei Nennung diese» Namen» anf Nanette» bleiche Wangen; bann antwortete fi« aber in gleichgültigem Ton«: „Also Herr vo» Falva ist Dein Adjutant, lieber Onkel? V a» wnßt« ich «icht; ich habe ihn aber in den lrtzlvergavgenen Tagen öfter» an meinem Fenster vorübergehu sehn, weßhalb mir sei» Hiersein nicht unbekannt ist ' Mau ging in den Sprisrsaal, uud hier, in Anwesenheit vieler Personen, sahen sich die aus de» König» Befehl Verlobten zuerst Universität unhaltbar machte. Die Begeisterung, mit der er sich im Winter von 1870 aus 1871 in seinen Lollegien über di« Erfolge der dentsche« Waffen und über die politische und nationale Wieder gebürt de» deutschen Volke» a«»sprach, wurde unter de« damaligen slavisch-föderalistische« Ministersm übel vermerkt «nd Scherer sogar mit einer amtliche» Maßregelung bedroht. Er kam aber derselben zuvor, indem er die Berufung al» Professor der dentsche« Sprach forschnng au die neuerrichtet« Straßburger Universität onnahm nnd zum großen Leidwesen seiner zahlreichen Freunde nnd Schüler im Jahre 1872 Wien verließ. In Straßburg verblieb Scherer fünf Jahre, woranf er i« Jahr, 1877 «ach Berlin bernseu wnrde. Die Zahl seiner Pnblicatiouru ist ein« außerordentlich große. Scherer'» Bedeutung beruht darin, daß er die eigentliche Sprachforschung mit der kritischen Behandlung «nd Darstellung der dentsche« Littrrator geschichte verband, daß er sämwtliche Epoche« derstlben mit gleicher Meisterschaft beherrscht« und sein« Behandlung der Litteratnrgeschichte zn reiner nwsaflenden Darstellung der Geschichte de» gesammten geistigen Leben» der Ratio« erweiterte. Do» Resultat dieser ebenso charffinnigen wi« gründlichen Forschuugrarbeit ist die „Deutsche Litteratnrgeschichte". Vu- ötunft und Leben. — Ernst v. Wildendruch hat, wir Berliner Blätter melden, ei« neue» Drama vollendet, da» in Italien spielt. Anregung und Stimmnug zu dem Werke empfing brr Dichter anf seiner vorjährigen italienische« Reise. — Es« großartige» Werk, im Lergleich mit dem der pauamakoual oder dos »ordafrikanische Binnenmeer, da» in den Köpfen ranzöfischer Ingenieure spukt, Kinderspiel sein würden, ist von dem Amerikaner John Goodridge.jun. kürzlich zur Ausführung empfohlen worden. Wir entnehmen darüber dem „Aurlaud": „Bekanntlich besitzt der «ordamrrikanische Küstenstrich gegen da» Atlantische Meer zu «in bedeutend kältere» Klima al» der europäisch«. So hat New N°*k, obgleich unter dem nämlichen Breitengrade wi« Madrid nnd der griechische Archipel liegend, kaum ein« ebenso hohe jährliche mittler« Temperatur wie London, und die Halbinftl Labrador, deren Meer de« größten Theil de» Jahre» mit Ei» belegt ist, liegt unter dem nämlichen Breitengrad wie England nnd die Sh»tlaud»-Jnsrln. Di« Ursache diese» bedrntendrn Unterschiede» iu de« klimatischen Verhält nisse» liegt bekanntlich in den Meeresströmungen. Nachdem der warm« Golfstrom die Halbinsel Florida pasfirt hat, entfernt er sich immer weiter von der amerikanischen Küste »nd fließt an den britischen Insel« und an Norwegen vorüber in nordöstlicher Richtung, während der kalte Polarstrom, an» der Daviilpraße kommend nnd durch den kalten Strom der Hndsouitbai vergrößert, die Küste vrn Labrador ent- wieder. Der Hauptmann begrüßte Nanette artig, aber fremd, erkundigt« sich nach ihrem Befioden und wandt« sich dann bald einer Htrreugrnppr zn. in deren Mitte er auch an de» Lasel Platz nah». An den folgende. Tagen jedoch zog ihn der General, wie er e» stet» bei seine« Adjutanten gethau, anch in seine» Famllieukrei», «nd nach kurzer Zeit verging fast kein Abend, den Nanette nicht bei ihre» Pflegeelteru in Karl vo« Falva » Gesellschast zugebracht hätte. Di« Erzählungen de» junge» Manne» trugen viel dazu bei. den häu»licht» Zirkel de» General» angenehm z« beleben. Da er di« beiden schlesische» Kriege mitgemacht und in Berlin viel bei Hof« gelebt hatte, fehlt» «» ihm nie an Stoff, der vuterhaltuug »iu« interessante Wendung p, geben, «nd er wnßte mit so vieler Gewandtheit di« damaligen Zupänb« «nd Personen zu schildern und seine Zuhörer dadurch z« fesseln, Lech man sich oft erst nach Mitternacht trennt«. Bo« de« General einst «ach seinen Elter» nnd Verhältnisse« befragt, «zählt, er. daß sei« Later Franzose von Geburt sei «G an» einem allen gräfliche« Geschlecht stamm», welch»» sich zur Pr» testantische, Religion bekannt nnd schon di« besonder, Gnnst Heiw- rich» IV. genossen habe. „Rach der Aushebung de» Edict» vmr Naote» durch Ludwig XIV. im Jahre 1684', fnh, er in erzählend«« Tone fort, „wodurch alle in Frankreich lebenden Protestanten ihr«, früheren Rechte beraubt wurden und so grausame« Verfolgungen am»« gesetzt waren, daß sie Frankreich verlassen «nßten, sah sich anch «rin Großvater gezwungen, seine Heimath aufzugrbeu «nd in «ine« fremde» Lande sich anznfiedeln. Er verkauft« sein« großen Besitzung«» fr aut al» möglich «nd ging mit seinem einzigen noch sehr jnnge» Sohne «ach Holland, wo er sich in Haag niederließ. Doch konnte er die Trennung von seinem schönen Frankreich nicht verschmerz«», die holländisch« Last lag drückend und schwer auf ihm ; sein Geist erlosch, sein Körper verfiel, «nd noch war nicht «in Jahr verflösse», seitdem er von der französische« Grenz« Abschied genommen hatt^ als man seinen Sarg in die fremde Erd« senkte. Mein Vater wurd» unter der besoudereu Fürsorge de» Erbstatthalter» erzogen «nd trat^ al» er erwachsen war, al» Offizier in holländische Dienste. Da sek» Regiment in Haag stand, wohnte er stet» den Feste« bei, welch« n» Hofe der Erbstatthalteri«, einer Tochter König» Jaeob II. von England, mit wahrhaft königlichem Glanz« gefeiert wurden. Bald fühlte -ch auch sein Herz in diesen Zirkeln gefesselt, indem eine jung» Hofdame der Erbstatthalterin die ganze Neigung meine» Vater« gewann. Dieser Verbindung standen kein« Hindernifs« entgegen; da» jugendliche Paar verhrirathete sich nnd verlebt« in Haag einig« höchst glückliche Jahren Da jedoch Wilhelm von Orauie« uud seine Semahltn Maria anf da» «nglischen Theo» berufen worden waren, brach «in Krieg zwischen England «nd Frankreich an», an dem sich die Niederländer, mit den Engländern verbunden, betheiligen mußten. Mein Vater wäre als» in dt« traurige Nothwendigkelt versetzt worden, gegen sein BaterlanL zu kämpfen, da» er zwar als Knabe verlassen, di« Erinnerung a» dasselbe aber wie «iu Heiligthum in seinem Herzen geborgen hall». Er nahm also seinen Abschied nnd ging mit seiner Gattin nach Preußen, wo er von dem König Friedrich I. sehr gnädig ausgenommen, wurde und eine Anstellung im Preußischen Heere erhielt. Mein« Elter« hätte« nun ruhig und zufrieden leben können, doch der Verlust mehrerer Kinder trübte ihr Glück, indem von fünf Söhnen, di« ihnen der Himmel geschenkt, die drei ältesten ihnen wieder genommen wnwen. Nur «ei« Bruder Friedrich uud ich blieben ihnen erhalten, und «ei» Vater, in seine« Atter noch sehr rüstig, ist gegenwärtig Oberst nvB Kommandant der Festung Glatz.' So hatte nnn Nanette täglich Gelegenheit, Karl vo» Falva^ näher kennen und dadurch schätzen «nd achten zu lerne«; ihre Ben- nunst sagt« ihr, daß sein rhrenhaster, biederer Charakter, sei« vor treffliche» Herz nnd sein häusliche» Sinn ganz dazu geschaffen wären» eine Fra» dauernd zu beglücke«. Sein Benehme« gegen fi, wa, f» zart und anfmerksa«, daß fi« stet» seine Neigung herau»sühlte; doch gab er dieser nie Worte, und Nanette empfand Wohl, daß sein Stotz durch die Art und Weise verletzt worden war, wie fi« damals sckm Werbung durch de» König anfgrnomme« hatte. Al» fi« nnn einmal wird»» de» Abend» an dem Theetisch der Tante saßen, stand Nanette anf nnd sagte: „Ich bin Ihnen, Herr vo» Falva, noch eine Antwmck auf di« Frage schuldig, di« Sie vor einem halben Jahr« durch de» Mund Seiner Majestät an mich richteten «nd bi« durch Veranlassung meiner unglücklichen Krankheit nubeautwortet blieb. Sie begehrte» dawal» meine arme Hand; hat dieselbe jetzt noch Werth für Sie; so nehmen Sie die Versicherung, daß ich sie gern in dir Ihrige zruer Bunde für da» Leben lege.' Fortsetzung solgt- lang verläuft nnd durch die Straße bei Belle-J-le zwilchen de« Fest- laude «nd der Insel Nen-Funtlaud in die St. Lorenz Bucht tritt. Bon dort fließt der kalt« Strom «ach dem Süden, die Ostküste d« Bereinigten Staaten entlang, welch, er vom Golfstrom abschlirßt. Ingenieur Goodridge'» Plan geht nun dahin, dem Polarstrom ei«, ander« Richtung zu gebe» uud damit die klimatischen Vrrhäliuiffe total umznwaudrln. Die» will er mittel» Absperrung d»r Straße bei Bella- Jsle durch einen riesigen Damm erreichen. Gelingt dir» Werk, s» muß der Polarstrom außerhalb Neu Fnndland» passiren, auf seine» Wege vo» dort «ach Süden mit dem Golfstrom Zusammenstößen^ «vier tiefen nnterfinken «nd ihn zu« Theil in eine andere Nicht»», drängen. Ingenieur Goodridge hat die Straße von Belle-J-lr gen» durchforscht und die Kosten der Ausführung de» Werke» berechnt. Die Breite der Straße beträgt 17 Kilometer, die durchschnittliche Tiefe 50 Meter. Al» AbdämmnngSmaterial gedenkt er da» Gesteftr zu verwenden, welche» auf beide« Seiten der hohen Kippenreich«» Küsten reichlich vorhanden ist. Di« Kosten find ans 40 Mill. LoL veranschlagt. E» ist jedoch die Frag«, ob nicht England und Norweger« und vielleicht noch einige andere europäische Staate« wider diese» Werk Einsprache erheben dürsten, denn sollten sich di« Amerika»»» onf diese Weise ein milden» Klima zn schaffe» vermögen, so wird e» dagegen wahrscheirl ch an de« europäische« Küsten kälter werde», weil der Golistrow bei seine« Zusammenstoß mit dem Polarfirom eine andere Richtung bekomme« wird. Der größte Theil seiner Masse wird an der rückläufigen Bewegung theilnchme» ' Vielleicht bricht, wenn der tolle Plan zur Ausführung käme, di« Ei-zeit Wirde» ib»r Europa herein, ein Gedanke, de« uachznhänge« bei 25 Grab Wärme nicht ohne Reiz ist, dessen Berwirllichnug aber doch ihr Miß liche» hat und nur unser« Geologe« besrirdigr« würde» die dan» endlich über Ursachen und Wirkungen der Eiszeit iu» Klare komme« könnte«. — DieFr enndin. I» de« Kreisen de» Warschauer Hochadell» macht, wie mau dem „Neuen Wiener Abdbl." schreibt, folgender Bo»- all peinlicher Aufsehen: Zu einem Juwelier kam dieser Tage ein» vornehm« junge Dame und bot ihm «ine kostbar« Brillanten-Garnitur zum Kaufe au. Der Juwelier erinnerte sich, daß er diese» Schmuck, der «inen Werth von 20,000 Franc» »epräsentirt, vor etwa eine» Jahre vo» der Gräfin N. znr Rrnovlmng der Fayvn erhalte» hatte nnd wiewohl die elegant« Dam«, die ihm den Schmuck zn» Verkaufe anbot, nicht den mindesten» Verdacht erweckt«, beschloß er doch, sich Gewißheit zu verschaffen. Er lud die Verkäuferin ei«, Platz zu nehme» nnd schickte inzwischen zur Gräfin N. hi«. Rach wenigen Minute» erschien Graf N. im Magazin de» Jnwelier» und nnn stellte e» sich >erau», daß di« jnnge Dame, eine intime Freundin uud Stande»- ltnosfiu der Gräfin N-, bei eine« Besuche, den sie dieser gemacht >eu Schmuck gestohlen habe. Trotz de, Bitten der jungen Aristo- krati» hat Gras N. di« Angrlegeuheit den Gerichten übergeben. Für den redactlonrllen Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz. — Druck und Verlag von Alexander Wiede in Chemnitz.
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